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Kampf zu kämpfen haken? Wir haken für das Wohl dieser Tapseren auch heute noch die Verantwortung. Sollen wir sie»m Stiche lassen, weil ihre Verwendung den strategischen Ideen Bernsteins nicht entspricht? Sollten wir sie mit Gewalt der Partei entfremden? Was sollte man von einer Politik denken, die je nachdem die Wechselfälle des Krieges zum Vorstoß nach dieser oder jener Seite nötigen, ihre Stellung zur Verteidigung des Vaterlandes ändert? Gewollt haben wir alle diesen Krieg nicht, weder den gegen Rußland noch den gegen die Westmächte. Wer der ftrieg� war da und bedrohte das wirtschaftliche, kulturelle und Politische Dasein unserer Nation. Wir mußten deshalb alles zum Schutze dieser Güter Nötige tun. Der Krieg ist noch da, und wir müssen weiter so handeln. Wir müssen durchhalten! Nicht mit dem Ziele eitler Triumphe oder der Unterjochung anderer Völ» k e r. sondern um unserer und unserer Kinder Exi- stenz willen. Darum wird gekämpft heut wie am ersten Tage des Krieges." DaSVolksblatt für Anhalt" fügt dem Artikel folgende Be- merkung an:.Wir haben schon gestern in der Nachschrift zum Artikel des Genossen David dargelegt, daß wir derselben Meinung sind, die auch Heine oben zum Ausdruck bringt. Wir bedauern mit Heine, daß es notwendig ist, diese ganze Diskussion cnt zu pflegen. Hoffentlich lernen Bernstein und Gesinnungs- genossen noch bis zum 2. Dezember sich zur richtigen Auffassung zurückzufinden." DerGrundstein", Organ des Bauarbeiter- Verbandes, erklärt es fürgeradezu skandalös, daß in Deutschland ein sehr kleines Häuflein Sozialisten gegen die Gesamtpartei wühlt und den im ftelde stehenden Arbeitsbrüdern in den Rücken fällt". Genosse Eduard Bernstein hat darauf demBerliner Tageblatt" eine Entgegnung gesandt, die in der Sonntag- nummer des Blattes abgedruckt wurde. Genosse Bernstein schreibt: Die Auszüge aus den gegen Artikel von mir polemisierenden Artikeln meiner Freunde und Fraktionskollegen Eduard David und.Wolfgang Heine , die Sie in Ihren letzten Nummern veröffentlicht haben, können leicht bei Lesern, welch« meine Artikel nicht kennen, über deren Tendenz falsche Eindrücke erwecken. Ich nehme daher Ihre Gastfreundschaft in Anspruch, um durch Wieder. gäbe einiger wesentlicher Stellen aus jenen Artikeln deren wirk. liche Tendenz zur Anschauung zu bringen. Es handelt sich für mich um die Frage, ob und inwieweit wäh. rcnd deS Krieges die politiichen Parteien ihre grundsätzlichen An» schauungen zu den politischen Fragen, die mit dem Krieg verbunden sind, zurückzudrängen haben. Ich vertrete in dieser Hinsicht die Auffassung, daß es für unser Land im höchsten Grade Verhängnis. fall wäre, wenn die Sozialdemokratie ihre hierfür in Betracht komnienden besonderen Grundsätze während des Krieges verstummen ließe. In diesem Sinne heißt eS in meinem angegriffenen Artikel: DaS Bewußtsein, daß wir bereit sein müssen, für die Sicher- heit und Unabhängigkeit unseres Landes alle erforderten Opfer an Gut und Blut zu bringen, darf für uns nicht zum Anlaß werden, unsere tief begründete Auffassung von der Zusammen- geHörigkeit der Völker, unsere bessere Erkenntnis dessen, was Völker groß macht, unsere Unterscheidung zwischen Vertrag und Macht als Grundlage der Völkerbezichungen auch nur zeitweise in den Hintergrund zu stellen... Der enge Zusammenhang zwischen Politik und militärischer Kriegführung müsse für die Sozialdemokratie, führe ich dann aus, bestimmend sein, grundsätzlich darauf zu bestehen, daß die mili. tärrsche Kriegführung durchaus der Politik untergeordnet und nicht umgekehrt in die Lage versetzt werde, die Politik zu bestimmen. Ich beleuchte das unter anderem an der in verschiedenen Kreisen erörterten Frage, ob der Krieg gegen den Osten oder der Krieg gegen den Westen das maßgebende Leitmotiv der deutschen Kriegführung jm sein habe, knüpfe in dieser Hinsicht an die Erklärungen des Bankdirektors W i t t in g in der New KorkerSun" an, daßder Haß gegen die Russen nachlasse" undKampf auf Leben und Tod gegen England" jetzt die Parole sei, und bemerke dazu: Wenn der PanslawismuS als bestimmender Faktor der Staatenpolitik... eine wirkliche Gefahr für Deutschland bedeutet, so liegt eS auf der Hand, daß die Erhebung der obigen Parole zum Losungswort des jetzigen Krieges diese Gefahr ungemein Itärken müßte. Ohnehin liegt die Frage nahe, ob er nicht auch jetzt schon durch den Krieg mehr gewonnen als verloren hat. Denn unzweifelhaft ist er einstweilen erheblich weniger ge- schadigt als die beiden Weststaaten Europas ."

Dörfchen in Belgien mitgemocht und einen Angriff auf einen feindliche» Laufgraben: mein Regiment erlitt schwere Verluste. Bei alledem bekam ich jedoch nur ein einziges Mal Deutsche vor Augen, »ämlich bei einer Aufklärung, die ich ausführte. Grau schimmerten sie hinter einer Hecke, auf euva 100 Meter Abstand. ES ist der un- sichtbare Tod: die Kugeln pfeifen einem ihr TodeSlied um die Ohren, Granaten fliegen geräuschvoll durch die Luft und richten fürchterliche Verwüstungen an. Wer seine Nerven in der Gewalt hat. mag seine Angst verbergen, aber eS handelt sich um passiven illtut. und der ist schwer aufzubringen." In einem weiteren Briefe, der daS Motto:»Wir führen den Krieg wie Ameisen" trägt, lesen wir:»Wir stecken wie Mönche in klösterlicher Einsamkeit, deren Grenzen durch die Feuerlinie be» zeichne! werden. Niemand geht auS dieser Einsamkeit heraus, ohne alle Hoffni...« fahren zu lassen: nach vorne hin auf daS Leben, nach rückwärts auf die Ehre. Der Offizier, der lustige Einfälle auSheckt, um die dem Tode geweihten Soldaten aufzuheitern, ist wahrlich ein wutiger Mann, energisch, tüchtig und frisch in seinen kindlichen Scherzen. Ich sah ihn mitten im Feuer keck mit einem General, dem er Austräge zu überbringen hatte, plaudern, öO Meter von uns ent«. ferilt fielen die Granaten, und ich wäre zweifellos lieber irgendwo anders gewesen. Wir waren jedoch in demselben Automobil, und so wußte ich warten. Ihr könnt Euch vorstellen, wie ich mein Unbehagen verbiß, während er in seinem Gespräch mit dem General kein Ende fand. Es überrascht uns, zn hören, mit welch lyrischem Wörtschwall die Zeitungen über die Soldaten schwatzen. Helden! Wir Helden? lächerlich! Die Helden sind ausgestorben, ich sag' eS Euch. Die, die noch leben, find Menschen wie Ihr und ich. Wir haben unS nur an die Gefahr gewöhnt. Ist jener Hauptmann etwa ein Held, der augenblicklich nicht« zu tun hat und auf der Brücke fitzt vm zu angeln? Plötzlich gerät er in Artilleriefeuer und ruft denen, die ihm nach der ersten Granate lvinken, daß er zurückkehren müsse, zu:DaS ist verflucht! Es biß gerade einer an!" Der Mann ist kein Held, aber dem Tode ins Auge sehen, ist ihm etwas Alltägliches. Niemand kann sagen, ob sein Nebenmann mutig ist oder nicht...."

flltt Kriegsregeln. Im zehnten Buch seines K r i e g S b u ch e S, da» 1678 zu Frankfurt a. M. erschienen ist, gibt Leonhart Fronsperger allerlei Kriegsregeln. die nicht nur für die Kultur der Landsknecht - zeit wichtig find, sondern auch heute noch lebendiges Interesse finden. Da wird z. B. über die.Vertuschung detz erlittnen I ch a d c n S" folgende Anweisung gegeben: Jm mag kein schaden so klein geschen/ darabdie seinen nit er» ichrecken/ und der Feindt mannhafft werd/ darumb soll er den- selben mit allem fleiß/ warten und wercken/ bergen/ die wundten Und gestochnen gleich vom Schlachtplay hin in die Stätt zu guter IsFleg und artzney nacht» schicken/ die Todten heimlich vergraben/ uns lagen/ Er Hab sie in Befelch autzgesendt/ also macht er die ge> heiligten im günstiger/ treuwer und kiiner/ den Feind aber zag- Hafftiger/ so er ficht daß er noch viel Todten auff dem Platz/ und dieser keine hat." Wenn der Feind eines Siege» wegen feiert und ob des ange» lichteten Schadens in.unachtsamer Ordnung" triumphiert, dann ist die Gelegenheft, durch nächtlickien lleberfoll Rache zu nehmen. .Ein jeden frommen KriegSmann sol deß Feinds trotzlicher Uebrmut nft' erzagen/ sondern viel rachgiriger zum Zorn be-

Einflechtend sei hier bemerkt: Daß Hindu» und Neger in» Rheinland kommen, hat seine guten Wege. Inzwischen aber haben sich die Kosaken im größten Teil Galiziens häuslich eingerichtet, stehen vor Krakau , halten einen Teil der Karpathenpässe besetzt und bedrohen von neuem Czernowitz . Eine EntWickelung in dieser Richtung, heißt eS in meinem Ar- tikel weiter, gäbe dem Krieg einen neuen Charakter, und wenn die Sozialdemokratie sich nicht zum Statisten der Geschichte erniedrigen wolle, habe sie sich schlüssig zu werden, wie sie den solchermaßen veränderten Krieg zu beurteilen hätte. Wie groß oder gering die hier angedeutet« Gefahr einzuschätzen ist, ist selbstverständlich Sache der Beurteilung von Symptomen. Wer sie aber zu sehen glaubt und sie für verderblich hält, hat auch die Pflicht und muß für sich das Recht beanspruchen, sie mit aller Schärfe zn kennzeichnen und je nachdem sie sich bestätigen, seine politische Haltung zu bestimmen. Daß diese Auffassung nicht zu- sammenfällt mit irgendwelcher Gleichgültigkeit gegenüber den Jnter. essen Deutschlands , mag folgende in meinem Artikel durch Fett- druck hervorgehobene Stelle zeigen, mit der und ihrem Nachsatz ich diese Einsendung schließen will: Den Kriegslustigen de» Auslandes gegenüber genügi die Betonung der Tatsache, daß unsere Partei darin einig ist: Jeder Versuch, Deutschlands Gebiet durch Waffengewalt zu verkürzen, jeder Versuch, dem deutschen Volke gewalttätig die nationale Ein- heit zu zerstören, jeder Versuch, dem deutschen Volke Testim- mungen über seine Wehrkraft zu Wasser und zu Lande von außen her einseitig und mit Gewalt aufzudiktieren, wird die deutsch « Sozialdemokratie bereit finden, die größten Opfer für die Ver- teidigung der Unversehrtheit, Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands darzubringen. Das sollen die Widersacher Deutsch - lands wissen. Nicht minder aber sollen und müssen die Freunde des deutschen Volkes und des Weltfriedens wissen, daß wir beut- schen Sozialdemokraten jederzeit an der Seite derjenigen zu finden sein werden, die zu einem ehrlichen, kein Volk benach. teiligenden Frieden die Hand bieten, und daß diese Bereitwillig. keit von jeder Rücksicht auf jeweilige WirtschaftSzustände unab- hängig ist. Durch unsere Grundsätze über die Solidarität der Völker bestimmt, ist sie genau dieselbe, wenn Ueberflutz herrscht, wie wenn Mangel sich einstellen sollte."

politische Ueberflcht. Aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Die ReichStagsfraktion trat am Sonntagvormittag zu ihren Beratungen zusammen. Die Mitglieder der Fraktion waren fast vollzählig erschienen. Der Vorsitzende, Genosse H a a s e, widmete den verstorbenen Genossen Dr. Frank und Metzger einen warmen Nachruf. Die Fraktion trat dann zu- nächst in die Beratungen der neuen Kriegskredite ein,

Musterung deS ungedienten Landsturms in Mecklenburg . Wie dieLandeszeitung für beide Mecklenburg" meldet, findet gemäß Anordnung deS Königlich Stellvertretenden General­kommandos des 9. Armeekorps nach einer Bekanntmachung des Großherzoglichen Ministeriums nunmehr die Musterung und Aus- Hebung des ungedienten Landsturms in Mecklenburg statt. Die Musterung und Aushebung bedeutet zunächst nur eine vorberci- tcnde Maßnahme. Die Einberufung wird, wenn notwendig, mit den jüngsten Jahrgängen beginnen und erst zu einem späteren Zeichunkte durch da» Generalkommando angeordnet werden.

Trauerbotschaft am Wahltag. Im Dortmunder Wahlkreis haben in mehreren Orten bei guter Beteiligung die Gemeiridewahlen zu unseren Gunsten geendet. Besonders bemerkenswert ist die Wähl in Berghofen . Hier schied nach sechsjähriger Amtstätigkeit der Genosse Borschütz aus. Er hatte sich in hohem Maße das Vertrauen der Arbeiter- schaft zu erwerben gewußt. Sie hielten ihm deshalb auch die Treue und stellten ihn wieder als Kandidaten auf, obwohl er im Felde stand. Am Freitag wurde gewählt. Am Abend wurde er als wiedergewählt proklamiert. Da traf zur selben Zeit die Trauer-

zwingen/ nicht zu ruwen(ruhen) biß er sich wieder rechet/ und Hab und lob erstreitet mit großer schand seines Feinds." Sehr wichtig gilt schon damals das Schweigen.Von geheimnuß und stilligkeit der Zungen" wird eindringlich gehandelt ,E« ist unter andern lügenden eines theuwren Fürstehers zum Sieg nichts fürderlicher denn ein unuberivindliche Verschwiegenheit der Zungen und Barden(Geberden)/ welche offl Land un Leut be- halten/ ja L fiter durch unbehutsam rede verderbt hat." Bei der Plünderung wird auf ehrliche Teilung gehalten: Wann er nun aller sorg steh ist/ sol er Reisigen mmd Fuß» knechten/ Huren unnd Buben/ ein Zeichen geben/ den Schlacht» platz auffzureumen/ auch sonst kein frembden hinzu lassen/ oder vor der Schlacht verkündt haben/ die Beut wölk er gemeiniglich von jhn allen aufheben/ und außtheilen lassen/ einein wie dem andern/ und welcher eins Hellers werth verzwickt(bei Seite schafft)/ ohn alle gnad an ein Ast hencken/ Also auch dem Hureuweybel etlich zugeben/ di ihm helffen sampt dem Troßz darauf lauwren/ damit die Knecht dest unverhinderter allein acht haben/ wie sie die Feind niederlegen/ so sie jrS theils sicher gewertig seind." Gefangene zu töten gilt als unzweckmäßig: Die Gefangenen unter dem Kriege selten tödten/ sondern ab- wechseln(auswechseln)/ die von hohem stammen seyn mmd reicher Haab/ nach gelegenheit der fachen die Knecht rontzieren(unter- handeln) lassen./ oder selbst von jn lösen/ ehrlich nach jhrer Wirde halten oder ledig lassen/ Die gemeinen und armen etwan zu Stedt (Burger)/ oder Feldbauw gnedig behalten. Solche weltlichen Kriegsregeln werden schicklich durch eine geist» liche Kriegsordnung ergänzt. Vor allem wird, unter Anführung vieler Bidelstellen, vor dem Saufen als der Wurzel alles Hebels gewarnt: .Darzu Trunckenheit alles ein gehülffer und ursacher ist/ ein Laster alles ubels/ darbey auch wenig züchtiger Wort/ sonder GotteSlestern und grobe Sössen(Possen) für ein wolstand beym Wein gehalten. Wein beraubt auch die Vernunft/ reizet letztlich zu Zorn: spielen/ fluchen/ morden/ balgen/ todtichlagen/ Hurerey und alles unglück auß der füllerei(Völlerei) erfolget/ welches alle» die Krieg«- gurgeln/ insonderheit neben anderm/ mit sauffen/ fressen/ spielen und fluchen/ bedencken und darfür hüten sollen." Man sieht, eS ging damals ziemlich menschlich her. Der Dreißigjährige Krieg und andere sollten erst noch kommen.

Retoröe in Eisenbahnbauten. Beim Vordringen auf russischem Gebiet bildet eine der wichtigsten Aufgaben unserer Eisenbahner der Umbau der zumeist mit der Breit- spur von 1624 Millimeter angelegten russischen Linien auf die Normalspur von 1436 Millimeter. Dieselbe Spurweite(6 Fuß eng- lisch) besaßen anfangs auch die Eisenbabnen Kanadas . Jn diesem Fall verbietet nun der gering« Unterschied der beiden Spurmaße, ohne den Betrieb zu unterbrechen, eine dritte Schiene einzuziehen, vielmehr kann der Umbau der Linien nur abschnittweise erfolgen. Um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, faßte man in den 70er Jahren in Kanada den Entschluß, die ganze gegen 900 Kilometer lange Hauptstrecke von Montreal bis an den Eriesee an einem Tage umzubauen. Als der große Tag gekommen war. standen längs der Linie 8000 Mann bereit, um siw nach Vorüberfahrt des letzten durch Flaggenfignale kenntlich gemachten Breitipurzuge» mit Brecheisen, Zangen und Hämmern sofort auf das Gleis zu stürzen. Jn echt

botschast ein, daß er auf dem Schlachtfeld« im Westen gefallen scfi Genosse Vorschütz war mehrere Jähre Filialleiter der Parteiorgani- sation und Vorsitzender der Zahlstelle des Bergarbciterverbandcs. Abermaliges Verbot des Bayreuther Parteiblattcs. Das stellvertretende Generalkommando des III. bayerischen Armeekorps hat durch eine Verfügung vom 27. November das Er­scheinen des Bayreuther ParteiblattesFränkische Volks- t r i b ü n e", abermals bis aus weiteres verboten. Für das Partei- organ in Bayreuth besteht die Präventivzensur. Das Verbot er- folgte wegen eines Artikel», der der Zcnsurbehördc vorgelegen hatte und zur Veröffentlichung auch zugelassen wurde.

Bestrafung eines Heereslieferanteu. Vom Landgericht Karlsruhe wurde der Wemhändlcr S. wegen Verletzung des Z 329 R.-Str.-G.-B. zu zehn Wochen Gc« fängnis verurteilt. Er hatte für den Fall eines Krieges durch Vertrag mit der Militärbehörde die Verpflegung der durchziehenden Truppen auf der badifchen Bahnstation Oc. übernommen. Er ließ verdorbenes Fleisch und schlechte Suppe austeilen. Die Truppen wiesen diese Kost größtenteils mit Entrüstung zurück und zeigten starke Neigung, S. heranzuholen und dem ordentlichen Strafverfahren vorzugreifen. 3000 Leute blieben infolge des Vorfalle» auf der Station unverpflegt. Die Urteilsgründe stellen fest,daß der Angeklagte spätestens in dem Zeitpunlte. als er mehrfach auf die schleckte Beschaffenheit und Un- genießbarkeit des Fleisches und der Fleischbrühe hingewiesen war, diese im Bewußtsein dieser Beschaffenheit somit vorsätzlich an die zu verpflegenden Truppen vertragswidrig ausgegeben bat". Dem Urteil kann man nur zustimmen. Die Handlung de» Wein- Händlers ist um so verwerflicher, als bekanntlich die Militärverwal- tung Preise zahlt, die die Verwendung der besten Qualitäten voraus» setzen sollte.

WctteraaSsichtcn für das mittlere Norddeutschland bis Dien »- tag mittag: Zeitweise aufklarend, aber überwiegend bewölkt, im Binnenlande vereinzelte, meist geringe, im Küstengebiete etwas stärkere Niederschläge; anfangs, besonders im Südwesten, ziemlich mild, später wieder ein wenig kühler.

Letzte Nachrichten. Kämpfe in der Luft. Paris , 29. November. (W. T. B.) Eine amtlicheNotebc- spricht die F l i eg e r k ä m p fe vom 18. November. Ein Militär- flicger bemerkte am Morgen ein in der Richtung auf A m i e n S fliegendes Aviatik-Flugzeug. Er verfolgte und erreichte dieses Flugzeug bei Amiens , gab ungefähr 100 Maschinengcwehrschüsse ab und beschädigte das Flugzeug leicht, das aber entkam. Der Militär- flieger griff darauf ein Albatros-Flugzeug an. das umwendete, sich auf den franzöfffchen Flieger stürzte und seinen Apparat zum Schwanken brachte, so daß daS Maschinengewehr in das Innere des Flugzeuges fiel. Der französische Flieger stellte das Gleich- gewicht wieder her, aber daS Albatros-Flugzeug war inzwischen verschwunden. Ein anderes Flugzeug bemerkte deutsche Flugzeuge über Amiens. verfolgte und halte ein Flugzeug ein und hinderte eS, zu den deutschen Linien zurückzukehren. Bei der Verfolgung bis Mondidier wurde das französische Flugzeug von drei Geschossen getroffen, von denen eins einen Benzinbehältcr durchschlug. ES mußte dann die Verfolgung wegen MunitionSmangel aufgeben. Ein weiteres franzosisches Flugzeug griff eine Taube an, ein deutsches Geschoß durchschlug jedoch die Flügclvcrstrebung, so daß der französische Flieger eiligst landen mutzte.

Schwerer Eiscnbahnuufall in Schlesien . TaSNeue Waldenburger Tageblatt" meldet: Auf der schle- fischen Gebirgsbahn Glatz Dittersbach sind Sonnabend- nachmittag von einer Anzahl Frauen, die auf offener Bahnstrecke nahe Wüstegiersdorf Soldaten eines Militärzuges Liebesgaben in die Abteile reichten, drei durch einen den Militärzug überholenden Personenzug überfahren und ge- tütet worden.

amerikanischer Weise gestaltete sich der Tag zu einem richtigen Volksfeste. Der kühne Versuch gelang. Nachdem am Abend des ersten Tage» um 9 Uhr 80 Minuten der letzte Breilspurzug in Montreal angekommen war, lief dort zu Mittag de« folgenden Tage» die Meldung ein, daß die ganze Strecke auf Normalspur umgebaut sei, worauf um 2 Uhr der erste Schmalspurzug in Montreal ob- gelassen werden konnte. Der Umbau der Strecke, die an Ausdehnung der Entfernung Berlin Wien entspricht, war in nicht ganz 27 Stunden bewältigt worden! Auch beim Bau der neuesten, die Bereinigten Staaten durch- querenden Ueberlandbahnen hat man teilweise verblüffend kurze Bauzeiten erreicht. Wohl unübertroffen steht heute die Leistung der Chicago -Milwaukce- und St. Paul-Eisenbahn da, die den Bau ihrer im Jahre 1909 vollendeten 2260 Kilometer langen Ueberland- Verbindung, die vom Missouri zu den Gestaden des Puzetiunde» führt, in der Zeit von 36 Monaten bewerkstelligt hat. Jm Tages- durchschnitt sind hier 2 Kilometer vollendet worden, obwohl es sich um eine Linie handelt, die die Felsengebirge und da» Kaskaden- gebirge durchbrechen und eine Reihe großer Ströme überbrücke» muß. Während des Sommers sind auf der Pugetsundlinie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht selten mehr als 6 Kilo- meter Gleis, allerdings unter Zuhilfenahme besonderer Gleis- Maschinen, verlegt worden.

Im Schützengraben. Ein Kriegsteilnehmer in Frankreich , der württembergische Grena­dier Egle. von Beruf Kannenlöter, hat im Schützengraben folgende Verse verfaßt: Und werde ich siebzig und werde ich mehr, DaS eine vergesse ich nimmermehr: Im Schützengraben hinter Menil Da lagen wir hundert Stunden still Und durften nicht vorwärts Nicht'ran an den Feind, Wir haben'S nicht zu ertragen gemeint; Und wenn die Granaten uns pfeifend umbrüllt Und mit Erdreich halb unfern Graben gefüllt, Dann mußten wir liegen still und gebückt; Wir haben die Gewehre fest an unS gedrückt. Die Finger in ohnmächt'ger Wut geballt Und dachten:Kommt der Befehl jetzt nicht bald» So brechen wir vor, komm« wa« mag; Und warteten dock bis zun, vierten Tag. Ost wenn die Geduld schon zu brechen schien, Hielt uns nur die eiserne Disziplin. Wir haben gewartet hundert Stunden Und haben geblutet aus gleich vielen Wunden; Daß der Hunger an unseren Kräften genagt, Danach hat keiner weiter gefragt. Nur eins das Herz schier zerrissen hat, Wenn ein Sterbender stammelnd um Wasser bat Und wir konnten den brennenden Durst nickt stillen, Den letzten flehenden Wunsch nicht erfüllen; Alle Feldflaschen leer Keinen Tropfen mehr. Und werde ich siebzig, und lverde ich mehr, DaS eine vergesse ich nimmermehr.