Ik 178.- 1914.Unterhaltungsblatt ües vorwärtsMittwoch. 9. Zeptembtt.Das Naschinengetvehr.Wir lagen auf Posten.—— Still war öke Welt,Hoch ülsv uns glänzte üas Sternenzelt.vom Posten üa drüben meldet ein Manu:„Achtung, Kam'raöen, der 5eind rückt an!"Sin großer Hänfen kam gegen uns her.„�tif!"— �vorwärts!"—„fin's Maschinengewehr!"Ein Schuß!--- Es stammten die Scheinwerfer auf.Tausend Mann stürmten das 5eld herauf.Wie ein Gespenst saust ein Reiter daher--Springt ab,-- tritt ans Maßhinengewehr.Mit Grauen sah ich beim blendenden ScheinSein dürres, bleiches stnochengebein.Kalt lächelnd und zpntsth grinst er umherDie Knochenhand am Maschinengewehr.Jetzt zieht er!-- Die Kugeln zischten hinaus.-viel blühendes Leben löschte«ns.Hinweg saust der Reiter vom Lekchenfelö.Schmerzensschreie durchgellen die Welt!Die Tapferen waren in finstrer NachtIn wenig Seknnden umgebracht.Achthundert liegen verstümmelt und tot.--- Langsam steigt drüben das Morgenrot.Es grüßt ste der junge Tag nimmermehr---Jim Wald steht das Maschinengewehr,Und auf seinem menjchenmoröenüen StahlZlimmett ein blutiger Sonnenstrahl.Leopold t.Kunstrverke im Kriege.Ein Artikel des Florentiner..Marzocco", weist darauf hin.daß Italien an Beschädigungen von Kunstwerken in Kriegs»zeiten noch ganz anders gelitten hat, als das, was heute ausBelgien berichtet wird.„Jeder Palast, er mag so groß und so berühmt sein wie erwill, zählt im Kriege als Nützlichkeitsobjekt nur nach der Anzahlder verfügbaren Räume, wie der Ntensch, wer er auch immer sei,nur nach den Gradzeichen, die er adf dem Acrmel seines Rockeshat, eingeschätzt wird. Und es ist nur natürlich, daß die Dinge sosind. Das Kastell 5ant' Angela in Florenz wandelte sich zu einerFestung, und zur Feit der Belagerung wurde Cellini, der in ihreingeschloffen war, aus einem Bildhauer ein Bombardier: Das Ge»bäude und der Mensch unterlagen, wie man sieht, dem gleichenSchicksalswandel. Während der Belagerung von Florenz war dieBasilika von San Miniato zum Mittelpunkt der Verteidigung er»wählt worden. Der Glockenturm, den Bardo d'Agnolo noch nichthatte beenden können, gab den Feinden ein wundervolles Ziel.Noch heute trägt er die damals erlittenen glorreichen Wunden.und er verdankt seine Rettung nur den klugen Plänen Michelau»geloS.Dieser zerbrach sich den Kopf, um ihn zu retten, aber nur des-halb, weil er, massiv und solide, wie er war, einen ausgezeichnetenStandplatz für die Artillerie bildete. Und man erzählt, daßzwei Geschütze, die dort aufgestellt waren, gegen die Kaiserlichenwahre Wunder verrichteten. Bei derselben Belagerung hatte einanderes Monument noch ein ungleich traurigeres Schicksal. DieWahrnehmung, daß die Umgebung der Stadtmauer in der Handdes Feinde? ein bedeutungsvoller Stützpunkt werden könnte, führtedazu, daß alles, Ivas dem heranziehenden Feind Zuflucht hättebieten können, erbarmungslos vernichtet wurde. So wurden denndie herrlichsten Bauwerke zerstört, und weder Kirchen noch Klösterwurden geschonhAußerhalb von Porta San Gallo lag ein Städtchen gleichenNamens, das durch seine vielen sckstmen Bauwerke berühmt war.Unter diesen war das berühmteste das große Kloster, das Lorcnzoder Prächtige für die Eremiten des Ordens des Heiligen Augustinushatte errichten lasten. Nach dem Jahre 1530 sab man von demHause, von der Kirche und dem Kloster nicht mehr den Schatteneiner Spur. Dasselbe Schicksal suchte das Kloster San Saldi heim,und nicht besser ging es dem Kloster bei Gesuati außerhalb desStadttores in Pinti, das in künstlerischer Beziehung das wertvollstewar. Enthielt es doch Werke des Ghirlandaio Benedetto da Maianound eine große Zahl von Bildern des Pietro Perugino, des LehrersRaffaels. Von ihnen allen blieb nichts als Schutt und Staubübrig. Benedetto da Rovezzano hatte seine große Kapelle und dasGrabtfcal des San Gi�danni Gualberl» nahezu Völlens* t und warim Begriff, es nach Santa Trinita zu überführen. Er hatte zehnJahre mit Unterstützung einer Menge von Gehilfen an dem Kunst-werk gearbeitet, als er von der Belagerung überrascht wurde; derOrt wurde von der Soldateska gestürmt, die alles vernichtete undzugleich auch das erwähnte Kunstwerk in jenen fragnientarischenZustand versetzte, in dem wir es noch heute im Museum del Bardellosehen.Es erübrigt sich, weitere Beispiele anzuführen. Jede Belage-rung und jeder Sturm, den Rom oder Mantua, Turin oder Wienerlitten, hat dergleichen beklagenswerte Episoden gezeitigt.... DerKrieg... bedeutet, wenigstens für die große Menge, einen Zu-stand von seelischer Trunkenheit. Er gleicht darin dem des Spie-lers, das Gleichgewicht der Zusammenhänge zwischen den verschie-denen Lebenswerten erleidet eine gewaltige Störung. Was be-deuten denn auch 10 Lire, wenn Hunderte und Tausende auf demSpiels stehen! Und was bedeutet dem, der am Morgen dem Feindeden Kopf einschlägt, und der am Abend einem anderen das Bajo-nett in den Leib rennt, was bedeutet ihm irgend eine Statue ineiner Kirchennische, die jeden Tag bis in die Ewigkeit regungslosan derselben Stelle steht!"Kleines Ieuiileton.. Sle waren in Rußlanö gefangen".Ob es bcn_ Heineschen Grenadieren vor hundert Jahren inRußland auch so gut ging wie jetzt den deutschen Gefangenen?Falls man nämlich folgender Schilderung der„Nowoje Wremja"trauen darf:„Nicht nur unsere verwundeten Krieger, sondern auch unsereFeinde werden überall in gastfreundlichster Weise, voll Sorgfaltund Wohlwollen behandelt. Die Leiden machen alle gleich, und diedeutsche Herzlosigkeit und Bosheit ist bei uns unbekannt. Gewiß,die unseren stehen uns näher, ihnen geben wir die ersten Plätze,aber auch unsere Feinde lassen wir nicht ohne Hilfe, wir vcr-mehren nicht ihre Leiden, wie es unsere Gegner unseren Ver-wundsten gegenüber tun. Das ist eben der charakteristische Zugder von Liebe überströmenden slawischen Natur.Möge dies unseren Feinden als Vorbild christlicher Liebe undWohltätigkeit dienen. In der Tat ist es außerordentlich wirksam.Wir sahen es an einigen Dutzenden deutscher Gefangener. Als st«zu unZ kamen,„wußten sie nicht, was sie taten. Ihre Vor-stellungen von den russischen Verhältnissen waren geradezumonströs und töricht. Einer der Verwundeten gestand offen, daßer während des ganzen Transportes vom Bahnhof zum Spitalgrößere Angst ausstand, als je auf dem Schlachtfelde.„Ich glaubte— bemerkt« er—, daß man mich in den Fluß werfen oder auf dasPflaster legen werde, wo man mich mit den Füßen zertreten wird."Im Spital beobachteten die deutschen Verwundeten heute noch jedeBewegung des Arztes oder des Personals mit gespannter undängstlicher Aufmerksamkeit. Einer von ihnen litt furchtbareSchmerzen; er wand sich förmlich und biß steh in den Finger, umseine Schmerzen zu verbergen. Als aber der Arzt dies bemerkteund ihm Morphium einspritzen wollt«, hob er flehentlich die Händeempor und wollte den Eingriff unter keinen Umständen zulassen.Die ihnen vorgesetzte Nahrung betrachteten die Verwundeten höchstmißtrauisch und rühren sie nicht früher an, bis die russischenPatienten zu essen beginnen. Sie sind im allgemeinen höchst miß-iranisch und hören nicht auf, sich darüber zu wundern, daß die„russischen Barbaren" sie nicht in die andere Welt befördert haben.Ihre Btzßiehungen zu den russischen Leidensgenossen sind sehr ver-schieden. Manche benehmen sich unfreundlich und kehren denunseren den Rücken. Andere bestreben sich im Gegenteil, ein gutesVerhältnis mit den russischen Leidensgenossen anzuknüpfen. Dieunseren hingegen sind stets sehr freundlich und trachten jenen, diesie vor kurzem bekämpften, in jeder Weise hilfreich zu sein.Die Deutschen gewöhnen sich an unser Essen, nur das Schwarz-brot mögen sie nicht. Sie beklagen sich darüber, daß man ihnenkeinen Kaffee gibt; Tee trinken sie nicht. Sie sind traurig, manchevon ihnen vergießen Tränen."Russische Kriegskontribution.Den belgischen und französischen Städten werden von dendeutschen Truppen schwere Kontribulioicen in Geld auferlegt. DieRussen haben in Allenstein Naturalien verlangt, die sb. obendreinbezahlen wollten— woran sie allerdings durch die Notwendigkeitder Flucht gehindert wurden. Die„Allcnsteiner Zeitung" schreibtdarüber:„Die Rassen verlangten ungeheuere Lieferungen,»ämlich:t 20 000 Kilogramm Brot. 6000 Kilogramm Zucker. 5000 KilogrammSalz, 3000 Kilogramm Tee, 16 OOÖ Kilogramm Grütze oder Reisund 160 Kilogramm Pfeffer. Diese ungeheueren Mengen solltenvon unserer Stadt bis Freitag früh um 8 Uhr geliefert werden.Unter Drohungen, zu requirieren, forderten die Russen, daß alle?pünktlich abgeliefert werde. Da viele Geschäftsleute ihre Läden ab-geschlossen hatten und geflüchtet waren, so mußte die Stadt dieLäden, in denen ficb Lebensmittel befanden, gewaltsam öffnen lassen,um die verlangten SJorräte entnehmen zu können. In der Nacht zumFreitag ist in Allenuein in allen fcäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonnlag oder Montaggeflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Die ver-schlossenen Bäckereien mußten deshalb gewaltsam geöffnet werden.Alle hiesigen Bäcker. viele Bürger, vor allem Frauen undMädchen, stellten ihre Dienste zur Verfügung und so wurden dennUnmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganzeNachr hindurch von HauS zn Haus, von Wohnung zu Wohnung nndbaten überall um Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürger-Meister Zütch halte hier, wie überall, die Leitung persönlich über»nommen. Ihm nnd dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eiferwesentlich dazu beigetragen zu haben, daß die 24stündige Russen«Herrschaft nicht noch unertreulichere Folgen in Allenstein gehabt bat.Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 26 096 Kilo-grrnnm Brot, 3676 Kilogramm Zucker. 8110 Kilogramm Salz,110 Kilogramm Tee, 4210 Kilogramm Reis und Grütze.460 Kilogramm Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Liest-rung, die Allenstein den Russell liefern mutzte, sollt« vonihnen bar bezahlt werden. Beim Abzug der Russe»ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedochvon den siegreichen deutschen Truppen einerussische KriegSkasse eingebracht, deren Inhalt sickaus 18 0 0 0 0 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Liefe-rung wird die Stadt also schon bekommen. Die Ruffen benahme«sich auch in der Nackt zum Freitag manierlich. Am Freitagsrüb hatte« sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirt«schasien machten sich russische Soldaten über die Weinkeller und di«Sveiienvorräte her. Es geschah das zweifellos gegen den Willen derOffiziere."__Humor und Satire.Auch dieser Weltkrieg, in dem Deutschland jetzt um sein Daseinkämpfen muß, ist eine Züchtigung für unser Volk. Ohne Frage!Kriege sind die Zornesrutcn unseres Gottes. Aber trügt nicht alles,so ist dieser Krieg für uns nicht ein Ausfluß seines richterlichenZornes, sondern eine väterliche Heimsuchung, dadurch er uns wohl«tun, uns reichen Segen zuwenden möchte. Es ging ja nicht s«weiter wie bisher. Immer größer wurde in deutschen Landen derUnglaube, die Ablehr von Gottes Wort und damit der verderblicheDienst der Welt und Sünde. Maßlos machte sich Unzucht undLeichtfertigkeit, maßlos die parteipolitische und sozial« Verhetzung inder Preffe, im öffentlichen Leben Deutschlands breit. HätteGalt uns verderben wollen, so brauchte er es nnr so weitergehen lassen, Wohl bald hätten wir unS mit dem Tanz umsgoldene Kalb in die Revolution, bald mit Unzucht und um sichgreifender Geburtenbeschränkung in physische und politische Ohnmachthineingearbeitet. Den Feinden wäre es ein leichte« gewesen, unsdann völlig zu verderben. Im ersten Kapitel des Römcrbriefesführt der Apostel Paulus aus, wie Gott die damalig« Heidenweltum ihrer Undanlbarkeit und ihres Götzendienstes willen inSelbstverblendung und sittliche Verwilderung dahingegeben habe.Das ist sei« richterlicher Zorn, Er gibt sie dahin, läßt sieweitermachen auf ihren verderblichen Wegen, Und nun dieser lln«dank unseres deutschen Voltes, diese Unzufriedenheit, dieser Unglaube,diese Weltseligkeit! Wir hätten verzweifeln müssen, denken müssen.Gott habe uns aufgegeben, wenn er nicht endlich eingriff. Dennwen der Herr lieb hat, den züchtigt er, Dat ist fem väterlicherZorn, der seinen Kindern strafend in den Weg tritt.(AuS dem.Reichsvoten".)Notize».— Di« Röntgen st rahlen im Kriegsdirnfi wirdals zeitgemäßes Thema Professor Dr. Donath in der Urania,Taubenstraße, am Donnerstag behandeln. Der Bortrag wirddurchaus gemeinverständlich gehalten sein und neben erläuterndenLichtbildern eine groß« Reihe von Versuchen und Demonstrationenbringen. Am Sonnabend wird er wiederholt.—„Die Funkentelegraphit im Kriege zu Lande, zuWasser und in der Luft" wird in der Treptow-Sternwarte amMittwochabend 8 Uhr von Herrn Dozent W. Pauck unter Borführungzahlreicher Lichtbilder behandelt werden.— Herr Dr. Archenhold hatden„Kriegskometen" photographiert und seine Helligkeit in bezugauf die Nachbarstern« bestimmt. Der Komet wird jetzt allabendlichneben Mond und Jupiter mit dem großen Fernrohr gezeigt.— Theaterchronik. In den Kammerspiele« de«Deutschen Theaters gehen am Donnerstag Goethe».Geschwister'neueinstudiert in Szene. Den Abend beschließt der Vortrag Vater-ländischer Dichtungen.— Die Nobelpreise sollen wie immer verteilt werden.Nur die Friedensprämie hat man zurückgestellt, einstweilen bis zum1. Juni 1915. Wir finden aber, man hätte fie Mischen den sozial-demokratischen Fraklionrn der rusfischrn Duma und der serbischenSkupschtina teilen sollen.dem ruPsch-japanischen Kriege.2]Von W. Weressajew.Wir fuhren über den Ural. Ringshemm sah man nichtsals Steppen. Die Staffeln folgten einander wie Schnecken.An den Stationen gab es überall nicht endenwollenden Auf-enthalt. In 84 Stunden legten wir nicht mehr als 160 bis200 Werft zurück.Bei allen Staffelabteilungen herrschte die gleicheSauferei wie bei der unfern. Die Soldaten waren wierdsend und schlugen die Büfetts tu den Bahnhöfen undDörfern in Stücke. Es war nur wenig Disziplin vorhanden,und dies« aufrecht zu erhalten, war nicht leicht. Sie beruhteallein auf der Fjurcht; aber die Leute wußten, daß sie in denTod gingen. Womit konnte man ihnen dann Furcht ein»flößen? Der Tod erwartete sie sowieso, eine andere Be-strafuug, welche es auch sein mochte, war immerhin besserals der Tod. Deswegen ereigneten sich Szenen wie diese.Der Chef des Kommandos begibt sich zu den neben demZuge in Front aufgestellten Truppen. Auf dem Flügel stehtein Unteroffizier und raucht eine Zigarette...Was ist das? Du— Unteroffizier'. Weißt Du nicht,daß das Rauchen in der Front verboten ift?"„Warum... pff... Pff.... warum soll ich dennnicht rauchen?" fragt der Unteroffizier, ruhig weiterpaffend.Es war klar, daß er damit nichts anderes wollte, als vorGericht gestellt zu werden.—Wir führten in unserem Wagen ein eintöniges, strenggeordnetes Leben. Wir. die vier jüngsten� Aerzte, fuhren inzwei benachbarten Kupees: der älteste Ordinator Gretschichinund die jüngeren Ordinatoren Seljukoff, Schanzer und ich.Da alle sympathische Leute warxm, hatten wir uns rasch mit»einander befreundet. Wir lasen, disputierten, spielten Kartenund Schach. Zuweilen kam auch unser Oberarzt Davidoffaus seinem Einzelkupee zu uns. Er erzählte uns gerneund viel von den Obliegenheiten eineS Militärarztes, bon derbei der Militärverwaltung herrschenden Unordnung, vonseinen Kollisionen mit den Vorgesetzten und von seinem vor-nehmen, unabhängigen Verhalten ihnen gegenüber. Infeinen Erzählungen fiel unwillkürlich eine gewisse Prahlereiauf und das Bestreben, sich unsern Ansichten anzupassen. Erhatte mir wenig Intelligenz, feine Späße waren zynischerArt und seine Meinungen abgeschmackt und trivial.Mit unS fuhren noch ein Apotheker, ein Pop«(Pfarrer),zwei Unterbeamte und vier barmherzige Schwestern. Diesewaren einfache, wenig intelligente Mädchen. Sie sagten„Kollidor" statt Korridor, entsetzten sich über unsere un-säpildigen Witze und lachten etwas verlegen über die zwei-deutigen Späße des Oberarztes.An einer großen Stafion holte uns eine Staffelabteilungein, in der ein zweites Lazarett unserer Division fuhr. Ausdem Wagen trat mit seinem schönen, sich nachlässig wiegendenGang der stattliche Dr. Sultanoff, ein elegant gekleidetes.vornehmes Fräulein am Arm führend. Sie war, wie manerzählte,— seine Nichte. Die andern Schwestern waren eben-falls elegant aiigezv?m. sprachen französisch und waren vonStabsoffizieren umschwärmt, die ihnen den Hof machten.Um sein Lazarett bekümmerte sich Dr. Sultanoff wenig.Seine Leute hungerten, ebenso mich die Pferde. EinesMorgens früh fuhr mein Chefarzt toahrend eines Aufent-Haltes in ein« Stadt, nm Heu und Hafer zu kaufen. DasFuter wurde auf die Stafion gebracht nnd auf dem Perronzwischen unsenn Detachement und demjenigen Dr. Sultan off?abgeladen. Dieser, eben erwacht, schaute miZ dem Fenster.lieber den Perron ging eilig Davidoff hin. Sultanoff zeigteihm schmunzelnd die Furage.„Wer was für einen Haufen Hafer ich da habe!"sagte er..So-0-o—<1" erwiderte Davidoff spöttisch.„Und sehen Sie, auch Heu!"„Auch Heu? Ausgezeichnet?-- Nun werde ich allessogleich in meinen eigenen Wagen verladen lassen."„Wieso denn?"„Weil ich es gekaust habe."„A— a— al Ich dachte, mein Verwalter..." Gulta-noff gähnte lange und sagte dann zu der neb«, ihm stehendenNickte:„Nun gehen wir in den Bahnhof, um unfern Kaffeezu trinken!"Hunderte und Hundert« von Werst folgte««inander.Sowest man sieht, ift alles flach wie ein Tisch. Da und dortzeigen sich kleine Wälder und Gebüsche. Äckerfelder gibt eS fastkeine; überall nur Wiesen, grüne Wiesen mit großen und kleinensich aus der Ferne dunkel abhebenden Heuschobern. Die meistenWiesen sind jedoch nicht abgemäht. Das gelbe, bis zur Wurzeldürr gewordene Gras beugt sich unter dem Winde sind esrauschen und knistern die Samen in ihren trockenen Kapseln.Auf eine Station kam ein Bauernvorsteher gefahren und er-zählte, daß keine Arbeiter mehr zu bekommen seien, da alle Er-wochsenen, die Landwehrmänner inbegriffen, in den Krieg ge-trieben würden und das Gras auf den Wiesen wegen Mangelsan Arbeitern zugrunde gehe.—EineS Abends schrillte plötzlich unweit der Stadt KainSkdie Alarmpfeife und sogleich blieb unser Zug mitten auf demFelde stehen. Ein Offiziersbursche kam herbeigeeilt und er-zählte in großer Austegung, daß wir beinahe mit einem unSentgegenfahrenden Zuge zusammengestoßen wären. AehnlicheEreignisse waren durchaus nicht selten. Die ZugSbeamten warenweit über ihre Kräfte ermüdet, und weggehen durften sie nicht,da sie fürchten mußten, vors Kriegsgericht gestellt zu werden.Die Wagen waren alt, abgenützt: bald geriet eine Achse inBrand, bald wurde ein Wagen losgerissen, bald fuhr der Zugrasend an einer Weiche vorüber.(Forts, folgt.)