sitzungen in Ckina haben die Ausweisung aller deutschen und ö st erreichisch-un garischen Unter- tanen aus dem britischen Gebiet verfügt, mit Ausnahme der- jenigen, die im wehrpflichtigen Alter stehen. Diese sollen ver- haftet werden. Die Verfügung wird am 1. November rechts- kräftig. Eine merkwürüige Sesorgnis. London , 30. Oktober. (W. T. B.) Die„Times* meldet aus Toronto : An der kanadischen Grenze besteht die Besorg- nis, daß Einfälle der in den Vereinigten Staaten lebenden Deutschen und Oe st erreicher versucht werden Im Fort Erie wurde eine Bürgerwehr gebildet, um solchen Einfällen zu begegnen, die man besonders deswegen befürchtet, weil das jenseits der Grenze gelegene Buffalo über 200 000 deutsche Einwohner hat. Eine neue Verordnung gestattet nur solchen Personen freien Zutritt über die Grenze, die seit 10 Jahren amerikanisches Bürger- recht besitzen. Man will hierdurch ausländische Arbeiter fernhalten. Da Deutschen und Oe st erreichern Beschäftigung verweigert wird und diese das Land nicht Verlasien dürfen, wird die Regierung vermutlich Konzentrationslager einrichten, «m notleidende Untertanen feindlicher Staaten nebst ihren Familien zu unterhalten. Vieöer ein Märchen von aus- gestochenen /lugen. Vor kurzem ging uns folgender Brief eines angesehenen Berliner Herrn zu: Ich las dieser Tage mit großem Interesse im„Vorwärts* die Mitteilung, daß sich die verschiedentlichen Nachrichten über deutsche Verwundete, denen die Augen ausgestochen seien, bei Ihren Nach- forschungen bisher sämtlich als unbegründet erwiesen hätten. Mir ist unlängst von einem hiesigen Herrn nun die ganz bestimmte Angabe gemacht worden, daß im Heiligen- Gei st- Hospitale in Frankfurt am Main ein deutscher Verwundeter läge, dem die Augen ausge stachen und dafür ein paar Uniform knöpfe in die Augenhöhlen eingepreßt seien! Und auf gelegentliche Frage einer das Hospital besuchenden hohen Frau— ich glaube, der Kaiserin selbst— ob sie ihm etwas besonders LicbcS schichen könne, habe er nur einen Revolver verlangt, um sich zu erschießen. Dieser Mann soll im gleichen Krankensaal gelegen haben, wie der Bruder meines Gewährsmannes: ein im Oberarm verwundeter Vizefeld- webel Rect. Vielleicht könnten Sie durch Ihre Berbinhzrngen auch diesem Fall einmal nachgehen. Wir wandten uns darauf sofort an die Verwaltung des Heiligen-Geist-Hospitals in Frankfurt a. M. mit der Bitte um Aufklärung. Darauf ging uns vom Senior des Pflegeamtes deS Hospitals zum Heiligen Geist folgende Antwort zu: „Auf Ihre Anfrage vom 26. d. M. erwidern wir, daß in nnserem Hospital lein deutscher Verwundeter liegt noch lag, dem die Augeu ausgestochen und dafür Uniformknöpfe in die Augen- höhle» eingepreßt wurden. Wieder einmal zeigt sich hier, wie leicht Greuelgeschichten entstehen, ohne daß etwas dahinter steckt, und mit welcher Sicherheit sie weiter gegeben werden. Möge man doch endlich lernen, mit dem allergrößtenMißtrauen derartigen Erzählungen zu begegnen, auch wenn sie noch so sehr der- bürgt erscheinen, bis eine amtliche, zweifelsfreic Bestätigung da ist.'__
Kriegsbekanntmachungen. Die Feldpost. Amtlich. Berlin , 31. Oktober. (W. T. B.) Nach wie vor sind Zählreiche Feldpoftsen düngen unrichtig und u n d eu t- l i ch adressiert und mangelhaft verpackt. Ihre Menge, die bis Ende September täglich gegen S0 000 betrug, ist seitdem nur unmerklich zurückgegangen. Der Postbetrieb wird dadurch dauernd oufs schwerste beeinträchtigt, nicht minder leiden darunter die Interessen deS Publikums und unserer Krieger. Wenn noch jetzt Klagen laut werden, daß Feldpostbriefe Heeresangehörige dauernd nichr erreichen, ist dies in der Regel nur daraus zurückzuführen, daß die angewandten Feldadressen unrichtig waren. Hierin Wandel zu schaffen, ist vor allem Sache der Heeresangehörigen selbst. Die Militärverwaltung hat deshalb schon wiederholt die Truppen durch ihre Borgesetzten auf die Notwendigkeit hinweisen lassen, nur rich- tige Feldadressen nach Hause mitzuteilen. Die Postbehörde unterstützt ihrerseits das Publikum gern insoweit, als in den Fällen, wo die angewandte Feldadresse augenscheinlich unrichtig war, die Feldadresse postseitig auf Wunsch nachgeprüft wird. Derartige An- träge sind an die nächste Postsammelstelle oder Lber-Postdirektion zu richten. NeuerdingS bat sich auch die private Hilfsbereitschaft, wenn auch vorläufig noch vereinzelt, der�Angelegenheit angenommen und versucht, durch Einrichtung von Schreibstuben dem mit den VersendungSbcdin�unge» weniger vertrauten Publikum Be- lehrung und Hilfe zuteil Iverden zu lassen. Da das Reichspostamt der Ansicht ist, daß diese Bestrebungen amtlicher Unterstützung be- dürfen, sind die Oberpostdirektionen veranlaßt worden, sie zu för- der» und Postbemnte, auch solche im Ruhestände, anzuregen, ihre Sachkunde in den Dienst dieser Schreibstuben zu stellen. Die Wollzüge. Berlin , 3t. Okiober. lW. T. 23.) Dem ÄriegSauSschuß für warme Unterkleidung ist es durch Zusammenwirken mit den mili- täuschen Behörden gelungen, die bisher abgelassenen s e ch S W o l l- z ü g c. von denen jeder einen Wert von ungefähr zwei M i l l i o- » e n Mark darstellte, sehr rasch an die Front zu bringen und die Verteilung der mitgebrachten Spenden an die von den maßgebenden militärischen Stellen bestimmten Truppenteile zu bewirken. Auf Grund der dabei gemachten Erfahrungen wird auch bereits eine Organisation eingeleitet, durch welche die bei den Truppen ver- brauchten wollenen Kleider, Strümpfe usw. wieder nach Berlin zurückgebracht und durch entsvrcchcndc Bearbeitung für weitere Ver- Wendung tauglich gemacht werden. Spenden für den Wollaus- schütz. Strickwolle, gebrauchte wollene Unterkleider, Geld u. u. wer- den in den Stunden von 9 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags im Reichstag, Portal 2. entgegengenommen und alsbald zum Besten der Truppen weiter verwendet. Verkaufsverbot für Radreifen. Amtlich. Berlin , 31. Oktober. (W. T. B.) Der Berkauf von Reifen an Private ist verboten, außer zur Bereifung der für die Heeresverwaltung bestimmten neuen Kraftfahrzeuge. Private, welche Reifen zu kaufen wünschen, baben sich an die Be- reifungsstelle lSchöneberg, Fiskalische Straße, Alte Kaserne) zu wenden, die im Einverständnis mit der Verkcbrsabteilung des Kriegsministeriums entscheiden wird, ob und in welchem Maße der Privalbedarf auZ wieder instand gesetzten oder zurückgesetzten Reifen befriedigt werden kann.
politische Ueberslcht. Die„Vergeltung". Nach einer Meldung deS Wolfffchen Bureaus hatte der„DreS- dener Anzeiger* an den Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. I a g o w ein Telegramm gesandt wegen derBehandlungder Deutschen in England. Darauf ist heute abend folgende Antwort eingegangen: „Auf Ihr gestriges Telegramm hin ist der a m e r i k a n i s ch e Botschafter in London veranlaßt worden„ sich persönlich über die Behandlung der deutschen Gefangenen in England Aus- k l ä r u n g zu verschaffen und, soweit die Klagen berechtigt sind, mit größtem Nachdrucke auf sofortige Abhilfe zu bestehen. Ein soeben eingegangener Bericht der amerikanischen Botschaft über die Besichtigung mehrerer englischer Gefangenenlager lautet b e- friedig end. Vergeltungsmaßnahmen wegen der Gefangenhaltung Deutscher in England werden, falls die englische Regierung der Aufforderung zur Freilassung nicht unverzüglich nachkommt, alsbald ausgeführt werden." Das Telegramm des Staatssekretärs läßt erfreulicherweise die Hoffnung, daß die deutschen Behörden davon absehen, unge- wöhnliche, von dem bisherigen Verhalten abweichende Maßnahmen gegen die in Deutschland lebenden Ausländer zu ergreifen, zumal nachdem sich noch verschiedene Vereinigungen von Engländern in deutschen Städten in Briefen und Telegrammen an die englischen Behörden gewandt haben, um für eine bessere Behandlung der Deut- scheu in England zu wirken, und ein volles Entgegenkommen der englischen Regierung nicht unwahrscheinlich ist. Die wenigstens zunächst noch abwartende und für genaue Untersuchungen besorgte Haltung der deutschen Regierung ist jeden. falls sympathischer als das Gebaren mancher Blätter, die sich gar nicht genug darin tun können, in der Vorstellung schärfster Ver- geltungsmaßnahmen zu schwelgen.„Es brauchen wichtigste Kriegs- angelegenheiten ja nicht so methodisch wie Friedenssachen«ingeleitet zu werden," schreibt ein gewisser Otto Eichler in der Wochenbeilage der„Berliner Neuesten Nachrichten" und meint:„Es gehört zu den notwendigen Eigenschaften einer großen Nation, hart zu sein, hassen und vergelten zu können."— In Dresden hat man nach einem Telegramm sogar schon Listen ausgelegt, in denen zur Unter- schrrft für die Forderung an die Reichsregierung aufgefordert wird, alle noch in Deutschland befindlichen zivilen Engländer und Russen zu verhaften, bis die Deutschen in England und Rußland würdig behandelt werden.
Preisfestsetzung für Zucker. Wolffs Bureau meldet: In der Sonnabendsitzung des Bundesrats wurde eine Verordnung über die Regelung des Verkehrs mit Zucker diesjähriger Ernte ange- nommen. Hauptziel der Verordnung ist, die deutschen Zucker- bestände dem heimischen Verbrauche zu erhalten. Bei dieser Beschränkung der Ausfuhr ist eine gesetzliche Regelung der gesamten Zuckerindustric unerläßlich. Diese soll in der Weise erfolgen, daß zunächst 23 Proz. der Pro- duktion in den freien Verkehr abgelassen werden.— Als Grundpreis a b Majjdeburg ist für Rohzucker 9,30 M. für Lieferung bis 31. Dezember 1914 angenommen, für spätere Lieferung erhöht sich der Preis um 9,15 M. bis höchstens 10,23 M. Der Verbrauchzuckerpreis ist mit 10 M. mehr angesetzt. Die bestehenden Verträge über Roh- und Verbrauchszucker bleiben unberührt, sind also zu erfüllen. Ausgenommen sind allein die Kaufverträge über Rohzucker neuer Ernte, soweit sie nach dem 31. Oktober zu erfüllen sind. Diese werden so angesehen, als ob ein Vertrags- teil gemäß eines ihm zustehenden Rechtes zurückgetreten ist. Die Verordnung tritt sofort in Kraft. � Wir haben unseren Standpunkt schon früher präzisiert. Die festgesetzten Preise scheinen uns nicht ausreichend, um eine Konsumsteigerung herbeizuführen.
Höchstpreise für Kartoffeln. Für den Regierungsbezirk C o b l e n z sind jetzt Höchstpreise für Kartoffeln festgesetzt worden. Sie betragen für Speise- kartoffeln beim Einkauf vom Produzenten für den Zentner 3 M., im Zwischenhandel 3,30 M. Für besonders edle Sorten können auf Antrag Ausnahmen zugelassen werden. Man muß nur hoffen und fordern, daß andere Gemein- den schleunigst dem Beispiel von Coblenz folgen. Die Preise sind unerträglich hoch, und es ist eine soziale Pflicht der kommunalen Körperschaften, die klaffenden Lücken so bald wie möglich auszufüllen, die durch die Bundcsratsbcschlüsse über Höchst- preise noch geblieben sind.
Kriegstagung des sächsischen Landtags. Die sächsische Regierung beschästigt sich mit den Vorbereitungen zur Einberufung einer außerordentlichen kurzen Tagung deS Landtags, die im Januar stattfinden soll und sich aus- schließlick mit der Bewilligung weiterer Mittel zur KriegShilfe be- schäftigen wird._ Proteste gegen militärische Warnungen. Der Gouverneur von Metz wie der stellvertretende komman- dierende General des 7.(westfälischen) Armeekorps hatten bekannt- lich Erlasse veröffentlicht, in denen sie sich gegen ungerecht- fertigte Abzüge von den Gehältern der Angestellten aussprachen. Damit haben sie aber den lebhaften Unwillen der Unternehmer erregt, und die Handelskammern in Bonn , Elberfeld , Essen und Hagen i. W. sowie der Verein der Industriellen im Regierungs- bezirk Köln haben bereits derartige„verallgemeinernde" War« nungcn für ungerechtfertigt erklärt, obgleich gerade im Rheinland und Westfalen die Beschäftigung durch große Kriegs- auftrüge im allgemeinen gut, die Kürzung der Löhne und Gehälter aber gar nicht selten ist. Die Elberfclder Handelskammer geht freilich soweit, zu behaupten, daß die Militärlieferungen„vielfach keinen oder nur geringen Nutzen" abwürfen? Sie meint weiter, die Verwarnung der militärischen Stellen werde letzten Endes das Gegenteil dessen hervorrufen, was sie bezwecke, nämlich nur Ver- b i t t e r u n g bei den Unternehmern erwecken, die ihr Personal trotz gewinnloscn oder gar verlustbringenden Betriebs weiter beschäftigen und damit große Opfer auf sich nehmen.„Diese wer- den dann womöglcch dazu übergehen, einen Teil ihrer Angestellten ganz zu entlassen, insbesondere diejenigen, für die jetzt eigentlich keine Beschäftigung vorhanden ist." In breiten Kreisen des Volkes werden durch diese Unternehmer- drohungen die Sympathien für die Militärlieferanten sicher nicht erhöht werden. Polizei und Gewerkschaften. In Posen war der Zweigverein des Bauarbeiter- Verbandes zu einer selbständigen Organisation gestempelt war- den. Auf eine Anfrage, ob die Polizei immer noch daran festhalte und die Zlngabe aller Veränderungen im Vorstände usw. verlange, erhielt die Ortsverwaltung jetzt folgenden Bescheid des Polizeipräsidenten:
Ich will bis auf weitere? davon absehen, daß die Verinde- rungen im Vorstande deS Zweigvereins Posen des Deutschen Bauarbciter-Verbandes hierher angezeigt werden. v. d. Knesebeck . Etwas eigentümlich mutet hier der Ausdruck„bis auf weite- res" an._ Einquartierungssche«. In der württembergischen Militärstadt Ludwigsburg scheint die patriotische Opferwilligkeit des BürgerwmS nicht sehr groß zu sein, da die Stadtverwaltung bei der Unterbringung der Soldaten in Bürgerquartieren auf den heftigsten Widerstand stößt. Der Oberbürgermeister sieht sich veranlaßt, den Anhängern der passiven Resistenz in einer amtlichen Bekanntmachung wie folgt zu drohen:„Die Abweisung der vom Ouartieramt zugewiesenen Mannschaften, die bedauerlicherweise bei einem Teil der Ein- Wohnerschaft zur Regel wird, ist durchaus unstatthaft. Im Weigerungsfalle werden nunmehr die schärfsten Zwangsmaßregeln angewandt werden.(Aufbrechen der Wohnung, gewaltsame Besitz- ergreifung von den notwendigen Gelassen.) OrtSabwesenheit ent- bindet nicht von der Ouartierpflicht." Und da? Amtsblatt fügt voller Schmerz über die Schädigung des guten Rufs der Stadt Ludwigsburg noch hinzu, daß die Abw�sung von Leuten geschehe. „von denen man es nicht glauben sollte.
Die kommende Tagung des Reichstags. Uns wird geschrieben: Der Reichstag ist bis zum 24. November vertagt, er wird aber vennutlich erst einige Tage später zusammentreten. Die Ver- waltung des Reichstag? hat angeordnet, daß das Gebäude bis zum 10. November von den Körperschaften geräumt sein mutz, die sich jetzt im Reichstag niedergelassen haben. Diese Verfügung wird von einer Korrespondenz als eine Härte und unnütze Kraft- Verschwendung bezeichnet, weil das Parlament doch nur wenige Tage beisammen sei. In Wirklichkeit liegen die Dinge so, daß der Reichstag unter den jetzigen Umständen im ReichStagSgebäude gar nicht tagen könne. Alle Räume sind besetzt, die Sitzungssäle der Kommissionen, Lese- und Schreibsaal, ein Teil der Arbeits- zimmer, die Wandelhalle, ja sogar die Wandelgänge Allerdings meint das„Berliner Tageblatt": „Schlimmstenfalls ist das Reichstagsgebäude nicht die einzige Behausung in Berlin , wo eine parlamentarische Körperschaft zu einer ein- oder zweitägigen Sitzung zusammentreten könnte." Zunächst steht noch keineswegs fest, daß die Sitzungen nur zwei Tage dauern werden, wir bezweifeln das ganz entschieden. Soll aber der Reichstag etwa die Gastsreundlichkeit des preußischen Landtags in Anspruch nehmen? DaS so prächtig zentral gelegene preußische Herenhaus steht vollkommen leer. Die Uebcrsiedelung der jetzt im Reichstag tätigen Körperschaften wäre aber vielleicht angemessener; sie bietet nicht die geringsten Schwierigkeiten. Die Arbeit der Vereine würde keine Unterbrechung zu erleiden brauchen, und die seit Wochen aufs angestrengteste arbeitenden Diener und Beamten des Reichstags erhielten eine Ablösung, die ihnen sehr zu gönnen ist._ Amtliches Ergebnis der Reichstagsersatzwahl in Heidelberg . Nach dem amtlichen Wohlergebnis der am 27. Oktober im 12. Badischen Wahlkreis Heidelberg- Eberbach- Mosbach vorgenomme- nen Reichstagsersatzwahl wurden bei 28 305 Wahlberech- tigten 4555 gültige Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Land- gerichlsdirektor Dr. O b k i r ch e r- Karlsruhe(natl.) 4345 Stimmen. Zehn Stimmen waren zersplittert. Was der Zwischenhandel einsteckt. In Ostpreußen bieten gegenwärtig die Viehhändler den Be- sitzern von Schweinen für den Zentner Lebendgewicht 30— 35 M. Nur für sehr gute Ware werden 40 M. gezahlt. Dabei kostet in Königsberg das Pfund Schweinefleisch 35— 90 Pf. Viele Besitzer müssen Schweine und Vieh überhaupt jetzt abstoßen, daher können die Händler die Preise diktieren. Was die Händler jetzt bieten, dafür nur folgendes Beispiel: Auf dem Gut Schmidtkeim, dessen Besitzer im Felde steht, bot ein Händler für fünf Bullen 1200 M.; er erhöhte schließlich sein An- gebot auf 1400 M. Einige. Tage später gab ein anderer Händler ein Gebot von 1700 M. ab und bald darauf wurden die Bullen zum größten Teil nach Gewicht verkauft und es wurde eine Summe von 2225 M. erzielt. Wäre, das erste Angebot des ersten Händlers angenommen worden, so hätte sich der Händler bei diesem Ankauf die Summe von 1000 M. als Extraverdienst in die Tasche gestecki, In vielen Fällen gelingt es, die Notlage der Besitzer auszunutzen. Die Sozialdemokratie fordert schon seit vielen Jahren die kom- munale Fleischversorgung, bei der es möglich ist, den Zwischen- Handel auszuschalten und den Konsumenten vor dem Wucher des Händlers zu schützen._ Pensionienmg deS Oberbürgermeisters von Jnsterburg. Der Oberbürgermeister von Jnsterburg Dr. Kirchhofs tritt in den Ruhestand. Die Jnsterburger Stadiverordnetenversammlung ist ohne weiteres dem Magistralsbeschluß beigetreten und hat das Pensionsgesuch genehmigt. Der Rücktritt des Jnsterburger Oberbürgermeisters steht, wie die„Kreuz-Zeitung " der.Elbinger Zeitung' entnimmt, im Zusammenhang mit seiner Abwesenheit während der Rufsenzeit. (Wiederhdlt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage.)
Abg. Baffermann in Antwerpen . Der Reichstagsabgeordnete Ernst Bassermann , der als Major der Landwehr zunächst am Feldzug in Belgien teilnahm und dann als Führer einer Munitionskolonne nach dem russischen Kriegsschau- platz ging, ist, dem„Mannheimer Generalanzeiger" zufolge, zum Adjutanten des Militärgouverneurs von Ant- werpen ernannt worden und befindet sich bereits wieder auf dem Wegs nach Belgien . (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage.)
Letzte Nachrichten. Ein betrügerischer Heercslieferant. Straßburg i. Elf., 31. Oktober. (W. T. B.) Wie die Blätter melden, wurde ein hiesiger Holzhändler verhastet, der der Militärverwaltung etwa für 8000 M. Holz geliefert, dafür aber 23 000 M. verlangt und erhalten hatte. Der bestochene Bauleiter, der den Betrug mit seiner Unterschrist deckte, wurde gleichfalls festgenommen. Englische Hetze gegen die neutrale Schiffahrt. L o n d- n. 29. Oktober.<W. T. B.) Die„Time 9" schreibt: Die Seeminen an der Nordküste von Irland sind nicht von gewöhn- lichcn Minenschiffen gelegt worden, sie haben auch nicht von Fischer- booten unter neutraler Flagge gelegt werden können. V» liegt der Schluß nahe, daß sie von gewöhnlichen, angeblich neutralen Kauffahrcrn gelegt worden sind. Wir glauben, die einzige sichere Schptzmaßrcgel dagegen wäre, die Nordsee für alle« neu- träten Schiffsverkehr zu schließen, um jeden weiteren höchst gefährlichen Mißbrauch neutraler Flaggen zu ver- hindern. Wir befürworten diesen äußersten Schritt nicht für so- fort, aber wir bezeichnen ihn als die wahrscheinlich einzige voll- 'tändige DicherheitSmaßregel, die ergriffen werden kann. Das Problem erheischt dringend Erwögung.