Nr. 335.- 31. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 8. Dezember 1914.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Ein durchgreifender Erfolg in der östlichen Riesenschlacht
Die Kriegslage.
Während auf dem westlichen Kriegsschauplah seit einigen Bochen verhältnismäßige Ruhe herrschte, dauerte im Osten, namentlich in Polen , das Ringen im gewaltigsten Maßstabe ununterbrochen fort.
Geil annähernd vier Bochen kämpfen dort die Truppen Seit der Verbündeten gegen die enormen Heeresmassen, die Ruß land von der Weichsel aus nach Westen vorgeschoben hat.
Nach anfänglichem raschem Erfolg gelangte die gleichfalls mit starken Sträften in der Richtung gegen Barschau unter nommene deutsche Dffensive zwischen Lodz und Lowitsch zum
Stehen, da die Russen rechtzeitig Verstärkungen an die Front
bringen konnten.
In noch größerem Maßstabe entbrannte nun auf diesem Stampfabschnitt durch Wochen hindurch die Riesenschlacht. Immer neue Verstärkungen wurden von beiden Seiten herangezogen, um die Entscheidung herbeizuführen.
Am 26. November gelang General Mackensen bei
Lodz ein bedeutender Erfolg. 40 000 Russen, zahlreiches Artilleriematerial und viele Maschinengewehre fonnten er
beutet werden.
verstärkt worden, so daß die deutsche Offensive sich auch bei
Die Meldung des Großen Hauptquartiers polen und Beſtgalizien durch deutsche Nachschübe erheblich Amtlich. Großes Hauptquartier, den 7. De- Betritau und Strafau entsprechend bemerkbar machen dürfte. 3ember 1914.( W. Z. B.)
Vom westlichen Kriegsschauplatz und dem östlich der Maſurischen Seenplatte liegen keine besonderen Nachrichten vor.
Alles in allem: der deutsche Sieg bei Lodz ist auf jeden Fall ein bedeutsamer taktischer Erfolg. Ob er sich zum vollen strategischen Erfolg, zum zurückwerfen der gesamten russischen Streitkräfte gegen die Weichsellinie, auswachsen wird, hängt von der Stärke und Widerstandskraft der russischen Heere ab.
Die nächsten Tage werden darüber Klarheit schaffen.
I.
General v. Blume schreibt vom 6. Dezember 1914: Ueber die Operationen, die der großen Schlacht in Polen his 15. November vorhergegangen sind, habe ich in einem Artikel
In Nord- Polen haben wir in langem Ringen um Lodz durch das Zurückwerfen der nördlich, westlich und südwestlich dieser Stadt stehenden starken russischen Kräfte einen durchgreifenden Erfolg errungen. Lodz ist in unserem Besitz- bom 19. desselben Monats berichtet. Ich werde nunmehr versuchen, Die Ergebnisse der Schlacht lassen sich bei der einen leberblick über den Verlauf der Schlacht selbst zu geben, inAusdehnung des Kampffeldes noch nicht über- möglich ist. sehen. Die russischen Verluste sind zweifellos macht, die Weichsel zwischen Nowo- Georgieist und der galizischen sehr groß.
Aber noch hielten die Russen Stand. Ja, es gelang ihnen sogar, mehrere deutsche Armeekorps, die bis in den Suden von Lodz vorgedrungen waren, durch Umschließung in eine gefährliche Lage zu bringen. Aber den heroischen An ſtrengungen der umflammerten deutschen Storps und dem Einsezen weiterer deutschen Truppen gelang es, den russischen Gürtel zu sprengen und die bedrohten Heeresteile zu befreien. Wiederum wurden dabei 12000 Russen zu Ge fangenen gemacht.
"
soweit dies auf Grund der zur Zeit vorliegenden Nachrichten Wir erinnern uns, daß eine sehr zahlreiche russische StreitGrenze westwärts überschreitend, gegen den 10. November an der Warthe angelangt war und von dort nach kurzer Rast weiter vorzurüden begann. Ueber die Gliederung und Stärke dieser StreitVersuche der Russen, aus Süd- Polen ihren macht jowie über ihre räumliche Verteilung zurzeit ihrer Ankunjt bedrängten Armeen im Norden zu Hilfe zucheinend bildete die II., armee ben temien Flügel, chida in der an Warthe ist bisher nur wenig befannt geworden. rechten kommen, wurden durch das Eingreifen öfter- mie Solo- Sierads- Szczerzowo, und schloß sich an ſie lints, bis reichisch- ungarischer und deutscher Kräfte in die V. an. Diesen beiden Armeon wohl annähernd gleich ſtarfé Gegend südwestlich Piotrkow vereitelt.
Oberste Heeresleitung.
in die Gegend von Nowo- Radomat, eine etwas schwächere Armee, starte und vermutlich auch aus zwei Armeen bestehende Streitkräfte befanden sich links von der V. Armee, die Stirn teils gegen Ober schlesien , teils gegen Westgalizien gewandt. Die Stärke der einzelnen Armeen scheint verschieden gewesen zu sein, sie wird bei feiner von ihnen weniger als 150 000, bei einzelnen, z. B. der II., an 250 000, im ganzen also etiva 800 000 Streitbare betragen haben. Auf dem äußersten rechten Flügel der russischen Hauptmacht, von ihr durch die Weichsel getrennt, rückte eine starke, die Nummer I führende Armee unter General Rennenkampf in dem Raum zwischen der Südgrenze der Provinz Ostpreußen und der Weichsel vor. Am 12. November und in den nachfolgenden Tagen suchten dieje Truppen an verschiedenen Stellen, so bei Etallupönen, Eydttuhnen und Soldau , in Ostpreußen vorzubringen, wurden aber unter zum Teil heftigen Kämpfen überall unweit der Grenze abDie Gesamtheit der an der russischen Offensive hiernach bes teiligten Streitkräfte wird mit 1% Millionen Menschen nicht zu hoch bemessen sein. Man kann annehmen, daß bis auf einen geringen Teil alle für den Feldkrieg brauchbaren Truppen Rußlands , einschließlich der sibirischen, taukasischen und turkmenischen, heran
Die Schlacht bei Lodz ging weiter. Aber auch die russischen Generalstabsmeldungen, die über angebliche große Der österreichische Generalstabsbericht. Erfolge auf dem westgalizischen Kriegsschauplatz zu berichten Wien , 7. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich wird verlauts wußten, konnten nicht umhin, den Ernst der Lage bei Warschau bart: 7. Dezember mittags. Das Ringen um die Entanzuerkennen, wo außerordentlich bedeutende scheidung auf dem russischen Kriegsschauplate danezt an feindliche Kräfte" die„ Offensive" aufgenommen hätten. Desterreichisch ungarische und deutsche Truppen wiesen im Angriff Nunmehr ist auf diesem, wohl dem wichtigsten Zeile des im Raume südwestlich Piotrkow die über Noworadomst nord polnischen Kriegsschauplages die Entscheidung gefallen. Lodz wärts vorstrebenden russischen Kräfte zurück, indes deutige gewiesen. ist von den Deutschen genommen worden, während die Russen Truppen den Feind zum Weichen zwangen. In Westgalizien sind gleichfalls größere Kämpfe im nach schweren Verlusten den Rüdzug antreten mußten. Die heutige Meldung des deutschen Hauptquartiers spricht von Gange; ihr Ergebnis steht noch aus. In diesem Raume dem, durchgreifenden Erfolg", der durch das Zurücknahmen unsere und deutsche Truppen gestern weitere 1500 Ruffen gefangen. werfen der nördlich, westlich und südwestlich von In den Karpathen wird weiter gekämpft. An manchen Lodz stehenden starken russischen Streitkräfte errungen Stellen hat der Feind starke Kräfte wieder hinter den Gebirgskamm worden sei, Sie erklärt die russischen Verluste für sveifel zurückgezogen. Tos sehr groß". Doch ließen sich die Ergebnisse der Schlacht bei der großen Ausdehnung des Kampffeldes noch nicht übersehen.
Von diesen Ergebnissen wird die Tragweite des deutschen F Erfolges abhängen. Es bleibt abzuwarten, ob die Russen einen einigermaßen geordneten Rückzug bewerkstelligen konnten oder ob der Rückzug in Flucht ausartete.
Von dem Ergebnis der Kämpfe bei Lodz wird dann auch die Gestaltung der ganzen Kriegslage in Polen abhängen.
Brura
ZGIERZ
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes v. Hoefer, Generalmajor.
Moszenico
Kozle
Glawna
5 10
25
Mrogao
Km 10260 Chlebow
Dmasin
Halarinek
Olugic
Swinice
Lesnica
Modina
OZORKOW
Parzeczewo
Szczawin o
Strykow
Budzinek
Wilkowiec
Skoszewy
Podebice
Kalow
Ο Κμετνπ Beldow
ALEXANDROW
Lagiewniki Baluty
Brzeziny
LODZ
Stoki
Srebrna
Malyn
Niskitna
Ruda
Gorka°
Rzepiszow
Rzgow
Chorzeszow
Szadek
Pabianice 6137
Borszewice
Roza
Tuszyn Czarnocin Bedkow
Lask
Grabia
Dlutow
Baguslawice
Gelingt es, die Ruffen von Baldrzychow Norden her zu umflammern, so könnte die Situation für die russische Armee sehr bedenklich werden. Es fragt sich eben, ob die nordöstlich von der Bjura Zygry stehenden russischen Streitkräfte stark genug sein werden, gemeinsam mit den zurückgeworfenen Heeresteilen den Ansturm der vordringenden
Bred
nia
Lutomiersk Konstantynow
Dobrzynka
Galkow
Kuromka
Kurowice plazhow
Wolborka
gezogen worden sind.
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Vor dieser überlegenen Macht hatten sich die deutschen und österreichisch- ungarischen Streitkräfte erstere unter dem Generaloberst, nunmehrigen Generalfeldmarschall v. Hindenburg , die in der ersten Hälfte des Oktober bis nahe an die Weichsel vorgedrungen waren, anfangs unter mehrfachen Kämpfen, dann aber, die Straßen hinter sich gründlich unterbrechend, unbehindert in südwestlicher Richtung zurüdgezogen, und zwar die deutschen nach Oberschlesien , die österreichisch- ungarischen rechts von ihnen gegen die Grenze von Weitgalizien.
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Der rückgängigen Bewegung hatten sich auch die in Mittelgalizien befindlichen österreichisch- ungarischen Streitkräfte schließen müssen. Sie waren, die Karpathenpässe zum Schutz von Ungarn bescht haltend, vor starter russischer Trupenmacht, die ihnen folgte, bis hinter die Wislota zurückgegangen und bildeten hier die rechte Flankendedung des österreichisch- ungarischen Heeres.
Der Generaloberst v. Hindenburg , der den Oberbefehl über sämtliche deutschen Truppen des östlichen Kriegsschauplazes führte, während ihm gleichzeitig die Verständigung mit den Führern der dortigen österreichisch- ungarischen Streitkräfte oblag, beschloß nun, den Angriff des Feindes nicht stehenden Fußes an der Grenze zu erwarten, sondern ihn durch Einbruch in den Raum zwischen der feindlichen II. und I. Armec unter gleichzeitigem Angriff gegen die linken Flügelarmeen des Feindes zu vereiteln. Zur Vorbereitung dieses Unternehmens versezte er seine nach Oberschlesien zurüdgefehrten Truppen mit Hilfe der Eisenbahnen in die Gegend von Thorn, zog dahin noch einige andere Streitkräfte heran und stellte diese für den Einbruch bestimmte Armee zum größten Teile auf dem linken, zum kleineren auf dem rechten Weichselufer an der Grenze bereit. Der besondere Befehl über die Einbruchsarmee ging nunmehr auf den General v. Wadensen über, während der Generaloberst v. Hindenburg die Oberleitung der Gesamtoperationen im Often in der Hand behielt. Der von den Hindenburgschen Truppen in Oberschlesien freigemachte Raum wurde durch die Berlängerung des linken Flügels der österreichisch ungarischen Armee bei der sich auch ein preußisches Landwehrkorps unter Befehl des Generals der Infanterie v. Wohrich befand ausgefüllt, die Verbindung zwischen dieser und der Armee des Generals v. Madensen durch Kavallerie und Grenzschutztruppen gesichert. Wie die deutschen Eisenbahnen allen in dem gegenwärtigen Ariege an jie gestellten, jehr hohen Anforderungen in ausgezeich neter Weise entsprochen haben, so ist auch die Schnelligkeit, mit der die neue Offensive aus der veränderten Grundstellung eröffnet merden konnte, zu nicht geringem Teile ihr Verdienst. Schon ant 13. November wurde von Truppen der Einbruchsarmec auf dem
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