die englischen Gewertschasten unü öer Krieg. Heber die Stellung der englischen Gewerkschaften zum Kriege lauten die Rachrichten durchaus widersprechend. Wir gaben kürzlich eine Meldung wieder, daß die Gewerkschaften sich für die allgemeine Wehrpflicht ausgesprochen hätten. In Gegensatz hierzu steht folgende Meldung der.Tel.-Union": London , 11. September. Das Parlamentarische Komitee des Trade-UnionS-Kongresses hat an alle Fachvereinigungen Englands ein Manifest gerichtet, in dem eS außerordentlich scharf dagegen Stellung nimmt, daß eine längere Fortdauer des Krieges dazu benutzt werden könnte, die allgemeine Wehrpflicht in England einzuführen. Das Manifest sieht in der allgemeinen Wehr- Pflicht eine Belastung der finanziellen und persönlichen Kräfte des einzelnen, die auf jeden Fall vermieden werden müßte. Um jedoch der wahren Demokratie zum Siege zu verhelfen, müsse die englische Arbeiterschaft zeigen, was ein freies Volk ohne den Zwang der Wehrpflicht leisten könne. Infolgedessen müsse jeder, der eS irgendwie könnte, sich als Freiwilliger melden. Aufhebung öer Kapitulationen in öer Türkei . Konstantinopel , 11. September. (W. T. B.) Aus Besorgnis vor einem vermeintlichen Eingreifen der Türkei zugunsten Deutschlands und Oesterreich-Ungarns haben die drei Ententemächte der Türkei ihr Ein- Verständnis mit der Abschaffung der Kapitulationen für den Fall zu erkennen gegeben, daß die Türkei in dem gegen- wärtigen Kriege neutral bleiben würde. Die Pforte hat er- widert, daß ihre Neutralität nicht käuflich sei. Sie hat aber gleichzeitig auS der Eröffnung der Entente- Botschafter die Konsequenzen gezogen, indem sie ein Kaiser- liches Jrade erwirkt hat, das die Kapitulationen aufhebt. (Unter Kapitulationen versteht man jene Bestimmungen, wodurch Ausländer in der Türkei besondere Ausnahmerechte genießen, wie Steuerfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit usw.) politische Uebersicht. Zensurwillkür. Immer noch kommen von den verschiedensten Seiten Klagen über das allzu strenge Handhaben der Zensur. Besonders arg scheint es in Kattowitz zu sein: unser dortiges Parteiorgan, das unter Präventivzensur er- scheint, befindet sich in einer geradezu unerträglichen Lage. Artikel, die durch die Parteiblätter aller Schattierungen ge- laufen sind, verfallen hier erbarmungslos der Konfiskation. Dabei handelt es sich keineswegs uin Artikel, die sich gegen inilitärische oder behördliche Maßnahmen richten: es sind sogar schon Artikel und Notizen ohne jede politische Fär- b u n g beanstandet worden. Selbst mehrere Artikel, die eine scharfe Verurteilung der englischen und russischen Politik ent- hielten und der deutschen Regierung für ihr energisches Ein- greifen Lob spendeten, wurden nicht zugelassen. Be- gründend erklärte der Zensor, man dürfe weder die Regierung noch die öffentliche Meinung irgendwie beeinflussen! Artikel, die gegen die Annexionsgelüste Stellung nahmen, oder die unsere Krieger aufforderten, den Krieg menschlich zu führen und sich nicht durch Haß und Empörung dazu verleiten zu lassen, die deutsche Kultur zu diskreditieren, verfielen dem Rotstift mit derselben Begründung. Die Wiedergabe der Polemik des Tarmstädter nationalliberalen Organs gegen daS Hessische Amtsblatt, weil dieses die Dokumente deS deutschen Weißbuches gegen Rußland nur sehr unvollständig veröffent- licht hatte, ward gleichfalls nicht zugelassen. Ter Streichung verfielen ferner die kommentarlose Wiedergabe (Mnes Kriegsgerichtsurteils, die Wiedergabe der Strafandrohung der Kölner Stadtverwal- tung wegen Vergebens der Einquartierungen, die sogar die „Nordd. Allgem. Ztg." mitgeteflt hatte, die Bekannt» machung, daß der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie seine Tätigkeit eingestellt habe, und die Berichtigung einer Meldung über das Verbrennen einer roten Fahne in Gelsenkirchen , die durch die gesamte Presse ging. Der Herr Zensor erklärte immer wieder, daß er keinerlei Kritik, gleichviel welcher Art und gegen wen, zulasse. Selbst die Aufdeckung von Miß- Ein Zdöpostbrief aus Ostpreußen . Folgender Brief eines als Offizierdiensttuer zum Landsturm entgezogenen vom ostpreußischen Kriegsschauplatze wird unS zur Verfügung gestellt: R.. den 2. g. 14. Seit dem 23. August sind wir hier ohne jede Bahn- und Post- Verbindung/ so daß ich Dir weder schreiben noch telegraphieren konnte, und ebenso habe ich von Dir nichts gehört. DaS ist das Gräßliche der jetzigen Situation, daß man nichts von seinen Lieben hört und daß man ihnen nicht einmal ein Lebenszeichen geben kann. Die einzigen Nachrichten, die wir offiziell hier cinpfangen haben, wurden durch Flieger überbracht. Hoffentlich hast Du Dich nicht geängstigt. Tröste Dich damit, daß es ebenso wie Dir vielen taufenden Ehefrauen ergangen ist. Viele, deren Ehefrauen erst im letzten Augenblicke geflüchtet waren, haben bis heute keine Nach- richten erhalten, wo ihre Familien geblieben sind.— Von mir kann ich Dir glücklicherweise nur Gutes berichten. Allerdings haben wir inzwischen viel erlebt. Um nicht abgeschnitten zu werden, mußten wir die hiesige Stellung räumen; wir sollten über.... nach.... ES war dazu aber schon zu spät. So rückten wir in einem TageS- morsche, der infolge des SaitdeS und der Hitze sehr beschwerlich war, nach... Das Nest war von unseren Truppen, um Schuß- feld zu haben, zum Teil demoliert; von den Einwohnern war alles geflüchtet. Die ganze Gegend war von Flüchtlingen überschwemmt. Tie Russen hatten Ostpreußen bis.... besetzt und vor ihnen waren alle Ortschaften geräumt. ES war ein Bild des größten Elends, Frauen und Säuglinge, Kinder, alte Leute mit Vieh und ihrem ganzen Hab und Gut. Von.... ging es nach.... und von dort auf ein Gut. auf dem wir drei Tage gut untergebracht waren. Alsdann mußten wir. da unsere Truppen siegreich waren, wieder in unsere alten Stellungen zurück. Wir ruckten wieder nach..... wurden dort auf einen Lastkahn verladen und wurden z,rka 7 Kilo- meter vor..., ausgeladen. In einem Nachtmarsch ging eS nach ..... das von den Russen noch besetzt war. Ungefähr 300 Meter von diesen entfernt, bezogen wir Nachtquartier. Morgens um 3 Uhr am Sonntag, den 30. August, ging eS in» Gefecht. So erlebten wir an diesem Tage die Feuertaufe. Es handelt« sich darum, die Russen aus R. hinauszuwerfen. Mittags war es gelungen. 2 Leute waren gefallen, 1 verwundet von unserer Kompagnie,>m ganzen waren S Mann gefallen und 7 verwundet. Ein eigentümliches Gefühl beschlich einen, als man die Kugeln pfeifen hörte. Di« Gedanken flogen doch zu denen, die man lieb hat und für dt« man bisher gelebt hat. Die Russen sind nun fort, und heute trafen Leute ein, Mc berichteten, haß die Russen sich'« vollkommenem Rückzüge ständeü, Uebergriffen einzelner Personen, Brandmarkung von unter der Maske patriotischer Gesinnung betriebener Lebens- mittelspekulationen wurde wieder und wieder gestrichen. Das alles von der M i l i t ä r z e n s u r. Neben ihr wirkte aber stets in Kattowitz auch noch eine Zensur der Zivil- behörden mit einem Polizeizensor. Was die Militär- behörde allenfalls noch durchließ, erregte hier Anstoß und ward gestrichen. Diese Zensur ging soweit, daß eine amtliche Nachricht und der Bericht einer öffentlichen Ge- richtsverhandlung gegen einen Kattowitzer Polizei- kommissar beanstandet wurden. Das führte zu einer Beschwerde beim Bezirkskommando. Das Bezirkskominando verfügte, daß die Polizei als eine der Militärgewalt untergeordnete Behörde kein Recht zur Streichung der von der Militärzensur genehmigten Artikel habe. Eine dahingehende Mitteilung der Redaktion an die Polizei wurde aber nur damit beantwortet, daß— ein Zeitungs- verbot angedroht wurde. Natürlich ist nun wieder dagegen Beschwerde erhoben worden. Es wird abzuwarten sein, welchen Erfolg sie haben wird. Es ist schwer vorstellbar, daß die oberen Instanzen ein Vorgehen, wie es dort in Kattowitz gegen unser Parteiorgan beliebt wird, billigen werden. Es widerspricht we- nigstens vollkommen dem, was der Augen- blick erfordert!_ Gemeinheiten gegen Gefangene. Einigen unter den Hetzblättern gegen die Gefangenen beginnt es, jetzt, wo sie die Früchte ihrer Hetze sehen, doch selbst bange zu werden. Hallesche Blätter brachten folgenden erbaulichen Bericht: „In letzter Zeit wurde von allen Seiten da? allzu fieundliche Benebmen der�deutschen Frauen gegen verwundete und gefangene Franzosen gerügt. Deshalb ist es aber durchaus nicht notwendig, daß man hier in Halle auf das Gegenteil verfällt und die V e r« wundetenin g efährlicher Weise bedroht. Als am Montagabend die Transporte einliefen und die Verwundeten in den Straßenbahnwagen nach den Krankenhäusern befördert wurden, drohte am Riebeckplatz das Publikum, die Wagen zu stürmen und die Fe n st er einzuschlagen. Wie die Furien rannten die Weiber den Wagen nach und bedrohten die Verwundeten, die doch auch für ihr Vaterland gekämpft haben und größtenteils wider ihren Willen in den Krieg geschickt sind. Soll es etwa später heißen, daß die Deutschen , genau so wie der belgische Pöbel, das Rote Kreuz nicht geachtet und die Verwundeten angegriffen hätten?" Es muß wirklich ein skandalöses Verhalten gewesen sein, das gewiffe Bevölkerungskreise Halles dort an den Tag legten. Ein Augenzeuge weiß im Halleschen„Volksblatt" noch folgende näheren Mitteilungen zu machen: Besonders wären es einige besser gekleidete„Damen " gewesen, die sich auffallend und roh benommen hätten. Die eine hätte andauernd vor den gefangenen Franzosen ausgespuckt, eine andere nach den„Erbfeinden" getreten und dabei sogar einen am Bein verletzten Franzosen getroffen. Eine dritte„Heldin" hätte die Unverschämtheit besessen, einem Franzosen das Käppi vom Kopfe zu schlagen und nach ihm zu spucken, wofür sie erfreulicherweise von einem Angehörigen des Roten Kreuzes mit einer derben Ohrfeige ausgezeichnet worden sei. Der Gewährsmann versichert: das Treiben der Weiber sei ekel- Haft gewesen. Es mögen hier und dort hysterische Weiber in ihrer Fremdenverhimmelung wenig erfreulich gewirkt haben. Die Roheiten gegen Gefangene, wie sie sich in letzter Zeit hier und dort gezeigt haben, sind aber doch ganz unverhältnismäßig viel v e r d a m m e n s w e rt e r. Sie sind nicht nur scheußlich und gemein, sondern auch ge- fährlich. Sie bedrohen, wie an dieser Stelle schon sehr oft betont wurde, unser Ansehen als Kulturvolk und müssen dahin wirken, daß im Auslande Vergeltungsmaßnahmen an den gefangenen Deutschen geübt werden. Es ist im höchsten Grade unverständlich und schädlich, wenn einzelne Blätter— auch Berliner — unbekümmert fortfahren, die Be- völkerung weiterhin gegen die Gefangenen aufzustacheln. Auch ein Beitrag zu der Gefangenenhetze. Aus Stuttgart wird bürgerlichen Blättern gemeldet: Die in einem hiesigen Gefangenendepot befindlichen französischen Gefangenen haben aus freien Stücken unter sich eine Sammlung zu- gunsten des deutschen Roten Kreuzes veranstaltet, um ihre Dank« b a r k e i t für die den Berwundeten gewordene Hilfe zum Ausdruck befinden. Es wäre nur gut, daß dies« Leute für immer daS Land verlassen hätten, denn man muß eS sehen, wie sie gehaust haben. ES ist unbeschreiblich. Mit eigenen Augen habe ich Wohnungen ge- sehen, in denen nicht ein Gegenstand ganz geblieben ist. Alles, was genießbar, war aufgegessen oder ausgetrunken, was nicht genossen werden konnte, vernichtet. Sämtliche Möbelstücke waren erbrochen, der Inhalt herausgerissen und durcheinandergeworfen, natürlich alles zerbrochen und zerrissen. Stühle. Schränke usw. alles demo- liert.— Seit Sonntag leben wir nun in voller Ruhe. Die Brücken, die wir teilweise gesprengt hatten, sind von den Russen abgebrannt worden, und eS wird in aller Eile alles wieder aufgebaut. Ich hoffe, daß in wenigen Tagen die Eisenbahn wieder gehen wird und daß die Post ihren Dienst wieder aufnimmt. Ich werde dann sofort telegraphieren. Mein Dienst ist verhältnismäßig leicht, nur müssen wir Feldwachen anfltellen, da diese von Offizier-Diensttuern besetzt werden, so kommen wir ziemlich oft heran. D« heißt es denn 24 Stunden im Freien setn. Die Nächte sind jetzt schon ziemlich kalt. Wundervoll ist es, in der Nacht das Leben im Walde zu beob- achten. Wie anders sehen die Bäume bei Nacht als bei Tage aus. Tierstimmen jeder Art unterbrechen das Schweigen der Nacht, und wie schön ist das Erwachen der Natur am Morgenl Jedenfalls fieut man sich, feststellen zu können, daß man die Entbehrungen und Anstrengungen des Feldzuges leicht erträgt. Von L. habe ich auch nicht« weiter gehört. Wer weiß, wie eS dort aussehen mag?!— d. 4. g. 14. Zwei Tage sind wieder verflossen, ohne daß die Verbindung hergestellt ist. Wer weiß, wie lange es noch dauern wird, ehe ich wieder etwas von Dir höre. Infolge der veränderten Kriegslage, die sich hier für uns günstig entwickelt, hoffen wir alle, daß auch in den nächsten Tagen Post und Eisenbahn funktionieren werden. Gestern wurden Kosaken und Infanterie aus I. herausgedrängt. Zum erstenmal sahen wir auch aktive Truppen, die hier durch- rückten, um die Russen, die noch bei A. sein sollen, zu fangen. Gestern sprach ich einen Postboten; dieser erzählt«, daß bei L. die ganze Bagage der Russen erbeutet worden sei. Dabei hätten sich Geschäftsbücher von B. befunden. Daraus ist zu entnehmen, daß die Kerle auch in unserem Hause gehaust haben. Allgemein wird erzählt, daß die Horden nur dort plündern, wo niemand zu Hause ist. Bei B. ist die? wohl der Fall gewesen, und so dürste der arme Kerl einen großen Schaden erlitten haben. Hoffentlich wird eS bei unS besser gewesen sein, denn ich hoffe, daß unsere Leute auf dem Posten geblieben sein werden. Seit einigen Tagen ist weniger gutes Wetter, und da finden sich bei den Leuten allerlei Erkältun» gen ein. Dieses ist nicht besonders wunderbar, da die Bekleidung der alten Leute ungenügend ist.— Soeben erfahre ich, daß der Dampfer Briese nach L. mitnimmt. Bon dort sollen die Briefe durch einen Flieger zur nächsten Bahnstation mitgenommen werden. Also auf gut Wück sende«ch Dir dies« Zeil«»». zu bringen. Das Generalkommando des Württembergischen Armeekorps hat die Annahme der gesammelten Geldbeträge, die sich auf 82,56 Franken und auf 10.50 M. belaufen, genehmigt mit der aus- drücklichen Bestimmung, daß das Geld für die in Stuttgart befind- lichen französischen Verwundeten zu verwenden ist. Einberufung des preußischen Landtages. Nach Mitteilungen aus Zentrumskreisen besteht die Ab- ficht, dem preußischen Landtage im Spätherbst Vorlagen zur Durchführung von Notstandsarbciten vorzulegen. Ueber den Zeitpunkt der Einberufung des Landtages schweben Ver- Handlungen._ Kriegsnnterstiitzungen. AuS Hamburg wird gemeldet: Der sozialdemokratische Antrag über die Zuschüsse zur Reichs- Unterstützung für die Familien der Feldzugsteilnehmer, dem vor einiger Zeit schon die Hamburger Bürgerschaft zustimmte, hat jetzt auch die Billigung des Senats gefunden. Die Unterstützungen, die danach in Hamburg gezahlt werden, gehen zum Teil nicht unbe- trächtlich über das hinaus, was von den meisten Kommunen ge- währt wird. Der Hamburger Beschluß lautet: Den nach dem Reichsgesetz vom 28. Februar 1888 unter- stützungsbcrechtigten Angehörigen der Kriegsteilnehmer, soweit sie bedürftig sind, werden in Zukunft Unterstützungen nach fol- aenden Sätzen gewährt, unbeschadet des Rechts, über diese Sätze hinauszugehen, falls die Verhältnisse dies er- fordern: O 1. für alleinstehende Männer monatlich 40 Mark; 2. für alleinstehende Frauen monatlich 35 Mark; 3. für Kinder, die sich nicht in der Pflege eines unterstützungs- berechtigten Angehörigen des Kriegsteilnehmers befinden, monatlich 15 Mark; 4. für ein kinderloses Ehepaar monatlich 55 Mark; 5. für eine Frau mit einem Kind monatlich 50 Mark; 6. für eine Frau mit zwei Kindern monatlich 62 Mark; 7. für eine Frau mit drei Kindern monatlich 72 Mark; 8. für eine Frau mit vier Kindern monatlich 80 Mark; 0. für eine Frau mit fünf Kindern monatlich 87 Mark; 10. für eine Frau mit sechs Kindern monatlich 93 Mark; 11. für jedes weitere Kind monatlich 6 Mark. Unterstützungsberechtigte Erwachsene in der Familie werden wie Kinder gezählt. Ein Anspruch des Vertreters der Grundeigentümer, von den Unterstützungen die Miete abzuziehen und diese direkt an die Hausbesitzer zu zahlen, wurde von der ausführenden Kommission abgelehnt mit der Begründung, daß man zu den Frauen der Kriegsteilnehmer daS Vertrauen haben müsse, daß sie die Miete freiwillig zahlen werden, sofern sie dazu in der Lage sind. Im übrigen tritt für in Not geratene Familien noch die auS Organisationen aller Parteien gebildete Kriegshilfe ein, deren Mittel nun allerdings hauptsächlich den durch den Krieg arbeitslos gewordenen Einwohnern zugute kommen sollen. �Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg beträgt nach einer Schätzung des Ge- Werkschaftskartells 25 000. Es sind Notstandsarbeiten in Angriff genommen. Me Stadt Magdeburg gewährte den Familien der einbc- rufenen städtischen Arbeiter zunächst auf 14 Tage von der Einbe- rufung an den Lohn weiter. Nunmehr beschloß die Stadtverord- netenversammlung im Einvernehmen mit dem Magistrat, die w c i- t e r e Unterstützung dahin zu regeln, daß allgemein 25 Proz. deS Lohnes für die Ehefrau und 6 Proz. für jedes Kind unter 15 Iah- ren neben der staatlichen Unterstützung gewährt werden sollen. Eine Frau mit zwei Kindern, deren Ernährer einen Wochenlohn von 30 M. hatte, würde danach beispielsweise eine Gesamtunterstützung von monatlich 69 M. erhalten usw. Gleichzeitig wurde beschlösse� die Kosten der Familienhilfe bei der städtischen Krankenkasse, die infolge der Einderusung eigentlich verfallen ist, auf die Stadt zu übernebmen, damit die Familien der Einberufenen in Krankheit«- fällen Unterstützung erhalten. Den Familien der einberufenen städtischen Angestellten wurde für die ersten vier Wochen das volle Gehalt ausgezahlt. Für die darüber hinausgehende Zeit sollen sie 60 Proz. des Gehalt? als Beihilfe erhalten. Wie der Zar weiter gegen das russische Volk wütet. Der Pariser„Humanitö" vom 27. August entnehmen wir fol- gende Mitteilungen: Die russische öffentliche Meinung verlangt«, erwartet« und erhoffte eine Amnestie für polittsch« Vergehen. Die Regierung des Zaren bietet ihr aber Haussuchungen, Verhaftun- gen und Verfolgungen. In folgendem einige schwerwiegende Handlungen der Ochrana, welche die russischen Zeitungen melden: In Petersburg hält man die sozialdemokratischen Schriftsteller P. Massioff, F. Gurviffch und den sozialistisch- revolutionären Schriftsteller Bhkowsky fest. In M o s k a u hat man den sozialistischen Kandidaten bei den letzten Dumawahlen, den Rechtsanwalt A. Nikitine, der'die Arbeiter von der Lena in ihrem Prozeß gegen ihr» Mörder ver- teidigt hat, gefangen gesetzt. In Samara unterdrückt man die letzte sozial demokra- tische russische Zeitung„Saria Povoljia"(Morgenröte der Wolga -GegendZ und man löst eine Gruppe von Arbeiterstudenten aus. Jn Kharkoff wurden zahlreiche Untersuchungen gegen Jour. nalisten der Opposition vorgenommen. Kurz, die Regierung scheint ihr« Ochrana gegen alle„Ucbcl- denkenden" losgelassen zu haben, ganz wie zu den Zeiten der schlimmsten Konterrevolution. Da? ist die Art der Regierung, zu antworten auf die einmütige Begeisterung des Lande? gegen den „deutschen Angriff". Man hat einen Freiheitskrieg proklamiert, aber man läßt ihn im Innern begleitet sein von einer Verstärkung der Herrschaft der Verdächtigung. Gibt es denn niemand in den Bureaus der russischen Regierung, der Verständnis dafür hat, daß alle diese Repressalien die nationale Einheit zu zerstören drohen? Und welchen Glauiben kann man den liberalen Versprechungen der Regierung beimessen, welche so ungeniert und frivol den seit den ersten Tagen der Krise proklamierten nationalen Waffenstillstand bricht? Kriegsfitzung des Deutschen Handelstages. Der Präsident des Deutschen Handelstages, ReichstagSpräsident Dr. Kaempf, beruft den Ausschuß deS Deutschen HandelStageS für Dienstag, den 15. September, zu einer Sitzung nach Berlin . In erster Linie soll, wie das„Verl . Tagebl." erfährt, Beschluß gefaßt werden über eine Anregung, vielleicht zusammen mit anderen Körperschaften, eine Kundgebung zu veranstalten, daß die Vertreter des deutschen Wirtschaftslebens auch angesichts der englischen Drohung einer Hinausziehung deS Krieges entschlossen seien, den Krieg„bis zum vollen Siege durchzuhalten". Ferner dürfte in der Sitzung auch über andere auf den Krieg bezügliche Angelegenheiten beraten werden._ Letzte Nachrichten. Ein norwegischer Dampfer gestrandet. Frankfurt a. M., 10. September. Die„Frankfurter Zeitung " meldet an? Kristiania : Der norwegische Dampfer„John Christie " fft zwei Seemeilen südlich von Hoch Island gestrandet. v
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten