der defreiungsversuch persiens. Zu dem bereit» erwähnten Vertrag zwischen der Türkei und Persien macht die Petersburger„Retsch" nähere Mittei» lungen. Danach ist die Befugnis der englischen und russi- scheu Delegierten zur„Schlichtung" de? zwischen der Türkei und Pcrsicn schwebenden Grenzstreites aufgehoben. Persien hat sich prinzipiell bereit erklärt, einen Teil der Provinz U r m i a und Chol an die Türkei abzutreten. Als Gegenleistung entsendet die Türkei Offiziere und Unteroffiziere zur Reorganisa- tion der persischen Armee und stellt der persischen Regierung eine Anzahl Geschütze und Gewehre zur Verfügung. Dieser Schritt der persischen Regierung stellt eine bemerkens- werte Etappe auf dem Wege der Befreiung Persiens von der englisch -russischen Abhängigkeit dar. Nachdem die Forderung der persischen Regierung, die russischen Truppen aus Nordpersien zurückzuziehen, damit Persien bei einem Krieg zwischen Ruhland und der Türkei seine Neutralität wahren kann, von der russischen Regierung abschlägig bcschieden wurde» hat die persische Regierung den gordischen Knoten ihrer vielfachen Abhängigkeiten einfach in der Weise durchhauen, daß sie sich offen unter den Schutz der Türkei begeben hat. Denn dah der obenerwähnte Vertrag mit der Türkei diesen Zweck verfolgt» geht auö der ganzen Situation an der türkisch-persisch-russischen Grenze hervor. Die russische Regierung hat, nachdem sie in Nordpersien auch militärisch festen Fuh faßte, angeblich in„Wahrung der persischen Interessen" daS türkisch-persische Grenzgebiet am Urmia-See okkupiert, um einer- seits den leichter zugänglichen östlichen Teil des transkaukasischen Grenzgebietes zu schützen und andererseits den strategischen Schlüssel zu einem eventuellen Einmarsch in Türkisch-Armenien in die Hand zu bekommen. Ter nun zustande gekommene türkisch - persische Vertrag trägt in Anbetracht dieser Dachlage den Keim ernstester Konflikte zwischen der Türkei und Ruß- land in sich. Rußland ist als der am meisten interessierte Teil- nchmer des 1807 mit England eingeleiteten Teilungsgeschäfts, bei dem Persien das Beuteobjekt darstellte, durch den jetzt zustande gekommenen persisch-türkischen Vertrag in seiner Vorzugsstellung in Persien bedroht. Bon allen Reibungsflächen mit der Türkei ist diese zunächst für Rußland die wichtigste,, weil sie am unmittel- barsten empfunden wird. Nun würde ja Rußland dem Vorgehen der Türkei zu anderer Zeit kaum eine besondere Bedeutung bei- messen. Jetzt aber spürt eS hinter diesem Schritt einen von Deutsch . land unterstützten Schlag gegen seine Stellung in V o r d e r a s i e n. Als solcher gewinnt er für Rußland schon eine ernstere Bedeutung, weil er größere Kräfte nach der kaukasischen und turkestanischen Grenze ablenken muß. die Russen in persien . Kenfiantinopel» 2ö. Oktober.<W. T. B.) Wie persische Blätter melden, haben die R u s s e n die Stadt Saudschbulak südlich de? UrmiaseeS geräumt. Kavallerie, Infanterie und Artillerie ist nach Ruhland zurückgekehrt: eS blieben nur dreißig Kosaken zurück. Die persische Bevölkerung gab eine ungeheure Freude über den Ab- marsch der Russen kund, Die persischen Kanonen, die seit der Besetzung der Stadt durch die Russen vergraben waren, sind jetzt ausgegraben und in Stellung gebracht worden. Der durenaufsiaaö. Kapstadt , 27. Oktober. sMeldung des Reuterscheu Bureaus.) Oberst Marth ist geschlagen und per- wandet auf deutsches Gebiet geflüchtet. Rumänien tauft Munition. Frankfurt a. M., 27. Oktober. (W. T. B.) Die„Franks. Zeitung" meldet aus Konstantinopel , die rumänische Negierung hat eine Kommission nach Illinois zum An- kauf von vorläufig zwanzig Millionen Patronen für ihre Mannlichergewehre entsandt. der alte Kurs in Rußland . Wie au? S a r a t o w berichtet wird, wurde der frühere Abgeordnete der ersten Duma S. Sri»in bei seiner Ankunft au« dem Auslande in Odessa verhaftet und auf dem.Stappenwege' nach Saratow transportiert, um wegen»regierungsfeindlicher Propaganda' abgeurteilt zu werden. S. Arilin. der ai» einer der tüchtigsten Mitglieder der Arbeitergruppe" im ersten russischen Parlament seinerzeit große Popularität genoß, teilt also daS Schicksal aller derer, die beim Kriegsausbruch in der Erwartung einer.neuen Zeit"»ach der Heimat geeilt sind. Die Zarenregierung akzeptiert zwar freudig die moralische und materielle Unterstützung, die aus dem Lager der
Zreunöschaft für öle verwundeten. Von einem alten Parteigenosten gehen uns die nachfolgenden wohlgemeinten Anregungen zu:. Reichlich werden Liebesgaben gespendet. Freilich an einer Stelle überreich, während an einer anderen Stelle nur selten der Ausdruck der Teilnahme in Erscheinung tritt. Dem Soldaten im Felde kann mau nur die LisbeSgabc senden, ihm vielleicht noch ein freundliches Wort hinzufügen. Die Schwierigkeiten der Feldpost erschweren noch die Bildung ver Ueberzeugung, daß Liebes- gaben auch wirklich in die Hände besten kommen, für den sie be- stimmt find. Doch hoffen wir. daß sich diese Organisation immer mehr bestert, so daß diese Beziehungen regelmäßige und wirksame werden. Freilich, für den Parteigenossen im Felde im besonderen zu wirken. loaS uns naturgemäß sehr nahe liegen muß. ist sehr schwer. Die wichtigste Verbindung, die wir ihm schaffen können, ist die regelmäßige Zusendung des Partei- blatteS. Vielen Genosten hat auch sehr viele Freude gemacht. daß manche Zentralvorstände der Gewerkschaften den im Felde stehenden Genossen das Gewerkschaftsblatt regelmäßig übersenden. AlleS, was den Arbeitern, die unter überaus schwierigen Bodingun- gen leiden(W"» anders wie die Heimgebliebenen, die von unabwendbaren Gefahren umgeben find, alles, waS diesen Arbeitern sagt, daß man an sie zu Hause denkt und daß man da» Band nicht lockern lassen will, da» sie mit un» verbindet, all da» ist ihnen ein Trost und eine Stütze. Nicht nur von Frau und Kind, von Scknvefter und Mutter sollen sie erfahren, daß die Gedanken ihrer Lieben bei ihnen bleiben, sie sollen auch empfinden, daß die Partei und die Gewerkschaft niemanden vergessen will, der fern von ihnen weilt, daß sie die Treue denen halten, die nun nicht für ihre Klasse, sondern für ihr Volk mit aller Kraft und mit Einsatz ihres Lebens einstehen müssen. Wer im Felde ist, ist aber noch im Vollbesitz seiner Kraft, er hegt noch die Hoffnung, gesund und wirkungsfähig zu seiner Familie und feinen Genossen zurückzu- kehren, er ist noch immer mit mehr Sicherheit gewappnet, als der Verwundete, der in einem Lazarett liegt und vielleicht schwarz- seherisch in die Zukunft blickt. Der Sanitätsdienst macht«» begreiflicherweise nicht möglich, daß jeder Verwundete in feinen Heimatort oder in da» diesen! nächftgelegcnc Lazarett gebracht wird. Mancherlei Gründe führen dazu, daß Süddeuffckse an der Waterkant verpflegt werden, Ostpreuhen im Rheinland und Rheinländer in Schlesien , Olden- burger in Bayern und Mecklenburger in Baden. Bielfach halten die Verwundeten lange Transporte nicht aus oder man fürchtet
.Radikalen' kommt, fie unterläßt eS aber keinen Augenblick zu unterstreichen, daß der politische Kurs im Lande der alte geblieben ist. die Sozialüemokraten Polens imö der Krieg. Im Kohlenrevier Russisch-PolenS sind unsere polnischen Genossen eifrig tätig, um die Arbeiterorganisationen zu neuem Leben zu er- wecken. Die Sozialdemokratie Russisch-Polens und Litauens und die.Lewitza', d. h. der linke Flügel der polnischen sozialistischen Partei gehen dabei Hand in Hand. Zwar ist eine Verschmelzung der beiden Parteien noch nicht eingetreten, aber gemäß der Stellung- nähme der letzten Konferenz de» Internationalen Sozialistischen Bureaus ist man eifrig bemüht, auf der Grundlage der gemeinsamen Postulate des sozialdemokratischen Programm» zusammenzuwirken und im Kohlenrevier ist denn auch bereits eine gemeinsame Exekutive gebildet worden. Ihr ist auch das Erscheinen eines neuen Organs zu verdanken, das soeben in Bendzin erschienen ist, .Glos robotniczy" t.Arbeiterstimme'). vorläufig ist das periodische Erscheinen des Blattes noch in Frage gestellt, weil das von der Genehmigung der preußischen Militärbehörde in dem okku- pierten Gebiete abhängt. ES ist daher diese erste Nummer als Flug- blatt erschienen. Da» Bestreben unserer Genossen ist, wie wir au» dieser Druck« schrift ersehen, vor allem darauf gerichtet, die Interessen der Arbeiterschaft wahrzunehmen, die von den provisorisch entstandenen sogenannten„Bürgerkomitees" auf Schritt und Tritt verletzt werden. die belgischen Kammern. Brüssel , 27. Oktober. (W. T. B.) Die von der Berliner.Post " verbreitete Meldung, der Generalgouverneur in Belgien habe die beiden belgischen Kammern zu einer Tagung eingeladen, ist in das Reich der Fabel zu verweisen. Dem Versuch, die kürzlich« Anwesenheit des Reichskanzlers in Brüssel mit dieser Frage in Verbindung zu bringen, wird damit der Boden entzogen. Der Berichterstatter der.Post" scheint einem Irrtum zum Opfer gefallen zu sein, denn, wie verlautet, beabsichtigt die belgische Regierung die beiden belgischen Kammern, die alljährlich am zweiten Dienstag des Monats November zusammen- zutreten pflegen, nach L e H a v r e, dem jetzigen Sitz der belgischen Regierung, einzuberufen. Bei der Flucht aus Antwerpen sollen zahlreiche Deputier» und Senatoren dem Ministerium nach Frank- reich gefolgt sein. �orö Roberts über öie antideutschen Gerüchte. Im„Hibbert Journal" äußert Lord Roberts über die Lügen- berichte in der englischen Presse: „Darf ich meine Landsleute warnen vor der Manier, die Feinde zu beschimpfen? Hüten wir un» vor jener Methode, die Kipling während des Burenkrieges mit den Worten bezeichnete: „Krüger mit dem Munde besiegen." Sammeln wir lieber all unsere Energie, um unsere Feinde dadurch zu überwinden, daß eine ge- nügende Anzahl englischer Soldaten im offenen Kampf ihre Ueberlegenheit beweist. Wenn wir die Beschuldigungen gegen die deutschen Soldaten lesen, sollten wir uns der harten, völlig un- wahren Beschuldigung«» erinnern, die gegen unsere tapferen Sol- daten gerichtet wurden, als sie in Südafrika kämpften. Doch ob die Beschuldigungen nun wahr sind oder nicht: halten wir unsere eigenen Hände rein. Kämpfen wir gegen die Deuffchen so, daß wir ihre Sympathie und ihre Achtung verdienen.
Rustische öilöer. Der bekannte englische Schriftsteller Stephan Graham ver- ösfentlicht in den.Times" folgenden vom 30. September datierten Bericht: „Rußland ist jetzt anscheinend daran, sich selbst überlassen und vom übrigen Europa abgeschnitten zu werden. Libau , Riga und die übrigen Ostseehäfen sind für die Schiffahrt tot. Da! Schwarze Meer ist geschlossen und die Häfen von Odessa , Scbasto- pol, Novorossisk und Batum liegen ohne Leben da. Das nörd- liche Eismeer ist durch den Krieg beträchtlich belebter geworden. Archangel wurde ein großer Hafen, wo amerilanifche Boote, eng- lische Paffagierschiffe und eine große Anzahl Frachtschiffe Verkehren. Englische Schiffe sind den Ob bis TomSk hinaufgefahren. Aber auch das Eismeer wird bald geschlossen sein. Gegen Ende Oktober
von ihnen Schädigung. Der rasche Eisenbahnzug, der mir in be- stimmter Richtung möglich ist, das Bedürfnis, die Lazarette hinter den Kampflinien schnell frei zu erhalten, entscheiden, und nicht das seelische Bedürfnis der Verwundeten, nahe bei Frau und Kind im Zusammenhang mit seinen Freunden zu kommen, Trost zu finden und Nachricht zu erhalten über all das, was geschehen ist, seitdem der Krieg den nun Verwundeten und damals Vollkräftigen seinen Lieben entführt hat. Wir können sehr wohl die Notwendigkeiten begreifen» die den Verwundeten in eine kotz aller liebevollen Pflege völlig ftemde Um- gebung bringt. Aber wir wissen auch, daß dadurch nur zu reich- lich viele Enttäuschungen den Verwundeten bereitet werden. Es fehlt durchaus nicht bei den Truppentransporten der Wunsch, dieser begreiflichen Sehnsucht der Verletzten Rechnung zu tragen. Oft kann aber im letzten Augenblicke diesem Wunsche nicht Rechnung getragen werden. Es wird dem Verletzten, wenn er in den Eisen- bahnzug gehoben wird, in dem besten Glauben versichert, daß er in seinen Heimatsort geführt wird, und doch wird er Hunderte von Kilometern von diesem entfernt in ein anderes Lazarett gebracht. Seine Wunden erkagen dann eben nicht mehr eine weitere Reise ohne operativen Eingriff oder ohne sonstige gründliche Behandlung. Oft stehen auch den durchaus berechtigten Wünschen und Erwartun- gen höhere Interessen oder der Nutzen für eine größere Anzahl von Verwundeten im Wege, so daß der heiße Wunsch de! Einzelnen weichen mußte. So sind viele Zehntausende seit Ausbruch des Krieges mit ihren Wunden in Krankenhäuser gebracht worden, wo sie sich, ohne daß damit auch nur der leiseste Vorwurf gemacht werden soll, nicht so heimisch fühlen, al» das in einem Spital in ihrem gewohnten Aufenthaltsort oder in dessen Nähe gewesen wäre. Der Verwundete versteht oft schwer die Mundart der Wärter und der Pflegerinnen, er öffnet sein Herz nicht so leicht wie in der Heimat und die, die ihn aufsuchen, haben zwar sicherlich herzliche Teilnahme, aber sie vermögen sie doch nicht so zu äußern, wie die, die ihn von Jugend auf kannten, oder die mit ihm seit Jahren zusammenwirkten.— Vielfach sucht man diese wohl begreiflichen Mängel auszugleichen, oder doch wenigstens zu lindern, indem man weitliegende Beziehun- gen ausnützt, um dem Verwundeten Trost zuzusprechen, um ihn tapferer seine Schmerzen ertragen zu lassen, um ihm kleine Dienste zu erweisen, um ihn fröhlicher, zuversichtlicher zu machen� um eine Brücke zu schlagen zu der Welt,«n der er sich früher bewegte. Geist- liche aller Konfessionen, Bekannte der Freunde in der Heimat, Ge- schäftSfreunde und so manche anderen sehen in diesen Aufgaben eine sittliche Pflicht, der sie viel Zeit und Interesse opfern. Wir sollen für diese Fürsorge.Verständnis haben und
friert der Hafen von Archangel zu. Dan« wird kein europäischer Handel mit Rußland übrig bleiben als auf dem schwierigen Weg längs de» Finnischen Golf» und Schwedens . Im Beginn des De- zember friert indes auch der Finnische Golf zu und dann wird der russische Handel nur noch über Wladiwostok gehen.(? Wladi« wostok ist doch auch nicht eisfrei! D. Red.) Schon sind die Folgen der Blockade in Rußland merklich, Gewöhnlich führt Ruhland große Mengen Lebensmittel aus— Getreide. Butter, Zucker, Eier, Fleisch usw.— und infolge der Unmöglichkeit, dies jetzt zu tun, sind diese Artikel jetzt im Ueber- flutz vorhanden. Sobald der Krieg begann, konnte man in Sibirien eine Umwälzung im Butterhandel wahrnehmen. Die Butter kann nicht ausgeführt und nicht aufbewahrt werden. Sie mußte also an die Bewohner des Landes selbst um jeden Preis verkmift werden— die Bäuerinnen in Sibirien begannen selbst Butter zu gebrauchen. Wenn Nahrungsmittel billig— billiger als vor dem Krieg sind, sind andere Dinge teurer geworden. Tie Einfuhr von Fabri- katen hat so gut wie aufgehört und die Vorräte in den Geschäften werden immer geringer und immer teurer. Deutschland führte nach Rußland riesige Mengen HauShaltgüter und chemische Pro- tmkte aus. Fast alle medizinale Artikel kamen aus Deutschland und jetzt besteht ein großer Mangel an Drogerie- waren und Chemikalien. Selb st für die Ver- mundeten mangelt e» an Medizinen und die Pflege eine- armen Soldaten ist teurer als sie sein dürfte. Tinte ist im Preis gestiegen, Photographieartikel, Kleider, Wiener Schuhe kosten 50 v. H. mehr. Pariser Hüte und Kostüme verschwinden. Die russischen Frauen werden diesen Winter auf die neue Mode verzichten müssen. Wenn die reichen und Mittelklassen so den Druck de» Krieges fühlen, werden doch die armen, die nur Nahrung begehren, besser daran sein— vor allem, weil sie nicht wie früher Geld für Wodka und Bier ausgeben können. Es gibt keine Arbeitslosen(?), die Bettler sind fast verschwunden. Frauen Und Kinder arbeiten in den Fabriken in Tag- und Nachtschichten. Geld fließt wie Wasser(?) und im ganzen istS ein blühendes Leben.(!).... Es ist nicht uninteressant, zu sehen, wie die Kontrakte auf den zentralasiatischen und Altai -Bahnen erfüllt werden. Wie die russischen Blätter mitteilen, werden die österreichischen und beut- scheu Gefangenen zu dieser Arbeit verwendet. Eine Anzahl dieser Teutonen wird die Entbehrungen«ine» sibirischen Winters zu überstehen haben und die Plätze jener einnehmen, die jetzt kämpfen. ES ist erstaunlich. Beinahe alle wehrhaften Männer auS dem russischen und sibirischen Gebiet stehen nun an den Grenzen Deutschlands und Oesterreichs ."
politische Ueberslcht. ReichstagSersatzwahl in Heidelberg . Bei der Reichstagsersatzwahl im zwölften badischen Reichstagswahlkreise Heidelberg -Eberbach wurde der n a t i o- nalliberale Kandidat, Landgerichtsdirektor Dr. O b k i r ch e r, bei schwacher Beteiligung mit 4438 Stimmen gewählt. Bekanntlich hatten die anderen Parteien darauf verzichtet, Gegenkandidaten auf- zustellen. Bei der Wahl im Jahre 1912 hatte der nationalliberale Kandidat B e ck im ersten Wahlgang 12 139 Stimmen auf sich vereinigt» der Sozialdemokrat Pfeiffle erhielt 8142 und der ZentntmSkandidat 6836 Stimmen.
Für Kartoffel-Höchstpreife! Der Vorstand des Preußischen Städtetages hat sich, wie durch die Presse schon mitgeteilt worden ist. in seiner letzten Sitzung eingehend mit der F e st s e tz u n g von Kartoffel-Höch st preisen beschäftigt. Die daraufhin an den Bundesrat gerichtete, vom Oberbürgermeister von Berlin , Mermuth , unterzeichnete Eingabe des Vorstandes hat im wesentlichen folgenden Wortlaut: »Die in weiten Teilen Preußen» geforderten Kartoffelpreise sind so hoch und durch die Marktlage so völlig unbe« gründet, daß Abhilfe nur noch durch Festsetzung von Höchstpreisen geschaffen werden kann. Die städtische Be« völkerung wird durch die hohen Preise auf da» äußerste beunruhigt, weil ihr ein sachlicher Grund für die Höhe der Preise nicht bekannt ist und auch nicht be« zeichnet werden kann. Die Befugnis der Gemeinden, ihrerseits für ihr Weichbild Höchstpreise festzusetzen. genügt
wir sollen da», waS andere für die Verwundeten tun, würdigen und mit ihnen wetteifern. Die Arbeiterbewegung ist die größte Zusammenfassung des deutschen Volkes. Diese Arbeiterbewegung hat hier genau ebenso wie all die anderen, die wir hier angeführt haben, große und wichtige Aufgaben, vielleicht größere und wichtigere noch, als irgendeine andere Korporation im Deutschen Reich. Wir sind eben doch die Verketung der Armen, derer, die nicht so leicht von Ge- schäftSfteunden oder von Bekannten unserer Freunde aufgesucht werden können; vielen von ihnen ist auch der Zuspruch des Geistlichen nicht so erwünscht, wie denen, die den Znsammenhang mit der Kirche niemals unterbrochen haben.— So bleiben der Arbeiter- bewegung große Aufgaben im Interesse der vielen verwundeten Arbeiter. Es gibt in jedem Ort einige Genossen, die sich gerne der Aufgabe unterziehen würden, die Spitäler zu besuchen, den Ar- beitern Trost zu spenden, für sie einen Brief zu schreiben und in der entfernten Heimat für sie Erkundigungen einzuziehen, ihnen die Zusendung ihres gewohnten Parteiblattes zu vermitteln und die Zustellung ihres Gewerkschaftsorgans zu veranlassen. Das sind alle» Dinge, die nur Zeit und Liebe und gar kein Geld kosten. In jedem Ort könnten einige Frauen und Männer aus unseren Reihen diese Aufgaben übernehmen. Sie werden sehr viel innere Beftiedigung dabei finden, sie werden sich freuen, Kameraden aus der Bewegung zu nützen und aufzurichten und sie werden hoffen, daß ihren Freunden, oie verwundet in einer fernen Stadt liegen, von den Parteigenossen die gleiche Fürsorge und dieselbe Solidarität erwiesen wird. ES wird sicherlich für die Parteigenossen oft schwer sein, die in den Lazaretten liegenden, mit un» verknüpften Arbeiter heraus- zufinden. Ein gewisser Takt bei Feststellung der Zugehörigkeit der Verletzten zu unserer Partei wird erforderlich sein. Man wird bei Schwerverletzten, bei Nervösen, bei Zurückbaltenden nicht aufdringlich fragen dürfen, waS ja überhaupt nicht am Platze sein wird. Man wird sich auch damit zu bescheiden haben, daß viele Genossen im Lazarett liegen werden, bei denen es uns nicht gelingen wirb, ihren Zusammenhang mit un» festzustellen. Wir werden also vielen nicht nützen können, denen wir gern ein fteunWicheS Wort sagen möchten; aber wir wollen un« trotzdem fteudig der Arbeit widmen, weil wir jedem Verletzten gegenüber, dem wir al» Partei- genossen Nutzen schaffen können, eine wichtige Menschen», Freunde»- und Parteipflicht erfüllen. Der innige Zusammenhang aller, die die Arbeiterbewegung vor dem Kriege verbunden hat, soll auch während und nach dem Kriege in keiner Weise gelockert werden. Jeder kann da nach seinen Kräften mithelfen.