Nr. 237.
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Redaktion: S. 68, Lindenstraße 69. Fernsprecher: Amt Moritplas, Mr. 1983.
Montag, den 31. August 1914.
Expedition: S. 68, Lindenftraße 69. Fernfurecher: Amt Moritplas, Mr. 1984.
Das große Ringen mit den Zarenheeren.
Vom östlichen Kriegsschauplatz.mlichen zu können.
Standort des Oberkommandos, den 28. August 1914. Bei den mehrtägigen Schlachten in der letzten Zeit machten sich die Vorzüge und Nachteile der Ruffen in ihrer Ausrüstung, ihren Leistungen und ihrem Verhalten sehr auffällig bemerkbar. Ihre lehmfarbene Vekleidung einschließlich Mühe deckt noch beffer als die feldgraue Uniform der deutschen Truppen. Ein Verwundeter erzählte mir:
,, Wir kamen ganz dicht an ein Kartoffelfeld heran, kein Russe war zu sehen; plößlich begrüßte uns ein Gewehrfeuer. Die Russen lagen auf dem Boden, mit dem sie verwachsen schienen. Da die russische Infanterie meist vorbeitrifft, richtete sie nicht viel Unheil an. Ein flotter Sturm trieb sie in die Flucht."
kurzer Raft und etwaigem Alarm eine sofortige Bereitschaft er- in die Welt sendet, sind mehr als lakonisch und geben für die Beurteilung des Verlaufes der Kämpfe nicht den mindesten An Ich verfehle nicht, bei dieser Gelegenheit allen denjenigen halt. Die letzte Meldung traf Sonntag mittag 1 Uhr ein und patriotisch gesonnenen Bürgern, die in freigebigster und auf- lautet:„ Stimmung hier sehr gut." opferndster Weise unseren Truppen Unterkunft und Verpflegung
sagen.
Deutsch Eylau, den 27. August 1914.
Der Kommandant der Mobilen Etappen- Kommandantur
des XVII. Armee- Korps
Etwas redseliger sind die Berichte, die die Wiener und gewährt haben, vollste Anerkennung und wärmsten Dank zu Budapester Kriegsberichterstatter ihren Blättern senden. Diese Schlachtschilderungen sind aber von hier aus nicht zu kontrollieren und bei der bekannten Eigenart eines Teils der Wiener und Budapester Journalistik nur mit Vorsicht aufzunehmen. Einige dieser von Wolffs Telegraphenbureau nicht amtlich In verschiedenen Orten verlassen die Besserfituierten ihre übermittelten Wiener Zeitungsmeldungen seien hier wiederWohnungen, verschließen sie und warten die Entwickelung der Dinge gegeben: aus der Ferne ab. Die ärmeren Leute und kleinen Beamten, die Wien , 30. August. Soweit sich bis gestern mittag über. auf dem Boften bleiben müssen, haben nun auch noch die Lasten der Ginquartierung zu tragen. Zu begrüßen ist, daß die Militärbehörden blicken ließ, ist das große Ringen unserer Armee mit den Hauptanordnen, verlassene Wohnungen zu öffnen und mit Solbaten zu kräften des russischen Heeres noch nicht zur Entscheibung belegen. Hoffentlich trägt die öffentliche Rüge die gewünschten herangereift. Nur die Erfolge der vom General der Kavallerie Früchte. Wilhelm Düwell, Kriegsberichterstatter. Viktor Dankl in der Schlacht bei Krasnit siegreich geführten Armee find bereits einigermaßen zu übersehen. In einer zweiten Schlacht vom 27. August, die durch die helbenmütige Erstürmüng einer stark befestigten Stellung auf den Höhen von Niedrzwicabuza gekrönt war, gelang es, die bei Krasnik zurückgeworfenen russischen räfte und die herangeworfenen und herangeführten Verstärfungen, im ganzen etwa 10 Divisionen von sechs verschiedenen
Daß die russische, Schrapnells schleudernde Artillerie beffer zielt als ihre brüderliche Infanterie, davon zeugt die verhältnismäßig große Zahl der Verwundeten auch auf deutscher Seite. Das Menschenmaterial des russischen Heeres ist sehr verschieden. Unlust zum Kampf, wilder Fanatismus, barbarische Brutalität, Tücke und Gemeinheit ist hier durcheinandergemengt. Sehr oft zeigen sich fleine Trupps, an ihren Bajonetten lassen die Kerle weiße Taschen30000 Ruffen gefangen. tücher flattern. Das heißt: Wir geben uns gefangen! Trauen die Deutschen dem Spiel, zeigen sich Offiziere und Mannschaften in Berlin , 30. August. 12 Uhr 41 Min. nachts. freier Stellung bereit, den Feind zu entwaffnen, dann prasselt aus verbedten Maschinengewehren ein mörderischer Sengelregen auf sie Amtlich. Bei den großen Kämpfen, in denen die nieder, reißt klaffende Lücken in ihre Reihen. Solche Niedertracht russische Armee in Ostpreußen bei Tannen- Storps, neuerlich zu schlagen. Eines unserer Korps nahm in dieser brachte den Deutschen schon große Verluste. Dann wieder zeigt sich, daß es bei den Russen viele„ Mußberg, Hohenstein und Ortelsburg ge- sweiten Schlacht einen General, einen Oberst, brei sonstige Stabs. foldaten" gibt, Leute, die in den Deutschen ihre Befreier vom verworfen wurde, sind nach vorläufiger Schäßung perfonen, 40 Offiziere und etwa 2000 Mann gefangen und erbeutete wünschten Zarismus begrüßen. Sie benusen die erste beste Ge- über 30 000 Russen mit vielen hohen legenheit, um sich gefangen zu geben. So machte es z. B. eine ganze Offizieren in Gefangenschaft ge- Tagblattes" im Hauptquartier berichtet, daß die große Schlacht, die Rompagnie( Nr. 11). Die russischen Offiziere wissen, daß sie ihrer raten. Lente nicht sicher find. Hinter jeder Front marschieren Offiziere, die jeden niederstrecken, der Miene macht, Fersengeld zu geben. Unter denen, die sich gefangen geben, befinden sich viele deutschsprechende Elemente.
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sehr viel Kriegsmaterial.
Wien , 29. August. Der Korrespondent des Neuen Wiener gestern am vierten Tage in vollem Gange war, gut steht. Die linken Flügeltruppen rücken gegen Lublin und Zamose langsam, Der Kriegsberichterstatter des Berliner Tage aber sicher vor, stoßen aber immer wieder auf den neuberschanzten von Frontalangriffen sind zeit. blatts" meldete vorher aus dem Hauptquartier, daß bei Gegner, und an Stelle Groß, sehr groß ist die Zahl der Toten und Verwundeten. den großen Kämpfen in Ostpreußen bei Ortelsburg , fanterie- Regiments Nr. 72 gelang ein rascher Frontalangriff, bei raubende Umgehungen. notwendig. Drei Zügen des InAuf dem blutgetränkten Boden lagen Tote und Verichte stellen- ohenstein und Tannenburg, in denen die Russen welchem zwei russische Hauptleute, sechs Subalternoffiziere und weise wie hingemäht.... Ein großer, zuckender, in Schmerzen zurückgeworfen wurden, nach vorläufiger Schätzung über 470 Mann gefangen genommen wurden. Generalstabshauptmann sich windender, stöhnender und röchelnder Fleischklumpen.... Gr 30000 Russen mit vielen hohen Offizieren Roßmann ist mit seinem Flugzeug abgestürzt und getötet worden; schütternde Schmerzenslaute ließen Schwerverwundete beim Transvort vernehmen. Schmerzverzerrte Gefichtszüge, halb gebrochene in Gefangenschaft geratenseien. Die Russen das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht gerade heute eine Aus. Augen flehten um Erbarmen mit unerträglichen Qualen.... Sier richtiger wohl eine große russische Heeresabteilung( vielleicht zeichnung Roßmanns für hervorragend tapferes Verhalten vor stöhnte ein nur noch Einarmiger, dort brüllte vor Schmerzen ein ein Armeekorps) wurden durch deutsche Truppen von drei dem Feind. baumlanger Ruffe; Granatsplitter hatten seine Beine zerschmettert; Seiten umfaßt und in die Sümpfe und Seen Majurens ge- Der Berliner Lokalanzeiger" läßt sich außerdem aus mit durchschossener Brust lagert einer nach Luft schnappend auf worfen. Budapest vom 30. August mittags melden: der Bahre, Todesschweiß perlt auf der Stirn eines anderen, der Das Berliner Tageblatt" gibt dieser Meldung die irrebaliegt mit aufgeriffenem Leib. Halb wahnsinnig vor Schmerzen führende Unterüberschrift Großer Sieg bei Tannen schlacht an der galizisch - polnischen Grenze melden, daß der Ver,, Berichte über den gegenwärtigen Stand der Riesenheult ein kleiner Jude; sein Körper ist, wie in Blut getaucht und burg " und fann dadurch bei in diesen Tagen so überaus lauf der Schlacht günstig ist. Unser linker Flügel steht zwanzig dann durch Staub gewälzt, von einer schmußigen roten Kruste zahlreichen kritiklosen Lesern die Meinung erweden, als Rilometer von Lublin . Der Armeeteil zwischen den Flüssen überzogen. Mehrere Jahre hatte er in Berlin gelebt; ein Befehl bes Zaren rief ihn nach Rußland zurück, fandte ihn als Kämpfer ob es sich um eine neue Schlacht in Ostpreußen handele. Wieprz und Bug, oberhalb Zalose rückt energisch vor und hält gegen Deutschland in das Feld. Berlin ficht er nie wieder.... Diese Schlacht bei Tannenburg" dürfte aber nur ein Teil- die Verbindung mit dem Zentrum aufrecht. Hier im Zentrum, Viele gefangene Ruffen werden abgeführt. Auffällig groß ist fampf der dreitägigen Schlacht sein, die nach der Darstellung wo der Hauptkampf stattfindet, beginnt die Lage sich langsam, bie Zahl der gefangenen Offiziere. Auf deutscher Seite dagegen des Generalstabes in der Gegend von Gilgenburg und Ortels- aber sicher für unsere Waffen günstig zu gestalten. Als ein Destellen die Offiziere einen erheblichen Bruchteil der Gefallenen und burg geschlagen wurde und mit der Zurückdrängung der tail aus dem gewaltigen Ringen wird gemeldet, daß unter an Verwundeten. Bedauerlicherweise scheint ein Teil der Bevölkerung Russen über die Grenze endete. Da in diesen Kämpfen ins derem eine russische Division von drei Seiten umfaßt und in Westpreußens noch nicht begriffen zu haben, was der Krieg bedeutet gesamt( d. H. die deutschen und die russischen Streitkräfte zu einem Nachtgefecht mit großen Verlusten in die Flucht geund wozu er verpflichtet. Kennzeichnend dafür ist die folgende Be- sammengerechnet) mindestens 8 Armeekorps, ohne Kavallerie schlagen wurde. Der linke Flügel des Zentrums nimmt eine Nachdem es unseren braven Truppen gelungen ist, den feind divisionen usw. eingesetzt wurden, ist das Kampffeld natürlich vorzügliche Defensivstellung auf einem 400 Meter hohen Hügellichen Vormarsch auf Deutsch- Eylau aufzuhalten und sogar den ein sehr ausgedehntes gewesen; die dreitägige Schlacht wird Gegner in der Richtung auf die Grenze zurüdzuwerfen, haben verschiedene Phasen gehabt und sich in mehreren Teileinzelne hiesige Geschäftsleute es fertig bekommen, nachrückenden schlachten abgespielt haben. Eine solche Teilschlacht wird der Truppen die Unterkunft zu erschweren. So wurde z. B. den Offi- große Sieg bei Tannenburg" gewesen sein, der mit der Gezieren der Felblazarette 7, 8, 9, im ganzen 30 Offizieren, die feit fangennahme von 30 000 Russen endete.
fanntmachung:
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gelände ein."
Wien , 30. August. ( W. T. B.) Nicht amtlich. Die Schlachten auf dem russischen Kriegsschauplage dauern mit ungeminderter Heftigkeit fort. Destlich unserer trot mehrfacher fechs Tagen nicht im Bett gelegen, sondern stets biwakiert hatten, Auf jeden Fall können wir uns aber des Sieges freuen, befestigter Stellungen des Feindes unaufhaltsam gegen Lublin bei ihrer Ankunft nach 10 Uhr abends die sofortige Unterbringung den unsere Brüder im Waffenrod über die Zarentruppen er- vordringenden Armee Dankl hatten unsere zwischen Bug in Hotels unmöglich gemacht. Obwohl die Truppe 18 Stunden unterwegs gewesen war, wurde gleich nach ihrer Ankunft von den rungen haben. Mögen ihre Aufopferung und ihr Mut auch und Wieprz vorgeführten Kräfte am 26. August den Angriff Wirten erklärt, daß die Küchen geschloffen seien und nichts mehr fernerhin von Erfolg gekrönt sein; ein Erfolg, der uns nicht auf die aus dem Raume von Cholm entgegengerückte starke rusverabfolgt werden könnte. Dieses Verhalten hat selbstverständ nur von der Invasion des Mosfowitertums befreit, der uns fische Armee begonnen. Hierauf entwickelten sich nach der lich mit vollem Recht auf die Truppe ben übelften Eindruck ge- vielmehr auch nach dem Kriege den Aufstieg zu höherer Schlacht bei Krasnit weitere hartnädige, für unsere angriffs. macht, im besonderen, da sie schon morgens 6 Uhr wieder ab. politischer und sozialer Kultur ermöglicht. rüden mußte, also lange Zeit zu Verhandlungen mit den Wirten nicht vorhanden war.
Ganz abgesehen von diesem gans unverständlichen Verhalten einzelner Hotelwirte scheinen diefelben die Kriegsgeseße nicht zu kennen. Ich empfehle daher, fich evtl. in den Bureaus des Magistrats, des Bezirkskommandos oder der Etappen- Kommandantur Kenntnis von denselben zu verschaffen.
Die Kämpfe zwischen Lemberg und Lublin . In Zukunft werde ich ähnliche Verfehlungen mit den strengsten Strafen ahuden, die Namen der Betreffenden öffentlich bekannt- In mehr als fünftägigem Ringen, teils auf russisch- teils geben und anordney, daß solche Hotels durch die Militärbehörde auf österreichisch- polnischept Boden, stehen die österreichischen auf Kosten der Eigentümer vermaaktet werden, da die Hotels für und ruffischen Armeen. Eine Entscheidung ist hier noch nicht uns zur Unterbringung in erster Linie in Frage kommen, um bei gefallen. Die Nachrichten, die das amtliche Artegspreffequartier
freudigen Truppen siegreich verlaufende Kämpfe bei Zamosc , sowie nördlich und östlich von Tomaszow , in welche am 28. August von Belz eine nun gleichfalls auf russischem Boden vordringende Gruppe unserer Streitkräfte erfolgreich eingriff. In diesen Kämpfen wurden ebenso wie in den Schlachten bei Kras nik Tausende von Gefangenen gemacht.
In Ost- Galizien behaupten sich unsere Truppen mit her
vorragender Bravour und Zähigkeit.
Auf dem südlichen Kriegsschauplaze haben in letterer Zeit keine nennenswerten Kämpfe stattgefunden.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hofer, Generalmajor.