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Nr. 232.- 31. Jahrg.

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Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Mittwoch, den 26. August 1914.

Deutsche Verwaltung in Belgien .

Die deutschen Verwaltungs­

tun. Wir wollen nur hoffen, daß diese Anerkennung auch für fünftige Friedenszeiten vorhält. In der Vergangenheit blieb in dieser Hinsicht manches zu wünschen übrig.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1984.

Abrechnung mit Rußland .

Ein Vermächtnis unserer Vorkämpfer.

"

Von Ed. Bernstein.

Die Deutschen werden hoffentlich nie vergeffen, daß Rußland sich unterfing, ihnen verbieten zu wollen, einem angegriffenen deutschen Staate zu Hilfe zu tommen." Fr. Engels, 1860.

I.

Der Krieg, der gegenwärtig in Europa wütet, ist un­bestreitbar in erster Reihe Rußlands Krieg. Die Regierung des Zaren ist freilich nicht die allein Sajuldige. Aber wer sein Urteil nicht durch diplomatische Winkelzüge beeinflussen läßt, sondern den Tatsachen nachgeht, die diesen un­geheuren Brand entsacht haben, der wird mit Notwendigkeit darauf gestoßen, daß, soviel der Schuld immer sich auf die der Kreise in Petersburg und Moskau nicht die geringste ist. am Kriege beteiligten anderen Mächte verteilt, die Schuld Wessen Politik ist es seit Jahrzehnten gewesen, die Revanche- Jdee in Frankreich nicht einschlafen zu lassen? Rußlands . Die Franzosen wissen es längst, daß sie allein mit Deutschland nicht fertig werden würden, und immer linien nach Frankreich . Die eine führt durch das herrliche und stärker hatte im französischen Volk das Bestreben Wurzel gefaßt, der auf die Revanche gerichteten Politik mit ihren un geheueren Ansprüchen an die wirtschaftlichen Kräfte der Nation

behörden in Belgien . Auf ihrem Vordringen von Lüttich trafen die deutschen Heereskolonnen im Maastale zunächst auf das Fort von Berlin , 25. August. ( W. T. B.) Mit uy, dessen Befestigungswerke zum Teil in den Felsen ein­der Verwaltung der okkupierten Teile des gehauen wurden. Huy ſelbſt iſt ein Industriestädtchen von etwa 20 000 Einwohnern. Sein Proletariat zeichnet sich durch Königreichs Belgien ist von Seiner Majestät seine tiefe sozialistische Ueberzeugung aus. Beim General­dem Kaiser unter Ernennung zum General - streit von 1913 streikten daselbst sämtliche Arbeiter bis auf gouverneur der Generalfeldmar- einige 30. Die Stadt Namur ist ein kleinbürgerliches, recht kleri­schall Freiherr von der Golh beauf- fales Städtchen von etwa 40 000 Einwohnern. Es war von fragt worden. Die Zivilverwaltung ist ieber in allen Kriegen im Westen Europas von Bedeutung, hat unzählige Belagerungen durchgemacht, ist oft zerstört und dem zum Verwaltungschef ernannten Regie- immer wieder aufgebaut worden. rungspräsidenten von Sandt in Von Namur aus führen zwei Straßen und Eisenbahn­Aachen übertragen worden, dem für die Dauer romantische Maastal. Das Tal ist hier ziemlich eng und von seiner Tätigkeit das Prädikat Exzellenz bei- bewaldeten Bergen eingeschlossen. Es ist eine Durchgangs. gelegt ist. Dem Verwaltungschef sind bei­gegeben: der Oberregierungsrat von Wussow aus Kassel , Landrat Dr. Kaufmann aus Eus- St. Denis kirchen, Justizrat Trimborn, Mitglied des Reichstags, qus Köln , der bisherige Konsul in Brüssel Legationsrat Kempff sowie der Bürgermeister von Loebell aus Oranien­ burg . Die Berufung weiterer Beamter, ins­besondere von Technikern der Berg­und Bauverwaltung, ist in Aussicht ge­

nommen.

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Der Generalgouverneur Generalfeldmar- riffou schall Freiherr von der Goltz hat sich zur Ueber­nahme seiner neuen Tätigkeit bereits nach Bel­ gien begeben.

Die belgische Presse in deutscher Sprache.

Berlin , 25. August. ( W. T. B.) Die gesamte Presse Belgiens , mit Ausnahme der von Antwerpen , erscheint in deutscher Sprache.

Malonne

daizeret

ein Ende zu machen. Ohne die von russischer Seite den Franzosen immer wieder ausgeworfenen Köder würde dieses Bestreben, das haben gerade die letzten Jahre gezeigt, die Oberhand in Frankreich erhalten haben. Aber bis in die legten Tage haben jedesmal, wenn sich im französischen Volk ein

merkbares Abflauen der Revancheströmung zeigte, russische Besuche oder Einladungen dafür gesorgt, sie neu zu beleben. Daß dem herausfordernden Auftreten Ruß Lands in der ferbischen Angelegenheit der Empfang des Herrn Poincaré in Petersburg unmittelbar vorausging, ist bezeichnend für eine Politit, deren Praxis viel weiter zurückgeht, als den meisten bekannt ist.

In der Thronrede, mit der Wilhelm II. am 4. August dieses Jahres die kurze Kriegstagung des Deutschen Reichs­tages eröffnete, heißt es hinsichtlich Rußlands : Mit auf­richtigem Leid sah Ich eine von Deutschland treu bewahrie Freundschaft zerbrechen." Das war feine bloße Redensart. Es ist in der Tat ein beharrlich festgehaltener Grundsak der preußischen und dann reichsdeutschen Politik gewesen, mit Rußland Freundschaft zu halten. Die Sozialdemokratie darf ihr dies Zeugnis ausstellen, denn sie, wie ihre Vorkämpfer, haben oft Gelegenheit genommen, die Leiter der preußischen und deutschen Politik wegen der Dienste, die sie um jener Freund­schaft willen dem Zarentum und seinen Helfern erwiesen haben, auf das schärfste anzugreifen. Die Sozialdemokratie hat es ihnen zum bittersten Vorwurf gemacht, daß sie immer wieder dazu beigetragen haben, die Machtstellung des Zarentums in Rußland und die Machtstellung des zarischen Rußland in der Welt zu befestigen, wo doch dieses lettere unzählige Male den Beweis geliefert hat, daß seine Freundſchaft für Deutsch­ land nicht weiter reicht, als dieſes ihm zu Willen iſt, dient. In Givet erreichen Bahn und Straße französischen Deutschland nach Möglichkeit in gefährdeter Lage zu er sonst aber seiner traditionellen Politik den Plak räumt, Boden und von hier aus können deutsche Truppen über Charle- halten und mit den Widersachern Deutschlands gemeinsame ville und Sedan in den Rücken der französischen Verteidi- Sache zu machen.. gungslinie Verdun- Toul- Belfort gelangen oder über Zaon Es ist ein langes Kapitel, die Geschichte der Machen

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Der deutscherseits eingesetzte straße und erlaubt keine Truppenentwickelung. Am rechten Gouverneur hat das weitere veranlaßt. Es ist anzunehmen, Ufer der Maas liegt das malerische Dinant , dessen Zitadelle daß die französische Sprache neben der deutschen beibehalten zurzeit in Privatbesig ist, also nicht mehr friegerischen Zweden

wird.

Namur in deutschen Händen. Berlin , 25. Auguft.( W. T. B.) Von der Festung Namur sind fünf Forts und die Stadt in unserm Besitz. Vier Forts werden noch beschossen, ihr Fall scheint in Kürze bevor­zuffehen.

Der Generalquartiermeister von Stein.

Meiningen , 25. Auguft.( W. T. B.) Das Hofmarschallamt teilt mit: Prinz Friedrich, Bruder des Herzogs von Sachsen- Meiningen und Vater der Großherzogin von Sachsen, ist am 23. d. M. vor Namur durch einen Granatschuß getötet worden.

und St. Quentin nach Paris vorrüden. schaften des zarischen Rußland gegen die Erstarkung und Die andere Straße führt durch das Tal der Sambre über Sicherheit Deutschlands , und läßt sich in ein paar Zeitungs­

Charleroi auf das französische Cambrai . Die deutſchen Truppen können über Amiens auf Rouen und Le Havre vor­dringen; Paris von Norden her bedrohen und durch die Be­segung der französischen Küste von Dünkirchen über Calais bis Le Havre Frankreich die direkteste Verbindung mit Eng­land abschneiden.

artikeln nicht erschöpfen. Aber es muß wenigstens in seinen Hauptzügen dem deutschen Volt vor Augen geführt werden. Dem deutschen Volt und zugleich auch den Sozialisten und aufrichtigen Demokraten des Auslands. Den Nichtdeutschen, feiten der österreichischen und deutschen Diplomatie von die sich vielfach durch geschickte Ausnutzung von Ungeschicklich­seiten der Soldschreiber Rußlands über die wahren Zu­Der Fall der Befestigungen von Lüttich und Namur sammenhänge des Konflikts haben täuschen Lassen, öffnet dem deutschen Heere ganz Belgien mit Ausnahme der um ihnen flar zu machen, was dieser Konflikt Provinz Antwerpen . Antwerpen selbst ist die stärkste weltgeschichtlich zu bedeuten hat. Dem deutschen Volte aber, und wohlausgebauteste Festung Belgiens . Hierhin hat sich jetzt damit es begreife, welche Abrechnung es mit Rußland zu die belgische Regierung, der Hof usw. geflüchtet. Bon Brüssel halten hat und in welcher Richtung sie wird gehalten werden 45 Kilometer entfernt, liegt Antwerpen mit seinen etwa müssen, wenn die ungeheuren Opfer an Gut und Blut nicht 350 000 Einwohnern an der Schelde, die hier von den tief- schließlich umsonst gebracht sein sollen., gehendsten Ozeandampfern befahrbar ist. Freilich liegt die Scheldemündung auf holländischem Gebiete und ist durch holländische Forts gesperrt.

tratie, Karl Marr und Friedrich Engels , haben in verschiedenen Die großen Vorkämpfer der internationalen Sozialdemo Veröffentlichungen auf Grund ihrer tiefgreifenden geschichtlichen

Die Befestigung Namurs ist ähnlich der Lüttichs. Die eigentliche Stadt ist unbefestigt. In einem Umkreis von 45 Kilometer liegen 9 Forts; 6 Forts liegen auf dem linken, 3 auf dem rechten Ufer der Maas . Die Entfernung zwischen Studien die Politit des Zarenreiches gekennzeichnet. Was Stadt und Forts schwankt zwischen 4 und 8 Kilometer. Antwerpen ist von einem Aranz von vorgeschobenen sie darüber geschrieben haben, hat sich allen Gegenäußerungen Zwischen den Forts selbst liegen Zwischenräume von 3 bis Forts umgeben; außerdem verteidigt ein Hauptwall von un- entgegen immer wieder von neuem bestätigt und hat gerade 6. Kilometer. Diese Zwischenräume sind in Nannur sicher gefähr 13 Kilometer Länge die Stadt und den Scheldehafen. iegt eine so greifbare Bekräftigung erfahren, daß dies allein weit mehr durch eingebaute Batterien, Infanterieunterstände Es stellt somit den Hauptwaffenplatz von Belgien dar. Ant- schon nötigt, auf ihre Darlegungen zurückzugreifen. Ins­ujm. in Verteidigungszustand versetzt worden als in Lüttich , werpens Eroberung wird unzweifelhaft nur durch ein zahl- besondere der 1890 von Friedrich Engels in der Neuen Zeit" das von den Kriegsereignissen überrascht worden ist. reiches Belagerungsheer nadh längerer Belagerung vor sich beröffentlichte Aufsatz:" Die auswärtige Politik des russischen Zarentums" verdient es, heute beherzigt zu werden. Jedenfalls hatten die deutschen Truppen in Namur einen gehen können. Rußlands Zunächst einige Tatsachen aus früherer Zeit. jehr harten Widerstand zu überwinden. Sie können deshalb Politit mit Bezug auf Deutschland war, solange Desterreich der freudigen Anerkennung des ganzen Volkes sicher sein. dessen Vormacht bildete, vorzugsweise darauf gerichtet, das Nicht zuletzt sind es ja deutsche Arbeiter, die auf den Schlacht­lettere zu schwächen. Wir finden es daher in dieser Epoche feldern im Westen und Osten ihre harte und gefährliche Pflicht Streitfräfte bringen. wiederholt an der Seite von Preußen, Desterreichs deutschem

Deutschland kann jetzt durch Belgien seine gesamten Streitkräfte durch das Maas - und Sambretal auf dem direkte­sten Wege nach Frankreich und in den Rücken der französischen