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Der türkische Krieg.

Tich Mngünstigere sind, so würde man wohl nur auf zirka 150| das anzeigt, daß ein Schiff in Gefahr ist, aber sofort tam vom 13. November statt; er dauerte den ganzen Tag. Indische Truppen bis 175 Millionen rechnen dürfen. Man sieht hier zugleich, Kreuzer das Signal, er solle solches bleiben lassen, sonst würde er nahmen drei starke Stellungen, aber gegen Abend wurde es für wie gering auch der Ertrag einer Steuer auf die Kriegsge tommen und ließ die Maschinen höchste Fahrt gehen. Die Starls Stellung zu behaupten; fie zogen sich deshalb auf ihre in Grund geschossen werden. Num versuchte der Kapitän zu ent- die britischen Truppen infolge Waffermangels unmöglich, die winne sein würde. Immerhin dürfte man, wenn man noch rube" aber gab einen blinden Schuß ab und bigte weitere Signale. Operationsbafis aurid. Wir verloren an Toten und Verwundeten die steuerpflichtigen Vermögen berücksichtigt, soweit sie Während diese Signale von dem englischen Dampfer entziffert durch die Besteuerung des Einkommens nicht betroffen wurden, fuhr er weiter, und nun ließ der Kreuzer dem Schreckichuß 21 Europäer; die Verluste des Feindes betrugen 38 Europäer und werden, ungefähr 200 Millionen für diese Kriegssteuer ver- einen scharfen folgen, der ein Stüd von der Kommandobrüde weg- 84 Eingeborene. Einige Tage später räumte der Feind Longido, anschlagen. riß. Da wurde der Kapitän erschreckt und gab Befehl zu stoppen. das von den Briten besetzt wurde. Der Feind rückte am 20. d. M. Fragt man, wofür dieser Ertrag verwendet werden soll, Gleichzeitig fignalisierte er: Meine Maschinen sind außer Betrieb ge mit starter Macht in Uganda westlich des Viktoriafees ein, wurde so fann es wohl nur eine Antwort geben: Zur Beseitigung fegt." Der Kreuzer fignalisierte:" Ich werde ein Boot senden." Gleich jedoch mit einem Verlust von 60 Mann zurüdgefchlagen. Die Eng­der durch den Krieg verursachten Arbeitslosigkeit. Und zwar darauf kam dieſes, und der Leutnant, der es führte, untersuchte die länder hatten in diesem Gefecht sechs Verwundete. nicht nur auf dem Wege von Einzelunterstützungen, sondern berichten wollte, sagte der Leutnant furz: Sie wollen den britischen lofer Gegend an der deutsch - britischen Grenze, etwa 60 Stilometer Schiffspapiere. Als der Kapitän ihm über sein Ziel und seine Ladung Notiz des W. T. B.: Longido ist ein Bultanberg in wasser­in großzügiger Weise durch Unterstützung der Gewerkschaften Truppen Fleisch zuführen; wir wissen alles vollkommen und genau." und der notleidenden Gemeinden. Vor allem aber durch Ge- Darauf ging er in die Kabine des Kapitäns, und als er an der nördlich des Meru. Die Besetzung dieser Stelle ist wegen ihrer währung von Staatsdarlehen an diejenigen Fabriken, die Wand eine englische Zeitung mit der Karitatur des Kaifers bängen Abgelegenheit ohne jede Bedeutung. infolge Versagens ihres bisherigen Kredits und des Kredits fah , iagte er: Sie haben schlechte Zeitungen in Ihrem Bimmer." ihrer Abnehmer den Betrieb einschränken mußten, aber Ge­Darauf befahl er, die englische Flagge niederzuholen. Der währ leisten für die Neueinstellung von Arbeitern. Dadurch Kapitän bekam 20 Minuten Zeit zum Ordnen seiner und der Mann­Danach mußten sie ihr würde gerade eine aus dem Kriege sprudelnde Quelle der schaften notwendigsten Angelegenheiten. Arbeitslosigkeit verstopft werden. Gewiß hat sich die Bahl der Abnehmer unserer Gütererzeugung außerordentlich ver­ringert einerseits infolge der territorialen Beschränkung Das offizielle Organ des kaukasischen Statthalters St a w= des Abiazgebietes, andererseits infolge der Einziehung von Millionen Bürgern zum Kriegsdienst und infolge Ein- Als eines Tages früh am Morgen Krefeld " schneller als ge- fas", gibt einen ziemlich deprimiert gehrtenen Bericht über die schränkung der weniger dringenden Bedürfnisse. Aber im wöhnlich fuhr, tam das Gerücht auf, daß das Fahrzeug verfolgt Stampfbedingungen auf dem kaukasischen Kriegsschauplatz heraus, gleichen Waße hat die Konkurrenz der Einfuhr abgenom- würde, und es wurde gemunkelt, daß Karlsruhe " in ein Gefecht der die Mißerfolge der russischen Kaukasusarmee durch die Ungunst men, und spezielle Kriegsbedürfnisse sind in erhöhtem Maße berwickelt war, da man Kanonendonner börte. Dieses Gerücht, das der Verhältnisse zu erklären sucht. Im Operationsrayon- schreibt men, und spezielle Kriegsbedürfnisse sind in erhöhtem Maße offenbar von jüngeren Seeleuten als Scherz berbreitet wurde, tam das Blatt sind keine bequemen Verbindungen vorhanden, die zu befriedigen. Kurz, unsere Industrie hat sich auf vielen dem Kommandant des Kreuzers zu Obren. Er iandte darauf ein Straßen sind nur in seltenen Fällen Fahrstraßen, sondern meist Gebieten neu zu orientieren, hier im Vaterlande neue Ab- F.T.- Telegramm an Krefeld ", daß, wenn ein solches Gerücht noch schmale Fußwege. Die Bergiege sind mit Schnee bedeckt, Brücken fagmärkte zu erobern und damit die Arbeitslosigkeit zurück- mals verbreitet würde, der Verbreiter erschossen werden sollte. Der zudrängen. Dazu gehört Kredit und Geld. Hierzu dürften Kapitän von Krefeld " mußte an Bord von Karlsrube" fommen sind nicht vorhanden oder in einem Zustande, daß sie für die Ar­die Erträgnisse einer Kriegssteuer am besten au verwenden und sich rechtfertigen. Da er eine zufriedenstellende Erklärung ab. tillerie und Materialtransporte nicht in Betracht kommen. Nah­fein. Wie man aber auch über die Art der Verwendung geben konnte, dampfte Karlsruhe " näher an Krefeld " und die rungsmittel sind von den Türken nach dem Innern des Landes ge­denken mag, die Berechtigung der Steuer selbst ist mohl kaum Stapelle gab ein Konzert, um den Gefangenen eine Freude zu be- schafft worden. Die Truppen müssen ihren Proviant mittelst Zu­reiten. Karlsrube" batte da folgende Fahrzeuge im Gefolge: fuhr erhalten, was schwierig ist und nur sehr langsam bewerkstelligt in Frage zu ziehen. Rio- Negro", Patagonia", Aiunzion", Indrani", die mit einer werden kann. Das Land zeichnet sich durch ein rauhes Winter­Ladung von 7000 Tonnen Kohlen genommen wurde, und Farm", flima aus; Heizmaterial fehlt." ebenfalls mit Kohlen. Diese Fahrzeuge wurden ungefähr in einem Abstande von 50 Meter von beiden Seiten des Kriegsichiffes entfernt gehalten, und auf diese Weise bekam die Karlsruhe " Nachricht über jedes Schiff, das in Sicht fam.

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Vom österreichisch- serbischen

Kriegsschauplah.

Fortschritte trotz des Schneesturms. Wien , 27. November. ( W. T. B.) Vom südlichen Kriegs­schauplatz wird amtlich gemeldet: 27. November. Die Kämpfe an der Kolubara nahmen einen günstigen Verlauf. Auch gestern

wurde faft an allen Gefechtsfronten tros zähen Widerstandes des ein Geschüs erbeutet. Die überaus ungünstige Witterung.

Gegners Raum gewonnen, zirka 900 Gefangene gemacht und

in den Niederungen grundlofer Boden, auf den Höhen jede Fernficht verwehrende Schneeftürme, erschweren zwar die Operationen, doch ist die Stimmung bei den Truppen nach Meldung aus der Front vorzüglich.

Der Seekrieg.

Wie Karlsruhe " arbeitet.

( Nach einer Schilderung in Stockholms Dagblad vom 15. November 1914.)

Der Kapitän eines der Fahrzeuge, die von dem deutschen Kreuzer Karlsruhe " versenkt wurden, hat einem deutschen Korrespondenten in Las Palmas eine anschauliche Schilderung gegeben, wie genannter Streuzer feine Arbeit ausführte.

Kriegsschauplatz.

Fahrzeug in ihren eigenen Booten verlaffen. Nach 20 Minuten Zu den Kämpfen auf dem kaukasischen wurden der Kapitän und die Mannschaft an Bord der Krefeld " gebracht, wo sie sieben Wochen bleiben mußten. Die Gefangenen wurden gut behandelt, das Essen hätte man sich jedoch oftmals: beffer gewünscht.

Die deutschen Fahrzeuge waren mit F.T. - Apparaten versehen, deren Reichweite auf bestimmte Entfernungen festgelegt war, so daß die Schiffe stets Verbindung miteinander hatten, obne daß sonst jemand in der Welt etwas von ihnen erfahren oder die Telegramme aufgefangen werden konnten.

Hinsichtlich der türkischen Armee schreibt das offizielle Organ:" Man glaube nicht, daß die Türken ein leichtzunehmender Gegner sind und daß sie leichter zu schlagen find als unsere west lichen Nachbarn. Die Türken sind während ihrer scheinheiligen Neutralität von ihren deutschen Freunden ausreichend mit Waffen und Kriegsvorräten versorgt worden. Die Erfahrungen der Balkantriege haben ihnen über ihre Mängel die Augen geöffnet. Die türkische Armee hat sich stets durch die Kampfeigenschaften der niederen Chargen ausgezeichnet, und nur die höheren kommandierenden Chargen erwiesen sich nicht auf der Höhe. Dies wurde von den Deutschen berücksichtigt, die einen be­

Der Krieg und die Kolonien. Deutsche Kolonialbeamte in Gefangenschaft. deutenden Prozentjak von Offizieren in die türkische Armee ein­Nach der Einnahme Samoas durch die Engländer ist zunächst gestellt haben. Die erbitterten Attaden bei Köprikoi zeugen von ber Gouverneur Dr. Schultz festgenommen worden. Gemeinsam mit den Eigenschaften der türkischen Truppen als eines ausgezeichneten ihm sind dann der Sekretär Mars, der Leiter der drahtlosen Kampfmaterials. Diese Tatsache muß gerechterweise anerkannt Station Hirsch und Kaufmann Hansen nach Neuseeland gebracht Wie gerecht" ein offizielles Organ mitunter werden kann, worden. Bald darauf wurde, wie die jetzt eingetroffene Samoa­nische Zeitung vom 19. September meldet, der größte Teil der wenn es sich um die Beschönigung eines Rüdzuges handelt. übrigen Beamten, darunter Oberrichter Tecklenburg , Bezirksamtmann Rußland will die Neutralität der türkischen

Schubert, Bezirksrichter Sperling und Regierungsarzt Dr. Glang gefangen genommen und gleichfalls nach Neuseeland übergeführt. Das Zollamt und einige andere Zweige des Gouvernements sind sofort nach der englischen Befizergreifung mit Beamten der neu­feeländischen Macht bejezt worden. Kapitän Bell wurde zum Ober­richter ernannt. Weiter wurden eine große Anzahl von Beamten und sogar von Ansiedlern verhaftet, sind aber inzwischen wieder freigelassen worden.

Gefechte in Ostafrika .

London , 27. November. ( W. T. B.) Das Pressebureau ver­

werben."

Hospitalschiffe nicht anerkennen!

Konstantinopel , 27. November. ( W. T. B.) Die Blätter veröffentlichen unter Ausdrücken der lebhaftesten Mißbilli­gung eine Erklärung Rußlands , daß es die unter dem Zeichen des Roten Halbmondes fahrenden Schiffe nicht als neutral anerkennen will. Sie verweisen darauf, daß während des Balkankrieges sogar Griechenland das türfische Hospitalschiff respektiert habe.

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2 11hr nachts wurde bem Kapitän gemeldet, daß die Lichter eines ganz in der Nähe befindlichen Fahrzeugs sichtbar seien. Er eilte an Ded und sah, daß der Dampfer wie es sich später herausstellte, war es Krefeld "-dicht hinter seinem Fahrzeug folgte und ihn nicht aus den Augen ließ. Bei Tagesanbruch waren am Die türkischen Erfolge im Kaukasus . Horizont dichte Rauchwolfen sichtbar und furze Zeit darauf war die öffentlicht einen Bericht über eine Anzahl Gefechte in Ostafrika , die Konftantinopel, 27. November. ( W. T. B.) Der mili Karlsruhe" da. Der englische Dampfer fuhr langsamer und glaubte, feine Henderung von Bedeutung herbeigeführt hätten. In dem Be­daß das Kriegsschiff fein anderes als ein englisches fein fönnte. richt heißt es: Es gelang dem Feinde nicht, auf britischem Gebiet tärische Mitarbeiter des Tanin" mißt den von den Aber der Kreuzer hitte die deutsche Flagge. Der Kapitän des Fuß zu fassen, während wir den wichtigen Posten Longido auf türkischen Truppen in der Richtung gegen Batum errungenen und englischen Dampfers ließ nun durch F.T. bas S.O.S. Signal geben, I deutschem Gebiet bejezten. Der Angriff auf Longido fand am in dem gestrigen Bericht des Hauptquartiers bekanntgegebenen Fort­dung logischer Denkgejeze deshalb schon ein Recht, die ganze| denkt man unwillkürlich an die Worte Her weghs: Von hun­als ein Geschlecht von Wilden" und" Barbaren " zu erklären? deutschen Professor." Wie ganz anders und wieviel bernünftiger Keines von jenen Völkern, die heute im blutigen Kriege zuein- nimmt sich aus, was der unterdessen im Kriege gefallene ander stehen, hat diesen Krieg getvollt und herbeigewünscht, evangelische Pfarrer Otto 3 ur hellen in der Frankfurter Zei tung" schrieb:

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Die nationale Frage im Welt- ation, das ganze Bolt, und sei es welches Wolf immer dert Untugenden, die ich besike, verdanke ich neunundneunzig einem

krieg.

Einem österreichischen Gewerkschaftsblatt( Der Eisenbahner" bont 20. November) entnehmen wir folgende trefflichen Ausführungen.

Unter den vielen beachtenswerten Erscheinungen, die der gegen­wärtige Krieg hervorruft, sind es nicht allein die wirtschaftlichen Folgen und sozialen Schäden, gegen die sich eine entsprechende Fürsorge zu wenden hat. So tief einschneidend immerhin auch die Risse und Wunden sein mögen, die die Wirkungen dieses großen Arieges aufreizen, und so empfindlich Tausende der von den Folgen hart Betroffenen auch leiden mögen, so kann hier doch eine recht zeitige und a woedentsprechende soziale Fürsorge aus gleichend und vorbeugend wirken, insbesondere dann, wenn alle staatlichen und kommunalen Faktoren sich rechtzeitig über die Mittel und Wege im flaren sind, die die Sozialpolitik im Krieg einzu­schlagen hat.

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Und nun, wo der Krieg eben als zwingendes Er­eignis da ist, wird auch kein erlesener Geist von des Gedankens Blässe angetränkelt" und feine Theorie hilft über die Tatsache hin­weg, daß jedes Wolf sein Land und seinen Heimatboden verteidigt, auf dem es lebt, in dem es mit seiner Kultur und seinen ökonomi­schen und materiellen Lebensbedingungen wurzelt. In dieser Er­fenntnis liegt wohl auch der Schlüssel zum Verständnis des Ver­haltens der sozialdemokratischen Partei aller Länder, soweit sie mit dem Kriege als einer gegebenen Tatsache zu rechnen hat.

Der Krieg wedt solcherart das große Gemeinschaftsgefühl, das eben die gemeinsame Gefahr erzeugt und überbrückt scheinbar alle Gegensätze. Aber er löst auch Instinkte aus, die die Zeit des Friedens allmählich verlöscht und die der Geist einer geläuterten Aber es gibt leider auch in diesem Krieg noch andere Kulturertenntnis nicht fassen kann. Man hat uns in diesen Tagen Schäden, die eigentlich mehr auf geistigem und kulturellem Gebiet durch geschäftige und sensationslüsterne Zeitungen wiederholt von liegen, und gegen die sich ganz besonders das.... organisierte abscheulichen Greueltaten berichtet, die man in Belgien und Frank­Proletariat vom Standpunkt seiner Kampffähigkeit und reich an Deutschen verübt hat und umgekehrt geschieht das in den feiner prinzipiellen Richtung aus wird zur Wehr jezen genannten Ländern auch von den Deutschen , die als Barbaren " müssen. In diesen Tagen, wo man nicht mehr von einem Krieg hingestellt werden. Daß vor etlichen Tagen die deutschen Militär­sprechen kann und wo leider ganze große Bölfer mit großer ge- behörden solchen Tatarenmeldungen felbft entgegengetreten schichtlicher Vergangenheit im blutigen Ringen gegeneinander sind, indem sie eine Reihe bon an deutschen Kriegs­stehen, wo der Kreis aller Weiterungen nicht abzusehen ist, muß gefangenen begangenen Verbrechen, die verübt worden sein unwiderstehlich das klare Urteil hüben wie drüben getrübt und sollten als unrichtig bezeichneten, sagt wohl deutlich, wie das ganze Fühlen und Empfinden von jenen Ereignissen beein­flußt werden, wie sie als Kunde von den Schlachtfeldern, aus Spi- borsichtig solche Meldungen in jedem Fall aufzunehmen sind. tälern und Lazaretten zu uns gelangen. Daß solche Botschaften Aber wenn wirklich noch ein Teil solcher zumeist unkontrollier nicht immer danach sind, daß sie ganz abgesehen vom Stand- barer Gerüchte den traurigen Tatsachen entsprechen sollte, was punkt des sogenannten Völkerrechts ein Maßstabanlegen vom bejagen sie anderes, als daß wir eben vor menschlichen Ent­reinen Menschlichkeitsstandpunkt aus vertragen, wer wollte das in artungserscheinungen stehen, vor denen fein Wolf ge­diesen Tagen der großen Not noch leugnen? Denn das im Krieg feit ist, und für die es doch nie in seiner Gesamtheit verantwort Vorkommnisse sich ereignen, die als Greuel bezeichnet werden lich gemacht werden kann? Der Haß, der auf solche Weise durch müssen und die mit dem Kulturgewissen sich wohl im denkbar le bertreibung und durch einseitigegebantenarme schärfsten Widerspruch befinden, ist eine Erfahrung, die nicht allein und oberflächliche Verallgemeinerung gesät wird, in diesem fürchterlichsten aller Kriege gemacht wurde. Sie durch sollte aus Gründen der großen Stulturgemeinschaft der zieht die ganze Menschheitsgeschichte, soweit sie durch die Ge- Völker vermieden werden, denn er verschüttet zuweilen geistige schichte der Kriege getrübt ist, und ist eben der beste Beweis dafür, Werte, die heute nicht mehr einer Nation gehören, sondern dic daß im Kriege Tatente Kräfte wirksam werden und zur unge- das Kulturgut der Welt sind. Man mag die guten Leute, die bei bundensten Freiheit streben, die als Atavismus( Vererbung) uns mit so tindischer Emsigkeit auf Fremdwörter pürschen, die aus der Urzeit in der Menschenseele schlummern. Aber wenn wir fremdsprachigen Firmentafeln mit Papier bekleben und Speisekarten Fälle zu beklagen haben, daß Franzosen , Belgier oder Engländer überseßen", einstweilen tomisch finden, aber menn ernst zu neh. fich Vergehen zuschulden kommen ließen, die unser Kulturgewissen mende Professoren und Gelehrte fremde Nationen, deren auf und unser Menschlichkeitsempfinden zum schärfsten Proteft heraus- strebende Kultur sie vor wenigen Monaten noch staunend gepriesen fordern, haben wir bei nüchterner Ueberlegung und unter Anwen- haben, als Halbaffen" und" Mäusefallenhändler" bezeichnen, dann

Mir scheint die Art, wie sich jetzt der Haß gegen alles Fran­zösische, Englische und Russische bei uns äußer, sinnlos und eben­so unwürdig wie vordem die kritiklose Nachäfferei. Es ist gewiß gut, daß uns wieder die Augen dafür geöffnet werden, wie lächer lich sich viele unter uns benehmen, wenn sie mit fremden Namen und Formen prunten. Das ist verlogen, wenn es dazu dienen soll, den Unkundigen zu fangen, würdelos, wenn es den Anschein erwvedt, als seien wir überzeugt, daß nur die anderen etwas Rechtes sind und leisten. Es ist schon gut, daß man die Schilder zugeklebt hat, und beschämend, daß so viele zugeklebt werden müssen, daß ihrer so viele sind, die da meinten, einem Erzeugnis deutscher Arbeit größeres Ansehen geben zu können durch einen englischen oder französischen Namen. Es ist gut, daß der Krieg uns wieder lehrt, uns auf unseren eigenen Wert zu befinnen, daß wir wieder wagen, deutsch zu sein und zu sagen, daß wir es sind. Aber findisch ist die Art, wie jetzt alles bekämpft und verabscheut wird, was nur an die Feinde erinnert. Wenn es auch ein eigenartiges Erzeugnis frember Arbeit und Kultur ist, darf es nicht mehr so genannt werden. Von Brüsseler Spitzen und englischen Stoffen und russischen Pelzen darf man nicht reden und darf sie nicht haben; allenfalls noch türkische Teppiche darf man haben, weil die Türken zu uns halten. Vielleicht darf man bald auch nicht mehr Shakespeare auf­führen und jich für Tolstoi interessieren. Das alles ist nicht nur tindisch, das ist der blinde Haß und wahr. lich kein Weg zum fünftigen Fried eu. Es ist von jeher unseres Voltes Vorzug gewesen, daß wir einen weiten Blick und Gerechtigkeitssinn besitzen. Wir erkennen das Gute an, wo es ist und nehmen es auf, denn wir können Fremdes gut ver= tragen, weil wir selbst genug eigene Kraft haben, das Fremde zum Eigenem zu machen. Für uns find Shakespeare , Moliere und Jbjen deutsche Dichter. Unsere deutsche Literatur ist zu einem guten Teil Weltliteratur und diesen Vorzug wollen wir uns nicht nehmen lassen durch den leidenschaftlichen Haß gegen das Fremde der durch den Weltkrieg aufgerührt wird. Wir glauben an die Möglichkeit einer Kulturgemeinschaft der Völker, und wir wissen, daß nur auf dieser Kulturgemeinschaft ein Weltfriede aufgebaut werden kann. Und darum ist nichts törichter und ver derblicher, als sich jetzt in einen Abscheu gegen alles, was von den Feinden kommt, hineingusteigern."

Und vor allem die Arbeiterklasse, die die internatio. nale Kulturgemeinschaft gewerkschaftlich und politisch nicht missen kann, wird sich an diese Erkenntnis zu halten haben. Die deutschen Arbeiter haben in diesen Tagen ihre Pflicht als Deutsche in der aufopferungsvollsten Weise erfüllt.

B