Einzelbild herunterladen
 

Nr. 242.- 31. Jahrg.

Abonnements- Bedingungen:

S

Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 M., monatl. 1,10 m., wöchentlich 25 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Pig. Post­abonnement: 1,10 Mart pro Monat. Eingetragen in die Bost Zeitungs Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mark pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemark  , Solland, Italien  , Luxemburg  , Bortugal, Rumänien  , Schweden   und die Schweiz  .

Ericheint täglich.

NOS.

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

5 Pfennig

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. zeile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins und Versammlungs- Anzeigen 30 Bfg. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pig., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

CUST

Sonnabend, den 5. September 1914.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 1984.

Reims   von den Deutschen   befeßt- Die Berteidigung von Baris

Die Siegesbeute der Deutschen  .

Die beiden letzten Meldungen aus dem Großen Haupt-[ Die Sorge um Paris  .

quartier zeigen an, daß die Franzosen weder die erste noch

halten gewillt sind. Ein kleiner Teil ist durch eine erfolg­

griffen werden sollte, ist von den Franzosen aufgegeben

Großes Hauptquartier, 4. September. Die zweite Linie ihrer nordöstlichen Grenzbefestigungen zu London  , 4. September.  ( Meldung des ( W. T. B.) Reims   ist ohne Kampf be- reiche Beschießung von den deutschen   Truppen genommen Reuterschen Bureaus.) Nach einem Telegramm sett. worden, ein anderer Teil wird von den Franzosen ohne aus Paris   gründete sich der Beschluß, die Re­Die Siegesbeute wird nur langsam bekannt. ernsteren Kampf den ungeſtüm vordringenden Gegnern über­lassen worden sein. Auch das verhältnismäßig starke Reims   gierung nach Bordeaux   zu verlegen, aus­Die Truppen können sich bei ihrem schnellen Vor- mit seinen 16 vorgeschobenen Forts und Batterien, das nach schließlich auf militärische Erwägungen, marsch wenig darum bekümmern. Noch stehen der Donnerstagmeldung des Großen Hauptquartiers ange- da Paris   der Mittelpunkt der Operationen Geschütze und Fahrzeuge im freien Feld verlassen. worden. Aus der großen Zahl der in ihrem Werte so häufig beider Armeen wird. Man glaubt, daß Paris  Die Etappentruppen müssen sie nach und nach überschäßten französischen   Befestigungen an der Ostgrenze nicht notwendigerweise ein unmittelbares Angriffs­sammeln. Bis jetzt hat nur die Armee des General Forts, 21 Bwischenwerken und 47 Batterien, das start- ziel sein wird. Paris   soll mit äußerster bleiben jetzt nur noch die Festungen Verdun   mit 16 großen obersten von Bülow genauere Angaben ge- befestigte Belfort   als einigermaßen beachtenswerte Bunkte. Hartnäckigkeit verteidigt werden, da ein meldet. Bis Ende August hat sie 6 Fahnen, aber die Kriegsereignisse haben gezeigt, daß Festungen den Angriff natürlich möglich ist. Die letzten Ereignisse Verlauf des modernen Krieges nicht beeinflussen und auf­233 schwere Geschüße, 116 Feldgeschüße, halten können, dazu ist die Ueberlegenheit der Belagerungs  - ließen ihn in naher Zukunft unwahrscheinlich er­79 Maschinengewehre, 166 Fahrzeuge artillerie zu groß. Aus dieser Erkenntnis heraus werden die scheinen, aber die Verlegung der Regierung wurde Franzosen   auch die Festungsbesaßungen mit den Feldtruppen erbeutet und 12 934 Gefangene gemacht. bereinigen wollen, um mehr Kräfte für die Verteidigung zur für nötig erachtet, um die notwendige Bewegungs­Im Osten meldet Generaloberst v. Hinden- Verfügung zu haben, eine Verteidigung, die allerdings von freiheit im Lande zu bewahren. burg   den Abtransport von mehr als 90000 Tag zu Tag immer zersplitterter und berzweifelter wird. Ueber die Art und den Umfang der Verteidigung von unverwundeten Gefangenen. Das be- Paris   läßt sich heute noch nicht viel sagen. Paris   ist in den deutet Vernichtung einer ganzen feind- legten Jahrzehnten zu einer riesigen Lagerfestung gemacht worden; es ist von einer großen Zahl moderner, bis zu lichen Armee. 14 Rilometer vorgeschobener Forts umgeben. Im Innen­raum dieser Forts können ganze Armeen Unterkunft finden. Die Berteidigung eines so gewaltigen Plazes erfordert aber rund 200 000 Mann, während der Belagerer wohl eine halbe Million Streiter brauchen müßte, um einen eisernen Ring um das Herz Frankreichs  " zu legen.

ho sdtion that sid thirt

Der Generalquartiermeister von Stein.

Amiens   in deutschen   Händen. Der holländische Korrespondent des Berl. Lokal- Anz." telegraphiert seinem Blatte:

Der Berichterstatter der Times" meldet über die legten Operationen in Nordfrankreich: Das Somme   Tal wurde auf gegeben und Amiens   ist in deutschen   Händen. Nachdem ein blutiger Stampf geliefert und die Engländer aus a Fère zurückgezogen worden waren, wurde dieses Fort von den Deutschen  genommen. Der dreitägige Kampf bei Amiens   erreichte seinen Höhepunkt in einem blutigen Treffen bei Moreuil, wo der Erfolg wieder auf deutscher Seite war.

Die Verbündeten zogen

fich in guter Ordnung zurüd. Daily Chronicle" meldet, das deutsche Truppen sich schon bei Creil   zeigten und sogar bei Senlis  , so daß der Kanonendonner bereits in Paris   zu ver­nehmen sein dürfte.

Der Aufruf des Gouverneurs.

Paris  , 4. September.

( W. T. B.)( Meldung der Agence Havas.) Nach einer amtlichen Mitteilung hat General Gallieni folgenden Aufruf an das Heer und die Be­völkerung von Paris   gerichtet:

Die Mitglieder der Regierung der Republik   haben Paris  verlassen, um der nationalen Verteidigung einen neuen An­trieb zu geben. Ich habe den Auftrag erhalten, Paris  gegen den Eindringling zu verteidigen. Diesen Auftrag werde ich bis zu Ende erfüllen.

Die Minister in Bordeaux  . Bordeaux  , 3. September.  ( W. T. B.) Die Minister traten unter dem Vorsiz Vivianis im Rathause zu einer Sitzung zusammen, in welcher der Kriegsminister zunächst über die militärische Lage Bericht erstattete. Dann wurden verschiedene Fragen beraten, besonders die Frage der Ver­proviantierung.

Der weitere Verlauf des Krieges im Westen wird sich aber nicht allein auf die Belagerung von Paris   beschränken. Der Aufruf der französischen   Regierung und auch das Mani­fest der französischen   Sozialisten beweisen, daß man sich bis zum äußersten verteidigen will. Es wird also neben den Kämpfen vor und um Paris   auch noch mit langwierigen und opferreichen Kämpfen im Innern Frankreichs   zu rechnen sein, bei denen sich vielleicht nicht mehr, wie in der ersten Periode des Krieges, ganze Armeeverbände gegenüberstehen, sondern einzelne Armeen oder Armeekorps auf verschiedenen Schau­lähen miteinander ringen werden. So wie es jetzt schon in Amsterdam  , 4. September. Telegraaf" meldet aus London  : dem gebirgigen Gelände des Ober- Elsaß der Fall ist. Ein solcher Kampf bis zum Weißbluten wäre aber um Der amerikanische Botschafter bleibt in Paris  , um für des deutschen   und des französischen   Volkes willen zu beklagen. I die Staatsangehörigen der kriegführenden Parteien zu sorgen.

Der Schutz der Ausländer.

Das hartnädige Ringen bei Lemberg  .

Der zähere Feind.

Aus dem österreichischen Kriegspressequartier schreibt uns Genosse Hugo Schulz   vom 29. August:

Tag für Tag verrinnt im gräßlichen Ringen und Abend für Abend rötet sich der Sonnenball, während ein frostiger Hauch die brütende Hize verscheucht, wie wenn er all die Blut­bäche, die über die galizische Erde rieseln, in sich gesogen hätte. Furchtbar sind die Eindrücke der Schlacht auf die ge­spannten Nerven der Kämpfer aber qualvoll ist auch die bange Erwartung, die ohnmächtige, tatenlose Erwartung, die wie ein Alb auf der Seele lastet. Entlastung bringt nur das Ver­trauen in den Geist, den Opfermut, die strategische und tat­tische Gelenkigkeit unserer Truppen und ihrer Führung.

wußt. Wie schwer es sei russische Armeen völlig niederzu-| Führung, schreien, daß sie verraten und verkauft sind und es werfen und durch einen entscheidenden Sieg außer Rechnung bergehen Wochen, ehe sie aus den Tiefen ihrer Demorali­zu bringen, hat schon Napoleon   erfahren müssen und von sation wieder den Weg in die Höhe finden. seinen Siegen haben die bei Eylau, Friedland  , Smo­Ganz anders der russische Muschik, bei dem sich die krie­lensk und Moskwa die allergeringste Durchschlagskraft gerischen Hochgefühle nicht bis zur Siedehize steigern, der gehabt. Die Tatsache, daß russische Heere. einen so außer aber dafür eine ganz außerordentliche, vielleicht aus der Ein­ordentlich zähen Gegner abgeben, liegt tief begründet im ruf- tönigkeit seines Knechtsdaseins erwachsende Fähigkeit hat, fischen Wesen und in der russischen Denkart. Der Russe ist sich an die gräßlichen Eindrücke der Schlacht anzupassen und im Kriege das wahre Gegenbild des Franzosen  , deffen pathe- Verluste zu ertragen, die das normale Maß weit überschreiten. tisch  - ritterliche Auffassung des Krieges ihm völlig abgehen. Die Feuerüberlegenheit, die ihn zum Verlassen seiner Po­Der russische Muschik ist vom Hause aus passiv, friedliebend fition zwingt, muß schon eine bedeutende sein und meist muß und wenig tatfreudig. Die Merkmale, die jahrhunderte alte sich zu ihr noch die Drohung mit dem Bajonett gesellen. Sind Unterdrückung und Erstarrung seinem Charakter aufgeprägt russische Truppen zum Rückzug gezwungen, so hat man sich haben, bestimmen auch seine militärische Physiognomie. Er versteht nicht so gut wie der Franzose ein draufgängerischer Held zu sein, dafür versteht er es als Märtyrer des stumpfen Gehorsams in stoischer Ergebung zu sterben.

darauf gefaßt zu machen, daß sie nur wenige Kilometer weiter hinten in längst vorbereiteten, befestigten Aufnahmsstellun­Täuschen wir uns aber nicht! Der Sieg gegen rus­gen erneuten Widerstand leisten werden. Der etappenweiſe jische Millionenheere ist schwer zu erringen, viel schwerer Rückzug unter Benußung hintereinanderliegender ,, Vor-", als gegen französische. Gegen die Franzosen lassen sich ver- Beim französischen   Militär schlägt der heiße Tatendrang Haupt-" und Aufnahmsstellungen" ist geradezu charakte­nichtende Schläge führen, russische Heere lassen sich nur sofort in Panit um, wenn die Verluste eine gewisses Maß ristisch für geschlagene russische Armeen und wenn es bisher mühselig aus dem Felde drängen.( Die Kämpfe des General- überschreiten. Sowie der Gegner die Feuerüberlegenheit er- auch noch nie einem russischen Heerführer gelungen ist, wirf­oberst von Hindenburg   bei Tannenberg usw. haben allerdings langt hat, ist der Wille des französischen   Soldaten gebrochen liches Feldherrentum zu bewähren, so hat doch mancher rus­das Gegenteil bewiesen. D. Red. d. V.) Es ist bisher nie ihre und zurückflutende französische   Truppen sind ausgebrannte fische General als Rückzugskünstler Namhaftigkeit zu ge­Sache gewesen, im großen Stile zu fiegen, aber dafür haben Schlacken, mit denen man nichts mehr tun kann als sie weg- winnen vermocht. Dem russischen Führer fehlt im allge­fie auch immer Niederlagen großen Stiles zu vermeiden ge- werfen. Sie verlieren alles Vertrauen an sich und in die meinen jede Neigung zu kühner, weit ausgreifender Aktion,