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Nr. 233.- 31. Jahrg.
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Zelegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 1983.
Donnerstag, den 27. August 1914.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.
Neue Erfolge
Berlin , 26. August. ( W. T. B.) Bei Namur sind sämtliche Forts gefallen, ebenso ist Longwy nach tapferer Gegenwehr genommen.
Gegen den linken Flügel der Armee des deutschen Kronprinzen gingen aus Verdun und öftlich starke Kräfte vor, die zurückgeschlagen find.
Das Oberelsaß ist bis auf unbedeutende Abteilungen westlich Colmar von den Franzosen geräumt.
An der Ostgrenze.
wie 1870/71 gefchehen, die Generalſtabs- und Ordonnanaoffisiere Der Kriegsschauplatz im Süd
eines Armeeoberkommandos oder eines Generalfommandos zu Pferde die Verbindung mit den unterstellten bztv. benachbarten Truppenverbänden aufrechterhalten könnten. Hier tritt der Kraftwagen in Wirksamkeit, der die Kilometer im Fluge nur so frißt und es den leitenden Offizieren ermöglicht, in persönlicher Aussprache in kürzester Zeit Aufklärung über Ansichten und Absichten zu vermitteln, wozu sonst feitenlange schriftliche Berichte gehören würden, und der mündliche Weg hat noch den weiteren großen Vorteil, daß Zweifelsfragen und Meinungsverschiedenheiten sofort erledigt werden können.
Der Kriegsschauplatz in Russisch- Polen¹) ist schon deshalb von besonderer Bedeutung, weil, erst wenn dieses Gebiet von der russischen Armee geräumt wird, der Weg für weiter. ausschauende Operationen frei ist. Aber man darf nicht vergessen, daß Oesterreich nicht nur in Russisch- Polen mit dem Barenreiche grenzt, sondern auch weiter östlich in Wolynien und Podolien und schließlich auf einer kleinen Strecke in der Bukowina mit dem russischen Bessarabien . Staate, haben aber ruthenische Bevölkerung, und nur die Städte haben starken polnischen Einschlag. Bessarabien hat
Die beiden ersten Gebiete gehörten einst zum polnischen Großgrundbesizer gehören dem polnischen Adel an, und die
Wenn das Feuer nicht brennt, kann der Schornstein nicht rauchen, und wenn der Soldat nichts zu essen hat, kann er auf die Dauer nicht marschieren und nicht fechten. Deshalb ist die Sicher stellung der Verpflegung so wichtig, und es ist ein weiteres gutes Vorzeichen für unseren endlichen Erfolg, daß bisher auch in dieser Beziehung alles trefflich geklappt hat und feine Alage von der marschierenden Truppe gekommen ist. Generalstab und Intenbantur arbeiten wie eine gut eingespielte Kapelle nach den Binken des umsichtigen Generalstabschefs; es steckt eine Unmenge geistiger eine vorwiegend ruthenische, aber stark mit moldawanischen Arbeit in dem tadellosen Funktionieren dieser Maschine, deren Rumänen durchsetzte Bevölkerung, wozu noch außer den Juden glatter Gang durch die nach unseren Begriffen ziemlich schmalen viele Tataren und Griechen kommen. hiesigen Wege erschwert wird, die mit marschierenden Truppen, Wolynien und Podoljen) gehören der südrussiunitions, Proviant- und Bagagekolonnen angefüllt find. Daß schen Ebene an, deren Flußläufe dem Schwarzen Meere zutrozdem keine Stockungen und Reibungen vorkommen, das sollen uns unsere Feinde erst mal nachmachen. Bei den Ruffen liegt das Ver- streben. Po doljen hat in seinem östlichen Teile bereits pflegungswesen sehr im argen; Hunderte von russischen Deserteuren ausgesprochenen Steppencharakter. Im Süden wird es vom stellen sich, wie mir erzählt wurde, bei unseren Vorposten ein und Dnjestr gegen Bessarabien abgegrenzt und wird von vielen bitten flehentlich uni Nahrung, da die ihnen gelieferten Ronferben- Neinen Nebenflüssen durchzogen, die von Norden her in diesen büchsen nichts Genießbares, sondern Sand enthielten! Den Fluß fallen. Auch Wolynien hat zum Teil Steppencharaf Preis für den angeblichen Inhalt an Verpflegung haben die Herren ter, aber in seinem nördlichen Teil beginnen bereits die dann noch großspurig, sie sei erzbereit!...
Vom Einbruch der Russen in Ostpreußen . Borgesetzten in die Tasche geſtedt. Und dieſe Sippschaft erklärt Gümpfe Polviens, einem Gebiete, das in der Richtung
Unser Genosse Landtagsabgeordneter Hofer schreibt uns aus Königsberg vom 21. August, daß auch er sein Gut Pleinlaufen bei Stairsgirren fluchtartig habe verlassen müssen, er habe gerade sein nacktes Leben gerettet. Um ihn herum hätten die Granaten alles in Brand gesetzt. Die Ernte sei gerade glücklich beendet gewesen, aber nun existiert Pleinlaufen nicht mehr.
Vom österreichisch- ruischen Kriegsschauplah.
von Ost nach West vom Prißiet, einem Nebenfluß des. Dnjestr , durchquert wird. Es ist das eine Sumpfregion von ein paar hundert Kilometern Länge und beträchtlicher Breite.
Nur zum Teil besteht ostwärts des Bug eine natürliche Grenze zwischen den beiden Staaten. Sie wird nämlich von brutsch, einem Nebenflusse des Dniestr, ge. bildet, während weiterhin von der Stadt Podwolotichi
Südlich des Dniestr grenzt dann die österreichische Bukowina auf geringer Ausdehnung gegen Bess. arabien und noch weiter südlich schiebt sich die rumänische Moldau als breiter Keil zwischen Rußland und Desterreich.
Wie unserem Genossen wird es noch manchem Guts. Die Russen bei Krasnik völlig geschlagen. if a nordwestwärts pie Grenze fünſtlich ist. befizer und Bauern. ergangen sein. Hegen wir die feste Zu- Wien , 26. August. ( W. T. B.) Das Kriegsquartier bersicht, daß die Tage der russischen Invasion in Ostpreußen meldet amtlich: Die dreitägige Schlacht bei Krasnik endete gezählt sind. gestern mit einem völligen Sieg unserer Truppen. Die Russen wurden aus der ganzen etwa 70 Kilometer breiten Front geBeim Generalkommando eines mobilen worfen und haben fluchtartig den Rückzug gegen Lublin angetreten.
Armeekorps.
Vom österreichisch- montenegrinischen Kriegsschauplatz.
Podolien und Wolynien sind noch viel unwegsamer als Russisch- Polen. Die Bahnlinien sind spär lich, die Kunststraßen sehr schlecht, weil es an haltbaren Steinen fehlt. Im Herbst und Frühjahr sind die Wege für größere Truppenförper überhaupt nicht zu passieren.
An Festungen kommen auf russischer Seite in Betracht: strich vorgelagert sind. Dann kamieniek, Podolski ut am Styr und Rowro, die beide annähernd auf einer Entfernung von 150 Kilometern dem erwähnten Sumpfam Smotritsch im südlichen Podolien und Chatin auf der bessarabischen Seite des Dniestr. Das erste 20, das zweite 5 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.
Wien , 25. August. ( W. T. B.) Aus dem KriegspresseEinen für die Beurteilung der militärischen Organisation quartier wird amtlich gemeldet: Nach den letzten Nachrichten interessanten Beitrag bringt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" haben unsere Truppen in den Rämpfen um Krasnit nach dem Berichte eines Kriegsteilnehmers: das Generalfommando eines mobilen Armeekorps, das etwa 40 000 schüße und 7 bespannte Maschinengewehre erbeutet. Gefangen Ihr könnt Euch wohl kaum vorstellen, welche Arbeitsleistung über 3000 Gefangene gemacht und 3 Fahnen, 20 GeMann umfaßt, täglich zu volbringen hat. Die Leitung der Ge- genommene russische Offiziere, die den Feldzug gegen Japan schäfte hat der Chef des Stabes, im allgemeinen ein Oberst mitgemacht haben, sagten übereinstimmend aus, daß die Anleutnant oder Oberst, auf dessen Schultern die Verantwortung sohohl für die operativen wie für die Personal- und Verpflegungs- griffe unserer Streitkräfte viel stürmischer seien, als diejenigen angelegenheit ruht. Die Generalstabsoffiziere werden mit I be- der Japaner. Auf österreichischer Seite hat der größte Teil des Grenzzeichnet: la hat die Marsch- and Operationsangelegenheiten zu gebietes, das östliche Galizien , ebenfalls Steppencharakter, bearbeiten, Ib die Unterbringung, Sicherung der rüdwärtigen ähnlich wie Podoljen. Aber der gewaltige Unterschied Berbindungen, Verpflegung usw., Ic das Nachrichtenwesen( einist, daß dieses Land weit höher in der Kultur steht, das Eisenschließlich Fliegerabteilung, Telegraphie, Fernsprecher usw.); bahnnetz relativ engmaschiger ist und auch die Kunststraßen Id arbeitet mit la zusammen. Die Adjutantur wird mit II bein leidlichem Zustande sich befinden. Außerdem besteht der zeichnet: IIa ist der erste, Ilb der zweite, IIc der dritte Vorteil, daß weiter südlich die Ausläufer des KarpathenAdjutant beim Generalfommando. Als Sektion III wird das Oberkriegsgericht bezeichnet. Sektion IV zerfällt in drei Abgebirges sich hinziehen, so daß eine österreichische Armee, die teilungen: als IVa wird die Korpsintendantur, als IVb bas an der Grenze geschlagen würde, im Gebirge dem verfolgenKorpssanitätsamt, als IVC der Korpsstabsveterinär bezeichnet. den Feind leicht die Stirne bieten kann. Auch die Bukowina Dazu kommen: die Ordonnanzoffiziere( Hauptleute oder Oberist gebirgig. leutnants, meist frühere Kriegsakademiker), der VerpflegungsoffiEs scheint nicht wahrscheinlich, daß die russische Armee Bier( ein sehr wichtiger, aber ebenso schwieriger wie undankbarer Bosten), die Kommandeure der Feldgendarmerie, der Pioniere, der französische Detachement vor Stutari sei gleich den übrigen Detache- in diesen Gebieten ernsthafte Angriffe gegen Desterreich verDetache- fucht. Eine Armee, die von den Festungen Lukk und Munitoinstolonnen und der Trains mit ihren Adjutanten, die ments abgezogen und habe sich nach Montenegro begeben. Rowro aus etwa einen Vorstoß unternimmt, müßte ihrer Automobiloffiziere, der Kommandant des Korpshauptquartiers, der Die„ Reichspost" bemerkt hierzu: Wenn die Franzosen dort Sache schon sehr sicher sein. Wird sie geschlagen, dann droht für die Ordnung des Ganzen Sorge zu tragen und damit ein ge- vielleicht an der Seite der Montenegriner zu kämpfen sich ent- ihr die Gefahr in nördlicher Richtung zurückgedrängt und rüttelt Maß von Arbeit hat, der Kommandeur der Kavallerieſtabswache, der Feldpostmeister( eine sehr gesuchte Persönlichkeit, der schließen, wie das dentsche Detachement mit unseren Truppen bei in den Sümpfen Polje sjens ersäuft zu werden. aber bisher nur Sendungen in Empfang nimmt, doch leider noch Bardiste, so wäre die Entwicklung des deutsch - französischen Krieges Linie des brutsch zu forcieren, dürfte den Russen über-immer nichts an Briefen und Beitungen ausgeben darf) und der auf einem originellen neuen Kriegsschauplatz nicht ganz unmöglich. aus schwer fallen und ein Eindringen in die Bukowina erst Feldzahlmeister, in dessen Bureaus es wie in einem Taubenschlage augeht. Angesichts dessen ist es begreiflich, daß der Stab des Generalfommandos des mobilen Armeekorps 68 Offiziere, Sanitäts- und Veterinäroffiziere und obere Beamte, 77 Unteroffiziere, 179 Mann und 257 Pferde zählt, wovon auf den engeren Stab 14 Offiziere pp., 13 Unteroffiziere, 41 Mann und 51 Pferde
entfallen.
Das französische Skutari- Detachement in Montenegro.
Da der Feind uns nicht den Gefallen tut, nur am Tage zu marschieren und zu operieren, gibt es auch in der Nacht keine Ruhe, und während Ihr in Morpheus Armen ruht, haben die Herren des Berlin , 26. Auguft.( W. T. B.) Zu der von uns wieder engeren Stabes angestrengt zu tun, um die eingehenden Meldungen gegebenen Nachricht aus der Gazette de Hollande" vom 21. August, zu sichten und zu bearbeiten, oder sausen im Automobil zu benach wonach vier niederländische Fischerboote in den Grund gebohrt und barten Kommandobehörden. Wir haben uns oft genug über die zwei getapert sein sollten, teilt das holländische Generalkonsulat in " Benzinkutschen" geärgert, die die Luft mit Staub und Stant erfüllen, jetzt aber habe ich eingesehen, welche hohe Bedeutung das Hamburg dem„ Hamburger Fremdenblatt" mit, es handle sich nicht Auto für den großen Krieg hat. Bei den großen Frontaus- um holländische, sondern um deutsche Fischerlogger, die zum Teil behnungen der heutigen Massenheere ist es ganz undenkbar, daß, holländische, zum Teil deutsche Besatzung an Bord hatten.
Die
recht. Zwar hieß es, daß die Russen zuerst an der österreichi schen Grenze mobilisierten, aber gerade der Charakter dieses Grenzgebietes würde eine sehr umfangreiche Vorarbeit für eine Offensive erfordern, denn es gilt hier eben gewaltige Strecken zurückzulegen, um große Armeen zusammenzuziehen. Dabei stehen aber für einen Aufmarsch an diesem Teil der österreichischen Grenze nur drei weit voneinander entfernte Eisenbahnlinien zur Verfügung: von Row no über Dubno nach dem galizischen Brody, die Linie Kijew- Podwo I a tichy ska und in Bessarabien die Linie von Mogilem nach Nowolesiza im österreichiſch - rumänisch
1) Siehe„ Vorwärts" Nr. 220.
2) Wir geben die slawischen Namen in einer Schreibweise, bie dem deutschen Leser die Aussprache möglichst erleichtert.