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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 54.

Parlamentsberichte.

genommen.

Deutscher Reichstag .

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Dienstag, den 6. März 1894.

"

11. Jahrg.

an, wenn er sagt, alles was Herr Kirchhoff gethan, war sein zweifellos ohne Ueberlegung im Affekt geschehen. Geht aber ein gutes Recht und er befand sich im Stande der Nothwehr. Das anderer, der auch an seiner Ehre schwer gekränkt ist, mit der war nicht der Fall. Nicht jeder Verbrecher ist ein Hallunke, aber Waffe in der Hand zum Beleidiger, fordert ihn unter der 63. Sigung vom 5. März. 1894, 2 Uhr. der edelste, heldenmüthigste Vater bleibt im Falle des Generals Drohung, ihn niederzuschießen, zum Widerruf auf und führt dann Am Tische des Bundesraths: von Bötticher, von Kirchhoff ein Verbrecher. Hält man am Standpunkt des Kriegs- diese Drohung aus, so liegt zweifellos Ueberlegung vor und Marschall, Bronsart von Schellendorff. ministers fest, dann giebt man jedem, der sich zum Rächer seiner daher ein Mordversuch. Was hat Kirchhoff anders bezwecken Die Berathung des Militäretats wird fortgesetzt und Ehre macht, dasselbe Recht, so auch dem Vater, dessen Tochter wollen? Die Familie wollte ich nicht in diese unangenehmen die Debatte über das Kapitel Militär- Justizwesen" wieder auf- durch einen Offizier verführt ist, diesen über den Haufen zu Dinge hineinziehen, wie mein Schweigen am Sonnabend beweist. schießen. Thatsächlich befindet sich der Kriegsminister auch im Ich habe die Sache nur vom Gesichtspunkte der Militär- Straf­Kriegsminister Bronsart von Schellendorff : Herr Bebel Irrthum. Wenn der Wahrheitsbeweis abgelehnt ist, so liegt das prozeßordnung betrachtet; um an diesen und anderen von mir hat abfällig fritifirt, daß auch von allerhöchster Stelle dem lediglich am Staatsanwalt, der auf den beantragten Wahrheits- vorgeführten Fällen nachzuweisen, daß diese einer Aenderung be­General mildernde Umstände zugebilligt wurden. Das beweis teinen Werth legte. Nimmermehr dürfte der Kriegs- darf. Der Kriegsminister sagt aber: erstens fann das nicht Recht der Begnadigung und der Verleihung von Dekorationen minister, der Vertreter der höchsten Militärjustiz- Behörde, daraus gefolgert werden und zweitens hatte General Kirchhoff ist ein souveränes Recht des Königs von Preußen, über das hier das Recht der Selbstrache proklamiren. Wenn der General vollkommen Recht. Das ist aber einfach die Proklamirung des im hohen Hause keine Kontrolle geübt werden darf. Wenn trot- nun zu uns fäme, zu Herrn Bebel und mir, und uns Faustrechts, das zu der Zeit, wo noch fein geordnetes Staats­dem darüber gesprochen wird, protestire ich dagegen als gegen über den Haufen schießen wollte, würde er sich auf die und Gerichtswesen existirte, vielleicht am Blaze war, aber nicht einen Eingriff in die Rechte der Krone Preußen. Ausführungen des Kriegsministers von heute berufen können. gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Gerade ich als Sozial ( Beifall rechts.) Man beruft sich oft auf die öffent- Diese ungeheuerliche Konsequenz wollen wir denn doch nicht auf- demokrat bin hier in der wunderbaren Lage, die Institute des liche Meinung; ich berufe mich auf das öffentliche kommen lassen. Rechtsstaates gegen einen föniglich preußischen Minister in Gewissen. In diesem Prozeß wäre der General von den Kriegsminister General Brousart v. Schellendorff: Die Schuh nehmen zu müssen. Das Faustrecht ist proklamirt. Hat Geschworenen freigesprochen. Wird das Beschwerde recht geändert Ausführungen des Abg. Lieber haben mich außerordentlich sym- der Kriegsminister Recht, dann kann auch keinem Anarchisten ver­und zwar in allernächster Zeit, dann wird es nicht geschehen auf pathisch berührt, obwohl ich nicht in allen Punkten mit ihm ein- wehrt werden, gegen seine Richter oder gegen jemand anders Anregung des Abg. Bebel. Dieser nimmt an, die Goldaten, verstanden bin. Ich habe gar nicht gesagt, daß jeder Mensch mit der Bombe vorzugehen, dann kann gegen feinen Soldaten welche Zeugen einer Mißhandlung sind, verschweigen vor Gericht das Recht habe, zur Selbsthilfe zu greifen. Ich habe mehr eingeschritten werden, der aus demselben Grunde mit der die Wahrheit und bekennen die unwahrheit. Dann müßten sie in bezug auf den General Kirchhoff gesagt: Er hat sich Waffe auf seinen Vorgesetzten losgeht. Herr von Manteuffel ja einen Meineid leisten. Herr Bebel tennt weder unsere Ein- gegen das Gesetz vergangen und er ist verurtheilt und will nur diejenigen Ausführungen des Kriegministers am Sonn­richtungen, noch unsere ehrlichen Soldaten. Irrthümlich sind bestraft worden. Der Ausdruck, er hatte ein Recht, den abend beklatscht haben, die er heute gemacht hat! In Wirklich­auch die Angaben des Herrn Bebel über den Beschwerdeweg. Mann niederzuschlagen", war nicht im juristischen Sinne feit haben Sie( rechts) ihm Beifall geklatscht, weil Sie auf dent Es ist nicht wahr, daß der Mann bestraft wird, wenn er sich gebraucht. Kein Mensch hat das Recht, jemanden niederzu- Boden stehen, der trotz aller Berufung die christliche Moral beschwert, und auch bestraft wird, wenn er sich nicht be- schlagen, sondern er muß den anderen, wenn er sich verletzt fühlt, Selbsthilfe, Duelle u. s. w. vorschreibt. Der Staat aber verbietet schwert. Näher will ich jetzt auf die Sache nicht eingehen. verklagen. Ich habe nur gesagt:" Wenn jemand von Ihnen die Selbsthilfe. Wie oft sind die Sozialdemokraten in der Lage Herr Bebel hat dann eine ganze Reihe von Mißhandlungen irgendwo in einem öffentlichen Zotal" sich befindet, und es wird gewesen, sich über die Klassenjustiz zu beschweren, aber soweit vorgeführt. Diese Mißhandlungen werden nicht in Berlin , son- seine Frau oder Tochter beleidigt und beschimpft, dann schlägt er wie der Kriegsminister geht, ist tein Sozialdemokrat gegangen; dern bei den Kommandobehörden und ordentlichen Gerichten ihn nieder, und das sage ich heute noch. Ich habe damit nur solches kann überhaupt nur geschehen in einem Militärstaate, erörtert; ich kann nicht schon jetzt darüber Auskunft geben, wie eine Thatsache fonstatiren wollen. Da müssen Sie doch einen der noch mit einem Fuße in der Barbarei steht. Sehr wunderbar weit die Angaben des Herrn Bebel und seiner Gewährsmänner Unterschied machen, das ist doch ein sehr gewaltiger Unterschied. ist, daß der Kriegsminister sich auf die Schwurgerichte bezog; richtig, entstellt oder übertrieben sind. Von der Erörterung Ich soll gesagt haben, Kirchhoff hat dazu sein gutes Recht gehabt. Die selbstverständliche Konsequenz wäre doch die Einführung der solcher Spezialfälle tann ich mir feinen Nußen versprechen. In Das ist mir nicht eingefallen, dagegen protestire ich mit aller Schwurgerichte statt des geheimen Militär- Strafverfahrens.( Heiter­dem Fall Frey hat sich Herr Bebel nach eigener Erklärung geirrt; Entschiedenheit, daß meine Worte so ausgedeutet werden. Er feit links.) Der Kriegsminister erklärt, ich taste das Begnadigungs­diese Erklärung ist dankenswerth, aber erfolgt doch erst sehr spät. hat kein Recht dazu gehabt. Aber in der Presse wird es anders recht der Krone an. Ich habe nichts davon gesagt, ebenso Jm gewöhnlichen Leben wird Herr Bebel mit seiner Rechtlichkeit dargestellt, und schließlich werde ich wie ein Mensch betrachtet, wenig manches andere, was mir heute der Kriegsminister vor­und Höflichkeit sofort jeden um Verzeihung bitten, dem er unab- der gar keinen gefunden Menschenverstand besitzt. wirft, obwohl er sich eine Abschrift meiner Rede aus dem amt­fichtlich weh gethan. Ich weiß nicht, ob er dies auch dem Abg. v. Manteuffel( dk.): Wir haben dem Kriegsminister lichen Stenogramm hat geben lassen. Die Gnade der Krone Hauptmann Frey gegenüber gethan hat. Er ist mystifizirt Beifall gespendet, weil er dem Angriff des Abg. Bebel so ent- werden wir allerdings nie und nimmermehr in Anspruch nehmen. worden; ich finde das sehr zart ausgedrückt, denn wenn schieden entgegentrat. Menschlich geurtheilt hat General Kirchhoff( Ruf rechts: Na, na!) Die Sozialdemokraten werden ihre jemand eine solche Mittheilung bekommt, die nicht gehandelt, wie wir beide, Herr Lenzmann und ich, gehandelt haben Strafen stets auskosten. Während man vielfach in Fällen ge­blos unwahr, sondern eine Verleumdung eines ehren- würden. Dem Kriegsminister spreche ich noch meinen Dank dafür meiner Verbrechen Gnade walten läßt, sind noch bei allen werthen Offiziers enthält, so ist er, auf gut deutsch gesagt, aus, daß er die Rechte der Krone so energisch gewahrt hat. Amnestien die Sozialdemokraten ausgenommen gewesen, so beim gröblich belogen worden. Herr Bebel meinte hier im März Wir verwahren uns entschieden gegen die Art, wie der Ab- Regierungsantritt des jetzigen Königs von Sachsen und des vorigen Jahres, der Fall stelle sich anders dar, als es sich aus geordnete Bebel diese Prärogative auch nur bedingungsweise Kaisers Friedrich. Wir wundern uns darüber nicht, uns läßt den Militäraften ergebe; vor Gericht hat es Herr Bebel etwas angetaftet hat. Gegen die Begnadigung der Frau Prager hat das ganz gleichgiltig. Was das Beschwerberecht anbetrifft, so anders ausgedrückt. Jeht sagt Herr Bebel, er sei mystifizirt. doch das Berliner Tageblatt" nichts einzuwenden gehabt. Nach wissen wir sehr gut, daß die Beschwerdeführer davon keinen Vor­Der Hauptmann Frey ist schwer verleumdet, viele Leute haben den letzten Erfahrungen gehen wir an die neuesten Angaben des theil haben, daß wir ihre Beschwerden vorbringen. Aber ein einfach die Sache geglaubt, die amtlichen Aussagen des früheren Herrn Bebel über Soldatenmißhandlungen nur mit Mißtrauen Erfolg wird doch erreicht: Hört der Bundesrathstisch nicht, Kriegsministers wurden angezweifelt; jetzt hat Herr Bebel die heran. Eine ganze Anzahl davon hat sich als unerheblich oder um so deutlicher hört man draußen im Volke. Ich habe Sache zurückgenommen; allen Drei sind doch diese Vorgänge unwahr herausgestellt. Wir mißbilligen diese Mißhandlungen auch nie gesagt, daß höhere Offiziere die Mißhand­nicht angenehm und ich muß die Sache hier ausbaden ein mehr als Sie; für Sie haben dieselben doch einen gewissen Reiz. lungen billigen; ich habe stets anerkannt, daß die höheren Bergnügen darüber empfinde ich auch nicht.( Heiterkeit.) Im Verhältniß zu der großen Anzahl von Soldaten, Unter- Stellen die Mißhandlungen ausgerottet wissen wollen. Welchen Vortheil solche Erörterungen also für uns haben offizieren und Offizieren sind die angeführten Mißhandlungen Aber die offiziellen Akten beweisen doch, daß auch die Offiziere sollen, verstehe ich nicht. Wir wollen die Mißhandlung aus- doch nur eine winzige Bahl, noch nicht eine Mißhandlung pro nicht genügend dem Willen der höheren Vorgesetzten nachkommen, rotten und werden es auch. Die Zahl ist ja immer noch eine Armeekorps. Das militärische Mißhandlungs- Melde- Amt, welches wie das der bekannte Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen viel zu große, aber die Bestrebungen, diesem Uebel zu steuern, die Sozialdemokraten eingerichtet haben, bringt jedenfalls alles über die Mißhandlungen ausdrücklich von den Spruchrichtern, find nicht ganz ohne Erfolg geblieben; die Prozentzahl ergiebt zusammen, was überhaupt ermittelt werden kann. Alle diese also von Offizieren ebenso behauptet, wie der ähnliche Erlaß des ein stetiges Fallen. Aus dieser erfreulichen Thatsache glaube ich mißhandlungen bedeuten garnichts gegen die grausamen Bru Kriegsministers von Safferling in Bayern . Im Jahre 1885 hat den Schluß ziehen zu dürfen, daß wir noch weiter herunter talitäten, die bei Streits gegen diejenigen verübt worden find, General v. Manteuffel sich ganz ebenso scharf an die Offiziere tommen werden; daß wir bis auf Null kommen, will ich nicht welche weiter arbeiten wollten. Fegen Sie also zunächst vor gewendet, um ihnen zu Gemüth zu führen, daß sie durch ihr verbürgen; hätten wir ein Mittel einen Gefreiten, der Unter- Ihrer eigenen Thür!( Beifall rechts.) Beispiel auf die Unteroffiziere einwirten müßten, um das Be offizier werden soll, daraufhin zu prüfen, ob er von seiner Macht Abg. Bebel( Soz.): Jch habe es am Sonnabend sorgfältig ver- gehen von Mißhandlungen zu verhindern und unmöglich zu Mißbrauch machen wird, so würde dieses Ziel sehr schnell er mieden, die Familie des Generals Kirchhoff in diese Debatte machen. Heute führt der Kriegsminister Zahlen an, welche einen reicht werden können. Der Sinn für Mißbrauch der Gewalt hineinzuziehen, aber der Kriegsminister hat es gethan. Er mag Rückgang der Mißhandlungen durch Borgesetzte beweisen. Dieser tritt erst dann hervor, wenn dem Menschen größere Rechte es für angemessen gefunden haben, die Sache in der Weise zu Rückgang ist gerade die Folge davon, daß wir diese Erzesse Jahr und Freiheiten eingeräumt werden. Herr Bebel Der erörtern, wie es von ihm geschehen ist. Ich bin jetzt genöthigt, für Jahr unverdrossen zur Sprache bringen und stößt gegen den gesunden Menschenverstand, wenn er auch nach dieser Richtung auf die Sache einzugehen. Der in der Armee angefangen hat, hierauf zu hierauf zu achten. die Mißhandlungen sollten den Sinn Kriegsminister hat Recht mit der Voraussetzung, daß ich am Wenn mir unter der großen Menge der mitgetheilten Thatsachen für Selbständigkeit, für eigene Berantwortung beim Sonnabend nichts wider besseres Wissen gesagt habe, aber wenn hie und da einmal etwas unterläuft, was nicht zu beweisen ist; Soldaten ersticken. Das Gegentheil ist die Wahrheit. ich den Fall am Sonnabend schon so gefannt hätte wie heute, wäre wenn ich belogen worden bin, so kann das jedem passiren. Die Soldat soll unentwegt und fest bleiben gegenüber mein Urtheil höchst wahrscheinlich noch schärfer ausgefallen. Bahl der Fälle von Mißhandlungen von Streitbrechern ist eine den Verlockungen derer, die die bestehende Gesellschafts. Es ist mir wieder so wie neulich beim Fall Oppen- verschwindend kleine gegen die der Mißhandlungen in der Armee. ordnung beseitigen, Thron und Altar umstürzen wollen, die sich heimer gegangen. Da war der Kriegsminister bezüglich( Widerspruch rechts.) Daß die Sozialdemokraten die Soldaten nicht entblöden, die Soldaten zum Bruch des Fahneneides auf der Ableugnung des Verkehrs mit mir seitens Oppenheimer's zum Bruch des Fahneneides auffordern, ist eine ganz unbewiesene zufordern.( Beifall rechts, Unruhe links.) Das kann nur der vor der Straßburger Universitätsbehörde falsch berichtet und jetzt Behauptung. Wir haben jetzt unter unsern 44 Mann der ehrliche Soldat, nicht der verkommene, dem durch die Miß ist er über den Verlauf des Prozesses Kirchhoff falsch berichtet. Fraktion 13, welche Unteroffiziers- oder Feldwebelrang haben, find handlung das Ehrgefühl ausgetrieben ist. Dieser fällt jener Im Falle Oppenheimer war ich im Recht, aber die Herren auf diese vielleicht deshalb befördert worden, weil sie derartiges ge Partei als Opfer in die Hände. Die Verrohungs- Statistik weist der Tribüne, die für die Zeitungen referiren, haben den Fall so than haben oder nicht vielmehr, weil sie sich ausgezeichnet von 1882-90 in der Zivilbevölkerung ein Aufsteigen auf. Mit dargestellt, als ob ich im Unrecht geblieben wäre, und darauf hin gehalten Die Dinge gehen ganz von selbst, diefen prozentualen Zahlen müssen wir auch bei dem alljährlichen habe ich eine Anzahl Briefe bekommen des Inhalts:" Da sehen wir brauchen nur die Kunst des Wartens zu verstehen. Zuwachs der Armee rechnen. Wenn Herr Bebel die Selbstmorde Sie, wie Sie mit Ihrer Vertheidigung eines Juden hereingefallen Die Zahlen der bekannten Broschüre habe ich nicht angezweifelt, mit den Mißhandlungen in Verbindung setzt, so ist das für mich nicht sind." Nach der Erklärung des Kriegsministers am Sonnabend sondern nur angeführt, daß in den Fällen von Soldaten­mehr neu. Die von Herrn Bebel angezogene statistische Broschüre hat fagte ich mir sofort, so fann der Fall nicht gelegen haben, mißhandlungen, welche zum Selbstmorde geführt haben, die ihm zu Schlüssen Gelegenheit gegeben, welche das Gegentheil von denn sonst hatte General Kirchhoff unter allen Umständen dabei intereffirten Offiziere, Aerzte u. f. w. bemüht sind, dem denjenigen sind, die alle übrigen Leute daraus gezogen haben. die Möglichkeit, die Sache weiter zu verfolgen. Im Selbstmorde andere Motive als Mißhandlungen unterzuschieben. Die Selbstmorde werden in der Armee ganz anders untersucht Briefkasten des Berliner Tageblatt" stand vor zwei Jahren Aus Furcht vor der höheren Stelle und davor, daß die öffent­wie im bürgerlichen Leben. Ueber jeden Fall werden gerichtliche die Notiz: Die erwachsene Tochter eines höheren Offiziers liche Meinung über die große Zahl der Selbstmorde wegen Miß­Erhebungen aufgenommen und ein Attenstück angelegt; von oben in Brandenburg a. H. ist seit einigen Tagen verschwunden. handlung aufgeregt werden würde, sucht man durch andere An her wird nicht dazu geholfen, die Motive der Selbstmorde zu Gleichzeitig ist der Bursche des Offiziers in der Kompagnie gaben, Furcht vor Strafen" und" Ursache unbekannt", zu täuschen. verschleiern. zurückversezt worden". Auf grund dieser Notiz, in der kein Dem sächsischen Kriegsminister bestreite ich, daß Dr. Gradnauer Abg. Lieber( 3): Namens des Zentrums erkläre ich, daß Offizier genannt war, hat das Offizierforps der Garnison eine Verlegung des§ 102 des Militär Strafgesetzbuches selbst unter uns niemand dem Kriegsminister einen Vorwurf aus der Brandenburg gegen das Berliner Tageblatt" Klage erhoben, zugegeben hat. Die Notiz hatte nach Dr. Gradnauer's Dar warmen und ritterlichen Vertheidigung eines abwesenden und und es ergingen 3 Urtheile am 8. August 1892, 11. November stellung folgenden Ursprung. Gradnauer war, nachdem er als schwer angegriffenen Kameraden macht. Wir erkennen auch die 1892 und 4. März 1893; der letzte Termin fand also volle sechs Kandidat bei den Dresdener Wahlen 15 000 sozialdemokratische tiestragische Verwickelung an, die dem General zu seinem Monate vor dem Attentat oder Mordversuch des Generals Stimmen erhalten hatte, im Bataillon Gegenstand allgemeiner Echritte getrieben hat. Auch das Gerichtsverfahren, welches Kirchhoff auf den Redakteur Harrich statt. Der Kriegsminister Aufmerksamkeit. Die Art und Weise, wie die Offiziere vielleicht infolge der Ueberbürdung in diesem Falle nicht ganz sagte, erst aus dem Erkenntniß habe Kirchhoff ersehen, daß es ihn behandelten, wirkten mehr in der Armee für die Sozial­einwandsfrei war, mag an dieser Berwickelung mit schuld sich um seine Tochter handelte. Der General soll auffallender demokratie, als seine eigenen Worte es vermochten. Gin biederer sein; endlich ist mit schuld die vorschnelle Stellung- Weise erst 7 Monate nach dem Termin Kenntniß davon Bürger wollte als fönigstreuer Mann ihn nicht ins Quartier nahme des von dem General befragten Rechtsanwalts. erhalten haben, daß es sich um seine Person handelte. nehmen. Das verbreitete sich natürlich wie ein Lauffeuer durch Jedenfalls find wir nicht in der Lage, mit Herrn Der Rechtsanwalt, der seine Sache vertrat, muß seine Interessen das ganze Regiment, es wurde vielseitig erörtert und kommentirt, Bebel von einem Mordanfall zu sprechen. Ein Recht der Selbst in der That sehr oberflächlich wahrgenommen haben, daß er ihn und also auch für die sozialdemokratische Sache gewirkt, und von hilfe und der Nothwehr in diesem Falle und überhaupt anzu- nicht in Kenntniß setzte. Der Wortlaut des letzten Erkenntnisses diesem Gesichtspunkt hat Dr. Gradnauer jene. wie ich zugebe, erfennen sind wir nicht im stande; sowohl die christliche als die hätte doch auch den Klägern zugestellt werden müssen. Aber ungeschickte Notiz veröffentlicht. Das Schlimme bei der Sache ist, menschliche Moral, als das Recht eines geordneten Staates ver- dieses zugegeben, tam ihm jezt erst zu Ohren, daß er und seine daß man, noch ehe man wußte, von wem die Notiz eigentlich bieten unter solchen Umständen zu solcher Selbsthilfe zu greifen. Tochter die Beleidigten waren, so konnte er für seine Person ausging und was darunter zu verstehen war, den Mann aus Wir verurtheilen das Vorgehen des Generals und verwahren gegen den Redakteur von neuem mit einer Klage auf grund der dem Zivilverhältniß herausriß, ihn in die Uniform steckte und uns gegen diese Ausführungen des Kriegsministers. Strafprozeß Ordnung vorgehen. Hätte er nachweisen können, ihn dem ganzen Zauber des militärgerichtlichen Verfahrens fast Abg. Lenzmann( fr. Bp.): Der Staat muß auch hier der daß der ganze Fall erst zu seiner Kenntniß gefommen sei, so 2 Monate unterwarf, ohne daß etwas gegen ihn vorlag. Die Träger der Rechtspflege werden. Ueber das Beschwerderecht wäre der Redakteur des Tageblatts nicht mit 1000 M. Geld- Berurtheilung des Unteroffiziers vom 134. Regiment in Leipzig , will der Minister mit uns nicht verhandeln. Thatsächlich un strafe weggekommen, sondern in eine ganz gehörige Gefängniß der doch auch eine schwere Gotteslästerung begangen hatte, zu richtig ist, daß das ganze Beschwerder echt dem König vorbehalten strafe genommen worden. Dieses Rechtsmittel stand dem General zwei Monaten ist ganz außerordentlich milde, die Vorgesetzten ist.§ 117 des Gesetzes legt ein ganz bestimmtes Beschwerderecht zu, er hat aber davon keinen Gebrauch gemacht, sondern statt kommen eben immer sehr glimpflich weg, während die geringsten gesetzlich fest. Der Fall Kirchhoff hat für mich ein ganz anderes dessen geht er zu seinem Rechtsanwalt, der ihm wunder- Versehen der gemeinen Soldaten drakonisch geahndet werden. Interesse als für Herrn Bebel. Menschlich kann ich dessen That barerweise fagt, es lasse sich dabei nichts mehr thun, Gs bedarf nicht bloß der Aenderung der Strafprozeß- Ordnung, erklären und entschuldigen; ich selbst wäre auch im stande, und schießt auf den Redakteur, den er aber zufälliger sondern auch des barbarischen Strafgesetzbuches.( Beifall bei den nicht erschießt. Ob Mord­jeden über den Haufen zu schießen wie einen tollen Hund weise oder Todtschlags- Sozialdemokraten.) will ich den Rechtskundigen überlassen. oder zu Tode zu peitschen, der auch nur irgendwie meine versuch, Kriegsminister Brousart von Schellendorff: Es hat sich Tochter antastete, aber ich würde dann die Konsequenzen Daß der Fall so aufzufassen ist, beweist folgende Aeußerung eines in einer ganzen Reihe von Fällen herausgestellt, daß die Sachen dieser Handlungsweise auf mich nehmen; ich habe ein Staatsanwalts in einem andern Prozesse vor dem Schwurgericht: anders lagen, wie die Herren Sozialdemokraten sie hier dar­Berbrechen begangen und muß dafür bestraft werden. Wenn ein Mann in seiner Ehre schwer beleidigt ist und greist gestellt haben, aber wir fönnen doch nicht jeden einzelnen Fall Deshalb greife ich auch nicht Kirchhoff, sondern den Kriegsminister zur Waffe und schießt den Beleidiger nieder, so ist die That hier aftenmäßig richtig stellen. Herr Bebel scheint zu glauben,

uns unterschiebt,

Der

gern

"

man