Nr. 313. 31. Jahrgang.
Verlustlisten.
Die Verlust liste Nr. 77 der preußischen Armee enthält Verluste folgender Truppen: Mobile Etappenkommandantur Nr. 8 der 1. Armee; Etappen
Intendantur der 1. Armee.
2. Gardeerjahreg.; 3. und 5. Gardereg.; Res.- Inf.- Reg. Nr. 1; Gren.- Regimenter Nr. 2, 3; Landw.- Inf.- Reg. Nr. 4; Brig.- Ers.Bat. Nr. 5; Landw.- Inf.- Regimenter Nr. 7, 8; Gren.- Reg. u. Res.Inf. Reg. Nr. 11; Gren.- Reg. Nr. 12; Inf.- Reg. Nr. 13; Brig.- Ers.Bat. Nr. 14; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 15; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 16; Inf.u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 20; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 20; Inf.- Reg. Nr. 21; Ref.- Inf.- Regimenter Nr. 22, 25; Inf.- Reg. Nr. 26; Res-- Inf.- Regimenter Nr. 27, 28, 29; Inf. u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 30; Inf. u. Bandiv.- Inf.- Reg. Nr. 32; Füs.- u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 35; Brig.Ers.- Bataillone Nr. 36, 37; Rej.- Inf.- Reg. Nr. 39; Füs. u. Res.Inf. Reg. Nr. 40; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 41; Inf.- Reg. Nr. 47; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 50; Inf. u. Landw.- Inf.- Reg. Nr. 52; Landw. Inf. Reg. Nr. 53; Inf.- Regimenter Nr. 54, 55, 56; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 56; Inf. u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 57; Brig.- Ers.- Bat. Nr. 57; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 61; Inf.- u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 64; Inf., Res.Inf. u. Landw.- Inf.- Reg. Nr. 65; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 66; Inf.Reg. Nr. 67; Rej.- Inf.- Regimenter Nr. 68; Inf.- Regimenter Nr. 69, 70; Rej.- Inf. Reg. Nr 72; Füj.- Reg. Nr. 73; Res.- Inf. Reg. Nr 74; Inf. u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 75; Inf. u. Res.- Inf. Reg. Nr 76; Ref.- Inf.- Regimenter Nr. 77, 78; Inf.- Reg. Nr. 79; Landw.- Inf.- Reg. Nr. 80; Ref.- Inf.- Regimenter Nr. 81, 84; Inf. Nr. 85; Füf. u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 86; Inf. u. Res.- Inf.- Reg. Nr. 87; Inf.- Reg. Nr. 88; Gren.- Reg. Nr. 89; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 91; Inf.- u. Res- Inf. Reg. Nr. 92; Inf- Reg. Nr. 93; Res.- Inf.- Reg. Nr. 94; Inf.- Regin enter Nr. 95, 96; Nej. u. Landw.- Inf.- Reg. Nr. 39; Gren. u. Res- Inf.- Reg. Nr. 110; Inf.- Regimenter Nr. 112, 115, 116, 117, 118; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 118; Inf- Regimenter Nr 136, 137, 138, 143, 148, 151, 156, 158, 159, 161, 163, 166, 167, 170, 172, 173, 176; Ref.- Inf.- Regimenter Nr. 202, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 237; Landst.- Bataillon Braunsberg I, Marienburg 2; I Trier.
Garde- Ref.- Jäger- Bat.; Res.- Jäger- Bat. Nr. 1; Jäger- u. Res.Jäger- Bat. Nr. 2; Jäger- Bataillone Nr. 3, 4; Ref.- Jäger- Bat. Nr. 4; Jäger- u. Ref.- Jäger- Bat. Nr. 5; Jäger- Bataillone Nr. 6, 7; Rej. Jäger- Bat. Nr. 7; Jäger- Bataillone Nr. 8, 9, 10, 11; Res.Jäger- Bataillone Nr. 8, 9, 10, 11; Res- Jäger- Bataillone Nr. 11, 15; Festungsradfahrerkomp . Graudenz; Garde- Maschinengewehrabt. Nr. 1; Maschinengewehrabt. Nr. 5.
7. Armeekorps; San.- Komp. Nr. 3 des 8. Armeekorps; San.- Komp. insgesamt 20 000 m. gegeben worden, das andere besteht aus Nr. 2 des 9. Armeekorps; Res.- San- Komp. Nr. 9 des 9. Res.- Storps; mildtätigen Gaben. Mindestens 15 000 M. wären täglich San. Komp. Nr. 1 u. 2 des 16. Armeekorps; San.- Komp. Nr. 2 des nötig. Komp. Nr. 1 des 21. Armeekorps; Ref.- San.- Kompagnien Nr. 43, 17. Armeekorps; San.- Komp. Nr. 3 des 18. Armeekorps; San.45; San.-ol. Nr. 2 des 9. Armeekorps; Feldlazarett Nr. 5 des 4. Armeekorps; Depot- Trupp der Freiwilligen Krankenpflege vom Roten Kreuz; 2. Kolonnenstaffel des 4. Armeekorps. Korps- Brüdentrain Nr. 14 des 14. Armeekorps; Div.- Brückentrain Nr. 21. # Die
bayerische Verlustliste Nr. 51 bringt Verluste des 5. Inf.- Reg.; des 5. Res.- Inf.- Reg.; des Stabes der Mun.- Kolonne und der Inf.- Mun- Kolonne Nr. 1.
Die sächsische Verlustliste Nr. 54 enthält Verluste des Generalfommandos 27, Reserveforps; Feldintendantur; der Brig. Ers.- Batillone Nr. 46, 47, 88; des Gren.- Landw.- Reg. Nr. 100; Gren.- Reg. Nr. 101; Inf.- Reg. Nr. 102; Landw.- Inf.- Reg. Nr. 102; der Inf.- Regimenter Nr. 103, 104; des Res.- u. Landw.- Inf.- Reg. Nr. 104; des Ers.- Bat. des Landw.- Inf.- Reg. Nr. 104; der Inf.Regimenter Nr. 105, 106; Reſ.- Inf. u. Landw.- Inf.- Reg. Nr. 107: Schüßen-( Füfilier-) Reg. Nr. 108; Inf.- u. Ref.- Inf.- Reg. Nr. 133 Inf.- Regimenter 134, 139, 178, 181, 182; Ref.- Inf.- Reg. Nr. 243; Jäger- Bat. Nr. 12; Ref.- Jäger- Bat. Nr. 25; 8. Stav.- Div.; Garde Reiter- Reg.; Karabiner- Reg.; Ulanen- Regimenter 17, 21; Hus.Reg. Nr. 20; Gri.- Abt., 4. Art.- Reg. Nr. 48; Res.- Feldart.- Reg. Nr. 53; Feldart.- Regimenter Nr. 64, 77; der Ers.- Abt. des Feldart.Reg. Nr. 77; des Feldart.- Reg. Nr. 78; des Fußart.- Reg. Nr. 19; des II./1. Pion.- Bat. Nr 12; des 2. Pion.- Bat. Nr. 22; der Ref.Fernſprech- Abt. W. 27; der Ref.- Inf.- Mun.- Kol. 54 und der Res.Art.- Mun.- Sol 72; des Ref.- Felolazaretts 91.
Die württembergische Verlustliste Nr 57 bringt Verluste der Landw.- Infanterie- Regimenter Nr. 119, 120, 123 und des Pionier- Bataillons Nr. 13.
Die behördliche Fürsorge wird als völlig unzureichend bezeichnet. Manche Flüchtlinge sind schon seit August hier. Da kommt eine Frau mit ihren Kindern zu uns heran. Sie hat verweinte Augen und schluchzt heftig auf. Schon seit acht ihr wartet sie. Es werden noch ein paar Mark für sie aufgetrieben. Ein altes Mütterchen tauert in einer Ecke und weint herzzerbrechend. Man gibt ihr fünf Mark und vertröstet sie auf den nächsten Tag. So wechseln die Bilder, Bilder, die einem ins Herz schneiden. Denen, die zu Hause an wohlgedeckten Tischen oder in Weinstuben und Cafés jubilieren, bietet sich durch einen Besuch der ostpreußischen Flüchtlinge Gelegenheit, die Schrecken des Krieges kennen zu lernen.
Das Pfundpaket bei der Feldpoft.
Das Pfundpaket ist bei der Feldpost wieder vorübergehend zugelassen. Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß vom Sonntag, den 15., bis Sonnabend, den 21. November einschließlich, wieder Feldpostbriefe bis zum Gewicht von 500 Gramm befördert werden. Die Gebühr beträgt von 50 bis 250 Gramm 10 Pf., über 250 Gramm 20 Pf. Zur Verpackung müssen aber starke Pappkartons, festes Backpapier oder dauerhafte Leinewand verwendet werden, je nach der Art des Gegenstandes. Die Päckchen können auch mit Klammern geschlossen werden, sollen aber sämtlich mit dauerhaftem Bindfaden verschnürt werden, sind sie größer, mehrfach gekreuzt. Die Aufschriften müssen fest auf der Sendung selbst angebracht sein. Man tann alles schicken, was nicht zu umfangreich und zu schnell verdibt oder etwa gar feuergefährlich ist, also kein frisches Obst, keine frische Wurst, feine Streichhölzer, Patronen, Benzin usw. Flüssigkeiten müssen besonders fest verpackt und mit Baumwolle, Sägespänen oder sonst einem saugfähigen Die Not der oftpreußischen Flüchtlinge. Stoffe verpackt sein, so daß nichts auslaufen kann. Will man Wer einen kleinen, aber trotzdem erschütternden Ausschnitt unbestellbare Sendungen den Kameraden des Empfängers zuaus der Kriegszeit kennen lernen will, braucht nur an einem tommen lassen, so muß man einen Vermerk anbringen, Vormittage sich ins Erdgeschoß der Neuen Bibliothek, etwa des Inhalts: Wenn unbestellbar, zur Verfügung des Universitätsstr. 6 zu begeben. Dort treffen sich alltäglich die Truppenteils. unglücklichen Bewohner der Ostprovinzen, soweit sie vor den Wir weisen außerdem auf die an anderer Stelle abRussen flüchten mußten. Bilder von erschütternder Tragit gedruckte Bekanntmachung über die Weihnachtspakete entrollen sich hier, graufig zeigt sich an dieser Stelle die an die im Felde stehenden Truppen hin. Erst in diesen Tagen sind wiederum Wirkung des Krieges.
Aus Groß- Berlin.
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lung vollzählig erscheinen.
1. u. 2. Garde- Drag.- Reg.; Drag.- Regimenter Nr. 6, 19, 24; Ulanen- Regimenter Nr. 6, 8; Sus.- Reg. Nr. 15; Reg. Königs Jäger zu Pferde Nr. 1; Jäger- Regimenter zu Pferde Nr. 3, 4, 8; 2. Landst.- Eskadron des 2. Armeforps; 3. Landst.- Hus.- Eskadron des 17. Armeforps; Kab.- Reg. v. Günther, siehe Drag. u. Ulanenzirka 15 000 ostpreußische Flüchtlinge hier angekommen, 25 Jahre Wahlverein in Charlottenburg. Reg. Nr. 6. 3. Feld- Art.- Brig., Stab; Feldart.- Regimenter Nr. 8, 11, 14, mittel- und Heimatlos. Um dem schlimmsten Elend zu steuern, Auf sein 25 jähriges Bestehen blickt in diefen Tagen der 18, 40, 42, 45; Felbart.- Reg. Nr. 55, fiehe Feldart.- Reg. ber haben sich zwei Komitees gebildet, die mit rühriger Umsicht 4. Landw.- Div.; Felbart.- Regimenter Nr. 71, 76; Feldart- Reg. und Tattrast den Aermsten beistehen. Es ist dies der„ Aus- Wahlverein Charlottenburg zurück. Angesichts der ernſten Zeit, der 4. Landw.- Div. festes abgesehen worden. Die am Dienstagabend im Volkshause 1. und 2. Garde- Fußart.- Reg.; Fußart.- Regimenter Nr. 5, 6, schuß ostpreußischer Flüchtlinge" und die Gesellschaft der oft- in der wir stehen, ist von der Veranstaltung eines Stiftungs7; Res- Fußart.- Reg. Nr. 9; Landiv.- Fußart.- Bat. Nr. 9; Fußart.- preußischen Flüchtlinge". Reg. Nr. 10; Ref.- Fußart.- Regimenter Nr. 14, 15; Fußart- Reg. In einer langgestreckten, gut geheizten Halle kommen sie stattfindende Mitgliederversammlung soll aber der Erinnerung Nr. 16; Res- Fußart.- Reg. Nr. 17; Fußart. u. Res.- Fußart.- Reg. in den Vormittagsstunden von 9-1 Uhr zusammen. Frauen, an die Gründung gewidmet werden. Genoffe Eduard BernNr. 18; Fußart.- Reg. Nr. 20. Kinder, Greise, militärfreie Familienväter, Beamte, Geschäfts- st ein wird die Gedenkrede halten. Weitere Ansprachen werden 1. Bion.- Bat. Nr. 1; 2. Pion.- Bat. Nr. 2; Pion.- Bat. Nr. 3; leute, Landwirte und Arbeiter, alles wahllos durcheinander. folgen. Es wird erwartet, daß die Genoffen in dieser Versamm1. u. 2. Bion.- Bat. Nr. 4; 1. Bion.- Bataillone Nr. 5, 7; Bion.- Bat. Arm sind sie alle, arm und bedürftig, auch die, die noch vor Nr. 9; 1. Pion.- Bat. Nr. 14; 2. Pion.- Bat. Nr. 15; 1. Pion.- Bat. wenigen Monaten für wohlhabend galten. Sie haben meist Nr. 16; 1. Landw.- Pion.- Konp. des Gardekorps; 1. mobile Sandiv.- alles verloren, viele sind gegangen, wie sie standen, einzelne Gewerkschaftliche und genossenschaftliche Einrichtungen Pion.- Komp. des 11. Armeekorps. während des Krieges. Eisenbahnbaufompagnien 11, 12; Festungs- Telegraphen- Bau- in Pantinen, da die Gefahr drängte. Ohne Geld, ohne sehen sie sich dem Weltstadtleben gegenüber, Um ein Bild ihrer Tätigkeit auf dem Gebiete der Kriegstom. Nr. 4; Fernsprechabt. des Garde- Ref.- Korps; Fernsprechabt. Obdach sehen sie des 15. Armeekorps; Feldluftschifferabt.; Festungsluftschiffertruppe; nicht alle haben das Glück, bei Verwandten usw. unter- fürsorge zu geben, hatte die Berliner Gewerkschaftskommission Feldfliegertruppe; Kommando der Kraftfahrtruppen einer Armee. schlüpfen zu können. Die Hilfskomitees tun, was sie die beteiligten Reichsäuter und Ministerien für gestern vorRef.- Inf.- Mun.- Kol. Nr. 21 des 9. Res.- Korps; Mun.- Kolonnen können, aber es ist nur wie ein Tropfen auf einen heißen mittag zu einer Besichtigung gewerkschaftlicher und genossendes 9. Armeekorps; Art.- Mun.- Kol. Nr. 3 der 10. Ersatzdiv. San.- Komp. Nr. 1 des Gardekorps; San- Komp. Nr. 3 des 2. Stein. Viele müssen weggeschickt werden, ohne daß sie etwas schaftlicher Einrichtungen aufgefordert. Erschienen waren etwa 11. 4. Armeekorps; San.- Komp. Nr. 2 des 5. Armeekorps; Res.- San.- erhalten hätten laut weinend wanten sie fort, hinaus, der 30 Herren, unter ihnen der Handelsminister und der Minister Stomp. Nr. 6 des 6. Res.- Korps; Ref.- San.- Komp. Nr. 7 des Himmel weiß, wohin. Von behördlicher Seite sind bis jetzt des Innern, die Staatssekretäre des Reichsjustizamts und des unserer Lage, der Eigenart unseres Handels. Das ist nicht leicht| Gelehrte. Das wird man vielleicht in Deutschland nicht zugeben, auseinanderzusetzen, und ich will es darum auch nicht versuchen, ein Handelsvolk wie das unsrige ist jedoch davon überzeugt, obgleich und nur auf die 30- bis 40 000 Gefangenen und die 700 000 auch wir unsere Professoren sehr hoch schäzen. Flüchtlinge hinweisen, die wir wenigstens zeitweise zu ernähren haben. Wenn man nun selbst so leidet, dann dünkt es einem etwas merkwürdig, wenn eine der friegführenden Parteien immerfort an die Tür klopft und Sympathie anregen will durch den Nachweis, daß ihr Unrecht geschieht. Wir Neutrale sind an der ganzen Geschichte doch gewiß so unschuldig wie neugeborene Kinder, wir leiden aber und schweigen, auch wenn Belgier und Franzosen in der unangenehmsten Weise unsere Neutralität verdächtigen. Eine Anekdote berichtet von Friedrich dem Großen, daß, als ein Spottbild von ihm in den Straßen Berlins aufgehängt wurde und man ihm den Rat erteilte, es entfernen zu lassen, er die Antwort gab:" Laßt es tiefer hängen, damit ein jeder es bequem betrachten kann." Man möchte wünschen, daß etwas mehr von diesem Geist Friedrichs des Großen im deutschen Volk lebte. Auf uns Neutrale machen diese Verteidigungsschriften den Eindruck mangelnden Nationalstolzes. Wir haben in Holland ein Sprichwort, das, ins Deutsche übertragen, ungefähr lautet:„ Tu das Rechte und sieh dich nicht um." Mir würde es besser an den Deutschen gefallen, wenn sie in dieser Weise handelten. Nun kommt noch hinzu, daß alle diese Verteidigungsschriften in solch einem Brusttone der Ueberzeugung, der Entrüstung, der Autorität geschrieben sind, dabei noch in dem Stil von Kongreßreden, daß sie auf uns nüchterne Niederländer fast komisch wirken. Was soll es doch heißen, wenn immerfort wiederholt wird:" Es ist nicht wahr." Es kann ja sein, daß es nicht wahr ist, aber das ist ohne weiteres einleuchtend doch nur für den, der im voraus annimmt, daß alles, was deutscherseits geschieht, absolut gut und richtig sein muß.
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Die Köln. 3tg." brudt den unten folgenden Brief eines dem holländischen Professors an einen deutschen Kollegen ab, weil er ihr Wunsch des Einsenders gemäß unverkürzt für die Auffassung vieler Angehöriger neutraler Ränder recht bezeichnend zu sein scheint. Praktische Beachtung verdienen, bemerkt das Blatt dazu, namentlich die kritischen Bemerfungen über die vielleicht nicht immer glückliche Formi, in der im Auslande die Sache Deutschlands verteidigt worden ist. Sonst zeige der Brief, wie schwer es manchem Neutralen wird, sich in die Seele des deutschen Volkes zu versehen, das, zu einem Kampf ums Dasein gezwungen, sich nicht nur von ehrlichen Waffen, sondern auch von zahllosen Berleumdungen und Lügen umgeben sehe. Solle man das alles ruhig hingehen lassen, selbst auf die Gefahr hin, daß weniger urteilsfähige und um ihre Ruhe besorgte Neutralen sagen würden :" Deutschland antwortet nicht auf die Anflagen, die gegen es erhoben werden; es muß also doch etwas Wahres an den Beschuldigungen sein?"
Utrecht, 25, Oktober.
Sehr geehrter Herr Kollege! Sie haben mich aufgefordert, auseinanderzusehen, warum ich Verteidigungsschriften wie„ Es ist nicht wahr" im Interesse Deutschlands berurteile. Nun, ich will es versuchen:
Welches ist die Stellung, die der Neutrale für den doch in erster Linie diese Schriften bestimmt sind, einnehmen muß?
Kein deutscher Forscher würde sich bei irgendeiner Frage, auch nicht von der berühmtesten Autorität, vorschreiben lassen, was er zu glauben oder nicht zu glauben hat. Wir Neutrale sollen aber unverzüglich glauben„ Es ist nicht wahr".
Vor einigen Tagen sprach ich einen Kollegen, der sonst gewiß nicht gegen Deutschland eingenommen ist. Der hatte gerade die Publikation der englischen Professoren erhalten, die unterzeichnet ist von den ersten wissenschaftlichen Autoritäten Englands. Er sagte:„ Wenn diese hervorragenden Männer, die wir früher in Friedenszeiten immer hoch geachtet haben, einstimmig solcher Auffassung sind, dann ist es doch unerlaubt, das als Lüge zu bezeichnen, was sie gegen Deutschland vorbringen."
Da soll man also den englischen Autoritäten glauben, und der Deutsche sagt:" Du sollst mir glauben."
Meiner Ansicht nach in erster Linie, daß er in dieser Zeit, in der er viel mehr leidet, als die Kriegführenden ahnen, sich zunächst und fast ausschließlich damit beschäftigt, wie er sein eigenes Volk durch diese Not hindurchbringen kann. Von allem, was draußen in der Welt vorgeht, hat er zunächst nur in diesem Sinne Kenntnis zu nehmen und Stellung dazu zu nehmen. Nun ist es recht auffallend, daß die kriegführenden Länder den Neutralen immerfort aus dieser Stellung herausdrängen möchten. So auch Deutschland, mit dem diese Zeilen sich speziell zu beschäftigen haben, weil ich an einen Deutschen schreibe . Die deutschen Zeitungen( Gleiches gilt natürlich für die andern) beschäftigen sich nur mit eigener, deutscher Auffassung, und man gibt sich nicht die geringste Mühe, der Auffassung anderer Bölfer gerecht zu werden. Dieser einseitige Standpunkt ist begreiflich bei einem Volt, das um seine Eristenz fämpft. Aber welches Recht hat man nun, den Neutralen moralisch zu zwingen , Deutschland Sympathie zu erzeigen? Der Neutrale zudt die Achseln und sagt zu beiden:„ Ich muß Man sagt dem Niederländer:" Sei neutral im Aeußerlichen, wenn du nun einmal nicht anders willst, aber nicht innerlich. das Urteil der Geschichte überlassen. Laßt mich doch alle in Ruhe. Unsere Sache ist allein gerecht, du mußt aber mit uns sympathi- Gin jeder gehe seines Weges, trage sein Leid und tue, was er sieren." Ja, auch verborgene Drohungen, zuweilen auch Zukunfts- meint, das recht ist." Nun kommt noch hinzu, daß berühmte Gelehrte, deren Autorität bersprechungen werden nicht verschmäht, um diese in deutschen Augen selbstverständlichen Sympathien zu erzwingen, die man als in ihrem Fach ein jeder anerkennt, darum doch nicht die berufenen Leute sind oder nicht zu sein brauchen, um gerade in solchen Fragen fein Recht fordert. Nun fann der Neutrale von Haus aus sehr viel Sympathie für zu entscheiden. Gelehrte haben eine hohe, aber einseitige Begabung , Deutschland befizen, sich zu diesem Volk vielleicht mehr angezogen wäre dem nicht so, so wären sie keine Gelehrten. Ein jeder prüfe fühlen als zu irgendeinem andern, und trotzdem im Kriegsfall jede sich selbst und gebe zu, wie schwer es ihm fällt, sich umzuschalten; er gebe zu, daß in vielen Dingen seine Frau gescheiter ist als er Sympathie zurückhalten. Zunächst schon darum, weil er in dieser schweren Zeit zu sehr selbst. Eine Erklärung der hervorragenden Vertreter des deutschen mit sich selbst beschäftigt ist. Ale neutralen Länder leiden schwer, Handels würde schon mehr Eindruck machen, weil Kaufleute meist aber ich glaube, wir mehr als die andern wegen der Eigenart| nüchterner, vielseitiger, unbefangener und unabhängiger find als
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Aber wenn nun auch solche Handels- Größen sich zu solch einer Grklärung zusammentäten, dann würde der Neutrale sich doch noch folgendes sagen: Alle tämpfenden Völker stehen heute unter einer Kriegssuggestion, die ihnen die unanfechtbare Ueberzeugung des ausschließlichen Rechtes gibt. Das ist nicht zu ändern. Neutrale steht eben nicht unter dieser Suggestion."
Aber der
Dazu kommt, daß in allen Ländern Stimmung gemacht wird, die eben diese Suggestion erzeugte. Die Zeitungen dürfen( auch im neutralen Land) nur das bringen, was die Regierung erlaubt. Jede Kritik schweigt also, und so steigt die der Regierung erwünschte Suggestion in den kriegführenden Ländern bis zur Allmacht. Das selbständige Denten hat aufgehört. Der Neutrale ist aber noch in der Lage einzusehen, daß der Zustand so ist.
Es kommt noch ein anderer Punkt hinzu.
England führte einen heftigen Zeitungskrieg zur Faschodazeit gegen Frankreich, dann vor 14 Jahren gegen die Buren, dann gegen die Belgier wegen des Kongostaats . Was Belgier und Buren gegen die Schwarzen Afrikas gesündigt haben sollen, klang noch weit blutiger, als was man heute den Deutschen wegen Belgiens zuschreibt.
Vor 14 Jahren herrschte auch eine Kriegssuggestion, an der wir Niederländer uns redlich beteiligt haben, und es wäre dem schlecht ergangen, der damals gegen die Buren und für die Engländer gesprochen hätte. Nach und nach haben wohl die meisten von meinen Landsleuten eingesehen, daß es eine Suggestion war, man ist entnüchtert .
Deutschland hat wegen seiner zentralen Zeitung und seiner vorzüglichen Organisation nicht nötig, das Volk so durch die Presse bearbeiten zu lassen. England und Frankreich müssen es, wenn sie etwas erreichen wollen. Sie tun es ja in ganz gleicher Weise bei ihren inneren politischen Kämpfen, so daß noch vor einigen Jahren der Speaker urteilte, daß Ausdrücke, die unter andern Umständen beleidigend seien, im politischen Kampf nicht als solche aufzufassen wären.
Ist der Zweck erreicht, so hört der Zeitungskampf auf, und es kann eine große politische Freundschaft folgen, wie heute Frank reich, Belgien und Südafrika zeigen .
Die Deutschen nehmen das nun aber sozusagen ,, tragisch" und fämpfen gegen etwas, wogegen gar nicht gefämpft werden kann. Es ist also zwecklos. Ebenso zwecklos, als wenn ich mich darüber erbose, wenn ein vorbeifahrender Kraftwagen mir Spritzer oder Staubwolfen zusendet.
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Zeitungshezze gehört eben in England und Frankreich zum Regierungssystem und ist dort unentbehrlich. Uebrigens ist kein Volk Man vergesse doch nicht, daß man auch in Deutschfrei davon. land weiß, was es heißt, Stimmung zu machen". Ich erinnere nur an die Abänderung der Depesche durch Bismard 1870. Ich weiß nicht, ob der Strieg hätte unterbleiben können; nun er aber einmal ausgebrochen ist, weiß der deutsche Soldat, daß er kämpft für alles, was ihm teuer ist. Das gilt nicht für den englischen Soldaten, weil England eine Insel ist. Um nun diesem die nötigen Imponderabilien( der Ausdruck ist von Bismarc) mitzugeben, muß Stimmung gemacht werden. Dagegen anzufämpfen, ist Unsinn.
Ebenso unsinnig finde ich es, darüber zu streiten, wer Schuld.. an diesem Krieg hat und wer am meisten. Der Krieg mußte ein