Nr. 289.- 31. Jahrg.
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Donnerstag, den 22. Oktober 1914.
Der Widerstand der Engländer und Belgier an der Kanaltüſte.
Mitteln nehmen, um vom südlichen Kriegsschauplatz möglichst viele
Warschau , die Hauptstadt Polens , ist durch das Vordringen der deutschen und österreichischen Truppen in den Mittelpunkt der kriegerischen Ereignisse in Russisch- Polen gerückt. Wie es in dieser Stadt noch vor kurzem aussah, geht aus dem anschaulichen Bericht des Korrespondenten der„ Kiewskaja Myst", des bedeutendsten Blattes Südrußlands, vom 7. d. M. hervor.
2000 Engländer gefangen genommen. te norbwärts in bas von den anrüdenden Armeen der ver- Wie es in Warschau aussieht. Amtlich. Großes Hauptquartier, 21. Ok- bündeten bedrohte Gebiet von Warschau ziehen zu können. Wenn man einmal im Besitz des stärksten Zentralpunktes Galiziens tober, vormittags( W. T. B.) Am Vserkanal war, so war man überzeugt, dieses Land auch mif einer geringen Truppenzahl gegen alle Wiedereroberungsstehen unsere Truppen noch in heftigem Kampfe; versuche auf dem Westen halten zu tönnen. Nun hat der Feind unterstützte seine Artillerie vom der Sieger von Kirkilisse, der General Radko Dimitriem, Przemysl nicht nur nicht eingenommen, sondern dort eine geradezu Meere nordwestlich Nieuport aus. Ein eng- furchtbare Niederlage erlitten, deren Folgen sich bereits nicht allein lisches Torpedoboot wurde dabei von unserer im Gebiet der Festung selbst, sondern vielmehr auch schon an Artillerie kampfunfähig gemacht.
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Zwei Monate heißt es in diesem Bericht wichtigen entlegenen Punkten seiner Stellungen fühlbar machen. find seit Unaufhaltsam bringen unsere siegreichen Kolonnen fast überall vor dem Ausbruch des Krieges vergangen, dessen Schrere in Die Kämpfe westlich Lille dauern an, wärts. Nachdem am Ende der vorigen Woche außer dem Angriff Russisch- Polen in der stärksten Weise empfunden wird. Viele Ereignisse und Prüfungen in furzer Zeit: die Ereignisse gegen den russischen südlichen Flügel bei Starasol bon unsere Truppen gingen auch dort zur Offensive unseren über Thyrow angreifenden Truppen auch die meisten folgten aufeinander mit blißartiger Geschwindigkeit und in über und warfen den Feind an mehreren Stellen befestigten Höhen im Zentrum der feindlichen Stellungen gestürmt faleidoskopischer Mannigfaltigkeit; sie wälzten in radikaler worden waren, wurde am Sonntag auch deren Schlüsselpunkt Weise die bisherigen Lebensformen um und weckten unklare zurück. Es wurden etwa 2000 Engländer zu wyziniec nach vorheriger Beschießung mit schwerer Artillerie durch Vorstellungen von den Prüfungen, die im Schoße der ZuGefangenen gemacht und mehrere Maschinen- Festung sowie östlich und nordöstlich bei Medyka und am rechten unmittelbar betroffen, aber als Mittelpunkt des Polenlandes, Bajonettangriffe genommen. Im ganzen Raum füdöstlich der kunft verborgen find. Warschau war bisher vom Kriege nicht gewehre erbeutet. Sanufer bricht die Verteidigung der feindlichen Feldbefestigungen der mit seinen entferntesten Ortschaften durch zahlreiche Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist keine aber die Starpathen heranmarschierenden Südkolonnen im Stryj - und es in schmerzhaftester Weise alle Schläge, von denen kein an immer mehr Stellen zusammen. Gleichzeitig rüdten unsere materielle und geistige interessen eng verknüpft ist, empfand Entscheidung gefallen. Swicatal fonzentrisch gegen Norden vor, wobei sie den Feind unter Gouvernement des Königreichs Polen verschont geblieben ist. anhaltenden Kämpfen aus einer Deckung nach der anderen warfen. Ein anschauliches Bild von den Schrecknissen des Krieges Aus den bisherigen Einzelgefechten hat sich jetzt allmählich eine zu geben ihm die jammervollen Schilderungen der Zehntausende sammenhängende äußerst erbitterte Hauptschlacht auf einer über bon Flüchtlingen, die aus den vom Feinde besetzten oder 150 Kilometer breiten Front entwickelt, die alle russischen Sträfte in bedrohten Ortschaften eintreffen und die dort alle möglichen Schrecken durchlebt haben. Die nervöse Stimmung in WarGalizien festhält. schau wird durch die fortwährenden Nachrichten von dem so nahen Kriegsschauplab aufrechterhalten, abgesehen von den phantastischen Gerüchten, die unbekannt woher" verbreitet werden
Westlicher Kriegsschauplah. Heftiger Kampf an der belgischen Küste.
Amsterdam , 21. Oktober. ( 2. U.) Der Korrespondent des„ Telegraaf", der aus Brüssel an die holländische Grenze gekommen ist, meldet, daß vorgestern an der belgischen Küste Ungefähr 30 000 ein heftiges Gefecht stattgefunden habe. Deutsche besetzten die Küste zwischen Ostende und Nieuport. Die englische Flotte nahm an diesem Kampfe mit ihren Schiffs- Vorwärts".) geschützen teil. ( Frankf. 3tg.")
Die englischen Verluste an der Aisne. Mailand , 21. Oftober.( T. U.) Der„ Corriere de la Sera" meldet aus London : Nach amtlichen Berichten beträgt der Verlust des englischen Heeres während der Kämpfe an der Aisne vom 12. September bis 18. Oktober an Toten, Verwundeten und Ver( Frantf. 8tg.") mißten 651 Offiziere und 12 980 Mann.
Rückkehr der Belgier. Amsterdam , 21. Oftober.( W. 2. B.)„ Telegraaf " meldet aus Bergen- op- Zoom von gestern: Die Rückkehr der Belgier nimmt riesigen Umfang an. Gestern reisten über 8000 Flüchtlinge ab. Die ersten vier Züge, die heute früh abgingen, nahmen weitere 8000 mit.
Der Seekrieg.
Der Untergang der Torpedoboote. Amfterdam, 21. Oktober. ( Privattelegramm des Die Londoner Bresse veröffentlicht einen Matrosenbericht über das Gefecht mit den deutschen Torpedo booten. Die deutschen Matrosen hätten sich heldenhaft ge wehrt und so lange fortgefeuert, bis sie und die Kanonen buchstäblich unter Wasser verschwanden. Die Zahl der Ertrunkenen wird auf 300 geschätzt. Das Reutersche Bureau meldet, daß zwei Ueberlebende durch ein Schiff aus Lowestoft
aufgefischt worden seien.
Unterseeboote an der dänischen Küste.
Es muß indessen gesagt werden daß die Warschauer Bürger, die sich bereits an alle möglichen Ueberraschungen gewöhnt haben, zurzeit viel ruhiger sind, als in den ersten Wochen des Krieges, wo auf Grund der im Publikum umlaufenden Gerüchte einerseits eine Räumung des ganzen Gebietes, andererseits der Einmarsch der Deutschen nicht nur in das polnische Grenzgebiet, sondern auch in den Mittelpunkt des Gebietes, in Warschau erwartet wurde. In der Tat begann fast gleichzeitig mit der Mobilisierung, die hier, wie fast überall, von einer Finanzpanik, dem Verschwinden des Metallgeldes aus dem Verkehr, der Verteuerung aller Bedarfsartikel, einer Stockung in der Industrie und sonstigen Anzeichen der Zerrüttung des Wirtschaftslebens begleitet wurde, eine Massenflucht der Beamten Kopenhagen , 21. Oktober. ( W. T. B.) Gestern nach- sämtlicher Ressorts aus den Städten und Bezirken in der Bu gleicher Zeit verbreiteten sich die mittag feuerte in internationalen Gewässern zwischen Nakke- Nähe der Grenze. hoved und Kullen Leuchtfeuer ein vorher nicht bemerftes ersten erschütternden Gerüchte über Kalisch. Das PubliUnterseeboot zwei Torpedos gegen das dänische Unter- fum sezte bereits den Tag fest, an dem die Deutschen vor seeboot Havmanden", das mit fünf Knoten Geschwindigkeit Warschau eintreffen würden. In dieser Zeit wurde auch die über Wasser fuhr. Kein Schuß traf. Das Unterseeboot führte Anregung und mit Genehmigung des Generalgouverneurs Eine Verteidigung Churchills. die Nationalflagge. Ein Unterseeboot unbekannter Natio- das Warschauer Bürgerkomitee gebildet, das als UrLondon, 21. Oktober. ( W. T. B.) Der militärische Mitarbeiternalität wurde am Nachmittag von Nakkehoved Leuchtfeuer aus bild einer eigenartigen Selbstverwaltung in den übrigen der„ Times" spricht die Ansicht aus, daß der Entsaz Antwer- beobachtet. Heute früh trieb am Vorstrande von Naffehoved Städten Polens diente, und das die Sorge für die notpens ausführbar gewefen und daß er nicht an einem Fehler von ein Torpedo an, der dort explodierte. Den in Frage kommen- wendigsten Bedürfnisse der Bevölkerung auf sich nahm. Dies alles spielte sich in der zweiten Woche nach der englischer Seite gescheitert sei, sondern an einer derjenigen Ent- den kriegführenden Mächten ist dieser Vorfall zur Kenntnis täuschungen , die in der Leitung der Operationen von Stoalitions gebracht worden mit dem Ersuchen, in Zukunft größere Acht- Kriegserklärung ab. Die Nervosität der Bevölkerung angesichts der drohenden Ereignisse erreichte ihren Höhepunkt. Wenn 40000 bis 50000 famkeit zu üben. mächten nur zu häufig einträten. Zu dem Vorfall meldet„ National Tidende": Das Unter- Da, plöglich, offenbar in Verbindung mit einem Umschwung Verbündete von außerhalb in der Lage gewesen wären, die Belagerer- etwa auf der Linie Gent- Mecheln anzugreifen, so feeboot befand sich ein gutes Stück außerhalb des dänischen in der politischen und strategischen Lage auf dem gewaltigen hätte man einen großen Erfolg erwarten können. Wenn die Expedi- Hoheitsgebietes, als der Kommandant plößlich einen weißen Kriegsschauplatz, wie auch mit der zutage getretenen Vorsicht tion gebilligt worden sei, so habe Churchill offenbar mit voller Streifen im Wasser erblickte. Er war sich sofort darüber klar, der preußischen Operationen an der Oftfront trat ein Wechsel Zustimmung seiner Kollegen gehandelt und diese wiederum daß dieser von einem Torpedo herrühre, dessen Kurs den in dem Bilde ein. Die Flucht hörte auf: einige Provinzmit der Zustimmung der Verbündeten. Wir waren bereit, fährt derjenigen des Unterseebootes freuzte. Das Boot, das nur mit beamte, die, wie es sich herausstellte, frühzeitig auch die OrtSchreiber des Artikels fort, an der Operation teilzunehmen, und wir fünf Seemeilen Geschwindigkeit lief, konnte seinen Kurs nicht schaften verlassen hatten, die noch gar nicht vom Feinde beverfügten über die notwendigen Truppen. Wenn die anderen so schnell ändern und die Besatzung war auf das schlimmste droht waren, wurden nach ihrem Dienstort zurüdbeordert. im legten Augenblid uns nicht helfen konnten, fo gefaßt. Glücklicherweise ging der Torpedo unter dem Kiel Andere von ihnen wurden in Warschau gelassen, damit sie bei bestanden un zweifelhaft gute Gründe dafür. Es ist mit des Bootes hindurch, ohne Schaden anzurichten. Wenige der ersten Gelegenheit zurüdfehren konnten. Der aus dem den höheren Interessen unvereinbar, daß die Verbündeten von Minuten später sah der Kommandant wieder einen verdächti- Urlaub zurückgekehrte Präsident der Gerichtskasse erklärte, cinander Rechenschaft verlangen, und wenn Stitchener oder Churchill gen Schaumstreifen auf dem Wasser, aber diesmal befand daß die Tätigkeit der Gerichtsinstitutionen ihren Lauf nehine. im Parlament oder anderwärts aufgefordert werden, das Fiasto man sich nicht in der Kursrichtung des Torpedos. Das Unter- Die Gerichte nahmen ihre Arbeit auf, obgleich beispielsweise von Antwerpen zu erklären, so fönnen sie mit vollem Recht jede ſeeboot begab sich sofort auf dänisches Hoheitsgebiet zurüd die Verhandlungen in Kriminalprozessen nicht angesetzt werden und hielt scharf Ausgud; jedoch war nichts von einem fremden fonnten, weil die Gefangenen nach den inneren Gouverneweitere Erklärung verweigern. Unterseeboot zu entdecken. Zu derselben Zeit, als die ments transportiert worden waren. Die Eisenbahner kehrten Torpedoschüsse abgefeuert worden, wurde ein Unterseeboot, auf ihre Posten zurüd. Inzwischen wurde durch die gemeindeffen Nationalität nicht erkennbar war, bei Naffehoved fame Tätigkeit der Behörden und des Bürgerkomitees eine gewisse Ordnung in das aus allen Fugen geratene WirtschaftsLeuchtfeuer bemerkt. leben hineingetragen. Die Finanzpanik legte sich. Die in die Höhe geschraubten Preise für Bedarfsartikel wurden normiert. Es wurden Moßnahmen getroffen, damit die Arbeitslosigkeit wenn auch nicht beseitigt, so doch abgeschwächt wurde. Die Heranziehung zahlreicher Kräfte zur lebendigen öffentlichen Wirksamkeit wirkte beruhigend auf die Bevölkerung. Endlich zerstreute die Kundgebung des Warschauer Generalgouverneurs, daß die Stadt verteidigt werden würde
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Notiz des W. T. B.: Wie wir von amtlicher Seite erfahren, sind die beiden Schüsse nicht von einem deutschen Fahrzeug abgefeuert worden.
Wien , 21. Oftober.( W. T. B.) Zu den legten Ereignissen auf dem galizischen Kriegsschauplage schreibt der militärische Mitarbeiter des Neuen Wiener Tageblattes": Das feindliche Oberkommando wollte Przemysl offenbar mit allen ein
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Ein neuer französischer Dreadnought. Breeft, 21. Oktober. ( W. T. B.) Der Panzer Flandre", Schiff von 25000 Tonnen, ist gestern vom Stapel gelaufen.
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