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Nr. 292.

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Berliner Volksblatt.

31. Jahrgang.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 25. Oftober 1914.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Mr. 151 90-151 97.

Ueberschreiten des Bjertanals. Bordringen bei Lille  .

Izösischen Generale" die Perseveranza", welche die

elbung bringt, daß bisher wenigftens 21 franzöfifche Generale Die innere Lage Die innere Lage Rußlands  .

Die Hauptquartiermeldung. Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. Ok- oder in Generalsstellungen befindliche Offiziere gefallen feien, darunter vier Divisionskommandeure: Bridour( nicht Eydour), Die Bremer Bürgerzeitung" veröffentlicht einen tober, vormittags.( W. T. B.) Die Kämpfe am fünfte Kavalleriedivision, Battisti, 37. Infanteriedivision, Artikel, der die Auffassung des Genossen Axelrod, eines Vier- Vpres- Kanalabschnitt sind außerordentlich weiter Linie, gefallen am 5. Dttober, ferner 17 Brigade. Wir geben in folgendem den Artikel mit einigen Menderungen Raffenel, Kolonialdivision, und Marcot, 81. Infanteriebivision der Mitgründer der russischen Sozialdemokratie wiedergibt. hartnäckig. Im Norden gelang es uns, mif er- generale oder Obersten in Brigadekommandeur- Stellungen. wieder. heblichen Kräften den Kanal zu überschreiten. Auch die Engländer hätten laut Daily Mail" mehrere Deftlich Ypres   und südwestlich Lille   drangen unsere Truppen in heftigen Kämpfen langsam weiter vor. Ostende   wurde gestern in völlig zweckloser Weise von englischen Schiffen be­schoffen.

Im Argonnenwald kamen unsere Truppen ebenfalls vorwärts; es wurden mehrere Ma­schinengewehre erbeutet und eine Anzahl Ge­fangener gemacht. Zwei französische   Flugzeuge wurden hier heruntergeschossen.

Nördlich Toul   bei Fliren lehnten die Fran­30sen eine von uns zur Bestattung ihrer in großer Zahl vor der Front liegenden Toten und zur Bergung ihrer Verwundeten angebotene Waffenruhe ab.

Westlich Auguftow erneuerten die Russen ihre Angriffe, die sämtlich abgeschlagen wurden.

Armeekorpstommandeure berloren.

Die russische Presse gelangt nur mit großer Verspätung ins Ausland. Die Arbeiterpresse ist unterdrückt. Die private Korrespondenz unterliegt der Zensur. Troßdemt fann man sich ein ungefähres Bild von dem, was in Rußland  

Die englischen Kriegsausgaben. borgeht, machen erklärte einleitend Genosse Axelrod. London  , 23. Oktober.  ( T.-U.) Die Kriegsausgaben. Natürlich handelt es sich bei dem, was man über den Krieg die während der ersten zehn Wochen der Feindseligkeiten sich und seine Folgen für die Sozialdemokratie sagen kann, nur burchschnittlich auf 5%, Millionen Bfund pro Boche stellten, um subjektive Urteile, die start forrigiert werden können, da ftiegen in der vergangenen Woche auf ungefähr 8%, Milli- die, die sie abgeben, die ganze Situation nicht überblicken. onen( 170 Millionen Mart). Man war in Anbetracht der großen Truppenvermehrung im Felde auf ein Anwachsen der Ausgaben vorbereitet. 19C

Gestlicher Kriegsschauplah.

Ueber die Kämpfe im Osten wird bem Berner Bund" anscheinend von einem Sachmann geschrieben:

Gefechte gemeldet. Ihre Offensive scheint für längere Zeit au­Von der oftpreußischen Front haben die Ruffen zulegt fleine fammengebrochen zu sein, und damit haben sich auch die Melbun­gen über die großen Erfolge, welche die Russen zwischen Niemen und Suwalki   ausgegeben haben, selbst auf das richtige Maß forri­giert. Uebereinstimmend melden jetzt deutsche Berichte, daß dort oftfibirische und faufafische Truppen gefochten haben, also die Testen frischen Kräfte erster Linie. Dazu sind flüchtig ausgebildete Refruten getreten, die bei Schirwindt nur in dichten Kolonnen vorzubringen waren und dabei furchtbar gelitten haben. Einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit haben auch Berichte, wonach japanische schwere Artillerie mit japanischer Bedienung bei Suwalfi eingegriffen habe.

Die Einschränkungen im Auge behaltend, kann man

wohl sagen: die Haltung sowohl der bürgerlichen Schichten als der breiten Volksmassen Rußlands   ist jezt ganz anders als im Jahre 1904 beim Ausbruch des russisch  - japanischen Arieges. Die befizenden Klaffen Rußlands   stehen rücksichtslos hinter der Regierung. Sie unterstüßen mit aller Kraft ihre Kriegführung und erwarten vom Siege die für sie besten Resultate. Sie behaupten, Rußland   sei angegriffen worden, Sie glauben ohne weiteres den Beteuerungen der

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sarischen Regierung: sie habe nur mobilisiert zum Zwecke

einer nachdrüdlichen Führung der diplomatischen Verhand Deutschland   unsere Mobilisation nicht nur mit der Mobili­lungen zum Schuge Serbiens  . Sie fragen: Warum hat fation, sondern sofort mit dem Kriege beantwortet. Sie be haupten, es handle sich hier um den Präventivkrieg( Vor­beugungskrieg) des deutschen   Imperialismus, der befürchtet, daß in zwei bis drei Jahren nach der Durchführung der drei­jährigen Dienstzeit in Frankreich   und der Militärreformen und Eisenbahnbauten in Rußland   die Situation für ihn weit ungünstiger sein würde als jetzt, wo sich diese beiden Länder Die französische   Darstellung. militärisch in einem Uebergangsstadium befinden. Natürlich ist nicht diese Auffassung die eigentliche Ursache der Haltung Baris, 24. Oftober. Amtlich wird gemeldet: Auf unserem der rusisschen besitzenden Klaffen; obwohl auf breite Schichten linken Flügel festen sehr bedeutende deutsche Kräfte, deren Gegen­des Kleinbürgertums und auch der unentwickelten Volks­wart bereits seit gestern gemeldet wurde, die heftigsten An­An der Hauptfront Warschau- Przemysl find größere Ergeb- maffen der Gedanke, es handle sich um einen Angriffskrieg griffe auf dem Gebiete zwischen dem Meere, dem Kanal und niffe, die sich zu einer abschließenden Handlung gruppieren, erst des deutschen   Imperialismus, denselben Einfluß ausübt, wie La Bassée   fort. Im ganzen wurde die Lage der Berbündeten im Laufe von Tagen und Wochen zu erwarten. Die Operationen in Deutschland   die Ueberzeugung, daß der Barismus das gehalten; wenn sie auch an einigen Stellen weichen der letzten Wochen find durch schwere Regengüsse, welche die kunst- deutsche Volt bedrohe. Die wirkliche Ursache der Kriegs­mußten, rädten sie an anderen vor. Der Feind zeigte lofen Straßen beinahe ungangbar gemacht haben, sehr verlang- begeisterung bei den russischen Junkern und Bourgeois ist ebenfalls eine sehr bedeutende Tätigkeit in dem Gebiete von Arras   famt worden. Mit unbegrenzten Geländeschwierigkeiten wird man das Gefühl, daß der Sieg Rußlands   nicht nur die Macht des und der Somme. Nördlich und südlich der Somme rückten wir vor, auch ferner zu rechnen haben. Hinter der deutschen   Front scheint Staates, sondern auch ihre eigene Macht erhöhen wird. Der namentlich im Gebiete von Rosières en Santerne. Im Gebiete von Bolen mit den Gouvernements Ralisch, Petrikau Adel und die Bureaukratie leben noch zu einem großen Teile Berbun und Bont- à- Mousson hatten wir einige Teilerfolge. und Kielce   in deutsche Verwaltung genommen wor- im Banne der alten reinen Machtpolitik, deren Ziel war, Auf der übrigen Front nichts Neues. Zusammenfassend scheint der Feind den zu sein. Besonders erwähnt wird in deutschen   Berichten die Rußlands   alte Stellung in Europa   zu festigen, seine Grenzen auf dem größten Teil der Front, namentlich zwischen der Nordsee   Beseßung von Lodz  . Der deutsche Vormarsch hat sich zum Teil auszubreiten. Das würde einem großen Teil der Bourgeoisie und der Dise eine neue Kraftanstrengung zu unternehmen, indem er auch der Eisenbahn bedient, indem die Schienen auf deutsche Spur- die Gelegenheit bieten, fich als Beamten der neu eroberten neue Formationen verwendet, die aus neu ausgebildeten Mannschaften, weite umgenagelt wurden. Es kommen allerdings nur zwei Linien, Gebiete in alter Weise zu bereichern, den seit 1907 stark ber­die teils sehr jung, teils ziemlich alt find, und deren Offiziere alten die parallellaufend von Tschenstochau auf Warschau   und von Ratto- welften Ruhm des Zarismus aufaufrischen, die Voltsmassen Truppenteilen entnommen sind, bestehen. wig über Kielce   und Radom auf Jwangorod führen, für den deut­ schen   Vormarsch in Betracht. Erst hinter der Weichsel   beginnt das große strategische Eisenbahnnez, das den Russen eine starke Ueber­legenheit für den Nachschub von Verstärkungen und Bedürfnissen sichert. Es handelt sich also für die Deutschen   darum, sich hier gegen jeden Rückschlag zu deden, da ein Rüdaug mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft wäre, und zwar mit noch größeren, als Der Patriotismus der russischen Bourgeoisie ist neuen fie die Desterreicher zwischen Bug und San zu bestehen hatten. Schlages; er hat einen modernen Charakter. Die Bourgeoisie Die Offensive der Oesterreicher mußte südöstlich von Przemysl   beherrscht nicht die Politik Rußlands  , ja sie hatte auf sie bisher bor   Sambor   auf erbitterten Widerstand stoßen, da hier nicht nur nur einen sehr geringen, wenigstens feinen direkten Einfluß. Der Bund  " schreibt zur ausgezeichnete taftische Stellungen waren, sondern die Russen auch Aber fie hofft durch die energische Unterstübung des Krieges Bern, 28. Oftober.( W. T. B.) Kriegslage: Auf der ganzen Linie von Nieuport bis nach la die Bebrohung ihrer linten Flante abwehren mußten, um nicht sich einen Anteil an der Herrschaft zu erobern, sich unentbehr­Bassée ist die bentiche Armee zur Offensive über umfaßt zu werden. Doch drängen die Desterreicher heute schon mit lich zu machen. Der Krieg wird nach dem Empfinden der gegangen; das ist das wesentliche Merkmal der strategischen Lage im nachgezogenem rechten Flügel erfolgreich nach. Sie haben zu diesem modernen russischen Bourgeoisie die Regierung vor Aufgaben Beſten und läßt den Schluß zu, daß sie ihren Aufmarsch vollendet Zwecke starke Kolonnen über die Karpathen in Bewegung gefeßt, stellen, denen sie allein, ohne Bourgeoisie, nicht gewachsen hat und sich start genug für einen Kampf mit offensivem Ziel fühlt. deren Wirkung sich flankierend fühlbar macht. Gelingt es ihnen, fein wird. Der Liberalismus redmet auf einen innerpoliti­Die Einnahme von Lille   war die vorbereitende strategische Handlung bis über die jumpfigen Quellflüsse des Dnjestr   vorzubringen, so schen Durchbruch in Rußland  , auf eine Regeneration dank zu der Schlacht bei Opern. Das Mißglüden der englisch  - französischen wird die Stellung der Russen unhaltbar. Während das Zentrum dem Kriege. Die Waffengemeinschaft mit England und Gegenoffensive gegen Lille   ist der zweite Trumpf im Spiele der dicht an Przemysl   vorbei über Thyrow   auf Stari- Sambor vorstiek, Frankreich  , den demokratischen Westmächten, bestärkt den Deutschen  . Gelingt es den Deutschen  , den feindlichen rechten Flügel überschritten zwei rechte Flügelfolonnen die Karpathenpäffe, die russischen Liberalismus in diesem Glauben. Dabei kommen bon la Bassée auf Béthune   und weiter zurückzudrehen, so wird dieser rechtsausholende gelangte kämpfend von Stole nach Synowało bei dem wirtschaftlich ausschlaggebenden Teil der Bourgeoisie auch von seiner ideellen Verbindung mit Arras   abgeschnitten und( Richtung Stryi), die linke über Turka nach Podbuz. Die Oester- noch andere Beweggründe in Betracht. gegen die Rüste gebrüdt. Es fragt sich alfo heute mehr denn je, ob reicher haben Bobbuz zwanzig Kilometer füdlich von Sambor   und Bourgeoisie könnte bei energischen inneren Reformen, ins­die Verbündeten in dem Raume von Düntirchen noch träftige zwanzig Kilometer südlich von Stari( alt-) Sambor gestürmt. besondere auf dem Gebiete der Agrarpolitik, noch viele Jahre Reserven stehen haben. Ob die Pferlinie selbst noch unerschüttert ist, Brzemysl liegt aljo bereits( halblinks) hinter der Front. Das sind ohne weitere Erpansion in Asien   noch auskommen. Durch ist nicht erkennbar, doch scheint das Vorgehen füblich der. Lys diefe, namhafte Erfolge. Auch hier verlieren die Ruffen viele Gefangene folche Reformen würde nämlich die Entwickelung des inneren wenn es nicht zum Stehen gebracht wird, von selbst unhaltbar zu und erleiden, wie auch bei Jwangorod, schwere Verluste. Das Marktes einen mächtigen Anstoß bekommen. Aber die machen. Da es sich um einen Bewegungskampf handelt, reifen die deutet darauf hin, daß sie ſtarten Ausfall an Offigieren gehabt inneren Reformen erfordern eine Niederringung des haben, denn der Ruffe bersagt rafcher als westeuropäische Heere, Barismus, ein Aufräumen mit all dem vorkapitalistischen Entscheidungen schneller. wenn die Chargen fehlen. Es ist anzunehmen, daß die gange russische   Linte mit der Zeit noch weiter zurüdgenommen und nörd lich umgebogen wird, ehe die rechte Flügelgruppe im Raume Jwan­

In Rusland stehen die Deutschen   noch an der Weichsel   mit Ausnahme der Linie Jwangorod- Rozeinice, die sie, von den Ruffen berfolgt, räumen mußten. Alle österreichischen Versuche, nördlich Jaroslaw den San zu überschreiten, wurden abgewiesen. In diesem Gebiet ergriffen bie Ruffen die Offensive.

Ein schweizerisches Urteil über die Kriegslage.

21 französische Generale gefallen. Bern  , 23. Oftober.( 2. Z. B.) Der Bund  " zitiert unter der Ueberschrift: Der Blutzoll der fran- gorob boll engagiert wird,

durch das Getöse der siegreichen Schlachten zu betören und vom Kampfe gegen den Barismus abzulenken. Auch die Hoffnung auf den kommenden Handelsvertrag mit Deutsch­ land  , in dem die russischen Grundbefizer bessere Bedingungen für den Lebensmittelerport nach Deutschland   erlangen wollen, stärkt die Kriegslust der Befißenden Rußlands  .

Die russische  

Blunder. Vor diesen Kämpfen schredt die Bourgeoisie Ruß­ lands   zurüd und darum marschiert sie mit dem Zarismus, darum strebt sie nach neuen Eroberungen im Osten und Süden. Der Sieg über Deutschland   soll die Hindernisse für