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Nr. 306.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

31. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Raum 60 fg., für politische und gewerkschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Pfg. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Erpedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Mr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 8. November 1914.

Tsingtau gefallen.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 151 90-151 97.

Ruffifche Kavallerie über die Warta geworfen. Ein zweiter englischer

Kreuzer gefunken.

Die Meldung des Großen Haupt­quartiers.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 7. Novem­

Amtlich. Berlin , 7. November. Nach amtlicher Meldung des Reuter­Bureaus aus Tokio ist Tsingtan nach heldenhaftem Widerstand ber 1914, vormittags.( W. T. B.) am 7. November morgens ge= fallen. Nähere Einzelheiten fehlen ten auch gestern, besonders südwestlich Ypres, noch. Fortschritte. Ueber 1000 Franzosen wurden zu Der stellvertretende Chef des Admiralstabes. Gefangenen gemacht und 3 Maschinengewehre Behncke.

Unsere Angriffe in Richtung Ypres

erbeutet.

Troelstra und die Haltung der

deutschen Sozialdemokratie.

Genosse Troelstra , der Leiter der holländischen Sozial­demokratie, hat bekanntlich auf seiner Reise, die er kürzlich durch mach- Deutschland , Schweden und die Schweiz machte, auch Gelegenheit nach dem Fortbestand der sozialistischen Internationale zu genommen, mit bekannten deutschen Parteigenossen die Frage erörtern. Ueber seine Unterredung mit Genossen Haase haben wir bereits in Nr. 303 berichtet, jezt schreibt er über die An­fichten Karl Kautskys und Eduard Bernsteins im Amsterdamer Parteiblatt Het Volt":

Französische Angriffe westlich Noyon sowie

Kautskys Antwort auf meine Frage: Ist die Inter­

nationale tot? Tautete: Nein! Gewiß ist ihr zusammenhang

Das Schicksal der Tapferen, die auf dem verlorenen Poften im fernen Osten gegen eine Uebermacht kämpften, hat sich erfüllt. Lange haben sie dem Ansturm der englisch auf die von uns genommenen Orte Bailly under geworden. Es sind Gegenfäge vorhanden, aber feine prin­japanischen Streitkräfte widerstanden, der Ausgang des Chavonne wurden unter schweren Verlusten für Kampfes war aber vorauszusehen. Als Ruhmestat können

weder Japaner noch Engländer ihren Ueberfall in der Kriegs­geschichte buchen. Politisch wird Japan jekt in Ostasien noch anmaßender auftreten als bisher.

Der Seekrieg.

Keine deutschen Verluste an der chilenischen Küste.

Rotterdam , 7. November. ( W. T. B.) Zuverlässigen Nach­richten zufolge haben nach Aussage des deutschen Admirals in Balparaiso die deutschen Schiffe in dem Seegefecht an der chilenischen Rüfte teine Verluste erlitten. Nur wenige Leute find leicht verwundet.

Die Good Hope" gesunken.

den Feind abgewiesen. Der von uns eroberte und nur schwach besetzte Ort Soupir und der West­teil von Sapigneul, der dauernd unter schwerstem französischem Artilleriefeuer lag, mußten von uns geräumt werden.

Bei Servon wurde der Feind abgewiesen, im Argonnerwald weiter zurückgedrängt.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden drei russische Kavalleriedivisionen, die die Warta oberhalb Kolo überschritten hatten, geschlagen und über den Fluß zurückgeworfen. Im übrigen

Oberste Heeresleitung.

London , 6. November. ( W. T. B.) Die Admiralität hat folkam es dort zu keinen Zusammenstößen. gende zuverlässige Nachrichten über den Seekampf an der chileni­schen Küste erhalten: Am 1. November stießen die englischen Schiffe " Good Hope" und" Monmouth " auf die deutschen Kreuzer Scharn­horst"," Gneisenau"," Leipzig " und" Dresden ". Beide Geschwader fuhren in südlicher Richtung bei starkem Winde und beträchtlichem Nachrichten aus Valparaiso und New York legen den Seegange. Das deutsche Geschwader wich dem Kampfe bis zum Schluß nahe, daß die Konzentration deutscher Schiffe auf Sonnenuntergange aus, wo das Licht ihm einen bedeutenden Vor- Grund von drahtlosen Nachrichten erfolgte, die sie von deut­teil gewährte. Der Kampf dauerte eine Stunde. Auf der Good schen Spionen im Auslande erhalten hatten. Es wird gesagt, Hope" und der Monmouth " entstand zu Beginn des Kampfes es sei bekannt, daß die Deutschen in jedem südamerikanischen Feuer; aber die Schiffe tämpften weiter, bis es nahezu dunkel Hafen Spione haben, die auf drahtlosem Wege Nachrichten er­war. Da erfolgte die erste Explosion auf der Good halten, während das bei den Engländern nicht der Fall ist. Sope". Das Schiff tenterte. Die Monmouth " änderte Wenn das eine Erklärung unseres Unglücs ist, so würde ihren Kurs, schien aber nicht wegkommen zu können und wurde es ein schlechtes Licht auf unseren Nachrichtendienst sowie auf bon der Glas gom" geleitet, die während des ganzen Kampfes die maritimen Dispofitionen werfen, die notwendig von dem mit der Leipzig " und der Dresden " gefochten hatte. Nun näherte Nachrichtensystem abhängen. Die Nation wird stets einen sich der Feind wieder und beschädigte die Monmouth . unerwarteten Schlag ihrer Lieblingswaffe mit Ruhe und Die Glasgow " wurde ebenfalls unter das Feuer des Panzer- Selbstbeherrschung aufnehmen, aber sie wird darauf bestehen, freuzers genommen und zog ab. Nun griff der Feind wieder die daß alle Umstände, die ihn herbeiführten, aufs genaueste unter­Monmouth" an, mit welchem Ergebnis, ist nicht sicher sucht werden. Der Schlag gegen die Schiffe des bekannt. Die Glasgow " ist nicht schwer beschädigt; weder Admirals Cradock und die Ausdehnung des Krieges Otranto " noch Canopus" haben am Kampfe durch den Anschluß der Türkei an unsere Feinde mögen dazu teilgenommen. Die Foreign offices" erhielt einen Bericht beitragen, die britische Nation zu einem lebhafteren Gefühl aus Valparaiso , daß ein Kriegsschiff an der Küste von Chile ihrer Verantwortung und ihrer Gefahren aufzurütteln. gestrandet sei. Es könnte die Monmouth " sein. Ener­

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gische Maßregeln find ergriffen worden, um die etwaigen Ueber- Zur Stimmungsmache lebenden zu retten. Die Admiralität meint, daß die englischen Schiffe sehr tapfer gefochten hätten, aber die Uebermacht der

zipieller Art. Keine der sozialistischen Parteien der Welt will ihren Zusammenhang mit der Internationale verlieren und feine Partei nimmt eine Haltung ein, die ihr Verbleiben in der Inter­nationale unmöglich macht. Der Krieg hat das nationale Ge­fühl auch in breiten Schichten des Proletariats stark ge­wedt, aber feiner einzigen sozialistischen Partei artet das nationale Selbstbewußtsein aus; nirgends, soweit ich sehen fann, nimmt es Formen von nationalem Haß und nationaler Ver­achtung an; nirgends zeigt sich das Verlangen nach Vergewal­tigung von fremden Nationen. Einzelne Parteigenossen mögen sich vergessen und unter dem Einfluß des furchtbaren Krieges die Grenzen überschritten haben, die durch die Internationale

gezogen worden find; aber wir haben alle Ursache, anzu­nehmen, daß die sozialistischen Parteien überall mit solchen Entgleisungen nicht einverstanden sind. Am meisten scheint die Internationalität durch die Zustimmung zu den Kriegs­trebiten gefährdet zu sein. Ich kann nicht untersuchen, ob diese Zustimmung überall angebracht und durch die Umstände gerechtfertigt war. Die Diskussion darüber kann erst nach dem Kriege in voller Freiheit und mit voller Sachkenntnis geführt werden; so viel aber kann man bereits sagen, daß die Zustimmung zu den Kriegskrediten nicht aus Gedankengängen heraus erfolgte, die mit den Grundsägen der Internationale unvereinbar find. Ueberall galt diese Zustimmung einzig der Abwehr und nirgends der Eroberung. Wir fönnen nicht wissen, was der Krieg noch bringt und wieweit er die nationalen Gegen sätze noch verschärft; aber wir haben alle Ursache, anzu­nehmen, daß der Höhepunkt der nationalistischen Aufregung über schritten ist. Die Friedenswünsche und die Friedenspropaganda werden die internationalen Beziehungen wieder verstärken und die sozialistischen Parteien der Internationale werden sich bemühen, gemeinschaftlich einen für alle Nationen heilsamen Frieden herbei­zuführen, so daß nach dem Friedensschluß die Internationale wieder fräftig und geschlossen dasteht.

Nach Kautsky erörterte Troelstra die Frage der Inter­nationale mit Bernstein . Nach Troelstras Angaben führte Bernstein aus:

Ich bin fest überzeugt, daß dieser Krieg bewirken wird, daß die internationale Arbeiterklasse verstärkt aus ihm hervorgeht. Hoffentlich sehr bald, sicher aber in nicht zu ferner Zukunft. Ohne Zweifel hat der Krieg uns manches Unangenehme gebracht, aber wenn man bedenkt, wie plöglich er gekommen ist, daß in der Sigung des Internationalen Sozialistischen Bureaus vom 29. Juli noch mit feinem Wort die Neutralität von Belgien erwähnt wurde, daß kein Mensch daran dachte, daß Belgien in den Krieg hinein­gezogen werden könnte, dann soll man aus dem Umstand, daß die Internationale den Krieg nicht verhindern konnte, lernen, wieviel Arbeit sie noch vor sich hat, und daß sie in der kommenden Zeit noch viel notwendiger sein wird als früher. Der Friedenswille der Völker soll aus diesem Kriege noch fräftiger zum Vorschein tommen, als er fich früher zeigte. Die Kämpfer der Internatio

für japanische Truppenfendungen. nale der Arbeiter haben zu lernen und sollen lernen. Aber von

Feinde war infolge der Abwesenheit des Canopus" zu beträchtlich. Der Korrespondent der Moskauer Zeitung Rußkoje Nach der deutschen Darstellung war die Monmouth" Slowo " drahtet aus Dalny, japanische Abgeordnete hätten ihm gesunken. Nun wird von englischer Seite amtlich das Kentern erklärt, die öffentliche Meinung Japans stehe der Absendung von der Good Hope" gemeldet. Somit scheinen beide Kreuzer gesunken zu sein.

Die Wirkung des deutschen Seesieges in England.

den Kämpfen für das Werk der Verbindung der Arbeiter aller Länder zu einem großen Bund für den Völkerfrieden und für die soziale Befreiung sollen sie nicht ablassen."

japanischen Trupppen nach dem europäischen Kriegsschauplab sehr ihren Standpunkt in der Nationalitätenfrage und in der Auf den Einwurf Troelstras, ob die Sozialdemokraten günstig gegenüber. Japan müsse daran denken, wie stark die Konkurrrenz Deutschlands im Falle einer Niederlage des Drei- Frage der Volkswehr nicht geändert haben, antwortete Bernstein :

berbandes sein würde und deshalb sei es unumgänglich, japanische Truppen nach Europa zu senden.

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Der Wunsch ist wohl hier der Vater des Gedankens. Die London , 7. November. ( W. T. B.) Die ,, Times" schreibt: Die Abwesenheit der Canopus" ist, wenn sie tatsächlich ab- Lage im fernen Often ist keineswegs so, daß Japan sich wegen der wesend gewesen ist, um so bemerkenswerter, als sie, wie offi- schönen Augen Rußlands zu dem Abenteuer verleiten lassen könnte, ziell mitgeteilt wird, ausdrücklich ausgeschickt worden war, starte Truppenabteilungen auf die europäischen Schlachtfelder zu senden. um das britische Geschwader zu verstärken.

Auch hier kann ich mit einem bestimmten ein antworten. Mir ist nicht bekannt geworden, daß dieser Krieg irgendein Argu­ment gegen unsere bisherige Haltung zutage gefördert hätte. Er hat alles bestätigt, was wir bisher gesagt haben. Es hat fich gezeigt, daß es eine Illusion war, wenn man die Rüstungs­fosten für eine Versicherungsprämie gegen den Krieg ansah, wo­durch dem Staat die Kosten eines Krieges erspart würden..