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Nr. 301.- 31. Jahrg. 6au

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 3. November 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Die ersten Kämpfe in Kleinafien.

Ein ruffischer Vorstoß nach Ostpreußen   zurückgewiefen.

Die Meldung des deutschen   Haupt- Der russisch- türkische Krieg. Der Ursprung des Kosakentums. quartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. Novem­

Die ersten Kämpfe. Trapezunt, 2. November.  ( W. T. B.) An der ber, vormittags. Mitteilung der obersten Heeres- russisch. türkischen Grenze haben bereits Kämpfe leitung.( W. T. B.) Im Angriff auf Vpres zwischen den ruſſiſchen und den türkischen Truppen begonnen. wurde weiter Gelände gewonnen. Messines   ist in unseren Händen.

Gegenüber unserem rechten Flügel sind jetzt mit Sicherheit Inder festgestellt. Diese kämpfen nach den bisherigen Feststellungen nicht in eige­nen geschlossenen Verbänden, sondern sind auf der ganzen Front der Engländer verteilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden Fortschritte gemacht. Der Gegner erlift hier starke Verluste.

Im Osten ist die Lage unverändert. Ein russischer Durchbruchsversuch bei Sziffkehmen wurde abgewiesen.

Die Kämpfe nördlich von Lille  .

Seit 1813 ist der Name der Kosaken   in Europa   berüch­tigt. Als die große Armee, die Napoleon   aus den besten Soldaten aller Herren Länder zusammengerafft hatte, durch das verwüstete Rußland   zurückzog, genügte der Ruf: Die

Kosaken kommen!", um die Tapfersten der Tapferen in panischen Schreden zu versezen. Auf den Fersen der ge­Ein englischer Angriff. schlagenen Armee drangen dann die Kosaken in Deutschland  Konstantinopel  , 2. November.  ( Meldung des Wiener ein, und noch heute lebt die Erinnerung daran, daß diese Be­ R  . K. Telegr.- Korr.- Bureaus.) Nach glaubwürdigen Meldungen freier" unendlich wilder im Lande hausten, als jemals die an ist eine englisch  - französische Flotte gestern vor die angesehene" Presse Deutschlands   brachte es fertig, den eiferne Disziplin gewöhnten Truppen des Kaisers. Freilich, mittag im Golf von Tschesne in Kleinafien eingelaufen, Rosafen posthume Lorbeerfränze zu flechten, als zur Feier der wo sie das kleine türkische Kanonenboot Burak Schlacht von Leipzig Zar Nikolaus gnädigst geruhte, in der Reiß und den Dampfer Kinali Aga" angreifen wollte. Der Militärdeputation auch Kosaken in die Stadt an der Pleiße Kommandant des Burak Reiß" versenkte, um sie nicht zu senden. Just ein Jahr ist es her vom Feinde vernichten zu lassen, den Dampfer Kinali Heute ist es ein sicher aktuelles Thema, über die Kosaken Aga" und sprengte sein Kanonenboot in die an schreiben. In Ostpreußen   und in Galizien   weiß man ein 2uft. Lied von ihnen zu fingen.

noch keine Kriegserklärung. Konstantinopel  , 2. November.  ( W. T. B.) In Besprechung der Lage geben die inspirierten Blätter zu, daß die Zwischen fälle im Schwarzen Meere wohl die Form des Krieges angenommen hätten, sie erklären aber, daß sie nicht einen offiziellen Kriegszustand geschaffen hätten. Ob wohl die Pforte im Rechte sei, wolle sie dennoch vor der Ge­schichte und dem Gewissen der Menschheit beweisen, daß sie sich im Zustande gerechter Verteidigung befinde. Trotz der London  , 2. November.  ( T. U.) Der Korrespondent der Daily jest im Schwarzen Meere erlangten Ueberlegenheit zur See, Mail" berichtet, daß die Kämpfe nördlich von Lille   mit verwerde es nicht die Türkei   sein, welche zuerst den Krieg erklären 3weifelter Erbitterung zwischen Engländern und Bayern   werde. Wenn man aber den Krieg um jeden Preis wolle, so ausgefochten werden. Mehrere Tage hätten die Engländer oft einer werde die Türkei   ihm nicht ausweichen. bedeutenden Uebermacht standgehalten und unter dem bayerischen Der Tanin" meldet, daß die türkische   Flotte Artilleriefeuer, das in den Schüßengräben Verheerungen anrichtete, gestern teine Bewegungen im Schwarzen Meere aus gelitten. Sie hätten andauernd die Stellungen wechselweise gestürmt geführt habe. Sie erwarte nun den Befehl, vor oder zurück und wieder verlassen. Auch zwischen La Bajiée und Bethune zu gehen. Der Tanin" hält die Ereignisse in Schwarzen lam es zu erbitterten Kämpfen. Große deutsche   Geschütze, die die Entfernung genau abgeschätzt hatten, haben furchtbare Verheerungen

angerichtet.

Der Chef des Generalstabes

im Erholungsurlaub.

Meere für einen Grenzzwischenfall und sagt: Wenn Rußland   will, so werde man nicht weitergehen. Der Schlüssel zum Friedensproblem liege in Petersburg  .

"

Berlin  , 2. November.  ( W. T. B.) Der Chef des Ge neralstabes des Feldheeres, Generaloberst v. Moltke, über dessen Erkrankung fürzlich berichtet wurde, bedarf zu seiner völligen Wiederherstellung eines Erholungsurlaubs. Seine Majestät der Kaiser hat ihm zu diesem Zweck das Schloß in Homburg   zur Berfügung gestellt. Generaloberst v. Moltke hat sich 1 Revember dorthin begeben. lebungszwecken Seine Vertretung verbleibt wie Chee in den Händen des Kriegsministers, Generalleutnants von Falkenhayn.

am

Das Wesen des Stosakentums läßt sich nur historisch er­klären. Am sichersten ist die Geschichte der ukrainischen Stofafen bekannt, die heute nicht mehr existieren. Das Wort selbst ist tatarischen Ursprungs*) und bedeutet Straßen­räuber. Dieser Name hat auch seinen guten Grund. Zurück­zuführen ist nämlich das Kosatentum auf Räuberbanden, die sich am Dnjepr   feftfepten. Diesen Strom entlang führte einst eine belebte Handelsstraße von Byzanz nach Norden. Südlich von Kijew   wird die Schiffahrt infolge der Stromschnellen ( Porogi) unterbrochen, und hier setzten sich die Wegelagerer fest, die den byzantinischen Kauffahrern schwer zu schaffen machten. Als dann im 13. Jahrhundert die Tataren die füd­russische Steppe überschwemmten, waren die wehrhaften Leute von den Stromschnellen, die Saporoger, die einzigen, dic ihnen Widerstand leisteten. Es bildete sich so am Dnjepr  , in der Ukraine  , ein eigenartiges Gemeinwesen: halb Ritterorden, halb Räuberbande. Allerlei abenteuerlustiges Volk zog in das csakenlager, die Sicz,( lies: Sitsch), entlaufene Bauern aus Polen  , der Moldau, aus Ungarn  , aber auch manch adliger oder bürgerlicher Tunichtgut. Wer einen Gaul sein eigen nannte und eine starke Faust hatte, war willkommen, nadj Nam' und Art fragte man nicht. Nur das Zeichen des Kreuzes mußte der Fremdling machen und den Muselmännern Feind­schaft schwören. Kampf gegen die Tataren und Raubzüge nach allen Himmelsgegenden waren das Element der Kosaken  . Weiber duldete man nicht in der Sicz, aber es stand dem Kosaken frei, sich in der Steppe einen Hof zu errichten, einen utor, wo er Weib und Kind unterbrachte.

Ein türkischer Bericht. mas Konstantinopel  , 2. November.  ( W. T. B.) Eine amtliche Mit­teilung gibt bekannt, daß die Offiziere und Matrosen des ruffischen Minenschiffes Pruth  " in einem Verhör zugestanden haben, daß der Pruth  " in Sewastovol mit Minen beladen worden sei. Den Offizieren und der Besatzung des Pruth  ", die Jahre hindurch auf dem ruffischen Stationsschiff in Konstantinopel   gedient hatten, waren Die polnische Adelsrepublik betrachtete die Ukraine   als die Gewässer des Bosporus   vollkommen vertraut. Als die russische ein unter ihrer Oberhoheit stehendes Gebiet, hatte aber wenig Flotte erfuhr, daß ein schwacher Teil der türkischen   Flotte sich zu Freude an den Kosaken, weil bald die Türkei  , bald Rußland lebung saweden in das Schwarze Meer begeben hatte, ging fie am fich über die Raubzüge beschwerten. Weitblickende Staats­27. Oftober von Sewastopol   in südlicher Richtung in See männer Polens   suchten dann im 15. Jahrhundert die Kosaken und ließ nur ein Verteidigungsgeschwader vor Sewastopol   zurüd. au einer Grenzwache des Landes zu machen. Der Plan Auch der Pruth  " fuhr in südlicher Richtung ab. Die Abficht der scheiterte an der Habsucht des Adels, der die Ukraine   zu foloni­russischen Schiffe war, vor der Bosporusmündung Minen sieren suchte, d. h. das Land an sich reißend die freien Kosaken Kopenhagen  , 1. November.  ( W. T. B.)" Politiken  " zu legen, das kleine, fich im Schwarzen Meer aufhaltende türkische zu Fronbauern machen wollte. Der Kampf gegen diese Unter­meldet aus London  . Die Stimmung ist hier sehr ges Geschwader anzugreifen und die türkische Hauptflotte, wenn sie biefem iochung im 16. und 17. Jahrhundert ist die heroische Zeit des drückt wegen des Unterganges des Kreuzers Geschwader zu Hilfe eilen sollte, durch Minen zu vernichten. Die Rosakentums. In dieser Zeit versuchen denn auch die Hetmane Chmielnikki) suchen Germes". In Dover   wehen die Flaggen Halbmast, türkische Flotte aber bemerkte das ruifische Minenschiff, das von der Rosaken, einen selbständigen Staat zu begründen. Doro­

Gedrückte Stimmung.

"

da die Mehrzahl der umgekommenen Seeleute aus Dover   Torpedobooten begleitet war, zur rechten Zeit und brachte es, wie bald mit Polen   ein Einvernehmen, bald berbünden sie sich

stammte.

Vom österreichisch- russischen

Kriegsschauplah.

Die Kämpfe in Galizien  . Wieu, 2. November.  ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 2. November mittags. Die Stämpfe in Russisch Polen dauern an. In den Gefechten am San hatten die Russen, namentlich bei Roswadow, schwere Verluste.

dies in den letzten

Die Kabelverbindung mit Odessa   ist unterbrochen. Die telegraphische Verbindung mit dem Auslande ist auf das deutsche Kabel nach Konstanza   und über Smyrna  - Syra gelegt

wurde, zum Sinfen. Von den russischen Offizieren find fünf mit Rußland   und der Türkei   gegen Polen  . Aber die Staaten­gerettet worden, darunter ein Fregattentapitän. Alle Gefangenen bildung gelang nicht: im Kriege, der immer zum Raubzug wurden nach Jsmid gebracht. ausartete, war das Kosakenheer wohl zusammenzuhalten, int Frieden lockerte sich jede Bande. Der letzte Hetman, der solche politische Pläne hegte, war Mazeppa( 1640-1709): er fügung, als aber der Bar die Selbständigkeit der Ukraine  stellte Peter I.   das Kosakenheer gegen die Türken zur Ver­nicht anerkennen wollte, schlug sich der Hetman auf Seite des Schwedenkönigs und kämpfte gegen Rußland  . Die Nieder­lage der Schweden   bei Poltowa( 1709) begrub die Hoffnungen der Kosaken  .

worden.

Die Russische Ban!, verschiedene russische   Betriebe und die Mehrzahl der russischen Klöster sind geschlossen.

Keine Aktion in Lybien.

thon

Wir brachten dort 400 Gefangene ein und erbeuteten drei Berlin  , 1. November.  ( W. T. B.) In einigen italienischen   Barin Katharina die Kojaken gegen Polen   auf, und die lang­

Maschinengewehre. Südlich Starh Sambor nahm eine Gefechts gruppe gleichfalls 400 Russen gefangen. In diesem Raume und nordöstlich Turka machte unsere Vorrückung weitere Fort­schritte.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Blättern wird die Besorgnis geäußert, daß nunmehr nach Ausbruch der Feindseligkeiten im Orient die islamische Bewegung auch nach 2ybien übergreifen könnte. Wie wir demgegenüber feststellen tönnen, liegen 3usicherungen der Pforte vor, daß sie in Berücksichtigung der italienischen Interessen alle erforderlichen Maß nahmen trifft, um die islamische Bewegung von 2ybien fernzuhalten.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wiegelte die wierigen blutigen Kämpfe haben viel zum Zusammenbruch Polens   beigetragen. Sobald aber Bolen mit Hilfe Deſter­

*) Es ist übrigens nicht das einzige tatarische Wort, das in der Militärsprache erhalten blieb. Auch das Wort Ulan ist tatarisch und bedeutet: der Tapfere". Die Polen   nannten ihre leichte Reiterei jo und von dort kam der Name nach Deutschland  .