Eine deutschen -Debatte im englischen Unterhaus. London , U. November.(23. T. B.) Unterhaus. Der Unionist Joynson Hicks beantragte ein Amendement zu der Adresse, das das Bedauern ausdrückte, daß die Thronrede nicht auf die öffentliche Gefahr Bezug genommen habe, die aus der Anwesenheit der Ausländer in dem Vereinigten Königreiche entstände, die vielleicht in Verbindung mit dem Feinde ständen und auS der Existenz der Aktiengesellschaften, die fast sämtlich auS ausländischen Aktionären beständen. Joynson Sicks sagte McKenna habe am S. September angegeben, daß sich 50 633 Deutsche und 16141 Oester reich er im Lande befänden. Wenn man auf die polizeilich nicht Registrierten 10 Proz. rechnete, würde die Gesamtsumme über 73(XX) betragen. Joynson HickS kritisierte die Maßregeln der Regierung als unzureichend und fragte, inwieweit nominell englische aber tatsächlich deutsche Handelsgesellschaften ihre Geschäfte in Großbritannien fortführen dürfen, obwohl sie vielleicht durch neutrale Länder mit dem beut- schen Hauptquartier Verkehr unterhielten. McKenna erwiderte und fragte, ob Joynson Hicks sagen wolle, daß man jeden einzelnen Deutschen in Großbritannien wie einen Feind auf dem Schlachtfelde behandeln solle. Joynson Hicks habe ihm selbst drei Deutsche für die Naturalisierung empfohlen. Es wäre nicht nur grausam, sondern lächerlich, alle Deutschen als Spione und Feinde zu behandeln. Betreffend die Jnternie- r u n g und Freilassung von Deutschen habe die Zivilregierung keine Macht, die Initiative zu ergreifen, da es eine rein m i l i- tärische Angelegenheit sei. Das Staatssekretariat des Innern handelte auf Ansuchen der militärischen und Marinebe- Hörden. K i t ch e n e r habe am 7. September erklärt, aus ge- wissen Gründen sollen weitere Verhaftungen vorge- nommen werden, was geschehen sei. Die Umstände erlaubten kein bestimmtes System, vielmehr müsse sich die Regierung durch den Grad der Gefahr leiten lassen. Wenn ein Einfall von Zeppelinen zu erwarten wäre, würden Leute inter- niert werden müssen, da die Gelegenheit bestände, eine Panik hervorzubringen. Es sei denkbar, daß Jntrrnierungen im großen Maßstabe stattfinden würden, um derartiges zu der- hindern. McKenna fuhr fort: Im letzten Monat erhielt die militärische Frage«in anderes Aussehen. Die Regierung nahm auf Wunsch der Militärbehörden mehr Verhaftungen vor, aber eS wurde dann nicht für notwendig gehalten, damit fortzufahren und die Militärbehörden lehnten es ab, für die Unterbringung der deut» schen Verhafteten zu sorgen. McKenna machte eine ironische Anspielung auf die Aeuhcrung von Lord Charles Beres- ford, daß d,e englischen Kreuzer verloren gingen, weil das deutsche Marineamt durch Spione in England Informationen erhalten habe. Vonar Law griff McKenna? Mahregeln an und sagte, jeder Deutsche in Großbritannien , gleichviel ob naturalisiert oder nicht, sympathisiere sicher mit seinem eigenen Lande und sei daher verdächtig. Große Anstrengungen müßten gemacht werden. um jeden solchen Untertan eines feindlichen Staates zu über- wachen, der England im Kriege irgendwie schädigen könnte. Lord Charles Veresford forderte die Regierung auf, alle Untertanen feindlicher Staaten hinter Stacheldraht einzuschließen, einschließlich derer in hohen gesellschaftlichen Stel- l u n g e n» die mehr Einfluß hätten als andere. Der Radikale Sir Dalciel betonte: An der Ostküste von Schott- land herrsche die Empfindung, daß die Spionenfrage nicht richtig behandelt werde. Es sei nicht zu leugnen, daß Benzin von der Ostküste für die deutschen Unter- seeboote geliefert worden sei; eS sei von den schottischen Häfen auf ein dänisches Schiff gebracht worden, von wo es sicher die deutschen Unterseeboote erreicht habe. Der Abgeordnete er- wähnte einen Fall, in dem ein Deutscher von der Behörde die Erlaubnis hatte, sich mit einem photographischen Apparate ,n der Umgebung von Rosyth frei zu bewegen. Die Häufung der Fälle beweise, daß die Besorgnis des Publikums gerechtfertigt sei. Hierauf vertagte sich das Haus.
England und feine Rekruten. Von unserem Londoner Korrespondenten. In den letzten Tagen sind in der Rekrutierungskampagne in England wichtige Wendungen eingetreten. Zunächst kann mit ziem- licher Sicherheit festgestellt werden, daß die Pläne zur Ein- führung der allgemeinen Wehrpflicht bis auf weiteres fallen gelassen worden sind. Das ergibt sich aus der Guildhallrede Lord Kitcheners, aus einer mit bei ihm gewohnten Temperament vorgetragenen RekrutenwerbungSrede Lloyd Georges im Londoner City-Temple und aus einer ganzen Reihe offizieller Mahnahmen und Kundgebungen. Auch die Agi- tation in der militärischen Presse ist plötzlich verstummt. Fragt man sich, worauf diese plötzliche Wendung zurückzuführen ist, dann gibt es nur eine Antwort darauf: auf den prompten war» ncnden Protest der englischen Arbeiterschaft. Die Arbeiterorganisationen haben mit allem Nachdruck erklärt, daß sie von der allgemeinen Wehrpflicht nichts wissen wollen— und damit ist die Sache eben erledigt. Unter keinen Umständen darf eS die englische Regierung wagen, Maßnahmen zu ergreifen, die das Miß- fallen der organisierten Arbeiterschaft erregen. Das begreift die Regierung. Wir können deshalb die Frage der allgemeinen Wehr- Pflicht in England, über die vom militärischen, politischen und sozialen Gesichtspunkt sonst so viel zu sagen wäre, vorläufig auf sich beruhen lassen. A�S. Alternative der allgemeinen Wehrpflicht bleibt die weitere Förderung und Ermunterung der freiwilligen Rekrutenwerbung. DaS wichtigste neue Anzugsmittel ist die soeben angekündigte E r- höhung der K r i e g S i n v a l i d e n r e n t c n und Hinter- bliebenenpensionen.die gleichfalls ein Erfolg der energisch betriebenen Agitation der organisierten Arbeiterschaft ist. Zunächst werden die Familientrennungszuschüsse, also die den Familien der einberufenen Soldaten zu zahlende®er- gütung, sehr beträchtlich erhöht. Eine kinderlose Gattin wird von nun an ö Schilling(früher TVi Schilling) die Woche erhalten; dieser Betrag erhöht sich bis auf ISU(früher 12%) Schilling die Woche bei Frauen mit 4 Kindern. Außerdem erhalten auch die Seeleute, deren Familien bisher gar keine Zuschüsse erhielten, nunmehr dieselbe Vergütung wie bisher die Soldaten. Noch beträchtlich mehr werden diePcnsionenderHinter- Mi ebenen erhöht. Kinderlose Witwen werden eine Pension von 7%(bisher 3) Schilling die Woche erhalten; bei Witwen mit 4 Kindern erhöht sich der Betrag auf-20(bisher 11) Schilling die Woche. Bei Erwerbsunfähigkeit der Witwen können diese Pen- sionen erhöht werden. Die KriegSinvalidenrente wird bei den Soldaten niedrigsten Ranges betragen: bei gänzlicher Erwerbsunfähigkeit 14 Schilling die Woche für unverheiratete, 16% Schilling die Woche für verheiratete, aber kinderlose Invaliden; für Invaliden mit
Kindern erhöht sich die Rente bi? auf 23 Schilling die Woche. In allen Fällen kommt bei den der Arbeiterversicherung angehörigen Invaliden auch noch die staatliche Invalidenrente von 6 Schilling die Woche hinzu. Bei tcilweiser Erwerbsfähigkeit beträgt die Rente bis zu 17% Schilling die Woche je nach dem Grade der Er- werbSunfähigkeit und den Familienverhältnissen des Invaliden. Diese Sätze bleiben hinter der Forderung der Arbciterscha nach einer Mindestrente bezw. Pension von 20 Schilling die Woche freilich noch beträchtlich zurück, aber sie kommen ihr doch schon in erfreulichem Maße entgegen. Die Arbeiterpartei kündigt die Fort- setzung der Agitation um höhere Sätze an. Von ganz besonderem Interesse sind die amtlichen Schätzungen und Berechnungen der voraussichtlichen Gesamtkosten dieser U n t e r st ü tz u n g e n, die in dem eben veröffentlichten Regierungs- Weißbuch, das die neuen Sätze mitteilt, enthalten sind. Und zwar sind sie deshalb von so großem Interesse, weil sie zum erstenmal autoritative Anhaltspunkte bieten, aus denen sich Schlüsse darüber ziehen lassen, wie viele Soldaten die englische Re- gierung schließlich ins Feld zu schicken gedenkt, mit welcher Dauer des Krieges sie rechnet und welche Verluste an Toten und Verwundeten, vor- übergehend und dauernd erwerbsunfähig Ge- machten sie erwartet. Als Grundlage der amtlichen Schätzungen dient die Voraus- setzung, daß die Regierung insgesamt 2 Millionen Kombat- t a n t e n, einschließlich der Marine, aber ausschließlich der indischen und kolonialen Truppen, im Kriege verwenden wird. Hin- sichtlich der Dauer des Krieges worden zwei Eventualitäten als Grundlage der Berechnungen genommen; 1. daß der Krieg ein Jahr dauert und 2. daß er zwei Jahre dauert. Au einen darüber hinaus verlängerten Krieg beziehen sich die Berech- nungen nicht. Bemerkenswert ist aber, daß, wie sich aus der Methode der Schätzung der Verluste ergibt, die englische Regierung selbst bei einer Kriegsdaucr von nur einem Jahre damit rechnet, ausschließlich der indischen und kolonialen Truppen zwei Millionen Mann auf den Kampfplatz zu führen. Augenblickl'ch ist jedoch nicht leicht einzusehen, wie diese Voraus- setzung innerhalb 9 Monaten erfüllt werden soll. Hinsichtlich der Kriegsverluste rechnet die Regierung mit zweierlei Voraussetzungen, erstens, daß die Toten insgesamt 6 Proz.(der zwei Millionen), zweitens, daß sie 10 Proz. be- tragen. An Invaliden rechnet die Regierung mit sechs bezw. zwölf Prozent.
Lorü Roberts gestorben. London , 15. Nov.(W.T.B.) Amtlich wird mitgeteilt, daß Lord Roberts gestorben ist. Lord Roberts befand sich in Frank- reich auf Besuch bei den indischen Truppen, deren Ober- befehlShaber er gewesen ist. Am Donnerstag zog er sich eine Erkältung zu, aus der sich eine Lungenentzündung entwickelte, der er erlag. Lord Roberts ist fast 82 Jahre alt geworden. Seinen mili- tärischen Ruhm erwarb er durch den Feldzug gegen Afghanistan im Jahre 1879 und als Oberbefehlshaber der zweiten Phase des Burenkrieges. In den letzten Jahren trat er namentlich durch seine unermüdliche Agitation für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht hervor. Eine Erfinöung. Wien , 13. November. (Meldung des Wiener k. k. Telegr.» Korresp.-BureauS.) Petersburger Meldungen der „Times" und der„Daily News" wissen von ernsten U n st i m m i g- leiten zu erzählen, die angeblich zwischen der deutschen und der ö st erreichisch- ungarischen Heeresleitung be- ständen. Zu derartigen Erfindungen soll nur bemerkt werden, daß die ihnen zugrunde liegende Absicht, die vertrauensvollen Be- Ziehungen zwischen den beiden Heeresleitungen zu vergiften, ebenso offenkundig als aussichtslos ist. Neue Rüstungsausgaben in Italien . Rom , 15. November..(W. T. B.) Nach Zeitungsmel- düngen hat der Ministerrat einstimmig neue außerordentliche Ausgaben für das Heer im Betrage von 400 Millionen Lire beschlossen.
politische Uebersicht. Ausweisungen aus Frankfurt a. M. Nach einer Bekanntmachung des Polizeipräsidenten müssen nch sämtliche Rüssen, Franzosen, Belgier, Engländer einschließ- .ich der Bürger englischer Kolonien, Serben. Montenegriner und Japaner, ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, bis zum 24. November abends aus dem Stadtbezirk F r a n k f u r t a. M. entfernen. Feindliche Ausländer, die nach dem 24. No- vember in Frankfurt a. BZ. betroffen werden, sind sofort festzu- nehmen. Die Wahl des neuen Aufenthaltsorts wird mit ge- wissen Beschränkungen freigestellt, es darf u. a. das Gebiet des Zweckverbandcs Groß- Berlin sowie eine Anzahl anderer Städte nicht als Aufenthaltsort gewählt werden. Bis zum 17. November haben sich ferner alle feindlichen Ausländer im Polizelpräsidmm persönlich zu melden mit der Angabc, wohin sie verziehen wollen. Ausnahmen werden nur gestattet bei schwerer Krankheit und für vereinzelte Personen, die sich seit vielen Jahren in Deutschland befinden und für deren deutsch - stcundliche Gesinnung und Betätigung angesehene Deutsche volle Bürgschaft übernehmen. Als Aufenthaltsort für m i t t e l- lose Personen wird das Kriegsgefangenenlager Gießen bestimmt. Die Ausreise nach der Heimat kann Engländern, Franzosen, Belgiern, Serben. Monte- negrinern und Japanern in dem bisherigen Umfange gestattet werden: Russen, insbesondere russische Fcldarbciter, dürfen vorläufig das Reichsgebiet nicht verlassen. Diese außerordentlich scharfe Maßnahme steht bisher gliickl'.cherweise vereinzelt da, und man darf hoffen, daß sie keine Nachahmung findet. Immer dringender erscheint uns die Notwendigkeit, zu einer Vereinbarung über eine gleichmäßige und schonende Behandlung der Angehörigen fcind- licher Staaten in allen kriegführenden Ländern zu kommen. Der Vcrmittlungstätigkeit der neutralen Botschafter erwächst hier eine dankbare Aufgabe.
WeihnachtSpakete für unsere Verwundeten. Amtlich. Berlin , 15. November. (W. T. B.) Um Irrtümer zu vermeiden, wird folgendes mitgeteilt: Es ist leider ausgeschlossen, daß die Pakete der Angehörigen Kranke und Verwundete erreichen, die in den Lazaretten im Felde, also in Feld-, Kriegs- und Etappenlazaretten pp. liegen. Tie Pakete brauchen mehrere Wochen, um an ihr Ziel zu gelangen, die Kranken und Verwundeten sind aber oft nur einige Tage in diesen Lazaretten, da man unauSge- setzt bestrebt ist, sie in die Heimat zurückzubefördern. Sobald die Verwundeten und Kranken den hei- matlichen Boden erreicht haben, steht der Zusendung von
Paketen durch die Post natürlich nichts im Wege. Portofreie Feld- Postpakete innerhalb des Heimatlandes gibt es aber nicht. Hier gelten dieselben Bestimmungen für Soldatenpostsendungen wie im Frieden. Um auch den Verwundeten und Kranken in Feindesland eine WeihnachtSfreude zu bereiten, hat der Vaterländische Frauenver- ein beschlossen, für diese Lazarette Weihnachtssendungcn zusammenzustellen, die in den Lazaretten zur Verteilung gelangen sollen._ Eine Absage an die Hausbesitzer. Der Vorstand des Deutschen StädtetageS hat sich mit den bekannten Forderungen der Hausbesitzer befaßt und hat seine Ansicht in folgender Resolution niedergelegt: „Trotz der fast unübersehbaren Fülle von Ausgaben und Leistungen, die der Krieg den Gemeinden gebracht hat, haben die Gemeinden ein besonderes Interesse für die Frage der Miets- zahlung an den Tag gelegt und je nach den örtlichen Ver- Hältnissen durch organisatorische Maßnahmen, z. B. durch Kredit- fürsorge, kräftig bewährt. Nachdrücklich zugunsten der Hausbesitzer wirken auch die Beschlüsse der Gemeinden, wonach vielfach besondere Mictszuschüsse für die Kriegerfamilien vorgesehen oder die all- gemeinen Zuschüsse der Gemeinden zu den Reichsmindestsätzen reichlicher bemessen werden, damit daraus ein Teil der Miete ge- währleistet werden kann. Die Gemeinden haben die in diesen Mietsunterstützungen liegenden großen Opfer in vaterländischem Interesse gern auf sich genommen, obwohl die Fürsorge für die Kriegerfamilien grundsätzlich und jedenfalls im Rahmen dcS Notwendigsten, Angelegenheit des Reiches ist und deshalb umfassend nur durch Eintreten des Reiche? geregelt werden kann.— Diesen Leistungen der Gemeinden gegenüber entbehrt die vom Schutz- verband für deutschen Grundbesitz in breiter Oeffentlichkeit vcrtre- tene Ansicht, die Gemeinden täten in der Mietsfrage nicht, was ihnen obliegt, jeder Berechtigung. Trotz aller Anstürme gegen die Gemeinden hält der Vorstand des deutschen StädtetageS daran fest, daß die Grenzen für die Verwendung der Gcmeindemittel auch und besonders in Kriegs- zeitcn, ausschließlich durch daZ Interesse der Allgemeinheit bestimmt werden und daß selbst zugunsten des den Gemeinden so eng ver- knüpften HauSbesitzerstandeS eine Hilfsaktion, die anderen Ständen versagt bleibt, aus öffentlichen Mitteln nicht zulässig ist." Höchstpreise. Eine offiziös bediente Korrespondenz tritt der Behaup- tung entgegen, daß der Bundesrat von der Festsetzung von Höchstpreisen für Kartoffeln vorläufig absehen wolle. Viel- mehr haben im Reichsamt des Innern bereits eingehende Beratungen mit Sachverständigen stattgefunden und auf Grund dieser Beratungen sind die zuständigen Stellen zu dem Entschluß gekommen, dem Bundesrat eine Vorlage zur Ein- fühning von Höchstpreisen für Kartoffeln zu unterbreiten. Diese Vorlage ist jetzt den Bundesregierungen zugegangen. Da die Erledigung der Angelegenheit dringend ist, dürfte die Beschlußfassung des Bundesrats schon in dieser Woche statt- finden. Auch für Wolle und Metalle sind Höchstpreise in Aussicht genommen._ Die Ersatzwahl in Czarnikau-�ilehne. Zu der Meldung, daß die bürgerlichen Parteien dem Bundes- führer Dr. Rösicke keinen Kandidaten entgegenstellen werden, erklärt die„Kreuzztg.":„Wir können nur feststellen, daß bisher überhaupt mit keiner Partei Unterhandlungen geführt worden finde weder im Wahlkreise selbst noch an anderen Stellen."
Letzte Nachrichten. Der Kampf an üer Küste. A m st e r d a m, 15. November. (W. T. B.) Ter Telegraf meldet aus Sluiö vom 14. November: Gestern abend be- gönnen an der Küste wieder die Kanonen zu donnern, nachdem lange Zeit Stille geherrscht hatte. Gleichzeitig wurde wieder auf der Front in der Umgebung von Lombartzhdc und N i ru p o r t gekämpft. Tie See stürmte und ein kalter Wind fegte über die Tünen und die Ebene. Gleichwohl wurde hartnäckig gefachten. In der Nacht brach ein heftiges Unwetter los. Zwischen den krachenden Donnerschlägen donnerten die Geschütze. Deutsche Matrosen machen auf treibende Minen Jagd und sprengen sie in die Lust. Tie Küste von Oftende bis nach Knocke ist jetzt ganz in Verteidigungsznstand gesetzt._ VertcidigungSmasinahmen in Eanada. London , 15. November. (W. T. B.) Dem„Manchester Guar- dian" wird auS Toronto gemeldet: Nach einer amtlichen Mel- dung aus Ottawa wird der westliche Teil von Broughton Strait bei der Vancouverinsel für die Schiffahrt zu VerteidtgnngSzwecken geschlossen. DaS Letzte, was man von dem deutschen Gc- chwader von SpecS hörte, war, daß es nordwärts ging. Trotz der amtlichen Erklärung, daß alle Pläne für die Verteidigung fertig seien, fürchtet die Bevölkerung von Vancouvcr und Prince Rupert eine Beschießung. Die Türken in Prrsiea. Konstantinopel , 14. November. (W. T. 23.) Ein Privat- :elegramm der„Agence Ottomane" bestätigt die Einnahme der Orsischen Stadt Kotur durch die türkischen Truppen und die regellose Flucht der diesen Teil Persiens okkupierende� Russen. Die nordwestlich voni Urmia -Sce gelegene Stadt Kotur ist der Hauptort des gleichnamigen Distrikts. Früher der Türkei gehörend, war sie durch den Berliner Vertrag zum Danke :ür die von Pcrsien während des tllrkisch-russischcn Krieges im Jahre 1878 beobachtete Neutralität an Persien gekommen, heute ist sie von der Türkei wieder in Besitz genommen. Ei» englischer Protest. London , 15. November. (W. T. B.) Die„Morningpost" meldet aus Washington vom 13. November: Die englische Bot- chaft erhob bei dem Staatsdepartement Vorstellungen gegen Verletzungen der Neutralität durch Ecuador und Venezuela . Das Geschwader des AdmiralS Grafen v. Speq habe aus beiden Ländern Funken Nachrichten über die Be- wcgungen der Schiffe CredockS erhalten. Die Deutschen hätten die GalapagoSinseln als militärische Basis benutzt, um ihre Schiffe mit Kohlen und Vorräten zu versorgen. Die Vorstellungen bei dem Staatsdepartement seien aus Rücksicht für die Monroe- d o k t r i n erfolgt. Halbamtlich wird zugegeben, daß die britischen Vorstellungen dem Staatsdepartement eine gewisse Verlegenheit verur- achten. Es sei schwierig für die Vereinigten Staaten einem süd- amerikanischen Staat einen Zwang aufzuerlegen. Die Vereinigten Staaten wünschten mit Rücksicht auf die Wirkung, die es auf die Beziehungen mit dem gesamten romanischen Amerika haben würde. nicht in eine Lage versetzt zu werden, die den Anschein erwecke» als ob sio Zwang anwendeten.