waren berufen, die Verteidigungslinie der �ser zu verstärken, die 50 DM Deutsche zu durchbrechen suchten. Wir begaben uns also in die Lausgräben gleich hinter der User. Den ganzen Tag dauerte ein Artilleriegefecht. Zweimal in der Nacht war ich Schildwache: ich hatte die Gelegenheit, das jämmerliche Schauspiel eines halben Dutzends brennender Bauernhöfe zu betrachten. Nur einzelne, schnell wieder verschwindende Erscheinungen des Feindes sah man am anderen Ufer. Inzwischen schienen die„Boches"(Boches oder Alboches ist der neue Schimpfname für die Deutschens, die dort schon seit Sonn- ahend standhalten, zu erwachen. Genau sechs Uhr versuchten mehrere Kolonnen die Ebene zu durchziehen. Die Schlacht fing an. Wir meinten, daß wir geschützt seien in unseren Laufgräben, als plötzlich auf unserer Rechten sich ein Geschrei erhob. Ein Augen- blick genügte, um eine zahlreiche feindliche Kolonne zu sehen, die uns in der Flanke und von hinten angrifr. Eine Panik brach unter unseren Truppen aus. Hinterm Ufer dehnten sich weite Wiesen ohne jede Deckung aus. Tic feindlichen Mitrailleusen hatten bald die Hälfte der Unseligen zur Strecke gebracht. Im Nu werden wir umkreist und viele Kameraden verloren noch das Leben. Mit sieben Mann werden wir kriegsgesangen gemacht. Das ist alles, was übrig ist von den 140 Mann, die unsere Kompagnie bildeten. Aber Verstärkungen kamen unsererseits schneller hinzu. Man versuchte uns nach der anderen Seite der Dser mitzunehmen. Mit zweien wurden wir in einen Laufgraben geschleppt.... Wir wollten zusammen aus dem Laufgraben herauskriechen, als ein Preuße herbeilief. Zwei Kugeln wurden abgefeuert, die eine erreicht meinen Freund, die andere ging fehl. Lch glaubte, meine letzte Stunde sei gekommen. Trotzdem versuchte ich zu fliehen, aber der„Boche" griff mich beim Bein. Als ich mich losriß, verstauchte ich mir den Fuß, aber ich war frei. Trotz der Schmerzen und während die Kwgeln um mich her pfiffen, floh ich über Leichen und Sterbende. So erreiche ich einen Bauernhof, wo Gendarmen mich pflegten, denn ich hatte mich beim Ueberspringen eines Grabens auch noch den rechten Fuß verstaucht. Nach langem und peinlichem Weg erreichte ich eine Kirche und wurde von da per Automobil zum Bahnhof Veuzne geführt, der schon mit Verwun- deten überfüllt war. Es war zehn Uhr. Da hörte ich, daß die Deutschen zurückgeworfen seien. Abends um sechs Uhr wurde ich mit noch 600 Leichtverwundeten, Belgier, Franzosen und Engländer, per Eisenbahn nach Calais geführt, wo wir Freitagmorgen 4 Uhr ankamen und wo es sich herausstellte, daß ich, ohne es zu verspüren, auch noch eine deutsche Kugel in die Ferse bekommen habe.
vom weftflanüerischen Kampfplatze. A m st e r b a m, 17. November. (Privattelcgramm des „B o r w ä r t s".) Der Kriegsberichterstatter der„Tpd" meldet, dafi die Eroberung von Dixmtiidcn kein strategischer Gewinn war. In Belgien sind frische französische Truppen angekommen, um die Bundesgenossen zu verstärken und die ermüdeten Belgier abzulösen. Diese wurden nach Paris gesandt, wo sie jetzt zur Bc- wachung der Befestigungen verwendet werden sollen. Ueber A p e r n versichert derselbe Korrespondent, daß die Stadt durch das Bom- bardcmcnt wohl litt, aber von einem Niederbrennen könne keine Rede sein. Ebenso sei die berühmte Tuchhalle unbeschädigt. Die belgischen slbgeorüneten. Amsterdam , 17. November. (Privattelegramm d. „V o r w ä r t s".) Wie das holländische Parteiorgan„H e t Volk" berichtet, verboten die deutschen Behörden in letzter Zeit den belgischen Abgeordneten bei einer Strafe von 10 WO Franks ohne besondere Erlaubnis ihren Wahlkreis zu ver- lassen. Die von B r o c q u e v i l I e s vor 20 Monaten in einer geheimen Sitzung der belgischen Kammer abgegebenen Er- klärungen sollen, demnächst veröffentlicht werden zum Beweis, daß die belgische Regierung ihre � Neutralitätspflicht beobachtete._
politisthe Ueberstcht. TLo steht der Feind? Ueber eine„Kundgebung gegen Rußland " berichtet das „Berliner Tageblatt" in folgender Weise: „Zu einer bedeutungsvollen Kundgebung gegen Rußland und die von ihm drohende politische und kulturelle Gefahr ge- staltete sich gestern im Festsaal des Abgeordneten- Angesichts dieser menkwürdigcn Sachlage legte ich großen Wert daraus, festzustellen, weshalb auch die Allensteiner Bevölkerung, ob- wohl verhältnismäßig weit vom Schuß(50 Kilometer von der Grenzei, so unruhig"geworden und geblieben ist. Ende August war das Gerücht da gewesen: die Rüsten kommen! Die Zivilbehörden Allcnsteins suchten der Furcht und der Flucht mit allen Mitteln zu steuern, und schließlich mahnte der Ober- bürgermeister: die Einwohner sollten sich nicht von alten Wasch- w c> b e r n ängstlich machen lassen. Den Tag darauf waren die Russen in der Stadt! Allerdings nur für 24 Stunden, aber sie waren da. In jenen Tagen geschah es auch, daß nicht etwa Russen, sondern Allen st einer Einwohner das Bahnhofsrestaurant nebst der Wohnung des Wirtes plünderten und demolierten. Der Schaden beläufi sich auf 14 000 Mark— am 31. Lktober sind fünf Allensteinerinnen unter Zubilligung mildernder Umstände zu Gc- fängnisstrafen von 6 bis S Monat verurteilt worden. Wenn eine Stadtverwaltung das Pech hat, daß ihr eine Pro- phezeiung so vorbeigelungen ist, wie jene vom Monat August, dann darf sich kein Mensch darüber wundern, daß die Allensteiner und die Allensteinerinnen in den Tagen um den 10. November von ihren Schreckensvorstcllungen nicht abzubringen waren. Zudem behaupteten sie, zu wissen, daß die Regierung bereits drei Waggons Akten fluchtfertig gepackt habe, daß auf dem Güterboden des Bahn- Hofs in gleicher Weise alles bereit fei, auch der BergungSzug für die Beamten schon unter Dampf stehe— der Zivilbevölkerung aber die Auskunft gegeben worden sei: sie�habe auf die Gestellung solcher Züge nicht zu rechnen. Daß die Schulen seit dem 7. geschlossen waren, wußte alle Welt, und schließlich hatte sich auch die Kunde verbreitet: die Familien der höchsten Beamten hätten sich auf den Weg gemacht... Nun wurde mir klar, daß da kein Halten sein konnte.... Zum Glück gibt cS aber noch Nerven in Ostpreußen ! � Als ich in einem Blumenladen ein paar Ansichtskarten kaufte, bestellte ein junger Bauer aus der unmittelbaren Umgebung Allenstcins zum nächsten Vormittag ein B r a u t b u k c t t für 8 Mark und ein Jungfernbukett für einen Taler. Dem machte �er Russe keine Kopfschmerzen.
�apan im öreißigjährigen Krieg. ES dürfte nicht allgemein bekannt fein, daß Japan schon ein- mal eine, wenn auch ziemlich sekundäre, Rolle in einem großen Weltkrieg gespielt hat. Tie Wellen des dreißigjährigen Krieges schlugen auch an die fernen Gestade Nipons. Damals wie heute stand Japan auf feiten d-r Gegner Oesterreichs . Katholizismus und spanisch-Portugisische Kolonialpolitik, vom 15. bis U. Jahrhundert unlösbar verbunden, hatten im Jnsclreich dcS Ostens ein zunächst sehr ergiebiges Feld ihrer Tätigkeit ge- fundcn. Ein äußerst lebhafter Handel ging von Japan nach dem portugiesischen Macao und dem gleichfalls portugiesischen Goa sowie
Hause? die Eröffnung der von der Vereinigung für staats- bürgerliche Bildung und Erziehung veranstalteten Erörterungs- abende über„DaS Zarenreich und feine Grenzvöltcr". Der Bor - sitzende der Vereinigung, Staatsminifter v. H e n t i g, betonte in einer einleitenden Ansprache die Notwendigkeit, eine Erörterung der durch den gegenwärtigen Krieg geschaffenen zahllosen poli- tischen Probleme gerade mit der Sphinx Rußland zu beginnen; und der Schrifsteller Axel R i p k c hielt einen Vortrag über die moskowitische Staatsidee. Er führte darin aus. die Slawophilen lehrten, daß die russische Kultur eine Einheit im Gegensatz zu Westeuropa sei und dazu bestimmt sei, einmal die Welt zu beherrschen. Dementsprechend hat sich dann der russische Imperialismus ausgebildet, der die fremden Nationalitäten innerhalb der Grenzen des Reiche» vernichtet und die slawischen Nationen außerhalb der Grenzen zu umfassen strebt, und der weiter nach allen Seiten hin neue Grenzen sucht, alles mit Mitteln, die er vom Tai- tarentum übernommen hat. Die Deutschen müssen ihren Blick fest gegen Osten richten, und die o e u t s ch e Pflugschar- tief ins russische Land hineinziehen, getreu dem Vermächtnis der alten sächsischen H e l d e n k a i s c r. dem Erbe der großen Hohenzollcrnsürsten und der Arbeit unzäh- liger deutscher Geschlechter, die bor uns dahingegangen sind und slawische Sümpfe in deutschen Kulturboden verwandelt haben. Hieran schloß sich eine längere Diskussion, die der bekannte Historiker der Berliner Universität, Geheimer Rcgierungsrat Professor Dr. Dietrich Schaeser mit einem lebhaften Appell an daS deutsche Volk zur entschlossenen Durchführung des jetzigen Kampfes gegen Rußland und die ruf- fische Gefahr einleitete... Während hier also Rußland dem deutschen Volke als der gefährlichste Feind hingestellt wurde, sprach zur gleichen Zeit der Präsident des Hansabundes, Geheimrat� Professor Dr. Rudolf Rteßer vor einer Zuhörerschaft, in der sich auch der Vizepräsident des Reichstags Dr. P a a f ch e und der Präsident der Seehandlung, Exzellenz Dombois, be- fanden. Der Präsident des Hansabundcs führte nach Be- richten in bürgerlichen Blättern aus: „Er betonte einleitend, daß in Deutschland gegenwärtig vor allem ein Haß gegen England herrscht, der bei weitem den Haß gegen Rußland und gar die Feindschaft gegen Frankreich weit übersteigt. Das liege daran, daß man in erster Linie England für den gegenwärtigen Welt- krieg verantwortlich mache, obwohl natürlich England der Welt glauben machen will, daß es in seiner Großmut und Selbstlosig- kcit nur aus Schutz für das arme schwache Belgien die Waffen ergriffen habe.... DaS deutsche Volk ist sich darin einig, daß der Friede erst geschlossen werden darf, wenn Englands Alleinherrschaft zur See gebrochen ist. Eigene Wünsche des deutschen Volkes gehen dahin, daß nicht wieder die Feder verderben möchte, was das Schwert geschaffen hat. Von der englischen Bevormundung wollen wir frei werden und bis zu diesem Ziele gleich den Brüdern im Felde durchhalten bis zum Ende. Bis dahin gilt das Wort, mit dem die deutsche Jung- Mannschaft jetzt in den Kampf und in den Tod zieht:„Deutsch- land, Deutschland über alles, über alles in der Welt!" Die Frage:„wo steht der Feind?" wird durch diese beiden Vorträge nicht gerade übereinstimmend gelöst!
Ter Segen der billigen russischen Zlrbeiter. In den letzten Jahren ist in Ostpreußen eine lebhafte Spionage für Rußland getrieben worden. Welche Wege dabei eingeschlagen worden sind, beweisen folgende Fälle: Als ein russischer Kriegs- gefangener durcb die Jiisterburger Gegend geführt wurde, sagte er. daß er diese Ortschafien gut kenne, da er hier als Arbeiter beim Chausseebau bcschäfligt gewesen sei, wobei russische Offiziere als Schachtmeister fungiert hätten. Als die Russen in B e r s ch k a l l e n(Kreis Jnsterburg) waren, sprach der russische Oifizier zum Geistlichen deS OrteS:„Guten Morgen. Herr Pfarrer!" Als ihn der Pfarrer erstaunt fragte, woher er ihn kenne, antwortete der Offizier, daß er vor drei Jahren, als die Nonne in Ostpreußen gehaust hätte, längere Zeit in Ostpreußen mit russi» schen Arbeitern sich als Holzfäller aufgehalten hätte, um die militärischen Verhältnisse auSzu- kundschaften. Damals habe er sich auch in diesem Orte auf- gehalten und den Piarrer kennen gelernt.
nach dem spanischen Manila , ja, es wurden damals bereits V'r- bindungen zwischen Japan und Mexiko angeknüpft. Hand in Hand mit der spanisch-potugisischen kommcrziell-ko'onisatorischen Expan- sion ging eine intensive Missionsiätigkeit: Jesuiten , Augustiner , Dominikaner , Franziskaner entfalteten eine eifrige Propaganoa. Um 1600 zählte man nahe an eine Million Christen in Japan . Speziell die südwestlichste der Hauptinseln, Kiuschin(mit Nagasaki ), konnte als ziemlich gewonnen für den Katholizismus gelten. Mehrere Daimios oder LehnZsürsten waren zu dem fremden Glau- ben übcrgetreien und zweimal gingen von den kleinen Fürsten - Höfen Japans Gesandtschaften an den Papst. Nicht zu verkennen ist übrigens, da die katholischen Bekehrer. um den durchweg ver- lotterten und verluderten buddhistischen Klerus auszustechen,� aller- Hand nützliche Einrichtungen— Krankenhäuser usw.— schufen und sich dadurch in dem vom Fcudaladel hart gedrückten und von den einheimischen Pfaffen ausgeplünderten unteren VolkSklasscn einen nicht unerheblichen Anhang schufen. Ter Konkurrenzneid der buddhistischen Pfasfenschaft hätte schwerlich dem Bekehrungswerk großen Abbruch getan, wenn nicht die unverkennbaren politischen Aspirationen, die hinter den fremden Missionaren standen, den Ärgwohn der Gewalthaber erweckt hätten. Die Ankunft der Potugiesen fiel in eine Zeit, in der Japan großen inneren Umgestaltungen entgegenging. Der Feudalismus hatte das altjapanische Reich in eine Unzahl größerer oder kleinerer Einzelherrschaften aufgelöst. Längst war der Zentralkaiser— der Mikado— zu einem Schattenbild herabgesun en. Aber auch das Hausmeiertum der Schogune, das in einigen sich ablösendenjjroßcn Feudalfamilien erblich geworden war, drohte demselben Schicksal zu verfallen. Die Kriege zwischen den auf ihre kleinen Vasallen, die Samurai, gestützten Teilfürsten rissen nicht ab. Einige dieser Teilsürsten stiegen zu bedeutender Macht empor und schließlich bildete sich wieder eine faktische Zentralregierung, indem der Daimio Nubuncga und sein Nachfolger Hideyoschi die übrigen Teil- fürften unter ihre Gewalt beugten. Robunega, den seine Eroberungspolitik in Konflikt mit buddhi- stischen Klostcrherrschaften gebracht hatte, begünstigte die katholi- schen Missionare, um an ihnen ein Gegengewicht gegen den ein- beimischen ÄleruS zu haben und sich ihrer zu seinen zentralistischen Zwecken zu bedienen. Aber schon Hidehoshi wurde mißtrauisch, um so mehr, als inzwischen Portugal an Spanien gefallen war (dem eZ bis 1640 angehörte) und die Anwesenheit der Spanier ihn in seinen imperialistischen Anschlägen aus die Philippinen störte, ja, ihm für Japans eigene Sicherheit fürchten ließ. DaS Christentum wurde verboten und eine blutige Verfolgung über seine Anhänger verhängt Sie blieb wirkungslos und Hidevoshis Nachfolger, der Begründer der Dhohun-Dynastie der Tokugawa, Jeyasu, schien zunächst wieder in die Bahnen Nobunegas einlenken zu wollen. Aber das gute Verhältnis zwischen den Katholiken und der japanischen Zentralgewalt stellte sich nicht wieder her; bielmehr spannen sich bedenkliche Fäden zwischen den noch nicht ganz unter- worfenen und auf den Rest ihrer Selbständigkeit eifersüchtigen
Zur Kriegstagung des sächsischen Landtags wird uns noch geschrieben: Die Hauptsitzung findet am 25. Nobem« ber statt. Die Regierung wird eine Vorlage über umfangreiche Maßnahmen zur Milderung der Kriegsnot einbringen, und zwar in Form größerer Anleihen. Zwischen der Regierung und Ver- tretern der Fraktionen haben bereits vertrauliche Vorbesprechungen stattgefunden. Ein Kampf um die Höchstpreise für Getreide. Für die Stadt Görlitz gelten zurzeit die für die Hauptstadt der Provinz Schlesien , in der Görlitz liegt, festgesetzten Höchstpreise für Getreide. Kürzlich e:schien nun in der bürgerlichen Lokaipresse eine Bekanntmachung der„Landwirlschaillichen Kreiskommission", in der angekündigt wurde, daß Verhandlungen über eine anderweiiigs Festsetzung der Höchstpreise für Görlitz schweben. Bis zur Be- endigung dieser Verbandlungen— hieß es weiter— gelten für Görlitz nicht die Breslauer, sondcrrt die Dresdener Höchst- preise, für Roggen also pro Tonne nicht 2l2 sondern 225 M„ und für Weizen 40 M. mehr. Hiergegen wandle sich unser Görliyer Parteiorgan schon deshalb ganz energisch, weil auf völlig ungesetzliche Weise die Höchstpreise hinaufgesetzt werden sollten; denn nach§ 3 der BundeSralsverordnung über die Festsetzung der Höchstpreise ist die Zustimmung deS Reichskanzlers erforderlich, sobald der Hauptort, nach dem die Festsetzung der Höchstpreise für einen Nebenorl erfolgt, in einem anderen Bundesstaate liegt. Auch der Magistrat der Stadt Görlitz vertrat in einer Zuschrift an die Presse diesen Standpunkt und betonte ausdrücklich, daß für Göilitz zunächst nur die Höchstpreise für Breslau , das vom Regierungs- Präsidenten als Hauptort für Görlitz bestimmt worden ist, maßgebend seien. Die landwirtschaftliche Interessenvertretung, die„Kreiskommission Görlitz", antwortete in einer weiteren Bekannimachung: Die Zentral- stelle für Heeresverpflegung in Berlin habe aus Anfrage den Bc- scheid gegeben, Görlitz liege erheblich näher zu Dresden als zu Breslau , demgemäß müsse nach§ 3 der Bundesratsverordnung vom 28. Oktober für Görlitz der Höchstvreis für Getreide der des HauplorteS Dresden gelten. Diesem Versuch, eigenmächtig Getreidehöchslpreise festzusetzen, trat der Magistrat in einer öffentlichen Erklärung entgegen mit dem Hinweis, daß immer noch für den Handel mit Getreide die Verfügung des Regierungs- Präsidenten zu Liegnitz gelle, nach der im ganzen Regierungsbezirk Liegnitz als Hauptmarklort lediglich der Großhandelsplatz in Breslau in Frage komme. Und was lagt der Reichskanzler zu dem Bemühen, die für Sachsen festgesetzten Höchstpreise kurzerband auf Teile der Provinz Schlesien zu übertragen, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Zuslinimniig des Reichskanzlers einzuholen? (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage.)
Berweudung von Kriegsgefangenen für Eisenbahnbauten. Im Osten werden die Kriegsgefangenen nicht nur als Land- arbeiter beschäftigt, sondern es wird auch geplant, sie bei Eisenbahn - bauten zu verwenden. Der erste größere Versuch soll beim Bau der neuen Bahnlinie von CzerSk nach Lienfelde gemacht werden. Von Unternehmern sind Angebote eingefordert worden für den Fall der Verwendung von Kriegsgefangenen. Insgesamt soll bei der ganzen Eisenbahnstreckc eine Ersparnis an Baukosten von eineinhalb Millionen Mark gemacht werden, wenn Kriegsgefangene beschäftigt werden. Dabei sind allerdings die UnterhaltSkosten der Gefangenen nicht in Betracht gezogen worden, so daß die Ersparnis wesentlich geringer sein wird. Wir möchten dazu noch bemerken, daß eine Verwendung der Gefangenenarbeit nur soweit erfolgen sollte, als keine dcukschen Arbeiter zur Verfügung stehen. Tie Flüchtlinge Ostpreußens . Der Staatskommissar für da? Flüchtlings- Wesen in Ostpreußen , Landeshauptmann von Berg, teilt mit: Tie Auskunft- und Nachrichtenstelle des Verbandes der Vater- ländischen Frouenvereine in Königsberg i. Pr., Tragheimer Kirchen. stratze 74, beabsichtigt die Veröffentlichung von Listen der vermißteir Flüchtlinge, die sie bisher durch die Königsberger Zeitungen bewirkt hat, in nächster Zeit einzustellen. Im übrigen wird die Stelle sich aber auch weiter in der bisherigen Weise betätigen. An alle Per- fönen, welche Angehörige unter den Flüchtlingen suchen oder Flüchtlinge, die vermuten, daß sie selbst von Angehörigen gesucht werden, ergeht die Aufforderung, ihren derzeitigen A u s e n t-
Teilsürsten und dem spanischen Hofe an. Und zu derselben Zeit. begann der große Gegensatz zwischen Spanien -Oesterreich und seinen Gegnern, der bald Europa in den längsten aller Kriege stürzen sollte, auch nach Japan überzugreifen. Engländer und namentlich Holländer kamen nach Japan , ausschließlich um Handels- Verbindungen anzuknüpfen und ihren spanisch-portugiesischen Kon- kurrenten das Wasser abzugraben. Jedwede Ideologie lag den kühlen Rechnern von Amsterdam und Rotterdam fern; gern und willig verzichteten sie auf alle Missionstätigkeit. Die relative Schwäche ihrer damaligen Kolonialmacht ließ Holländer und Eng- länder als minder gefährlich gegenüber der noch immer agresiiven spanisch-portugiesischen Politik erscheinen. Jeyasu begünstigte die neuen Ankömmlinge und erließ wohl nicht ganz ohne ihren Ein- fluß das Edikt von 1614, das erneut das Verbot des Christentums in Japan aussprach und die katholischen Priester, einheimische wie fremde, des Landes verwies. Bis zu einer blutigen Verfolgung trieb es indessen der religiös gleichgültige �-hogun Jeyasu nicht; auck, wurden die Handelsbeziehungen zu Spanien -Portugal vor- läusig noch nicht abgebroch:n. Unter Jchasus Nachfolgern, namentlich unter seinem Enkel, dem gewalttätigen Jemitsu, verschärfte und steigerte sich die christen- und zugleich sremdenfeindliche Haltung der herrschenden Klassen Japans . TaimioS und Samurai schwuren scharenweise den katholischen Glauben ab— wie ein paar Jahrzehnte später der hohe und niedere Adel Frankreichs den Protestantismus. Wie in Frankreich waren es kleine Leute, Bauern, Handwerker, Tag löhner, die allen blutigen Verfolgungen, allen Martern, die raffinierte Grausamkeit ersann, dem bis zum Unerträglichen gesteigerten Steuerdruck Trotz boten. 1637 kam es aus der Insel Kiuschin zu einem gewaltigen Aufstand, der nach seinem Haupibrennpunkt der Shimabara-Aufstand genannt wird. Der Heldenmut, mit dem das Bauernheer der japanischen Christen facht und die Grausam- keit, mit der die Bewegung schließlich in Strömen Blutes erstickt wurde, gemahnen an den berühmten Cevennenaufftand der zur Verzweiselung getriebenen hugenottischen Bauern Zentralfrank- reich?. Niederländische Geschütze halfen die letzte Feste der japani - schen Christen niederlegen. Die spanische Weltmacht, die zur gleichen Zeit in Eeuropa die schwersten Schläge erlitt, hatte ihren letzten Stützpunkt in Ostasien verloren. Längst schon waren alle Beziehungen zu Spanien abgcbroch-n; jetzt wurden auch bei Todes- strafe— die nicht auf dem Papier stehen blieb— alle Portugiesen aus Japan verwiesen. Jede Spur des Christentums wurde aus- gerottet und die Absperrung des JnselreichS gegen alle Fremden mit äußerster Konsequenz durckgeführt. Nur die Holländer er- hielten für die Hilfe, die sie dem siegreicken Shogunat geleistet hatten, die freilich auf das engste beschränkte und an die demütig- sten Bedingungen geknüpfte Erlaubnis, im Hafen von Nagasaki aus der künstlichen Insel Deshima Handel treib:» zu dürfen. Der auf ein raffiniertes Polizeisvstem gestützte FeudalabsolntiSmuZ der Tokugawa versenkte Japan in einen vicrteltausendjährigen Schlaf, aus dem es erst der Tonner fremder Geschütze wieder erweckte.