Lr. 326. 3i. Iahrgauy.
2. KkilM des Jormirtf Kerlm lolMlitt
Sonntag. 29. November 1914.
Ms Groß-Serlin. Im Warenhause. In den ersten Augustwochen, als der Schrecken des eben ausgeörochenen Weltkrieges mit dumpfein Truck auf dem Volke lastete und fast das ganze Geschäftsleben lähmte, herrfckste in den weiten Räumen der großen Warenhäuser eine beängstigende Oede. Der sonst unablässig ein- und aus- flutende Strom der Käufer und Schaulustigen war wie mit einen: Schlage ausgeblieben. Müßig stand das Personal hinter den Verkaufstischen.— Nach und nach schwand der lähmende Druck des ersten Schreckens und der Geschäftsverkehr setzte wieder ein. Jetzt ist die Zeit, wo in den Warenhäusern das Weih- nachtsgeschäft zu beginnen pflegt und Weihnachtsartikel aller Art vor den Augen des Publikums ausgebreitet werden. Doch das Aussehen der für das Weihnachtsgeschäft hergerichteten Verkaufshallen ist heut ein anderes als in normalen Zeiten. Mars regiert die Stunde. Wir gehen einem Weihnachten entgegen, wo der Kanonendonner den Klang der Weihnachts- glocken übertönt, wo die Weihnachtsbotschaft:„Friede auf Erden", im Lärm der Schlachtfelder ungehört verhallt und Kriegsgeschrei statt der Weihnachtslieder ertönt. Wohl häufen sich auch jetzt in den Verkaufsständen Berge von Pfefferkuchen und ihr würzigsüßer Duft erfüllt den Raum. Riesige Tannenbäume erstrahlen im Schimmer zahlloser Glühlänipchen. Doch ihr Licht ergießt sich nicht, wie sonst, über Spielzeug und bunten Tand, der bestimmt ist, Kinder- herzen am Weihnachtsabend zu erfreuen. Im Zeichen des Krieges steht diesmal auch das Weihnachtsgeschäft. Da sind in naiver Darstellung statt der Krippe zu Bethlehem Kriegsszenen aufgebaut und ganze Schlachtfelder mit kämpfenden Truppen, brennenden Dörfern, zerstörten Festungswerken stehen zur Schau. Ausgebreitet unter den Zweigen der Christbäume sieht man die verschiedenartigsten Waren: wär- mende Wollsachen, allerlei Nahrungs- und Genußmittel in kleineren und größeren Feldpostpaketen zusammengestellt. Eine ganze Jndusttie der Weihnachtsliebesgaben hat sich ent- wickelt und bietet ihre Produkte zum Kauf an. Die Geschäfts- leute, welche diesen Industriezweig kultivieren, haben sich nicht verrechnet. Wer es irgend kann, schickt seinen Angehörigen im Felde ein Weihnachtspaket. Auf die gewohnte Weihnachtsfeier werden ja diesmal viele Familien verzichten müssen. Wenn der Sohn, der Bruder oder gar der Vater, der Ernährer der Familie im Felde steht, dann kann zu Hause keine rechte Weihnachtsstim- nrung aufkommen. In vielen Fällen fehlen auch die Mittel, um den Kindern einen Gabentisch aufzubauen. Aber dem Angehörigen, der in Wind und Wetter, bedroht von feindlichen Geschossen, am Weihnachtsabend fern von seinen Lieben weilt, möchte selbst die ärmste Familie eine Weihnachtsgabe senden. Gern opfert man dafür den letzten Groschen und findet sich mit dem Gedanken ab, daß diesmal im eigenen Heim kein i,"ichterbaum strahlen, kein Jubel froher Kinderstimmen er- louen wird. Weihnachten kann in dieser schweren Zeit kein Fest der Freude sein. Die Spielwarenabteilungen der Warenhäuser haben auch jetzt, wie in früheren Jahren, ihre Schätze in reichem Maße ausgebreitet. Auch hier trägt man den Zeitereignissen Rech- nung durch feldgraue Zinnsoldaten, feldgraue Knabenuni- formen, militärische Ausrüstungsstücke der neuesten Form. Aber es sieht bis jetzt nicht danach aus,, als ob hier viel ge- kauft werden wird. Schaulustige, besonders Kinder, sieht man in großer Zahl, aber wenig Käufer. Artikel für weibliche Handarbeiten, insbesondere für Stickereien der verschiedensten Art spielten sonst immer eine große Rolle im Weihnachtsgeschäft. Jetzt herrscht Sttlle in diesem Geschäftszweig. Um so lebhafter ist der Verkauf von grauer Strickwolle. Damen, die sonst in den Wochen vor Weihnachten in heimlichem Fleiß Abend für Abend über Stickereien saßen, greifen wieder zur längst verpönten Strick- uadel, um derbe Wollstrümpfe und Pulswärmer für Ange- hörige im Felde anzusertigen. Wohin man sich wendet, die Vorbereitungen zum Weih- nachtsfest stehen im Zeichen des Krieges. �Millionen von Händen sind in treuer Liebestätigkeit bemüht, einen Schim- vier von Weihnachtsfreude unter den Kriegerscharen in Ost und West zu verbreiten. Hoffen wir, daß jedes Gabenpäckchen den, für den es best'mmt ist. erreicht und daß auch den Kämpfern, die keine Angehörigen haben, welche in sorgender Liebe an sie denken können, aus den Mitteln der Allgemeinheit eine Weihnachtsfreude bereitet werden möge. Aus der stadtischen Lebenemittelkommisston. Tie städtische Kommission zur Ueberwachung der Lebens- Mittelpreise beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung mit der Fest- sehung von Höchstpreisen für den Kleinhandel mit Kar- t o f f e l n. Bekanntlich hat der Bundesrat am 23. November Höchstpreise, zu welchem Produzenten Speisekartoffeln an Händler abzugeben haben, festgesetzt. Diese betragen für den Bezirk äst- lich der Elbe 2.7S M. pro Zentner für beste Speisekartoffeln— Daber, Imperator, Magnum bonum, llptedal— und 2,50 M. für die übrigen Sorten. Die Großhändler sind nun der Ansicht, daß für Unkosten und Verdienst usw. ein Zuschlag von 2,— M. pro Zentner erfolgen müsse, so daß der Preis im Kleinhandel für die besten Speise- kartofseln 4,75 M. und für die anderen Sorten 4,50 M. betragen würde. In der Kommission war man einstimmig der Ansicht, daß die Spannung zwischen Groß- und Kleinhandelspreis viel zu hoch sei und ein bedeutend niedriger Preis resp. Zuschlag in Betracht kommen könne. Dieser Preis wird für Groß-Berlin ein einheit- sicher sein müssen. Die Festsetzung der Höchstpreise erfolgt durch das Ober- i mmando in den Marken. In der Debatte wurde betont, daß der Bundesrat leider Unterlasten habe neben der Festsetzung der Höchst- preis» auch den Verkaufs- und Deklarationszwang auszusprechen. Beschlosten wurde, den Magistrat zu ersuchen: 1. beim Oberkommando die Festsetzung von niedrigen Höchstpreisen für den Kleinverkauf in Vorschlag zu bringen; 2. den Bundesrat zu ersuchen. die Verfügung vom 23. November zu erweitern, indem der Ver- kaufS. und Teklarationszwang ausgesprochen wird. Durch ein Schreiben eines Berliner Bürgers wurde aufmerk- Wm gemacht, daß eine Anzahl von Groß-Bäckereien Brot an Händler abgeben, die am nächsten Tage das nichtverkaufte Brot wieder zurückgäben. Die Kutscher versuchten zunächst, dieses Brot
wieder an anderen Stellen unterzubringen, falls dieses nicht ge lingt, wandert das alte Brot an die Großbäckerei zurück, um von dort zentnerweise als Viehfutter verkauft zu werden. Abgesehen von dem unhygienischen Hin und Her bedeutet aber dieses Verfahren eine Verschwendung, die auf keinen Fall gut- geheißen werden kann. Beschlossen wird ein Verbot dieses Verfahrens zu erwirken, d. h. die Händler sollen nicht mehr berechtigt sein, Brot zurückzu- geben. Auch mit der Frage der Versorgung des Publikums mit Pe> troleum mußte sich die Kommission beschäftigen. ES wurde darauf hingewiesen, daß leider Tausende von Familien, einzelnstehenden Personen nicht in der Lage sind, von der Gasversorgung durch die Stadt Berlin Gebrauch zu machen. Unzählige Heimarbeiter und-arbeiterinnen müssen frühzeitig ihre Arbeiten nachmittags einstellen, weil es ihnen an der Beleuchtung fehlt. Es sei ein Jammer, an einzelnen Tagen an den Petroleumverkaufsstellen bis zu 100 Personen, stundenlang Wind und Wetter ausgesetzt, warten zu sehen. Der Magistrat wurde ersucht, für Heranschaffung von Pe- troleum besorgt zu sein und event. den Vertrieb durch die Stadt besorgen zu lassen. Tie Ausstellung empfehlenswerter Jugendschriften im Gewerkschaftshaus ist heute von 6 bis 9 Uhr geöffnet. Kinder haben nur in Begleitung von Erwachsenen Zutritt. Feststellung der Getreide« und Mehlvorräte. Nach einer Mitteilung des Berliner Magistrat» soll auf Ver- ocdnung des Bundesrats am 1. Dezember 1014 eine Ermitt- lung der Vorräte an Getreide- und Mehlarten vorgenommen wer- den, nachdem eine Aufnahme dieser Art bereits am 1. Juli d. I. stattgefunden hat. Da es sich um eine Aufgabe von großer Wichtig- keit handelt, so darf erwartet werden, daß alle Beteiligten mit voller Hingebung bei dieser Erhebung mitwirken werden. Die Anmelde» Pflichtigen haben in Berlin die Angaben über die in ihrem Gewahr- sam befindlichen Vorratsmengen in eine ihnen demnächst zugehende Zählkarte einzutragen und unverzüglich spätestens am 2. Dezember zurückzusenden. Eine Anweisung zur Ausfüllung der Karte ist ihr aufgedruckt. Ueber die erhaltenen Angaben wird das Amts- geheimnis gewahrt; sie werden nur für die amtliche Statistik ver- wendet, nicht aber für Steuerzwecke. Auch die Inhaber derjenigen gewerblichen, Handels- und Ver- kehrsbetriebe. welche Vorräte an Getreide» oder Mehlarten halten, eine Anfrage aber nicht erhalten haben, werden zur Lieferung der Angaben aufgefordert, sie wollen zu diesem Zwecke die Zählkarte vom Statistischen Amt der Stadt Berlin , Poststr. 10, umgehend an- fordern. Besonders wird darauf hingewiesen, daß derjenige, der die Fragen nicht in der gesetzte» Frist beantwortet oder wissentlich un- richtige Angaben macht, mit Geldstrafe bis zu 3000 M. oder im Unvcrmögensfalle mit Gefängnis bis zu 0 Monaten bestraft wird. Die Karten zur Reichstagssitzang am 2. Dezember sind, wie uns Genosse Ewald bittet mitzuteilen, vergriffen. Ge- suche um solche Karten seien vergebens. Uebergcwicht bei Feldpostbriefe«. Bei portopflichtigen Feldpostbriefen soll fortan über die Ueberschreitung der vorgeschriebenen Gewichtsgrenze bis zu 19 Proz: des Höchstgewichts hinweggesehen werden, so daß künstig, so lange das Meiftgewicht 250 Gramm beträgt, ein Uebergewicht von 25 Gramm und bei Zulassung von 599 Gramm Feldpostbriefen ein Uebergewicht von 59 Gramm ge- stattet ist. Briefe im Gewicht von 59 Gramm bis zu 275 Gramm kosten während der Zeit, wo auch 599-Gramm- Briefe zugelassen sind, 19 Pfennig. Feldpostbriefe bis zu 500 Gramm. Das Reichspostamt gibt bekannt: Feldpostbriefe nach dem Feldheer im Gewicht über 250 Gramm bis 500 Gramm sind vom 2. bis einschließlich 8. D e- z e m b e r von neuem zugelassen. Die Gebühr beträgt 20 Pf. Die Sendungen müssen dauerhaft verpackt sein. Nur sehr st a r k c P a p p k a st e n. festes Packpapier oder dauerhafte Leinwand sind zu verwenden. Für die Wahl des Ver- packungsstoffes ist die Natur des Inhalts maßgebend; zerbrechliche Gegenstände sind nach Umhüllung mit Papier oder Leinwand aus- schließlich in starken Schachteln oder Kasten zu verpacken. Die Päckchen, auch die mit Klammerverschluh versehenen, müssen a l l- gemein mit dauerhaftem Bindfaden fest ver- s chn ü r t werden, bei Sendungen von größerer Ausdehnung in mehrfacher Kreuzung. Die Aufschriften sind auf die Scndun- gen niederzuschreiben oder unbedingt haltbar auf ihnen zu befesti« gen und müssen deutlich und richtig sein. Auf die Versendung kleiner Bekleidungs- und Gebrauchsgegenstände braucht sich der Päckchenverkehr nicht zu beschränken. Es sind auch L e b e n s- und Genußmittel zulässig, aber nur soweit, als sie sich zur B e- förder ung mit der Feldpost eignen. Ausge- schlössen sind leicht verderbliche Waren, wie- frisches Obst, Butter, Fett, frische Wurst; ferner feuergefährliche Gegenstände, wie Patronen, Streichhölzer und Taschenfeucr- zeuge mit Benzinfüllung. Päckchen mit Flüssigkeit sind nur zugelassen, wenn die Flüssigkeit in einem starken, sicher verschlossenen Behälter enthalten und dieser in einen durchlochten Holzbloci oder in eine Hülle aus starker Pappe fest verpackt ist, sowie sämtliche Zwischenräume mit Baumwolle, Sägespänen oder einem schwammigen Stoffe so angefüllt sind, daß beim Schadhaftwerden ves Behälters die Flüssigkeit aufgesaugt wird. Sendungen, die den vorstehenden Bedingungen nicht ent- sprechen, werden von den Postanstalten unweigerlich zurück- gewiesen._ Der Gasbezug in Verlin. Von den Berliner städtischen Gaswerken sind bei dem jetzigen Petroleummangel die weitgehendsten Erleichterungen für den Bezug von Gas vorgesehen. In Häusern, welche noch keine GaSzuleitungen und Steigcstiänge haben, werden diese auf städtische Kosten her- gestellt, sobald»in hinlänglicher Gasverbrauch in Aussicht steht. Gasabnehmer, welche eine Sicherheit nicht hinterlegen können, er- halten an Stelle von gewöhnlichen Gasmessern MünzgaSmesser i sogenannte Automaicn) miets. und kostenfrei aufgestellt und das Gas zu einem Preise geliefert, welcher unier Zugrundelegung des gewöhnlichen Gaspreises berechnet wird. Es werden mittels dieser (neuen) Wünzgasmeffer für 10 Pf. 750 Liter Gas und, falls solche MünzgaSmesser zur ausschließlichen Entnahme von Gas für Heiz- zwecke, zum Moiorbetriebe oder zur zentralen Warmwasserversor- gung benutzt werden, sogar 875 Liter abgegeben. Wer nicht im Besitz der erforderlichen Beleuchtungskörper und Kochapparate ist, kann solche bei gleichzeitiger kostenfreier Aufstellung eines Münz- gasmesserS von den Gaswerken geliefert erhalten und bezieht für 10 Pf. 075 Liter Gas; in dem Gaspreise ist der Mietzins für samt liche vorgehaltenen Einrichtungsgegenstände einbegriffen,' s letztere Art von MünzgaSmesser» ist in Berlin bereits seit Jahren eingeführt. Auch Gasheizöfen stellen die Gaswerke mielsweise auf. Für den Bezug mittels gewöhnlicher Gasmesser verbleibt es bei dem bisherigen, je»mch der Höhe des Gasverbrauches oder der Ver-
wendungSart festgesetzten Rabatt von 5— 20 Proz. In allen Stadt- teilen sind Gasinspektionen eingerichtet, in deren Bureaus Jntcr- essenten Auskunft erhalten, auch werden in dem Verkaufsgeschäft der Gaswerke Alexanderstraße 14b sowie in dem Mustersaal Müllerstraße 184�. die neuesten und zweckentsprechendsten Beleuch- tungskörper, Kochapparate und Gasheizöfen im Betriebe vorgeführt. Wege» eines gefährliche» Brandes wurde die Berliner Feuerwehr gestern nacht nach der Memelcr Straße 40 alarmiert. Unmittelbar neben der Feuerwache 7 stand die Zelluloidfabrik von Franz Sigwart in Flammen. Es brannte das Ouergcbäude und der linke Seitenflügel schon bei Ankunft der nahen Feuerwache. Als die Mannschaften die Bodenräume be- traten, gerieten sie durch die Stichflammen vom 4. Stock in große Gefahr und konnten sich nur durch eilige Flucht retten. Die Feuer« männer Schade, Anders und Mira» erliltoir dabei Brandwundeir an Händen und Armen. Schade mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Brandinspektor Teubner, der vier Löschzüge zur Verfügung halte, ließ kräftig löschen. Gegen 4 Uhr konnte daS Gros der Feuerwehr wieder abrücken. Die Entstehung des FeuerS war nicht aufzuklären. Das 4. Stockwerk mit dem Dachstuhl ist ausgebrannt. Stadtverordnetenwahl in Lichtenberg . Heute Sonntag findet die Wahl der dritten Abteilung in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 7 Uhr nachmittags statt. Ge- wählt wird im 3., 4., 8., 9., 14., 15. und 22. Bezirk. Parteigenossen! Sorgt für vollzählige Wahl« beteilig ung._ Neue Millionenanleihe in Neukölln. Der Magistrat von Neukölln hat beschlossen, daß, nachdem auf Grund einer vorgelegten Berechnung der bisher bewilligte Kriegs- kredit von 2 Millionen Mark für die Zwecke der gesamten Kriegs- ivohlfahrtspflege mit Ausnahme der Mietunterstützungen Anfang Januar aufgebraucht sein wird, für den gleichen Zweck ein Darlehen von weiteren 3 Millionen Mark aufzunehmen.— Aus dem für Weihnachtsgaben aus Anlaß des Krieges gebildeten Fonds sollen 2000 M. für Weihnachtsgaben an hiesige arme Kinder von Kriegs- teilnehmern bereitgestellt werden.— Von der jetzigen Benutzung des Stadtbades nach Wiedereröffnung, sämtlicher Abteilungen und den dabei erzielten Einnahmen sowie von der vom Magistrat ge» währten freien Benutzung des Stadtbades durch Militärpersonen wird Kenntnis gegeben.— Zum Vorsitzenden des Mietcinigungs- amtes für den Zeitpunkt des Ausscheidens des Magistratsassessors Dr. Scheffler aus seinem hiesigen Amt wird Herr Justizrat Abraham Hierselbst gewählt. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wird Herr Magistratsassessor Dr. Kastner gewählt.— Die von der Polizei freigegebenen Plätze und Promenaden sollen auch in diesem Winter- Halbjahr den Kindern zur Ausübung von Wintersport überlassen werden.— Der Voranschlag der städtischen Sparkasse für das Jahr 1015 wird nach den Beschlüssen des Vorstandes der Sparkasse und nach dem vorgelegten Entwurf in Einnahme auf 4050 M. und in Ausgabe auf 100 500 M. festgesetzt. Die Wut der Charlottenburger Hausbesitzer über die ihnen aus oem Kriegszustand erwachsenen Schädigungen nimmt immer groteskere Formen an. Nach der letzten Stadtver- ordnetenversammlung haben die Herren sofort eine Zusammen. kunft einberufen, in der sie gegen den Magistrat, insbesondere gegen den Bürgermeister Dr. Maier, scharf Stellung nahmen und u. a. der Befürchtung Ausdruck gaben, daß die berechtigten Forde- rungen der Hausbesitzer in der städtischen Bertvalwng keine Wür- digung finden werden. Das Vorgehen der Hausbesitzer ist um so unverständlicher und unberechtigter, als es keine Gemeinde in Groß-Berlin gibt, die auch nur annähernd so viel für sie getan hat wie Charlottenburg . Ganz abgesehen von der städtischen Dar- lehnskasse, die in erster Linie den Hausbesitzern zugute kommt, und von der geplanten Mietsdarlehnskasse, erhalten die Hausbesitzer auch namhafte Unterstützungen in barem Gelde, die den Familien der Kriegsteilnehmer abgezogen werden. Eine Frau mit drei Kindern z. B. erhält in Charlottenburg nur 00 M., wovon 20 M. direkt an den.Hauswirt gehen. In Berlin würde dieselbe Frau au barem Gelde 00 M. und dazu noch eine Mietsunterstützung in Höhe von 7,50 M. bekommen. Außerdem ist in Berlin die unmittel- bare Zahlung eines Teiles des städtischen Zuschusses an den Ver- mieter auf 10 bis 20 M. monatlich begrenzt, in Charlottenburg da- gegen haben die Kommissionc» das Recht, den ganzen städtischen Zuschuß dem Vermieter auszuhändigen, auch wenn dieser keinen Pfennig Mietsnachlaß gewährt hat. Einzelne Vorsitzende machen von dieser Befugnis in überreichem Maße Gebrauch. Ja, es sind sogar Fälle vorgekommen, in denen auch der Reichszuschuß an den Hausbesitzer abgeführt worden ist. Es ist also ein starkes Stück, wenn die Hausbesitzer jetzt über mangelnde Wahrnehmung ihrer Interessen durch den Magistrat klagen. Wohin das Ziel geht, das zeigt die Annahme einer weiteren Resolution, wonach Hauseigen- tümern aus einer städtischen Darlehnskasse Darlehen bis zur Höhe ihrer Mietauszölle bewilligt werden sollen, die frühestens sechs Monate nach Friedensschluß, erforderlichenfalls in Raten, zurück- zuzablen sind und wonach bei Hauseigentümern, die ihre Steuern pünktlich bezahlt haben, sogar von der Stellung einer Sicherheit abgesehen werden soll. Tie Hausbesitzer verlangen also neue Sondervorteile, und der Magistrat würde sich gegen die Jntcr» essen der Gesamtheit schwer versündigen, wenn er sich von seinem bisherigen Standpunkt durch die hauSagrarische Agitation ab- drängen ließe._ ArbeiterbildungSschule. Heute, Sonntag, den 20. November, im Schullokal, Lindenstr. 3, 4. Hof rechts, 3 Tr.: Vortrag der Ge- nossin Käte Dunckcr:„Der Mensch und seine Stellung in der Natur." Mit Lichtbildern. Eintritt 10 Pf. Anfang 7 Uhr abends. Bolkskunstnbrnd in Lichtenberg . Zu dem heute Sonntag, den 20. November, abends 0 Uhr, in der Aula des Realgymnasiums in der Parkaue stattfindenden Runstabend ersuchen wir die Genossen, reckt pünkllich zu erscheinen. Billetts a 10 Pf. sind noch in den auf den Plakaten bezeichneten Ausgabestellen zu haben. Garderobezwana besteht nicht.__ Kammermusikabend der Stadt Neukölln. Am Freilag, den 4. Dezember d. I.. abends O'/i Uhr, findet in der Aula der Realschule Bvddinstr. 34—41 der zweite der von der Sladlgemeinde mit der Berliner Trio-Bereinigung lProf. Meyer- Mohr. Pros. Bernhard Dessau und Prof. Heinrich Grünfeld ) ver- anstalteren Kammermusik., bende statt. Zur Auffübruirg gelangen Werke von Schumann, Back. Cbopin, Beelhoven, Bockarin, und Dessau . Enrliillskarten zum Preise von 50 Pf für Saalplätze und 30 Pf. für Balkonplätze sind>n den VorwärlSspedilionen N> ckar« strafte 2 und Siegsriedslraße 28/29 sowie an der Abendkasse er- hältlich. Festnahme eines gefährlichen Pcnsionsdiebes. Der Schöneberger Kriminalpolizei ist am gestrigen Sonnabend ein guter Fang geglückt. Der Behörde gelang es, den seit Anfang dieses Jahres von allen Polizeibehörden Teutschlands gesuchten Schwindler und Hochstapler Dr. Max Otto Schultz festzunehmen, Diese der in der Maske eines Arztes des Roten Kreuzes allein in Berlin über 150 Diebstähle ausgeführt hat. Bermiöt wird seit dem 31. Oktober der 80jährige Easpar Stein. Bei seinem Fortgange war er bekleidet mit dunkelgejtreister Hose,