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Ar. 10. 32. Jahrgang.

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sounfag, 10. Januar 1915.

Aus der Partei.

Nach Gotha   und Eisenach   folgt Nordhausen  . Nunmehr ist auch die Nordhäuser Volkszeitung" unter Präventivzensur gestellt wor­den. Unser Parteiblatt bringt an der Spike seiner Nummer vom 8. b. M. folgende Verfügung: Bolizeiverwaltung def Stadt Nordhausen  .

Nordhausen  , 7. Januar 1915. Das Stellvertretende Generalfommando des XI. Armeekorps

in Caffel hat eine Vorzensur der Nordhäuser Volkszeitung" angeordnet. Es sind uns daher fortab regelmäßig die Bürsten­abzüge vor Drucklegung zur Prüfung vorzulegen. Die Drud­legung darf erst erfolgen, wenn wir die Genehmigung erteilt Diese Anordnung tritt sofort in Kraft.

haben.

J. A.: Dr. Baller.

Gewerkschaftliches.

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unseres Verbandes. Dort ersehe ich, daß rund 6400 Mitglieder 3,40 M. betrug, schwanft er jest zwischen 2,50 und 3,20 M.; nur verloren gegangen sind, von denen aber nur 2955 als zum Heeres- die alten Arbeiter erhalten noch den vollen Lohn. In der Bri­dienst einberufen gemeldet wurden. Es ist demnach ein Verlust fettfabrik wird bei derselben Arbeitszeit nur ein Schichtlohn von von rund 3500 Mitgliedern zu verzeichnen gewesen. Wie geht das 2,20 M. bis 3 M. gezahlt. Die Bergarbeiter müssen infolgedessen zu in drei Teufels Namen? Sind das alles Feiglinge, die sich hinter mit Wochenlöhnen von 16, 17 und 18 M. nach Hause gehen. Auf ins Auge sehen und dafür sorgen, daß Deutschlands Gane von den jetzt für den Wagen Kohlen nur 10 und 12 Pf., für den Wagen den warmen Ofen sehen, während ihre Brüder im Felde dem Tode dem Braunkohlenwerk in Zittel erhielten die Arbeiter früher für den Wagen Kohlen 14, für den Wagen Letten 12 Bf., während Schrecknissen des Krieges verschont bleiben? Heißt das etwa den Letten nur 10 Pf. gezahlt werden. Infolge dieser herabgedrückten Verband auf seiner Höhe erhalten? Ist das der Dank, welchen Lohnverhältnisse schlagen sich viele Bergarbeiter lieber mit Ge man denen abzustatten verpflichtet ist, die ins Feld zogen? legenheitsarbeiten durch; andere wurden abgekehrt, weil sie mit Es mag zugegeben sein, daß die Arbeitsverhältnisse in der den Verschlechterungen nicht einverstanden waren. Dem dadurch Seimat im allgemeinen nicht darauf zugeschnitten sind, um die entstandenen Arbeitermangel" suchen die Werke dadurch abzu­Organisationen vorwärts zu bringen. Das verlangt aber wohl helfen, daß sie sich um die Zuweisung von Kriegsgefangenen be­auch kaum jemand. Zu verlangen ist jedoch, daß man mühen, von denen auf dem Braunkohlenwerk Herkules bereits 30 erhält, was die im Felde stehenden Kollegen auf- beschäftigt werden. Natürlich wird durch diese zwangsarbeiter die Lage der einheimischen Arbeiter noch mehr verschlechtert. Gegen gebaut haben. Wenn es uns vergönnt ist, die Heimit gesund die Ausnutzung der durch den Krieg geschaffenen Notlage der Ar­und mit heilen Gliedern wiederzusehen, dann werden wir Rechen- beiter durch die Unternehmer, deren Uebermacht die Arbeiter unter schaft fordern. Der Verband zahlte Unterstützungen über Unter den gegenwärtigen Zuständen geradezu ausgeliefert sind, muß mit stützungen, ist rechtschaffen bemüht gewesen, seine Mitglieder nach aller Entschiedenheit Stellung genommen werden. Möglichkeit gegen die natürlichen Folgen des Krieges zu schützen; er ist jederzeit im Interesse guter Lohn- und Arbeitsbedingungen tätig gewesen, hat seine Pflicht getan und ist wahrhaftig eines

besseren Dantes wert, als der es ist, der ihm durch die Fahnen­

Ein Feldpostbrief an die Fahnenflüchtigen. Die Buchbinder- Zeitung" veröffentlicht folgenden Feldpoſt- schwere Strafe. brief: R....., den 25. Dezember 1914.

Lieber...! Die Feldpost hatte mich in den letzten Tagen wieder einmal so gut wie vergessen. Jan besonderen vermißte ich das Eintreffen der ersehnten Zeitungen. Dafür ist heute der ganze Segen auf einmal ausgeliefert worden. Ich habe erhalten:" Buch­binder- Zeitung"," Correspondenzblatt"," Leipziger Volkszeitung  ", Chemnizer Volksstimme"," Vorwärts"," Leipziger Neueste Nach­richten" und diverse Nummern des Berliner Tageblatts". Da wir Landsturmleute in Feindesland mehr zu tun haben, als Zeitungen zu lesen, ist es natürlich ausgeschlossen, daß ich mich durch den heute ausgelieferten Segen hindurchzuarbeiten vermag. Die Blätter gehen aber trotzdem nicht verloren. Ihr Inhalt wird von meinen Kameraden verschlungen. Und was der eine übersicht, sieht sicher Der andere, so daß ich mich immerhin leidlich auf dem laufenden erhalten kann.

flüchtigen abgestattet wird. Im Felde erwartet den Feigling schwere Strafe. Schwere Strafe soll aber auch dem Feigling hinter dem warmen Ofen werden. Er soll allgemeiner Verachtung anheimfallen. Die im Felde stehenden Kollegen erfüllen ihre schwere Pflicht! Erfüllt in der Heimat aber auch die cure! Wir erwarten, in der Heimat einen ungeschwächten Verband wieder­zufinden. Wir erwarten, Kollegen und Kolleginnen anzutreffen, deren man sich nicht zu schämen braucht....

Deutsches Reich  .

G. 3.

Der Krieg und die sächsischen Bergarbeiter. Wie in verschiedenen anderen Gegenden Deutschlands  , so flagen auch die Bergarbeiter auf den Braunkohlenwerken des 3ittauer Bezirks über Lohnfürzungen und Schichtverlänge­rungen, die von den Unternehmern unter Ausnutzung der Kriegs­not durchgeführt werden, um sich auf Kosten der Arbeiter Extra­profite zu sichern. So war z. B. auf dem größten Wert des Be­Unfere Buchbinder- Zeitung" verfolge ich selbstverständlich auch zirks, der Braunkohlengrube Herkules in Hirschfelde  , die regel in meiner neuesten Stellung" mit besonderem Interesse. Das mäßige Schichtzeit vor Ausbruch des Krieges von 6 Uhr früh bis Studium derselben hat mich allerdings selten so recht befriedigt. Uhr abends, bei einer halbstündigen Frühstücks- und einer ein­Die ständigen Hinweise zur Erhaltung der Mit- stündigen Mittagspause. Jetzt wurde der Feierabend um eine halbe Stunde hinausgeschoben und an Stelle der einstündigen Mittags­gliedschaft wollten mir durchaus nicht gefallen. Ich habe sie pause wird oft nur eine halbstündige gewährt, so daß die Arbeiter für überflüssig gehalten, weil ich mir nicht zu denken ver­von 12% bis 6 Uhr ohne jede Unterbrechung durcharbeiten müssen. mochte, daß es in diesen ernsten Zeiten Feiglinge gibt, die ihrer Auch jeden Sonntag wird gearbeitet; den Arbeitern werden Strafen Gewerkschaft den Rücken kehren. Ein Blick in das Mitteilungs- angedroht, wenn sie nicht zur Sonntagsschicht kommen. Troß dieser blatt" meiner Leipziger   Kollegen hat mich indessen eines anderen längeren Arbeitszeit sind die Wochenlöhne um 3-6 M. niedriger belehrt. Noch mehr aber tut dies die Abrechnung vom 3. Quartal als vor dem Kriege. Während der Schichtlohn früher durchweg wirrenden Bildern erholt und dem folgen kann, was ich hier suche: das Erlebnis des Menschen.

Im Lazarett der Gefangenen.

Der Schweizer   Rechtsanwalt Dr. Keller- Huguenin hat ein deut­sches Lazarett besichtigt, in dem Kriegsgefangene gesund gepflegt merden, und gibt über seinen Besuch in der Neuen Zürcher 3tg." einen fesselnden Bericht:

Zwiespältigen Sinnes stand ich vor dem stattlichen Tore der Bauschule zu X., die nun ein Lazarett für Kriegsgefangene ge­worden ist. Mit dem Willen, alles zu sehen und zu kosten, was mich dem Geiste des Krieges näher bringen könnte, stritt ein leises Ban­gen die Angst vor dem Häßlichen.

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Ich spreche mit ihnen, in ihrer Sprache, vielleicht im Tone der Heimat. Wie sie leuchten! Immer freundlich, ohne Zögern, tommt Antwort auf Antwort. Nicht einer, der mürrisch und abweisend schaut.

Wählerisch waren die Franzosen nicht. Vier Leute mit Brüchen liegen hier. Nicht deutsche Geschosse: die Hernie( der Bruch) Tegte sie nieder. Und unser Doktor hat zwei operiert, kunstvoll und regel­recht! Wie die beiden dankbar sind! Und die zwei andern drängen: " Docteur  , faites- moi l'opération!"( Herr Doktor, operieren Sie mich auch!) Ist das nicht ein närrisches Parador? Sie sehnen sich nach des Feindes Messer. Ein Blick ins Badezimmer, das weiße Wannen birgt dann stehe ich im Saale der Mohammedaner.

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Soziales.

Die Einberufung zum Militärdienst. Kaufmännische Angestellte, die zum Militärdienst ein­berufen werden, müssen sich, bevor sie ihr Dienstverhältnis auflösen, vorher vergewissern, ob sie nicht mit einer Zurid­stellung rechnen können. Sie haben sonst, wie sich aus einer am Freitag gefällten Entscheidung der 4. Kammer des Ber­ liner   Kaufmannsgerichts ergab, durch einen Gehaltsausfall einen erheblichen Schaden zu gewärtigen.

Ein Expedient F., der bei der Beklagten  , der Thorium- Glüh= förperfabrik, tätig war, wurde am 5. August als Unteroffizier der Landwehr zum Sanitätstorps einberufen. Vorher rechnete er mit seinem Prinzipal ab und bescheinigte, daß er sein Gehalt bis zu seinem Austritt" erhalten habe. Nach einer Woche, während welcher er auch seine militärische Löhnung erhielt, wurde d. zurückgestellt, er mußte aber gewärtig sein, jeden Tag einen neuen militärischen Gestellungsbefehl zu erhalten. Der Kläger   verlangt nun, gestützt auf§ 63 des Handelsgesetzbuches, das Gehalt für 6 Wochen. Der beklagte Fabrikant hält sich zur Zahlung nicht für verpflichtet, denn er habe mit seinem Expedienten bei seinem Fort­gang definitiv abgerechnet. Der Rektere habe sich auch nicht etwa vorbehalten, in das alte Dienstverhältnis wieder eintreten zu dürfen, wenn er zum Sanitätsdienst zurückgestellt werden sollte. Das Kaufmannsgericht wies den Anspruch des Klägers ab. Maßgebend für die Beurteilung sei, daß Kläger   selber bescheinigt habe, daß er alles bekommen habe, was er bis zu seinem Austritt zu fordern hatte.

ich dem Doktor vorschlagen kann, darauf zu verzichten, stehe ich mitten im Offizierszimmer..

Der Gedanke, daß die Herren mich als einen Neugierigen be trachten könnten, ist revoltierend. Doch meines Führers feiner Taft, der mich wie einen ärztlichen Kollegen behandelt, hilft dar­über weg. Schon sind wir am Bette des ranghöchsten Offiziers, cincs Obersten, dessen Kopf man aus Neuvilles Bildern zu teunen Der nervus ischiaticus ist durch­glaubt. Er ist übler Laune. infame Schmerzen. Ich bin artig, vielleicht artiger, schossen als die Situation erlaubt. Doch nein, kein Tadel spricht aus den Augen meines Führers. Ich frage ,, Mon Colonel" jo teilnehmend nach seinem Befinden, seinem Geschick, daß er mir gleich seinen Summer enthüllt: Oh, vous savez, tout irait bien, mais cette Rascher Entschluß führt mich durchs Tor, vom Passierschein des cuisine, oh, cette cuisine!"( O, wissen Sie, alles würde gut sein, Festungskommandos sicher durch den Doppelposten geleitet. Hinter aber diese Küche, diese Küche!) Ich wende ein, daß seine Soldaten Brettern, die das Vestibül abschließen, die Wache. Ihr Dienst ist füttern wie die Drescher. Er schüttelt matt den feinen Kopf: nicht gefährlich; aus diesem Hause will keiner fliehen! Auf dem Der Eindrud ist unerhört. Das Leiden nimmt diesen Wesen das Possible, moi je ne peux, ce que je donnerais pour une belle meiten Korridor seltsame Gestalten. In blauweiß gestreiften Menschliche: sie werden ein zahnes, dumpfes oder gutmütiges Tier. côtelette!"( Möglich, aber ich kann nicht. Was würde ich für ein Lazarettkleidern steden sie, weite Hosen, pludernde Röde, auf dem Gleich bei der Tür empfängt mich der schönste" Fall". Moham- gutes Kotelett geben!) Und auf meinen fragenden Blick tröstet Stopfe das französische   Käppi, die belgische Polizeimüße. Unter med, so heißt der schwarze Kerl, hat den halben Kiefer verloren. Der Doktor, daß von des Festungskommandanten kameradschaftlicher dem Blicke des deutschen   Soldaten, der sein scharf geladenes Gewehr Silflos hing die Zunge seitswärts aus dem Mund, als er antam. Milde das erschnie Stoteleit erbeten sei. Der Colo" quittiert unter dem Arm trägt, Franzosen   auf deutscher Erde, humpelnd und Furchtbarer Durit plagte ihn. Da führte ihm unser Doktor die meinen Zuspruch mit einem leider zweifelnden Niden: Wie sollte hintend den Suppentopf tragend, den Boden wischend. Sonde durch die Nase und gab ihm zu trinken. Nie sagt er er glauben, daß aus der Hand von Barbaren ,, une véritable sah ich einen dankbareren Blick." Nun sitzt die Zunge wieder feit, côtelette"( cin wirkliches Kotelett) tommen könnte! und wenn erst Mohammeds Raubtierzähne nicht mehr wackeln, dann Wir gehen weiter: tommt der Zahnarzt und macht dem Mohammed   einen neuen Kiefer, Der Abteilungsarzt erwartet mich. Ein behäbiger Herr, der über welchen der Chirurg die neue Backe schneidert, aus dem Fleisch, els Dolmetscher und Freund der Gefangenen hier waltet, folgt uns. das nun wie eine unförmliche große Lippe zart rojig gefärbt, die Dann schließt die Eskorte der Feldwebel, dessen Kompagniebuch alle weit geöffnete Mundhöhle umrahmt. Und Mohammed   wird in nicht medizinischen Ereignisse verzeichnet. Gine breite Treppe führt seinem Hirne vergeblich fragen:" Warum schlug ich die Brüder uns hinan. Eine Doppeltür geht auf: ich stehe im großen Saal dieser Menschen tot?" der Abteilung des Dr. D., befroffen von dem erstaunlichen Bilde. Turkos die Menge. Sie reizen mich nicht, denn dort am Ende Der gewaltige Zeichensaal der Schule birgt an die hundert Betten. der Reihe sizzen zwei seltsame Gestalten: Kräftige Säulen teilen ihn in drei Schiffe, denen die Reihen der

Eine Flut von Gedanken durchjagt das Gehirn. Doch weg ist has Bangen. Der Rücken wird straff, und die Hand faßt scharf schrecklich zu sagen- den Regenschirm. Im Hause der Helden.

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Betten entsprechen. Die Perspektive brechen ungeheure Wandtafeln,

die Inder.

die wie Flügeltüren an den Säulen hängen und dem Raum eine Niemand weiß, wie sie heißen, wer sie sind, was sie sind. Sie beinahe trauliche Gliederung geben. Ich schaue über die endlose sprechen feine uns befannte Sprache. Der eine verachtet den andern Zeile der weißen Betten, der weißen Tischchen, die daneben stehen, und lehnt alle Gemeinschaft ab: die Kaste. Der eine ein dumpjes der schwarzen Tafeln, die am Haupte jedes Kranten Namen und Tier, der andere ein zahmer, scheuer Mensch, der einzige hier, der Grad künden. Doch mein Führer läßt mir nicht Zeit, den tragisch den Stempel einer alten Geſiitung trägt. Er schaut mich ängstlich malerischen Reiz des Bildes auszukosten. Ich sehe noch eben, wie an, wie jedes neue Gesicht, das ihm erscheint; vielleicht bin ich bie erste Wandtafel kurz und bündig den Seesieg von Santa Maria der Henker, der ihn holt. Heute essen sie zum erstenmal mit ineldet. Dann stehe ich am ersten Bett, sehe dem ersten dieser Braven Appetit. So schwer haben sie den heimatlichen Reis entbehrt! Ob in die Augen. Sie sind ohne Furcht, ohne Haß. Mit grenzenlojem ihnen der Kohlbrei, auf dem die" Spazen" schwimmen, wohl be­Bertrauen bliden sie auf den Arzt, und ehe er ein Wort gesagt, hebt kommt? Der Doktor ziweifelt. der Mann die Decke hoch und enthüllt das Grauen. Seltsam, wie mächtig der Gedanke ist, der dies Haus erfüllt. Ich schaue talt und aufmerksam auf Wunden, kaum geschlossene, auf Narben, auf Verbände und traurig jammervolle Glieder. So gehts von Beit zu Bett. Wo ein Fall" liegt, verweilen wir. Das große Wunder dieser Kunst heißt: die Erhaltung der Glieder, die vor nicht allzu langer Zeit rettungslos der Säge und dem Messer zum Opfer gefallen wären.

find.

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Der Dolmetsch erzählt von dem Professor, der's demnächst mit Sanskrit versuchen soll. Ich möchte dabei sein. Als ich das Haus verließ, saß der Mann der feinen Kaste mit einem leisen Hauch vergnüglichen Behagens auf dem scheuen Gesicht in einer Ede des Korridors auf einer Bank, um ihn lauter Franzosen, die ihn so freundlich, so ohne groben Scherz anuliten, daß sich sein hilfloses Herz erfreute. Ob er die Engländer liebt? Sie müssen ihm so unendlich wesensfremder sein als die Franzosen. Der Doktor spricht von der ungeheuren Heilkraft der schwarzen Menschen.

Belgier  , Franzosen,

aktive und Reserveoffiziere. Der vorlegte der Reihe jagt mir, daß cr Advokat in Paris   sei; er ist erstaunt, als ich ihm als confrère Suisse( Schweizer   Kollege) gute Besserung wünsche. Und während wir plaudern, fällt mir der Nebenmann auf. Er steht vor seinem Bette, schlank und groß, ins Höchste veredelte germanische Männer­schönheit. Ich wende mich halb um und frage den Kollegen: Enfin un camarade anglais?"( Endlich ein englischer Kamerad?) Doch faum ist's heraus, fo wendet sich der schlanke Held, der unser Gespräch verfolgt, mit rotem Kopf und sprudelt los: Oh non Monsieur! C'est degoûtant, tout le monde me prend ici pour Engländer!)... und ich entschuldige mich, rede von seinen Ver­un Anglais!"( nein, Herr. Schrecklich, jeder hält mich für einen bündeten, habe aber kein Glüd; er isill von den alliés nichts wissen und ist ohne Verständnis für eine rassen- theoretische Erörterung, die in ihm germanisches Blut vermutet. Wir gehen unversöhnt auseinander. Der Doktor erzählt mir, daß der Mann sein inter­essantester Patient jei: Professor in Paris  , als Gemeiner ge­fangen und, weil er in der Umgebung der Soldaten lift, 11.3 Offizierszimmer versetzt. Er spricht offen und ehrlich und bittet dem Doktor alle Tage ein Stück Unrecht ab, das er den Deutschen  getan. Das größte Wunder ist ihm und allen Offizieren: die einlichkeit. Seltsam, daß die Franzosen als epitheton orna.s ( schmückendes Beiwort) der deutschen   Feinde ausgerechnet das sale" ( Schwein) wählen mußten!

Doch nicht länger darf ich meinen vielbeschäftigten Führer aufhalten. Wir durcheilen den großen Saal, in dem die Leute gerade am Essen sind. Eine reizende Episode schließt diese Stunden, die mir ein Erlebnis ohnegleichen waren. Des Doktors prüfender Blick fällt auf einen jungen Franzosen, dessen Augen knabenhaft. Leuchten. Neben ihm steht leer der Ehnapf

Dutzende liegen in Streckverbänden. Die Natur bildet ganze Stüde   zertrümmerter Knochen neu und fest. Fiebertabelle und Röntgenbild, das Geschoß, das der Mann eifrig aus seinem Geld Giner, der behaglich in feinem Bette liegt, fant an puit cinem beutel holt, geben Kommentare, die Ruhmestitet meines Begleiters Bauchverband. Aus der Schußöffnung hängt ein undefinierbarcs, Da ist einer Bald geheilt; knapp ein Zentimeter die Verkürzung, Halbverdorrtes Etwas. Ausgetretenes Bauchfell; traz all den und blizzblank liegt der Löffel dabei. Rätselhaft! Bekam der stellt mit Stolz der Doktor fest. Ich wiederhole es französisch: der Schädigungen des Transports hat sich die Natur selbst geholfen. Mann nichts zu essen? Der Feldwebel meldet, daß der Bursche Mann strahlt! Dann sehe ich Arme, die in neuem finnreichen Ali ist sehr vergnügt. Das einzige, was Europa   von den Schivarzen Hunger habe, schaut er zögernd und ängstlich vom Feldwebel zum Das Etwas wird weggeschnitten, und der Fall ist erledigt. Ben alles so sauber ausgeschleckt hat! Als ich ihn frage, ob er denn noch derweil er eben lub; ihm verspricht der Doktor, aus den Zeigefingern brauchen könnte: die unverbrauchte Naturkraft, die bringen sie Doktor wie ein kleiner Junge. Und als ihm der Wärter einen zweiten vollen Napf bringt, befomme auch ich ein wenig von dem neue Daumen zu machen, auf daß er Pflug und Hacke auf Frank­Blick voll Dank. reichs Erde wieder führe. Der Saal der Schwerveripundeten ist kein Ort der Neugier. Da bliden mich zwei Augen todbang an: der allein verlor Unter den vielen nur ein Hoffnungsloser. Zungenschüsse, Bauch Deutschen   die Gefangenen töten und quälen; ein jeder hatte eine Schulter und Arm, und quer über den Rüden läuft eine furchtbare schüsse. Die einzigen Narbe, deren Ursprung nicht ergründet ward. Aus einem geöffneten Dann nehme ich Abschied, danke herzlich und ehrlich, und stehe Bette schaut ein rundlich zartroter Knollen; ich frage:" Was hat der der Abteilung: der eine liegt auf dem Bauche Rückenschuß, der wieder draußen in der wogenden, geschäftigen Stadt. Welch ein Mann für eine furiose Geschwulst?" Mein Doktor lächelt: Ge- andere ist ein Typ. Wie anders diese Augen schauen. Kühl und civiges Rätsel! Dort, weit hinter den Türmen der Stadt fließen schwulst? Das ist der Stumpf des rechten Beines! Mir krampfte ohne jede Regung. Wir können's vertragen; die Franzosen   Ströme des besten Plutes, das Europa   sein eigen nennt, und hier das Herz. schauert's. Sie mögen die englischen Leidensgenossen nicht. mühen sich ärztliche Kunst, gütiger Sinn und rastlose Sorge, um So geht es weiter, Bon Belt zu tt, bis ich mich bon den ver- Dann ein neuer, freundlicher, beinahe eleganter Raum. Ehelujihjam zu heilen, was die Kameraden dort zerstören.

uns nicht.

englischen Soldaten

Wie viele habe ich gefragt, ob sie wirklich glaubten, daß die Ausrede und alle schämten sich.