st etlichen Macht unseres stelbenmütigen Heeres und' der uner- schütterliche Glaube an die Hilfe des lebendigen Gottes, der dem deutschen Volke in seiner gerechten Sache und Notwehr bisher so wunderbaren Beistand geleistet hat, werden niemanden in der Zuversicht auf baldige Befreiung des Vaterlandes von den Fein- den ringsum Wanken lassen. Ich wünsche aber, daß alles, was zur Linderung der augenblicklichen Not in Ostpreußen , sowohl der von der Scholle vertriebenen als auch der in ihrem Besitz und Erwerbe gestörten Bevölkerung geschehen kann, als ein Akt der Dankbarkeit des Vaterlandse sogleich in Angriff genommen wird. Ich beauftrage das Staatsministerium im Verein mit den Behörden des Staates, den provinziellen und städtischen Ver- bänden und den Hilfsvereinen auf den verschiedenen Gebieten der Fürsorge durchgreifende Maßnahmen zu treffen und Mir vom Geschehenen Meldung zu machen. Wilhelm K. vvm östlichen Kriegsschauplatz. iil. ...... den 25. Auguist 14. In langen Wagenrechen rollen Transporte von Gefangenen, Flüchtlingen und Verwundeten heran. Nur die Schwerverwunde- ten bleiben hier, die Leichtverwundeten werden weiterbefördert. Die Flüchtlinge müssen ihre Fahrt in der Richtung nach Berlin fortsetzen. Nach Küstrin bringt man gefangene russische Offiziere, die übrigen Gefangenen sonst irgendwohin. Für die Verpflegung der Ankommenden und Durchfahrenden ist im allgemeinen gut gesorgt, nur macht sich ein Mangel an Milch bemerkbar. Die Maul- und Klauenseuche gewinnt an Ausdehnung. In den Wartesälen und sonstigen Räumen des Bahnhofes lagern Frauen und kleine Kinder. Hier Mütter im dumpfen Hin- brüten mit Säuglingen auf dem Schoß, dort Knaben und Mädchen, auf dem Fußboden schlafend. Manche von diesen Familien sind seit drei Tagen unterwegs. Ihr Ziel ist ihnen unbekannt, ihre Zukunft unklar, dunkel. Von all den Mittern klagt auch nicht eine über die eigene Not, all ihre Sorgen gelten den Kindern.-- Ganz zeitig in der Frühe kam ein Transport Verwundeter an. Die Sanitätskolonne trat in Tätigkeit. Auf Tragbahren brachte man die Schwerverwundeten hinaus, vor dem Stations- yebäude nahmen die Automobile sie und auch die anderen Ver- wundcten aus, die nur Arm- oder leichte Kopfwunden und der- gleichen davongetragen haben. Nach ganz kurzer Zeit war von den Verwundeten keiner mehr zu sehen.— Ein Transport Gefangener hält nur kurze Zeit auf einem entfernteren Teil des Bahnhofes, und wenn die Wagen umrangiert sind, geht es weiter. — Nun fahren zwei endlos lange Züge ein. Der eine enthält Aibgeschobene, Frauen und Kinder von Militärpersonen, die bisher in Kasernen wohnten. Ihr Heim muh jetzt LazarettAwecken dienen. Die Flüchtlinge kommen von Königsberg— Berlin ist das ihnen angewiesene Reiseziel. Die Wagen des anderen Zuges dienen den ZiviWeamien, Arbeitern und deren Familien, die auf einer vor- geschobenen Grenzstation ausgehalten hatten, bis amSonntag Plötz- lich der Befehl kam, den Posten sofort preiszugeben. Die um- liegenden Ortschaften waren schon seit einigen Tagen geräumt. Trotz der Plötzlichkeit der Abreise vergaßen die Beamten nicht, die Akten der Eisenbahn und sonstiges Dienftmaterial mit in den schnell zusammengestellten Zug zu nehmen: Helden.der Pflichterfüllung überall! Obwohl die Russen schon gewaltige Truppenmasse'n herangeholt haben, bevorzugen sie die Taktik, schwache Punkte der langgestreckten ,3� Grenze auszukundschaften, an diesen Stellen einzubrechen, die Häuser zu demolieren und anzuzünden und dann schleunigst wieder zu verschwinden! Nur wenn das Gewicht einer größeren zahl- mäßigen Uebermacht sie mutig werden läßt, geschieht es, baß die Russen nicht sofort beim Herannahen deutscher Truppen die Kehr- seite zeigen.... Man darf die Russen im übrigen nicht nach einer Schablone beurteilen. Sie sind wohl zum Teil verwahrlost, zum Teil aber auch gut verpflegt. Ihre Artillerie schießt durchweg gut, dagegen bleibt die russische Infanterie in den Schießleistungen weit hinter unseren Truppen zurück. Auch in ihrem Betragen sind die Russen sehr verschieden. Unter ihnen sind Halbbarbaren, die sengen, morden, plündern, auf Samariter schießen, Sanitäts- stationen verwüsten, weder Frauen noch Verwundete schonen. Das sind die eigentlichen Stiitzen des Zarismus, dieser Geisel Europas . Andere Russen benehmen sich gesittet, verhindern Mord und Raub ihrer Kameraden und schonen die Zivilbevölkerung.„Mir hat ein russischer Offizier Milch gereicht," sagte einer der ankommenden Verwundeten;„mich zog ein Russe hinter einen schützenden Hügel," so versichert ein anderer. Es gibt unter den russischen Soldaten viele, die lieber gegen den Zarismus als für ihn ins Feld gezogen wären. Vor zwei Tagen wurde hier ein großer Trupp russischer Saisonarbeiter verladen,' meist junge Leute. Alle baten, nicht nach Rußland abgeschoben zu werden. Russen sind es, die das offizielle Rußland von heute hassen und die dem zaristischen System fluchen.... Unsere Verwundeten vergessen ihre Schmerzen, Flüchtlinge, wenigstens für kurze Zeit, die Schrecken der letzten Tage und die Sorgen wegen der Zukunft, wenn sie von den Siegen der Deutschen im Westen hören.„Auch Nmnur gefallen?"— Die Augen leuchten auf. An vielen Hilflosen und Sorgenvollen habe ich das beobachtet. Ein Offizier, der beide Arme in Binden tragen muß, erklärte bei dieser Nachricht siegesbewußt:„Nun werden wir auch bald die Russen packen!" Die leitenden Stellen treffen alle Maßnahmen, um die un- vermeidlichen Opfer, die der Krieg dem ganzen Lande auferlegt, möglichst zu beschränken. Gestern wurde hier der Unterricht in allen Schulen ausgenommen, aber wenn die Verwundetentrans- Porte anhalten, wird man die Schulen wieder schließen müssen,' um sie als Lazarette zu benutzen. Wilhelm Düwell, Kriegsberichterstatter. vom österreichisth-rustifthen Kriegsschauplatz. Ein Bericht über ungarische tzelüentaken. Wie», 26. August. sW. T. B.) Aus dem Kriegspressequarlier wird amtlich gemeldet: Eine hervorragende Waffentat der aus Honved-Kavallerie bestehenden 5. Kavallerie-Division wird nach- träglich bekannt. Die Division hatte am 16. August die schwierige Aufgabe, die russische Grenzsicherung am Zbruz zu durchbrechen, um festzustellen, ob sich dahinter stärkere Kräfte befänden. Bei Satanow gelang die Erzwingung des UebergangS und der Einbruch in russisches Gebiet. Unsere Kavallerie stieß südwestlich von Kuzmin auf überlegene feindliche Kavallerie, die von Infanterie unterstützt wurde. Der Feind wurde trotzdem von den Ungarn in die Flucht getrieben. Die Verfolgung stand erst am nächsten Abschnitt des Smotriz- Baches still, wo sich bei Gorodok russische Verstärkung festgesetzt hatte. Obwohl der Angriff nicht Sache der Reiterei war, griffen die Hon- veds den Feind in seiner befestigten Stellung an, wobei sie größere Verluste erlitten. Der Kampf bewies, daß in dieser Gegend stärkere russische Kräfte stehen. Nach Lösung ihrer Ausgabe quartierte sich die Division bei Satanow ein. Nachts überfielen Ortsbewohner, vermutlich verstärkt durch versteckt gehaltene Soldaten, die schlafenden Honveds, von denen sie eine Anzahl töteten. Daraufhin wurde der Ort strafweise niedergebrannt. Nach diesem Vorfall sammelte sich die Honveddivision wieder vollkommen schlagfertig. Die genaue Angabe der Verl » st e während des Vorstoßes und infolge des Uebcrfalls ist noch unmöglich, da ein- zelne kleinere Abteilungen und einzelne Reiter sich er st auf einem weiten Umweg an das Gros an- schließen können. Die Tätigkeit eines Luftschiffes Schütte-LanZ. Wien , 25. August.(SS. T. B.) Der Kriegskorrespondent der „Neuen Freien Presse" schreibt: Nicht nur die Heeres-, sondern auch die Honvedkavallerie leistet das äußerste an Ausdauer und Wagemut. Einzelne Eskadronen gingen russische Schützengräben an und nahmen sie so, daß man den Schneid der Truppe zügeln niußte. Ueber das L n f t s ch i f f„ S ch ü t t e- L a n z" sagt der Korrespondent, das Luftschiff sei dreimal in das feindliche Feuer ge- kommen, ohne Schaden zu nehmen, und habe 13 Stunden in der Luft verbracht. In der Nähe von Jwanaorod sei es in wahre Garben von Gewehrgeschosscn geraten. Südöstlich von Lublin er- hielt es Infanterie- und Artilleriefcner gleichzeitig nuS beiden Flanken. Fünfundzwanzig Gewehrgeschosse durchbohrten die Hinteren Gaszellen. Die russischen Schrapnells verfehlten ihr Ziel und ex- plädierten sämtlich weit weg vom Ballon. Ein Sprengstück flog in die Gondel, ohne Schaden anzurichten. Die Verletzungen der Ballon- hülle wurden während der Fahrt ausgebessert. Der Kommandant des Ballons konnte zahlreiche Beobachtungen melden. Die Be- satzung, die unverletzt blieb, fand im Hauptquartier eine enthusiastische Aufnahme. Rujftsche Gefangene. Debrctzin, 27. August. (W. T. B.) Hier ist ein Transport russischer Gefangener, 46 Eisenbahnwagen voll, darunter ein General und acht Offiziere, eingetroffen. ver Seekrieg. Der Kreuzer Magdeburgs in die Luft gesprengt. Berlin . 27. August.<W. T. B.) Seiner Majestät Kleiner Kreuzer„Magdeburg " ist bei einem Vorstoß im Finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Odensholin im Nebel auf Grund gerate«. Hilfeleistung durch andere Schiffe war bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzubringen, wurde es beim Eingreifen weit überlegener rnssischer Streitkräfte in die Luft gesprengt und hat so einen ehrenvollen Untergang gesunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom Torpedoboot „V. 26" der größte Teil der Besatzung des Kreuzers gerettet. Die Verluste„Magdeburg " und„V. 26" stehen noch nicht ganz fest. Bisher gemeldet: Tot siebzehn, verwundet einundzwanzig, vermißt fünfundachtzig. darunter der Kommandant der„Magdeburg ". Die Geretteten werden heute in einem deutschen Hafen eintreffen. Verlustliste wird sobald wie möglich herausgegeben werden. Die Englänöer in Port Saiü. Budapest , 27. August. (W. T. B.) Das ungarische Korrespon- denzbureau meldet aus Fiume: Der Dampfer des österreichischen Lloyd,„T r i e st e" traf heute aus Kalkutta hier ein. Der Schiffs- kommandant Kapitän Grimme erzählt, das Schiff sei am 1. August in Port Said eingetroffen, wo die englische Hafenbehörde trotz des internationalen Charakters des Suczkanals die Weiterfahrt ver» boten habe. Die Engländer wollten am 5. August den Marcom- apparat des Dampfers entfernen und beließen ihn erst dort, nach- dem sich der Schiffskommandant ehrenwörtlich verpflichtet hatte. daß er den Apparat nicht weiterbenutzen werden. Den in Port Said befindlichen deutschen Schiffen wurden Schwierigkeiten be- reitet und ihre Marconiapparate von den Engländern an Land ge- schafft. Der Dampfer„D e r f l i n g e r" des Norddeutschen Lloyd wurde an der Weiterfahrt dadurch verhindert, daß ihm ein wichtiger Maschinenbestandteil weggenommen wurde. Kriegsbekanntmachungen. Die elfte verluftlifte. Die neueste, elfte Verlustliste der Preußischen Armee verzeichnet diesmal 1 Offizier 19 Mann an Toten 6„ 153„„ Verwundeten _—„_ 8„„ Vermißten Insgesamt 7 Offiziere 189 Mann. Die Gesamtvcrluste der Preußischen Armee, soweit sie durch die Verlustlisten bisher bekanntgegeben sind, beziffern sich demnach auf 4949 Mann. Ergänzend meldet die elfte Verlustliste, daß fünf bisher als verwundet Gemeldete den Toten zuzurechnen sind, wo- gegen vier als tot Gemeldete nur verwundet sind. Drei der bisherigen Vermißten befinden sich im Lazarett. Nichtige ftüresse für ßelüpoftbriefe! Berlin , 27. August. (W. T. B.) Bielfache Klagen über ver- spätcte Bestellung von Feldpostbriefen an Angehörige des Feldheeres geben Veranlassung, erneut darauf hinzuweisen, daß der Grund sehr häufig in mangelhafter Adresse zu suchen ist. Es wird dringend emp- fohlen, recht sorgfältig in der Angabe von Truppenteil(einschließlich Kompagnie, Eskadron, Batterie), Brigade, Division und Armeekorps zu verfahren. Bor allem gilt dies für Etappenformationen, die genau bezeichnet werde« müssen. Bei Formationen, die dem General- kommando unmittelbar unterstehen, ist das Armeekorps anzugeben, bei Formationen, die einem Armeekorps nicht angehöre», fondern nur dem Armce-Obcrkommando unterstellt sind, genügt die genaue Be- Zeichnung des Truppenteils oder der Formation selbst unter Hinzu- sügung des Armce-Obcrkommandos ohne Nummerbezeichnuiig, aber der Angabe des Formierungsortcs, zum Beispiel: Pionier— Be- lagerungstrain Nr. 10 beim Armee-Oberkommando Stettin oder Etappen-Munitionskolonne 0 bei der Etappen-Inspektion Dresden . <kin Manifest öes schwedischen Parteikongrestes. Die schwedische Sozialdemokratie hat ihren für den 5. d. Mts. nach Stockholm einberufenen 9. Partei- kongreß nach zweitägiger Dauer vertagt, da eine große An- zahl der Delegierten der Mobilmachungsorder folgen mußten. Vor dem Abschluß des Kongresses wurde ein längeres Mani- fest einstimmig angenommen, in dem die Forderung absoluter Neutralität Schwedens mit Nachdruck aufgestellt wird. Nach dem Stockholmer Parteiblatt„Sozialdemokrat" enthält das Manifest folgende Stellen: Die sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens ver- einigt in todesschwangerer Stunde, da Europa in Brand steht, ihren flamnienden Protest mit jenen: der Waffenbrüder der ganzen Welt. Die Katastrophe ist über uns bereinge- brachen, sie wurde vorbereitet durch die ökonomischen Profit- interessen mächtiger Kreise. Sie wurde beschleunigt.durch die immer unerträglichere militaristische Bedrückung der Völker und sie wurde hervorgerufen sowohl von ungezahmten nationalistischen Stimmungen als auch von wirklicksen natio- nalen Rechtsverletzungen älteren und neueren Datums und ihren Unifang erreichte sie durch eine rücksichtslose und bru- tale Großmachtspolitik in den Händen einiger Machthaber. Schwer, vernichtend schwer wird die Verantwortung jene großmächtigen Kreise treffen, die nicht vor dem' ungeheuren Verbrechen zurückgeschreckt sind, kaltblütig die Kriegsfurie auf die Völker, die im Frieden leben wollten, loszulassen. In diesen blutigen Tagen ist das Urteil über das Wettrüsinngs- system definitiv besiegelt, über jene Rüstungen, von denen es stets geheißen hat, daß sie den Frieden sichern sollen, diese Rüstungen, gegen welche einzig und allein die Sozialdemo- kratie aller Länder immer und restlos protestiert hat. Hat nicht Europa gerüstet und immer wieder gerüstet, bis die jährliche Last von zehn Milliarden die Völker erdrückte? Aber wo ist jetzt Europas Sicherheit? Das Wettrüsten hat nur bewirkt, daß die Opfer zahlloser sind und die Grundvesten unserer ganzen Zivilisation mehr erschüttert wird als je vor- her. Aber dieser Katastrophe wird ein Tag der Rechenschaft folgen. Die Friedensmacht der internationalen Sozialdemo- kratie, die leiter noch nicht stark genug war, den Ausbruch des Krieges zu verhindern, wird, nachdem das Kriegsunwetter vorüber ist, unwiderstelnich wachsen. Tie Wirklichkeit des Weltkrieges wird neue Massen für die klare Einsicht gewinnen, daß die Sicherheit der Völker niemals auf mili- taristischem Wege erreicht wird. Und so wird, das ist der Trost in diesen schweren düsteren Stunden, was heute der Triumph des Militarismus ist, sein größter Triumph ist, zugleich sein Schwanengesang sein._ die Franktireurs in öelgien. In der„Köln . Volkszeitung" veröffentlicht Dr. Karl Sonnenschein, eines der tätigsten Mitglieder der München « Gladbacher Volksveremszentrale, allerlei Eindrücke, die er auf seiner Fahrt nach L ü t t i ch in diesen Togen erhalten hat. Einiges daraus verdient wohl weitere Beachlung. Dr. Sonnenschein bestreitet nicht, daß von den belgischen Zivilisten unseren Truppen vielerlei Untaten zugefügt wurden. Um so Pringender erscheint ihm aber deshalb die Pflicht,„dem deutschen Volke nun auch mit erhobener Stimme zu sagen, wie viel unbeschreiblich Gutes und Edles man auch auf Feindesboden unseren Kranken und Kriegern an- tut." Er führt eine Reihö einzelner Beispiele an, denen ein„Und so weiter" folgt. Nicht unbcachtlich erscheint auch, was Dr. Sonnenschein, der ein genauer Kenner Belgiens ist, sagt, um die Ausschreitungen der Bevölkerung zu e r k l ä r e n; um so mehr verdienen seine Aus- führungen Beachtung, als sie durchschimmern lassen, daß dadurch manchmal eist— allerdings verständlicher— ungerecht- fertigter Verdacht die Bevölkerung getroffen und zu Maßnahmen gegen sie g e f ü h r t h a t. Dr. Sonnen- schein schreibt: „Für das Lütticher Land ist typisch dieWasfenindustrie — 400 Waffenfabriken. So gibt es Dörfer, in denen jeder zweite Mann in der Fabrikation von Läufen, Rohren oder fertigen Waffen beschäftigt ist. Die Halbfabrikate werden zur AuSarbcit mit nach Haufe genommen und stehen dort. Man sagte mir, es gebe Ortschaften, in denen man in jedem Hause solche Halb- f a b r i k a t e finden könne. Eine ersteErschwerung der Sachlage und der Möglichkeit, im Falle des Wasfengebrauchs durch Nichtsoldaten sich Klar« h e i t z u li e r s ch a f-f e n. Man sagte mir weiter, daß die E ar cl o c i v iqu ö in halb industriellen, halb ländlichen Gegenden wohlorganisiert ist, ihre Gliederung hat aber keine Abzeichen und Uniformen, so daß feindlich- Truppen oft mit völlig Zivil« aussehenden zusammentreffen können, ohne daß letztere die Auffassung haben, wider« rechtlich zu handeln. An den Plakatsäulen von Lüttich hängt heute noch der Aufruf des Bürgermeisters Kleyer, es solle jeder dem Feinde gegenüber, der anrückt, seine Pflicht tun. Wie soll das der kleine Mann einwandfrei verstehen? Die breite Masse der Bevölkerung denkt nicht militaristisch, sie Ist eher geneigt, über Heer und Soldat spöttisch zu reden, als viel Wesens daraus zu machen, und hat von den Regeln des Krieges keine klaren Begriffe. Die Behörde fordert auf, das Vaterland zu schützen. Ich kann mir denken, daß in der Unklarheil solcher Lage eine zweite Erschwerung für unsere Truppen lag, den Frevler herauszufinden." Dr. Sonnenschein weist schließlich auf daS„heiße Blut" der Wallonen hin. Auch wäre dort in Belgien der FreiheitS « begriff noch ausgeprägter als selbst in der Schweiz . Der Be» griff der Einordnung oder erst recht der Unterordnung sei un» vcrgleichlich schwächer entwickelt als im deutschen Staatswesen. DaS alles entschuldigt natürlich nicht die verbrecherischen An- schläge gegen deutsche Soldaten, wie sie hier und dort wohl zweifellos verübt wurden. Aber es kann doch vor Ueber« treibungen und Verallgemeinerungen im Utteil be- wahren. Ruhig abzuwägen und gerecht zu urteilen mutz aber unser Stolz sein auch in diesen aufgeregten Tagen! Ein Aufruf an Sie Christenheit. Eine Gemeinschaft von Pastoren, Missionsinspektoren und Thcologieprofessoren, darunter auch Namen wie die von Ad. von Harnack, Wilh. Wyndt, Rudolf Eucken usw., veröffentlicht einen sehr umfangreichen Aufruf, der wohl einen doppelten Zweck verfolgt. Ex soll dem Ausland beweisen, daß Deutschland an dem Kriege un-
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