Nr. 278.- 31. Jahrg.
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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berila",
Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Sonntag, den 11. Oftober 1914.
Expedition: SW. 68) Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplat, Ny. 15190+ 151.97
Amtlich.( W. T. B.) Großes Hauptquartier, 10. Okfober, abends. Nach nur zwölftägiger Belagerung ist Antwerpen in unsere Hände gefallen. Am 28. September fiel der erste Schuß gegen die Forts der äußeren Linie, am 1. Oktober wurden die ersten Forts erstürmt, am 6. und 7. Oktober der starke, angeffaute, meist 400 Meter breite Nethe- Abschnitt von unserer Infanterie und Artillerie überwunden. Am 7. Oktober wurde entsprechend dem Haager Abkommen die Beschießung der Stadfangekündigt. Da der Kommandant erklärte, die Berantwortung für die Beschießung übernehmen zu wollen, begann Mitternachts vom 7. und 8. Oktober die Beschießzung der Stadt. Zu gleicher Zeit setzte der Angriff gegen die innere Fortslinie an. Schon am 9. Oktober früh waren zwei Forts der inneren Linie genommen und am 9. Okfober nachmittags konnte die Stadt ohne ernsthaften Widerstand besetzt werden.
Die vermutlich sehr starke Besayung hatte sich anfänglich tapfer verteidigt. Da sie sich jedoch dem Ansturme unserer Infanterie und der Marinedivision sowie der Wirkung unserer gewaltigen Artillerie schließlich nicht gewachsen fühlte, war sie in voller Auflösung geflohen.
launde
Unter der Besatzung befand sich auch eine unlängst eingetroffene englische Marine brigade . Sie sollte nach englischen Zeitungsberichten das Rückgrat der Verteidigung sein. Der Grad der Auflösung der englischen und belgischen Truppen wird durch die Tatsache bezeichnet, daß die Uebergabeverhandlungen mit dem Bürgermeister geführt werden mußten, da keine militärische Behörde aufzufinden
war.
Die vollzogene Uebergabe wurde am 10. Okfober vom Chef des Stabes des bisherigen Gouvernements von Antwerpen bestätigt, die lehten noch nicht übergebenen Forts wurden von unseren Truppen befeht.
Die Zahl der Gefangenen läßt sich noch nicht übersehen. Viele belgische und englische Soldaten sind na ch Holland entflohen, wo sie inferniert werden. Gewaltige Vorräte aller Art sind erbeufet.
Die letzte belgische Festung, das uneinnehmbare" Ant werpen , ist bezwungen. Die Angriffstruppen haben eine außerordentliche Leiflung vollbracht, die von Seiner Majestät damit belohnt wurde, daß ihrem Führer, dem General der Infanterie von Beseler, der Orden pour le merite verliehen wurde.
erzwungen.
Nach elftägigen erbitterten Kämpfen ist Antwerpen mit anderen im Westen stehenden belgischen, englischen und viel Der deutsche Uebergang über die Scheld: sämtlichen Forts in die Hände der Deutschen gefallen. Der leicht auch französischen Truppen herbeizuführen vermöchte, Erfolg ist neben der heldenmütigen Tapferkeit der deutschen ist der strategische Erfolg der Einnahme Antwerpens ein beTruppen vor allem der überlegenen schweren Artillerie der trächtlicher. Die deutschen Truppen in Belgien fönnen iekt Deutschen zuzuschreiben. Die 21, 30- und 42-3entimeter- eine geschlossene Front gegen Westen bilden und gemeinsam Mörser der Deutschen haben allem Anschein nach ein furcht mit den Truppenteilen operieren, die eine Abwehrfront von bares Zerstörungswerk verrichtet. Nachdem in wenigen Roye, Albert, Arras , Tournai bis gegen Gent hin bilden. Tagen eine ganze Anzahl Forts der äußeren Befestigungs- Inwieweit auf diesem ausgedehnten Flügel und auch auf linie zerstört und genommen waren, konnte, nach Erzwingung dem sich rechtwinklig an diese Linie anlehnenden Zentrum des Nethe- Ueberganges und Zurückwerfung der Bejazungs- nach dem Fall Antwerpens und dem Freiwerden eines guten armee, das schwere Geschütz soweit vorgeschoben werden, daß es nicht nur den inneren Fortgürtel, sondern auch die Stadt Antwerpen selbst unter ein vernichtendes Bombardement nehmen konnte, das den Mut der Bevölkerung und der Verteidigungsarmee in furzer Zeit völlig brach. Die deutschen Truppen drangen in die Stadt ein und die legten Forts wurden nach wenigen Stunden gleichfalls genommen.
London , 10. Oktober. ( W. Z. B.) In einem Bericht des Sorrespondenten der Daily News" in Gent über die Kämpfe an der Scheldelinie heißt es: Ich habe Furchtbares erlebt. Drei lange Tage und einen großen Teil der Nächte donnerten die Geschüße von einem Ufer zum anderen an dem 15 Meilen langen Kanal. Zwischen Termonde und Wetteren hatten die belgischen Truppen große AnstrenTeils der deutschen Belagerungstruppen, zu denen übrigens gungen auszuhalten. In tiefen Laufgräben liegend, waren Die auch eine aus Marinemannschaften gebildete Division gehört, fie oft stundenlang dem Schrapnellfeuer ausgesezt. nunmehr eine wirksamere deutschen Offensive möglich ist, läßt Ambulanzen hatten täglich viel Arbeit. Besonders gro Die sich heute noch nicht im cinzelnen feststellen. Immerhin ist ist die Zahl der gefallenen Offiziere. anzunehmen, daß die jetzt freigewordene starke Belagerungs- Nerven der Soldaten wurden bis zum äußersten angespannt. artillerie in den nächsten Wochen an anderen Stellen der Weiter südlich kam ich in die Nähe des heftigsten Artillerieenormen Kampfes front angesetzt werden kann. duells. Dort glückte es dem Feind, kurz nach Tagesgrauen
Freitag abend und Sonnabend mittag gingen bereits folgende Meldungen des Großen Hauptquartiers ein:
Die Einnahme von Antwerpen bedeutet eine militärische Bravourtat, die die Erstürmung von Lüttich und Namur noch übertrifft, denn Antwerpen ist die zweitstärkste Festung der Welt. Ihre Befestigungsanlagen sind aber weit moderner als ein Teil der Pariser Fortifikationen. Außerdem wurde Amtlich. Großes Hauptquartier, Antwerpen durch eine belgisch - englische Armee verteidigt, die 10. Oktober, 11 Uhr vorm.( W. T. B.) Aber auch der strategische Erfolg der Einnahme Ant- Die ganze Festung Antwerpen , einschließlich werpens darf nicht gering eingeschäzt werden. Solange sich sämtlicher Forts, ist in unserem Besitz. Antwerpen hielt, bedeutete seine starke Besabungsarmee eine ständige Bedrohung der deutschen Invasionsarmee. Die wiederholten energischen Ausfälle von Antwerpen haben das Amtlich. Großes Hauptquartier, 9. Oktober, abends.( 2. 2. 9.) Heute vormittag find mehrere Forts der inneren Befestigungslinie hinlänglich bewiesen. Auch vermochte ja diese belgischen Antwerpen gefallen. Die Stadt befindes fidh feit Rückenbedrohung immer wieder die Hoffnung der belgischen heute nachmittag in deutschem Besių. KommanBevölkerung auf eine Wendung der kriegerischen Ereignisse bant und Beiayung haben den Festungsbereich zu beleben. Nachdem Antwerpen gefallen ist, wird auch die verfaffen. Nur einzelne Forts find noch vom Feinde befest. Bevölkerung Brüssels und der anderen okkupierten Städte Der Besitz von Antwerpen ist dadurch nicht beeinträchtigt. und Landesteile sich mit der veränderten Kriegslage abfinden müssen.
( Wiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage.)
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eine Pontonbrücke zu schlagen und einige Kompagnien Infanterie herüberzubringen. Als die belgischen Feldgeschüte Aufstellung genommen hatten, schossen sie die Brücke sofort furz und klein. Das Geschütfeuer war so heftig, daß die über die Brücke Gekommenen sich nur durch die Flucht vor der Vernichtung retten konnten. Die Belgier festen ihr Feuer fort, bis am Nachmittag die deutschen Geschüße plötzlich zu antworten begannen, und zwar mit einer so furchtbaren Treffsicherheit und Heftigkeit, daß es derjenige, der es miterlebte, niemals vergessen fann. Die Genauigkeit des deutschen Feuers war erschreckend. Die Granaten verwandelten die Stellen, die uns kurz vorher zur Deckung dienten, zu einem Chaos.
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Nach einer weiteren Meldung des Daily Tele graph " glückte es, wie wir der Bois. 31a." catnehmen, den deutschen Truppen, zwischen Schoonaerde und Gegenens die Schelde mit starken Truppenteilen zu überschreiten.
Ein wie großer Teil der Besagungsarmee fich durch den Antwerpen im Bombenregen. bereits in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober begonnenen Rüdzug nach Westen zu retten vermochte, läßt sich einstweilen nicht Kopenhagen , 10. Oftober.( W. T. V.) Der Korübersehen. Bruchteile dieser Armee mögen in den eroberten respondent der Berlingske Tidende" in AntForts immerhin gefangen genommen worden sein, andere werpen gibt eine Schilderung der Befchichung Rotterdam, 10. Oftober.( W. T. B.) Der Rotterdamsche Tausende find nach den Meldungen der holländischen Presse der Stadt. Sie begann pünktlich um Mitternacht mit großer Courant" meldet aus Koewacht vom 9. Oftober: Pon gestern auf holländisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet Heftigkeit. Der Bombenregen schien immer dichter und dichter a bend bis heute früh zogen durch den belgischen Teil worden. zu fallen, und erreichte um 2 1hr nachts seinen Höhepunkt. Es von Koewacht unzählige Munitionswagen, AutoDer Abzug der Antwerpener Truppen ist offenbar auch war fürchterlich; die Luft voll springender Bomben und die mobile und aballerie. Der Bug ging über verslag und durch den erfolgreichen deutschen Vorstoß über die Schelde Atmosphäre erschüttert von der verzweifelten heftigen Kanonade, Selzaete in ber Richtung nach Ostende Aus Zerneuzen wird dem genannten Blatt gemeldet, daß belgische und zwischen Termonde und Gent beschleunigt worden, über den die nur schwer zu schildern ist. Auf der Fahrt nach Holland sah englische Soldaten zu Hunderten über die Grenze kommen. englische und holländische Blätter berichteten. Dieser deutsche ich Antwerpen in Flammen stehen. Ein blutroter Schein Borstoß könnte möglicherweise den Rückzug der Belgier und lag über der Stadt, der die schweren Rauchwolken färbte. Engländer in der Richtung nach Ostende bedrohen. Darüber explodierten Granaten wie tausend Sterne, die Tod und Zerstörung auf die letten Verzeidiger des
Aber selbst wenn das Groß der Belgier und Engländer feinen Rückzug zu bewerkstelligen und seine Vereinigung mit Landes hinabsandten.
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