5
Pfennig
Montagsausgabe
Nr. 279. Am
Abonnements- Bedingungen:
Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 M., monatl. 1,10 R., wöchentlich 25 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags Bellage„ Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost Beitungs Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mark pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Luxemburg , Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz
Ericheint täglich.
Vorwärts
5 Pfennig
31. Jahrg.
Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 60 Bfg., für politische und gewerkschaftliche Vereinsund Versamminungs- Anzeigen 30 Pfg. ,, Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zuläffig 2 fettgedruckte 28orte), jedes writere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg.. jedes meitere Bort 5 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition is bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.
Пол
Montag, den 12. Oftober 1914.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
Wie im Seekriege die Tätigkeit des Unterseebootes eine station find unbeschädigt. Das deutsche Hauptquar-] Umwertung der Werte zur Folge haben wird, wodurch die tier wurde unter Mitwirkung des Gemeinderats im Riesenpanzerschiffe in künftigen Flottenrüstungen kaum noch Stadthause eingerichtet.
Die Uebergabe.
die Rolle spielen werden, die sie bisher spielten, so wird auch in bezug auf den Festungskrieg sehr viel umgelernt werder. müssen. Denn eins hat der Verlauf dieses Weltkrieges schon unwiderleglich bewiesen: die Fortifikationskunst, und arbeite Amsterdam , 11. Oktober. ( W. T. B.) Das ,, Handelsblad" sie auch mit den modernsten Mitteln der Technik, kann artille- meldet aus Roosendaal : Freitag mittag gegen 12 Uhr kamen ristischer Leistungsfähigkeit nicht widerstehen. Die Rüstungs- vier deutsche Offiziere auf das Rathaus von Antwerpen , um die fragen werden eine ganz andere Richtung nehmen müssen, die ebergabe zu fordern, der nach kurzer Unterhandlung zugestimmt fragen werden eine ganz andere Richtung nehmen müssen, die wurde. Die belgischen Truppen verließen darauf die Wälle um die zurzeit in allen ihren Konsequenzen nicht erörtert werden Stadt als über Kopf. Ein Teil wich nach Norden aus und ließ fann. Gerade der Fall Antwerpens zeigt, daß eine langjährige fich an der holländischen Grenze entwaffnen. Ein anderer Teil, Befestigungsarbeit und der Aufbau von scharfsinnig aus- und zwar die Mehrheit, zog in wilder Flucht über die Schiffbrüde geflügelten Befestigungslinien im Zeitraum von wenigen der Schelde. Die Brücke wurde um 2 Uhr nachmittags in Brand Lagen, ja jogar Stunden durch eine überlegene Belagerungs- gefteckt, um die Deutschen an der Verfolgung zu hindern. Kaum hatten die letzten belgischen Truppen die Schelde überschritten, als Riesensummen sind nuplos Mergemsche Tor einzogen. Die Nacht vom Freitag zum Sonnabend war die erfte unter deutschem Befehl.
artillerie vernichtet werden faperschwendet worden. Als die Deutschen an der Südseite durch das Berchemsche und|
Belgien im März 1906 an den modernen Ausbau der Ant werpener Befestigungswerke ging, wurden dafür 64 673 000 Frank flüssig gemacht, 32 weitere Millionen Frank wurden für Bewaffnung usw. aufgewendet. Diese rund 100 Millionen Frank sind aber völlig zwedlos geopfert worden; die für sie errichteten Werke liegen jetzt in Schutt und Trümmern. Giner der hervorragendsten Rüstungstreiber Belgiens , der Senator Baron Descamps, sagte damals: Die wunderbare Ausbreitung unserer Industrie und unseres Handels hat uns eine in der Welt einzig dastehende Bosition geschaffen, uns, diesem Kleinen Volfe, das früher feine freie Hand nach außen strecken konnte, um Handel zu treiben; uns, deren Heimat das Schlachtfeld Europas war. Trachten wir daher heute nicht mehr nach Wohlstand, ohne auch für die Sicherheit zu sorgen. Indem wir unsere Tätigkeit auf allen Gebieten friedlicher Beziehungen entwideln, indem wir Anteil nehmen an dem Wettstreit am Werke der Zivili sation und des allgemeinen Fortschritts, müssen wir darauf sehen, einen ehrenvollen Platz in der Gemeinschaft der Nationen zu behaupten. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Erhaltung all der Güter, deren wir uns jetzt erfreuen, und daß der Besitz all derer, die wir in Zukunft noch erwarten, nur um den einen Preis zu haben sind: die Sicherung des belgischen unabhängigen Vaterlandes."
Unter dem Eindruck dieser Worte wurde die damalige belgische Rüstungsforderung bewilligt. Die Werke von Lüttich , Namur und vor allem von Antwerpen wurden ausgebaut. Und was ist nach kaum acht Jahren noch vom Wohlstande" und von der Sicherheit" Belgiens vorhanden? Als erstes Opfer ist Belgien dem allgemeinen Rüstungsfieber erlegen.
" 1
Die Belgier haben felbft die wichtigsten Befestigungen zerstört.
Die Flucht der Besatzung. Amsterdam , 11. Oktober. ( W. T. B.) ,, Nieuws van den Dag" melden aus Roosendaal : In Vlissingen waren alle Boote von den Militärbehörden für den Transport englischer und belgischer Soldaten beschlagnahmt worden. Unter den Engländern befanden fich namentlich die Royal Naval- Brigade sowie einige Royal- Engineers. Als der Rüdzug aus Antwerpen am Freitag abend begann, bei Dendermonde dem Feinde in die Flanke fielen. Die deutsche versuchten die Deutschen sofort den Abzug zu verhindern, indem fie Artillerie schoß auf die Entfernung von acht Kilometer mit verblüffender Sicherheit Schrapnells in die fich zurückziehenden Bataillone der Nachhut. Es entstand eine Panik unter den Belgiern, während die Engländer noch die meiste physische und moralische Stärke behaupteten. Sie hatten schließlich nur die Wahl, durch das Schrapnellfeuer der unsichtbaren deutschen Artillerie aufgerieben zu werden, oder auf die holländische Grenze zurückzugehen. Auch die Engländer wählten das lettere. Von St. Nicholaes ging es nach Glingo, wo Waffen und Munition an die holländischen Soldaten abgegeben wurden, sodann nach Terneuzen und Bliffingen. Englische Soldaten erklärten, fie fänden es unverantwortlich, daß fie ohne gute Artillerie nach Antwerpen geschickt worden wären. Sie hätten einige Schiffsgeschüße zur Verfügung gehabt.
Montag befanden sich Churchill und der frühere Kriegssekretär Seely in den Forts.
Amsterdam , 10. Oktober. ( W. T. B.) Der„ Telegra a f" bringt folgende Meldungen:
Roosendaal , 10. Oktober. Ein Staatsbeamter, der Ant werpen heute Nacht verlassen hat, versichert, daß die Stadt ziemlich wenig durch das Bombardement gelitten hat. Nur Berchem und der südöstliche Stadtteil find stark mitgenommen. Die belgische Armee zieht in der Richtung Gent - Brügge - Oftende ab. Die ganze Befazung der nördlichen Forts hat sich an der Grenze den hollänbern ergeben und ist von ihnen interniert worden.
Die Versenkung
Die Wirkung der Beschießung. Brüssel , 10. Oktober. ( W. T. B.) Ein aus Antwerpen zurückgekehrter Berichterstatter erzählt: Unter der Bevölke- Sas van Gent, 10. Oftober. Biele hundert belgische Solrung der Stadt rief die Beschießung eine ungeheure daten treffen hier ein; Taufende sollen noch ankommen. Sie werBanif hervor. Die Zahl der in den letzten Tagen meist den mit Extrazügen in die Internierungslager gebracht. nach Holland geflüchteten Einwohner wird auf Berschiedene Soldaten haben erklärt, daß fie fich lieber in Holland 200 000 geschäßt. Die Zurüdgebliebenen hatten sich in internieren, als durch die verfolgenden Deutschen zu Kriegsmit Matraßen verbarrikadierte Reller geflüchtet. Die Rapi- gefangenen machen ließen. tulation erschien ihnen als wahre Erlösung. Die Stadt hat Roosendaal , 10. Oftober. Die Engländer und Franzosen verhältnismäßig menig gelitten. Die Kunstdenkmäler, haben folgende Forts in die Luft gesprengt: Schooten, Braffchaet, die großen öffentlichen Gebäude, insbesondere das Museum Merzem, Capellen, Lillo,( St. Gilbes?), Elversele. Plantin und das Königliche Museum sind unbeschädigt. In der Kathedrale ist in das rechte Seitenschiff anscheinend durch eine Granate ein fleines Loch geschlagen. In der Nähe der Place Verte brach in mehreren Häusergruppen ein Brand aus, welcher gegenwärtig gelöscht wird. Am äußersten Ende des Hafens brennen biel Benzintanks, aus welchen Die Rheinisch- Westfälische Zeitung" hat am Freitag durch riesige Rauchsäulen emporsteigen. Die Tanks sind zweifel- Extrablatt gemeldet, daß im Hafen von Antwerpen 32 deutsche los von den Belgiern oder von den Engländern angezündet Schiffe versenkt worden seien. Anscheinend beruht diese Meldung worden, um zu verhindern, daß die Benzinvorräte in die nicht auf Wahrheit, denn der„ Nieuwe Rotterdamsche Courant" Hände der Deutschen fallen. Alle Häftlinge find vor einigen meldet: Wie wir vernehmen, ist der Bericht von den 32 deutschen Tagen freigelassen worden. Handelsschiffen, die auf der Schelde in die Luft gesprengt worden Rotterdam , 11. Oktober. ( W. T. B.) Der„ Nieuwe sein sollen, sehr übertrieben. In der Tat scheint man die Rotterdamscie Courant" meldet aus Breda : Die Ver- Gneisenau" im Hafen versenkt zu haben, von den anderen wüstung in Antwerpen ist, ausgenommen die Gegend bei Schiffen sind jedoch nur die Maschinen unbrauchbar gemacht worden, der Südstation, unbedeutend. Die Häuser in der Schön- das muß aber schon in der vorigen Woche geschehen sein. Die Ur straße stehen in Brand. Deutsche Soldaten helfen fache dieses Vorgehens wird wohl die Sorge gewesen sein, daß die bei den Löscharbeiten. Eine Bombe hat die Lieb- Schiffe nicht in brauchbarem Zustande ben Deutschen in die Hände frauenkirche beschädigt, der Königspalast und die Zentral- fallen follten, falls sie in die Festung hineinkommen sollten."
Das alte Rußland.
. Wells von der englischen Arbeiterpartei hatte in englischen sozialistischen Blättern Rußland als Bundesgenossen Englands gefeiert und mit großer Bestimmtheit versichert, das jezige Rußland sei ein ganz anderes als das frühere, es werde liberal werden und habe schon Beweise seiner Wandlung in Sülle und Fülle gegeben, sowohl den unterdrückten Finnen, Juden und Polen gegenüber wie auch im Hinblick auf die konstitutinellen Wünsche des russischen Volkes. Diesen phantastiichen Lobpreisungen des zarischen Rußlands treten im englischen sozialistischen Wochenblatt Labour Leader" eine Anzahl russischer Journalisten entgegen, die sich in England aufhalten. In einer Erklärung, die von den russischen Journa listen B. Eliasheff, W. Kerjentsoff, W. Maisky, S. Rappaport, S. Roshin und Th. Nothstein unterschrieben ist, heißt es:
,, Bisher sind Versprechungen nur den Polen gemacht worden, während den Finnen und Juden nichts versprochen wurde. Im Gegenteil hat jüngst der„ Russische Invalide", ein in Militärfreisen weit verbreitetes offizielles Armeeorgan, Die Hoffnung der Juden und Finnen ins Lächerliche gezogen und die Möglichkeit einer Besserung ihrer Lage als einen „ absurden Traum" bezeichnet. Gerade gegen die Finnen wurde noch zu Beginn des Krieges ein besonders strenges Regiment eingeführt, und die Beschränkungen der staatsbürgerlichen Freiheit der Juden bestehen nach wie vor weiter. Die Kinder der Juden, die an der Front für den Ruhm der russiichen Armee kämpfen, sind nach wie vor von den Sekundarschulen und Universitäten ausgeschlossen." Ein einflußreicher russischer Publizist, dessen Namen der Labour Leader" verschweigt, ichreibt:
find." Man muß aber die Psychologie eines unterdrückten ,, Es ist wahr, daß sehr viele Russen jezt für den Krieg Bolkes kennen, das daran verzweifelt, ie sein Land frei und glücklich zu sehen, das alle Hoffnung verloren hat, ie eine gute und ehrliche Regierung durch konstitutionelle Mittel zu bekommen, das den Krieg betrachtet als die einzige Aussicht auf Freiheit. Der Krieg wurde in Rußland begrüßt nicht aus nationaler Animosität gegen die Deutschen , nicht aus Furcht für die deutsche Gefahr, sondern weil das Bolf in ihm die einzige Rettung von der tyrannischen Regierung sah. Es ist der mystische Glaube eines verzweifelten Sklaven oder eines im Fieber liegenden Gefangenen, der Visionen der Freiheit aufdämmern sieht aus einer Katastrophe. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens. Viele Russen meinen, Rußland werde nach der Besiegung Deutschlands fich zum Besseren wenden. Aber warum nicht zum Schlechteren? Und diese Frage fängt jetzt schon an, manchen Geist zu beunruhigen, der, als der Krieg begann, anders dachte. Sie sehen fein Reichen der Besserung, feinen Anfang der Wenderung, keine Neigung bei der Regierung, des Volkes Wunsch und Hoffnung entgegenzukommen.
Endlich veröffentlicht im selben Blatte Beber Betroff einen Brief, der von der„ Times" und vom„ Daily Chronicle" abgewiesen wurde. Der Brief lautet:
"
,, Es ist wahr, daß gewisse russische Revolutionäre und Anarchisten alles vergessen haben und sich der Regierung anschlossen, aber die Regierung hat nichts vergessen und nichts gelernt. Die meisten europäischen Regierungen haben Amneftien erlassen, aber die russischen Gefängnisse sind jetzt noch mehr überfüllt als früher mit Zehntausenden junger Männer und Frauen, deren einzige Missetat es wahr, die Freiheit des russischen Volfes zu erstreben. Die Marterhöhlen in Orel , Smolenet und Schlüffelburg dienen nach wie vor der gemeinen Beinigung der Gefangenen. Beim Kriegsausbruch find die zwei Arbeiterzeitungen in Petersburg Rabochata Gazetta" und" 8a Pravdu" unterdrückt, die Redakteure ins Gefängnis gebracht worden. Kann Herr Wells uns sagen, warum diese Leute und alle die hervorragenden Kräfte aus der Gewerkschaftsbewegung gefangen gehalten werden, wenn jede Partei in Rußland außer den extremen Reaktionären diefen Krieg mit Begeisterung begrüßt", wie Herr Wells aus freien Stüden versichert?"
Iutionäre ihrer Regierung gegenüber blind geworden sind. Aber man darf natürlich diefer Rundgebung von Russen, die sich im Ausland aufhalten, auch nicht zu viel Gewicht für die Stimmung des Volks in Rußland selbst beimessen.