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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 19. Dezember 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Mr. 151 90-151 97.

Berfolgung der Ruffen auf der ganzen polnischen Front.

Gestlicher Kriegsschauplatz. Die Meldung des Großen Hauptquartiers England und der Suezkanal.

Die Trostgründe des Temps".

der russischen Front in Polen   bekannt war, schrieb der Temps" in

Amtlich. Großes Hauptquartier, den

I.

Schon vor drei Wochen wurde aus Konstantinopel   ge­Paris, 18. Dezember.  ( T. 11.) Noch bevor der Zusammenbruch| 18. Dezember 1914, vormittags.( W. T. B.) Der Kampf bei Nieuport steht günstig, ist meldet, daß eine von Gaza   über El Arisch   vorgedrungene türkische   Truppenmacht El Santara am Suezkanal erreicht einer Kritik der Kampflage des Ostens: Man kann die Situation, aber noch nicht beendet. habe und nun ein Angriff auf die am westlichen Sanalufer in der die Deutschen   fämpfen, nicht mit derjenigen der Russen ver Angriffe der Franzosen zwischen La Baffee verschanzten englischen und indischen Truppen zu erwarten gleichen. Ein Burüdgeben felbst um mehrere hundert Kilometer bedeutet für den russischen Oberbefehlshaber einen geringen Ent- und Arras   sowie beiderseits der Somme scheiter- sei. Bisher fehlen jedoch alle Nachrichten über die ange­schluß, da ihm ein unbegrenztes Stampffeld zur Verfügung steht. ten unter schweren Verlusten für den Gegner. fündigten Kämpfe, und aus einer jüngst von einem Pester Nie aber kann Herr v. Hindenburg   verantworten, seine Armee auch Allein an der Somme verloren die Franzosen mit dem Oberbefehlshaber der türkischen   Armice, dem General  Blatt veröffentlichten Unterredung seines Sorrespondenten nur 150 Kilometer zurüdgehen zu lassen. Der Krieg würde dann auf deutsches Gebiet hinübergetragen werden, und man weiß, welche 1200 Gefangene und mindestens 1800 Tote. Liman von Sanders  , geht denn auch hervor, daß bisher nur moralische Wirkung dies auf die deutsche   Bevölkerung haben würde. Unsere eigenen Verluste beziffern sich dort auf fleine türkische   Streifforps den Suezkanal erreicht haben. Dennoch ist mit Sicherheit auf hartnäckige Rämpfe am Suez­Die deutschen   Truppen ringen daher notgedrungen mit ganz anderer noch nicht 200 Mann. fanal zu rechnen; denn da die Türkei   sich zunächst dieses die Hartnäckigkeit um jeden Meter Bodens als die Russen. Selbst wenn In den Argonnen trugen uns eigene gut ge- Sinaihalbinsel von Unterägypten   trennenden Wasserweges also die Offensive Hindenburgs die russische Armee zu momentanem lungene Angriffe etwa 750 Gefangene und einiges Kriegsgerät ein.

Zurüdgehen zwingt, so ist dies absolut kein Grund zur Beunruhigung. wie etwa wenn wir gezwungen wären, unsere Positionen in Flandern  

au räumen.

Der Seekrieg.

Von dem übrigen Teil der Westfront find keine besonderen Ereignisse zu melden. An der oft- und westpreußischen Grenze ist die Lage unverändert.

In Polen   folgen wir weiter dem weichenden Oberste Heeresleitung. Feinde.

Ein Scarborougher Augenzeuge bezeugt die ungewöhnliche In Südpolen vollzog sich die Vorrückung bisher ohne Staltblütigkeit der deutschen   Kriegsschiffe, die hier näher heran­tamen, als jemals ein Kriegsschiff. Einer der ältesten Fischer größere Kämpfe. Piotrkow wurde vorgestern vom sagte, daß kein Lotse derartiges wagen dürfte. Die Berichte über und k. Infanterieregiment Wilhelm 1.  , Deutscher Kaiser und die militärische Gegenaktion sind von auffallender Unklarheit. Der König von Preußen, Nr. 34, Przedborz gestern von Striegsminister berichtet, daß eine Granate in die Genie Abteilungen des Nagyszebener Infanterieregiments Nr. 31 abteilung und mehrere ins 18. Bataillon der Durham  - Infanterie erstürmt. eingeschlagen wären. Die Garnisonkanonen und Territorials hätten das Schiffsfeuer beantwortet. Die feindliche Flotte bestand aus zwei Schlachtschiffen und einem Panzerkreuzer. Das Bom­bardement begann um 8 Uhr. Die Süftenbatterien meldeten um 8 Uhr, daß sie die feindlichen Schiffe beschädigt hätten. Diese 3ogen um 8 Uhr 50 Minuten ab. Es soll feine englische

bemächtigen muß, um die englische Herrschaft in Aegypten  bekämpfen zu können, andererseits aber für England der Ve sitz des Kanals als der Zugangsstraße vom Mittelländischeit weer nach Britisch- Indien und der ozeanischen Inselwelt von höchstem Werte ist, so ist ganz unzweifelhaft, daß sich um den

stanal ein heißes Ringen der beiden Mächte entspinnen wird. Die Zeiten haben sich eben auch in dieser Hinsicht ge­ändert. Während England einst dem Kanal nur geringe, maritime Bedeutung beimaß und gegen seinen Bau in jeder Weise intrigierte, hat es längst eingesehen, welche Bedeutung der Suezkanal nicht nur für seine Machtstellung in dem von ihm bejetten Aegypten und im ganzen Orient hat, sondern auch für seine Herrschaft über Indien   und den Indischen Ozean. Tatsächlich wäre es einer der schwersten Schläge, die den englischen Imperialismus treffen fönnten, wenn es dem Osmanischen Reich gelänge, die Engländer aus Aegypten   und damit von den Ufern des Suezkanals zu vertreiben.

Als der französische   Generalkonsul Ferdinand von

Der Eindruck des Bombardements. Amsterdam  , 17. Dezember.  ( Pribattelegramm des Vorwärts".) Londoner   Berichte schildern den Ein­druck des gestrigén Angriffs, obgleich sie sich in einigen Einzel­heiten widersprechen. Nach einer Darstellung verbrannte die ganze Hartlepooler Gasfabrit, jedoch wurde kein Arbeiter Der österreichische Generalstabsbericht. berlegt. Nach einer Meldung der Times" dagegen sollen Wien  , 18. Dezember.  ( W. T. B.) Amtlich wird zwei Gasbehälter durch Granaten getroffen und entzündet 18. Dezember, mittags: Die geschlagenen worden sein. Der Brand wurde gelöscht. Der materielle verlautbart: Schaden soll groß sein, besonders in Hartlepool  , wo in russischen Hauptkräfte werden aus der ganzen über dem vornehmen Viertel und in dem von Arbeitern bewohnten vierhundert Kilometer breiten Schlachtfront Westen der Stadt viele Häuser abbrannten. In Scarborough   von Krosno   bis zur Bzuramündung verfolgt. Gestern Lesseps   den Plan der Erbauung des Suezkanals faßte und wurde der Leuchtturm getroffen und die meisten Strandhäuser wurde der Feind auch aus seinen Stellungen im nördlichen im November 1854 die Zustimmung des damaligen Vize­beschädigt. Die Fischerboote auf der See sahen sich von Karpathen  - Vorlande zwischen Krosno   und Zakliczyn fönigs von Aegypten Mohammed Said Pascha fand, stick geworfen. Am unteren Dunajec stehen die verbündeten der Plan einer Verbindung des Mittelländischen Meeres mit dem Roten Meer   nirgends auf so energischen Widerstand als einem Minenfeld umringt und flüchteten. in England, das auch die Türkei   zur Erhebung eines Ein­Truppen im Kampfe mit gegnerischen Nachhuten. spruchs zu bewegen wußte. Staum hatte der Vizekönig, der, da Aegypten   nur ein Vasallenstaat der Türkei   ist, nicht eigen­mächtig vorgehen konnte und wollte, das Projeft der Pforte zur Genehmigung eingereicht, als auch schon die englische Diplomatie, im besonderen der englische   Gesandte in Kon­ stantinopel  , die Ausführung des Planes zu hintertreiben be­gann. Einer der Gründe, die England zum Widerspruch be­timmiten, lag darin, daß eine britische   Gesellschaft von dent früheren Vizekönig Abbas Pascha die Konzession einer Eisen­bahn von Alexandrien   nach Kairo   erhalten hatte, deren Fort­setzung bis Suez an der Nordwestecke des Noten Meeres ge­plant war. Durch den Kanalbau würde, so fürchtete man in englischen Kapitalistenkreisen, diese Bahn in ihrer Ren­tabilität stark beeinträchtigt werden. Das Hauptmotiv aber lag in der Furcht, daß England durch einen von Franzosen erbauten und beaufsichtigten Kanal eine Beeinträchtigung Die Menschenverluste in Hartlepool  . seiner Machtstellung im östlichen Mittelmeer   und in Aegypten  zugunsten Frankreichs   erleiden könnte, wie denn auch Lord  London  , 18. Dezember.  ( W. T. B.) Meldung des Palmerston noch 1858 im englischen   Unterhaus offen erklärte: Sofort nach der Signalisierung des Feindes machten Reuterschen Bureaus. Amtlich wird mitgeteilt, daß bei der Es liegt nicht in unserem Interesse, daß Aber das Feuer der Beschießung von Hartlepool   zweinndachtzig Personen zwischen dem Mittelmeer   und dem Indisch en bevor wir den Hafen, ver getötet und zweihundert und fünfzig verwundet Ozean eine maritime Durchfahrt existiert, das worden sind. Von den auf der Höhe von Hartlepool   befind- die unter der Gewalt anderer Mächte als Unsere Küstenbatterien erwiderten Der erste feindliche Schuß traf uns lichen englischen Schiffen, dem Kleinen Krenzer Patrol" unserer eigenen steht." " Doon", sind fünf gerade, als wir den Hafen verließen, bei der Kommando- und dem Torpedobootszerstörer brücke, richtete aber wenig Schaden an. Ich glaube aber Matrosen getötet und fünfzehn verwundet nicht, daß unsere Kugeln den Feind erreichten. Im ganzen worden. wurde unser Schiff dreimal getroffen. Wir suchten Schutz im Teen, wo wir um 10%, Uhr eintrafen. Ein anderer, aus West- Hartlepool tommender Streuzer blieb unbeschädigt."

Kanone beschädigt sein. Wenn diese Zeitangaben beweisen sollen, daß die Beschädigung der deutschen   Schiffe nicht groß sein kann, so ist das Schweigen über die Gegenaktion der Darüber liegt nur die englischen Marine noch auffälliger. Erzählung eines verwundeten Matrosen vor, welche besagt:

wir

uns zum Gefecht bereit. deutschen   Schiffe begann, Tassen hatten. Feuer kräftig.

Die heldenmütige Besatzung von Przemysl   sette ihre Kämpfe im weiteren Vorfelde der Festung erfolgreich fort. Die Lage in den Karpathen hat sich noch nicht wesentlich geändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Höfer, Generalmajor.

*

In einem Bericht des damaligen englischen Botschafters in Paris  , Lord Cowly, an das Auswärtige Amt   wird denn auch betont, daß der geplante Kanal leicht dazu dienen könnte, um Aegypten   von der Türkei   loszulösen und den bequemsten Verbindungsweg zwischen England und Indien  ( nämlich die London  , 17. Dezember.  ( W. T. B.) Daily Mail" schreibt geplante britische   Eisenbahnverbindung von Alexandrien   über Die englische Presse erklärt bei Besprechung dieser Bezu der Befchießung von Hartlepool  : Der erste Beweg- Kairo nach Suez) zu stören, ferner, daß von französischer grund der Deutschen   war, ihrem Haß gegen England Ausdrud zu Seite beim Ranaleingang an der Mittelmeerküste Fortififa­gebenheit, daß sich die Deutschen   irrten, wenn sie die englische geben, der zweite, Rache für die Vernichtung des Geschwaders tionen beabsichtigt seien, die einem Flottenangriff auf Admiralität dadurch zur Aenderung ihrer Strategie und zur des Admirals Grafen v. Spee zu nehmen, der dritte, es den Aegypten sehr hinderlich werden dürften. Ueberdies aber Entfernung von Kriegsschiffen von ihrer Basis zum Schuße Neutralen deutlich zu machen, daß deutsche   Schiffe in der Nordsee er- würde der Stanalbau wahrscheinlich zur Entstehung von der Ditküste zwingen wollten. Die einzige Wirkung sei die, scheinen können, der vierte, die eitle Hoffnung, eine Banit zu erweden, Fremdenkolonien( gemeint find natürlich französische Nieder­England in seinem Beschluß zu bestärken, jeden Mann, jede damit die Truppen in England blieben, die sonst nach dem Fest- laffungen) am Isthmus führen usw. land gesandt werden würden, der fünfte und nachhaltigste war, England fürchtete also eine Stärkung des französischen  Kanone und jedes Gewehr nach dem Festland zu senden.

Einige Blätter, die offenbar durch eine ausgegebene die Admiralität zu zwingen, eine größere Streitmacht als bisher in Einflusses im Orient, und es hatte deshalb an dem Zustande Pa ote beeinflußt sind, behaupten, daß die Bevölkerung dem bestimmten Teilen der Nordiee zusammenzubalten, wo sie dann kommen des geplanten großen Kulturwerks nicht das geringste Bombardement gleichgültig zugesehen hätte. Dieser Dar- fortwährender Bedrohung durch Minen und Unterseeboote ausgesetzt Interelle

stellung widersprechen aber einzelne Berichte, die von panischer Flucht reben und fritische Aeußerungen enthalten, welche be dauern, daß die Behörden die Küstenbewohner über ihr Ver halten in solchen Fällen nicht instruiert hätten.

wäre. Weder die Admiralität noch das englische Publikum werden

darauf hereinfallen. Es entstand feine Banik und es wird keine entstehen; vielmehr herrscht ein Geiſt der Beruhigung und Genug tuung, daß das Ergebnis schließlich allgemein tlar machte, daß fich

die Nation im Kriege befindet und daß die Nation bereit ist.

Wie immer in solchen Fällen sprach die Diplomatie nur

in ihren vertrauten Berichten offen ihre wirklichen Gründe aus; die von Lord Stratford in Stonstantinopel erhobenen Einwendungen lauteten natürlich wesentlich anders. zeugen zum Teil von einer geradezu rübrenden Besorgnis

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