hart betroffen werden. Eine traurige Zukunft, an die wir nicht zu denken wagen." Tie Genter Gewerkschaften erklärten sich bereit, eine Delegation nach England zu schicken, die den englischen Arbeitern die nötige Aufklärung über die Lage zu geben bereit wäre. In banger Vor- ahnung der kommenden Ereignisse mahnen sie die englischen Ar- beiter zur höchsten Eile. Das parlamentarische Komitee der englischen Ge- werkschaften hat zugunsten der Genter Arbeiterschaft daraufhin einen Aufruf an die englischen Arbeiter erlassen, in welchem eS die Gewerkschaften auffordert, den Gentern mit Unterstützungen bei- zuspringen. Ein erfreulicher Beschluß. Der„echtrussische" Stadtverordnete in Moskau , Rechtsanwalt Schmakow hatte vor einiger Zeit beantragt, dag alle in städtischen Diensten stehenden deutschen und ö st e r r e i ch i s ch« ungarischen Staatsangehörigen von ihre» Posten entfernt werden sollten. Der Moskauer Magistrat stellte darauf fest, datz sich 17 Deutsche und Oesterreicher in städtischen Diensten besinden und zwar ade Schreiber, Lehrerinnen, Aerzte usw. Entgegen dem Antrag SchmakowS schlägt der Magistrat dem Kiewer „Mhsl" zufolge vor, alle diescPersonen in st ädti scheu Dien st en zu belassen. Es ist anzunehmen, datz die Moskauer Stadt- verordnetenversammlung diesem Antrag deS Magistrats entspricht und so ihrer Vorurteilslosigkeit in dieser Zeit der entfesielten nationalen Leidenschaften ein schönes Denkmal setzt. Drahtlose Verbindung nach Samoa . Eine seltsame Laune de- Schicksals hat eS gewollt, dah die telegrapbische Verbindung mit Samoa gerade mit Ausbruch des Krieges fertiggestellt wurde. Die bis zum 22. August vorliegenden Nummern der, Samoanischen Zeitung" bringen über die Kriegsereignisse ausführliche Nachrichten. Nach dem Durchschneiden der deutschen Kabel nach Amerika tragen die Meldungen leider englische Färbung. So findet sich neben anderen unrichtigen Meldungen die Nachricht, dah der bekannte Kreuzer„Emden " am 6. August in einer Seeschlacht bei Weihaiwai gesunken sei. Auch der Kreuzer„Augsburg ", bekannt durch die erfolgreiche Beschießung des russischen Kriegshafens Libau, soll am 13. August in den Grund gebohrt sein. Seit der am 29. August erfolgten Besetzung SamoaS durch die Engländer steht der Nachrichtendienst natürlich unmittelbar unter englischer Kontrolle Nachrichten über die Handhabung desselben fehlen. prisengericht in Mexanürien. Paris , 21. Oktober. (W.T.B.) Der hiesige„New Dork Herald' tneldet auS Port Said: In Alexandrie » ist ein Prisen- g e r i ch t eingerichtet worden, welches über den österreichischen Dampfer„Koerber" und die dreizehn deutschen Dampfer „Pindos ",„Rostock ",„LautcnfelS",„Nenne",„RickmerS",„Helgo- land",„Gutenfels",„Bärenfels ",„Derfflinger",„WerdenfelS", „Rabenfcls",„Lützow "..Annaberg " und„GoSlar " befinden wird Dies« vierzehn Dampfer liegen in Port Said und'werden nach Alexandrien gebracht werden.
Kriegsbekanntmachungen. Postanweisungen für Kriegsgefangene in Graft- britannicn. Postanweisungen für Kriegsgefangene in England sind von jetzt ab zugelasien. Die Postanweisungen sind auf der Vorderseite de? für den Auslandsverkehr bestimmten Formulars mit der Adresie des königlich niederländischen Postamts m S Gravenhage zu versehen, während die Adresie des Empfängers der Geldsendung auf der Rück- feite des Abschnittes genau anzugeben ist. An der Stelle, die sonst für Freimarken zu dienen hat, ist die Bemerkung„Kriegs- gefangenensendung. Taxfrei" anzubringen. In s'Gravenhage werden die deutsch -niederländischen Anweisungen in niederländisch - englische umgeschrieben.__ politische Uebersicht. Reichstagstagung im Dezember. Wolffs Telcgraphenbureau meldet: Wie verlautet, lvird der Reichstag Anfang Dezember zu einer kurzen Beratung zilsammentrcten. Wir möchten hoffen, daß die Dezembertagung vor allen Dingen die Arbeitsloscnfürsorge von Reichs wegen regelt._ Der Reichskanzler für Arbeitslosenunterstützung. Aus eine Eingabe des Vorsitzenden der Gesellschaft für soziale Reform, des Staatsministers v. Berlepsch und des Professors Dr. F r a n ck e, die sich mit der Frage der Arbeits- losenfürsorge befaßte, ist nach der„Nordd. Allg. Ztg." folgende Antwort des Reichskanzlers crgegangen: Euer Exzellenz geneigtes Slbreiben vom 21. September, das Sie gemeinichaftlicki mit Profesior Francke an mich gerichtet, gelangte in meine Hände. Ich bin ebenso wie Sie davon durchdrungen, daß alles geschehen muß, um diejenigen unserer Volksgenossen, die der Krieg erwerbslos ge- m achthat, vorNotzuschützen. In erster Linie werden. wie sie treffend hervorheben, die Gemeinden daiür zu sorgen haben, daß die Unterstützung im ausreichenden Maße und unter Formen gewährt wird, die dem Umstand- Rechnung tragen. daß es sich nicht um A r m e n u n t e r st ü tz u n g im land- läufigen Sinne handelt. Dabei rechne ich darauf, daß die Bundesstaaten bestrebt sein werden, den Gemeinden. soweit die Geldbeschaffung Schwierigkeiten macht, mit ihrem Kredit bei zuspringen, zumal sich meines ErachtenS daS Reich nach beendetem Kriege einer Prüfung nicht wird entziehen können, inwieweit es sich seinerseits an der Unter- stützung beitragS schwacher Gemeinden be- t e i l i g e n muß. Euer Exzellenz ergebener �„ Bethmann Hollweg . Angesichts dieser Anschauung des Reichskanzlers mutet es um so sonderbarer an, daß die Kriegsvorlage, die dem preußischen Abgeordneten Hanse zu- gegangen i st, keinerlei Mittel vorsieht, die den Gemeinden die Unterstützung der Arbeitslosen erleichtern sollen. Eine einfache 5trcditgewährung, wie sie der Reichskanzler ver- langt und voraussetzt, würde gewiß nicht geniigen. Man ist berechtigt, an die Einzelstaaten wie an das Reich das Per- langen zu stellen, daß sie für die Unterstützung der Arbeits- losen wirkliche Opfer bringen; denn nur so ist es möglich, hinreichende Fiirsorgecinrichtungcn zu treffen. Immerhin wäre eine ausreichende Kreditgewährung schon etwaS. Aber selbst hier versagt die preußische Regierung! Stach hat es der Landtag in seiner Hand, auf die Re- gierung einzuwirken, daß auch für die Zwecke der Arbeits-
losenunterstützung Summen ausgeworfen werden. D i e Mahnungen deS Reichskanzlers dürfen nicht vergeblich gesprochen sein: die Volksvertretung muß ihnen Geltung schaffen! Die Zeit drängt. Jede Zögerung ist verderblich. Man kann nur unterstreichen, was der Reichskanzler geschrieben hat: Alles muß geschehen, um diejenigen, die der Krieg er iv erbslos gemacht hat, vor Not zu schützen. Maftnahmen gegen den Preiswucher. Im„Berliner Tageblatt' veröffentlicht der bekannte Führer der bayerischen Bauerngenossenschaften, Dr. Georg Heim, eine Zu- schrist, die sich mit der Frage der Versorgung deS Volkes mit Nahrung beschäftigt. Er erhebt zunächst den sicherlich durchaus berechtigten Vor- Wurf gegen die verantwortlichen Stellen, daß sie mit ihrem Vor- gehen gegen den Nahrungsmittelwucher zu lange gezögert hätten. Es hätten sofort Höchstpreise festgesetzt werden müssen; eine etwa jetzt erfolgende Festsetzung könne da? Versäumnis nicht mehr gut machen. Ich habe am 8. August 1914 festgestellt, welche Preise wir un- gefähr für die neue Ernte bekommen hätien, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre. Aus eigener Erfahrung kann ich konstatiere::, daß bei uns in Bayern Weizen vor Berkauf neuer Ernte mit 10 bis 10,25 M., Roggen 8,oO bis 8,80 M., Hafer 8,30 bis 8,50 M., Gerste 9 bis 9,30 M. je nach Qualität bezahlt wurden. Ich habe konstatiert, daß nach Ausbruch des Krieges noch Anfang August Weizen mit 12,50 bis 13 Mark ab Station', Roggen 9,50 bis 10 Mark, Hafer 9.80 bis 10,30 Mark gehandelt wurden.... Und wie sind nun die heurigen Preise? Heute wird für Weizen ab Station schlank 14 bis 14,50 Mark, für Roggen 11,50 bis 12 Mark, für Hafer 10,50 bis 11,50 Mark bezahlt je nach Station und Qualität. Gerste war anfänglich um 9 Mark zu haben, heute kostet flache Futtergerste, das heißt sllr Brauzwecke weniger geeignete Gerste 10,70 bis 11,20 Mark und Braugerste je nach Oualilät(Hektolikcrgewicht) bis zu 11,30 Mark, das sind aber die Preise ab Station, unsortiert, ohne Sack. Es ist überaus wertvoll, aus so berufenem Munde bestätigt zu hören, in welch erstaunlicher Weise die Preise heraufgetrieben sind. Dr. Heim sucht allerdings die Landwirte zu entschuldigen: die lleberflutung des Landes mit Händlern und Auskäufern, die sich gegenseitig überböten, trieben die Preise hinauf. Heim, der übrigens erklärt, den Landwirten 25 Prozent Auf- schlag auf daS Getreide zu gönnen(wir sind durchaus anderer Auf fasiung über den„Anspruch" auf höhere Bezahlung im Kriege)— Heim meint nun, wie heute die Dinge lägen, könnten Höchst- preise allein nicht mehr ausreichen, ja sogar s ch ä d- l i ch w i r k e n. Er verlangt, daß die vorhandenen Vorräte durch die Regierung verteilt würden, damit sie nicht vor der Zeit aufgebraucht werden könnten. Zur rechten Zeit sich einschränken müssen, sei besser, als zunächst reichlich zu haben, aber dann darben zu müssen. Der Heimsche Vorschlag verdient gewiß Beachtung. Fraglich ist nur, ob die Möglichkeit einer solchen behördlichen Einteilung der Vorräte für den Gebrauch besteht. Richtiger wäre vielleicht, schlankweg das Monopol der Regierung auf den ge- samten Getreidehandel zu fordern. DaS ließe sich wahr scheinlich leichter durchführen und müßte in jeder Beziehung segensreich wirken. ES würde überdies nicht hindern, daß zunächst, waS dringendste Notwendigkeit ist, niedrige Höchstpreise festgesetzt werden, selbst wenn dadurch voreilige Aufkäufer, wie Hein: befürchtet, einige Verluste er- leiden sollten. Diese Höchstpreise, zusammen mit Verkaufszwang, könnten eine gute Vorstufe für das Getreide Handels- Monopol sein, vielleicht auch gleich für ein Kartoffel- Monopol. Mit seiner Hilfe wäre dann eine richtige Einteilung der Vorräte, die Verweigerung der Kartoffeln für andere als Er» nährungSzwecke und dergleichen leicht durchzuführen.
Das bayerische Kriegsministerium gegen Gehalts« türzungeu. Das bayerische Kriegsministerium hat die Stellen, die militärische Aufträge zu vergeben haben, angewiesen, allen Beschwerden über Gehaltskürzungen bei liefernden Firmen nachzugehen. Alle Lieferungsverträge müssen die Bedingung enthalten, daß Gehalts- öder Lohn- Herabsetzungen ausgeschlossen sind. Bei Zu- Widerhandlungen der Lieferanten hat die Militärverwaltung das Recht, vom Vertrage zurückzutreten, ohne daß dem Lieferanten ein Entschädigungsanspruch zusteht. Unternehmer, die die durch den Krieg geschaffenen besonderen Verhältnisse zur Ausbeutung der Angestellten und Arbeiter ausnutzen, werden von jeder Lieferung ausgeschlossen. Es wäre sehr zu wünschen, daß auch das preußische, sächsische und württembergische Kricgsministcriuni ähnliche Verfügungen erlassen und daß alle Behörden sie aufs strengste beachten würden. Zeitungsvcrbot. Da? stellvertretende Generalkommando des 1. bayerischen Armee- korpS hat einem Telegramm des„B T." zufolge, das Erscheinen der„AugSburger Postzeitnng", des führenden Blattes des bayerischen Zentrums, wegen„schwerer Störung des konfessionellen Friedens" auf drei Tage verboten. Zur Nachwahl im Ä. hannoverschen Reichstags» Wahlkreise. Im Wahlkreise des verstorbenen Reichstagsabgeordneten Dr. Semler wird die sozialdemokratische Partei aus Anlaß des Kriegszustände» dem nationalliberalen Kandidaien Dr. Strefemann keinen Kandidaten gegenüberstellen. Ebenso haben die übrigen Parteien beschlossen, von einer Gcgenkandidatur abzusehen. Elsaft-Lothringen und die deutschen Städte. Der Deutsche Slädletag und der Reiwsverband deutscher Städte (Verband der Gemeinden unter 25 000 Einwohnern) haben zugunsten der E l s a ß- L o t h r i n g e r, die durch den Krieg schwer geschädigt worden sind, einen Aufruf an die deutschen Städte gerichtet, wie sie auch bereits für Ostpreußen eine Sammeltätigkeit entfaltet haben. Ebenso ben:üht sich ein besonderes, in Berlin ' begründetes Komitee um die Unterstützung der geschädigten Elsaß-Lothringer. Verkehr in und mit Straftburg. Wie wir der„Rordd. Alldem. Zrg." enMebmen, bat der Gouverneur der Festung Straßburg über den Personen- verkehr innerhalb de» Festungsbereichs eine Bekanntmachung erlassen, in der eS u. a. heißt: I. Ausländer bedürfen zur Zureite nach Straßburg oder dem erweiterten Befehlsbereich der Festung Straßburg einer schriftlichen Erlaubnis. II. Reichsdeutsche, die außerhalb des erweiterte» Be- fehlsberetchs wohnen, bedürfen zur Zur eise nach der Stadt
Straßburg eines Passes oder PassagierscheineS der zuständigen Behörde ihres Wohnorts. Zu einem mehr als drei Tage dauernden Aufenthalt ist schriftliche Erlaubnis deS Militärpolizeimeisters er- forderlich. III. Zum Verlassen der Stadt Straßburg nach Orten außerhalb des erweiterten Befehlsbereichs ist ein Reisepaß oder vom zuständigen Polizeirevier ausgestellter Passierschein erforderlich. Es herrscht also eine sehr scharfe Kontrolle. Sogar zum Ver- kehr innerhalb des erweiterten Befehlsbereichs der Stadt ist ein amtlicher Ausweis erforderlich, für den aber eines der üblichen Aus- weiSpapiere(Militärpaß usw.) genügt. Gegen die Choleragefahr. Der preußische Eisenbahnminister hat umfassende Vorschriften wegen der Ueberwachung der aus dem Osten kommenden Reisende» erlassen. Das Zugbegleitungspersonal ist angewiesen, in den Zügen die Reisenden auf ihren Gesundheitszustand unausfällig zu beobachten und für peinlichste Sauberkeit, besonders in den Aborten der Wagen, zu sorgen. Bei festgestellten Erkrankungen ist auf der nächsten geeigneten Station dem Bahnhofsvorstand Meldung zu erstatten, der das weitere Erforderliche unverzüglich zu veranlassen hat. Eine ärztliche Untersuchung der Reisenden auf den Grenzstationen, die an einzelnen Stellen angeordnet sein soll, ist zu unterlassen. Die Fortschrittliche Volkspartei und die Kriegstagung des Landtages. Die LandtagSfraktio» der Fortschrittlichen VolkSparter beriet in einer Sitzung die Vorlagen für die„Kriegstagung", wobei besonders eingehend über die Entschädigung für Ostpreußen gesprochen wurde. Verschiedene Anregungen sollen, da eine„öffentliche Erörterung nicht angezeigt" erscheine, durch den FraklionSvorsitzenden dem Staats- ministeritim übermittelt werden. Staatsminister a. T. v. Zedlitz und Trützschler � In der Nacht vom Dienstag zun: Mittwoch verstarb im Alter von 84 Jahren der Staatsminister a. D. Graf von Zedlitz und Trützschler. Er lebte seit einigen Jahren im Ruhestand, nach« dem er nacheinander als Oberpräsident von Posen, Hessen-Nassau und Schlesien und zwischendurch auch— von 1891 bis 1892— als preußischer Kultusininister gewirkt hatte. Als Kultusminister bemühte er sich, die preußisch- Volksschule unter lirchliche Aufsicht zu stellen. Er blieb damals aber damit erfolglos. Erst 1903 gelang eS mit nationalliberaler Hilfe unter Führung eine? anderen Zedlitz, des Abgeordneten v. Zedlitz und Neulirch, die preußische Volkslchule der Kirche auszuliefern.
Prozcft Princip. Sarajewo , 21. Oktober. (W. T. B.) Aus dem weiteren Zeugen- verhör ist die protokollarische Aussage des seitdem verstorbenen Zeugen M i l a n i t s ch hervorzuheben, welcher während seines Aufenthalts in Belgrad die Verschwörer wiederholt beobachtet hatte, als er jedoch seine Wahrnehmungen dem österreichisch -ungarischen Generalkonsulat mitteilen wollte, verhaftet und von Kerker zu Kerker geschleppt, schließlich auf das Polizeikommissariat geführt wurde, wo der Polizeipräfekt ihm triumphierend einen Zeitungsausschnitt über die Ermordung des Thronfolgers zeigte, mit den Worten:„Du wolltest es verhindern, aber wir sind pfisfiger als Du. Jetzt kommt die Reihe an Oesterreich-Ungarn; wir werden eS zertrümmern. Sodann wurden mehrere Broschüren über die Tätigkeit der Narodna Odbrana und der S o k o l v e r e i n e verlesen, aus denen sich als Ziel der Bereinstätigkcit die Losreißung der süd- slawischen Länder von der Monarchie und die Vorbereitung deS Krieges gegen die Monarchie ergibt. Bei der Verlesung einer Belgrader Broschüre, Ivelche das Attentat deS Z e r a j i t s ch auf den früheren LandeSchef Varcianin verherrlicht, rief Princip:„Hoch Zerajitsch!" Auch sonst benahmen sich die Hauptangeklagten herausfordernd. Viele Zeugen, darunter ein serbischer StaatSbahn- beainter gaben eingehende Anfklärungen über die Tätigkeit der Narodna Odbrana und der Sokolvereine.
Frankreich und die Kirche. Daß die französischen Klerikalen die geängstigie Stimmung der dem Einfluß der Priesterschaft noch nicht ganz ein- zogcneii Massen und das allgemeine Streben, die Parteikämpfe ruhen zu lassen, nach Kräften ausnützen würden, war vorauszu- sehen. In der Tat ist die Aktion der Kirche sowohl in der Armee wie in der zurückbleibenden Bevölkerung sehr lebhaft. Die Re- gicrung weiß anscheinend nicht recht, wie sie sich dazu stellen soll, weil sie in der gegebenen Situation auch mit den antirepublikani- schen Tendenzen eines großen Teils der Geistlichkeit rechnen muh, diese also nicht vor den Kopf stoßen darf. Andererseits kann speziell V i v i a n i, als der berühmte Mann, der„die Sterne des Himmels ausgelöscht" hat, auch nicht gut nach Canossa wandeln. So kommt in das Auftreten der Regierung gegenüber den kleri- kalen Wiedereroberungsplänen ein ziemliches Schwanken. In einer der letzten Sitzungen des Ministerrats lagen Massenpctitionen vor, die die Regierung ersuchten, sich an den jetzt von der Kirche veranstalteten öffentlichen Bittgebeten für Frankreich offiziell ver- treten zu lassen. Die Regierung beschloß die Ablehnung, mit Bc- rufung auf das Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat. Die Klerikalen erwidern darauf nicht mit Unrecht, daß die Regie- rung ja sich wiederholt über dieses Gesetz hinweggesetzt habe, so namentlich als sich der Präsident der Republik bei dem Requiem für Pius X. in der Pariser Notre-Dame-Kirche offiziell vertreten ließ. Und da handelte es sich doch noch um den Papst, dessen feind- seliges Verhalten gegen das republikanische Frankreich den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und die Kirchcntrennung hervor- gerufen nud der den Priestern die Mißachtung der Staatsgesctze vorgeschrieben hatte. Auch haben sich der Präsident und die Mi- nister bei den Seelenmessen für die gefallenen Soldaten offiziell vertreten lassen, ferner hat das Marineministcrium Seelsorger auf den Kriegsschiffen bestellt.— Man geht wohl nicht fehl, wenn für die kommende Zeit einen wachsenden Einfluß des Klerikalis- MUS, vielleicht gar einen Abbau der weltlichen Gesetzgebung vor- aussieht. Die rumänische Regierung. Wien , 21. Oktober. (W. T. B.) Die„Reichspost" meldet aus Bukarest : Nach den: Tode des Königs Karol bot die Regie- rung, wie es der Brauch ist, dem neuen König ihren Rücktritt an. Der König ersuchte hierauf daS Kabinett, bis auf weiteres die Geschäfte fortzuführen. Mus öer Partei. Ein Partciblatt gibt einen jener blöden und gemeinen Hetzartikel wieder,>v:e sie in diesen Zeiten in vielen Zeitungen zu finden sind. Diesmal handelt es sich um einen Artikel der in London heraus- kommenden„Fmancial News". Unserem Parteiblalt unterläuft dgbei der Jrrium, daß eS dieses Blatt als eine„angesehene englische Finanz, eilschrift" bezeichnet. ES ist im Gegenteil cm eincSwegs angesehenes Jobberorgan und sein Herausgeber kein Vollblut- Engländer. DaS Parteiblatt tut also Unrecht'daran, diese Stimme als-irgrndwie charakteristisch für die Anschauungen des englische» Volkes anzuführen.