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Nr. 236.- 31. Jahrg.

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Berliner Volksblaff.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

gaur Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt Morigplak, Mr. 1983.

hors alios abijom od od

Ten sad sidin

Sonntag, den 30. August 1914.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.

Ein Appell an das französische Bolt.- Niederlage der Russen

in Ostpreußen.- Drei deutsche Kreuzer gefunten.

antilestual an

Verteidigung bis zum äußersten.

Paris  , 29. Auguſt.  ( W. T. B.) Der in der vergange­nen Nacht unter dem Vorsitz des Präsidenten Poincaré   zu­fammengetretene Ministerrat hat den Wortlaut des Auf rufs der neuen Regierung an die Bevölkerung ge­billigt. Der Wortlaut ist folgender:

i von ihrem Kampfplat Franzosen  ! Die Regierung hat von ihrem Kampfplat Besitz genommen. Das Land weiß, daß es auf ihre Wachsam­keit und Energie zählen kann, es weiß, daß ihr ganzer Geist dem Lande gilt. Die Regierung weiß, daß sie auf das Land zählen kann. Seine Söhne vergießen ihr Blut für Vaterland und Freiheit an der Seite der heldenmütigen Armeen Eng­lands und Belgiens  . Sie halten ohne Zittern den furcht­barsten Sturm von Eisen und Feuer aus, der je ein Volk überschüttet hat. Alle bleiben aufrecht. Ruhm den Lebenden und Ruhm den Toten! Die Menschen fallen, aber die Nation bleibt bestehen. Der endgültige Sieg ist gesichert! Ein ficher großer aber nicht entscheidender Kampf beginnt. Wie auch der Erfolg sein wird, der Krieg wird fortdauern. Frank­ reich   ist nicht eine leichte Beute, wie es sich ein unduldsamer Feind eingebildet hat. Franzosen! Die Pflicht ist tragisch, aber einfach: den Eindringling zurückzuwerfen, ihn zu ver­folgen und unsern Boden von seiner Gegenwart und die Frei­heit von seinen Fesseln zu befreien und auszuhaiten bis zum möglichsten, bis zum äußersten auszuhalten, falls nötig bis zum Ende, unsern Geist und unsere Herzen zu erheben über die Gefahr hinaus, Herr unseres Geschickes zu bleiben. Während dieser Zeit marschieren unsere Verbün­deten, die Russen, mit entschlossenen Schritten auf die Hauptstadt des Deutschen Reiches, die von Angst beherrscht zu werden beginnt, und bringen den Truppen, die sich zurück­ziehen, viele Niederlagen bei. Wir werden vom Lande alle Opfer, alle Hilfskräfte verlangen, die es an Menschen und Kraft geben kann. Seien wir daher fest und entschlossen! Das nationale Leben, unterstützt von finanziellen und admi­nistrativen Maßnahmen, wird nicht unterbrochen. Laßt uns Vertrauen haben zu uns selbst und alles vergessen, was nicht das Vaterland betrifft. Wenden wir das Gesicht gegen die Grenze! Wir haben die Methode und den Willen und werden fiegen. SE

Der Aufruf ist von allen Ministern unterzeichnet.

Der Aufruf bestätigt, was wir bei der Bildung des neuen Ministeriums vorausgesagt haben. Der Kampf wird als Kampf um die nationale Unabhängigkeit und Freiheit, als Kampf um die Erhaltung der französischen   Kultur prokla­miert. Er ruft das französische   Volf zur Gegenwehr bis aufs Aeußerste. Es spricht vielleicht Verzweiflung aus seinen 3ei­len, aber sicher auch der Mut der Verzweiflung.

Aber muß es wirklich sein, daß diese Vernichtung bis aufs Aeußerste durchgeführt, daß ein großes Volf, ohne deffen Kultur und ohne dessen Freiheitskampf auch die unsere nicht denkbar ist, zum Ringen um die nadte Existenz getrieben wird? Wir sprechen nicht von der militärischen Not­wendigkeit. Politisch aber ist der Krieg eröffnet worden nicht als Eroberungskrieg, nicht als Krieg gegen die Nationen, sondern als Kampf gegen Moskowitertum und Zarismus, also für die Nationen, für ihre Freiheit, Unab­hängigkeit und fulturelle Fortentwickelung. Bleibt es bei diesem Programm, so wird es auch zu keinem Verzweif­lungskampf fommen brauchen, dann wird ein Friede möglich, der die künftige Verständigung nicht hindert.

Sembats Prophezeiung.

Im Vorjahr veröffentlichte Genosse Marcel Sem.

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An der Ostgrenze.

bat, der heute Minister ist, ein geistreiches Buch gegen den Die Ruſſen nach siegreicher Schlacht über französischen   Militarismus und für die Verständigung mit Deutschland  . Er sagt darin:

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Die Republit, so, wie sie heute dasteht, hat sich gegen die Militärparteien und damit gegen die Rebanche parteien durchgesetzt. Seitdem ich die Revanche" und ist die elsaß  - lothringische Frage" in Wirklichkeit nur noch ein Werk­zeug der inneren Politif. Selbst ganz links stehende Politiker glauben, es in Wahlzeiten nicht entbehren zu können. Und dieser Zustand, zusammengesetzt aus aufrichtiger Trauer um die verlorenen Provinzen und innerpolitischen Rüdfichten wenig er freulicher Art, hat die Annäherung Frankreichs   an Deutschland  verhindert und zum französisch russischen Bündnis geführt, das die schwerste Versündigung gegen den republikanischen Geist genannt werden muß. Und nicht nur gegen den republikanischen Geist der Verfassung, son­dern gegen die. Nation überhaupt.

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Dem Frankreich  , das nicht fähig ist, sich lange genda und wirksam auf den Strieg vorzubereiten, wird Rußland   eine Tages das Bajonett in die unwilligen Hände zwingen. Aus Furcht, den sehr beträchtlichen Teil seines Nationalvermögens, das in Rußland   investiert ist, zu verlieren, aus Furcht auch, in jedem Falle von Deutschland   als Geißel be­handelt zu werden, und um nicht wie ein dumpfer Etlave zu sterben, wird die unvorbereitete Republik an diesem Tage kämpfen müssen.

die preußische Grenze zurückgedrängt.

Berlin  , 29. Auguft.( W. T. B.) Unsere Truppen in Preußen nnter Führung des Generalobersten von Hinden. burg haben die vom Narew vorgegangene russische Armee in der Stärke von fünf Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen in dreitägiger Schlacht in der Gegend von Gilgen. burg und Ortelsburg geschlagen und verfolgen sie jetzt über die Grenze. Der Generalquartiermeister von Stein.

dass man fastin

Ueber den Beginn dieser Kämpfe wird der Voss. 8tg." aus Thorn berichtet:

Der vom Generalquartiermeister in seiner Veröffentlichung vom 25. August als bevorstehend angefündigte neue Ent scheidungstampf hat begonnen. Als Einleitung erfolgte die Besegung der Grenzstadt Neidenburg   durch starte russische Kräfte. Die Russen plünderten die Stadt gründlich und bombardierten sie dann von den nahen Höhen. Den meisten Bürgern Neidenburgs, das etwa 6000 Einwohner hat, war es gelungen, über Hohenstein nach Allenstein   zu fliehen. Das XX. Armeekorps griff energisch in die Kämpfe gegen den russischen Gegner ein.

"

Darum muß Frankreich   entweder einen König und Ererzier- Die Allensteiner Zeitung" fann mit amtlicher Ge meister an seine Spitze stellen und sich unter dessen Befehl auf nehmigung darüber melden: Unser tapferes 20. Korps steht die Vorbereitung zum Waffengang konzentrieren oder es feit 24 Stunden im Feuer mit einem an Sträffen weit über­bleibt republikanisch, und dann muß es mit Deutschland   legenen Gegner. Dank der Tapferkeit unserer Truppen und Frieden schließen. Das Elsaß   ist heute deutsch, was auch

nationalistische Schreier über die Hoffnungen und Wünsche der Führer ist es den Russen trotz ihrer gewaltigen Uebermacht Elsässer fabeln mögen, die Republif, die das Selbstbestimmungs- nicht gelungen, unsere Stellungen zu nehmen. Der Kampf recht der Elsässer anerkennt, brauchte sich nur laut und deutlich hat sich dann zu einer riesigen Schlacht auf der Linie Gilgen­mit dieser für viele Franzosen bielleicht betrübenden Tatsache burg  - Neidenburg  - Drtelsburg entwickelt mit zirka 50 Stilo­abzufinden, um das Haupthindernis seiner Annäherung an meter Frontlänge. Hierüber teilt Landrat Hagemann in Deutschind aus dem Wege zu schaffen. Es ist höchste Zeit, die Marienburg   der Marienburger Zeitung" mit, daß zwei Katastrophe fann jeden Augenblid eintreten." russische   Armeekorps aufgerieben worden seien.

Die Warnung fam zu spät. Aber daß ein Mann mit dieser Gesinnung heute Minister ist, dünkt uns recht beachtens­

wert.

Der Seekrieg. Begegnungsgefecht bei Helgoland  .

Berlin  , 29. August.  ( W. T. B.) Im Laufe des gestrigen Vormittags sind bei teilweise unsichtigem Wetter mehrere moderne englische kleine Kreuzer und zwei englische Zerstörer. flottillen( etwa 40 Zerstörer) in der deutschen Bucht der Nord­ see   nordwestlich Helgoland   aufgetreten. Es kam zu hart­nädigen Einzelgefechten zwischen ihnen und unseren leichten Streitkräften. Die deutschen   kleinen Kreuzer drängten heftig nach Westen nach und gerieten dabei infolge der beschränkten Sichtweite ins Gefecht mit mehreren starken Panzerfreuzern.

S. M.S. Ariadne  " sank, von zwei Schlachtschiff­kreuzern der Lionklasse auf kurze Entfernung mit schwerer Artillerie beschossen, nach ehrenvollem Kampfe. Der weitaus größte Teil der Besaßung, voraussichtlich 250 Köpfe, konnte gerettet werden.

Ueber Holland wird aus Paris   gemeldet, daß die französische   sakung wurde gerettet. sozialistische Partei ein Manifest verbreitet habe, worin sie erklärt,

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ischhan Königsberg  Pulau Brandenb

Braunsbg PrEylauc

Heilsberg Rastenbg Lötzen  

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Gilgenburg Weidenba

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Karte zum Sieg bei Neidenburg  .

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Eine Warnung vor kopfloser Flucht. Auch das Torpedo boot V 187" ging, von einem Gegen das topflose Verlassen des Besitzstandes wendet sich der Er macht fleinen Kreuzer und zehn Zerstörern aufs heftigste beschoffen, andrat des Landkreises Königsberg  . bekannt: bis zulent feuernd, in die Tiefe. Flotillenchef und ,, Aus Teilen des Kreises wird mir gemeldet, daß einzelne Ein Manifest der französischen   Sozialisten. Kommandant find gefallen. Ein beträchtlicher Teil der Be- Streisbewohner beabsichtigen, unter Zurüclaſſung ihres Befizſtandes abzureisen. Soweit es sich um Frauen und Kinder Die kleinen Kreuzer Köln  " und" Mainz  " werden handelt, wäre gegen eine lediglich als Vorsichtsmaßregel auf­zufassende Fortschickung derselben nichts einzuwenden. Es würde die Bartei habe nicht gezögert, Guesde und Sembat die Gevermißt. Sie sind nach einer heutigen Reutermeldung aus diese Vorsichtsmaßregel den in den in der für die Stadt Königs. nehmigung zum Eintreten ins Ministerium zu er- London   gleichfalls im Kampfe mit überlegenen Gegnern geberg ergangenen Bekanntmachung des Herrn Gouverneurs vom dieses Monats enthaltenen Ausführungen entsprechen. teilen, weil die Zukunft der Nation und das Leben sunken. Ein Teil ihrer Besatzungen( 9 Offiziere, 81 Mann?) 18. Frankreichs   auf dem Spiel stehe. Angesichts der Bedrohung, scheint durch englische Schiffe gerettet worden zu sein. Nach Dagegen wäre es eine bedauerliche Trübung des Bildes von ein mütigem vaterländischen Denken, Zuversicht und Stärke, das unsere welche eins der blühendsten Gebiete Frankreichs   ausgefezt sei, müſſe der gleichen englischen Quelle haben die englischen Nation bisher ſeit der Mobilmachung in so erhebender Weise gee Schiffe schwere Beschädigungen erlitten. bie ganze Nation bereit sein, Boden und Freiheit zu verteidigen. nina boten hat, wenn Männer jegt die Flucht ergreifen würden.

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