Nr. 16. 32. Jahrgang.
Politische Uebersicht.
Parteileben.
Ueber die Beschäftigung der Kriegsgefangenen.
Die unehelichen Kinder in der Hinterbliebenen( 90 Pf. festgelegt werde. Das Dberamt lehnte aber nach Anhörung versorgung. des Gemeinderats das Verlangen der Fleischermeister ab, weil die Den Wünschen nach Einbeziehung der unehelichen Fleischermeister monatelang troß der niedrigen Einkaufspreise das Kinder wie in die Kriegsunterstüßung, so auch in die Schweinefleisch für 90 Pf. verkauft haben und sich jetzt auf einmal Jm Tag" macht der nationalliberale Abgeordnete Hinterbliebenenunterstützung der Striegsteil- mit einem geringeren Gewinn zufrieden geben könnten. Darauf Dr. Böttger ein paar Bemerkungen über das Partei- nehmer soll entsprochen werden. Die Regierung hat, wie antworteten die Fleischermeister mit der Einstellung des leben vor, in und nach dem Kriege, von denen wir die Ein- der Bund für Mutterschutz mitteilt, durch ihren Bertreter die Verkaufs von Schweinefleisch. Man will nunmehr durch vergangssäge hervorheben wollen: Zusage gegeben, daß zunächst provisorisch durch mehrte Hausschlachtungen den Starrfinn der Fleischermeister zu Das deutsche Parteileben sollte vor dem Kriege von starter Verordnung, späterhin durch Ergänzung des Gesetzes brechen suchen. Kräftezersplitterung, übertriebener Schärfe der Polemit, von Nechts von 1907 für die hinterbliebenen unehelichen Kinder gesorgt haberei und von Unproduktivität auf geistigem Gebiete heimgesucht werden soll. fein. Man fäme aus dem alten Dreh nicht recht heraus und läge In der Deffentlichkeit scheint vielfach die Ansicht vertreten zu Die Zeitungsverbote in Thüringen . sein, daß die Kriegsgefangenen ihre Zeit hier nuplos verbringen; vor den eigenen Reliquien und geschichtlichen Forderungen", die aus weit abgelegener Vergangenheit in die Jezztzeit übernommen Das Kasseler„ Volksblatt" bringt in seiner Donnerstag- jedenfalls erfolgen fortgesetzt noch von falschen Voraussetzungen ausgehende Anregungen zu vorteilhafterer Ausnukung dieser Arworden waren, auf den Knien. Die Gegenfäße der Parteien nummer folgende amtliche Auslassung: würden zwar liebevoll gepflegt, bätten aber überaus starre Formen„ Das stellvertretende Generalkommando hat das für beitskräfte. Hierzu wird uns von zuständiger Seite folgendes mitangenommen, sie wären zum Teil wirklich frei von organischem sieben Tage ausgesprochene Verbot der Weimarischen Wolfs- geteilt: Leben, sie wären petrefalt( versteinert) geworden. Alle diese An- zeitung" auf drei Tage herabgesetzt, weil das Blatt nach- nußbringende Verwendung der Kriegsgefangenen zu erreichen, ohne Von vornherein ist der größte Wert darauf gelegt worden, eine flagen fonnte man oft von berufener und unberufener Seite gewiesen hat, daß der Aufsak, der das Verbot veranlaßt hat, daß dadurch eine Beschränkung der Arbeitsmöglichkeiten der einhörn, und sie wurden nicht selten von unbefangenen Partei- nicht aus der eigenen Redaktion herstammte, sondern von heimischen Arbeitslosen eintritt. Zu diesem Zwed sind zahlreiche männern bestätigt. Und doch gab es und gibt es fein einer anderen Zeitung übernommen war, und weil das stell- staatlichen und gemeinnützigen Zweden dienende- Arbeiten politisches Leben, wenigstens was die innere Politit an- vertretende Generalfommando auf Grund persönlicher Be für die Gefangenen vorgesehen. Teils sind sie schon längst im geht, außerhalb dieser so hart angelassenen sprechung mit den Vertretern der Zeitung die Ueberzeugung Gange, teils noch in Vorbereitung; an vielen Stellen, die nicht erlangt hat, daß sie hinfort Verstößen gegen den vaterländi- nahe genug bei den großen Gefangenenlagern liegen, werden beschen Geist, der in der Gesamtheit aller Parteien einschließlich fondere fleinere Lager eigens hierfür errichtet, wodurch naturder Sozialdemokratie dauernd zum Ausdruck kommt, keine gemäß einige Zeit bis zum Beginn der Arbeiten vergeht. Aufnahme mehr gewähren wird.
Parteien."
Wir stimmen dem Schlußsaz durchaus zu und möchten nur betonen, daß das innerpolitische Leben eines Staates auch in Kriegszeiten nicht ruht und daß es auf die Gestaltung der äußeren Politik zurückwirft.
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Für die Zeit nach dem Kriege ertvartet Böttger wie so zahlreiche andere bürgerliche Politiker in Konsequenz der Haltung, die die sozialdemokratische Reichstagsfraktion ein genommen hat, eine andere Stellung zu den Fragen der Verteidigungsmittel": Das werden aber alle Barteien die radikakfte Linke nicht ausgeschlossen aus dem Weltkriege gelernt haben müssen, wenn fie nicht Schaben erleiden wollen, daß das Deutsche Reich in zentraler Lage Europas und mit weltpolitischen Auf gaben sich in den nächsten Jahrzehnten auf ungestörten Frieden nicht einrichten fann, und daß darum die Fragen der Verteidigungsmittel nicht mehr Gegenstand von Parteilämpfen fein
tönnen."
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Es scheint uns charakteristisch, daß diese Zukunftsfragen unserer Partei so eifrig von bürgerlichen Politikern gelöst werden.
Ein Erlaß des Kaisers.
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Die Arbeiten erstrecken sich hauptsächlich auf die Kultivie Dagegen hat sich das stellvertretende Generalkommando rung von Mooren und Oedländereien in den Prozu einem Verbot des„ Gothaer Volfsblattes" gezwungen ge- vingen Hannover , Schleswig- Holstein und Brandenburg , und auf sehen. Dieses Blatt hat von Anfang des Krieges an eine ganz Meliorationen in verschiedenen Provinzen, wodurch eine Vergröße besondere Stellung eingenommen. Als einziges des ge- rung der Anbaufläche und eine Erhöhung der Ernteerträgnisse ersamten Korpsbezirkes hat es häufig zu wiederholten Bereicht werden soll. Weitere nußbringende Verwendung der Kriegsanstandungen und ernsten Verwarnungen Anlaß gegeben, gefangenen erfolgt bei der Regulierung unserer Flüsse und beim weil es durch verheßende Auffäße und Bemerkungen dauernd Ausbau der Wasserstraßen, beim Eisenbahn- und Wegeden inneren Frieden zu stören suchte. In neuerer Zeit hat bau. Von besonderer Bedeutung war die Hilfe, die ein großer es insonderheit gegen die vaterländische Haltung Teil der Gefangenen, namentlich in den östlichen Provinzen( zu der sozialdemokratischen Partei selbst scharf Beiten bis über 10 000), der Landwirtschaft bei der EinStellung genommen. Um das der Zeitung bereits ange- bringung der Hackfruchternte geleistet hat. drohte Verbot zu vermeiden, hatte das stellvertretende General- Nachdem der Arbeitsmarkt sich für die Arbeitslosen erheblich fommando zunächst ihre Stellung unter Vorzensur ange- gebessert hat, erfolgt zurzeit auch schon eine Verwendung der ordnet. Das Blatt hat diese Maßnahme mit scharfen Kriegsgefangenen zur Aushilfe in der Industrie und in Protesten beantwortet und als einen gegen die sozial- gewerblichen Betrieben. demokratische Partei geführten Schlag bezeichnet, was nach Keinem Gesuch auf Ueberlassung von Kriegsgefangenen an dem Vorstehenden auch nicht die leiseste Berechtigung hat. Arbeiten wird aber entsprochen, ohne daß sich die zuständigen Es hat ferner der ergangenen Anordnung zuwider gehandelt, Zivilverwaltungsbehörden, in letter Linie die Reichszentrale der indem es in seiner Nummer vom 9. Januar zwei verbekende Arbeitsnachweise", davon überzeugt haben, daß für die betreffenArtikel," Die sozialdemokratische Fraktionspolitik unter den Arbeiten keine einheimischen Arbeitslosen vorhanden sind. Daß Polizeischuk" und" Proletarische Solidarität", veröffentlicht in diefer Beziehung durchaus streng verfahren wird, beweisen am hat, ohne sie zuvor der Zensur vorzulegen. Durch dieses Verhalten war das stellvertretende Generalkommando gezwungen, das Erscheinen des„ Gothaer Volksblattes" bis auf weiteres zu verbieten."
Die Generalversammlung des Bundes der Landwirte, die alljährlich Mitte Februar stattgefunden hat, ist vom Oberkommando in den Marfen verboten worden.
Zur Wahl in Glatz.
besten die mancherlei Alagen und Beschwerden darüber, daß die Seeresverwaltung mit der Ueberlaffung von Kriegsgefangenen nicht entgegenkommend genug sei. Vielfach hat das aber auch seinen Grund darin, daß es sich um Arbeitsgelegenheiten handelt, zu denen Kriegsgefangene natürlicherweise nicht herangezogen werden kön nen, z. B. weil sie nicht abgesondert oder nicht genügend bewacht
werden können.
Soweit die Kriegsgefangenen nicht zur Außenarbeit herans
gezogen werden, findet sich ausgedehnte e Verwendung für sie in den
Ragern selbst, bei deren Errichtung und auf den Truppenübungs plätzen, bei Instandhaltung der Wege und im Wirtschaftsbetrieb. Aus allem dürfte somit hervorgehen, daß für die Kriegsgefangenen reichliche Arbeitsgelegenheit gefunden ist.
Berlin , 15. Januar. ( W. T. B.) Der Reichsanzeiger" veröffentlicht nachstehenden Erlaß Seiner Majestät des Kaisers an den Reichskanzler: Im Hinblick auf den Ernst der Zeit ist auf Meinen Wunsch bereits angeordnet, daß aus Anlaß Meines bevorstehenden Geburtstages neben den firchlichen und Schulfeiern von den sonst üblichen festlichen Veranstaltungen abgesehen wird. In den langen Jahren Meiner Regierung bin ich daran gewöhnt, daß an diesem Tage Meiner in Tausenden von Telegrammen und Schriftstücken von Behörden, Vereinen und einzelnen Patrioten freundlich gedacht wird. Eine ähnliche Fülle teilnahmsvoller Kundgebungen könnte aber diesmal bei Meinem Aufenthalt in Feindesland leicht zu Störungen des telegraphischen und postalischen Dienstverkehrs im Felde führen und die Mir und dem Großen Hauptquartier obliegenden Arbeiten beeinträchtigen. Ich bin daher zu der Bitte gezwungen, in diesem Wahlkreise Glaz- Habelschwerdt statt. An Stelle des geJahre von einem besouderen Ausdruck von Glück- und Segens- dem einstimmigen Beschluß einer Vertrauensmännerversammlung in storbenen Landgerichtspräsidenten Sperlich wird das Zentrum gemäß wünschen Mir gegenüber abzusehen. Es bedarf auch eines solchen Glaz den Reichsgrafen Anton von Magnis auf Eckersdorf aufMaßnahmen der italienischen Regierung in Valona. in der über unser Vaterland so unvermutet hereingebrochenen stellen. Graf Magnis ist 52 Jahre alt und gehört zu den bekannten Mailand , 15. Januar. ( T. U.) Die Bevölkerung Valonas Zeit der Heimsuchung nicht. Sabe ich doch mit inniger schlesischen Latifundien besigern. Er ist Fideikommiß worden, in fünf Tagen alle Waffen und Munition ab. ist in der ganzen von den Italienern befeßten Bone aufgefordert Befriedigung vielfach erfahren, welches starke Band der Liebe und des Vertrauens Mich und das Deutsche Bolt in traft- Sausdorf und Rischingswalde in der Grafschaft Glas fowie 3uliefern. herr auf Eckersdorf , Neurode, Niedersteine, Gabersdorf , Albensdorf worden, in fünf Tagen alle Waffen und Munition abvoller Einmütigkeit umschlingt. Ich danke im voraus jedem Einzelnen, der an Meinem Geburtstage treue Fürbitte für mich auf Straßnitz mit Welfa und Brerau mit 8elatowi in Mähren . vor den Thron des Höchsten bringt und Meiner freundlich Dem preußischen Herrenhause gehört er lebenslänglich an. gedenkt. Ich weiß Mich eins mit dem gesamten Deutschen Volk und seinen Fürsten in dem unser aller Herzen bewegenden Gebets
währen wolle:
wunsche, dessen Erhörung Gott der Herr uns in Gnaden geWeiterer Sieg über unsere Feinde und nach ehrenvollem Frieden eine glückliche Zukunft unseres teuren Waterlandes!"
Ich ersuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Großes Hauptquartier, den 18. Januar 1915.
Wilhelm L R.
Stimmungen bei den Russen.
.... 11. Januar 1915.
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Eine Reichstagserfaßwahl findet in dem schlesischen
Die vatikanische Politik und die Neutralität. Einige Dinge, die gegenüber den großen Ereignissen der Zeits Sperrung des Operationsgebietes im Ober- Elsak. geschichte ziemlich belanglos schienen, gewinnen in jüngster Zeit eine unleugbare Bedeutung und fangen an, ihr Gewicht jenen interden Ausländern vom 20. Januar ab die Bu- und Abreise im ober- benen fie erst so bedeutungslos erschienen waren. Nach einer Verordnung des Generalfommandos in Karlsruhe ist nationalen Wirren gegenüber geltend zn machen, im Vergleich zu Als der elsässischen Operationsgebiet verboten. neue Papst gewählt wurde, schien as allen recht unwichtig, daß es diesmal ein politischer Papft" war: die Sache Fleischermeister gegen niedrige Höchstpreise. schien nur ein anekdotenhaftes Interesse zu haben. Es zeigt sich Das württembergische Oberamt Rottweil hat kürzlich die Höchst aber fezt, daß ein Papst, der Politik treiben und sein Wirken nicht preise für Schweinefleisch auf 75 und 83 Pf. festgesezt. Die Megger- auf das geistliche Heil der Kirche beschränken will, ein Faktor ist, innung nahm dazu Stellung und verlangte, daß der Höchstpreis auf I mit dem man rechnen muß.
wie sie mit Liſt der Aufsicht entkommen seien. Wenn all die ver-| eintauschen zu wollen. Für ungefähr 100 Mart bekam er zuschiedenen Menschen ziemlich einmütig befunden, daß ihren Kame- sammen. Am anderen Morgen überraschte er seine Stameraden raden der Kampf gründlich über sei, dann geben sie damit wohl init der Mitteilung, das Geld sei ihm gestohlen worden. Manchem der vorherrschenden Stimmung den richtigen Ausdruck. Nach Aus- hat er die letzten Kopeken genommen", bemerkte der Feldwebel. sage russischer Offiziere wird auch in ihren Kreisen die Unlust, weiter zu kämpfen, mit jedem Tage größer. Das ist um so bemerkenswerter, als bei ihnen nicht schlechte Verpflegung die Urfache der Stampfesmüdigkeit sein kann.
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Jeder Gefangene hatte seine Portion empfangen; ungefähr ein Drittel von ihnen kam zum zweiten Male mit dem Geschirr und empfing noch eine Portion. Jeder kann sich mittags sattessen. Es gab Graupensuppe und auf den Mann 100 Gramm Fleisch. Dazu bekommt jeder täglich 1 Pfund Brot. Für den Russen, der ein starter Broteſſer iſt, mag das etwas knapp sein, aber es ist zwei Drittel der Portion, die der deutsche Soldat im Felde betommt. Wir ließen uns je einen Teller voll Suppe auffüllen; fie mundete vortrefflich, nur leere Teller kamen von uns zurück. lind es ſtand da noch ein voller Steſſel, obwohl alle„ Kapitulanten" vefriedigt waren.
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Fangprämien. Der rollende Rubel soll nun helfen. Großfürst Nicolai hat folgende Belohnungen ausgesetzt: für die Gefangennahme eines deutschen gemeinen Soldaten 10 Rubel, eines Unteroffiziers 16 Rubel, eines Offiziers 25 Rubel; für 1 Maschinengewehr 50 Rubel. Gestern sprach ich mit einem russischen Feldwebel, der mit Laut Befehl des Großfürsten ist den Truppen das Aussehen dieser etwa 600 anderen Gefangenen in der hiesigen Strafanstalt interFangprämien bekanntgegeben worden. Man scheint bei den niert ist. Der Mann, ein Lette, ist von Beruf Obergärtner; nach Russen der Kampfesbegeisterung der Truppen doch nicht allzuviel zu seiner eigentlichen Schulzeit hatte er noch eine siebenstufige Gevertrauen; der Rubel soll sie anfeuern. Ganz zweifellos ist min- werbeschule besucht. Sein sympathisches frisches Gesicht unirahmt destens ein sehr großer Teil des russischen Heeres des Krieges ein blonder Bart. Mit seinen lugen blauen Augen schaut er mich gründlich überdrüssig und folgt nur widerwillig den Kommandos freimütig an.„ Sie sind deutscher Abstammung," frage ich. zum Vorgehen. Das kann man auch aus den Bekundungen" Ja," sagt er leise lächelnd. ,, Sie möchten am liebsten nach Gefangener, vornehmlich der Ueberläufer, entnehmen. Auch Hause, nicht wahr? Alle Ihre Kameraden?" ,, Gewiß!" er wieder an die Front wolle. Sie wollten lieber in Gefangennoch andere Anzeichen sprechen dafür. So erhielt ein in Deutsch - Stampfeslust ist nicht vorhanden?" Bei vielen nicht; der Krieg land gefangener Ruffe aus seiner Heimat einen Brief, in dem es hat ja keinen Zwed, keiner liebt den Krieg, aber Nationalität muß heißt:„ Es wird hier bei uns von einem baldigen Friedensschluß sein."„ Na, hier können Sie es aushalten," meint ein Obergesprochen. Pakete, die an die Truppen geschickt werden, werden leutnant. Zögernd erwidert der Feldwebel: Ja... aber..." von den Behörden aufgemacht. Du möchtest wissen, was die Zei- Ich sage zu ihm:" Sie möchten doch lieber an der Front sein!" tungen über den Krieg schreiben. Sie schreiben alle von Siegen, Er blickt mich einen Augenblick an und erklärt dann lebhaft: aber ob es wahr ist, weiß man nicht. Der Brief wurde An-" Ja, gewiß."" Die andern sind aber lieber hier," wende ich ein. fang Dezember aus dem Gouvernement W. abgeschickt. Die Aus-" Ja, die meisten wollen nicht mehr kämpfen." Ist das wegen fagen der Gefangenen darf man nicht allzu wörtlich nehmen. Sie der Verpflegung? Viele Gefangene sagen, sie hätten nicht genug erklären, mit wenigen Ausnahmen, sie wären schlecht verpflegt zu essen bekommen." Rasch und energisch entgegnet der Feldworden, hätten Hunger leiden müssen; mit solchen Erklärungen webel:" Das sagen sie nur; die Verpflegung ist gut." Wie ist will man Mitleid erregen oder seine Tat beschönigen. Das russische die Beköstigung?"" Im Felde bekommt der Mann täglich zwei Heer setzt sich aus den verschiedensten Elementen zusammen, ver- Pfund Brot und zweimal warmes Essen." Und dann erzählt er schieden in Charakter, verschieden in geistiger Entwickelung, mora- weiter, daß von unvermeidlichen Ausnahmen abgesehen, die lischer Auffassung und kulturellen Gewohnheiten. Ich sah Ge- Lebensmittelzufuhr auch stets klappte. fangene, die stumpf dahintrabten, sah solche, die scheu umherblick- Wir stehen auf dem Hof; es wird gerade Mittagessen ausgeten, andere, denen tindliche Naivität aus dem Gesicht sprach, wieder teilt. Der Feldwebel, der mit noch drei russischen Einjährigen zuandere, die unter der Gefangenschaft moralisch litten, über deren sammen als Aufseher fungiert, ruft einige Leute, die sich vordränZüge bittere Betrübnis ausgegossen lag; Leute mit intelligentem gen, und ohne Müße oder Rock erschienen sind, zur Ordnung. Es Gesichtsausdruck sehen teils zufrieden, teils niedergedrückt aus, scheinen wilde Gesellen darunter zu sein. Der Feldwebel mußte licher Verfassung und gut ausgerüstet. Manche tragen Pelzmüßen; manche dagegen schreiten stolz erhobenen Hauptes, ohne auch nur sich sogar beim Kommandanten über einen seiner Kameraden, der auf die Seite zu blicken, dahin; einige wieder starren wie welt - tätlich gegen ihn geworden war, beschweren. Und einer der Einverloren zu Boden. Direkt an der Front sah ich Ueberläufer , die jährigen wurde seines Vertrauenspostens enthoben und mit Arrest lachend angelaufen tamen, als freuten sie sich, ihren Führern ein bestraft. Trotz Verbotes hatte er bei den Kameraden russisches Schnippchen geschlagen zu haben. Einige erzählten dann stola, Geld eingesammelt unter dem Vorgeben, es gegen deutsche Münze
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Bon keinem der gefangenen gemeinen Soldaten hörte ich, daß schaft bleiben, bis der Krieg zu Ende sei. Sie wüßten nicht, wofür sie sich totschießen lassen sollten.„ Auch die Offiziere wissen nicht, warum Strieg ist", sagte einer. Niemand will mehr kämpfen", fagte ein anderer. Ein Infanterist vom 224. Regiment erklärt: Bei jeder Kompagnie ist nur noch ein Offizier. Die Soldaten und Offiziere haben keine Lust zum Kriege." Nur die Furcht, auf Kommando der Offiziere von den hinten liegenden Mannschaften oder den Offizieren selbst erschossen zu werden, halte viele zurück. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß die Russen, wenigstens hier im Osten, keine große Zahl vollwertiger und ausgebildeter Mannschaften mehr unter den Truppen haben. Viele der in der letzten Zeit gemachten Gefangenen sind so unwissend und schwerfällig, daß selbst mit Hilfe eines Dolmetschers von ihnen nichts zu erfahren ist. Deutsch sprechen können nur sehr wenige unter den Gefangenen. Ein großer Teil hat eine nur kurze militärische Ausbildung hinter sich. Zwei der erwähnten Einjährigen waren nur vier Wochen lang ausgebildet worden und mußten dann gleich an die Front. Im allgemeinen sind jedoch auch die in den letzten Wochen gefangen genommenen Russen in guter förperwie sie angeben, find das Liebesgaben.- Die offenbar vorhandene Unluft zum Weiterkämpfen hat nach alledem nicht Entbehrungen zur Ursache; fie entspringt der psychischen Verfassung der Truppen. Man hat die Geschichte eben fatt! Düwell, Kriegsberichterstatter.