Nr. 356.- 31. Jahrg.
Abonnements- Bedingungen:
bonnements Breis pranumerands: Bierteljahr 3,30 RL, monatl 1,10 R wöchentlich 25 Pig, frei ins Haus, Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntagse nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Neue Belt 10 Ba. Bost
bonnement: 1,10 Mart pro Ronat. Eingetragen in die Bost Zeitungs Breisliste. Unter Kreuzband fire Deutschland und Desterreich- Ungarn 230 Mart, für das übrige Ausland
Rart pro Monat. Bostabonnements sehmen an: Belgien , Dänemark , Solland, Italien , Luxemburg , Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz
Criscint täglich.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
5 Pfennig
t.
Die Infertions- Gebühr ced Beträgt für bie sechsgespaltene Rolonel selle ober deren Naum 60 Big., für boktische und getverfchaftliche Bereins. abr und Berfammlungs- Anzeigen 30 Big. Ite Kleine Anzeigen", das fettgebruche ort 20 Bfg.( zulässig 2 fetfgedrucie Worte), jebes weitere Wort 10 g. idi Stellengesuche und Schlafielentan geigen bas erste Wort 10 Big, jobes be meitere Bort 5 Bfg. Worte über 15 Buch staben zählen für zwei Borle. feraie für die nächte Numuner mififien bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 thr abends geöffnet. Dit
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplay, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 31. Dezember 1914.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Deutsch - österreichische Fortschritte in Polen .
Westlicher Kriegsschauplah. Die Meldung des Großen Hauptquartiers Zur Angelegenheit des Dr. Weill.
Die Times" über die Kriegsdauer.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den Ropenhagen, 80. Dezember. ( T. 11.) Der militärische Mitarbeiter 30. Dezember 1914, vormittags.( W. T. B.)
ber Times veröffentlicht einen längeren Auffaz über die Kriegsbquer, in dem ausgeführt wird, daß die von Frankreich in der Stampflinie verwendeten Truppenstärfen in feinem rechten Verhältnis
reich in den Tagen des Friedens nicht über folche gewaltigen Vor
Pe
e
011
ge
Ift
FOR 66589
rd
In
10
rit
ic
Von G. Ledebour, M. d. R. Mit der Tatsache, daß der Brief, der unterzeichnet war: m Georges Weill, ehemaliger Reichstagsabgeordneter vont et Mez, nicht nur im Figaro", sondern am 20. Dezember auch in in der Humanité", dem Parteiorgan der französischent a
Wefflicher Kriegsschauplatz. Um das Gehöft St. Georges südöstlich Sozialisten, veröffentlicht wurde, ist nunmehr der Eintritt zu der Anzahl der ausgebildeten Mannschaften stehen, über die Nieuport, welches wir vor einem überraschenden Beills in die französische Armee als zweifelsfrei festgestellt Frankreich wirklich verfüge. Das hängt damit zufammen, daß Frank- Angriff räumen mußten, wird noch gekämpft. anzufeben. Man fönnte seine Angelegenheit damit vorläufig ausschalten aus der öffentlichen Erörterung, wenn nicht räte an Baffen und Munition sowie Ausrüstungsgegenstände ver- Sturm und Wolkenbrüche richteten an den frühere Freunde Weills in der Presse unrichtige Behauptungen füge, wie Deutschland in bewundernswerter Weise. Frankreich müffe beiderseitigen Stellungen in Flandern und im aufgestellt hätten, die im Interesse unserer Partei zuridfolche Borräte erst schaffen, bevor es daran denken könne, mit den Norden Frankreichs Schaden an. Der Tag ver- gewiesen werden müſſen, In der Stampferschen Korrespondenz" und Belgien ganz zu hertreiben. Daß Rußland Polen nicht vom lief auf der übrigen Front im allgemeinen ruhig. wird geſchrieben:
Feinde habe säubern können, sei auf das Fehlen eines der mili
tärischen Situation entsprechenden Eisenbahnneges zurüdzuführen. Deftlicher Kriegsschauplatz.
das sich um fo fühlbarer mache, als die Deutschen und Desterreicher
d
im belegten Bolen ein vorzügliches, startes Eisenbahnnez besitzen. kavallerie auf Pillkallen zurückgedrängt. In Die Zimes rät Rußland zum Bau von strategischen Bahnen in Bolen. Das sei zwar zeitraubend aber notwendig, da die Russen Polen rechts der Weichsel ist die Lage unjekt hinsichtlich der Truppenverschiebungen in Polen äußerst unverändert.
..
Operationen ungeheuer erichwert werde, obwohl die Russen in
günstig geftellt seien unb ein glüdlicher Ausfall der Kriegerischen Auf dem westlichen Weichselufer wurde die Bolen bas numerische Nebergewicht über die Deutschen und Sefter- Offensive östlich des Bzura - Abschnittes fortgefeht. Im übrigen dauern die Kämpfe am und öftlich des Rawka- Abschnittes sowie bei Jnowlodz und südwestlich fort.
reicher hätten.
Französische Entschuldigungen.
Beris, 30. Dezember. (...) Eine offizielle Rote erflärt gu bem deutschen Bericht aus dem Großen Hauptquartier ,
Nach auswärtigen Mitteilungen hat es den welcher das Bombardement von Ranch als Repreffalie für Anschein, als ob Lowicz und Shierniewice nicht bie Bombenwürfe franzöfifcher Flieger auf die offene Stabt in unserem Besitz wären; diese Orte sind seit burch militärische Gründe veranlaßte Kriegsoperationen mehr als sechs Tagen von uns genommen, aus. Sie trafen in Freiburg und Mez nur militärische Bauwerke. Skierniewice liegt weit hinter unserer Front. Ein franzöfifches Luftschiff, welches Saarburg überflog, bombardierte ben Bahnhof und andere Punkte der Strede Saarburg- Avricourt. Dagegen fielen deutsche Bomben in Ranch mitten in die Stadt an eine Stelle, welche von jedem militärischen Bautvert entfernt liegt und wo feine Truppen bersammelt waren. Diese Bomben konnten also nur Privathäufer der Bevölkerung treffen.
Eine unwahre Behauptung des Daily Telegraph ".
London , 30. Dezember,( 23. T. B.) Dem Daily Telegraph wird aus Washington gemeldet: Reichstanzler v. Bethmann Hollweg bat versucht, die Anerkennung Argentiniens zu erlangen, daß Deutsch land berechtigt sei, Belgien als vafallenstaat au annettieren. Der Bersuch ist vollständig mißglüdt. Bei der letzten Konferenz der Diplomaten des lateinischen Amerifas in Washington , der Staats jefretär Bryan beiwohnte, wurde eine geheime Resolution angenommen, eine solche Anerkennung zu verweigern.
Notiz des W. Z. B.: Die Erzählung des Telegraph" über bie
deutschen Bemühungen in Argentinien beruht natürlich auf Erfindung Die deutschen Verluste vor Lombartzide.
19
Berlin , 30. Dezember. ( W. 2. B.) Aus dem Großen Hauptquartier erfahren wir: Die Pressenach richt, daß die Belgier in den Kämpfen bei Lombartsibe zweitausend Deutsche gefangen genommen haben, ist vollständig erfunden.
In den wochenlangen Kämpfen in der Gegend von Lombartzide und Nieuport haben die Deutschen an Toten, Verwundeten und Vermißten überhaupt nur etwa zwölfhundert Mann verloren, und die Zahl der Vermißten, die allein gefangen sein könnten, ist dabei verschwindend gering. Auch die in der Pressenachricht geschilderten Nebenumstände sind von Anfang bis zu Ende unwahr.
Oberste Heeresleitung.
Am 3. August, am selben Tag. vielleicht zur selben Stunde, da Ludwig Frant als Freiwilliger in die deutsche Armee eintrat, hat sich Georges Weill zum Dienst im französischen Seere gemeldet! Die. Tragit des Briderkrieges fommt uns erschütternd zum Bewußtsein in diesem jähen Auseinandergehen zweier Freunde und Kampfgenossen. In unserer Erinnerung taucht eine Nische in der großen Wandelhalle des Reichstages aiff, an deren rundem Tisch an stillen Sigungstagen Frant fast tag. lich zu finden war, neben ihm fajt immer Weill, umber ein Strang von Barlamentariern, deutschen und französischen Sour nalisten. Das Thema, das an diesem Tische fait ausschließlich besprochen wurde oder auf, das man nach allerlei Umwegen body immer wieder zurüdtam, wat die Verständigung zwischen Deutsch land und Frankreich ,
Es wird darin erwähnt, daß Frank und Weill für die Berständigung zwischen beiden Ländern rührig gewirkt hätten, weiter heißt es:
„ Erst die Kriegserklärung bewirkte jenen furchtbaren Um schwung, der sich in seiner Meldung als französischer Kriegsfrei inilliger fundgab. Frank und Weill nahmen am selben Tage die Flinte auf die Schulter, um gegeneinander zu kämpfen! Nichts gibt Anlaß daran zu zweifeln, daß Weill erft durch die seelische Katastrophe, die ihm der Ausbruch des Weltfrieges verursachte, zu seiner jezigen für uns so tief beflagenswerten Stellungnahme gelangt ist. Solange er unter uns wirkte, war er kein Feind des deutschen Boltes. Sonst hätte er weder in der deutschen sozialdemokratischen Fraktion, noch im Streise seiner engeren Freunde einen Platz gefunden!"
verlautbart: 30. Dezember, mittags. In den Karpathen mit Frank eng befreundet war, und daß er Frank jedenfalls griffen unsere Truppen nördlich des Uzsoker Passes ebensowenig wie andere feiner Parteigenossen hat ahnen lassen, wie es in seinem Innern eigentlich aussah. Die überan und nahmen mehrere Höhen. Nördlich des Lupkower schwängliche Schilderung, wie Franf und Weill zusammen in Paises brachte ein Gegenangriff die Vorrückung der Ruffen der Wanderhalle„ Cercle" abgehalten haben, mag man dem zum Stehen. Weiter westlich ging der Feind mit schwächeren betrübten Freundesherzen Stampfers zugute halten. Für Kräften an einzelne Uebergänge heran. Nördlich Gorlice , den Kranz von Parlamentariern" wäre die Schilderung nordöstlich 3akliczyn und an der unteren Nid a brachen einigermaßen blamabel, wenn sie buchstäblich wahr wäre. die russischen Angriffe unter schweren Verlusten zusammen. Daß aber Weill auch zu jener Zeit sich vollends als Franzose Im Raume östlich und füdöstlich Tomaszow gefühlt, wenn auch nicht öffentlich gegeben hat, geht ja deutlich aus seiner Pariser Erklärung hervor, in der er betont, machten die Verbündeten Fortschritte. er habe als Elsaß- Lothringer wie alle anderen Fran. 8osen" für den Frieden gewirkt. Lazarett liegender bürgerlicher Journalist, hat ferner in der
Auf dem Balkantriegsschauplate herrscht an der serbischen Grenze Ruhe. Nächtliche Angriffe der Monte. negriner auf Gat bei Avtovac und aus Lastva bei Trebinje
wurden abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
in Sabre allein find schägungsweise
Nichtamtlich. Wien , 20. Dezember. ( W. Z. B.) Der Kriegs berichterstatter der Neuen Freien Presse" Roda Roda erfährt über die militärische Lage folgendes: Nach dem„ Echee" bei London , 30. Dezember,( 2. T. B.) Die Marine- und Militär- Lodz einerseits und bei Bochnia und Limanowa andererseits behörden machen die Straßenpaffanten auf die Gefahr durch Geschoß mußte es das erste Bestreben der Russen sein, sich der deutschen und teile und Augeln aufmerksam, die von Kanoneu, welche man gegen österreichisch ungarischen Umflammerung zu entziehen. Vor allem feindliche Luftschiffe verwendet, beim Bersuche eines Luftangriffes auf hieß es, die gefährliche fonbege Front in eine mehr geradlinige umDie Zivilbevölkerung wird zuformen. Indem ber russische Generaliffimus feiner schwer beLondon abgeschossen werden würden. aufgefordert, womöglich in Rellern ihre Zuflucht zu suchen, sobald drohten füblichen Flante mit großen Verstärkungen zu Hilfe tam, schaffte er fich die nächste und ärgfte Bedrohung vom Leibe. Wir fie Schüsse höre. aber wurden dadurch genötigt, dem ruffifchen Stoße schrittweise fechtend auszuweichen und auf den Ramm der Karpathen zurüdzu gehen. Damit erlangten die Ruffen auch den Vorteil, daß fie die mühe und verluftreiche zwei Monate dauernde Einschließung von Brzemyil einstweilen noch nicht aufzugeben brauchten, dem aber der Nachteil gegenübersteht, daß fie einen großen Teil ihrer Kräfte fern von dem Hauptkampffelbe in Ruffisch- Bolen festgelegt haben,
Englische Verstärkungen in Frankreich gelandet.
Rotterdam , 30. Dezember. ( W. T. B.) Der„ Nieuwe Rotter. bamiche Courant meldet aus Havre : In den legten Zagen find große Mengen englischer Zruppen nach Frankreich
Ein anderer Freund Weills, ein jekt verwundet in ,, ölnischen 3eitung" einen Brief veröffentlicht, in dem es heißt:
Die politischen Freunde Weills, deren befaß der elegante, Meine Elsässer eine ganze Menge, ahnten Weills Entschluß. Vor einem Jahre schon machte Dr. Weill ein Hehl daraus, daß er mehr französischer als deutscher Soaialdemokrat fei. Sein Umgang war die Lebewelt, in der der Wiz des fabelhaft forrekt angezogenen Elfäffers Aufsehen erregte. Am sozialdemokratischen Stammtisch bei Josty fehlte er. Dafür sah er im Café„ Größenwahn", spielte stundenlang Billard, und Schreiber dieser Zeilen ist oft in den frühesten Morgenstunden mit ihm nach Hause gepilgert. Meille Absicht war längst, Franzose zu werden, da seine Eltern Vollblutfranzosen waren. Aber im tiefsten Herzen barg er den Gedanken, Führer einer großen Partei zu werden. Die deutsche Sozialdemokratie, zu deren feinsten Köpfen er gehörte, hatte ihn fallen lassen, als sie Wind von seinen ehrgeizigen Blänen befam. Der geschniegelte und gebügelte Elegant paste nicht in den derben Ton der fozialdemokratischen Reichstagsmehrheit. Aber rednerisch hatte sie ihn nötig. Bei seinen Reden füllte sich der Gaal des Reichstags, alle Parteien hörten ihat zu. Sein Ehrgeiz verstieß gegen das Programm. So ließ man ihn langsam fallen. Weill juchte sich andere Ziele: und zur Erreichung seines Lebenszieles: Führer zu werden, trat er jekt in die französische Armee ein. Jaurès ' Erbe wollte er vor Jahr und Tag schon werden. Er machte daraus kein Gebl. Nun ist er Bollblut- Franzose geworden, der er längst innerlich mar."
Wie aus diesen Witteilungen hervorgeht, Hot Weill bürgerlichen Politikern gegenüber früher schon ungweideutig fundgetan, daß er sich als Franzose fühlte, was er seinen sozialdemokratischen Reichstagsfollegen forgfältig verschwiegen hat. Was der Billardefreund sonst noch über Beills Cr fahrungen in der Sozialdemokratie mitzuteilen weiß, ist
11