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Nr. 43.

Erscheint täglich außer Montags. Breis pränumerando: Viertel: jährlich 5,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Bfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit tluftr. Sonntags- Beilage Neue Selt" 10 Big. Boft- Abonnement: 6,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Defterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Boft- Zeitungs- Breisliste für 1894 unter Nr. 6919.

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Vorwärts

Infertions- Gebühr beträgt für die alten fünfgefvaltene Beritzeile oder deren Raum 40 Big.. für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Bfg Inferate für die nächste Numuner müssen bis 4 Uhr Nachmittags in Der Grpedition abgegeben werden. Die Ervedition ift an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Gonn und Fefttagen bis 9 Uhr Vor. prmittags geöffnet. Fernsprecher: Amt I, 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Bolksblatt.

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Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Apothekenpreise.

Mittwoch, den 21. Februar 1894.

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Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

Marklissa ging zu seinem größten Nachtheile sogar| toftete bei fünfmaligem Besizwechsel innerhalb dreißig Nachtheile so weit, daß er den Kauf abschloß, ohne nur den Ort Jahren 72 000, 108 000, 162 000, 210 000 und 256 000 m. Die Adlerapotheke in Stendal   für 300 000 m., gegen Eine gesetzliche Reform des Apothekenwesens wird jeden Markliffa zu kennen." Hier liegen die gröblichsten Miß­Tag dringender. Eine Apothekenkonzession ist heute ein stände der herrschenden Spekulationswirthschaft finnenfällig 240 000 M. etwa vier Jahre vorher; der Vorgänger hatte rasch die Hände wechselnder Gegenstand des spekulativen zu Tage. Hinzugefügt sei noch, daß auch die zweite Glo 186 000 Mark bezahlt. Geschäfts so gut wie Baumwolle, Kaffee, Zucker, Kammzeug gauer Apotheke, die der frühere Besizer im Jahre 1882 für Die Marienapotheke in Berggießhübel für 100 000 m., oder Petroleum. Die durch den Staat Bevorrechteten 250 000 Mark erworben hatte, im Januar 1890 für 384 000 die mehr als doppelte Kaufsumme gegen früher. Die Apotheke zu Colditz   für 170 000 m., gegen 125 000 schöpfen aus ihrem Privileg reichen Gewinn, die Apotheke Mark wieder verkauft worden ist, trotzdem in diesen acht ist, dank der herrschenden Gesetzgebung, in den Kreis der Jahren die Gebäude nicht wesentlich verändert worden sind, Mark sechs Jahre vorher. 1893. Gegenstände eingetreten, die dem kapitalistischen   Waaren und ihr Werth sich nicht erheblich erhöht hat. verschleiß verfallen sind. Der Handel mit Apotheken wird Welch tolles Treiben auf dem Apothekenmarkte herrscht Die Apotheke zu Weingarten( Amt- Durlach, Baden, gewerbsmäßig betrieben, es giebt Rommissionäre und Ver- in der That ist es ein wahrer Herensabbath der schnö- 4000 Einw.) wurde für 150 000 m. verkauft; vor acht mittler, die ihrem Beruf so geschickt und vortheilhaft ob- desten auf Kosten der Verbraucher durchgeführten Plus- Jahren kostete fie 56 000 m. liegen, wie irgend ein Börsenmakler, der in Effekten oder macherei zeigt sich aus der nachfolgenden kurzen Ueber­Zerminwaaren, macht", Geldleute benutzen die Apotheken. ficht in der in den Jahren 1891, 1892, 1893 bekannt ge­fonzession zur gewinnreichen Anlage flüssigen Kapitals, der wordenen Apothekenverkäufe in Deutschland.  d al Kursunterschied des neuen marktgängigen Schacherobjekts 1891. fließt in die Tasche der Spekulanten, die bei dem sicheren Unternehmen nichts aufs Spiel feßen. Hinter ihnen steht schüßend die Staatsgewalt, die unerhörten Taren liefern das Publikum den Apothekenbefizern hilflos aus, das Ge seh hält gefährlichen Wettbewerb ein und umfriedet durch zünftische Borschriften die profitable Stätte, wo die Glücks­pilze forgenlos gedeihen können. ut ignit

Die Einhornapotheke in Duisburg   für 460 000 m. mit 220 000 m. Gewinn nach achtjährigem Besitze. 150 000 M. Gewinn nach nur dreijährigem Besize. Die Johannisapotheke zu Leipzig   für 475 000 m. mit

Eine Dortmunder   Apotheke, 1873 tonzessionirt, 1881 M

mit 180 000 M., in den achtziger Jahren mit 285 000 1891 mit 485 000 M., nach zehn Jahren ein Nußen

300 000 m.

von

Der Generalbericht über das Apothekenwesen im Re. gierungsbezirk Liegnih in den Jahren 1886 bis 1888, er stattet burch den Regierungs- und Medizinalrath Dr. Philipp, führt folgendes aus. Der Kaufpreis überstieg wiederum für jede der verkauften Apotheken den wenige Jahre vorher gezahlten Preis und zwar in vielen Fällen jo beträchtlich, baß er zu dem wirklichen Werthe in einem offenbaren 16 Jahren tostete sie 186 000 m. Mißverhältnisse steht". Man beachte z. B. folgende Monopolpreise! Die Dunkel'sche Apotheke in Görlig wurde für 384 000 W. verkauft( Kaufpreis im Jahre 1881 315 000 M.), obgleich in der Nähe eine neue Apotheke eröffnet worden war. Die Apotheke in dem armen Städtchen Marklissa   wurde für 128 000 M.( Kaufpreis im

Die Ablerapotheke in Duisburg   für 330 000 m., gegen 225 000 m. nach zehnjährigem Besize.

Die Pelikanapotheke in Gießen   für 365 000 M., gegen 290 000 m. vor acht Jahren.

Die Hofapotheke zu Oldenburg   für 310 000 M., vor Die Löwenapotheke in Glauchau   foftete 1884 138 000. und wurde 1891 mit etwa 120 000 M. Nugen verkauft. Die Löwenapotheke zu Borna   1887 für 185 000 m., 1888 für 225 000 m., 1891 für 240 000 r.

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Die Apotheke zu Reichelsheim   i. D. für 132 000 M., gegen 50 000 m. vor acht Jahren.

Eine Apotheke zu Neuß   nach vierjährigem Betriebe mit 80 000 M. Gewinn.

In Bonn   eine Apothefe nach sechsjährigem Befih mit 35 000 Mt., eine andere mit 106 000 M. Gewinn( abzüglich Soften eines Umbaues) nach neunzehn Jahren.

Die Apotheke in Rötschenbroda 1875 für 75 000 M., 1882 für 120 000 m., 1893 für 305 000 M.

1893 vom Magiftrat zu Rostock   meistbietend versteigert. Eine Apotheken Konzession wurde am 10. Januar Den Zuschlag erhielt ein Dr. Schulz mit 102 100 m. Nach noch nicht zwei Monaten wurde sie für 110 000 Mark an den Apotheker Garzen weiter verkauft.

Der Pharmazeutischen Wochenschrift" entnehmen wir eine Nachricht, woraus hervorgeht, welch ein großes Ge­schenk solch eine Apothekenkonzession ist. In einer größeren Stadt der Provinz Sachsen   hatte der Affiftent an einem Institut einer nordischen Universitätsstadt, eine neu zu errichtende Apotheke selbst zu betreiben, zedirte er Konzession bekommen. Da er nicht die Absicht hatte, seine die Konzession an einen früheren Apothekenbesizer aus dem Die Apotheke in Tauberbischofsheim   für 235 000 m. Königreich Sachsen, der dafür dem Konzessionsinhaber jedes Jahr 2000 M. zahlt, bis das Verkaufsrecht erlangt ist, Jahre 1884: 88 500 m.), bie Apotheke in dem Flecken gegen 115 000 M. im Jahre 1883, Gewinn 120 000 m. also zehn Jahre lang. Nach Ablauf dieser Frist vergütet Salbau mit der Zweigansialt in Rauschau für 120 000. 70 000 m. gegen 22 000 m. im Jahre 1883. Die Apotheke in Nerchan( 1500 Einwohner) für der Apotheker dem Ronzessionär für die Konzession 90 000 m. baar und wird damit, nachdem er die neue mit einem Gewinn von 40 000 M. nach dreijährigem Be fige verkauft! Bei diesem Preise war der Werth der om prin 1892. Apotheke schon zehn Jahre auf eigene Rechnung mit der Ronzeffion für die Filiale mit 26 000 m. berechnet worden, Die Apotheke in Langenöls   wurde verkauft für vorhin genannten Abgabe betrieben hat, auch Eigenthümer obwohl die Konzession jederzeit widerruflich ist. Die Hof 125 000 M., gegen 30 000 M. vor fünfundzwanzig Jahren. des Betriebsrechtes. Der Pächter hatte erst vor drei Jahren apotheke in Glogau   wurde für 260 000 M., die Apotheke Die Löwenapotheke zu Thorn 1879 für 120 000 m., seine Apotheke im Königreich Sachsen mit einem Gewinn in der nur 7000 Einwohner zählenden, hauptsächlich von 1887 für 275 000, 1892 für 315 000 M. von etwa 100 000 m. verkauft, und der famose Konzessionär armen Leinewebern u. s. w. bewohnten Gebirgsstadt Die Apotheke zum Deutschen Kaiser" in Halle a. G. verdient in zehn Jahren 110 000 M., ohne auch einen Landeshut für 255 000 Mt., die Apotheke in Greifenberg  , Finger zu rühren. Und das ist ein legitimes Geschäft"! einem Städtchen mit nur 3000 Einwohnern, für 160 000 M., und die Apotheke der 5000 Einwohner zählenden Stadt Lüben für 150 000 m. verkauft.d

Der amtliche Berichterstatter fagt ausdrücklich:" Sämmt liche Verkäufe, mit Ausnahme eines, wurden durch Agenten vermittelt, und der Käufer der Apotheke in

Feuilleton.

Nachdruck verboten.) of

Helene.

( Alle Rechte vorbehalten [ 48

Roman in zwei Bänden von, Minna Kautsty.

Sie hatte foeben mit dem Chefredakteur eines demo­fratischen Blattes ein festes Engagement als ständige Mit­arbeiterin abgeschlossen. Man hatte sie mit sehr viel Achtung behandelt, aber man bezahlte sie schlecht, man ver­ficherte, ihre Arbeiten seien vortrefflich, aber die Mittel des Blattes gering,

Nun, fie war zufrieden, sie brauchte so wenig, und wenn sie recht fleißig war, würde sie ihr Austommen finden.

Diese langerfehnte Möglichkeit, in liebgewordener, ehr licher Arbeit sich ehrlich ihr Brot zu verdienen, war endlich da und erfüllte sie mit hoher Freude, sie verlieh ihr Festig­feit und Zuversicht, das that ihr so gut.

1888 für 240 000 m., 1892 für 400 000 M.; in vier Jahren 160 000 M. Verdienst.

Die Apotheke zu Wiesloch   b. Heidelberg   1880 für 138 000, 1890 für 200 000, 1892 für 212 000.

Die Apotheke in Wallhausen( ca. 1600 Einw.) für 76 000 M., gegen 68 000 M. vor noch nicht zwei Jahren. Die Apotheke in Schöningen   für 256 000 M.; diefelbe

das Poly") hinaufliefen; arm waren fie alle und hungrig und wenn sie noch so viel in ihre diden Köppe hinein­stopften, verdienen würden sie noch lange nichts, das wollte fie ihnen garantiren.

Sie lächelte gönnerhaft und auch Helene lächelte, zahlte und eilte weiter.

Sie hatte unter den Lauben noch etwas zu kaufen und ging dann die steile Rämistraße aufwärts.

Lenotschka," rief jest jemand hinter ihr drein. Helene wandte sich um.

Ein großes schlankes Mädchen lief fast athemlos den Berg herauf, mit den langen Armen gestikulirend und ihr zuwiukend. Als fie fie erreicht hatte, huftete sie und lachte und ver­suchte dabei zu sprechen, bis ein Krampf fie erfaßte und sie zwang, endlich den Mund zu halten.

russisch  :

Aber Rina, wie tannst Du nur so verrückt den Berg herauflaufen," tadelte Helene. " Jeder läuft wie er tann," entgegnete sie munter, dann Gehft Du nach Hause?" Gewiß, ich habe zu thun." Wohin?"

"

An der Ede vor der Fleischhalle wurde fie von einer his" Ach, laß doch, tomm jezt mit mir. Sökerin angerufen, die da ihren Obststand hatte, und ihre Waare mit Wort und Geberde ihr anpries. Helene blieb stehen.

Die Zeche für diesen schwunghaften Handel zahlt die breite Masse der Verbraucher, zahlt das große Publikum, die nach, Millionen zählende Kundschaft der in Krantentassen vereinigten Arbeiter und kleinen Leute. Ueppig gedeiht der Schwindelhafer der Apothekenagenten, der Apothe'en spekulanten, der Konzessionsschacherer.

Was hast Du da?" fragte Rina Iwanowna, di Düte mit den Fingern bezeichnend.

Helene hielt fie ihr geöffnet hin: Gefällig?" Rina that einen kühnen Griff und begann sort zu effen, in schmaßender, wirklich unschöner Weise.

Die Schönheit war nun überhaupt nicht an irer Wiege gestanden, und sie mochte im ersten Moment gerde­zu häßlich erscheinen. Groß, hager und grobknochig, febe. ihrer Haltung die Anmuth und ihren Zügen jegliche Feinheit.

vin din dist

Sie entstammte einer kleinrussischen Bauernfamilie, und obwohl sie seit zwei Jahren im Auslande lebte und in Zürich  Medizin studirte, waren ihr doch alle Formen des gesell­schaftlichen Lebens fremd geblieben.

Sie war arm und lebte von einem Privatstipendium, das sie dadurch erworben, daß sie auf dem Mädchen­gymnasium in Kiem immer die Erste gewesen war.

Für ihre geringen Bedürfnisse, sie nährte sich nur von Brot, Milch und Eiern, wären ihre Bezüge mehr als aus­dreichend gewesen, aber feelengut, zählte sie zu denen, die überall helfen wollten. Was ihr gehörte, gehörte auch ihren Freunden und sie gab, so lange sie etwas hatte.jo

" Es ist heute Freitag, wo der Sozialdemokrat" ver: schickt wird, das Personal reicht gewöhnlich nicht aus, und Diese Reineclaudes waren in der That herrlich, groß ba kommen die Freunde zusammen und helfen ihnen die und von der Sonne durchreift. Tania würde entzückt sein, Adreffen schreiben, willst Du nicht auch?" wenn sie ihr welche brächte. Es war zwar Verschwendung Sehr gerne," sagte Helene, ich bin schon einmal dabei bei ihrem Einkommen, aber sie hatte nun doch ein Ein­tommen, und fie taufte davon für 50 Centimes.

gewesen.

Rina steckte kameradschaftlich ihren Arm in den ihren

Für ihre bekannte Hilfebereitschaft, die sich nach allen Richtungen hin manifeftirte, hatte man ihr im Kreise der Emigranten zahlreiche Spitznamen beigelegt. Sie hieß der Nothhelfer", der Laufbursche", der Aufer", lauter männliche Bezeichnungen, wie denn niemand sie als zum schwachen Geschlechte gehörig betrachtete, obwohl sie ein zärtliches, leicht entzündbares Herz hatte.

Die Höferin zählte Stück für Stück ab und packte und nun bogen sie nach der Wolfbachstraße ab und gingen Rina, es fam ihr sehr ungelegen, sie hat ihr leztes Examen die Reineclauden, grüne Blätter säuberlich dazwischen im Schnellschritt vorwärts. schiebend, in eine Düte. Als sie einen Blick auf die vor

ihr Stehende warf, legte fie gutmüthig zwinkernd noch drei*) Abkürzung für Polytechnikum, im Volksmunde die Be dazu. Sie kannte ja die wüschten" Dinger, die da aufzeichnung für alle Fakultäten der Züricher   Universität.

"

Was hat Dich in die Stadt geführt?" fragte Helene. Du weißt doch, Klara Pisanoff hat entbunden", sagte

vor sich."

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Das wird sie nun für ein Jahr hinausschieben müffen", meinte Helene.