htm 78 Jahre alten Rentner Gnstab Renner und seiner 81 Fahre alten Frau Auguste. Das alte Ehepaar wohnt dort im Erdgeschoß mit ihrem Enkel, dem 32 Jahre alten Kaufmann Paul Schulz. Da derselbe seit längerer Zeit geistig nicht ganz gesund ist, mußte er sein Studium aufgeben. Sein Bater hatte fich vor drei Jahren Wege» geschäftlicher Berluste erhängt, seine Mutter starb im der- gangenen Jahre in einer Irrenanstalt. In einem Anfall seines Leidens griff der Kranke gestern zum Revolver und verletzte durch fünf Revolverschuffe seine Großeltern und eine 6b Jahre alte Tante Klara Palawitschini aus der Eophienstraße lebensgefährlich. Die Tante des geisteskranken Kaufmannes Schulz hatte dessen Großeltern aufgesucht, um nach einem Sparkaffenbuch über 8000 M- zu forschen, das ihr abhanden gekommen war. Sie rechnete von vornherein damit, daß Schulz es weggenommen habe und stellte ihn gestern deshalb zur Rede. Obwohl er das Buch tatsächlich an sich genommen und an einer dritten Stelle in Verwahrung gegeben hatte, wollte er davon nichts wissen, zog vielmehr plötzlich einen versteckt gehaltenen Revolver und gab auf den Rentner Renner zwei Schüsse, auf dessen Frau ebenfalls zwei Schüsse und auf die Tante einen Schuß ob. Der Großvater wurde in die linke Schulter und den Unterleib getroffen, die Großmutter in den Unterleib und auch der Schutz, den er aus die Tante abfeuerte, traf diese in den Unterleib. Der Greis verlor gleich die Gesinnung, während Frau Renner und Frau Palawitschini noch um Hilfe rufen konnten. Die Schüsse und das Geschrei wurden von mehreren Hausbewohnern gehört. Sie konnten jedoch nicht öffnen, weil der Revolverheld die Tür von innen verschlossen hatte. Erst als wenige Minuten darauf das Dienst- mädchen des Hausbesitzers zurückkam, konnte geöffnet werden. Jetzt fand man alle drei Personen in ihrem Blute liegen. In der Ver- wirrung, die entstand, gelang es dem Täter, die Flucht zu ergreifen und zu entkommen. Die Schwerverletzten wurden nach Anlegung don Notverbänden nach dem Krankenhaus Am Friedrichshain gebracht.
Veränderungen im Stratzenbahnverkehr. Die Große Berliner Straßenbahn teilt mit, daß am 2 1. O!« t o b e r wieder die Linie 24 in Betrieb genommen wird, desgleicheu die Linie 37 auf der Strecke Kreuzberg — Uferstraße und die Linie 20L, Neukölln, Hertzbergplatz— Dönhoffplatz. Gleichzeitig werden Belriebsverstärkungen durch Verkürzung des Fahrabstandes aus den Linien 17. 68, 168, k und L vorgenommen. Zum 1. N o- v e m b e r d. IS. wird der IS-Minutenbetrieb auf den Linien 62, 89. 93 und 98 wieder hergestellt werden. Bis zu der späteren Wiedereinrichtung des Ib-MinntenbetriebeS auf der Linie 162 ver- kehren ab 1. November während der Hauptverkehrszeiten Emsetz- Züge 62E zwischen Weißensee, Schloß und Dönhoffplatz.
Toppelsclbstmord in der Lothringer Straße. Mit seiner greisen Mutter in den Tod gegangen ist der 33 Jahre alte Kaufmann Max Schindler aus der Lothringer Straße 57. Die Familie Schindler wohnte hier seit 32 Jahren. Nach dem vor vielen Jahren erfolgten Tode deS Mannes blieb die Frau, die jetzt 7S Jahre zählte, mit ihrem Sohne Max, der im Erdgeschoß ein Papiergeschäft betreibt, wohnen. Bor einem Vierteljahr hatte die Greistn das Unglück, auf der Straße auszugleiten und hinzufallen. Sie brach sich den rechten Oberschenkel und lag bis kurz vor Ausbruch de» Krieges im Krankenhause. Dann kehrte sie in ihre Wohnung zurück. Bei ihrem hohen Alter wollte der Knochenbruch nicht heilen. Die Ver- unglückie litt in der letzten Zeit wieder heftige Schmerzen. Ihre Klagen jammerten den Sohn so sehr, daß er in Verzweiflung geriet und zu dem Entschluß kam, mit seiner Mutter gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Gestern versah er den ganzen Tag über noch da» Geschäft, das auch jetzt leidlich weiter ging und seinen Mann noch ernährt, in aller Ruhe, so daß kein Kunde ihm etwas anmerkte. Montagabend mit der letzten Post erhielten Verwandte, die ebenfalls in Berlin wohnen, einen Brief, in dem Schindler ihnen mitteilte, daß er mit seiner Mutter in den Tod gehen wolle. Die Leute eilten nach der Wohnung in der Hoffnung, das Unglück noch verhindern zu können. Leider war eS aber schon zu spät. Als ste kurz vor 16 Uhr ankamen, fanden sie die Wohnung mit Gas an- gefüllt und Mutler und Sohn tot daliegen. WiederbelebungS- versuche blieben erfolglos. Die Leichen wurden von der Revier- Polizei beschlagnahmt und heute ftüh nach dem Schauhause gebracht. Tie Arbeitslosenunterstützung in Ober-Schöneweide. Die Gemeindevertretung trat den Beschlüssen der Kriegs- kommission, unter Berücksichtigung der Beschlüffe des Provinzial- landtages, bei. Demnach wird Arbeitslosenunterstützung an alle diejenigen Personen gezahlt, welche durch den Krieg arbeitslos geworden sind, seit dem 1. Juni 1914 im Kreise resp. Ort wohnen und seit mindestens 14 Tagen ohne Beschäftigung find. Wer seit dem 1. September ohne Arbeit ist, erhalt vom 15. September an Arbeitslosenunterstützung. Von auswärts zuziehende Arbeitslose toexden nur in der Höhe, wie sie der bisherig« Wohnort leistete, unterstützt. Die Unterstützung beträgt für ein Ehepaar 16 M. wöchentlich und für jedes Kind 1,75 M. bis zum Höchstbetrage von 18 M. wöchentlich. Unverheiratete mit eigenem Hausstand erhatten eine wöchentliche Unterstützung von 7 M. Leider wird die GeWerk- schaftsunterstützung, entgegen einem Antrage unser« Genossen, in voller Höhe angerechnet. Außer der Arbeitslosenunterstützung kann noch ein Miets- zuschuß bis zu 20 M. gewährt werden. In besonderen Fällen werden bis zu zwei Drittel der Gesamtunterstützung Naturalien gegeben. Ausgeschlossen von der Arbeitslosenunterstützung sind Renten- und Krankengeldempsänger, Personen, � welche Militärpensionen und Betcrancnsold erhalten, sowie Personen, welche fich in ständiger Armenpflege befinden oder aus Stiftungen ange- wessen« laufende Unterstützungen erhalten. DaS Recht auf Arbeitslosenunterstützung verwirkt auch derjenige, der eine ihm nach- gewiesene Arbeit, welche seinen Fähigkeiten entspricht, ohne aus- reichenden Grund ablehnt. Auch die nach dem Gesetz vom 28. Februar 1838 und 4. August 1A4 Unterstützung Beziehenden haben keinen Anspruch auf Ar- beitslosenunlerstützung. Für die Familien der Kriegsteilnehmer kann noch ein weiterer Zuschuß bis zur Höbe des Existenzminimums und dann noch ein Mictsbeitrag bis zu 20 M. bewilligt werden. Ebenso erhatten die Familien, welche durch Fabrik-, Staats- und Kreisunterstützung das Existenzminimum überschreiten, und dadurch in der Lage sind, einen Teil der Miete zu zahlen, gleich- falls noch einen Mictszuschuß bis zum Betrage von 20 M. Als Existenzminimum find folgende Sätze fiir die Familien der Kriegsteilnehmer festgelegt: Ehefrau 33 M. monatlich, Ehe- frau mit 1 Kind 46,50 M. monatlich, Ehefrau mit 2 Kindern 67 M. monatlich, Ehefrau mit 3 Kindern 69 M. monatlich, Ehe- frau mit 4 Kindern 79 M. monatlich und Eheftau mit 5 Kindern 90 M. monatlich. Zur Deckung aller durch den Krieg verursachten klnterstützuiiosauSgaben beschloß die Gemeindevertretung eine An- leihe von 300 000 M. sofort aufzunehmen. Bei der Arbeit tödlich verunglückt 'st der 52 Jahre alte Kohlenträger Hermann Augstein, der bei der Koblengroßhandlung von Louis Schulz am Görlitzer Bahnhof be- schäftigt war. Als er am Montag auf dem Kohlenplatz dabei war einen Wagen zu entladen, zogen die Pferde plötzlich an. während er oben auf dem Wagen stand. Der UngUickliche fiel bei dem Ruck, der 'hm ganz unerwartet kam. rücklings auf den gepflasterten Hof. schlug mit dem Hinterkopfe heftig auf und blieb besinnungslos liegen. Man brachte ihn schleunigst irnch der Hilfswache auf dem Görlitzer
Bahnhof, als man aber dort mit ihm ankam, war er schon tot. Ein schwerer Schädelbruch hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Em tödlicher Eiseubahnuufall ereignete sich gestern vormittag 8/4ll Uhr bei Gransee . Auf dem um diese Zeit dort passierenden nach Stetttn fahrenden Zuge befand sich u. a. auch der Arbeiter Paul Wessel aus Neukölln, Oderstr. 7. Auf der Plattform des Wagen« stehend fiel W. anscheinend durch eine starke Bewegung des Zuges herab; er erlitt eine Schädelverletzung, an deren Folgen er bald darauf verstarb. Eine neue Bürgerküche. Am Mittwoch, den 21. Oktober, wird in den Parterre- räumen des Dahlheimschen Hauses, Kochstr. K/7, eine Bürger- küche eröffnet, in welcher täglich von 12—2 Uhr eine kräftige Mittagsmahlzeit zum Preise von 30 Pf. verabfolgt wird. Die vom Berliner Verein für Kindervolksküchen getroffene Ein- richtung soll hauptsächlich dienen den männlichen und Weib- liehen kaufmännischen Angestellten, den Mitgliedern des Lehrer- und Künstlerstandes und allen anderen freien Berufen für die Dauer des Krieges._ Aufsrhen erregte ein Selbstmord gestern morgen kurz vor 7 Uhr am Mariannenufer. Vor dem Hause Nummer 4/5 schwang fich ein unbekannter, etwa 50 Jahre alter Mann plötzlich über das Geländer, sprang in den Kanal, ging sofort unter und erlrank. Leute, die sein Beginnen sahen, versuchten ihn zu retten, er war aber schon tot, als es ihnen gelang, ihn zu landen. Der Unbekannte ist 1,65 Meter groß und hat dimkles Haar, ebensolchen Schnurrbart, eine Glatze, ein volles Gesicht und graue Augen. Straßensperrung Das Polizeipräsidium teilt mit: Die Müller« sttaße von der Nazareth -Kirchfttaße bis zur Utrechter Straße wird wegen PflosterungSarbeiten vom 21. d. M. ab bis auf weiteres für Fuhrwerk und Reiter gesperrt, jedoch unter Auftechterhallung de§ tuhrwerksverkebrö zu und von den einzelnen Grundstücken und des ttaßenbahnverkehrS._
Gewerkschaftliches. Eine Lohnbewegung während des Krieges. Kriegsaufträge zwangen die Firma Carl Beermann in Treptow , eine ganze Anzahl von Schloffern, Schmieden, Drehern, neu einzustellen. Doch waren die Löhne, die gezahlt wurden, nach Meinung der dort beschäftigten Arbeiter nicht ausreichend. Die Firma zahlte den un Betriebe beschäftigten Schloffern 65 Pf. pro Stunde, und zwar für alle gleichmäßig. Die Schlosser bestimmten eine Kommission, um durch Verhandlungen eine Aufbesserung des Lohnes zu erzielen. Ein zufriedenstellendes Resultat wurde jedoch nicht erzielt, und. haben daraufhin fast die gesamten Schloffer den Betrieb verlassen. Die daraufhin zwischen der Firma und dem Metallarbeiter- verband eingeleiteten Verhandlungen führten zu einem befriedi- gendep Abkommen. Die Löhne erfuhren eine Aufbefferung und gleichzeitig wurde bestimmt: Zur Regelung von Streitigkeiten wird eine Kommission ge- wählt, die sich auZ je zwei Vertretern jeder Abteilung zusammen- setzt. Diese Kommission wählt aus ihrer Mitte drei Mann, die die eigentlichen Verhandlungen zu führen haben und ziehen zu ihrer Information die Vertreter der Abteilungen hinzu, bei der Differenzen vorliegen. Ein KommissionSmitglied darf wegen seiner Tätigkeit als Kommissionsmitglied nicht entlasten werden. Unorganisierte dürfen nicht belästtgt werden. Ebensowenig dürfen Organisierte wegen ihrer Zugehörigkeit zur Organisation belästigt werden, noch darf die Einstellung bei der Firma davon abhängig gemacht werden, ob ein Arbeiter organisiert ist oder nicht. Eine Bevorzugung oder Benachteiligung der Arbeiter wegen ihres OrganisntionsverhältnisseS ist unzulässig. Die Abmachung gilt für die Tauer des Krieges, mindestens aber für ein Jahr. Me Arbeit ist nach Annahme der Vereinbarung durch die Schlosser sofort wieder aufgenommen. Die Arbeitsniederlegung hat nur zwei Tag« gedauert. Beteiligt sind an der Vereinbarung insgesamt zirka 1100 Mann. Sedin und Umgegenö. Sozialpolitik in der Berliner Parkvcrwaltung. Die städtische Parkdeputation hat eine Verfügung erlassen, nach welcher Entlassungen, wie ste sonst um diese Jahreszeit stark üblich waren, nach Möglichkeit vermieden werden sollten. Um dieses ermöglichen zu könne», sollen die Saisonarbeiter nur an drei Tagen in der Woche beschäftigt werden. Da die Arbeiter nur einen Stundenlohn von 38lh Pf. beziehen und da die Arbeitszeit für ein Bierteljahr(vom 15. November bis 15, Februar) nur 8li, Stunden pro Tag beträgt, würde sich der Wochenverdienst nach Abzug der Versicherungsbeiträge auf zirka 8,50 M. belaufen. Daß mit einem derartige» Verdienst auch bei größter Einschränkung nicht auszukommen ist, bedarf keiner Begründung. Alsbald nach Erlaß dieser Bekanntmachung versuchte der Verband der Gemeinde. und Staatsarbeiter deswegen auf dem Verhandlungswege eine Milderung der Bestimmungeu zugunsten der Arbeiter hcrbeizu- führen. In einer stark besuchten Versammlung der Parkarbcitcr erstattete der Bevollmächtigte des Verbandes Fritz Müntner Bericht über die Ergebnisse der Verhandlungen, die er mit dem Bürgermeister Dr. Reicke geführt hat. Der Redner betonte, daß er bei Herrn Reicke volles Verstälkdnis und auch ein warmes Herz für die Notloge der Parkarbeiter gefunden habe. Wohl feien noch größere Arbeiten zu erledigen, die erst für spätere Zeit bestimmt waren. Sollten diese jetzt in Angriff genommen weisen, so müsse das auf der ganzen Linie oder doch mit Zustimmung aller Refforts geschehen. Die Parkverwaltung könne in solchen Fragen nicht allein vorgehen. Aber so weit wie möglich versprach Herr Reicke die Mithilfe der Stadtverwaltung. So sollen z. B. diejenigen Tage, an denen des Frostes wegen nicht gearbeitet werden kann, in der Weife nachgeholt werden, daß in frostfreien Wochen mehr als drei Tage gearbeitet werden soll, so daß dieser Verlust wieber ausgeglichen wird. In früheren Jahren wurden diese Frosttage nicht nachgeholt. Der Verband der Gemeindearbeiter ivird ein UebrigeS tun und seinen Mitgliedern für die arbeitslosen Tage die Arbeitslosenunterstützung auszahlen. Herr Reicke sagte die Mitwirkung der Stadtverwaltung zu, indem zu der Arbeitslosen- Unterstützung des Verbandes der 50prozentiae Zuschuß der Stadt Berlin gezahlt werden soll. Mit Hilfe dieier Maßnahmen wird es gelitigen, die Parkarbeiter notdürftig über die schvierigste Zeit hinwegzuhelfen. In der sehr lebhaften Diskussion wurde allseitig betont, daß die beste Arbeitslosenunterstützung die größmögliche Beschaffung von Arbeitsgelegenheit sei. Nach Lage der Sache war man mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden. Man sprach dabei die Erwartung aus, daß diese Abmachungen auch loyal innegehalten würden.__ Die Herrenmaßschneider litten nach Ausbruch des Kriege» unter sehr großer Arbeitslosigkeit. Nach und nach haben fich die Verhältnisse aber gebessert. Wie am Montag in einer Branchen- Versammlung ausgeführt wurde, ist ein Teil der Maßschneider zur Militärarbeit übergegangen. Auch in der Moßbranche wie in der Konfektion ist gegciüvärtig etwas Arbeitsgelegenheit vorhanden, so daß der Beschäftigungsgrad nicht ungünstig ist. Es wird zwar von manchen Firmen der Herrenmaßbranche versucht, die Löhne nieder-
zuhalten, doch ist die gegenwärtige Konjunktur nicht so ungünstig, daß die Arbeiter sich eine Verschlechterung der Löhne gefallen lassen müßten. Der Tarif besteht auch während der Kriegszeit unver- ändert fort. Die Tariflöhne müssen gezahlt werden. Daß es geschieht, dafür sorgen die beiderseitigen Organisationen. Arbeiter, denen niedrigere Löhne als die im Tarif festgelegten geboten werden, müssen sich also an ihre Organisation wenden, dann werden sie auch zu ihrem Recht kommen.— Hinsichtlich der Militärarbeit ist zu beachten, daß für Landsturmkleidung die seinerzeit im„Vorwärts" bekanntgegebenen Lohnsätze vereinbart und unter allen Umständen zu zahlen find. Die Verhandlungen über die Festsetzung einheitlicher Löhne für andere Militärarbciten sind noch nicht abgeschloffen. Achtung, Friseurgehilfen! Die im Tarif vorgesehene Regelung der Arbeitszeit ist nicht aufgehoben. Eine Aenderung hat nur in den Lohnsätzen, in der Hauptsache bei den Aushilf-löhnen, stattgefunden. Alle anderen Bestimmungen des Tarife» sind in Kraft geblieben. Wegen Tarifbruchs für Verbandsmitglieder gesperrt sind: Rein- holz, Langestr. 102; Schilling, Gerichfftr. 80; Deniger, Müllerstr. 129; Heise, Jahnstr. 5; Jucknis, Liebigstr. 2; Seile, Weberstr. 13; L i e b e n o w, Wilmersdorf , Aachener Straße 45. Verband der Friseurgehilfen. Deutsches Kelch. Zu einem Textilarbeiterausstand kam es in G ö r l i tz in der Seidenweberei der Firma Leopold Hehmann. Weil den Arbeitern für Webstücke, für die sie bisher 15 bis 16 M. Lohn erhielten, kurzerhand in dieser Kriegszeit Abzüge von 3 bis 4 Mk. gemacht wurden, sahen die in dem Betriebe beschäftigten rund 100 Weber und Weberinnen, Organisierte wie Nichtorganisierte. keinen anderen Ausweg, als die Arbeit niederzulegen. Hoffentlich macht die Firma die Lohnkürzungen, die in keiner Zeit unange- brachter sind als gerade jetzt, wieder rückgängig.
/kus der Partei. Unsere Toten. In Leipzig starb am Sonnabend abend im Alter von 58 Jahren an einem Gehirnschlage der Genosse Rich. Dittmann. Der Verstorbene, von Beruf Schriftsetzer, hat sich von früher Jugend an sowohl in der GewerkschaflS- wie in der Parteibewegung für das Wohl seiner Klassengenossen eifrigst betätigt. Sein Gebiet war in Berlin — Genosse Dittmann war Berliner Kind— wie auch später in Leipzig die stille, zähe Kleinarbeit. Alle, die den Ver- storbenen kannten, werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Zurückgenomweues Verbot. Gelegentlich der diesjährigen Maifeier hatte die Polizeiverwal- tung in Halle a. S. einen für den Vormittag geplanten Maifest- zug und einen Stocklaternenumzug der Kinder verboten, weil dadurch die Verkehrssicherheit gefährdet würde. Unsere Ge- Nossen hatten gegen das Verbot im Verwaltungsstreit- verfahren Klage erhoben. Jetzt hat die Polizeiverwaltung da» Verbot unter Uebernahme der bisher entstandenen Kosten des Streitverfahrens zurückgenommen._ Mus öer Frauenbewegung. Zrauenverfammlung im/lbgeorönetenhause. Zu unserem Bericht über die kürzlich im Abgeordnetenhaus abgehaltene Versammlung wird uns aus dem Kreise unserer Leserinnen geschrieben: In dieser Versammlung wurden nicht nur Referate von Frl. Dr. Bäumer, Frau Levi Rathenau und anderen gehalten, es hat auch eine lehafte Diskussion stattgefunden. Die Genossinnen Z i e tz und Simon haben ihrem lebhaften Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Landesversicherungsanstalt sehr lang- sam arbeitete und daß sie die Ledigen von der Unterstützung aus- schließt. Die Ledigen, die mit 4 M. wöchentlicher Arbeitslosenunterstützung kaum die Schlafstelle bezahlen können, dann aber noch nichts für Brot, nichts für ein warmes Mahl, für Wäsche usw. haben, bedürfen eines entsprechenden Zuschusses nicht weniger als die Verheirateten, für die er natürlich höher sein müßte. Die Ledigen auszuschließen sei auch ein Unrecht, denn sie haben als Versicherte genau so gut zur Aufbringung der zur Verteilung stehenden Millionen beigetragen wie die Verheirateten. Bei der Notlage der vielen weiblichen Ledigen wachse die Gefahr, daß sie in die Sümpfe der Prostitution versinken und damit sittliche und gesundheitliche Gefahren für das Volksganze sich mehren. Genossinnen Zictz und Simon brachten eine Resolution ein, die von allen gegen drei oder vier Stimmen angenommen wurde, in der eS dem Sinne nach hieß: „Die Kranen, die sich in den Dienst der kommunalen HilsZ- aktion gestellt haben, erklären auf Grund ihrer Erfahrungen, daß trotz der laufenden Kriegs- und Arbeitslosenunterstützung die Not in den Kreisen der Unbemittelten groß ist. Die Unterstützungssätze für die Arbeitslosen sind zu niedrig. Das fühlen am meisten die Unorganisierten, denen der Zuschuß der Organisation fehlt und die Ledigen, die keinen Zuschuß vo» der LandeSbersicherungsanstalt erhalten. Die Versammelten bc- dauern den betreffenden Beschlutz der Landesversichcrungsanstalt und ersuchen diese dringend, ihren Beschluß zu ändern. Gleichzeitig protestieren sie gegen die langsame Erledigung der Unterstützung?- gcsuchc." Die Resolution sollte dem Magistrat und der LandeSversiche- rungSanstalt übermittelt werden. Außer einigen Bürgerlichen, die zu der MarkenauSgabe sich äußerten, sprach noch die Genossin Wevl, die schilderte, wie sie in der Kommission, in der sie Mitleiterin ist, durchgesetzt hat, daß eine Art pflegerischer Behandlung der Fälle, in denen Unterstützung ge- währt wird, erfolgt. Die unterstützten Familien werden von den Rechercheuren von Zeit zu Zeit wieder aufgesucht, um ihnen auch weiter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und die persönlichen Beziehungen zu ihnen aufrechtzuerhalten. Ein Frl. Hofmann wandte sich gegen da? Lob, daZ Genossin Zietz den Gewerkschaften und ihrer segensreichen Tätigkeit ge- spendet, auch wollte sie nicht anerkennen, daß die Arbeitslosen ein soziales Recht auf Unterstützung haben. Gegen ihre Anschauungen wandte sich Genossin Thiede und Genossin Hanna machte interessante Ausführungen über die Arbeitsverhältnisse im Bäckergewerbe. Während die Innungen erklären, es sei ein Ueberfluß an Arbeitsgelegenheit, seien in Wirklichkeit diele organisierte Bäckergesellen arbeitslos. Viele der bürgerlichen Helferinnen erklärten unseren Gc- noffinnen persönlich, daß ff« ganz mit ihren Darlegungen ein- verstanden seien und ihnen danken für ihr Eintreten.