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Freitag, den 16. Oftober 1914.
Der Beginn des Ringens um Warichau.
Der russische Staatshaushalt und der Krieg.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 15. Oktober, mittags.( W. T. B.) Bei Antwerpen wurden im ganzen 4000 bis 5000 Gefangene gemacht. Es ist anzunehmen, daß in nächster Zeit noch Paris , 15. Oktober. ( W. T. B.) Eine amtliche MitDer bekannte russische Gelehrte Bloch, dessen Schlußeine große Zahl belgischer Soldaten, welche teilung von gestern nachmittag besagt: folgerungen über das moderne Rüstungswesen und den Krieg Auf unserem linten Flügel bis zur Dise dauert u. a. auch Graf Schlieffen afzeptiert hat, hat den Sab Zivilkleidung angezogen haben, dingfest gemacht die Operation in normaler Weise fort. Im Zentrum aufgestellt, daß der Sieg im modernen Krieg nur dem Staate wird. Nach Mitteilung des Konsuls von Ter- bie würden die Fortschritte unserer Armeen im Gebiete von zufallen kann, der die wirtschaftliche Anspannung während
neuzen sind etwa 20 000 belgische Soldaten und Berry- au- Bac bestätigt. Auf dem rechten Flügel ist des Krieges besser und länger zu ertragen vermag als sein 2000 Engländer auf holländisches Gebiet über- nichts zu melden.
Gegner. Von diesem Gesichtspunkt aus gewinnt die Lage
Wirkungen des Krieges weniger zu spüren bekommt als die
getreten, wo sie entwaffnet wurden. Ihre Flucht In Belgien fanden im Gebiet von Gent in der Nacht des russischen Staatshaushaltes zurzeit ein besonderes Inmuß in größter Haft vor sich gegangen sein; hier- bom 12. zum 13. d. M. und am 13. während des Tages für zeugen Massen weggeworfener Kleidersäcke, einige Gefechte statt, besonders von der englischen Royal Naval Division.
Englische und französische Truppen haben Ypern besetzt.
Baris, 15. Oftober. Um das nunmehr von den Deutschen eingenommene Lille ist seit zehn Tagen heiß gefämpft worden. Die Franzosen nehmen an, daß die dort neu aufgetauchten deutschen Truppen von dem Belagerungstorps Antwerpens kommen und bis zu den Vorstädten auf der Eisenbahn transportiert wurden. Man erwartet, daß infolge der Verstärkungen die Kämpfe im Norden noch erbitterter fortgehen werden als bisher.
Die Kriegsbeute in Antwerpen ist groß. Mindestens 500 Geschüße, eine Unmenge Munition, Massen von Sätteln und Woilachs, sehr viel Sanitätsmaterial, zahlreiche Kraftwagen, viele Lokomotiven und Waggons, vier Millionen Kilogramm Getreide, viel Mehl, Kohlen, Flachs, für 10 Millionen Mark Wolle, Kupfer Kämpfe an der belgischen Küste. und Silber im Werte von etwa einhalb MillioKopenhagen, 14. Oftober.( W. T. B.) Die„ Berlingske nen Mark, ein Panzer- Eisenbahnzug, mehrere ridende" meldet aus London : Ein englischer Korrespondent traf gefüllte Verpflegungszüge, große Viehbestände. in Beurne( Furnes) die Vortruppen des von Antwerpen kommenden Belgische und englische Schiffe befanden sich nicht mehr in Antwerpen . Die bei Kriegsaus bruch im Hafen von Antwerpen befindlichen 34 deutschen Dampfer und drei Segler sind mit einer Ausnahme vorhanden; jedoch sind die Maschinen unbrauchbar gemacht. Angebohrt und versenkt wurde nur die« Gneisenau" des Nord deutschen Lloyd .
Die große Hafenschleuse ist intakt, aber zunächst durch mit Steinen beschwerte versenkte Kähne nicht benutzbar, die Hafenanlagen sind unbeschädigt.
Die Stadt Antwerpen hat wenig gelitten. Die Bevölkerung verhält sich ruhig und scheint froh zu sein, daß die Tage des Schreckens zu Ende sind, besonders da der Pöbel bereits zu plündern begonnen hatte.
Die Reste der belgischen Armee haben bei Annäherung unserer Truppen Gent schleunigst geräumt. Die belgische Regierung, mit Ausnahme des Kriegsministers, soll sich nach Le Havre begeben haben.
Angriffe der Franzosen in Gegend von Albert wurden unter erheblichen Verlusten für sie abgewiesen; sonst im Westen keine Verände
rungen.
Im Osten ist der russische mit starken Kräften unternommene Vorstoß auf Ostpreußen als gescheitert anzusehen.
gekommen sind, haben einen heftigen& ampf bei Oostdunterte bicht am Meere beobachtet.
Ein deutscher Flieger über St. Omer . London , 15. Oftober.( W. T. B.) Die" Times" melden aus Calais : Ein deutscher Flieger warf am Montag eine Bombe über St. Omer ( zwischen Lille und Calais ) nieder, wodurch zwei Personen getötet und sechs verletzt wurden. Fünf französische Flugmaschinen verfolgten den Flieger.
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teresse. Obgleich Rußland als Agrarstaat die verheerenden hochentwickelten Industriestaaten Westeuropas , ist die russische Volkswirtschaft abgesehen von den direkten ungeheuren Verlusten an Werten Prüfungen ausgesetzt, die sich noch lange Jahre hindurch bemerkbar machen werden. Man erwäge nur, wie das Verbot der russischen Getreide- und Viehausfuhr auf die russische Landwirtschaft wirken muß, die auf diese Ausfuhr angewiesen ist. Viel mehr aber als die Volkswirtschaft muß der russische Staatshaushalt unter den heutigen Umwälzungen leiden. Selbst in den letzten Jahren, die durch einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und ein heftiges Anziehen der Steuerschraube gekennzeichnet sind, hat sich die russische Finanzwirtschaft nicht von den traditionellen Anleihen im Auslande freigemacht, die es ihr allein ermöglichten, die Defizite im Budget zu decken. Nur mit Hilfe dieser Anleihen im verbündeten Frankreich und England hat Rußland sein 3- Milliardenbudget aufrechterhalten, das in einem beträchtlichen Teil( 1907 bis 1912 wurden hierzu insHeeres- und Flottenausgaben verwendet wurde. Zurzeit
scheint es aber völlig ausgeschlossen zu sein, daß Rußland zu diesem traditionellen Hilfsmittel greifen kann.
nicht daran zu denken, daß die Kriegsausgaben mit solchen
Diese Tatsache wird von einem so gründlichen Kenner der russischen Finanzen, wie Prof. M. Tugan- Baranowsky, unumwunden zugegeben. Er begrüßt in einem unlängst in der„ Retsch" erschienenen Artikel, daß das russische Finanzministerium sofort nach der Kriegserklärung den Um tausch des Papiergeldes gegen Gold einstellte, denn: es war Die Kunstdenkmäler in Gent unbeschädigt. Mitteln( d. h. mit auswärtigen Anleihen) gedeckt werden Brüssel , 15. Oktober. ( W. T. B.) Eine vorläufige Be - könnten, die sich während des japanischen Krieges als so fichtigung der Baudenkmäler von Gent durch Ge- erfolgreich erwiesen haben. Wie gefährlich- beimrat von Falke ergab, daß die Stadt keinerlei Beschädi- es für die wirtschaftliche Zukunft des Landes auch ist, das gungen erlitten hat; nicht eine Fensterscheibe ist zerbrochen. von Witte geschaffene Währungssystem zu erschüttern, so ist Aus der Kathedrale St. Bavo ist der Altar der Brüder van doch kein anderer Ausweg übrig geblieben. Obgleich wir in End nebst zwei Altarbildern von Rubens und Gerard van der der Reichsrentei einen freien Barbestand von einer halben meire bereits am 3. August entfernt und nach London ge- Milliarde besaßen, und obgleich sich unsere Goldvorräte vor dem Kriege auf 1718 Millionen Rubel bezifferten bei nuv 1633 Millionen Rubel Papiergeld im Verkehr., war es not wendig, den Umtausch des Papiergeldes so schnell wie möglich einzustellen, um nicht das Gold zu verlieren."
bracht worden.
Eine französische Tatarennachricht. Paris , 15. Oftober.( W. T. V.) Der" Temps" meldet, daß Deutschland alle Männer unter fünfzig Jahren zu den Waffen rufe. Vom österreichisch - russischen
Kriegsschauplah.
Die Kämpfe bei Przemysl. verlautbart: 15. Oktober mittags: Gestern eroberten unsere Wien , 15. Oktober. ( W. T. B.) Amtlich wird Truppen die befestigten Höhen von Stara sol. Auch gegen Stary und Sambor gewann unser Angriff Raum. Nördlich des Strwiaz haben wir eine Reihe von Höhen bis zur Südostfront von Brzemysl im Befits. Am San flußabwärts der Festung wird gleichfalls gekämpft. Unsere Verfolgung des Feindes über die Karpathen hat Wyszkow und Skole er Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer.
reicht.
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Prof. Tugan- Baranowsky hält es als unvermeidlich, daß jetzt die Bedürfnisse des Staatshaushaltes mit Hilfe der Notenpresse gedeckt werden. Wie gefährlich die Emissionen von unauswechselbaren Noten auch sind, sie sind unvermeidlich. Man darf sich den außerordentlichen Schwierigkeiten des jezigen Krieges nicht verschließen. Weder Anleihen noch neue Steuern sind ausreichend, um die Der unbexwingbare gebracht und wir können nicht anders, als von diesem Mittel Kriegsausgaben zu decken. Lauf der Dinge hat uns während des Krieges zum Papiergeld gebracht und wir können nicht anders, als von diesem Mittel zur Deckung der außerordentlichen Staatsausgaben Gebrauch
zu machen."
Was sind nun die Folgen dieser außerordentlichen"
Maßnahmen in Rußland ? Nach den Ausweisen der Reichsbank für die Zeit vom 29. Juli bis 14. September hat der ruffische Goldvorrat( in Rußland und im Auslande) allerdings um 44 Millionen( von 1745 bis 1789) zugenommen. Rugleich ist aber die Summe des in den Verkehr gebrachten Papiergeldes um 921 Millionen( von 1633 auf 2554 Mil
Der Angriff unserer in Polen Schulter an Schulter mit dem österreichischen Heere kämpfenden Truppen befindet sich im Fort- Eine große Schlacht in Polen im Gange. lionen) gestiegen. Reiat schon diese Tatsache den Zusammenschreifen. Unsere Truppen stehen vor War- Mailand, 15. Oftober. Der, Secolo" berichtet aus Petersburg : bruch der reinen Goldwährung, so geht aus der Verringeschau. Ein mit etwa acht Armeekorps aus Linie Eine große Schlacht tobt auf dem linken Weichfelufer auf einer rung des berühmten freien Barbestandes" von 514 auf 231 200 Kilometer langen Front von Sandomir bis hundert Millionen, das heißt um mehr als die Hälfte, hervor, wie Die Russen schäßen die schnell die mittels der früheren Anleihen zusammengebrach Jwangorod Warschau über die Weichsel unter- kilometer südlich Barichau. nommener russischer Vorstoß wurde auf der deutschen Kräfte ziemlich hoch. Sie hoffen, daß fie den Deutschen ten außerordentlichen" Hilfsmittel der russischen Regierung die Straße auf Warschau sperren fönnen. Andere meinen, es sei zusammenschmelzen. ganzen Linie unter schweren Verlusten für die ein auter Plan, die Deutſchen möglichst weit von der Basis ab- Nun steht aber die russische Regierung noch vor der zulocken und sie von Galizien und von Nordpolen her in den Flanken Russen zurückgeworfen. Die in russischen Zeitungen verbreiteten anzugreifen. Doch mache man auch starke politische Gründe geltend, Etats für das Jahr 1915. Bekanntlich wurde der sta a t-
Oberst Schumsky, Gerüchte über erbeutete deutsche Geschütze ent- ein ausgezeichneter Militärkritiker, meint, daß die Deutschen am Njemen nicht nur eine Demonstration machen, sondern die Linie forcieren wollten. behren jeder Begründung.
Aufstellung des
liche Branntweinverkauf zu Beginn des Krieges verboten. An fich bedeutete diese Maßnahme einen großen fulturellen Fortschritt, für den Staatshaushalt jedoch, der