Der Inseratenmarkt im Kriege. einen Winter durchhalten.
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Nicht minder gesucht sind„ Kriegsdarlehen", und so mancher arme Teufel, der eine kleinere oder größere Summe braucht, wird seine letzten Hungergroschen an jene Hyänen opfern, die aus Menschenleid und Menschenunglück noch Gold münzen.
der Decke streden. Die Kleider müssen, wenn irgendmöglich, noch In übergroßem Angebot präsentieren sich die„ möblier Spiegeln die Inserate und Ankündigungen schon zu ge- ten" 3immer und Wohnungen. Hier hat der Krieg wirklich wöhnlichen Zeiten das Leben in allen Nuancen wider, so find furchtbar gewirkt. In langen Reihen bieten die bedrängten sie zur jezigen Zeit geradezu auf den Kriegszustand abge- Vermieterinnen ihre freistehenden Räume an zu„ KriegsWer Geschäfte kaufen will, kommt jest billig dazu. stimmt. Der Krieg beherrscht das Inseratenwesen fast in preisen". Kein Wunder, die Ausländer fehlen fast ganz und geschäft sofort zu verkaufen, Mann im Felde." Zahlreich vollem Umfange. Fast keine Annonce, die nicht irgendwie die möblierten" Herren sind in übergroßer Mehrzahl im erscheinen die Inserate, wo der Inhaber eingezogen ist, die mit dem Krieg zusammenhinge oder auf ihn Bezug nähme. Kriege. Es kommt noch hinzu, daß den gewerbsmäßigen Frau aber aus diesem oder jenem Grunde das Gewerbe nicht In den ersten Kriegswochen lag das Inseratenwesen wie zer- Vermietern sich viele Außenseiter angeschlossen haben, indem weiter ausüben kann. Zu Spottpreisen werden sie ausgeboten. schmettert am Boden, der Kriegsschreck hatte lähmend auf die Frauen oder Mütter von im Felde Stehenden ein oder meh- Manche verkaufen auch, weil das Geschäft stilliegt und sie Inserenten gewirft. Allmählich beginnt es sich wieder zu rere Zimmer ebenfalls zu vermieten suchen. So liest man nichts zum Zusehen" haben. heben, zumal Weihnachten vor der Tür steht. Aber der Krieg jest oft Anzeigen, in denen herrschaftlich" eingerichtete Zimdrückt fast allen Inseraten den Stempel auf. mer mit allem Komfort, wie Zentralheizung, Warmwasser der Zurückgebliebenen um die lieben Angehörigen im Felde Eine gute Zeit haben die Wahrsagerinnen. Die Sorge Da sind in erster Linie die Liebesgaben, die in vielen bad, elektrisch Licht, Nachtbeleuchtung, Telephon usw., für 25 ist groß. Man möchte den Blick in die Zukunft bohren, möchte Variationen angepriesen werden: Schlafsäcke, Belze, bis 30 M. angeboten werden. Strümpfe, Unterkleider, Pulswärmer, Hustentropfen, Kaffee- Auch die Hauswirte haben die Tugend der Bescheidenheit gern wissen, ob der Mann, der Sohn, der Bruder oder fonftver von der Stugel verschont bleibt. Der Wunsch ist extrakt, Waffeln, Schokolade, Zigarren und dergleichen mehr gelernt und inserieren Wohnungen zu Kriegspreisen". Ein begreiflich; um so unbegreiflicher aber ist es, wenn einfältige werden zum Kauf für die Soldaten angeboten. Ein anderer wenigstens vorläufiger Abschluß in der Mietesteigerung Herzen ihr Geld zu den Wahrsagerinnen tragen, die ihre erbietet sich, auch während der Kriegszeit ernstliche Käufer ist eingetreten; hier hat also der Krieg mal etwas Gutes Herzen ihr Geld zu den Wahrsagerinnen tragen, die ihre Kunst" in mehr oder weniger verhüllter Form anpreisen. für Grundstücke jeder Art" besorgen zu wollen. Einen breiten Raum nehmen auch die Anzeigen für frei- Der Krieg umfaßt alle Seiten des Inseratenmarktes. Bukunft und verstehen es, in diefer oder jener Form sich in Trotz aller Bekämpfung deuten sie immer wieder flott die willige und Zwangsversteigerungen ein, die auch zum großen Da geht z. B. den kleinen Leuten ihr Lämpchen" aus: es fehlt der bürgerlichen Bresse auf dem Wege des Inserats zu emp Teil vom Kriege beeinflußt sind und hinter denen sich oft an Petroleum, und schon erscheinen große Propagandainje- fehlen. Wir warnen Neugierige! ergreifende Familienschicksale verbergen: Sofas, Sessel, Tische, rate, die auf Gas und Elektrizität unter vorteilhaften BedinBetten, Kanarienvogel, Hund usw., alles Dinge, denen ein gungen hinweisen. Menschenherz nachtrauern kann, wenn sie als Strandgut beim wirtschaftlichen Schiffbruch verschleudert werden. Hund billig zu verkaufen oder zu verschenken infolge des Krieges", fann man oft lesen. So mancher muß sich trennen von seinem Tierchen, ohne daß er es töten möchte. Fütterung und Steuer fönnen nicht mehr erschwungen werden.
Pferdehändler zeigen an, daß neue Transporte junger mittlerer oder schwererer Pferde angelangt seien; zurzeit ein begehrter Raufartikel, da die kriegstüchtigen Pferde im Felde sind.
Die Damen- und Herrenmoden werden jetzt auch wieder auf halben und ganzen Seiten angeboten, allerdings bei wei tem nicht in so reicher Fülle wie in Friedenszeiten. Die Mittelschichten und erwerbstätigen Stände müssen sich nach
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bewirkt.
Winkelfonfulenten empfehlen ihre Dienste in allen Kriegsfragen" und photographische Ateliers teilen mit, daß sie Photographien Gefallener lebenswahr vergrößern. Hier suchen ostpreußische Flüchtlinge Unterkunft und dort ein ostpreußischer geflüchteter Landwirt Stellung.„ am liebsten aufs Land".
Einzelne Regimenter wenden sich an Kriegsfreiwillige ( ausgehobene Rekruten und mit Gefängnis Bestrafte ausgeschlossen). Die Arbeiter, die Militärarbeiten herstellen können, haben wohl in ihrem Leben noch keine solche Hochkonjunktur erlebt wie jetzt. Sie sind gesucht und brauchen nicht mehr hangend und bangend auf dem Nachweis herumzusiken oder von Tür zu Tür gehen.
Auch der Heiratsmarkt blüht wieder. Hier hat der Kriegsausbruch ebenfalls wie ein Nachtfrost gewirkt. Doch die Lähmung ist bald wieder gewichen, und so sucht bereits wieder der seriöse" Herr die vermögende Dame, und die„ distin guierte", aber leider arme Dame den„ gutfituierten" Herrn.
Ein düsteres Gepräge verleihen dem Anzeigenteil die Todesanzeigen. Sie nehmen in Friedeszeiten den kleinsten Teil ein. Jetzt beherrschen sie das Feld. Ein Meer von Schmerz und Herzeleid offenbart sich, wieviel Menschenglück hat dieses unheilvolle Ereignis vernichtet! Zot, tot, tot! Reihe um Reihe. Der Sohn oder die Söhne, der Gatte, der Vater usw. Noch vor wenigen Monaten weilten sie unter uns in blühender Jugend und Gesundheit, jezt deckt die fremde Erde ihre Glieder und der schwarze Druck verkündet uns, daß sie nicht mehr sind.
Kriegspflichten!
Heiligste Pflicht der Arbeiter in diesen ernsten Zeiten ist es, den von ihnen selbst geschaffenen Organisationen die Treue zu bewahren.
Ein jeder organisierte Arbeiter fülle in den Organisationen die durch den Krieg gerissenen Lücken aus; werbe nach besten Kräften für die Arbeiterorganisationen!
Haltet Treue, tretet ein in die sozialdemokratischen Wahlvereine,
werdet Abonnenten des Vorwärts".
Beitrittserklärungen zu den Wahlvereinen werden entgegengenommen im Berliner Verbandsbureau, Berlin SW 68, Lindenstraße 3, 3. Hof, Aufg. IV, 3 Tr.
Bestellungen auf den„ Vorwärts" nehmen die Hauptexpedition, Berlin SW 68, Lindenstraße 3, sowie alle Filialexpeditionen entgegen.
V. Wahlkreis.
Dienstag, den 24. November 1914, abends 8 Uhr,
in den Musiker- Sälen, Kaiser- Wilhelm- Str. 31:
Mitglieder- Versammlung.
Tagesordnung:
Vortrag des Genossen Eduard Bernstein über: Kultur,
Mitgliedsbuch legitimiert!
Im zahlreiches Erscheinen der Mitglieder ersucht
223/ 15*
Der Vorstand.
Sonntag, den 29. November cr., im großen Saale bes ,, Gewerk. schaftshauses ", Engelufer 15:
Wanderer- Abend
,, Die 4 Jahreszeiten im norddeutschen Flachlande".
Vortrag mit 120 Lichtbildern nach eigenen Aufnahmen des Vortragenden Genoffen Georg Krämer.
teilung unter Leitung
Klamphon- Konzert der musikalischen Abihres Dirigenten Herrn Reinhold Vorpahl. Einlak 5½ Uhr. Anfang pünktl. 7 Uhr. Preis der Karte 20 Pf. Einlaßkarten find in der Geschäftsstelle Fritz Kruse, Mariannenstr. 11, Horsch, Engelufer 15, Heyse, Boyenstr. 19, und im Gewerkschaftshause sowie in den Zahlstellen zu haben.
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