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Westlicher Kriegsschauplah.

getränkten Studenten, Künstler und Musiker, die unser modernes| in keiner Weise ergriffen, sie sind heute genau so fühl und kritisch| Zeitungen seien für eine gewisse Mitwirkung eingenommen, aber de m Leben befruchteten. Ein starker Prozentsaz der Lehrer und Pro- wie vor sechs Monaten und lassen sich durch die Stimmungsmache die meisten seien einer etwaigen Teilnahme Japans an fessoren auf unseren Universitäten sind Deutsche . Um nur ein der Militärkaste in keiner Weise beeinflussen. Im Gegenteil, man Kriege in Europa abgeneigt. Hanotaur fügt hinzu, Beispiel zu geben: Als der Krieg mit Deutschland begann, mußte fönnte vielmehr die Unpopularität dieses Krieges feststellen als Graf Okuma jei augenblicklich nicht gewillt, eine gemeinsame Aftion die Akademie für Musik in Tokio schließen, weil seine Volkstümlichkeit. Besonders nachdem die Regierung bekannt- an der Seite der Verbündeten zu unterſtüßen. tatsächlich alle Professoren Deutsche waren, die in ihre Heimat gab, daß nur die Reservisten die im Russisch- Japanischen Kriege reisten! Erfahrungen sammelten zur Einnahme von Kiautschou ver­wendet werden sollten. Diese Reservisten sind aber sämtlich ver­heiratet und haben Familie. Dazu kommt, daß man hier sehr genau die verzweifelte Lage der deutschen Besaßung von Riautschou kannte, die an sich nicht sehr stark war und von Haus aus feinerlei Ver­stärkung erwarten konnte. Ein japanisches Sprichwort lautet: Niemals haue auf einen am Boden liegenden Hund!" Das heißt, schlage keinen wehrlosen Gegner, so daß kein Japaner die Belage­rung und Eroberung von Kiautschou als eine ruhmreiche, ehren­volle Kriegstat betrachtet.

nichts anderes!

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Japan rechnete ab" mit Rußland durch den Japanisch- Russi­schen Krieg, das heißt dadurch, daß es sich bis über die Ohren ver­jhuldete und Hunderttausende an Menschenleben verlor. Niemand dachte aber jemals daran, mit Deutschland abzurechnen, da man allgemein wußte, daß es Rußland war, welches Japan um die Siegesfrüchte des Chinesisch Japanischen Krieges betrog. Die Kriegsparole ist fünftlich geschaffen und zuerst in der Denkschrift des Grafen Hayathi aufgetischt worden, der damit nichts anderes wollte, als russischen Interessen zu dienen und zwei Fliegen mit einer Alappe die Interessen der herrschenden kapitalistischen Ein anderes, nicht zu unterschätzendes Element unserer Be­Klasse, in Japan zu fördern. Denn der eigentliche und allein wahre völkerung, das der Gebildeten, ist ebenfalls ausgesprochen Grund ist, eine weitere Heeres- und Flottenverstärkung durchzu- gegen diesen Krieg, weil es die große Dantesschuld anerkennt, die segen, die auf andere Weise nicht so leicht zu bekommen gewesen es gegen Deutschland abzutragen hat. Die Freunde Deutschlands sind in Japan wäre. Nach Art des Kaisers eine gelbe Gefahr zu schaffen und und deutscher Kultur- nicht seines Militarismus sich dieserhalb in einen Krieg zu stürzen, der Japan nur Schaden recht zahlreich und ausgesprochen. Daher kommt es denn auch, bringen muß, ist ein Verbrechen gegen das japanische Volt und daß die Kriegsnachrichten aus Europa hier mit dem größten Inter­effe erwartet und mit um so lebhafterer Befriedigung aufgenommen Aber immer wieder müssen wir uns darüber klar werden, wurden, je mehr sie über deutsche Erfolge zu melden daß das Ziel Japans nicht die Eroberung Kiautschous war wußten. Man kann darüber ganz gewig verschiedener Ansicht wenigstens in erster Linie sondern die starke Vermehrung sein unserer Ansicht nach würde die Erschöpfung beider Seiten der japanischen Flotte und und des japanischen ein weit wünschenswerteres Resultat sein als der Sieg, einer der Heeres, die von den beiden großen Parteien Japans gemeinsam beiden Parteien, aber es ist nun einmal wahr, daß man hier angestrebt werden. Die Erirasession des Reichstages hat die ge- weit mehr für als gegen Deutschland fühlt. Reuter fabelt so etwas forderte Flottenvermehrung bereits einstimmig bewilligt und in freilich nicht, wahr ist es darum doch nicht minder. kommt die der nächsten regulären Seffion Anfang Januar Wie lange die unbedingte Herrschaft der Militärkamarilla an wer fann es wissen? Sicher aber ist, daß die vor Hecresverstärkung an die Reihe, um ebenso einmütig und glatt zu dauern wird passieren. Die frühere Oppositionsstellung der beiden Haupt zwei Jahren so mächtige, populäre Antimilitärströmung bald nach parteien gegen einander und gegen die verschiedenen Regierungen dem Kriege wieder zu neuem Leben erwachen muß, weil das japa­ist verschwunden Freundschaft und Harmonie herrscht jetzt, da nische Volt nicht in der Lage ist, die riesigen Steuern, die der beiden Hunden die großen Knochen gegeben wurden, um die sie sich Krieg und die fortwährenden Rüstungen notwendig machen, zu tragen. Dann wird das Volf, das weit besser politisch gebildet und so lange herumgeschlagen hatten. geistig unabhängig ist, als man in Europa und in den Vereinigten Staaten annimmt, die Banditen des japanischen Junkermilitaris­mus ebenso zum Teufel jagen, wie wir das für Europa erhoffen, und eine wirkliche Demokratie wird für die soziale Erlösung der japanischen Volksmassen die Bahn frei machen!

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Es gab jedoch noch einen Grund für die Freudigkeit, mit der sich Japan in den Kriegswirbel stürzte. Und zivar wollten die Militär- und Marinekasten durch militärische Erfolge den Schmuh abwaschen, der sich infolge, der Bestechungsprozesse auf Flotte und Heer gelagert hatte. Schon nach den ersten Prozessen stellte sich heraus, daß eine Bande gewissenloser Ausbeuter und angeblicher Vaterlandsfreunde" ihren Patriotismus dazu benüßte, Japan in der gemeinsten Weise zu betrügen, daß deutsche Liefe= ranten wie englische Fabrikanten mit denen Japans in der Liefc­rung wertloser und unbrauchbarer Kanonen, Gewehre, Schiffe und Kriegsmunition aller Art wetteiferten; daß hohe und höchste ja panische Armee- und Flottenbeamte sich von allen Seiten bestechen ließen und die ganze Heeresverwaltung( genau so wie die der Marine) ein einziger großer Korruptionsherd war. Nur durch militärische Erfolge konnte der Mißmut des Volkes beseitigt, das Bertrauen in die Landesverteidigung" wiederhergestellt werden.

Dazu kam, daß die leitenden Kreiſe keine Furcht vor dem Ausgang des Krieges zu haben brauchien. Die Erfahrungen der Ichten zivci Kriege hatten gezeigt, daß Japan eine militärische Macht geworden war, die in einem Kampfe mit einem kleinen Teile der deutschen Macht für sich nichts zu fürchten habe. Außerdem wußte man, daß England und Rußland zu Hilfe eilen mußten, wenn die Aarre wider alles Erwarten schief gehen sollte. Daher fommt es auch, daß die Stimmung der öffentlichen Meinung für diesen Krieg ist, daß mit Ausnahme der schwachen sozialistischen Bewegung alle Barteigruppen für die Einmischung in die euro päischen Händel zu haben waren.

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Damit ist aber nicht gesagt, daß das Volf selbst kriegsbegeistert ist. Denn die japanischen Massen sind von der Jingobegeisterung

Das Volksbühnentheater.

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Der französische Tagesbericht.

Paris , 26. Dezember. ( W. T. B.) Amtlicher Be­richt von gestern abend 11 Uhr: Vor Nieuport haben wir einen leichten Fortschritt gemacht. Ein feindlicher Flie ger gegen Notre Dame de Lorette nördlich von Lens ist zurückgewiesen worden. Heute morgen haben wir einen neuen Schüßengraben in der Nähe von Puisaleine erobert und uns dort trok mehrerer Gegenangriffe behauptet. In der vergangenen Nacht hat der Feind Tête de Faux in den Vogesen heftig, aber ohne Erfolg angegriffen.

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Ein deutscher Flieger über Dover .

London , 24. Dezember. ( W. T. B.) Ein deutsches

Iugzeug freuzte heute früh über Dover und warf eine Bombe ab, die in einen Garten fiel und explodierte, aber keinen Schaden anrichtete. Das Wetter war unsichtig Es fehrte und das Flugzeug nur einige Sekunden sichtbar. sofort über das Meer zurück.

Der Seekrieg.

Oesterreichische Unterseeboote gegen französische Panzerschiffe.

Paris , 25. Dezember. ( W. T. B.) Amtlich. Ein österreichisch - ungarisches Unterseeboot schleuderte zwei Torpedos gegen ein französisches Panzerschiff im Kanal von Otranto . Eines traf den Panzer im Vorderteil und er­Es verursachte nur geringen Materialschaden. plodierte. Niemand wurde verlegt.

Paris , 25. Dezember. ( W. T. B.) Marineminister Augagneur erklärte in- einem Interview über die Beschießung eines französischen Panzers u. a.: Dies bedeutet einen einfachen Kriegszwischenfall. Der Panzer fonnte die Fahrt ohne Hilfe fortjeßen und wird sehr bald den Dienst wieder aufnehmen. Ich habe keine Be­Auflösung des japanischen Parlaments. London , 25. Dezember. ( W. T. B.) Die Times" meldet aus stätigung der österreichischen Nachricht über die Versenkung eines Tokio vom 21. Dezember: Der Plan der Regierung, die Armee französischen Unterseebootes vor Pola. Immerhin ist das Ereignis auszubauen, bildet den einzigen Grund für die Meinungsver- nicht unmöglich und beweist namentlich die eifrige Tätigkeit der fran­schiedenheit unter den politischen Parteien. Da zöschen Flotte. Jedenfalls ist es unrichtig, daß diese zwei Unglüds= es der Majorität nicht gelang, das Kabinett durch einen An- fälle, welche weder geographische noch taktische Beziehungen befizen, griff auf seine auswärtige Politik und den Vorwurf, daß Japan fich mit einer großen Seeschlacht in der Adria zusammenhängen. England unterordne, zum Wanken zu bringen, wird sie Sonnabend, wenn die Armeevorlage zur Sprache kommt, gegen die Regie­rung in Opposition treten.

Sollte die Regierung unterliegen, wird und die Neuwahlen würden im März, die Wiedereröffnung des

Hauses im Mai stattfinden:

Tokio , 26. Dezember. ( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Das Parlament hat die Regierungsvorlage, die eine Vermehrung der Armee um zwei Divisionen verlangte, mit 213 gegen 148 Stimmen abgelehnt. Der Kaiser hat darauf die Auflösung des Parlaments angeordnet.

Der türkische Krieg.

Eine Meldung des türkischen Generalstabes.

Konstantinopel , 25. Dezember. ( W. T. B.) Das Haupt­quartier teilt mit: Als Ergänzung zur Verlautbarung von gestern empfingen wir von der Kaufafischen Armee folgende Depesche: Unsere Truppen stießen den in d befindlichen Feind über die Grenze zurüd. Die Russen ließen vor dem Angriff unserer Hauptstreitkräfte ihre Stellungen bei Azab(?), Kalender(?) und Arcoche(?) im Stich und er­griffen in Unordnung die Flucht.

Keine Einmischung Japans in den europäischen Krieg. Paris , 26. Dezember. ( W. T. B.) Im Figaro" erörtert Diese Aktion der osmanischen Armee gibt eine deutliche a nota ug die Frage, welches die Meinung Japans über eine Antwort auf die russischen Berichte vom 17. und 20. Dezem japanische Intervention in Europa sei. Mehrere ber, welche bejagten, die Moral der osmanischen Armee sei stücks) Millionen Mark betragen, hat der Verein bis jest| fannen sich in ihrer jezigen Briefnot des magischen Zaubers unserer 14 Millionen aufgebracht. Sie flofsen teils aus monatlichen Pflicht- Neutralität auch auf dem Korrespondenzgebiete und fandten uns beiträgen von 10 Pf. pro Mitglied, teils aus kleineren und größeren erst ihre Briefe, dann jene ihrer Freunde mit der Bitte, jie weiter Summen, welche die Mitglieder ihrem Verein als Leihgelder gaben. Gs sind also zum guten Teil Spargroschen von Arbeitern, welche dies Wert von hoher kultureller Bedeutung fördern halfen.

Zur Weihnachtszeit öffnen sich den Wolfsbühnenmitgliedern die Pforten ihres eigenen Heims, des Theaters am Bülowplak. Damit wird das erste wirkliche Volfstheater vom Volfe für das Boff ge­schaffen feiner Bestimmung übergeben. Mit dem von ihr er- Als am 15. September 1913 der Grundstein zum Volfsbühnen­bauten Theater macht die Neue Freie Volfsbühne der kunstliebenden theater gelegt wurde, rechnete man damit, daß das Haus zu Beginn Bevölkerung Berlins ein Weihnachtsgeschenk von dauerndem Wert. des gegenwärtigen Spieljahres, also um die Zeit des Herbstanfangs, Hier hat die Kraft der Organisation des Volfes, einer zum größten eröffnet werden könnte. Inzwischen ist nun der Weltkrieg aus Reil aus Arbeitern bestehenden Organisation, ein Wert geschaffen, gebrochen. Wie er in das gesamte Wirtschaftsgetriebe störend ein­das in die Zukunft weist und für alle Zeit Zeugnis dafür ablegt, daß gegriffen hat, so hat er auch die Fertigstellung des Baues verzögert, die vereinte Kraft von Tausenden, die einzeln nichts vermögen, Großes doch nicht verhindert. Festgegründet auf der Kraft der Organisation leisten kann, wenn diese Tausende, von einer gemeinsamen Idee besteht jetzt das Haus vollendet da: ein eindrucksvolles Bauwerk von feelt, den Blick auf ein hohes Ziel gerichtet, beharrlich vorwärts riesiger Ausdehnung, nächst dem Deutschen Opernhause in Char fireben. lottenburg das größte Theater Berlins . Die Bühne ist mit den voll­Von uns allen, die wir ims, dem Rufe Bruno Willes folgend, fomuensten technischen Einrichtungen ausgestattet. Der Zuschauer­dor nahezu 25 Jahren der von ihm begründeten Freien Boltsbühne raum enthält 2000 Plätze, die im Parterre und drei übereinander­anschlossen, hat wohl feiner geglaubt, daß wir, ehe ein Vierteljahr liegenden Ringen angeordnet sind. Rangunterschiede: Samtjefsel für hundert vollendet war, ein eigenes Theater bauen könnten. Wer Leute mit großem Geldbeutel und Holzbänke für die Galeriebesucher damals einen so fühnen Plan gehegt hätte, der wäre wohl als Phantast gibt es im Voltsbühnentheater natürlich nicht. Jedes Mitglied zahlt belächelt worden. Im Verhältnis zur gegenwärtigen Mitgliederzahl für seine Vorstellung den gleichen Preis, also sind auch die Size ſowie der Coltsbühnen war es nur ein fleines Häuflein kunstbegeisterter die Ausstattung der Räume im ganzen Hause durchweg die gleichen: Arbeiter, das sich in den Kinderjahren der Volfsbühnenbeivegung an Eigentümerin des Theaters ist die Neue Freie Volfsbühne, doch den Sonntagnachmittagen in einem armseligen Vorstadttheater ver- teilt sie sich in die Benutzung desselben mit der Freien Volfsbühne. fammelte, wo von einem eigens zusammengestellten Künstlerpersonal Beide Vereine haben sich ja in letzter Zeit als Verband der Freien unter eigener Leitung des Vereins dramatische Werke aufgeführt Boltsbühnen zusammengeschloffen. Die trennenden Schranken, welche wurden, in denen der Geist der neuen Zeit wehte. Doch bald zeigte vor Jahren aufgerichtet, im Laufe der Zeit aber bedeutungslos ge­fich, daß die Tätigkeit der Wolfsbühne ein in weiten Kreisen des worden sind, existieren nicht mehr. Auf gemeinsamem Wege geht es Boltes vorhandenes Bedürfnis befriedigte. Die junge Bewegung wieder zum gemeinsamen Ziel. Das Ziel wird bezeichnet durch den breitete fich von Jahr zu Jahr weiter aus. Sie erstartte trotz der Wahlspruch der Volfsbühnen:" Die Kunst dem Volfe." Fesseln, welche ihr durch die Handhabung des Vereinsgesetzes und Die erfolgreiche Vergangenheit der Volfsbühnen berechtigt zu der der Theaterzensur angelegt wurden. Auch das tat der Volksbühnen- Hoffnung, daß das neueste Theater Berlins eine Pflegestätte der Kunst Bewegung feinen Abbruch, daß nicht lange nach ihrem Entstehen in- im besten Sinne des Wortes werde. Im eigenen Heim werden die folge organisatorischer Meinungsverschiedenheiten eine Spaltung ein- Bolfsbühnen ihre hohe Aufgabe besser erfüllen können als es in ge­trat und die Neue Freie Volfsbühne sich von der Freien Volfsbühne mieteten Theatern möglich war. Sie können ihr Ziel um so eher er­abzweigte. Von da ab verfolgten beide Vereine auf getrennten Wegen reichen, je größer ihre Mitgliederzahl ist. Jedes neugewonnene Mit­das gleiche Ziel: den arbeitenden Volfe für mäßigen Preis gute glied erhöht die Leistungsfähigkeit der Volksbühnen. Möge sich die dramatische Kunst zu bieten, und um die Banner beider Vereine durch den Krieg leider start gelichtete Mitgliederzahl bald wieder fcharten sich Tausende und Tausende. Um dem Bedürfnis der großen mehren, dann ist die Grundlage zu neuen Erfolgen gegeben. Möge die Mitgliederzahl gerecht zu werden, mußte man eine Anzahl von arbeitende Bevölkerung Berlins das ftattliche Haus am Bülowplab Theatern für die Wolfsbühnenvorstellungen mieten. Doch das brachte als ihr Heim betrachten, als die Stätte, zu der sie nach den Mühen mancherlei Unguträglichkeiten mit sich: eine gewisse Abhängigkeit von und Sorgen des Werktages ihre Schritte lenft, um im Kanstgenug Sen Theaterdirektoren hinderte die Boltsbühnen hier und da an der Erholung zu finden, Geist und Gemüt anzuregen und neue Kräfte vollen Verwirklichung ihrer künstlerischen Absichten. Es war deshalb zu sammeln für die Arbeit, welche der Tag erfordert, neue Kräfte naheliegend, daß in beiden Bereinen seit Jahren der Blan, ein eigenes aber auch für den Kampf um die Verwirklichung der höchsten Ideale Theater zu schaffen, erwogen wurde. Die Neue Freie Volfsbühne, des Voltes.

an Mitgliederzahl der stärkste von beiden Vereinen, konnte diesen

zu befördern. Zwischen Deutschland und England, Frankreich und Desterreich, Deutschland und Frankreich , all den Todfeinden, die doch tausend und abertausend Fäden miteinander verknüpfen, lassen wir die uns anvertrauten Briefe dann ihren Schneckengang an= treten, mit einem neuen Umschlagkleidchen, das wir ihnen an­legen, mit unserem ehrlichen Namen auf der Rückseite oder dem Geschäftsstempel an der Front. Und allgemach geschicht es, daß wir uns für die Leute interessieren, die einander da in offenen Briefen ihre intimsten Dinge mitteilen; wir fangen an besorgt au sein, wenn der eine oder der andere zu lange mit der Antwort zögert; wir kontrollieren die Fiebergrade der Verwundeten und zählen angstvollen Herzens die Bulsschläge der Mutter, der Gattin, der Schweiter mit, die im niedrigen Stübchen wie im hochgewölbten Salon ums Liebste bangen. Steine Verlegung des Briefgeheima nisses ist es, wenn wir die Briefe lesen, die wir befördern sollen, nur eine selbstverständliche Vorsichtsmaßregel. Müssen wir ja eventuell Verbotenes ausmerzen, allzu starke Anklagen mildern, meil ja die Briefe unter unserem Namen reijen, wir demgemäß eine gewisse Verantwortung tragen.

Was aber find unsere Leistungen, berglichen mit jenen, welche großen Geschäftshäusern und Banten zufallen, die von allen Ge­schäftsfreunden und solchen, die es zu werden versprechen, mit der Besorgung ihrer Korrespondenz betraut werden. Mehrere haben hierfür schon eigene Angestellte, ja ganze Bureaus, und doch hat mancher Chef, mancher der Höchsten unter den Hohen, seine Korre­spondenzlieblinge, deren Schicksale ihn ganz besonders interessieren, io daß er sich ihrer persönlich annimmt. Der Herr Direttor freut fich zu hören, daß Baby X., dessen Vater im Felde steht, das Zahnen gut überstanden hat, daß Großmutters Rheumatismus beijer ist, daß die zuversichtliche Stimmung anhält. Insbesondere die Frauen sind in diesen Kriegstagen himmelhoch gewachsen, zu schier antifer Größe. In den Briefen an die fernen Gatten hebt sich das hehre Bild edler Weiblichkeit oft in schladenloser Reinheit ab, und manch stolze römische Matrone, deren Namen uns die Geschichte ehrfürchtig überliefert, manch vornehme Frau aus griechischem Heldengeschlecht hätte nicht wunderbarer schreiben fönnen als hier die einfache Kaufmannsfrau, die den Gatten über den Verlust des Sohnes tröstet, die auf den Trümmern ihres Heims die Flagge der Hoff­nung aufpflanzt.... Und trüben Auges lesen wir weiter. Da ist mancher, seit Monaten verschollen, den wir voll teilnehmender Angst mit suchen halfen, bis wir an einem beinahe schon verwehten Oder wir erlaben uns am ungebrochenen Grabhügel stehen. Jugendmute, der hüben wie drüben aus den Schüßengräben auf­steigt, wie ein wunderfames Weihrauchopfer, dem Vaterlande dar­gebracht...

Wie vielsprachige Rufe nach Sieg haben wir in die dumpfen Postsäde sperren helfen, wo sie halb eritidt, enge aneinander­gepreßt, mit den Nachbarn sicher doch noch Händel bekamen. Denn der deutsche Unbekannte, dessen Briefe wir heute besorgen, verlangt so ungeſtünt vom Gotte der Waffen den Sieg, wie die Franzosen auf den zum ehernen Schlagworte geprägten Enderfolg" pochen, der Engländer sein:" Deutschland muß fallen" herbetet und der Belgier seinen Ruf nach Vergeltung stöhnt.

Blan schließlich verwirklichen. Am Bülowplatz , der vor einigen Das Lob der Schweizer Brief beförderer Jahren durch Niederlegung der in engen Straßen aneinander­Ganz bescheidene Handlanger sind wir, die Schweizer Brief­gedrängten unwirtlichen Wohnhäuser des Scheunenviertels entstanden singt ein Züricher Bürger mit gerechtem Stolze: Fast jeder unter iit. ertvarb die Neue Freie Volfsbühne ein geeignetes Baugelände. uns, schreibt er, ist jetzt Poftvermittler zwischen Leuten, die, durch beförderer, so was wie Kulissenschieber auf der großen Lebens­Die Bewilligung einer größeren Sypothet durch den Berliner feindliche Grenzen geschieden, auch nicht schriftlich miteinander ver- bühne, und doch fühlt jeder, daß er was Rechtes tut, wenn er einen tehren können. Meist kennen wir die, deren Briefe wir besorgen, Brief in den Postkasten wirft, von einem fremden schemenhaften Magistrat gab dem Unternehmen eine sichere finanzielle Grundlage, gar nicht; irgendein Freund, ein kaum Bekannter hat uns um Schatten dem andern bestimmt, Schatten, die doch leiden, lieben, die durch die eigenen Leistungen des Vereins noch weiter befestigt unsere Vermittelung ersucht, oder Leute, die uns zufällig vor langer denen unsere Briefe" etwas hoffendes Lebensrot in die Wangen wurde. Von den Baukosten, die( ausschließlich der Kosten des Grund- Zeit einmal in einem Kurort, einer Gesellschaft begegnet, ent- treiben."