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20 Millionen Mark für Deutschland, 20.... Frankreich  , 221/2 Rußland  . IO1/2 Oesterreich-Ungarn  . 10.. Italien  , das sind 8 3 Millionen Mark   täglich. Wenn der Krieg nur ein Jahr dauert, was nach Ansicht der militärischen Fachleute höchstwahrscheinlich ist, so wurde die mutmaßliche Summe rein für die militärischen Ausgaben des Krieges weit über 30 Milliarden betragen, wobei keines- Wegs die durch den Krieg herbeigeführten V e r w ü st u n- gen, die Schädigungen des Handels, die Ver- huste an privatem und öffentlichem Ver- mögen oder gar die Verluste an Menschen- leben mitgerechnet sind. Am 22. April 1910 erklärte der österreichische M i n i st e r lur Landesverteidigung im österreichischen  R e i ch s r a t, daß ein Krieg der Monarchie auf 25 Millionen Kronen täglich, bei einer Dauer von nun sechs Monaten auf ungefähr 4,3 Milliarden zu stehen kommen würde. Dabei wären aber Pensionen für Witwen und Waisen und Invaliden, Wiederher st ellungsko st en lur Ausrüstung und Kriegsmaterial, diverse Entschädigungen für allerlei erlittene Verluste nicht inbegriffen. Mr. Crammond berechnet in derOuaterly-Review" (Oktober 1910) die Barauslagen eines erfolgreichen(!) Krieges Englands gegen Deutschland   von einjähriger Dauer mit l0 Milliarden Mark, die Handelsverluste überdies mit 16 Milliarden Mark, insgesamt also mit 2 6 Milliarden. Was ein unglücklicher Krieg dem britischen Reiche kosten würde, wagt der Verfasser kaum an- zudeuten. Auf den Angaben über die Kosten des d e u t s ch-f r a n- zösischen, des Burenkrieges und des russisch- 1 a p g n i s ch e n Krieges fußend, schätzt Geheimer Rat Prof. Rießer die Kosten eines künftigen Krieges für Deutschland  "uf 500 Millionen Mark im Monat. 614 Mil- (rarden im Jahre. Dabei handelt es sich nur um ben Unterhalt des HeereS, wobei andere Autoren übrigens zu noch höheren Zahlen kommen. So be- rechnet dieK r e u z z e i t u n g" in ihrer Besprechung des Rießerschen Buches(ArtikelKrieg und Finanzen" in der Rümmer vom 20. Januar 191 0) die Jahreskosten eines Krieges für Deutschland   auf Grund der Erfahrungen im mandschurischen Kriege, wenn man gleiche Verhältnisse zu- twunde legt, mit 20 Milliarden Mark. . Davon hätte das Reich nach Rießer bereits in den ersten sechs Wochen nach der Kriegserklärung rund 2� Mi l- l i a x d en für den Kriegsbedarf nötig." politische Ueberflcht. Vernünftiger Erlatz. Da» Krieg«Ministerium hat de« stellvertretenden Militärinfperteur für die freiwillige Kranken« Pflege folgend» Mitteilung zugehen lasten: Die gegenwärtige wirtschastlick« Lag« der arbeitenden Bevölkerung läßt eS angezeigt »scheinen, bei den Reservelazaretten tunlichst W i r t s ch a f t s« Personal gegen Entgelt einzustellen, selbst wenn auf die neiwillige unentgeltliche Uebrrnahme von Wirtschaftszweigen in Reservelazaretten(Ziffer 110 d. Fr. K.) verzichtet werden muß. Den Damen und Herren, die diese Arbeit auS patriotischer Begeisterung wsher freiwillig getan haben oder zu tun fich bereit erklärten, ist sur ihre so anerkennenswerte Bereitwilligkeit in geeigneter Weise zu danken. Sie werden gewiß gern bereit sein, durch den Verzicht aus diese Tätigkeit zur Linderung der Not der wirtschaftlich Schwachen auf diesem Wege eiwaS beitragen zu können. Der Militärboykott ist nunmehr auch in Braunschweig   aufgehoben worden. Es bedurfte aber erst eines Artikels imVolksfreund", in dem die Tatsache gerügt wurde, daß den Landwehrleuten der Boykott der Arbeiterlokale erneut in Erinnerung gebracht wurde, um die Militärverwaltung zu bestimmen, den Mann- schaften mitzuteilen, daß der Boykott aufgehoben sei. Genosse Redakteur Wagner, der am Sonnabend mittag angeblich wegen Aufreizung der Bevölkerung auf Anordnung der Militärbehörde von der Straße weg verhaftet wurde, befindet sich zurzeit(Freitag) immer noch im Gefängnis. Die Militär- behörde(Garnisonkommando) wird durch den Braunschweiger Uationalltberalen Rechtsanwalt und Stadtverordneten, jetzt Oberleutnant und Adjutanten Weichsel   vertteten, der die Verhaftung angeordnet hat._ Der Notstand in Württemberg  . Der stark zunehmende Notstand in Württemberg   hat unsere ®enoffen veranlaßt, die zuständigen Stellen auf die dringlichsten Maßnahmen hinzuweisen. Der Stuttgarter   Gewerkschaftsvorstand stellte fest, daß 19 Proz. der Gewerkschaftsmitglieder arbeitslos und K» Proz. einberufen sind. Der letztere Prozentsatz ist ourch Ein- Berufung des Landsturms noch stark gewachsen. Von 28 Verbänden wit 39 779 Mitgliedern sind 7843 arbeitslos; von den übrigen arbeitet ein großer Teil verkürzt, zum Teil nur wenige Stunden in der Woche. Der Gewerkschaftsvorstand beschloß, eine Eingabe «n die staatlichen und städtischen Behörden zu richten, worin die Vcreitstelliung von Arbeitsgelegenheit und finanzieller Unter- stützung erbeten wird. Die sozialdemokratische Rathausfraktion Hot beantragt, daß alle im Etat vorgesehenen Arbeiten der Stadt, iüe durch den Krieg unterbrochen wurden, sofort wieder in An» Lrift genommen und daß weiter durch Einstellung von Arbeitern in den städtischen Betrieben die Zahl der Arbeitslosen vermindert wird. Sie fordert weiter eine Ausdehnung der Unterstützung für die Familien der Kriegsteilnehmer sowie für die durch Arbeits» (osigkeit in Not geratenen Einwohner Stuttgarts   durch die Stadt. Eine Vertretung der Landtagsfraktion begab sich zum Minister- Präsidenten v. Weitzsäcker und trug ihm ihre Auffassungen über den Umfang der herrschenden und sich täglich verschärfenden Not- läge in der arbeitenden Bevölkerung vor. Sie forderte die Wieder. aufnähme der staatlichen Bauarbeiten und der Arbeiten in den Forsten. Sie forderte weiter die Bereitstellung staatlicher Mittel SUx Unterstützung derjenigen Arbeitslosen, denen Arbeitsgelegen. heit nicht geboten werden kann, und verlangt von der Regierung die Anwendung schärfster Maßnahmen gegen die agrarische Pre'S. steigerei. In Vorschlag wurde gebracht der Aufkauf der Erntevor- «ate in größeren Gebieten und die Verteilung der Ernte zu nor- Malen Preisen unter die Bevölkerung.   Der Ministerpräsident �rfprach eine nähere Prüfung dieser Vorschläge und regt« eine weitere Aussprache mit dem Minister deS Innern an. Widerrufene Auflösung. . Die Auflösung der freien I u �en�dorgani. in Stuttgart  , die erst vor ewigen Wochen«folgt«, ist nach einer Meldung derVossischen Zeitung rückgängig gemackt worden. Das ist um so erfreulicher, als man gerade über den angeblich politischen und staatsgefährlichcn Charakter der Stuttgarter   Proletarierjugend einen großen Lärm geschlagen hat. Mangelnder Gemeinsinn. Es ist eine alte Geschichte: Diejenigen, die dann, wenn es nichts kostet, den größten Mund haben und sich ihres Pa- triotisinus nicht genug rühmen können, versagen nur allzu leicht, wenn dieser Patriotismus von ihnen auch Opftr sor- dert. In Ulm   a. D. sah sich dieser Tage der Ober- bürgcr meist er v Wagner genötigt, das in aller Oeffentlichkeit festzunageln. In der Sitzung der Gemeinde- kollegien berichtete er über die Sammlungen des Hilss- ausschusses, die insgesamt eine recht schöne Summe ergeben hätten. Wenn man freilich, so fuhr er fort, bemerke, daß eine große Anzahl gerade von wohlhaben de it Leuten ihr Gewissen mit 3 0 d e r 5 M a r k' beruhigen zu können ge- glaubt hätten, so müsse einem angesichts der schweren Opfer von Gut und Blut, die die ausmarschierten Soldaten dem Vaterlande zu bringen hätten, die Schamröte ins Ge- ficht steigen. Er möchte die bürgerlichen Kollegien bitten, diesen Leuten das Gewissen zu schärfen. Auch ein konservativ-agrarisches Blatt, der Anzeiger" in F r e i h e r g i. Sa., hielt es für richtig, den Besitzenden in einer Zuschrift, die er veröffentlichte, Vorhal- tungen zu inachen und ins Gewissen zu reden. Die sehr be- zeichnenden Worte lauten: Von allen Seiten tun sich jetzt die Hände auf, um den Familien der zu den Waffen einberufenen Mannschaften Unter- stützungen zukommen zu lasten. Auch die Aermsten wollen helfen und sind oft gerade die opferwilligsten. Dagegen kann man oft genug die recht be trübende Beobachtung machen, daß gerade Begüterte so wenig Gemeinsinn zeigen und ihren Beutel recht wenig weit austun. Besonders ist eS bei vermögen de n Gutsbesitzern aufgefal- I e n, daß sie gar nichts oder so gut wie nichts für die Familien, die auf unbestimmte Zeit ihres Ernährers durch das Vaterland beraubt wurden, übrig haben: S M., 3 M., ja sogar SO, 20! Pf. stehen da manchmal auf den Listen! Merkwürdig befremdend sind auch die Begründungen dieses wenig vaterländischen Ver halten?: so sagte einer, der V9 Pf. gab:er habe niemand beim Militär," ein anderer lehnte barsch zede Gabe ab, weilihm der Krieg die Pferde genommen babe. Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, wie gering sie vaterländische Gesinnung dieser Leute ist, daß sie so wenig Opfersinn in dieser schweren Zeit für ihre Mitmenschen haben und an ihrem Geld hängen, während andere willig ihr Leben für das Vaterland einsetzen I" Der mangelnde Ovfersinn jener Leute mit dem um- fassenden Portemonnaie ist um so bezeichnender, als es doch nicht zum wenigsten ge«»d« ihre Interessen sind, für die ge- kämpft wird._ Ei« braverPatrist". Der«iche Oberamtmann Behrens, Besitzer dreier großer Bauernhöft dicht bei Braunschweig   und Pächter der braunschwei- zischen Staatsdomäne Amelunxborn, die er unter sehr günstigen Bedingung«(den Morgen zu 7 M. Pachtzins) erhalten hat, ver- pachtet von dieser Domäne auch Kartoftelland an die armen Dorf- bewohner mehrerer Gemeinben. Er läßt sich von den Arbeitern für den viertel Morgen gedüngten Landes 16,89 M. jährlich zahlen. Dieser Tage ließ er der Familie eines zum Kriegsdienst einbe- rufenen Lanbwehrmannes, der seine Frau mit sechs Kindern in Rod und Elend zurückließ, die Kartoffeln einfach aufroden, weil da? Pachtgeld noch nicht bezahlt war. Das erregte böse» Aufsehen und brachte selbst den Bürgermeister de? Städtchens Echershausen gegen den vornehmen Herrn auf. Der Herr Oberamtmann suchte daher auf einem anderen Wege zu seinem Pachtzins zu kommen. Er richtet« an die Gemeindevorsteher zweier braunschweigifcher Gemeinben da« folgende Schreiben: In Anbettacht der jetzigen schweren Zeit erlaube ich mir die ergebene Anfrage, ob Sie geneigt sind, für die dort wohnenden unten aufgeführten Einwohner, die bei mir bis spätestens den 8. September d. I. nachfolgende Beträge für Kartoffelland zu zahlen haben, diese Beträge für die- selben vor st recken zu wollen. Bei Nichtbezah. lung bis genanntem Termin verfallen nach den bekannten Bedingungen die Kartoffeln zu meinen Gunsten und ich bin berechtigt, die. selben dann abernten zu lassen. Hochachtungsvoll R. Behrens." Der Gemeinderat des Ortes Negenborn, dem der Herr Ober- amtmann als Erstklassiger selbst angehört, nahm sich daS patrio- tische Verhalten de? Herrn Domänenpächters scharf vor. Die in Frage kommenden Gemeinden sind selbst arm. Nun wird wohl der Oberamtmann die Kartoffeln der im Kriege befindlichen Bater- landSverteidiger für sich einernten. Gegen die Spionitis. In Köln   ist es in den letzten Tagen noch vorgekommen, daß ältere inaktive Offiziere als Spione bezeichnet wurden und in militärische Schutzhaft genommen werden müßten; in allen Fällen waren die Anzeigen völlig unbegründet. Der Kölner   Polizei- Präsident warnt nunmehr nach einer Bekanntmachung da« Publikum; sollten sich solche Vorkommnisse wiederholen, so würde die straf- rechtliche Verfolgung der Urheber herbeigeführt werden. Ein eigenartiges Wahlkompromist. Um nicht während de? Krieges einen Parteikampf auskämpfen zu müssen, haben Zentrum und Liberale in Düsseldorf   ein Kom- promiß für die Stadtverordnetenwahlen geschlossen, in dem sie die Mandate untereinander verteilen. Ter Sozialdemokratie haben sie naturgemäß keinen Sitz dabei eingeräumt, obgleich die Sozial- demokratie die stärkste Partei Düsseldorfs ist und den Kreis im Reichstag vertritt. Das Auffällige bei diesem Kriegskompromitz ist, daß es nicht nur für die Wahlen von 1914, sondern auch für die von 1916 geschlossen wurde, und nicht etwa auf Grund des heutigen Besitz- standes der Parteien, sondern so, daß das Zentrum 3 Abge- ordnete gewinnt. Die liberale Mehrheit von 87 gegenüber 20 Zentrumsvertretern mindert stch_ dadurch auf das Verhältnis 34: 23, d. h. die Zweidrittelmajorität fällt. Es wäre interessant zu erfahren, weshalb die Liberalen ein so ungewöhnliches Eni- gegenkommen gezeigt haben. Enthält daS Kompromiß vielleicht auch noch Vereinbarungen, die sich auf andere Wahlen beziehen? Bundesratsbeschlüffe. Amtlich wird mitgeteilt: In der Sonnabendsitzung des Bundes- rate? wurde die Vorlage, betreffend die Wahlen nach der Reichs- versicherungSordnung dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Der Errichtung einer Zentralstelle für die Beschaffung der Heeres- Verpflegung wurde zugestimmt, lieber die Berufung von Mit- gliedern deS Versicherungsbeirats beim AuffichtSamt für Privat- Versicherung wurde Beschluß gefaßt. Der Entwurf ein« Be- kanntmachung betreff«« wettere Verlängerung der Fristen de« Mchs�» Md Scheckrvcht« gelangte jus Annahme. Ratschläge zur Erhaltung deS Viehbestandes. Auf Anregung des ReichsamtS des Innern und des preußischen LandwirtschaitSministeriums hat die Deutsche   Landwirtschafis- gesellschast ein Merkblatt herausgegeben mit Ratschlägen, wie am besten der deutsche Viehbestand über die Zeit deS Krieges hinweg- zubringen ist. Das Merkblatt geht von dem Gesichtspunkt auS, daß ein künftiger Vieh- und Fleijchmangel nach Möglichkeit verhütet werden muß, daß aber auch andererseits mit den Futtermitteln sparsam zu Werke zu gehen ist, weil daS zur menschlichen Ernährung notwendige Getreide nicht zur Viehfütterung verschwendet werden darf. Das Merkblatt empfiehlt folgende Maßnahmen: 1. Haushälterisches Wirtschaften mit allen zu Futterzwecken verwendbaren Stoffen. Kein voreiliges Verkaufen von Futter- und Streumittcln. 2. Schleunigste Aussaat frühzeitig verwendbaren Fruhiahrs- grünfutters: a) Johannisroggen oder gewöhnlicher Roggen mit Zottel- wirke; d) Raps mit Futterroggen; c) Inkarnatklee oder Schwedenklee. 3. Stehenlassen des alten Klees und Kräftigen desselben mittels angemessener leicht löslicher Kunstdünger(nötigenfalls mit etwas Stickstoffdünger nachhelfen!). Eine schwache Stall- mistdecke beschleunigt das Wachstum. 4. Einsäuern oder gegebenenfalls Trocknen bKw. Heuen von Gründüngungspflauzen, wie Klee  , Serradella, Lupinen(lediglich Einsäuerung), auch Rübenblatt oder Kartoffelkraut. 8. Betveiden der Stoppeln, Wiesen und Weiden so lange, wie nur irgend möglich, auch mit Schweinen. Düngung der Weiden und Futterschlägc. 6. Das zur menschlichen Ernährung brauchbare Getreide darf nicht verfüttert werden. 7. Verwendung des gesunden Strohes zu Futterztvcckcn. Als Ersatz der Einstreu kommen in Frage vornehmlich Torfstreu, ferner Waldstreu, Heidekraut. Sägespäne, zum Füttern unge- cignetes Kartoffelkraut, Schilf, Binsen und Erde. 8. Im gegebenen Falle Verfüttern von entschälten und ge- rösteten Roßkastanien, Eicheln, Bucheckern, sowie Eintreiben von Schweinen in die Forst. 9. ES ist darauf hinzuwirken, daß alle vorhandenen Track- nereien, deren Zahl nach Möglichkeit noch zu vermehren ist, bis zur höchsten Leistungsfähigkeit ausgenutzt werden(Lohntrock- nung). DaS Trockenfutter ist aufzubewahren, bis alle Wasser- reichen Futtermittel verbraucht sind. ES ist ernstlich zu er- wägen, einen Teil der Zuckerrübenernte frisch oder getrocknet zu verfüttern. 10. Füttere nach Leistung, d. h. bevorzuge bei der Futter- zuteilung die leistungsfähigeren Tiere. Etatsvorarbeiten. Die Et a t S v 0 r arb eiten für den neuen Reichs- etat sind im Reichsschatzamt in Angriff genommen worden; der Krieg hat, wie eine Korrespondenz mitteilt, keine Aenderung in diesen Arbeiten hervorgerufen. Die ReichSressorts sind bestrebt, nur die notwendigsten Anforderungen zu vertreten, um die Ausgaben möglichst einschränken zu können. Der neue Etat wird nur laufende Ausgaben enthalten, alle? andere, vor allem Kriegsausgaben, soll späterer Anforderung durch NachttagSetatS vorbehalten bleiben. Für den preußischen neuen Etat müssen die Forderungen bis zum 1. September eingereicht sein. Hier wird die gleiche Praxis wie im Reiche verfolgt._ Die Abdankung ües Nbret. Rom  , 28. August. DieTribuna" meldet aus Valona  vom 27. d. Mts., daß dort daS Gerücht verbreitet sei, der Für st von Albanien   stehe im Begriff. Durazzo zu verlassen, da den militärischen Schwierigkeiten sich solche wirtschaftlicher Art zugesellt hätten. Oesterreich-Ungarn   weigere sich, weitere Vorschüsse auf die Anleihe zu geben, und dke Regierung könne niemanden mehr bezahlen. Srief eines russischen Studenten. In der in diesen Tagen eingetroffenen Nummer der Jlew Dort TimeS" vom 9. August findet sich folgendes offene Send- schreiben, daS dem Blatte von einem russischen Studenten zuge­gangen ist; Ich las neulich in derTimes", daß eine Anzahl Studenten und Arbeiter in Petersburg   das Dach der deutschen   Botschaft er- stiegen, den goldenen Adler des deutschen   Wappens herunterrissen und dafür die russische   Flagge aufgezogen haben. Gestatten Sie mir, Ihnen mit Bezug hiermit eine Aufklärung zu geben. Nach der Nachricht könnte es scheinen, daß die russischen Studenten von Patriotismus beseelt und stolz auf die russische   Flagge seien. Das ist aber falsch, grundfalsch, und beruht auf völliger lipkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse. Ihr Amerikaner seid freilich stets bereit, für EureSterne und Streifen" Euer Leben zu lassen; das habe ich selbst oft genug gesehen. In Rußland   liegen die Dinge aber denn doch ein gut Teil anders. Von frühester Kindheit an sind wir nicht dazu erzogen, unsere Flagge zu liehen. Wir sind nur dazu erzogen, unserernacbalxtvo", unserer Regierung, unse­rem Zaren zu gehorchen, der von Gottes Gnaden als Despot regiert. Wir wissen kaum, wa» eine Flagge ist, aber wir wissen dafür umso besser, was eine Nagaika ist. Wir freuen uns deshalb auch nicht über die Siege unserer Truppen. Ist doch jeder Sieg eine Nieder- läge für das russische Volk: denn er trägt nur dazu bei, die Regle- rung zu kräftigen, dem kaltherzigen Zaren und seinen gefühllosen Kosaken neuen Mut einzuflößen. Jeder Mensch, der imstande ist, die Politik des Zaren in ihrem Wesen zu erkennen, hat einen Greuel vor ihr und haßt ihn aus tiefstem Herzen. Dieses Gefühl ist bei keinem stärker als bei den russischen Studenten: aber der Einfluß der Reaktion in Rußland   ist so gewaltig, daß sie unter den Studenten eine kleine Gruppe zusammengebracht hat, die den Namen derAkademiker" trägt, die dem schwarzen Hundert, den echtrusstschen Leuten zuzurechnen sind. Sie haben das Recht, einen Revolver, einen Gummiknüttel und eine Polizeipfeife zu tragen; denn sie bekämpfen ja des Zaren Feinde. Studenten dieser Art waren es, die den deutschen Adler heruntergeholt und die russische  Flagge aufgezogen haben, dieses Symbol der Barbarei und der Brutalität der Regierung, nicht des russischen Volkes. Aber ich hoffe, daß bald und zwar sehr bald eine andere Zeit hereinbrechen wird, eine Zeit, in der die echten Studenten die Flagge der Sklaverei Herrunterreißen und eine neue Flagge über dem freien Rußland  wehen wird." Letzte Nachrichten. Türkische Vorbereitungen. Konstantinopel  , 29. August.  (W. T. B.) Eine offizielle Mitteilung der Pforte besagt: Wegen Mobilisierung ist es ausländischen Flugzeugen verboten, über türkisches Gebiet zu fliegen. Die Militärposten sind angewiesen, auf Zuwider­handelnde zu schießen. Infolge der Mobilisierung ent- faltet der rote Halbmond seit einigen Tagen eine eifrige Tätigkeit in Stambul  . Drei große Schulen sind als Spitäler eingerichtet und eine Kommission ist gebildet worden, deren Aufgabe es ist, die Mittel zur Sicherung und Verproviantie- rung Konstantinopels   sowie zur Hereinbringung der Ernte und der Durchführung der landwirtschaftlichen Arbeiten des kommenden Jahres zu prüfen. Die Stadtpräfektur teilt mit, daß die Einfuhr von Getreide frei ist.