Was eS in Aegypten an eingeborener Bourgeoisie un? Intelligenz gibt, beklagt deshalb lebhaft, daß die Produktiv- kräfte des au sich so reichen Landes künstlich an ihrer Ent- faltung gehemmt werden und daß z. B. in das fruchtbare Niltal Getreide aus dem Ausland eingeführt werden muß. Auf ihren wirtschaftlichen Beschwerden und Bestrebungen er- heben sich politische Forderungen, deren nationalistisches Stich- wort heißt: Aegypten den AegypternZ und deren Ziel ist: Engländer zum Lande hinaus I So lange sich diese Ten- dcnzen nur in den dünnen Schichten der Bourgeoisie und In- telligenz zeigen, brauchen die britischen Machthaber in Kairo nicht sonderlich zu zittern, aber es bedarf nur eines An- stoßes und auch die breiten Volksmassen werden in die natio- nalistische, die jungägyptische Bewegung hineingerissen. Denn den Fellachen geht es kaum viel üppiger als in den Tagen, da die Sklavenpeitsche ständig über ihrem Rücken schwebte: die latente Agrarkrise zehrt an ihrem Mark, Verschuldung erdrückt sie und mit unheimlicher Geschwindigkeit wandelt sich hier eine Klasse von Kleinbauern in eine Klasse von Bettlern um. Dazu dämmern die Massen in einem unglaublichen geistigen Elend dahin, denn das glorreiche England hat, im Gegensatz zu Ismail Pascha , für die Entwickelung des Schulwesens weniger als nichts getan. Auch das ist ein Stück rücksichtsloser Herrschaftspolitik: im alten Virginia wurde mit 30 Hieben bestraft, wer einen Neger lesen und schreiben lehrte, und auch ostelbischen Despoten gilt der dümmste Untertan als der beste Untertan. Obwohl nun die englischen Blätter nicht das geringste veröffentlichen, was im Mutterland Besorgnis erregen könnte, sind sich die Leute an der Spitze über die Gefahren der jung- ägyptischen Bewegung recht wohl im klaren. Lange Zeit wandten sie den alten Grundsatz an: Teile und herrsche!, in- dem sie zwischen den mohammedanischen Aegyptern und den christlichen Kopten Zwietracht aussäten. Als Aegypter und Kopten sich aber einander näherten, zeigten die britischen Herren die eiserne Faust. Englische Offiziere hatten vor einigen Jahren auf der Taubenjagd bei dem Dorfe Teuscha- wai eine ägyptische Bäuerin schwer verwundet und waren von den erzürnten Bauern mit Knütteln aus dem Felde ver- trieben worden. Auf der Flucht stürzte einer der Tauben- jäger und blieb, vom Hitzschlag getroffen, tot liegen. Ob dieses furchtbaren„Verbrechens" wurden vier Bauern zum Tode durch den Strang, viele zum Auspeitschen, andere zu barbarischen Kerkerstrafen verurteilt und die Leibesstrafen im Angesicht der Bevölkerung des Dorfes vollzogen, die zu- schauen mußte: abwechselnd wurde einer gehängt und dann einer ausgepeitscht, und der britische Kommissar, der die Exe- kution leitete, ging lächelnd, eine Zigarette im Munde, da- zwischen umher! Diese Henkerstat. das„Urteil von Deuschawai", ist heute ein Losungswort, bei dessen Klang jeder Aegypter vor Grimm die Fäuste ballt. Wie diese Galgenszene dem ägyptischen Nationalismus einen tatbereiten Radikalismus eingeflößt hat, zeigt eine Auslassung des Blattes„Lewa". Dieses jung- ägyptische Organ schrieb vor einigen Jahren an dem Tage, da in London der Hindu D i n g r h a gehängt wurde, weil er einen englischen Oberst erschossen hatte: Heute erlischt diese Seele, die in Vaterlands- liebe glühte. Heute rächen sich die Engländer und stillen ihren Rachedurst. Heute wird der Sang des ägyptischen Dichters in ganz Indien widerhallen und künden, das? eine Nation, dir nach einem Leben in Größe und Freiheit strebt, mit ihrem Blut den Bode» bc- netzen muß, um ihre Hoffnungen zu erreichen. Sei gegrüßt, Dinghra, sei gegrüßt in der Finsternis des Grabes und in dem Schweigen der Gruft! Sei gegrüßt immer, wenn man deinen Namen nennt— lebend oder tot, sei gegrüßt! Der Zunder also liegt seit langem gehäuft. Mit merk- würdigen Dingen müßte es zugehen, wenn ihn ein Funke des großen Weltbrandes nicht in Flammen setzte, zumal wenn die Türken durch Blasen ein wenig nachhelfen. Eine amtliche Darstellung öer letzten kämpfe um Lemberg . Wie«, 15. September. (W. T. B.) Aus dem Kriegs- pressequartier wird amtlich gemeldet: Der Sieg an der H u c z w a hatte eine Kriegslage ge- schaffen, die es ermöglichte, zu einem Angriffe gegen die in O st g a l i z i e n eingebrochenen sehr starken russischen Kräfte vorzugehen. In Erkenntnis der Notwendigkeit, unsere nach den Gefechten östlich von Lemberg zurückgegangene Armee zu unterstützen, erhielt die in der Schlacht bei Komarow sieg- reich gewesene Armee Befehl, gegen den geschlagenen Feind nach kurzer Verfolgung untergeordnete Kräfte zurückzulassen, ihr Gros aber im Räume Narol-Uhnow zur Vorrllckung in der ihrer bisherigen Angriffsrichtung fast entgegengesetzten Direttion Lemberg zu gruppieren, was schon am 4. September durchgeführt war. Die Russen schienen nach ihrem Einzüge in die ihnen kampflos überlassene Hauptstadt Galiziens einen Flanken st oß in Richtung Lublin vorzuhaben, wobei sie unsere hinter die Grodeker Teichlinie zurückgekehrte Armee wohl vernachlässigen zu können glaubten. Indessen stand diese Armee bereit, in die zu erwartende Schlacht unserer nun von Norden gegen Lemberg anrückenden Armeen einzugreifen. Am 5. September war letztere Heeresgruppe bereits über die Bahnstrecke Rawaruska— Horyniec hinausgelangt. Weiterhin mit dem linken Flügel im Raum von Rawaruska sich behauptend, schwenkte sie mit dem rechten am 6. September bis Kurniki ein und trat am 7. September in einen ernsten Kampf gegen starke nordwärts vorgeschobene feindliche Kräfte. Mit Tagesanbruch des 8. September begann auf der 70 Kilometer breiten FrontKomaroiv— Rawaruska unser allgemeiner Angriff, der bis zum 11. September durchaus erfolgreich war und namentlich am südlichen Flügel nahe an Lemberg herangetragen wurde. Trotz dieser Erfolge wurde es notwendig, eine neue Grup- pierung unseres Heeres anzuordnen, weil sein Nordflügel bei Rawaruska bedroht war und frische, weit überlegene russische Kräfte sowohl(jegen die vorwärts K r a s n i k kämpfende Armee als auch im Räume zwischen dieser und dem Schlachtfelde von Lemberg vorgingen. In den schweren Kämpfen östlich von Grodek am 10. September waren die Erzherzöge, Armeeoberkommandant Friedrich und Karl Franz Joseph bei der dort angreifenden Division. Wie in allen bisherigen Schlachten und Gefechten, so haben unsere braven und schon seit drei Wochen ununterbrochen kämpfenden Truppen auch vor Lemberg ihr Bestes geleistet und ihre Bravour und Tüchtigkeit abermals erwiesen. In der fünftägigen Schlacht hatten beide Teile schwere Verluste, namentlich bei Rawaruska würben mehrere Nacht» «» g! i i f e bxx Rusieg blutig sbgewieseu,.Gefangene Russen, darunter biele Offiziere, wurden wieder in Masten einge- bracht. Aus Ausweisen unserer leitenden Etappcnbehörde geht hervor, daß bisher 41 000 Russen und 8000 Serben ins Innere der Monarchie abgeschoben wurden. Bisher wurden über 300 Feldgeschütze im Kampfe erobert. Resümierend kann her- vorgehoben werden, daß unsere Armee bisher in aktivster Weise und in heldenmütigstem Kampfe dem numerisch überlegenen, tapferen, hartnäckig kämpfenden Feinde erfolgreich entgegen- treten konnte. Ter Stellvertreter des Chefs des Generalstabs, v. H o e f e r, Generalmajor. Der europäische Krieg. Durch die Presse geht ein Auszug aus dem Moni- fest der Unabhängigen Arbeiterpartei, die bekanntlich die stärkste politische Organisation deS englischen Sozialismus darstellt. Wir sind in der Lage, im Nach- stehenden die vollständige Uebersetzung des interessanten Dokuments nach dem englischen Original unseren Lesern vorzulegen. Manifest der Unabhängigen Arbeiterpartei Englands. ES ist stets mit allem Nachdruck durch die Unabhängige Arbeiter- Partei behauptet worden, daß die diplomatischen Methoden, die durch die europäischen Regierungen, einschließlich unserer eigenen, verfolgt wurden und gestützt waren auf die Macht mörderischer Rüstungen- unausbleiblich entweder zu einem Weltkrieg führen müsse oder zu einem Weltbankrott— oder zu beidem. Diese BorauSsetzung, die sich auf Tatsachen und Tendenzen gründete, ist nur allzu schnell und tragisch erfüllt worden. Die Ursache des Krieges. Anstatt danach zu streben, Europa zu einer Staatengemeinschaft zu einigen, zusammengeschlossen zur Wahrung des Friedens zu vereinigen, hat sich die Diplomatie vorsätzlich bemüht. Europa in zwei bewaffnete, sich gegenüberstehende Lager zu teilen, in den Drei- verband und den Dreibund. Die Diplomatie ist hinterlistig, heimlich. ränkevoll gewesen, jede Macht bestrebt, durch Tücke und List das Beste des Nachbarn zu ergatlern. Die Diplomaten haben eine wahr« Sphäre von Neid, Täuschung und Mißtrauen um sich ver- breitet. Jedes Land ist in hohem Maße durch den Einfluß seiner Hetzpresse in Furcht und Schrecken versetzt worden. Jedes Land hat versucht,, die anderen Länder durch den Umfang und die Kostspieligkeit seiner Rüstungen zu übertreffen. Mächtige RüstungS- intereffenlen haben ihre unheilvolle Rolle gespielt, denn sie sind eS die ihren Riesenreichtum aus Verwüstung und Tod ziehen. Unter diesen Verhältnisien kann jeder kleine Funken«inen Wellbrand wie den gegenwärtigen hervorrufen. ES ist schwierig und vielleicht wertlos, zu versuchen, in diesem Augenblick den genauen Maßstab anzulegen, um die Verantwortlichkeit und die Schande zu messen, die auf die verschiedenen Länder fallen. ES ist genau so unrichtig zu sagen, daß die englische Politik ganz weiß gewesen ist, und die deutsche Politik ganz schwarz, wie zu sagen, daß die deutsche Politik völlig richtig gewesen ist, die englische völlig verwerflich. Das gewöhnliche, keine scharfen Unterschiede machende Volk in beiden Länder» mag vorbehaltlos die eine oder andere dieser beiden Alternativen annehmen— die Erfahrung lehrt, daß die Geschichte dann doch eine andere Darstellung gibt. Die Geheim diplomatie. Gegenwärtig hat Sir Edward Grey sei« Weißbuch heraus- gegeben, um zu beweisen, daß Deutschland der Angreifer ist, genau so, wie Deutschland ein Weißbuch herausgibt, um zu beweisen, daß Rußland der Angreifer ist und Rußland , um zu beweisen, daß Oesterreich der Angreifer ist. Selbst wenn man jede? Wort in dem englischen Weißbuch unangefochten lasten wollte, so fehlen doch die weiteren Anklagepunkte. Zugegeben, daß in den Tagen unmittelbar vor dem Kriege Sir E d w a r d G r e y sich um den Frieden be- mühte. ES war zu spät. Eine ganze Reihe von Jahren hat er zusammen mit anderen Diplo- maten selb st den Abgrund gegraben und eine kluge Staatskunst hätte das unvermeidliche Re- sultat vorhergesehen und vermieden. ES war nicht die serbische Frage oder die belgische Frage, die unser Land m den fürchterlichen Kampf hineinzogen. Großbritannien führt nicht den Krieg wegen unterdrückter Nationen oder wegen der belgischen Neutralität. Auch wenn Deutschland die belgische Neutralität nicht unrechtmäßig gebrochen hätte, wären wir doch hineingezogen worden. Wer glaubt, daß wenn Frankreich in Verletzung von vertragsmäßigen Rechten nach Belgien eingedrungen wäre, um nach Deutschland zu gelangen, wir gegen Frankreich die Feindseligkeiten begonnen hätten? Hinter dem Rücken deS Parlaments und des Volkes trat das Britische Auswärtige Amt in ein geheimes Ein« vernehmen mit Frankreich , dessen Existenz e» leugnete, als eS gefragt wurde. Das ist die Ursache, waruni unser Land jetzt dem völligen Ruin und der Verarmung ins Auge blicken muß, die der Krieg mit sich bringt. Verträge und Uebereinkommen haben das republikanische Frankreich in daS Schlepptau des despotischen Rußland gebracht, Großbritannien in daS Schlepptau Frankreichs . Zur gehörigen Zeit wird das alles klargemacht werden und die verantwortlichen Männer zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Wir wünschen weder die Verstärkung des deutschen , noch die de» russischen Militarismus. Aber die Gefahr liegt darin, daß dieser Krieg entweder den einen oder den andern fördern wird. England hat sich hinter Rußland gestellt, die reaktionärst«, korrupteste und brutalste Macht in Europa . Wenn Rußland ge- stattet wird, seine Ländergier zu befriedigen und seine Kosaken- Herrschast auszudehnen, werden Zivilisation und Demokratie schwer gefährdet. Hat Großbritannien zu diesem Zwecke sein Schwert gezogen? Zehntausend« unserer Benoffen stehen auf dem Schlachtfelde und wisten nicht, ob sie jemals wieder heimkehren werden, viele find schon gefallen, die Verlustliste wird bald eine entsetzliche Aus- dehnung erreichen und die Verwundeten liegen schmerzvoll auf dem Schlachtfeld, auf dem Verdeck der Schiffe und in den Hospitälern. Unter denen, die diesem Schicksal tapser entgegen gehen, sind viele unserer sozialistischen Genosten, die in der stehenden Armee dienen, in der Reserve und in Territorialtruppen. Kaum weniger schrecklich ist die Lage der Frauen und Kinder zu Hause, deren Existenz von denen abhängt, die unter den Waffen stehen, sowie die Lage der zahllosen Arbeiter und ihrer Familien, denen der Krieg Arbeitslosigkeit und Elend bringt. Selbst die größten Anstrengungen, auch wenn die Nahrungsmittelzufuhr ge« nügend ist, weiden es nicht verhindern können, daß entsetzliche Ent« behrungen unter ihnen wüten. Deutsche Arbeiter— unsere Genossen! WaS von den Soldaten, den Arbeitern und ihren Familien in unserem Lande gilt, gilt nicht weniger von denen in Frankreich . Belgien , Deutschland und anderen Ländern. Müssen wir nicht auch dies in Betracht ziehen? Für unS Sozialisten sind die Arbeiter Deutschlands und Oester- reichs ebenso wie die Arbeiter Frankreichs und Rußlands Genossen und Brüder. In dieser Stunde de§ Gemetzels und des Entsetzens empfinden wir Freundschaft und Mitgefühl für alle Opfer deS Militarismus. Wir sind bereu, unsere Nationalität und Selb- ständigkeit zu verteidigen, die uns teuer sind. Aber wir können nicht Freude empfinden an der organisierten Ermordung Zehn- taufender von Arbeitern anderer Länder, die gelötet werden auf das Kommando von Herrschern, für die daS Volk nur ein Werk« zeug ist. Der Kriegsbrand hat ganz Europa erfaßt. Bis zum lehren Moment waren wir bemüht, den Brand zu hindern. Die Nation muß nun warten auf die erste Gelegenheit für wirksame Jnter« vention. In bezug auf die Zukunft müssen wir beginnen, unsere Geister vorzubereiten auf die schwierigen und gesährlichen Kom- plikationen. die aus dem Abschluß des Kriege» hervorgehen werden. Das Volk muß überall territoriale Erweiterungen und nationale Demütigungen bekänipfeu, die den Weg für neue Kriege bahnen. Und durch ganz Europa müssen die Arbeiter darauf drängen, daß die Diplomaten eine ehrliche Politik machen, überwacht von den Arbeitern, eine Politik in der Richtung auf Unterdrückung des Militarismus und die Herstellung der vereinigten Staaten Europa ?, um dadurch zum Weltfrieden zu gelangen. Wenn diese Schritte nicht getan werden, wird Europa nach der gegenwärtigen Schreckens- zeit noch mehr der wachsenden Herrschaft des Militarismus unter- liegen und noch mehr der Gefahr ausgesetzt sein, mit Blut getränlt zu werden. Der Sozialismus wird trotz alledem triumphieren. Man sagt uns, der internationale Sozialismus sei tot, alle unsere Hoffirungen, Ideale seien vernichtet worden durch den Mord und Brand des europäischen Krieges. Das ist nicht wahr. AuS der düsteren Tiefe rufen wir den Genossen jeden Landes unsere herzlichsten Grütze zu. Durch das Gebrüll der Kanonen senden wir unsere Sympathie den Sozialisten Deutschlands . Sie haben ununterbrochen und unermüdlich sich bemüht, gute Bc« ziehungen mit England herbeizuführen, wie wir sie mit Deutschland herbeiführen wollten. Sie sind nicht unsere Feinde, sondern treue Freunde. Indem sie diese« scheußliche Verbrechen den Rationen auf« gezwungen haben, haben die Herrscher, die Militaristen ihr eigenes Schicksal besiegelt. In Tränen und Blut und Bitterkeit wird die größere Demokratie geboren werden. Mit ungebrochener Zuversicht grüßen wir diii Zukunft. Unsere Sache ist heilig und unvernichlbar und unsere Arbeit ist nicht vergeblich gewesen; ES lebe die Frei- heit und die Brüderlichkeit, eS lebe der internationale Sozialismus! Der Parteivorstand der Unabhängigen Arbeiterpartei. ?m Kampfe mit öen Englänöern. Dem Brief eines Parteigenossen, der verwundet wurde, ent« nehmen wir folgendes: .Nun will ich Dir mal daS Gefecht näher beschreiben: Wir hatten am Sonntag, den 23. August da« erste Nachtgefccht, und maßten breite, sumpfige Wassergräben durchwaten: wir konnten aber nicht an die Engländer herankommen, weil ein Schiffahrtskanal da« zwischen und die Brücken gesprengt waren. Hier ist K. P. gefallen. liniere Kompagnie mußte mit den nassen Sachen auf Porposten ziehe», und wir haben die ganze Nacht auf der bloßen Erde, ohne Stroh und Feuer, mit dem Gewehr im Arm gelegen. Am frühen Morgen wurden die Engländer durch unsere Artillerie vertrieben, und nun schlugen unsere Pioniere Holzbrücken und wir konnten die Engländer verfolgen. Am Mittag gegen 2 Uhr bekamen wir wieder Artilleriefeuer, und nun hieß eS, drauf auf die Engländer. Ich kann es Dir nicht beschreiben, was eS das erste Mal für ein Gefühl ist, wenn die Granaten so zehn, zwanzig Schritt im Umkreis platzen und man sieht seine Kameraden sallcn. Man wird richlig zum wilden, wütenden Tier. Nur immer vorwärts drauf auf den Feind und Rache für die gefallenen Kameraden. Wir schlugen die Engländer an diesem Tage zurück und inachien auch Gesangene. Todmüde kamen wir abends gegen 10 Uhr ins Ouartier — und nichts zu essen. Ein Slück trocken Brot und Master war für uns Kuchen und Wein. Am andern Morgen ging eS wieder beizeiten lo» und wir überschritten 8.15 Uhr vormittags die fran- zösische Grenze. Wir marschierten den ganzen Tag und kamen abends gegen 9 Uhr wieder in ein Nachtgefecht und mußten wieder die ganze Nacht im Freien bei Regenwetter zubringen. Nur zwei Bund Stroh hatte ich für mein Lager erwischt, eins zum Drauflegen und eins zum Zudecken. Nun kam der verhängnisvolle 23. August. Wir mußten wieder tüchtig marschieren und bekamen gegen 10 Uhr wieder feindliche» Artilleriefeuer. Unsere Kompagnie ging in Kompagniekolonne vor und mußte durch ein kleines Wäldchen. Hier schlug zwei Schritt von mir eine Granate ein und riß unseren Vizefeldwebel, einen Unteroffizier und noch drei Leute in Stücke. Ein grausiger Anblick. Es ging nun aber im Laufschritt durch den Wald und über freies Feld weiter. Hier bekamen wir mächtige« Artilleriefeuer von der Seite und Maschinengewehr« und Jnfanteriefeuer von vorn. Hier ist mancher Kamerad gefallen. Wir drangen bis an einen Hohl- weg vor und warteten hier bis Mittag gegen 2 Uhr auf Ver- stärkung. Von hier au» machte ich noch ungefähr b00 m mit, und die für mich bestimmte Kugel traf mich. Vorher bekam ich erst eine Kugel in den Tornister, welche mir nichts schadete. Ich lag gerade und wollte mein Gewehr abdrücken, auf emmal fühlte ich einen dumpfen Druck an der rechten Brust und da kam auch schon da» Blut geflosten. Die Kugel streifte erst oben die Brust, ging dann in die Brust hinein und streifte über den Rippen entlang, bi» sie an der untelsien Rippe wieder heraus kam. Sie ist sehr glücklich gegangen, die drei Wunden heilen großartig, nur habe ich beim Husten und Schlucken Schmerzen in der Brust. Ich lag mit meinen Wunden von nachmittag 0� Ubr bis zum anderen Morgen Vi3 Uhr ün freien Felde ohne Verband, da kannst Du Dir denken, wä» ich für Blut verloren habe; und die Kugeln pfiffen noch bis abend» um 7 Uhr um einen herum, und ich habe keine mehr abbekommen. Solche Rächt möchte ich nicht wieder durchmachen."
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