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für Frankreich   ein FriedenSborschlag auf der Grundlage der W- tretung von Metz   Und eines Teiles des Elsah annehmbar wäre. 1-t Tage daraus brachte dieMorning Post" ein Telegramm au§ Rom, daß die Deutschen   den Frieden mit Rußland   suchten. Jetzt haben dieDaily News" eine Meldung ihres Korrespondenten in Washington   wiedergegeben, wonach die Regierung der Vereinigten Staaten   von Nordamerika   von deutscher Seite um ihre Friedensvermittelung angegangen worden sei. Da dieDaily News", obgleich Regierungsblatt, während des jetzigen Krieges die verschiedensten Meldungen gebracht haben, die auf gleicher Höhe mit denen desDaily Chronicle" und derMorning Post" standen, muß diese Nachricht über nahe Friedensaussichten mit größter Vorsicht auf» genommen werden, da sie offenbar nur dazu bestimmt ist, in England eine gute Stiinmung zu erhallen. Es ist augenblicklich ganz undenkbar, daß die deutsche   Regierung Friedens» Verhandlungen wünscht. Der Mindestpreis für den Frieden ist die Aufgabe Belgiens   und die Zahlung einer Anzahl von Milliarden als Kriegsentschädigung. Außerdem steht Deutschlands   Heer auf feindlichem Boden, seine Flotte ist noch gar nicht in Aktion getrelcn. Daher würde ein Friedensvorschlag der deutschen   Regierung dem Volke als ein Verrat und als Vergeudung aller bisher gebrachten Opfer erscheinen. Ein Krieg, der um die Weltherrschast begonnen worden ist, wird nicht nach 34 Monaten aufgegeben. Erklärungen ües bulgarifthen Minister- prästöenten. Sofia  , 24. November. lW. T. B.) S o b r a n j e. Der Präsident des Ministerrates Radoslawow   erklärte in der Be- anrwortung der Kritiken der Opposition, daß die Regierung der Neutralität, die sie seit dem Beginn der europäischen  Krise erklärt habe, treu bleibe, und daß sie diese Neutralität stets in loyaler Weise ausübe, trotz der ungerechtfertigten Vorwürfe, die ihr von der Opposition gemacht würden, und die sie mit Energie zurückweise. Da gewisse Mächte geglaubt hätten, über diesen Gegen» stand eine Bemerkung aussprechen zu müssen, hat die Regierung sogleich Erklärungen abgegeben, die als genügend angesehen wurden. Gegenwärtig billigten alle Großmächte die Haltung Bulgariens  . Dieses unterhalte die freundschaftlichsten Beziehungen zu Rumänien  , Griechenland   und selbst zu dem kriegführenden Serbien  . Seine Be  » Ziehungen zu der Türkei   seien außerordentlich aufrichtig. Die Re- gierung sei glücklich, der Nation mitteilen zu können, daß sie die Integrität des Territorialbesitzes gesichert habe. Der Ministerpräsident Radoslawow fügte hinzu: Wenn die Umstände uns zwingen, in Verhandlungen für eine Vergrößerung unseres nationalen Besitzstandes einzutreten, so werden wir eS mit dem Wohlwollen des gesamten europäischen   Konzerte« tun, mit dem wir die bestmöglichen Beziehungen unterhalten wollen. Laute anhaltende Beifallsrufe folgten den Worten.
Kriegsbekanntmachungen. Rückgabe der Einzahlungen an deutsche Kriegsgefangene in"Rußland  . Die russische Postverwallung hat jetzt erklärt, den Post- anwcisuugsverkehr der Kriegsgefangenen zwischen Deutschland   und Rußland   vorläufig noch nicht zulassen zu können. Die bei deutschen  Postanstalten etwa schon eingezahlten, nach Rußland   bestimmten Postanweisungsbelräge werden den Absendern wieder zurückgegeben werden. Aufklärung über die nicht angekommenen Feldpostbriefe. Berlin  , 24. November. jW. T. B.) In Zeitungen und Zu­schriften an die Postverwaltung ist vielfach die Frage aufgeworfen worden, wo die nicht angekommenen Feldpostbriefe bleiben. Die Antwort out diese Frage, die namentlich auch wegen der jetzt öfter bekannt gewordenen Diebstähle von Feldpostbriefen für weite Kreise von Jnieresse ist. gibt eine im Reich-postomt gefertigte Tarstellung. die unlängst den Redaktionen zahlreicher Zeitungen überiandt worden ist. Wie wir hören, ilt das Reickspostamt bereit, diese SchriftW o bleiben die nickt angekommenen Feldpostbriefe?" k o st e n f r e i unmittelbar an Interessenten abzugeben. Diese hätten nur den Wunsch durch Postkarte der geheimen Kanzlei des Reichs- Postamts in Berlin   W 66 mitzuteilen. Arbeitskräfte gesucht. Das stellvertretende Generalkommando des V. Armee- k o r p s bittet um Aufnahme nachstehender Mitteilung: Zahlreiche dem stellvertretenden Generalkommando deS V. Armee­korps vorliegende Gesuche um Befreiung von dem Heeresdienst gründen sich darauf, daß die eingezogenen Leute in ihren Berufs- stellungen unentbehrlich find und keine Vertreter zu finden seien. Insbesondere fehlt es an landwirtschastlichen Beamten aller Art, Inspektoren, Vögten, Pflugführern, Maschinisten, Schmieden, Stell- machern, an Bäckern, Müllern, Fleischern, kaufmännischen An- gestellten, Bauhandwerkern, Sattlern. Es wird daher allen stellungsnchenden Leuten dieser, aber auch anderer Berufe empfohlen, ihre Adresse und Berussstellung dem stellvertretendenGeneralkommando des V. Armee- korpS, Reklainationsbureau Posen, Postanit O 1, Zimmer 114, mitzuteilen, damit Vertreter für die Militär- Pflichtigen nachgewiesen werden können. Selbstverständlich müßte jeder von diesen sich Meldenden, falls er eine Stellung findet, dies dem Generalkommando anzeigen.
Krieg und Spekulation. Tie Frage der Höchstpreise für wichtige Bedarfsartikel wird zweifellos in der nächsten RrichstagSsitzung erörtert werden. Für Getreide sind durch Bundesralsbesckluß Höchstpreise festgesetzt, die selbst von Interessenten als Phantasiepreise bezeichnet werden. Und doch kann der Bundesrat für seine Preise geltend machen, daß im freien Markt schon höhere Preise bezahlt wurden. Es muß zunächst nach den Ursachen geforscht werden, wie die nie dagewesenen Preise entstanden sind. Ferner muß untersucht werden, ob hierfür eine innere Berechtigung vorhanden war. Gleich bei Ausbruch des Krieges entstand bei manchen Frauen esite wahre Panik. Sie glaubten, daß schon bald gar kein Mehl, Salz, Zucker usw. mehr zu haben sei und die Frauen des leidlich zahlungsfähigen Mittelstandes stürmten die Mehlläden und kauften für alles verfügbare Geld Borräte an Nahrungsmitteln ein. Es wurde der Mehlbedarf für ein ganzes jJahr gedeckt. Viele dieser vorsichtigen" Hausfrauen werden nun wohl init Schrecken sehen, daß sie jetzt Besitzerin einer prachtvollen Mehlwürmerzucht sind und sie in der Lage wären, eine Nachiigallenmastanstalt zu gründen, vorausgesetzt, daß sie eine hinreichende Zahl der lieblichen Sänger erdalten könnten. Tie Panik der Hausfrauen wurde von wucherischen Mehlhändlern hinreichend ausgenutzt. Man forderte und erhielt Preise, die die Mehlhändler, die über einige Vorräte verfügten, plötzlich zu reichen Leuten machten. Einige Militär- bedörden, u. a. der Oberkommandierendc in den Marken, schritten ein, indem sie Höchstpreise für notwendige Lebensinittel festsetzten. Die Frauen konnten Anfang August für ihre sinnlosen Einkäufe noch geltend machen, daß man nickt wissen könne, ob nicht die ganze Ernte verderben würde. Dieser Angstgrund wurde in der nächsten
Zeit beseitigt. Die Ernte wurde bei gunstiger Witterung gut ein- gebracht. ES traten aber im Getreidehaudel keine normalen Verhältnisse ein. Neben den gewöhnlichen Getreidehändlern erschienen die Einkäufer der Proviantämter der Armee und kauften viel größere Quantitäten als in Friedenszeiten. Auch die Magistrate der Städte kauften. Für jeden Sack Getreide fanden sich drei Käufer, die sich gegenseitig überboten. Da jeder folgende Tag höhere Getreidepreise brachte als der vorherige, so warf sich die ganze Schar der Speku« kanten, die sich sonst an den Handelsbörsen herumtreibt, auf Ge- treidespekulation und trieben die Preise. Jetzt wäre es Pflicht der Regierung gewesen, einzuschreiten. Hätte man die Julipreise, also für Berlin   171,60 M. für eine Tonne Roggen und 204,20 M. für eine Tonne Weizen als Höchstpreis fest- gesetzt, dann hätten die Landwirte einen höheren Preis gehabt, als er ohne den Krieg gewesen wäre. Denn wir haben Jahre gehabt, in denen wir aus Ernte und Einfuhr viel weniger Nahrungsmittel hatten wie in diesem Jahre. Ein solches Jahr war daS Notstands­jahr 1891. Damals hatten wir nach der Erniestatistik eine Roggen- ernte von 4 782 804 Tonnen, Weizen und Spelz 2 706 839 Tonnen und 18 558 379 Tonnen Kartoffeln. Nun wird gesagt, daß die Schätzungen aus den Jahren von 1899 zu niedrig waren. Will man mit den späteren Jahren vergleichbare Ziffern haben, dann muß man die Erntezahlen bei Roggen um 18 Proz.. bei Weizen um 12 Proz., bei Spelz um 27 Proz. und bei Kartoffeln um 17 Proz. erhöhen. Tut man dieleS. dann ergibt eS folgendes Bild: Roggen Weizen u. Spelz Kartoffeln Ernteertrag.. 6 643 703 3 037 621 21 713 303 Tonnen Einfuhr. Ausfuhr 842 520 905 332 Zusammen.. 6 486 228 3 992 953 21 713 303. Aussaat für daS nächste Jahr. 965 385 403 239» 728 621, für Verbrauch. 5 520 843 3 587 714 15 984 682, Da Deutschland   damals 49 966 000 Einwohner hatte, hatten je 1000 Einwohner für menschliche und tierische Ernährung sowie iür gewerbliche Zwecke ll0,5 Tonnen Roggen, 71,8 Tonnen Weizen und 320 Tonnen Kartoffeln zur Verfügung. Hiermit ist man in jenem Jahre ausgelommen. Große Vorräte waren nicht vorhanden, denn seit 1887 hatten wir keine reiche Ernte gehabt und bei dem damals geltenden Zoll von 5 M. für 100 Kilogramm Brotgetreide war in den Jahren 1888 bis 1891 nicht mehr eingeführt als nötig war. Welche Vorräte bat Deutschland   in diesem Jahr? Nach den Saatenstandsberichten hatten wir eine Durchschnittsernte. Die ge- nauen Ernteergebnisse sind noch nicht bekannt. Ans einigen Gegenden, namentlich aus Süddeutschland  , klagte man über geringe Ergebniffe. Dort wird aber wenig Brotgetreide gebaut. Andere Gegenden, Sachsen  , Schlesien   usw hatten gute Erträge. Setzt man die Durchschniltserträge des JahreS 1903/12 ein, dann verfügen wir über folgende Mengen: Roggen Weizen u. Spelz Kartoffeln Ernteertrag.. 11047149 4 492 376 45 963 679 Tonnen Aussaat für 1915 1 065 603 384 942 6 683 212 für Verbrauch. 9 981 546 4 107 434 39 280 467 Da wir jetzt mit 68 061 000 Einwohirern rechnen müssen, haben je 1000 Einwohner 146,7 Tonnen Roggen, 60,3 Tonnen Weizen und Spelz und 577 Tonnen Kartoffeln für menschliche und tierische Nahrung und für gewerbliche Zwecke zur Verfügung. Auf je 1000 Einwohner kommen also allein ans der Ernte 36,2 Tonnen Roggen und 257 Tonnen Kartoffeln mehr, aber 11,5 Tonnen Weizen weniger, als wir 1891 auS Ernte und Einfuhr hatten. Man wird aber bei Weizen die argentinische Einfuhr hinzusetzen müssen, denn diese kommt im Frühjahr und war beim Ausbruch deS Krieges noch zum größten Teil vorhanden. Die hier eingesetzten Ernteergebnisse sind keineswegs hoch. Die Ernte von 1913 brachte 12 222 394 Tonnen Roggen, aso 1175 275 Tonnen mehr, 5 094 425 Tonnen Weizen und Spelz, also 602 049 mehr und 54121 146 Tonnen Kartoffeln, also 8 157 467 Tonnen mehr, als wir für 1914 eingesetzt haben. Wäre die Regierung rechtzeitig energisch eingetreten, dann hätten die Preise gar nicht die Höhe erreichen können. Denn 1891 waren die Preise in Berlin   für Roggen 211,20 M., für Weizen 224,20 M. und für gute Speisckartoffel 63,80 M. für 1000 Kilogramm. Für die Höhe der festgesetzten Preise fehlt also jede innere Be- rcchtigung,_ politische Uebersicht. Zur Tagung des Reichstags. Reichskanzler von Betffmann Hollweg wird die neue Kriegskreditvorlage am 2. Dezember im Reichstage be- gründen und dabei natürlich anch die ganze politische Situation einer Betrachtung unterziehen müssen. Auf Anregung der Sozialdemokraten ist in das Gesetz über die K r i e g s u n t e r st ü tz u n g auch die Für- sorge für uneheliche Kinder ausgenommen worden. Diese Bestimmung dürste nunmehr eine Erweiterung er- fahren. DerBund für Mutterschutz" hat dem Reichstage und dem Bundesrat eine Petition zugehen lassen, in der ver- langt wird, auch bei der Fürsorge für die.Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen die unehelichen Kinder mit ein- beziehen zu wollen._ Die Kreditvorlage. Durch den dem Reichstag   nunmehr zugegangenen Entwurf eines Gesetzes betreffend die Feststellung eine? zweiten Nachtrags zum ReichShaushaltSetat für das Rechnungsjahr 1914 wird der Reichskanzler ermächtigt, zur Bestreitung einmaliger außer- ordentlicher Ausgaben abermals die Summe von fünf Milliarden Mark im Wege deS Kredites flüssig zu mächen. Ferner wird der Reichskanzler ermächtigt, zur vorübergehenden Verstärkung der ordentlichen Betriebsmittel der Reichöhauptkaffe über den im Etat« gesetz angegebenen Betrag hinaus nach Bedarf Schatz- a n w e i s u n g e n bis zur Höhe von vierhundert Millionen Mark auszugeben. In den Erläuterungen heißt eS, daß von dem neubewilligten Kredit ein Betrag bis zu zweihundert Millionen Marx nach näherer Bestimmung des Bundesrates bereitgestellt wird zur Gewährung von Wochenbeihilfen während des Krieges, sowie zur Unterstützung von Gemeinden oder Gcmeindeverbänden auf dem Gebiete der KricgswohlfahrtSpflege, insbesondere der Erwerbs- losenfür sorge und der die gesetzlichen Mindestsätze über- steigenden Unterstützung von FamUien in den Dienst eingetretener Mannschaften._ Der Revers in den staatlichen Verkehrsbetriebe» Bayerns  . Die Vertreter der freien Gewerkschaften Baverns haben folgende Eingabe an das bayerisch«: Gcsamtstaatsministcrium gerichtet: Während Zehntauscirde von Mitgliedern der freien öftwerk- schaften im Felde zur Verteidigung unseres Vaterlandes kämpfen, Taufende gefallen oder verwundet ihr Blut vergaffen haben, viele
unserer Mitglieder wegen persönlicher Tapferkeit vor dem Feindck mit dem Eisernen Kreuz   ausgezeichnet worden find, hält daS K g l. bayrische S t aa t S m i n i st e r i u m der VcrkehrSan- stalten noch immer jenen bekannten Revers ausrecht, der sich gegen die freien Gewerkschaften und gegen die sozialdemokratische Partei richtet. Unsere Mitglieder sind berufen, das Vaterland zu verteidigen und sie erfüllen diese Pflicht mit der gleichen Aufopferung, wie die Angehörigen aller anderen Parteien und Verbände. Bei der Mobilmachung, die so hohe Anforderungen an dai gesamte Personal der Verkehrsanstalten stellte, haben sich die Mitglieder des süd. deutschen   Eisenbahner-BerbandeS und die der freien Gewerkschaften an Pflichteifer von niemanden übertreffen lassen. Selbst der Herr Verkehrsminister hat in einem öffentlichen Dankschreiben anerkannt, daß das gesamte Personal in muster« gültiger Weise seine schwere Pflicht erfüllt hat. Durch die Tat ist also in der Stunde der Gefahr bewiesen, daß voller Verlaß auf die Angehörigen der freien Verbände ist. Durch den Einfluß einer großen politischen Partei in Bayern  ist der Revers entstanden. Die maßgebenden Stellen wurden in den Glauben versetzt, die Angehörigen der freien Gewerkschaften würden in der Stunde der Gefahr gegen die vaterländischen Jnter- essen arbeiten. Alle diese Befürchtungen haben sich nun als völlig grundlos erwiesen. Dennoch wird der Revers aufrecht erhalten. Noch immer mutet man bei der Einstellung in die Betriebe der Verkehrsanstalten unseren Mitgliedern eine Verzichtcrklä- rung auf ihre Organisation zu. Das wird besonders in der ernsten Zeit als demütigend und erbitternd empfunden. Anders sind die preußischen Behörden verfahren. Mit großer Genugtuung konnte überall begrüßt werden, daß die vorher getroffenen besonderen Matznahmen gegen Angehörige der Sozial. demokratischen Partei und der freien Gewerkschaften mit Ausbruch des Krieges beseitigt wurden. Als durch die Tat bewiesen werden konnte, daß die Voraus- setzungen zu einer Ausnahmebehandlung unserer GesinnungS- und Verbandsmitglieder nicht zutrafen, stellten die preußischen und auch die Behörden der übrigen Bundesstaaten die notwendige gleiche staatsbürgerliche Behandlung her. So erhoffen auch wir ein gleiches Borgehen in Bayern  . Daß der bekannte Revers auf keinerlei Tatsachen sich stützen konnte, war schon vor Ausbruch des Krieges bewiesen; er ist lediglich entstanden auS den besonderen bayrischen Parteiverhältnissen, die aber in dieser ernsten Zeit nicht ausschlaggebend sein dürfen. Wir konnten deshalb annehmen, daß der Revers fallen werde. Leider ist da? bis jetzt nicht geschehen. Deshalb sehen wir uns veranlaßt, in dieser Eingabe nochmals einen dringenden Appell an das gesamte bayrische StaatSministerium zu richten, durch Auf- Hebung deS von der Verkehrsverwaltung eingeführten Reverses jenen Ausnahmezustand zu beseitigen, der gerade jetzt, wo die gesamte deutsch  « Nation einig und geschlossen daS Vaterland verteidigt, die Gefühle der Arbeiterschaft auf daS äußerste verletzen muß. Ter Herr Ministerpräsident Dr. Gräf von Hertling   hat wiederholt in der Abgeordnetenkammer erklärt, das Koalitionsrecht der Arbeiter wahren und schützen zu wollen. Von ihm erwarten wir besonder?, daß er seinen ganzen Einfluß im Ministerrat ein- setzen möge, um restlos alle Ausnahmebestimmungen zu beseitigen» die bisher unbercchtigterweise noch aufrecht erhalten sind."
Keine Arbeitslosenunterstützung in Breslau  . Die von der Studienkommission zur Einführung einer Arbeits- losenunterstützung einstimmig empfohlene Vorlage ist vom Magistrat der Stadt abgelehnt worden. Der bedauer- liche Beschlutz wird damit begründet, daß die Zahl der Arbeitslosen augenblicklich nicht außergewöhnlich groß ist und daß der Nationale Frauendienst die übrigen mit versorgen solle Ihm will der Magistrat weitere Mittel zu diesem Zweck zuwenden. Ebenso wurde beschlossen, 5 Missionen Mark zur Fortführung unterbrochener städtischer Bauarbeiten aufzunehmen. Da damit doch nur einem Teil der Arbeitslosen geholfen werden kann, wird es wohl noch ein Nachspiel in der Stadtverordnetenversammlung geben. Schwer bestraste Entfernung von der Truppe. Verhängnisvolle Folgen hat für einen Namurkämpfer die Sehn- sucht nach seiner Frau nach sich gezogen. Der Landwehrmann Neu- mann hatte die Kämpfe bei Namur   mitgemacht und hatte später auch im Osten gefochten, wo er an einigen schlachten teilnahm. Mit anderen Soldaten wurde er dann nach einem weiter südlich ge- legenen Kriegsschauplatz transportiert. Auf der Fahrt dorthin kam N. in die Nähe seines Wohnortes. MS der Militärzug auf der zuständigen Station einige Zeit hielt, packte den Soldaten die Sehnsucht nach seiner Frau. Teils aus diesem Anlaß, teils auch aus dem Grunde, um sich frische Wäsche zu holen, faßte N. den Entschluß, den Aufenthalt zu benutzen, um schnell einmal auf einem Zweirade nach dem Hc,matort z fahren. Einem anderen Soldaten gab er Bescheid und wt diesen, er möchte eS dem Hauptmann melden, daß er fort sei und bald wiederkomme. Als er von der Heimat zurückkehrte, war der Zug aber bereits weggefahren. Nun wagte sich N. nicht nach seinem Garnisonort zurück, und er scheute sich auch,' seinen Truppenteil aus irgendeine Weise zu erreichen. Die Folgen sollten für ihn recht bitter sein. Das Kriegsgericht der immobilen Garde verurteilte ihn wegen unerlaubter Entfernung im Felde über sieben Tage zu dem niedrigsten Strafmaß von sechs Monaten Gefängnis.  _ Abzug der Amerikaner aus Mexiko  . New Aork, 24. November.  (W. T. B.) Das Rcuterschs Bureau meldet: Die Einschiffung der ameri- kanischen Truppen, die Veracruz   besetzt hielten. hat begonnen. Sic werden nach den Vereinigten Staaten zurückkehren. Letzte Nachrichten. Kämpfe der Franzosen   in Marokko  . Paris  , 24. November.  (W. T. B.) Meldung der Agence Havas: Der Generalresident Liautey berichtet über die Zu- sommeustöße im Gebiet von Khenifra, daß die Franzosen am 13. November das Lager der Zaian nahe bei Khenifra unversehens angriffen und dem Erdboden gleichmachten. Eine von Khenifra zurückkehrende französische   Kolonne wurde von starken marokkmu- schen Kontingenten angefallen, umzingelt und zu einem sehr hcsti- gen Kampfe gezwungen. Die in Khenifra zurückgebliebenen Mann- schaften konnten rechtzettig helfend eingreifen uckd die Kolonne be- freien, die eine große Anzahl von Offizieren und etwa hundert europätsche Soldaten verloren hatte und einen Teil des ArtilleriematerialS zurücklassen mutzte. Die Garnison von Khenifra wies alle Angriffe ab, bis eine HilfS- kolonne aus Tadla eintraf, die bereits unterwegs die angreifen' cn Marokkaner zurückgeschlagen hatte. Am 19. November unternahmen die Franzosen einen allgemeinen Angriff und warfen die Ma- rokkaner in die Berge zurück. Die Franzosen gelangten wieder in den Besitz des zeitweilig zurückgelassenen Kriegsmaterials und bestatteten die am 13. November Gefallenen.