harrlichen Erzählungen aus Frankreick und Belgien - von angeblichen Spionagediensten von langjährig in Belgien oder Frankreich eingebürgerten deutschen haben viel dazu beigetragen, den Abscheu jedes ehrlichen Menschen gegen hinterlistigen und ron langer Hand vorbereiteten Verrat in Mißtrauen gegen an- lässige Deutsche zu verwandeln. Die Wahrheit dieser Spionengeschichten kann man in England natürlich nicht nach- prüfen, und unendlich fortgesetzte Wiederholungen niachen auch dm Mißtrauiichsteiijeichtgläubigcr. Daß deutsche Sozialdemokraten, die der Krieg in England überraschte, von ihren englischen Genossen mit den allergrößten Freundschafts- und Liebesbezeigungen über- schultet wurden, daß sie keine Mühe, keine Opfer und kein versönliches Ungemach scheuten, um ihnen in ihrer schlimmen Lage behilflich zu sein— brauche ich das erst noch zu sagen? Aber auch in ganz gewöhnlichen bürgerlichen Kreisen habe ich in diesen Wochen in England genug Beispiele rührender Nächstenliebe gegenüber de»„Feinden" gesehen. Ich habe es miterlebt, wie wildfremde Engländer Deutschen mit Rat und Tat beigestanden haben, wie sie sie mit ihren Familien tut- entgeltlich in ihr Haus ausgenommen, sie bei Krankheitsfällen gepflegt und mit ärztlichem Beistand versehen haben, obschon die unglücklichen„Feinde" kaum ein englisches Wort hervor- zubringen verniochtcn, und wie sie sich dabei noch grenzenlose Mühe gaben, um diesen hilflosen Deutschen gegenüber nicht als Wohltäter, sondern als gute persönliche Freunde zu er- scheinen. Ich spreche nicht von vereinzelten Fällen, sondern von vielen. To wurden in England„Feinde" behandelt zu einer �eit, wo Hunderttausende von belgischen Flüchtlingen in England Unterkunft suchten. Nur Glieder eines großen und edlen Volkes können in so schwergeprüfter Zeit in dieser Weise handeln. Wenn das große Unglück des Krieges über die beiden großen Nachbarvölker, die ethnologisch und kulturell einander so nahe stehen, gekommen, so ist das ein tragisches Geschick, das uns nicht rauben darf, was wir in jahrzehnte- langer friedlicher Kulturarbeit einander gegeben haben. Der Krieg wird ein Ende nehmen, aber die beiden großen Völker werden bestehen bleiben und wie bisher in gleicher Weise und auf dem gleichen Wege dem Licht zustreben. Sie toerden und niüssen Freilnde sein und bleiben. Das sollte man in diesen Tagen keine» Augenblick vergessen.
der türkische Krieg. Gefechte im persischen Golf. knustantinopel, 12. November.<W. T. B.)„Terdschuman-i- Hakikqt" erfährt: Ein türkisches Motorboot hat bei Abadan in der Nähe der Mündung des Schatt-el-Arab ein englisches Kanonenboot beschädigt und dabei vier Mann der Be- satzung desselben getötet. Ein andere? türkisches Motorboot, das vor dem Hause des Scheiks von Kuweit , Mubarek el Sabach, auf Beobachtuugsposten lag, hatte mit einem englischen Kanonenboote einen Kampf, in dem dieses ernstlich beschädigt wurde und später sank. Nach ergänzenden authentischen Nachrichten über die Ein- nähme des Forts El Arisch haben Angehörige der ein- geborenen Stämme mit eigener Hand die englische Fahne entfernt und der von den siegreichen Truppen aufgepflanzten ottömänischen Fahne die Ehrenbezeugung geleistet, indem sie sich zu Boden warfen. Die Stämme gingen dann nach allen Richtungen auseinander und riefen?„Möge Gott unserem Sultan den Sieg verleihen". Gefangennahme üer deutschen in Täbris . Konstantinoprl, 11. November.(25. T. 23.) Die deutsche Kolonie von Täbris , die sich auf dem 22ege nach Teheran befand, ist von russischen Streitkräften angegriffen Mus öen Schlachtfelöern Ru/flsch-polens. Dar bekannte russische Dichter Valcrij P r j u s s o w, der als Kriegsberichterstatter in Polen weilt, schildert in der Moskauer Zeitung„Russkisa Wedomosti" seine Eindrücke auf den Schlachtfeldern bei Warschau . Wir lassen einiges aus seinen Schil- derungen folgen: Das Schlachtfeld. Im Laufe zweier Tage besuchte ich mit zwei Kollegen die wichtigsten Punkte des Schlachtfeldes bei Warschau . Uebcrall das- selbe Bild: endlose Schützengräben auf den Feldern und längs der Landstraßen; neu errichtete Forts für die Artillerie, von Stachel- drahtzäunen umgeben; Millionen Patronenhülsen, die den Boden wie ein kupferner Hagel bedeckten; zerschossene oder durch Geschosse beschädigte Gebäude; gefällte, umherliegende Bäume; Pferde- tadavcr, zuweilen auch Menscheuleichen, die der Bestattung harren; Rechen frischer Kreuze auf Massengräbern. Alles legte Zeugnis ab, daß hier überall ein harter, grausamer Kampf gewütet hatte. "Dieselben Gegenden hatte ich vor zwei Wochen, zu Beginn des deutschen Vormarsches besucht. Die neuen Feldbefestigungen haben an manchen Orten völlig den Charakter der Landschaft verändert. Die früher gleichmäßigen Aecker und Fluren haben das Aussehen sonderbar aufgewühlter, zerfurchter Landflächen angenommen. Man kann nur über die Energie und Ausdauer staunen, mit der in kurzer Zeit alle diese Gräben aufgewühlt, die Erdwälle aufgeworfen, die Abhänge befestigt worden sind. Mir kam es in den Sinn, daß gegenwärtig Millionen Hände, von der Ostsee bis in den Kar- pathen und vom Atlantischen Ozean bis zu den Alpen , den Boden aufwühlen, und daß, wenn die Menschheit in FriedenSzeiten mit demselben Eifer gemeinschaftlich arbeiten würde, solche Unternch- mungen wie die Herstellung des Panamakanals das Werk einiger Monate sein könnten. Tic Straßen. Wir fuhren die ganze Zeit in strömendem Regen, der die letzten Tage ununterbrochen die Gegend bei Warschau über- schwemmte. Ich konnte mich deshalb aus eigener Erfahrung über- zeugen, welche Schwierigkeiten die Deutschen bei ihrem Vormarsch zu überwältigen hatte», solange wir auf der Chaussee waren, kam unser Automobil noch zienilich vorwärts. Aber sobald wir auf die gewöhnlichen Landstraßen abkehrten blieben die Räder hoffnungslos im tiefen Schlamm stecken. Oft mußten wir aus- steigen, um das Automobil aus dem Schlamm herauszuziehen. In B e l g i e n und P r e u tz e n jedoch transportierte die deutsche Armee ihre gesamte Artillerie auf Automobilen. Ebenso wurden dort m der Regel auch die verschiedenen Vorräte, Feldküchen fortgeschafft, die den Truppenkörpern folgten. Flüchtlinge. Wir überholten ständig Wagen und Fuhren mit„Flüchtlingen", die nach ihren Wohnorten zurückkehrten. Es waren vorzugsweise Juden, die das Gros der städtichen Bevölkerung im zentralen Teile Polens bilden. Aus den Fensterchen der altertümlichen ge- deckten Wagen und von der Höhe der mit Kisten, Körben. Bündeln hoch bepackten Fuhren blickten verelendete Gesichter mit dem Aus- druck einer stumpfen Gleichgültigkeit auf uns. Fraueth ihre elenden
und mit Frauen und Kindern aufgehoben worden, um nach Ruß- land iu die Gefangenschaft verschleppt zu werden. Ver- suche von deutscher Seite, die persische Regierung zur Befteiung der Gefangenen zu veranlassen, wurden durch die Furcht der Perser vor den Russen vereitelt. Hilfe, die von dem Emir von Sendjan erbeten wurde, traf zu spät ein. Bei der persischen Regierung und dem amerikanischen Gesandten in Teheran wurde energischer Protest gegen den durch Verschleppung der Frauen und Kinder begangenen erneuten Bruch des Völkerrechts eingelegt. Der deutsche Konsul wurde mit seinem Archiv durch das recht- zeitige Eingreifen der amerikanischen Gesandtschaft vor den Russen gerettet. vom süöafrikanlschen Kriegs- schauplatze. Kämpfe bei Kroonstaü. London , 12. November. (W. T. B.) Das Rcutersche Bureau meldet aus P r ä t o r i a vom 10. November: Amt- lich wird bekanntgegeben: Am 8. November kam es zu einem hitzigen Gefecht außerhalb von K r o o n st a d, wo die Buren sich seit zwei Tagen in starker Anzahl angesammelt hatten, offenbar, um die Stadt anzugreifen. Oberst Manie B o t h a griff die Buren 12 englische Meilen von der Stadt mit 20(1 Mann an. Die Buren, 400 Mann stark, durchbrachen Bothas Stellung, zogen sich jedoch vor ankommenden Ver- stärkungen zurück. Sic verloren einen'Toten, sieben Ver- wundete und sieben Gefangene; Botha hatte nur zwei Ver- wnndete. Weiter wurde am 1l). November amtlich mitgeteilt, daß Botha 30 englische Meilen südwestlich von Kroonstad aber- nwls Fühlung mit den Rebellen bekam und 13 Gefangene machte, darunter Hendrick Serfontein, Mitglied der gesetz- gebenden Versammlung der Oranjeflußkolonie. Kapstadt , 12. Noveniber.(W. T. B. Meldung de? Renterschcn Bureaus. Leichte Kavallerie aus Natal hatte an der nordwestlichen Grenze der Kapkolonie bei Maraisvlei ein Scharmützel mit einer kloinen Abteilung Aufständischer unter Stadler, die sich vor ihr in der Richtung auf Schuits- drift zurückzog. die englischen Arbeiter unö öie Rekrutenwerbung. In den 12 größten Städten Englands wurden letzten Sonnabend große Delegiertenkonferenzen der Arbeiterorgani- sationen abgehalten, um zu der Frage der Rekrutenwerbung und der Fürsorge für am Schlachtfelde verwundete oder ge- fallene Soldaten und ihre Hinterbliebenen Stellung zu nehmen. Die Konferenzen wuchsen sich an allen Orten zu gewaltigen Demonstrationen aus, die ungeheures öffentliches Interesse erweckten. Die Hauptforderung der Konferenzen ist die so- fortige Ankündigung der Gewährung einer staatlichen Inda- .lidenrente von e ine m P f if n d S t e r l i ng die Woche für im Kriege erwerbsunfähig gewordene Soldaten und einer Pension in gleicher Höhe für die Witwen der im 5kriege Gefallenen. - Gleichzeitig gestalteten sich diese Konferenzen zu macht- vollen Protestdemonstrationen gegen die jetzt von den Milita- risten geforderte Einführung der allgemeinen Wehr- Pflicht. Fast alle bekannten englischen Arbeiterführer nahmen an diesen Demonstrationen teil. Ueber die Rede Barnes haben wir bereits kurz berichtet.
Habseligkeiten in den Händen, blickten stumpf vor sich hin, als sähen sie nichts vor sich. Alte Juden saßen mit demselben Ausdruck der Gleichgültigkeit im hinteren Teil der Wagen, wie hölzerne Statuen altbiblischcr Propheten. Es schien, es war allen gleichgültig, wohin sie fuhren, und wie lange die Fahrt dauern würde. Das Leben hatte sie so mitgenommen, daß sie seine Stöße nicht mehr spürten. Selbst die Kutscher beachteten nicku die Huocnsignale unseres Auto- mobils und kehrten nicht zur Seite. Nur die schwarzhaarigen Kinder blickten erschreckt und doch neugierig auf unS und auf die ganze Umgebung. Das Leben hat in Polen bereits ein bestimmtes System für die„Flüchtlinge" ausgearbeitet. Bei der Nachricht über das An- rücken der Deutschen pdckcn die Einwohner ihre wertvollsten und notwendigsten Gegenstände, verstecken alles übrige, schaffen alle nur vorhandenen Fahrzeuge herbei, in denen sie eng aneinander ge- preßt und über und über mit ihren Habseligkeiten beladen,„irgend wohin", in der Regel 50— 70 Kilometer landeinwärts fahren. Die einen finden ein Unterkommen in den benachbarten Städten bei Freunden oder Verwandten. Tie anderen werden von Wohltätig- keitsvereinen untergebracht. Die dritten endlich schlagen ihren Wohnsitz in dem ersten besten Walde aus, wo sie eine provisorisch« Verwaltung einsetzen, Tag- und Nacbtwachcn ausstellen, die mitge- brachten Borräte von den AeUesten unter alle Anwesenden verteilen lassen usw. Ersahren sie, daß ihr Wohnort wieder„frei" geworden ist, packen die Flüchtlinge wieder ihre Sachen, um an den Heimat- lichen Herd zurückzukehren. Es gibt Städtchen, die schon zwei- und dreimal einen solchen„Auszug" durchgemacht haben. Wirkung der Artillerie. Als wir auf die eigentlichen Schlachtfelder kamen, sahen wir überall die Spuren des Artilleriekampfes. Bäume. Gebäude. Mauern, alles zeigte die frischen Wunden, die die stahlschlcudernden Ungetüme ihnen verursacht hatten. Ueberall sahen wir zer- schmetterte Balken und Ziegelsteine, durchlöcherte Eisenstücke, furcht- bare Kratzwunden aus Stein und Eisen, die gleichsam von den Krallen einer ungeahnt fürchterlichen Bestie verursacht worden waren. Der Wald in der Nähe von Choinow war vollständig durch Artilleriefeuer verwüstet. Ungeheure Baumstämme waren von Granaten in Stücke gespalten worden; von einer Anzahl Wald- titanen hatten Geschosse große Stücke der Borke wie Haut vom Körper abgeschält; Eichen und Ellern waren vom Feuer der Maschinengewehre durchlöchert; der junge Wald war gleichsam in Stücke gerissen. Ein anderes Anzeichen des Artilleriekampfes Ivaren die ge- fällten Bäume. Sie boten für die Artillerie ein Hindernis und wurden erbarmungslos vernichtet. Es schnitt mir ins Herz, als ich auf einer Landstraße fuhr, die von beiden Seiten von dicken Baumstümpfen umsäumt war. Noch vor kurzem war hier eine dichte Allee gewesen, eine jener Alleen, die den Landschaften Polens einen besonderen Reiz verleihen. Jetzt ist der Weg gleichsani kahl und blind geworden. Es wird ein ganzes Jahrhundert erfordern, um der Landschaft ihr früheres Aussehen wiederzugeben. Man kann sich der Hoffnung hingeben, die Kathedrale von ReimS neu aufzubauen. Aber der menschliche Wille und alle unsere Mühe sind nicht imstande, hundertjährige. Eichen und Ellern wieder auf- zurichten, die einigen Generationen Schatten gespendet haben. Schrecken des Schlachtfeldes. Ich stand auf dem Schlachtfeld bei Pruschkow... Vor mir lag ein menschlicher Körper— ein preußischer Soldat, den man noch nicht Zeit gesunden hatte zu bestatten. Er lag, die Hände aus-
Genosse Robert S m i l I i e. ber Führer der Bergarbeiter sagte, daß die Regierung Renten nnd Pensionen festsetzen müsse, die höher sind, als die gewöhnlichen Hungerlöhne der Landarbeiter und anderer schlecht entlohnter Arbeiter. Wenn die Regierung nicht dazu bereit sei, dann habe sie kein Recht. von den Arbeitern zu verlangen, daß sie freiwillig in das Heer eintreten. Wenn die Regierung die Forderungen nicht erfülle, dann müsse die Arbeiterpartei beim Znsammentritt des Parlaments ein Amendement zur Thronrede einbringen. Genosse Ben Tillett , der Führer der Dockarbeiter sagte:„Ich warne die Regierung, daß sie keine Hilfe von der Arbeiterbewegung erwarten könne, wenn sie aus Sparsamkeit die Versorgung der Kinder, deren Väter auf dein Schlachtfelde geopfert werden, verhindere. Wenn man zu dem Schaden noch den Spott fügt, indem man dem Land die allge- meine Wehrpflicht aufzwingt, dann warne ich die Regierung, daß es zu einem General- streik kommen kann. Indem ich so spreche, äußere ich keine leeren Worte.' Ich spreche als ein Mann, der sein Vaterland liebt und aus einer Familie von Kämpfern kommt." Diese Warnung wird an den Stellen, an die sie gerichtet ist, verstanden werden. Die Zugesiänünisi'e üer Negierung. Amsterdam , 12. November. (Privattelegram in des „Vorwärts".) Die englische Regierung hat eine Vorlage aus- gearbeitet, worin sie dem von der Arbeiterpartei propagierten Minimalsatz von wöchentlich 1 Pfund Unterstützung für die Soldatenfamilien merklich entgegenkommt. Danach erhalten die Witwen mit vier Kindern von jetzt ab 1 Pfund, start der bisher gezahlten 11 Schillinge.
die italienischen Arbeiter für öie absolute Neutralität. In der Novembernummer der„Confederazione del Lavoro", des Organ? des gleichnamigen Gewerkschaftsbundes Italien », behandelt Lodovico dÄragona die Frage:„Absolute oder relative Neutralität?" Er gelangt zu demselben Schluß wie der italienische Parteivorstand und die weitaus überwiegende Majorität der italienischen Partei- genossen. Einzig und ollein die absolute Neutralität ent- spricht den sozialistischen Idealen und den wahren Interessen der italienischen Proletarier. ES sei kein Grund vorhanden— so führt dÄragona aus— mit dem Genossen Mussolini den„Widerstand bis zu den Barrikaden" gegen einen Krieg an der Seite der Zentralmächte zu proklamieren, aber freie Bahn für den Krieg gegen Oesterreich zu verkünden. Der Umstand, daß die sozialistische Opposition gegen einen Krieg zu- gunsten Oesterreichs dank dem alten Hasse gegen Oesterreich auf größere Unterstützung im Lande rechnen könne, als die Opposition gegen die militärische Unterstützung der Tripleentente, könne und dürfe zielbewußte Proletarier nicht veranlassen, von ihrem alten Schlachtrufe „Krieg dem Kriege" abzulassen. Gewiß sei der Krieg gegen Oesterreich populär bei einem großen Teile der Bevölkerung. Aber sei nicht auch der Zug noch Tripolis populär gewesen? Damals wie heute wurden die Sozialisten von der bürgerlichen Presse angegriffen. als' sie sich gegen das Kriegsabenteuer aussprachen. DaS Elend und die Arbeitslosigkeit, die jenem Kriege folgten, haben nur zu schnell den sozialistischen WarnungSsttmmen recht gegeben. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen weist Genosse dÄragona nach, wie inkonsequent die i r r e d e n t i st i s ch e n B e- strebungen und wie verfänglich jene Schlogworte sind, von denen sich auch über die Reihen der„Reformisten " hinaus einige Parteigenossen haben blenden lassen. Der konsequente Irre-
gebreitet, das Gesicht nach unten. Irgend jemand hat ihm die Stiefel von den Füßen gezogen. Die rechte Hand hält einen Brief fest umklammert. Welch ein Drama hat sich vielleicht auf diesem Stückchen Erde abgespielt, als der Sterbende im letzten Augenblick den Brief aus dem Tornisten herausnahm und mit erkaltenden Fingern das teure Schreiben aus der Heimat umklammerte!..,
Solüatengräber in Frankreich . Der Kriegsberichterstatter der„Humanite", Jean Paul Lafifte, schildert seinem Blatt eine Fahrt, die er auf den Schlachtfeldern um Fere Champenoise gemacht hat. Dabei kommt er auch auf das traurige Kapitel der Soldatengräber zu sprechen: DaS, waS die Blicke immer wieder auf sich lenkt und die ganze Vorstellung ge- fangen nimmt, ist die große Zahl und die ständige Einwirkung der Soldatengräbcr. Die meisten find kenntlich gemacht, durch hölzerne Kreuze, denen man ansieht, daß sie in der Eile hergestellt sind; häufig sind eine Anzahl Gräber zusammengefaßt mit Steinen, andere sind mit großer Sorgfalt mit Tannenzweigen verziert und mit Blumen geschmückt. An manchen Stellen entströmt diesen Gcbeinkammern ein widerlicher Geruch. Es wird nötig sein, noch ein Wort über die Art. wie man diese Grabstätten angelegt hat, zu sagen. Sie sind so zahlreich, daß auf dem Gebiece von Fere Champenoise— ein nur kleiner Zeil des ausgedehnten Schlachtfeldes— nicht weniger denn 2700 Franzosen beerdigt sind. Die Schlacht in dieser Gegend begann am 5. Sep- tember und wurde nach allen möglichen ißerschiebungen, Vordringen, Rückzug, nach hartnäckigem und blutigem Handgemenge und Nahkämpfcn am 16. September mit dem definitiven Abzug der Deuffchen beendet. Während dieser ganzen 11 Tage— glücklicherweise waren es trockene Tage— blieben die Toten zu Haufen un- beerdigt liegen. Dann ordnete das Militärkommando die Beerdi- gung an. Soldaten und Zivilpersonen halsen dabei. Man begrub die Toten dort, wo man sie fand, auf freiem Felde, im Gehölz, in den Laufgräben, wo daS tödliche Blei sie getroffen hatte, am Straßengraben oder im Kärtchen eines Bahnhofs, bei den um- liegenden Gutshöfen usw. Die Arbeit ist schlecht gemacht. Die Gräber sind so wenig tief, daß der Spaten der Leute, welche nach den Leichen der Ihrigen suchen, schon in einer Tiefe von 15 Zentimeter auf die toten Körper stoße». In manchen Fällen sieht man Kopf, Mantel und Füße herauSragcn. In einzelneu Gruben hat man die toten Körper nut; mit dichtem Laub bedeckt. Da» schlimmste ist, daß mau nur in wenigen Fällen— vielleicht in einem von hundert— die Vor- sicht gebraucht hat, die Leichen mit Kalk oder Teer zu bedecken, bevor man sie begrub. Indem man die Taschen der Toten durchsuchte und die Papiere nachsah, war es möglich, eine vollständige Liste der Begrabenen aufzustellen. Aber, sei es aus Nachlässigkeit, sei es aus Mangel an Organisation, nirgends hat man die Stellen bezeichnet, wo die einzelnen der Festgestellten beerdigt sind. Und das wäre doch so leicht gewesen. Soll ich schließlich noch die schamlose Plünderung erwähnen, der die Toten vielfach ausgesetzt waren? In Fere Champenoise bot man allen Ankömmlingen deutsche Geldstücke, Brief- taschcn und Uhren zum Kauf an. Am 17. Oktober teilt schließlich der Berichterstatter aus Sonate« loche einem Blatte mit, daß die Militärverwaltung ihm verboten habe, seine Fahrt weiter auszudehnen, er werde nach Paris zurück» kehren.