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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 21. November 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Bei Lodz   und Czenstochan wird weiter gefämpft.

Westlicher Kriegsschauplatz. Die Meldung des Großen Hauptquartiers piegelt die lleberraschung wider, die Hindenburg den Ruſſen mit

Ankündigung neuer Kämpfe in Flandern  .

Ein italienisches Urteil.

Mailand  , 20. November.  ( W. T. B.) Jm Corriere della Sera  " schreibt der Militärkritiker Angelo Gati: Frant

reich besitzt heute nur noch Defensivkraft( forza di resistenza). Hier eingetroffene Nachrichten, die vertrauenswürdig

Die Meldung des russischen Generalstabes vom 17. November Flankenstoß bereitet hat. Das Telegramm ist in die Verkennung der Lage, in der sich der russische Generalstab be­funden hat, indem er sich in der Hoffnung wiegte, die Deutschen  

Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. No- bieser Hinsicht geradezu ein Dokument, denn es offenbart sich darin

der ihn auch kleinere Erfolge gern in hellstem Lichte erblicken läßt.

tober, sondern auch in dem besonderen Siegestelegramm des Groß­Sie glaubten wirklich, die Verbündeten schwer geschlagen zu haben und hielten sie nicht mehr für voll operationsfähig, während es scheidung ausgewichen waren, und auf eine Defensivlinie

London  , 20. November.  ( W. T. B.) Evening Dember, vormittags.( W. T. B.) News" meldet aus Rotterdam  : Vom Dienstag bis In Westflandern   und in Nordfrankreich bei Warschau   und Jwangorod vollständig geschlagen zu haben. Der zum Mittwoch war der Eisenbahnverkehr in Belgien   einge­ſtellt. Dies ist ein Zeichen, daß ein neuer Angriff in keine wesentlichen Aenderungen. Der aufge- ruffische Volkscharakter ist von großem Sanguinismus getragen, Flandern   und ein Vorstoß nach Calais   mit verdoppelter weichte, halb gefrorene Boden und Schnee- wir glauben daher an eine Selbsttäuschung der Ruffen, die sich Kraft bevorsteht. sturm bereiteten unseren Bewegungen Schwie- nicht nur in ihren militärischen Meldungen vom 17. bis 30. Of rigkeiten. Ein französischer Angriff bei Com- fürften Nikolai Nikolajewitsch   nach London   und Vorbeaug funégab. bres südöstlich Verdun   wurde abgewiesen. An der Grenze Ostpreußens   ist die Lage selbst aus der Ferne ersichtlich war, daß die Verbündeten der Ent­find, besagen, daß das französische   Heer sehr erschüttert ist, wenn unverändert. Destlich der Seenplatte bemäch zurückgingen, die möglichst nahe und günstig zu den eigenen rüd­es sich auch nicht in fritischer Lage befindet. Die französische tigten sich die Russen eines unbesetzten Feld- wärtigen Verbindungen lag. Die Ruffen bestätigen heute, wie Kampfweise, die aus taktischen Gründen ausgesprochen defensiv ist, hat einen Vorteil, nämlich den, daß die französischen   Offizier werkes und der darin stehenden alten, unbeweg- benn die Deutschen   nahmen sich Zeit, die Verbindungen in Polen  langsam und ungestört dieser strategische Rückzug vor sich ging, berluste nicht so groß find wie die deutschen  , und daß also die lichen Geschütze. Die über Mlawa und Lipno auch gründlich zu zerstören, so daß die Ruſſen jetzt, wo ſie ſelbſt französischen Truppen sich heute, was die Führung anbetrifft, in wieder an den Rüdaug denten müssen, in die peinlichste, ja gerades befferer Lage befinden. Die Reihen der Franzosen sind zurückgegangenen Teile Feindes setzten su fritischste Lage tommen könnten. Daß die Deutschen   dann die nicht so sehr durch Verluste an Toten und Verwundeten gelichtet ihren Rückzug fort. Südlich Plozk schritt unser Thorn benutten, macht die russische Meldung ebenfalls post schlesischen Bahnen zur Konzentration eines Offensivflügels bei worden wie durch Grantheiten, und diese Verluste sind sehr beträchtlich gewesen. Die Staballerie scheint schon zum großen Angriff fort. In den Kämpfen um Lodz   und öft- festum flat. Aus alledem geht hervor, wie schwer und über­raschend Hindenburgs Flankenstoß die russische Armee getroffen hat. lich Czenstochau ist noch keine Entscheidung ge­an Bespannung zu befinden, wenn auch bei ihr der Mangel nicht fallen. Oberste Heeresleitung. in demselben Maße zutage tritt wie bei der Kavallerie. Um die Süden bei den Truppen auszufüllen, sind Männer im Alter von

Teil infolge starker Sterblichkeit der Pferde zu Fuß zu kämpfen.

In ähnlicher Lage scheint sich die Artillerie infolge ihrer Verluste

Die russische Bureaukratie

über 47 Jahren zum Eintritt aufgefordert worden, wobei ihnen Offiziere bei ihrer Internierung ihr Ehrenwort gaben, könnten sie und die Autonomie Polens  .

Het Bolt" meldet ferner, daß auch mehrere deutiche Soldaten In der russischen Presse findet zurzeit ein lebhafter Meinungs­geflüchtet sind, aber in der Nähe der Grenze verhaftet wurden,

die Erleichterung gewährf wurde, sich ihren Dienstort zu wählen. in Deutschland   vor den Ehrenrat kommen. Für die, welche der Aufforderung nicht Folge leisten, ist ein Massen­aufgebot angekündigt, das keinerlei Vergünstigungen gewähren soll. Auch England, schließt der Verfasser seine Ausführungen, be­sigt unter dem heutigen Gesichtspunkt nur Defensivkraft gegenüber der lebendigen Kraft der Deutschen  , und England wird diese Defensivkraft nicht in lebendige Kraft umwandeln fönnen, wenigstens nicht vor Ablauf einiger Monate,

80 000 Mann englische Verluste. London  , 18 November.( W. T. B.) Lord Newton sprach heute in einer Werbeversammlung in Salford   und sagte darin, daß er die Verluste der englischen Truppen, die nach Asquith   bis zum 31. Oftober 57000 Mann betragen hätten, jest auf 80 000 Mann schäzte. Einige Bataillone hätten ihre sämtlichen Offiziere verloren. Ein Bataillon Elitetruppen habe unlängst unter dem Befehl eines Feldwebels gestanden. Zwei Divisionen, die zusammen etwa 37000 Mann gezählt hätten, feien auf 5300 zusammengeschmolzen.

Englische Rufe nach Verstärkungen.

Gestlicher Kriegsschauplatz. Kämpfe in Polen   und vor Przemysl  . Wien  , 20. November.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart: 20. November mittags. Auch gestern hatten die Ver­bündeten in Russisch- Polen überall Erfolge. Die Ent= scheidung ist noch nicht gefallen. Die Zahl der gefange­nen Russen nimmt zu.

Bor Przemy 31 erlitt der Feind bei einem sofort abge­schlagenen Versuche, stärkere Sicherungstruppen näher an die Süd­front der Festung heranzubringen, schwere Verlufte.

Der Stellvertretende Chef des Generalstabs: v. Hoefer, Generalmajor.

austausch über die Gestaltung der fünftigen Beziehungen Rußlands  zu Polen   statt. Der Ton dieser Aeußerungen ist sogar in der bis­her polenfeindlichen reaktionären Presse auf Berbrüderung" mit den Polen   gestimmt, bei dem in der liberalen Presse nur noch der Unterton mitklingt, die Nationalpolen mögen bei der künftigen Selbstverwaltung Polens   auch die Interessen der zahlreichen jüdischen Bevölkerung berücksichtigen, die unter der antisemi­tischen Agitation der polnischen Chauvinisten jogar jezt noch schwer Lande, die Petersburger Pureaukratie, sich zu dieser zu leiden hat. Es ist nun interessant, wie die eigentliche Herrin im Frage stellt. Einer ihrer einflußreichsten Vertreter, das Mitglied der konservativen Gruppe im Reichsrate P. Kobylinski, hat sich über die Grenzen der künftigen Selbstverwaltung Polens   in den Russfija Wedomosti" folgendermaßen geäußert:

Die Differenz in der Sprachenfrage, bemerkte er, würde kein Hindernis sein für die Einführung der städtischen. und der Landschaftsreform. Freiheit der Sprache und in Polen  . Man spricht davon, daß die Einberufung eines Landtags für das Königreich Polen erwünscht sei. Im äußersten alla London  , 20. November.  ( W. T. B.) Die Time&  " veröffent- Petersburg, 20. November. Ein Bericht des Großen tönnte man auch darin einwilligen. Wichtig ist bls. lichen Briefe englischer Offiziere aus der Front. Ein Major des Generalstabes besagt: Auf dem linken Ufer der daß die Kompetenz des polnischen andtages nicht größ sein soli Hochländer- Regiments schreibt: England sei noch immer nicht zum Weichsel   entwickelte sich in diesen lezten Tagen auf zwei als die des finnländischen- allerdings in der Auslegung, daß das vollen Bewußtsein der Anforderungen des Krieges gekommen, und Schaupläßen, auf der Front zwischen Weichsel   Gejes über die Reichsgejekgebung im Jahre 1910 und nicht die tabelt die englischen Zeitungen, die Artikel veröffentlichen, in denen und Warthe und auf der Linie Czenst o cha u- eigene Auslegung des finnischen   Landtags der finnischen   Verfassung gesagt wird, die Deutschen   könnten nicht schießen und liefen davon, Strata u cine Aktion. Diese Kämpfe nahmen einen äußerst gilt. Ich stelle mir den polnischen Landtag als eine große Gou. die deutschen   Heere seien jetzt aus alten Männern und Knaben bernements landschaftsversammlung vor, allerdings zusammengesetzt. Der Major schreibt: Diese Dinge sind unwahr, erbitterten Charakter und zeigten allgemein einen unaufhör- mit einem etwas größeren Kreis der Kompetenz und Pflichten, als

Russische   Meldung über die große Schlacht der konfeffion besize Polen schon heute(?) in vollem Umfange.

oder wenn sie wahr sind, dann kämpfen die alten Männer und lichen Wechsel von Offensive und Defensive.

ihn die gewöhnliche Landschaftsverwaltung bejißt."

Knaben wunderbar gut. Man sagte von Derwischen in der Schlacht In Ostpreußen   greifen unsere Truppen stark aus- Nach dieser Konstruktion der polnischen Selbstverwaltung nach von Atbara, daß ihre Tapferkeit jegliche Tapferkeit zivilisierter gebaute Stellungen an. Destlich von Angerburg   sind die dem Muster der seit 1910 in einen Schatten verwandelten Selbst­Böffer übertreffe. Die Deutschen   sind schwerer aus den Schüßen- deutschen   Laufgräben mit dreifachen Drahtverhauen, Wasser- verwaltung Finnlands   stellt aber Kobylinski an Polen   folgende gräben zu vertreiben, als die Derwische es waren. Wenn die gräben und ganzen Stacheldrahtneßen befestigt. Wir be- Alternative: Wenn es zu einer Einberufung des polnischen Land­gegenwärtige Spannung noch ein bis drei Monate andauert, wird mächtigten uns eines Teiles dieser Stellungen, die 7 Werft tages fommt, müssen unbedingt auch andere Reformen eingeführt es zum Bruch der Schlachtlinie kommen, wenn nicht bedeutende Ver- östlich von Angerburg   entfernt waren, sowie des Durchganges werden: so eine 3ollgrenze zwischen Polen   und den Ein Brigadegeneral schreibt: Die deutschen   Gewehrkugeln sind zwischen den Seen bei Bauwvelno(?) und Tyrkla(?). Dort innerrussischen Gouvernements. Dies ist unbernteid lich. Eine Zollgrenze trennt uns auch von Finnland   und die besonders töblich, ba sie von ausgesuchten Schüßen abgefeuert nahmen wir 19 Geſchüge und Maschinengewehre dem Feinde Finnländer opponieren gar nicht dagegen. Allerdings spürt Finn­würden, die nur darauf warten, daß sich in unseren Laufgräben weg und machten mehrere Hundert Gefangene. In Westland mit seiner geringen Ausfuhr diese Zollschranken kaum. Gine ein Kopf zeigt. Auch die deutsche Artillerie ist außerordentlich gut. galizien   dauert unsere Dffensive an.

stärkungen geschickt werden.

da

Ich bin über die Berichte der Blätter über die Minderwertigkeit deutscher Soldaten empört. Ihr Mut, ihre Tüchtigkeit, ihre Organi­sation und ihre Ausdauer, ihre Führung sind ausgezeichnet. Ich bin voll von Bewunderung für sie, und so denten alle, die sie kennen gelernt haben.

Flucht aus dem holländischen Internierungslager.

Amfterdam, 10. November.( Privattelegramm besl Boswärts".) Aus dem Internierungslager in Bergen sind ein beutscher Landwehrleutnant und ein Marinefähnrich, die feinerzeit mit einem Flugzeug niedergingen, entflohen. Das Handelsblad" meint, Holland fönne nicht die Auslieferung fordern. Aber da die flüchtigen

Die russischen Verluste.

London  , 19. November.  ( T. U.) Den Times" wird aus Kopenhagen   gemeldet, daß die russischen Verluste in den letzten Kämpfen in Polen   auf 40 000 bis 50 000 Mann ge­schätzt werden.

Der Militärkritiker des Berner Bund" zur Kriegslage.

Von der schweizerischen Grenze, 19. November.  ( T. U.) In einer Besprechung der Kriegslage beurteilt der Militärkritiker des Berner Bund" die Sachlage auf dem östlichen Kriegsschau­plaz wie folgt:

andere Bedeutung würden sie aber für Polen   haben, dessen In­dustrie nur infolge der ungehinderten Einfuhr der polnischen Er­zeugnisse nach den russischen Märkten so prächtig aufgeblüht ist. Die Polen  , die einen Landtag fordern, dürfen von Rechtswegen nicht gegen eine Zollgrenze opponieren. Man könnte ihnen die freie Auswahl lassen: entweder sie geben den Landtag preis oder sie stimmen der Gin. führung einer 3ollgrenze zu."

In dieser Fragestellung tritt der Charakter der russischen Bu reautratie mit aller Deutlichkeit zutage. Selbst dann, wenn sie sich unter dem Drud der Verhältnisse gezwungen steht, dieser oder jener demokratischen Forderung Rechnung zu tragen, appelliert sie an die engen materiellen Interessen einzelner Schichten, um der politischen Entwidelung den Weg zu versperren. Die russische Bureaukratie weiß, daß es der polnischen Bourgeoisie vor allem