Hr. 277. 3l. Iahrgayg.Snlaze drs DwSrl«" Serlim NcksMAoavabnld. tv. Vttodn 1914.Das Wirken Ser Konsum-genossenschaft.Ein Jahr schiverer wirtschaftlicher Krise war es. dasder soeben vom Lorstand der Konsumgenossenschaft Berlinund Umgegend herausgegebene 15. Geschäftsbericht umfaßtIn diesem Bericht spiegelt sich der siegreiche Gedanke derGenossenschaft sorbeit wieder, der, allen Widerständentrodend. sich durchringt. Und gerade in der Zeit des schwer-slen wirtschaftlichen Notstands, der die Kommunen Groß-Berlins außerordentlichen Hilfsmaßnahmen zwang, hatdie konsumgenossenschaftlich Organisation sich als eine fürdie notleidenden Schichten segensreich wirkende Einrichtungerwiesen. Abgesehen davon, daß die Genossenschft im Gc-schäftsjahr an der von der organisierten Arbeiterschft Ber-lins für die Notleidenden eingeleiteten Hilfsaktion regenAnteil nahm, hat sie sich bei der Versorgung der Bevölkc-rung Berlins init billigem Fleisch dem Magistrat der StadtBerlin in der selbstlosesten Weise zur Verfügung gestellt: fasie hat sogar bei dem Flcischerkauf im vorigen Jahre 77 000Mark zligesetzt. Auch sonst bemühte sich die Leitung derGenossenschft, die Mitglieder mit billigen Nahrungsmittelnzu versehen.Kaum zeigte sich ain Ende des Geschstsjahres eineBesserung auf dem Wirtschstsmarkte, als plötzlich dieKriegsercignisie erneut das gesamte Wirtschaftsleben aufstiefste erschütterten. Inwieweit die Konsumgenossenschftunter dem Kriege leiden wird, kann in dem vorliegendenGeschftsbericht nicht zum Ausdruck kommen, da derselbemit dem 30. Juni abschließt. Heute läßt sich indessen bereitssagen, daß die Mitglieder bei Ausbruch des Krieges, alseine Anzahl Gcschstsleutc das konsumierende Publikum durchwucherisch Preistreibereien zu schröpfen suchten, in ihrerGenossenschaft c'n-en treuen Rückhalt fanden. Und währendder bisherigen �Dauer des Krieges hat die Konsumgenossen-schtst klar die Tendenz zum Ausdruck gebracht, ihre Mitglie-�er— soweit es in ihrer Macht liegt— vor erheblichenPreissteigerungen zu bewahren. Eine solch GeschäftSprarismuß sich auch für die Zukunft die Sympathien der Mitglie-der sichern. Und darin liegt zugleich die Gewähr, daß dieKonsumgcnossenschastsbewcgung auch den Krieg mit seinenfurchtbaren wirtschftlichn Folgen kraftvoll überdauernwird.«Aus den: Bericht selbst ist zunächst bemerkenswert, daßder letzte im Bezirk Groß-Berlin bestehende KonsumvereinTegel übernommen worden ist.Tie Mitgliedcrzahl stieg im Laufe des Geschäftsjahresum 9369. sie, betrug am Schlüsse desselben 86 514. DieZahl der Verkaufsstellen erhöhte sich von 114 auf 125. Trotzder Wirtschaftskrise kann der Geschäftsbericht eine Steige-rung des Umsatzes in den Verkaufsstellen um 2 368 973,08Mark verzeichnen, er erreicht« im letzten Geschäftsjahr dierespektable Sumnic von 17 356 250,50 Mk. Als ein Beweisder innerlichen Festigung der Genossenschaft ist die Tatsacheanzusehen, daß der Durchschnittsunrsatz pro Mitglied im ver-flosscnen Geschäftsjahr um 6,24 M. auf 200,62 M. stieg.Der Turchschnittsumsatz pro kaufendes Mitglied betrug275,27 M, 23 462 Mitglieder oder 27,12 Proz. hatten keineMarkcnblätter abgeliefert.Als eine Neuerung von besonderer Bedeutung ist esanzusehen, daß die Gesck?äftslcitung im letzten Jahre denVertrieb billiger Mich in die Hand genommen hat. Ver-anlaßt durch die fortgesetzte Verteuerung dieses wichtigenNahrungsmittels— stieg doch der Milchpreis biS auf 26 Pf.Pro Liter— trat die Geschäftsleitung mit der Interessen-gvmeinschaft Märkischer Milchproduzenten in Verhandlun-gen. Sie erreichte, daß die Interessengemeinschaft Milch zueinem Preise liefert, der cS der Genossenschaft ermöglicht,an die Mitglieder daS Liter zu 20 Pf. abzugeben. DieseMaßnahmen riefen natürlich unter den Händlern eine leb-hafte Erregung hervor. Ihre Bestrebungen, die Leitungder Konsumgenossenschaft zu bewegen, die Milch zu einemhöheren Preise abzugeben, scheiterten. Unter dem Dnick derVerhältnisse mußten alsdann die Molkereibesitzer und Milch-Händler den Milchpreis auf 22 bezw. 24 Pf. herabsetzen.Aus dem Kapitel: Produktivbetriebe ist be-sonders hervorzuheben, daß die Bäckerei durch die am15. Dezember 19!3 erfolgte Inbetriebnahme des zweitenBäckereigebäudes eine erhebliche Vergrößerung erfahren hat.Wenn man bedenkt, daß zurzeit 28 Doppelauszugöfen inBetrieb sind« so kann jetzt bereits von einem modernenRiesenbetrieb gesprochen werden. Dabei ist für die Eni-Wickelung dieses Betriebes noch Platz für weitere 12 Oefenvorhanden. Von dem gewaltigen Umfang der Produktionzeugt die Tatsache, daß im Berichtsjahre nicht weniger als5 838 328 Stück Brot der verschiedensten Art gebacken wor-den sind-aö einer Sunnne von 2 907 935.01 M. entspricht.Hinzu kommt noch die Herstellung für 298 458,60 M. Kuchen.Insgesamt bclief sich der Umsatz auf 3 206 393.61 M. oder18.45 Proz. mehr als in? Vorjahre. Die Gei?ossenschaft ver-fügt noch über eine Konditorei, eine Mineral-Wasserfabrik, eine Kaffeerösterei, ein« Butte-r e i, eine Kraft zentrale und verschiedene Neben-betriebe, darunter die Schlosserei, die Tischlerei-Reparatur-Werkstatt?ind die WäschereiAn Personal wl?rdcn insgesamt 1277 Personen, 470männliche und 807 weibl'che beschäftigt, deren Lohn- undArbeitsverhältnisse tariflich geregelt sind.Einen Beweis steigenden Vertrauens zur Genossenschaftliefert die Sparkasse. Wohl waren die Einzahlungenin Anbetracht des ungünstigen Wirtschaftslebens bei weitemnicht so hohe wie'm vorigen Jahre. Während noch im vori-gen Jahre ein« Steigerung der Einzahlungen von 70 Proz.zu verzeichnen war, kann in dielem Jahre nur über einesolche von 15,3 Proz. berichtet werden. Dagegen sind zweisel-los d?lrch die wirtschaftliche Notlage die Auszahlungen umzirka 70 Proz. gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Bestand der �pargutinhabcr belief sich am 30. Juni 1914 auf5 383 836.80 M.. gegenüber 3 820 529,29 M. des Vorjahres.Ten Kricgsereignisscn vorausgreifend, erwähnt der Bericht, daß Ende Juli 1914 auch auf die Sparkasse der Ge-nosscnschaft ein Ansturm eingesetzt habe. Derselbe habe abernur eine Woche gedauert. Allein vom 27. Juli biß 8. Augustsind zirka eine viertelmillion Mark autgezahlt worden.Nicht ohne Interesse ist die Berufszugehörigkeit der Ge-nossenschaftsmitglieder. Aus der aufgestellten Tabelle gehthervor, daß die in gewerblichen Betrieben beschäftigten Ar-beiter und Arbeiterinnen gewissermaßen die Träger derKonsumgenossenschaft sind. Ihre Zahl beträgt allein 50 068männliche und 34 140 weibliche Mitglieder. Selbständige Ge-werbctreibende sind 1488, Angehörige der freien Berufe 534.in landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigte Arbeiter 32 undPersonen ohne bestinunten Beruf 252 als Mitglieder vor-Händen.Ohne Zweifel bringt der gegenwärtige Krieg nicht nurfür die gewerkschaftlichen und politischen Organisationen derArbeiterklasse, sondern auch für die Konsumgenossenchafteneine Zeit schwerster Prüfung. Aus den in der Einleitungbereits angegebenen Gründen glauben wir fedoch. daß es denKonsuingenossenschasten gelingen wird, zum Wohle der Wirt-schaftlich Schwachen diese Periode ungeschwächt zu überwinden.Das kann allerdings nur möglich sein, wenn die Mitglied-schast nicht nur ihrem eigenen Unternehmen die Treue be-wahrt, ihren Bedarf im eigenen Geschäft deckt, sondern auchan dem weiteren Ausbau der Konsumgenossenschaft tätigenAnteil nimmt.volksbilöung und Krieg.In den Tagen, da die Menschheit unter dem ersten aufwühlen-den Eindruck des kriegerischen Zusammenstoße» der größten Militärmächte der Delt stand, schien eS einen Augenblick, als sei alleArbeit für die kulturelle Fortentwicklung der Nationen zur Ruheund zum Schweigen verdammt. In den Köpfen lebte nur ein Ge-danke: der Krieg! Niemand glaub!», daß die Erregung, die an-gesicht» de» Krieges die Menschheit durchz?tterte, Raum und Ruhelassen würde für künstlerische» Genießen und wissenschaftliche Fort-bildung der Masse de» Volke». Die Museen wurden geschlossen,der Schulunterricht schien in Frage gestellt und an die populäreVortragstätigkeit, da» lvissenschaftltche VolkSbildung»-Wesen, dachte kein Mensch. Diese Arbeit ist so ganz Friedens-arbeit, daß niemand wagte, ihr eine Existenzmöglichktit in derrauhen Luft der Kriegszeit zuzutrauen. Und doch hat sie mehrals manches ander« den glücklichen Ausgang de» Kriege» vorbereitenhelfen, denn ein intelligentes, geistig strebsame» und hochstehendesVolk wird auch im Felde schwer zu überwinden sein. Ferner istzu bedenken, daß e» ein Jenseits de» Krieget geben wird, in demdie MenschheitStntwicklußg wieder die ruhigen Bahnen friedlichenWirtschaftsleben» tvandeln muß. Dann wird«s viel, viel auf-zubauen und neu zu ordnen geben, und bei dieser Tätigkeit wird diegeistige Kraft de» Volke» von größter Wichtigkeit sein. Es gilt, siedafür zu erhalten und zu fertigen. Aus dem Kriege und aus seinenFolgen werden den Rationen für ihr zukünftige» Leben tausendFragen und Aufgaben erwachsen, die leichter gelöst werden können,wenn wir schon die Kriegtzeit benutzen, um sie vorzubereiten. Zudieser Arbeit, die eine streng wissenschaftliche sein muß, sollt» da«ganze Volk herangezogen merden, da» ja auch am Kriege selbst inallen seinen Schichten unterschiedslos Anteil nimmt.E» wurden denn auch bald Stimmen in der Oeffentlichkeit laut,die i»r einer Einstellung der Kulturarbeit warnten und sogar einenAusbau der Volcktbillmngttätigkeit auf allen Gebieten gerade imHinblick auf den Krieg forderten. Die Mass« der Bevölkerung ge-wähnte sich auch allmählich an die neue Situation, und die Stim-mung wurde ernster, und der ersten Aufregung folgte eine Be-ruhigung der Gemüter und«ine Sammlung der Geister.Und so schicken sich denn alle für da» wissenschaftlich« Volk»-bildungSwescn tätigen Institute an, ihre Pforten zu öffnen. Jedesarbeitet, wie die Lehrpläne und Lehrerkollegien zeigen, im Rahmender besonderen Weltanschauung und mit der wissenschaftlichenForschungSmethodc, der e» auch vor dem Kriege zuneigte. DieVerschiedenheit der wissenschaftlichen Weltanschauungen, dieserwichtige Ansporn für den Fortschritt der Forschung, zeigt, daß sieihr DaseinSrecht auch im Kriege hat.Alle Unterrichtsprogramme aber suchen in den Swffgebieten.deren Behandlung sie ankündigen, Beziehungen zu den durch d«?Krieg lebendig gewordenen Gedanken.So finden wir z. B. im Lehrplan der Freien Hochschuledie Ankündigung folgender Vortragsreihen:„Der Krieg und dasBevölkerungsproblem'.„Krieg und Volkswirtschaft',„Der Kriegund die Bibel' und„Der moderne Zahlungsverkehr im Kriege'.Aehnlich sieht das Programm des Vereins für volkStüm-liche Kurse von Berliner Hochschullehrern aus. Esenthält Kurse wie:„England vor dem Kriege',„Philosophie desKriege»' und„Der Krieg und die von ihm geschaffene Kunst'. DaSgleiche Aussehen hat der Unterrichtsplan der Humboldt»a ka de m i e.Neben diesen Instituten stand von jeher die BildungSanstaltder organisierten Arbeiterschaft Berlins, die Arbeiter»bildungSschule. Auch sie wird ihre Tätigkeit in einem etwasveränderten, den Forderungen deS TageS angepaßten Gewändefortsetzen. Auch der Arbeiterschaft hat der Krieg neu« Problemegestellt, deren Lösung nicht nur für das Proletariat, sondern fürdie ganze Nation wertvoll ist, und zwar sowohl für die unmittel-bare Gegenwart alS auch für die Zukunft. So ist z. B. die Stellungder Gewerkschaften im Kriegt eine Frage von rrößternationaler Bedeutung. Die Gewerkschaften haben durch ihre aufBesserung der materiellen Lage der Arbeiter gerichtete Friedens-arbeit ungeheuer viel zur Vorbereitung deutscher Siege und durchihre klugen Maßnahmen nach Ausbruch des Krieges viel zur Auf-rechterhaltung einer ruhigen Stimmung in der Bevölkerung bei-getragen. Es ist darum wichtig, daß der hohe Wert dieser Krieg«»arbeit der Gewerkschaften weiten Kreisen in ausführlichen Bor-trägen dargelegt wird.Der Krieg hat alle Fragen de» Völkerrechts aufgerollt,und e« ist anzunehmen, daß«r dem Völkerrecht in der Zukunft neueFormen geben wird. Dorum ist'e» für die politisch denkende Ar-beiterschaft wichtig, die Entwicklung und Verfassung des Völker-recht? in der Vergangenheit kennen zu lernen. Ebenso dürfte dervor unseren Augen sich abspielende gewaltigste aller Kriege starkesInteresse für frühere Kriege wachrufen. Die Kenntnis de» Ver-laufe? der vergangenen Kriege muh unser Verständni» für diegegenwärtigen kriegerischen Ereignisse erhöhen, weshalb die Ver-tiefung in"'ne vom Standpunkte de» historischen Materialismusbetrachtete.riegSgeschichte für die Arbeiterschaft sehr be-deutungsvoll ist. Erforderlich für das Zurechtfinden in der zu-künstigen Gestaltung de» Wirtschaftsleben» der Völker, die durchden Krieg sicher beeinflußt wird, ist sodann die Vertrautheit mitder Entwicklung der Wirtschaftsformen der vtrgangenheit.Diese Gebiete werden in dem neuen Lehrplan der Arbeiter-bildungSschule behandelt werden. Daneben wird die Schule denwissenschaftlichen Sozialismus und die Naturwissenschaften pflegen.So sollen auch im wissenschaftlichen BildungSinstitut der Ber«liner Arbeiter die Gebiete des Wissens erörtert werden, die durchden Weltkrieg in den Vordergrund deS öffentlichen Interesses gerücktsind. In ihrem inneren Wesen wird die Schule aber auch mrtihrem neuen Lehrplan bleiben, ivas sie war, denn sie wird nach wievor die wissenschaftlichen Probleme mit der ForschungSmethode desSozialismus zu durchleuchten haben. L.Ms Groß-öerlin.Kriegsfürsorge der Lanöesversicherungs-anstatt Serlin.Von der Landesverfichcrung geht unS die nachstehendeZuschrift zu:„In der heute stattgehabten Sitzung des AllSschusses derLandesversicherungsanstalt Berlin machte der Vorsitzende desVorstandes, LandeSrat Dr. Freund. Mitteilungen über diebisherige Durchführung der Äriegssürsorge für arbeitsloseVersichertc. Die Landesverficherungsanstalt Berlin nimmt sichvor allem der Familienväter und Familien-mütter an, während ledige Personen grundsätzlich derFürsorge durch die Stadtgemeinde Berlin unterliegen. Bis jetztsind rund 13 000 Anträge bei der Landesversicherungsanstaltangen. von denen der weitaus größte Teil mitüber 0000 bewilligt wurde. Die zur Auszahlung kommendeUntcrstützungssumme beträgt wöchentlich 50—60000 M. Diehöchste FaiNilienunterstützung wurde mit mehr als 80 M.monatlich festgesetzt. Für die Auszahlung der Unterstützungenist ein besonderes Lokal in der Schicklerstraße gemietet, welchestäglich von 9—1 Uhr geöffnet ist. Es hat nicht an Versuchengefehlt, durch unwahre Angaben oder Verschweigung vonTatsachen die Unterstützung zu erlangen. Sind doch Fällevorgekommen, wo dieselbe Person an verschiedenen Tagenbei derselben Unterstützungskommission den Antrag stellte.Mit Genugtuung kann festgestellt werden, daß etwa700 Personen, denen bereits Unterstützung bewilligt war. stet-willig auf dieselbe verzichteten, weil sie inzwischen Arbeit ge-funden hatten. Auf der andern Seite haben zahlreiche Per-sonen, denen Arbeitslosenunterstützung gewährt wird, die An-nähme von Arbeit nach außerhalb abgelehnt. Diesen Personenist natürlich die Bescheinigung der Arbeitslosigkeit durch denArbeitsnachweis versagt worden, so daß die Arbeitslosenunter-stützung in Wegfall kommt. Nachdem der erste Andrang zuder Arbeitslosenunterstützung vorüber ist, sind die Arbeiten jetztso gefördert worden, daß über jeden Antrag am Tage desEingangs desselben entschieden werden kann.'Zu dieser Zuschrift möchten wir bemerken, daß auch wirder Meinung sind, daß die Antragsteller geimssenhafte und'sachgemäße Angaben machen müssen. Das liegt im allge-meinen Interesse und erleichtert die Erledigung der Gesuche.Wenn aber die Prüfung stattgefunden hat, wie daS durch dieeingesetzten Kommissionen geschieht, und die Anträge werdender Landesverfichcrung nach dieser Prüfung überwiesen, somüßte man doch meinen, daß alle Voraussetzungenfür eine schnelle Erledigung im Sinne der Antragstellergegeben sind. Das war um so mehr zu erwarten.als in diesen Prüfungskommissionen auch Vertrauens-Personen der Landesverfichcrung sitzen. ES herrscht jetztin diesen Koinmissionen, die ihre Tätigkeit doch ehrenamtlichausüben, ein großer Unwille über die Landesversicherungs-anstatt, der nur beseiftgt werden kann, wenn nach den Gesichts-Punkten verfahren wird, die der Vorsitzende der Landes-Versicherungsanstalt Dr. Freund in der ersten Sitzung desVorstandes aufgestellt hat. Nicht darum handett eS sich.Personen Unterstützung zuzuwenden, die ihrer nicht bedürftig sind,sondern darum, der Bedürftigkeit schnelle und reichliche Hilfezu gewähren. Gerade, wenn unser Voll in der jetzigen Zeitvor Unterernährung bewahrt wird, wird es nach dem Kriegeum so eher in der Lage sein, mit allen Kräften wieder andie Arbeit gehen zu können lind die Wunden zu heilen, dieein Krieg dem Wirtschaftsleben schlägt.ES ist allseitig mit großer Freude begrüßt worden, daßauch die Landesversicherüng der Stadt Berlin einen Weg ge-funden hat, in der jetzigen Zeit mit ihren reichen Mittelnhelfend einzugreifen. Möge dafür gesorgt werden, daß dieseHilfe auch eine wirksame werde.Die Dienstanweisung für die Gemeindeschulrekiore«ist von der Berliner Schuldeputation neu aufgestellt und so von demProvinzial- Schulkollegium genehmigt worden. Einige» daraus dürstein weiteren Kreisen, vor allem bei den Eltern, die für ihreKinder auf die Benutzung der Volksschule angewiesen sind, Be»achtung verdienen.An der Spitze steht al» 8 t die folgend« Zweckbestimmung unsererVolksschule:„Die Gemeindeschulen sollen lebendige Gottesfurcht undVaterlandsliebe in die Herzen der Kinder pflanzen, den Sinn fürdas Gute, Edle und Wohlanständige in ihnen wecke»?, ihr« geistigenund leiblichen Kräfte entivickeln und ihnen die Kenntnifle undFertigkeiten mitteilen, die jedem gesunden Gliede unsere» BoUe»unentbehrlich sind.'Bei der Ueberwachung der Regelmäßigkeit des Schulbesuch« undder Behandlung etwaiger Schulversäumnisse soll»ach§ 10der Rektor so verfahren:„Der Rektor wird vor Anwendung strengerer Maßregeln durchernste, aber freundliche Ermahnung und Belehrung der Eltern undErzieher über den Schaden, den sie den Kindern durch Femhaltenvon? Unterlicht zufügen, dahin zu wirken suchen, daß unextsthul»digte Schulversäumnisse, soweit irgend möglich, vermieden werden.Bleiben seine Erinnerungen und Vorstellungen fruchtlos, so istalsbald die Strafverfolgung auf dem vorgeichriebenm Weg« ein»zuleiten.'Zur S ch u l z u ch t sagt§ 14:.Die Strafe de« Nachbleiben« darf nur unter Aufficht eine«Lehrers und nach vorhergegangel?er Benachrichtigung der Elternflailfinden Der Rektor muß dahin wirken, daß die tvegen körper»licher Züchtigungen ergangenen Ministerialerlaffe vom 3. April1888, vom 22. Okiober 1883 und 19. Januar 1900 genau befolgtwerden.'Der Ministerialerlaß vom 3. April 1888 hob ftühere Regierung«-versügungen auf. die dem Züchtig ungtrecht hinsichtlich Artoder Maß der Ausübung engere Grenzen zogen, als die Gesetze e»tun. Er mahnte aber zu rechtem Gebrauch der gewährten Freiheitund droht« für Mißgriffe strenge disziplinarisch« Ahndung an. D-x