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Nr. 298.- 31. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin"

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Moritzplatz , Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 31. Oftober 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.

Die Türkei gegen Rußland . Deutsche Erfolge im Nordwesten.

iſt ein Urteil gegenwärtig ſchwer möglich. Bekannt

Beschießung von Theodosia. Der Bericht der deutschen Heeresleitung ist nur, daß seit dem Balkankrieg an der Heorganiſation von

Petersburg , 29. Oktober. Die Petersburger Telegraphen­

Amtlich. Großes Hauptquartier, 30. Ok- Armee und Flotte eifrig gearbeitet worden ist. Als Angriffs. Schwarzen Meer, wo durch die ersten Taten der türkischen gebiete kommen zunächst die russischen Küstengebiete am Flotte der Kampf bereits eröffnet ist, dann das kaukasische Ge­biet Rußlands und Aegypten in Betracht.

Agentur meldet: Zwischen 9% and 10% Uhr vormittags hat fober, vormittags.( W. T. B.) Unsere Angriffe ein türkischer Kreuzer mit drei Schornsteinen in Theodosia den Bahnhof und die Stadt beschoffen und die südlich Nieuport und öfflich Ypres wurden Kathedrale, die griechische Kirche, die Speicher am Hafen und erfolgreich fortgesetzt. Acht Maschinengewehre die Mole beschädigt. Ein Soldat wurde verwundet. Die Filiale der Russischen Bank für auswärtigen Handel geriet wurden erbeutet und 200 Engländer zu Ge­in Brand. Um 10% Uhr dampfte der Kreuzer nach Süd­fangenen gemacht. westen ab.

"

Ju Noworossijsk ist der türkische Kreuzer Im Argonnerwald nahmen unsere Truppen Hamadie" angekommen und hat die Stadt aufgefordert, sich zu ergeben und das Staatseigentum auszuliefern, mit der mehrere Blockhäuser und Stützpunkte. Nord­Drohung, im Falle der Ablehnung die Stadt zu bombardieren. westlich Verdun griffen die Franzosen ohne Er­Der türkische Konsul und seine Beamten wurden verhaftet. Der Kreuzer ist wieder abgefahren. folg an.

Ein Kampf im Schwarzen Meer. Auf der türkischen Botschaft ist folgendes amtidjes Zele­gramm eingetroffen:

Rußland und die Türkei .

Mit dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Rußland und der Türkei hat der Weltkrieg ein neues ungeheures Ge biet erfaßt und Probleme von unübersehbarer Tragweite auf­gerollt. Nicht nur die Länder im Becken des Schwarzen Meeres , nicht nur Kleinasien , Armenien und Syrien sind nun­mehr in den Krieg hineingezogen, auch Arabien und Aegypten werden zu Schaupläßen friegerischer Ereignisse, die gegen die Verbündeten Rußlands , England und Frankreich , gerichtet die Möglichkeit friegerischer Verwidelungen auf der Balkan­ halbinsel , dessen Staaten von einem Neß sich gegenseitig durch freuzender Einflüsse und Interessen umwoben sind. Nach­ist, droht diese Flamme auch auf den bisher vom Kriege ver­dem nun auch ganz Vorderasien vom Kriegsfeuer erfaßt worden schonten Südosten Europas überzugreifen.

Im übrigen ist im Westen und ebenso auf dem öfflichen Kriegsschauplatz die Lage unver- sein werden. Und hinter diesen Perspektiven erhebt sich noch ändert.

Russische Schiffe versuchten die Ausfahrt der türkischen Flotte aus dem Bosporus in das Schwarze Meer zu verreichs eröffnet auch der Türkei Aussicht auf eine Wiedergeburt, hindern. Die türkischen Schiffe eröffneten das wie er Deutschland die einflußreichste Stellung in Kleinasien Feuer und vernichteten ein russisches Tor- sichert.

pedoboot und ein Kanonenboot. Hierbei wurden achtzig Gefangene gemacht."

Eine offizielle Kriegserklärung ist nicht erfolgt.

Am wesentlichsten ist es zunächst, die Ursachen und tret­Von großem Interesse wird die Rückwirkung des Ein- benden Kräfte des türkisch - russischen Krieges zu untersuchen. greifens der Türkei auf die übrigen Balkanstaaten sein. Ein Seit 1878 hat Rußland feinen Krieg mit der Türkei geführt, Opfer des letzten Balkankrieges war auch Bulgarien . Es aber all die vorhergehenden Jahrhunderte waren ausgefüllt ist bisher neutral geblieben; ob es aus dieser Neutralität her- mit blutigen Kriegen gegen die Türkei , die ehemals die stärkste austreten wird, hängt wohl vor allem von der Stellungnahme Macht im Südosten Europas und im Becken des Schwarzen Griechenlands , das jetzt selbst in Südalbanien engagiert ist, Meeres gewesen ist. Die Türkei war der Erbfeind" Ruß­und Rumäniens ab. Jedenfalls erscheinen aber durch die Be- lands, und im Stampf gegen die Ungläubigen" erſtarkte der teiligung der Türkei die Balkanprobleme in all ihrer Kom- Baren, das, aus allen möglichen europäischen und asiatischen pliziertheit aufs neue aufgerollt. Provinzen zusammengestohlen, durch die Erwerbung der ehe­mals türkischen Provinzen den Zugang zum Schwarzen Meere erzwang und auf dem unbezwingbaren Felsrüden des Kau­fajus feste Grenzwälle gegen die asiatischen Nachbarn auf­türmte. Auch der sogenannte Befreiungsfrieg" von 1877/78 war ein Glied in dieser Kette der russischen Eroberungskriege, die den Traum verwirklichen sollten, Konstantinopel und die Dardanellen und damit den freien Ausgang zum Mittel­ländischen Meer Rußland in die Hand zu geben.

Deren

An dem osteuropäischen Problem hat sich der Weltkrieg entzündet, und seitdem im Balkankrieg sich die slawischen Nationen gegen die Türkei unter dem Schuße Rußlands er­hoben hatten, war hier wiederholt auf die drohende Gefahr hingewiesen worden. Der Kampf der kleinen slawischen Entscheidend für die Beurteilung der Bedeutung des Nationen gegen die türkische Herrschaft war stets von Ruß- türkischen Vorgehens wird schließlich die Rückwirkung land begünstigt worden, um dadurch seine Machtstellung auf sein, die die Stellungnahme des Kalifats auf die übrigen dem Balkan zu stärken. Nach dem Siege der Balfanstaaten Teile der islamitischen Welt haben wird. Man kann suchte Rußland deren Drang nach nationaler Vereinigung erwarten, daß vor allem die Unabhängigkeitsbewegung in die Spitze gegen Desterreich- Ungarn zu geben, den Serben Persien und Aegypten eine Stärkung erfahren wird. und Montenegrinern die Eroberung der südslawischen Ge- Ausdehnung wird für die Bindung russischer und englischer biete der Habsburgischen Monarchie in lockende Aussicht zu Streitkräfte entscheidend sein. Das Ergebnis des Krieges war anders, als Rußland es stellen und so Desterreich gegenüber dieselbe Politik der Ueber die Stärke der türkischen Militär- fich gedacht hatte trotzdem es im Kriege Sieger geblieben nationalen Zerrüttung und Sprengung von innen heraus zu treiben, die es mit solch großem Erfolg ein Jahr­hundert lang gegenüber der Türkei getrieben hatte. Als Desterreich sich zur Wehr setzte und Serbien zur Ruhe zwingen wollte, hat Rußland sich auf die Seite Serbiens gestellt. Der Krieg war entfesselt, der das durch Gegensätze und Fragen ganz anderer Art gespaltene übrige Europa in seinen Wirbel 80g.

Jett kehrt der Krieg wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück, rollt noch einmal den alten und unversöhnlichen tür­tisch- russischen Gegensatz auf und stellt der Türkei wohl zum lettenmal die Schicksalsfrage. Auf deutscher Seite meldet die Türkei die Revision ihres Prozesses vor dem Welt­gericht an.

Auf deutscher Seite: Denn seit Jahren schon hatte die deutsche Weltpolitik die Türkei in ihrem Kampfe gegen Ruß­ land auf der einen, gegen Frankreich und England auf der anderen Seite zu stüßen gesucht. Durch den Bau der Bagdad­ bahn schuf sich Deutschland nicht nur eine Grundlage für eine wirtschaftliche Einflußnahme in Kleinasien , es suchte damit die Türkei zugleich ökonomisch und militärisch zu stärken. Nament­lich sah sich England durch diesen Bahnbau, den es immer wieder zu hindern suchte ,, in seiner Stellung in Aegypten und am Persischen Golf bedroht, und diese türkische Politik Deutschlands war es ja auch nicht zum wenigsten, die die steigende Gegnerschaft Englands hervorrief. Die Niederlage der Türkei im Balkankrieg schien auch eine Niederlage dieser Politik. An ihre Stelle trat der Versuch einer Verständigung mit England über eine Abgrenzung der Interessensphären in Kleinafien. Der Ausbruch des Krieges machte dem ein Ende und die Türkei geht jetzt als Bundesgenosse gegen die Gegner Deutschlands ins Feld. Der Sieg Deutschlands und Dester­

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ESCHWARZES MEER

Der Schauplatz der türkischen Flottenaktion.

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