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wir unsere sozialen und demokratischen Ziele nicht aufgeben werden, daß nach dem Kriege die großen Gegensätze, die der Kapitalismus erzeugt, ihre Lösung fordern, ist ebenso selbst- verständlich, als daß wir für einen billigen und dauernden Frieden mit den Westmächten und für die Achtung der natio- nalen Einheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung aller Völker eintreten. In Wirklichkeit sind die Störer desBurgfriedens" die- jenigen, die wie diegespitzte Seite" derBerliner Neuesten Nachrichten", die außerordentlichen Umstände ausnützen wollen, um das, was der Kriegszustand zur Abwehr des äußeren Feindes veranlaßt hat, zur Knebelung jader sozial- demokratischen Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit zu mißbrauchen. Diesen S t ö r e r n, die sich auch ä la Dewitz, Keim und anderen durch keine Mahnungen von anderer Seite von ihren Herausforderungen abhalten lassen, muß dies ein- mal gesagt werden, so wenig wir sonst diese Polemik gesucht haben._ politische Uebersicht. Tie Besprechung im Reichstage. T<rs Wvlffsche Delegraphenbureau gibt zu der gestrigen Besprechung bürgerlicher Parteiführer im Reichstag folgende Erläuterung: Berlin , 6. September. (W. T. B.) Amtlich. Zu unserer gestrigen Meldung von einer Besprechung unter Vertretern ver- schiedener Parteien deS Reichstages über die Ergänzung un- serer Seerüstung ist folgendes zu bemerken: Die über diese Besprechung gemachten Mitteilungen lassen in erfreulicher Deutlich- keit den festen Willen erkennen, mit der deutschen Regierung in diesem Kriege auszuhalten bis zum Letzten, und ihr alle zu einer erfolgreichen Beendigung des Kampfe? erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stelle?'. Angesichts der erhebenden Einmütigkeit, mit der der Reichstag am 4. August alle seine Beschlüsse gefaßt hat, muß aber angenommen werden, daß eS sich hier nur um eine Besprechung gehandelt hat, welche eine gemeinschaftliche Aktion aller Parteien vorbereiten soll. Selbstver- ständlich werden die verbündeten Regierungen, soweit sie zur Fort- führung des Kriege? etwa noch weiterer gesetzlicher Vollmachten bedürfen sollten loa? sich heute nicht übersehen läßt nicht unterlassen, dem Reichstage die erforderlichen Vorlagen zu machen. Für heute wollen wir uns auf die Bemerkung be- schränken, daß danach die Regierung anerkennt, daß es auZ- schließlich Sache des Reichstags ist, über eventuell not- wendige Vorlagen zu entscheiden eine deutliche und verdient« Lektion für die geschäftigen bürgerlichen Parlamentarier. Daß eine Besprechung ohne Hinzuziehung der Sozialdemokratie gerade keine geeignete Vorbereitung für gemeinsame Aktionen ist. dürften die Herren unter- dessen wohl selbst eingesehen haben. > Eine zurückgenommene Mastregel. Genosse Richard Wagner , der Redakteur unseres Braunschweiger Parteiblattes, der vor einiger Zeit auf Veranlassung der Militärbehörde verhaftet wurde, ist jetzt wieder freigelassen worden. der Einzug üer albanischen Aufständischen. Bari » 6. September. (SB. T. SB.) Am Sonnabend hielten die Rebellen ihren Einzug in Durazzo . Um Mtttag setzte ein Zug mit mehreren tausend Bewaffneten unter Voran- tragung einer türkischen Fahne sich von der SBrücke gegen die Stadt in Bewegung, wo der Zug um Hl Uhr eintraf. AuS dem Konak, wo Mufti Tirana sich befand, wurde unter großem Jubel der Anwesenden die türkisch« Flagge herausgehängt. Nachmittag? wurden sämtliche früheren Ministerien und Ver- waltun gszweige von Vertretern der neuen provisorischen Regierung amtlich versiegelt. Gegen Abend begab sich die Menge zum größten Teil wieder zurück nach Schiak, Kavaja usw. Die Stadt ist ruhig. brechenS sein, da? je die Seilen der Geschichte befleckt hat, und sich zum Mitschuldigen der Misietat machen?" In dieser Stimmung beschloß das liberale Kabinett am 30. Juli, den beiden kriegführenden Mächten einen bestimmten Vertrag zu unterbreiten, gemäß dem diese sich damit einverstanden erklärten, daß England gegen diejenige Partei, welche die Neutralität Belgiens ver« letzen sollte, der anderen bewaffneten Beistand leisten würde. Bismarck ging ohne weiter«?, Napoleon III. nach einigen Tagen Bedenkzeit darauf ein, und eS wurden vom v. bis zum 11. August gleich« lautende Verträge zwischen England und dem Norddeutschen Bund und England und Frankreich unterzeichnet, laut denen England er« klärte, daß «falls während der Dauer der Feindseligkeiten die Armeen... die besagte Neutralität(Belgiens ) verletzen sollten, es bereit sein wird, mit. gemeinsam diese Neutralität in zu vereinbarender Weise zu verteidigen, zu diesem Zweck seine Land- und Seemacht in Anwendung zu bringen und gemeinsam mit.... alsdann und später die Unabhängigkeit und Neutralität Belgien ? aufrecht zu erhalten." Weiter hieß es in dem Bertrag, daß England sich nicht ver- pflichte, außerhalb der Grenzen Belgiens am Landkrieg sich zu be- teiligen, und daß der Vertrag während der Dauer des Krieges und bis zwölf Monate nach erfolgtem Friedensschluß in Kraft bleiben sollte, worauf dann die Neutralität Belgiens von den Vertrag- schließenden in alter Weise gemäß den Bestimmungen des ursprüng- lichen Neutralitätsvertrages beobachtet werden sollte. Dabei ist es denn auch damals verblieben. Ein Versuch, durch Belgien zu ziehen, wurde von keiner Seite gemacht. Etliche zehn- tausend französische Soldaten, die im Verlauf des Krieges auf bel- gisches Gebiet übertraten, wurden dort, wie in der Schweiz die Truppen Bourbakis, entwaffnet und bis zur Beendigung des Krieges zurückbehalten. Hinzugefügt mag werden, daß England die vorerwähnten Schritte ohne Hinzuziehung Belgiens eingeleitet hatte. Es ward das damit begründet, daß man vermeiden wollte, Belgien in»ine schiefe Lage zu einer der kriegführenden Mächte zu bringen. In Belgien nahm man auch daran keinen Anstoß, sondern erkannte die Berechtigung Englands zu seinem Vorgehen dadurch an, daß man ihm seinen besonderen Dank in der Kammer volierte. Wenn es wahr sein sollte, was jetzt behauptet wird, daß der konservative frühere englische Staatssekretär des Auswärtigen. Lord Laiisdowne. im Jahre ISVS mit Delcaffi über eine Abmachung verhandelt habe, nach der England Mitschuldiger an der Vernichtung der belgischen Neutralität geworden wäre, so würde das nicht»ur allen Traditionen Englands in dieser Sache ins Gesicht geschlagen, sondern auch im hellsten Widerspruch gestanden haben mit den Interessen Englands. wie sie in jenen Tagen ganz besonders scharf von Disraeli im Haus der Gemeinen und dem alten John Rüssel im Haus der Lords dargelegt wurden und durch die Vorgänge der neuesten Zeit den Beteiligten recht klar ins Bewußtsein gebracht worden sind, die Sekämpfung öer Arbeits- loflgkeit. SHieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht eine zu- sammenfassende Uebersicht über die Maßnahmen zur Be- kämpfung der Arbeitslosigkeit, die in Verhandlungen zwischen Reichs- und preußischen Behörden Mitte August d. I. festgestellt wurde.Wenn auch", so schreibt das Regierungsorgan,in der seither verfwssenen Zeit bei den Regie- rungen des Reichs und der Bundesstaaten noch manche Ergänzun- gen hinzugekommen sind, so wird es doch weitere Kreise inter - essieren, wenn diese Uebersicht veröffentlicht wird." AlsMittel zur zweckmäßigen Verteilung der vorhandenen Arbeitsmenge" wird zunächst die Ar- beitsvermittelung behandelt. Es Wird ein Zusammen- wirken aller örtlichen Arbeitsnochweise mit dem öffentlichen Arbeits- Nachweis empfohlen, nötigenfalls Eingreifen der Verbandsaroeits- nachweise und der Reichszentrale. Ausführlich wird dann über den PunktKeine Ein- stellung unentgeltlicher Kräfte" gesprochen. Darin heißt es: Wo Behörden freiwillige Kräfte als Boten, Schreibperso- nal usw. eingestellt haben, sollen diese unverzüglich entlassen und durch bezahlte Kräfte ersetzt werden, solange arbeitsfähige Ar- beitSlose vorhanden sind. Die Unterrichtsverwaltungen sollen mit der Beurlaubung von Lehrkräften und Schülern zurückhal- tend sein und sie nur in Notfällen gestatten. Im Schulunterricht, einschließlich deS Fach- und Fortbil- dungsunterrichts, sollen ebenfalls keine unentgeltlichen Kräfte beschäftigt werden, solange Lehrkräfte stellungslos sind. Ebenso sollen für den Dienst der Straßenbahnen, für die Straßenreini- gung usw. möglichst männliche Arbeitskräfte oder solche Arbeits- kräfte eingestellt werden, die sonst keinen Unterhalt haben und für andere sorgen müssen. Äuch Privatunternehmer sollen darauf hingewiesen werden, daß es gegenüber der bevorstehenden großen Arbeitslosigkeit patriotischer ist, bezahlte Kräfte einzustellen, als sich freiwilliger Helfer zu bedienen, ganz abgesehen davon, daß bei dem Unfall eines ungeübten Helfers aus der Haftpflicht erhebliche Lasten er- wachsen können. So verständlich und anerkennenswert die Beweggründe sind, aus welchen namentlich Damen sich zu unentgeltlicher Liebes- tätigkeit zur Verfügung stellen, so wird dabei doch übersehen, daß die deutsche Volkswirtschaft im Frieden zahlreiche weibliche Ar- beitskräfte, namentlich in Exportindustrien und im Bekleidungs- gewerbe beschäftigt, die durch den Krieg ihre Arbeit und damit die Grundlage ihrer Existenz verloren haben. Diese Personen durch Gewährung von Arbeit nach Möglichkeit vor dem Versinken zu bewahren, ist größere Liebestätigkeit als eigene unentgeltliche Beschäftigung in freien Stunden. Solche Tätigkeit soll ebenso wie die Beschäftigung der Schülerinnen im Handarbeitsunterricht sich grundsätzlich nur auf solche Arbeiten erstrecken, die nicht von gewerblichen Lohnarbeiterinnen ausgeführt werden, z. B. auf Stricken von �Pulswärmern oder Strümpfen oder auf ähnliches. Die Behörden sollen nach Möglichkeit auf die freiwilligen Organisationen der Liebestätigkeit einwirken, daß sie grundsätz- lich ihre Arbeiten möglichst durch bezahlte Kräfte ausführen lassen und sich für die Leitung und die Organisation ehrenamtlicher Kräfte bedienen. Ausnahmen von diesem Grundsatz werden nicht zu vermeiden sein, z. B. Arbeiten, welche diese Organisationen für die Ausrüstung oder den sonstigen Bedarf ihrer Mitglieder benötigen und für deren SBezahlung sie keine ausreichenden Mittel babsn." Im weiteren wird der Wunsch geäußert, daß keine Per- s o n e n angestellt werden, die bereit? au? anderer Quelle ein Einkommen also etwa eine Penston beziehen. Die bereits von früher her Beschäftigten dürften dagegen nicht zu ent- lassen sein. Der folgende Punkt warnt vor einer Einschrän» kung des Haushalts, wünscht volle Weiterbeschäftigung von Mädchen, Wäscherinnen, Schneiderinnen usw.«Daß man jetzt pünktlich zahlen und Schulden möglichst vermeiden soll, liegt auf der Hand." Unter dem Titel:Keine Einschränkung der Be- triebe" heißt eS u. a.: Die Behörden sollen vor allem durch die Handels- oder sonstige Vertretungen die Unternehmer darauf hinweisen, ihre Betriebe möglichst aufrechtzuerhalten und, wo angängig, auf Lager oder mit verkürzter Arbeitszeit zu arbeiten. Ferner sollen Unternehmer ihre technischen und kaufmännischen Angestellten, wenn irgend möglich, nicht entlassen, sondern sich nötigenfalls mit ihnen über Gehaltskürzungen einigen. Namentlich soll auf die Verkehrsanstalten zur Aufrechterhaltung ihre? vollen'Be- »triebes eingewirkt werden. Betrieben, die für Behörden arbeiten, soll man, da Zahlungen jetzt vielfach schwer eingehen, nach Mög- lichkeit weitgehend entgegenkommen, und auch größere Raten und u früheren Terminen zahlen, wenn die betreffenden Behörden ies glauben verantworten zu können. Soweit Bewerbe dar- unter leiden, daß ihnen die Rohmaterialien jetzt nur zu erhöhten Preisen oder nur gegen Barzahlung geliefert' werden, sollen die Behörden auf die entsprechenden Äohstoffverbände, Kartelle, Handelskammern, Handwerkskammern usw. dagegen einwirken." Ferner wird vorgeschlagen, eS möchten recht viele Industrien die eingehenden Aufträge unter die Gesamtheit der Werke verteilen, und eS möchten bei örtlichen Aufträgen stets möglichst viele Unternehmer berücksichtigt werden. Die großen Auftraggeber, wie Reichs- und Staatsverwaltungen, Kommunen, Kreise usw. möchten auch ihren Bedarf gleichmäßig über längere Zeiten verteilen, um eine längere Beschäftigung der Betriebe an Stelle einer hastigen Arbeit für kurze Zeit zu erreichen. Damit möglichst viele Personen Beschäftigung erhalten kön- nen, soll gegenwärtig grundsätzlich keine Ueberarbeit gemacht werden," heißt es weiter. Ausnahmen von den gesetzlichen Beschäftigungsbeschränkungen sollen nur in Notfällen gestattet werden. Unter dem TitelVerkürzungderArbeltSzeit" wird gesagt, es solle darauf bingewirkt werden,daß Behörden und private Betriebe bei Bcschäftigungsmangel möglichst keine Arbeits. kräste entlassen, sondern statt dessen die vorhandene kürzere Zeit zu entsprechend verringerten Löhnen beschäftigen oder auch Feier- schichten einlegen. Soweit es möglich ist, sollen die SBetriebe dazu übergehen, kürzere Arbeitsschichten einzuführen und dadurch mehr Arbeiter einzustellen. Auch bei städtischen Betrieben, wie Gas- anstalten, Wasserwerken usw. wird dies in gewissem Umfang möglich sein." In einem zweiten Hauptteil werden dieM i t t e I z u r B e. schaffung vermehrter Arbeitsgelegenheit' er- örtert. Die öffentlichen Körperschaften sollen prüfen, was sie durch Aufträge usw. irgend zur Belebung des Wirtschaftslebens tun können.Die öffentlichen Körperschaften können sich zurzeit am ehesten die erforderlichen Mittel verschaffen und auch Aufgaben zu- gunsten der Zukunft gegenwärtig in Angriff nehmen. Endlich ist zu berücksichtigen, daß die arbeitslose Bevölkerung auf jeden Fall, letzten Endes durch Unterstützung öffentlicher Verbände, wird er- nährt werden müssen. Besser als Armenunterstützung ist aber in jeder Hinsicht die Gewährung von Arbeit." Die bewilligten Kredite sollen aufgebraucht werden, E? wirb aus zahlreiche Arbeiten« Bauten usw. verwiesen, die vom Reich und den Staaten in Angriff genommen feien. Di« Kommunen sollen, soweit sie dazu irgend Mittel haben oder sich beschaffen können, die Tiefbauten und besonders die Hochbauten, z. B. SZolksschulen, fortführen, und neue, die bereits betvilligt sind, nach Maßgabe der verfügbaren Arbeitskräfte anfangen. Dies gilt besonders auch für Bauten in kleineren Städten. Ebenso sollen die Unterhaltungsarbeitcn an den Provinzial- und Kreischausseen, an den öffentlichen Gebäuden usw. nicht ausgesetzt werden. Manche Kommunen tragen Bedenken, in dieser Richtung vorzugehen, weil sie fürchten, dann viele Arbeitslose aus anderen zurückhaltenden Orten zu sich zu ziehen. Es dürfte sich daher eine gleichmäßige Einwirkung aus alle Kommunen empfehlen. Den Strafanstalten sollen Aufträge möglichst nicht mehr erteilt werden, erteilte Aufträge sollen eventuell, soweit angängig, zurückgezogen werden. Ueber dieInangriffnahme von Kulturarbeiten in der landwirtschaftlichen Verwaltung" heißt es; In vielen Teilen Deutschlands sind große Moore und Oed- ländereien vorhanden, zu deren Urbarmachung die Projekte in den Ministerien teilweise schon fertiggestellt sind. Sie werden sofort in Angriff genommen werden, soweit die landwirtschast- lichen Verwaltungen besondere Fonds hierfür haben, oder soweit ihnen von den Finanzverwaltungen die Mittel zur Verfügung gestellt werden. Wo derartige Ländereien sich in privaten Händen befinden, ist die Durchführung weniger einfach. Leichter möglich ist die Durchführung solcher Meliorationen auf dem staatseigenen Grundbesitze, da hier schon Mittel zur Verfügung stehen, z. B. in Preußen 12 Millionen Mark. Hier wird sich neben den im Winter beschäftigungslosen russischen Saisonarbeitern auch für deutsche Arbeitslose Platz finden lassen." Endlich loerden in einem dritten Hauptteil auch dieM i t t e l gegenüber der großstädtischen Arbeitslosigkeit" behandelt. Die Arbeitsnachweise sollen nach Möglichkeit den Zuzug nach den Großstädten verhindern. Die Rückwanderung auf das Land soll gefördert werden. Gewisse Richtlinien über Wohlfahrts- einrichtungen besagen u. a.:Die vorhandenen WohlfahrtSeinrich- tungen sollen jetzt nicht zugunsten der Liebestätigkeit für die Krieger zurückgestellt werden, sondern in alter Ausdehnung weitergeführt werden. Namentlich sollen in Großstädten z. B. Asyle usw. nicht ausschließlich für Lazarettzwecke benutzt werden, sondern wie bis- her geöffnet bleiben, zumal wahrscheinlich mancherorts sich die Not- wendigkeit ergeben wird, für Massenschlafgelegenheit zu sorgen, wenn den arbeitslosen Männern und Frauen ihre Schlafstellen ge- kündigt werden. Auch Massenspeisungen werden mancherorts nötig werden. Daß solche Unterstützungen, auch wenn sie wiederholt ge- währt werden sollten, nicht als Armenunterstütznng anzusehen sind und daher die politischen Rechte des Empfängers nicht beeinträch- tigen, ist durch Rundschreiben des Reichskanzlers bereit? klar- gestellt." * Es handelt sich hier um größtenteils durchaus angebrachte Maßnahmen und Richtlinien, wie sie auch von den Vertretern der Gewerkschaften von vornherein mit Nachdruck gefordert wurden. Ob sie ausreichen, um der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, muß allerdings dahingestellt bleiben. Hier und dort bleiben auch noch Wünsche offen. Gewiß ist, daß keine Opfer und keine Aufwendun« gen gescheut werden dürfen, um die Schrecken der Arbeitslosennot zu bannen. Warnung. In einer Konferenz von Richtern der siiefigen Amts- gerichte ist von der überwiegenden Mehrzahl anerkannt, daß die vomVorwärts" vertretene Ansicht zutrifft, ein auf Räu- muna lautendes Urteil gegen die Frau eines zur Fahne Ein- berufenen dürfe nach dem Gesetz vom 4. August nicht vollstreckt werden. Es stimmt diese Ansicht der Berliner Richter ja auch mit dem von uns veröffentlichten Beschluß des Rostocker Amtsgerichts überein und folgt aus der Absicht des Gesetzes s«wie aus den von uns zitierten Entscheidungen des Reichs- gerichts und des Berliner Landgerichts. Wenn trotzdem ein Urteil auf Räumung in solchen Fällen ergeht, so kann die Unzulässigkeitund Einstellung derZwangs- voll st reckung durch Gerichtsbeschluß herbeigeführt wer- den. Das ist auch bereits in mehreren Fällen geschehen. Auch da, wo schon exmittiert sein sollte, kann vom Gericht Wieder- einsetzung in die Wohnung begehrt und Schadenersatz gegen den Vermieter durchgesetzt werden. So die Rechtslage. Es sind nun in einer vom Amtsgerichtsrat Heine ge- leiteten Abteilung Parteien zur Anerkenntnis des Klage- anspruchs veranlaßt und dann ist Zahlungs- und Räumungs- urteil ergangen. Freilich sind auch gegen solches Anerkenntnis- urteil Rechtsbehelfe möglich. Aber die Rechtslage wird durch das Anerkenntnis für die Frau des Einberufenen weit schwie- riger. Wir warnen dringend die Frauen von Einberufenen, solch Anerkenntnis abzugeben. Mögen sie sich von Haus- Wirten oder Verwaltern nicht einschüchtern lassen: eine Räu- mung der von ihrem Mann gemieteten Wohnung ist auch dann nach dem Gesetz unzulässig, wenn auch die Frau dm Vertrag unterschrieben hat. Ms Groß-öerlln. ßelöpost-fibonttements. In Ergänzung unserer Notiz in Nr. 239 vom 2. Gech- tember weisen wir unsere Leser darauf hin, daß von heute ab unsere sämtlichen Filialspeditionen wie die Hauptexpedition Feldpost- Abonnements auf den Vorwärts" zum Preise von 1,19 Mark monatlich entgegennehmen. Die Zeitung wird dm im Felde Stehenden von.unserer Hauptexpedition als Feldpost- brief portofrei täglich nachgesandt. Bei Bestellung des Abonnements ist gmau anzugeben, welchem Armeäorps, Division, Brigade, Regiment, Söataillon, Kompagnie usw. der Empfänger angehört._ jreitische! In derVossischen Zeitung" vom 1. September(Wendblatt)) schreibt in einer Stachschrift zu. dem ArtikelWir warten auf be- dürftige Kinder" der Vorsteher des 132. Stadtbezirks(Luckauer-, Prinzen-, Sebastian- und Stallschreiberstraße), er habe nicht ge- nügend Kreitischkinder sammeln können, um das Angebot von Frei- tischen zu befriedigen, weileS den Müttern ungelegen fei, ihre Kinder sauber zu den betreffenden Mamillen zu schicken." Diese Annahme ist grundfalsch. In Wirklühkft hungern die Mütter lieber gemeinsam mit ihren Kindern, als daß sie sie in fremde Häuser gehen lassen, wo sie sich unbehaglich fühlen müssen. Sitzt das Proletarierkind am Tisch derHerrschaft", so schämt es sich seines ärmlichen Aussehens, weiß nicht, wie es sich in der un» gewohnten Umgebung benehmen soll. Wird es aber in der Küche abgefertigt, muß e? sich gedemüttgt fühlen.