der Firma gelang, durch Heranziehung Indifferenter die streikenden Arbeiter zu ersetzen. Nun ist der Lohnkampf mit doppelter Energie aufgenommen und sind die Streikenden willens, die Arbeit nicht früher aufzunehmen, bis die gestellten Forderungen bewilligt sind. Sämmtliqie Streikenden gehören dem deutschen Lederarbeiter- Verband-rn. Vor Zuzug nach Oranienburg swird gewarnt. Alle Arbeiterblätter werden um Zlbdruck gebeten. D i e L o h n k o m mi ssi o n der streikenden Weißgerber zu Oranienburg . I. A.: G. Krüger, Bahnhofstr. 10 IU. Tr. Achtung, Galanterie-Maler l Die Kollegen bei der Firma C r y n s junior, Dieffenbachstr. 36, befinden sich in Diffe- renzen mit ihrem Prinzipal wegen Verkürzung der Arbeitszeit und bessere Arbeitsverhältnisse. Vor Zuzug wird ge- warnt. Hermann Rosenthal, Adalbertstr. 16, 2 Tr. An die Maler, Lmfirer nud Anstreicher in Berlin und Umgegend! Kollegen i Im Jahre 1889 hatten wir in einen mehrere Wochen andauernden Lohnkampfe gegen den Kapitalismus, gegen die Unterdrückung des Uuternehmerthums geführt. Trotzdem mit äußerster Erbitterung auf unserer Seite gekämpft wurde, war es uns doch nicht möglich, Sieg auf der ganzen Linie zu verzeichnen. Wie steht es nun aber mit den Errungenschaften von 1389? Mit Ausnahme von einigen kleineren Werkstätten, wo die Forde- rungen bis heute hochgehalten sind, ist durch die Gleichgittigkeit und den Jndisserentismus der Kollegen alles wieder verloren gegangen und nicht nur dieses, noch viel erbärmlicher sind die Zustände wie vor 1389. Kollegen! Wollt Ihr noch länger in dieser Gleichgiltigkeit verharren? WolltJhrnochlängerstumpf und träge in Eurer elenden Lage dahinsiechen, bis Ihr ganz erdrückt seid? Nein und abermals nein! Das dürft Ihr nicht, könnt Ihr nicht wollen, schon um Eurer Kinder, Eurer Familie halber nicht. Gerade aus dem Verhalten des Unternehmerthums ergiebt sich für uns die Lehre, daß wir Arbeiter uns als eine Klasse zu be- trachten haben. Organisiren wir uns in den seinzelnen Werk- stätten, d. h. bestimmen wir einen Kollegen als Werkstatt-Dele- girten. Derselbe tritt mit dem Vertrauensmann in Verbindung, um Sammelmarken h 10 Pf. alle Woche umzusetzen und über eventuelle Maßnahmen der Bewegung zu berathen u. f. w. Wir wenden uns daher jetzt nachdrücklichst an die Kollegen der großen Werkstätten, wie Bodenstein, Richter, Sabotta, Lange(Elsasser- straße), Sonnenburg u. Vorsheim, Vorras u. Kowalski u. f. w. Gerade diese Kollegen haben das Solidaritätsgefühl im Lohn- kämpfe vollständig mißachtet. Sie leisteten dem Unternehmer- thum bewußt oder unbewußt vortreffliche Dienste gegen ihre eigenen sich im Kampfe befindenden Arbeitsbrüder. Unterzeichneter ersucht nun die Kollegen, speziell in den oben- genannten Werkstätten, sich zu organisiren, einen Werkstatts- Delegirten zu ernennen, der mit Unterzeichnetem in Verbindung tritt, den Vertrieb der 10 Pf.-Marken für den Unterstützungs- fonds zum Lohnkainpfe übernimmt. Das Geld für die umgesetzten Marken ist alle Woche abzuliefern, worüber die Delegirten Quittungen erhalten. Rücksprache über eventuell zu ergreifende Maßregeln und Entnahme von Marken für den Unterstützungsfonds sind vom Donnerstag, den 8. März, Abends 8 Uhr ab, alle Abende und Sonntags, Vormittags 10—12 Uhr, vom Vertrauensmann im Restaurant A. S p a a r, Skalitzerstraße 123, in Empfang zu nehmen. A« die Maler und Anstreicher! Die Kollegen werden gebeten, darauf zu achten, daß der Zuzug nach Frank- f u r t a. M., Nordhausen , Greiz und Fürstenwalde ferngehalten wird, da die dortigen Kollegen in den Lohnkampf eintreten. Achtung! Die Schneider Stuttgarts befinden sich in einer Lohnbewegung, deren Tragweite noch nicht abzusehen ist. Da unsere Herren Arbeitgeber jetzt schon in auswärtigen Blättern aus dw Ar- beitcrsuche gehen, so bitten wir alle Kollegen, sich in solchen An- gelegenheiten nur an die unterzeichnete Kommission zu wenden. Der Zuzug nach Stuttgart ist deshalb streng fernzuhalten. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck gebeten. Die Lohnkomnrission der Schneider Stuttgarts. Adresse: Gasthaus zum Hirsch(Hirschfir. 14). In Keula bei Muskau (Schlesien ) legten die o r m er der Eisenhütten die Arbeit nieder, weil ihnen eine edeutende Lohnredultion angekündigt worden war. Zuzug ist fernzuhalten. Ein größerer Streik der Schäftcarbeiter steht in Budapest zu erwarte». Die Gesellen haben ihre Forderunge» an die Meister eingereicht; sind dieselben bis 10 Tage vor Ostern nicht bewilligt, so beabsichtige» dieselbe», die Ar- bett niederzulegen. Die Forderungen sind unter anderem: Ab- schaffung der Akkordarbeit, Verkürzung der Arbeitszeit aus 10 Stunden, Einführung eines Minimallohnes u. s. w. In VervierS , Belgien , stehen zirka 300 Schuhmacher im Streik, um eine Lohnerhöhung von 2S pCt. zu erkämpfen, die ihnen nach und nach abgezogen worden ist. Dem Bericht für 1393 über die Ausführung des Schweizer Fabrikgesetzes, der soeben erschienen ist, ent> nehmen wir, daß im Jahre 1893 320 Etablissements mit 4390 Arbeitern unter das Fabrikgesetz gestellt und daß ISS Etablissements mit 2369 Arbeitern aus dem Verzeichniß der Fabriken gestrichen wurden. Es hat somit im letzten Jahr eine Vermehrung der dem Gesetze unterstellten Etablissements um 16S mit 2021 Arbeitern zugenommen. Auf 31. Dezember 1893 waren dem Gesetze 47vg Etablissements mit 190 400 Arbeitern (am 31. Dezember 1883 2341 Etablissements) unterstellt. Die Zahl der Bewilligungen für Nacht- und Sonntagsarbeit hat sehr bedeutend abgenommen. Fette Pfründe für Milltärautvärter. Mit 7S Mark Jahresgehalt wird die Stelle eines Sakristans in der Gc> meinde Grunewald, Kreis G l a tz, ausgeboten. Vom Bewerber wird gefordert:.Gehorsam gegen die Vorgesetzten, Ehrerbietung im Gottcshause, Unbescholtenheit des Wandels, Anwesenheit und Vornahme der erforderlichen Arbeiten und Handgriffe vor, bei und nach dem Gottesdienste an allen Sonn- und Feiertagen, bei allen Funktions- und Fundationsinessen; Reinigung der Kirche, Paramente und Utensilren, Herumreichen des Klingelbeutels, Auf- rechterhaltung der polizeilichen Ordnung in der Kirche und ihren Zugäugen, auf dem Thurm« und dem Kirchhofe laut Instruktion des sürstbischöflichen Vikariats- und Tekanatsamtes vom 11. Mai 1335."— Ter Beneideuswerihe darf also auch noch den Klingel- beute! schwinge» für andere natürlich. Wie es ihm nur gelingen mag, sein Geld an den Mann zu bringen? Der Arbeiterverein zu Leipzig , der Filialen auch in allen größeren Vororten besitzt, veröffentlicht jedes Jahr einen umfang- reichen Bericht über seine Thätigkeit. Soeben ist der vom Jahre 1893 erschienen. Wir entnehmen demselben folgende auch für weitere Kreise interessante Daten: Vorträge wurden im ge- nannten Jahre 161 abgehalten, gesprochen haben 9S verschiedene Redner, verausgabt wurden für Vorträge 940 M. Unterricht wurde ertheilt in deutscher, englischer und französischer Sprache. Buchführung. Schreiben. Rechnen, Zeichnen, Stenographie und Volkswirthschafl. Für den Unterricht wurden verausgabt 972,50 M., für Männergesang bestehen 9 Abtheilungen mit 423 Mitgliedern und 7 gemischte Chöre. Verausgabt wurden für Gesang 2494,67 M. Turnabtheilungen bestanden 9 und wurden für diese verausgabt 953,75 M. Außerdem bestanden noch Ab- theilungen für Redeübung, Naturheilkunde, Zitherspicl und dramatische Abtheiluugen. Diskussionen und Besprechungen wurden an 134 Abenden abgehalten. Die Bibliothek hat sich auch in dem abgelaufenen Jahre wieder vermehrt, namentlich durch die bedeutenden Schenkungen des Konsum- Vereins Leipzig -Plagwitz . Sie besteht aus 2257 Bänden; aus- geliehen wurden im vergangenen Jahre 1922 Bände an 572 Mir- glieder. Auch das Lesezimmer ist, besonders im 1. Vereinslokal, mit fast sämmtlichen Arbeiterzeitungen ausgestattet, aber auch in den übrigen Vereinslokalen sind die nothwendigsten vorhanden. Zu diesem Bericht bemerken die„Sturmglocken", Organ für sozialdemokratische Arbeiter- und Volksbildungsvereine, in ihrer uns vorliegenden ersten Nummer: Es würde uns zu weit führen, wollten wir alle die einzelnen Abtheilungen in ihrer regen Thätigkeit verfolgen; namentlich für die Gestaltung der Arbeiterfeste sind dieselben von wesentlicher Bedeutung geworden. Allerdings niuß noch viel geschehen, damit auch nicht der einzelne vielleicht von ernster Thätigkeit abgehalten, sondern immer daran erinnert wird, daß alles, was geschieht, auch das kleinste, doch immer einen großen Zweck im Auge zu behalten hat: Stärkung der Arbeiterbewegung und Förderung der sozialen Erkenntniß. Hoffen wir, daß die Erkenntniß auch im neuen Jahre wächst. Tie Breslauer Kanalgebühr. Der zur Vorberathung der Kanalsteuer eingesetzte Sonderausschuß der Stadtverordneten- Versammlung hat diese beendet. Er empfiehlt, denjenigen Steuerzahlern, die ein Jahreseinkommen von nicht mehr als 660 M. versteuern, ein Zinimer von der Kanalgebühr frei zu lasse» und ferner von offenen Läden, Niederlagen, Werkstätten, Fabrik- und Maschinenräunien, Theatern, Restaurants, Wein-, Bier- und Vcrgnügungslokalen ohne Unterschied eine Gebühr von 10 Pf. für das Quadratmeter Grundfläche, insgesammt aber in jedem Einzelfalle nicht unter 4 M. und nicht über 1000 M. zu erheben.— Der energische Prolest der Breslauer Arbeiterschaft gegen diese indirekte und höchst ungerechte Steuer wird leider einen Ersolg nicht haben, da die große Masse des Volkes im Stadtparlament nicht vertreten ist. Die verschiedenen Protestresolutionen und Petitionen großer Volksversammlungen, an den Magistrat abgesandt, fanden dort nur eine höhnische Ausnahme. — Natürlich— Eine Bierftener wird vom I.April an auch inM.-Glad- dach erhoben werden. Die liberale Mehrheit der Stadtverordneten hat die von über 6000 Einwohnern unterzeichnete Protestpetilion unberücksichtigt gelassen. Internationale Unduldsamkeit gegen Arme. 25 aus Italien ausgewiesene Deutsche , welche per Schub durch die Schweiz transportirt worden waren, wurden kürzlich bei Schaffhausen über die Grenze spedirt. Die Leute waren jammerhaft gekleidet, zwei ohne Schuhe, einer hüpfte mit nackten Füßen über das hartgefrorene Pflaster, ein anderer war ohne Hemd. So werden die Unglücklichen aus einem Land ins andere geschleppt, ein„Kulturstaat" schiebt sie dem anderen zu. Das sind die besonderen Freuden, die der Drei- bnnd für die Armen übrig ließ. Was sollen die bedauernswerthen Opfer nun in Deutschland beginnen? Und wie mögen die deutschen Grenzbehörden die armen zerlumpten Landslente aufgenommen haben? Wird man sie gepflegt und ihre mangelhafte Kleidung ergänzt haben? Nach der allgemein herrschenden Denkweise über die Armuth, welche unser Bureau- kratismus glaubt immer noch extra bestrafen zu müssen, ist das leider zn bezweifeln. Das Ganze aber wirft ein grelles Schlag- licht auf den Werth, den die„internationalen Bündnisse" für die Arbeiter haben, so lange diese nur von den Herrschenden zu militärischen Zwecken abgeschlossen werden und" nicht aus dem Volk selbst beruhen. Blüthe« deS Submissionswesens. Bei den Anlagen, Wegebauten. Teichaushebungen u. s. w.. die in Düsseldorf vorgenommen werden, glaubte der Höchstfordernde 28 400 M. verlangen zu müssen, während der Miudestfvrdernde für 14 600 die Arbeiten auezuführen sich erbot. Liegt hierbei dem Einen ein Rechnungsfehler vor, oder versteht es der Andere so aus- gezeichnet, den Arbeiter auszupressen bis aufs Blut, daß er es um die Hälfte billiger machen kann? Das Baden eine Todsünde. Gegen das gemeinsame Baden der Frauen und Mädchen in der W ü r z b u r g« r Schwimm- anstalt donnerte ein fanatischer Auguftinermönch von der Kanzel herab. Pater Nikolaus sagte, daß das Bild der Mutter Gottes «uf dem Schloßthurm gerade in die Volks-Badeanstalt herab- sehen müsse, wo sich die Frauen ohne Scham baden. Das Baden sei eine Todsünde. Auf eine Beschwerde hin rügte das bischöfliche Ordinariat dem Eiferer sein Vorgehen. Schließlich hat das sanatische Pfäfflein gar nicht so unrecht und mancher Bourgeois wird ihm Beifall zollen. Zum Waschen und Baden braucht man Zeit und diese kostbare Zeit geht der Produktion verloren. Das Gefährlichste dabei ist, daß das„dumme Volt" mit der Zeit das Baden als ein Bedürfniß empfindet und daran festhält. Unsere Herreu Kleinmeister wollen sich bekanntlich das Privileg der Lehrlingsaus— bildung erhalten. Wie Versinkende klaminern sie sich an diesen Strohhalm, um ihren Untergang auf- zuhalten. Ihr Bestreben, ihre Lehrlinge in allen möglichen Dingen zu unierrichten, ist oft ein sehr weitgehendes, wie kürzlich eine Verhandlung vor dem Münchener Gewerbegerichl ze,gte. Der Thatbestand war folgender: Der Vater eines Schneider- lehrlings hatte gegen den Lehrherrn seines Sohnes Klage auf Lösung des Lehrvertrages angestrengt und machte geltend, daß der Meister den Lehrling schlecht unterrichtet habe. Derselbe habe auch die einer Magd zukommenden Arbeiten verrichten und die KinderZdes Meisters spazieren führen müssen. Der Lehr- ling habe sogar einige Mal wegen dieser Arbeiten die Fort- bildungsschule versäumt. Da der Meister die Richtigkeil dieser Angaben zugeben mußte, hob daS Gewerbegericht in'Gemäßheit des Klage-AntrageS den Lehrvertrag auf. wobei der Vorsitzende eS als gänzlich unzulässig erklärte, daß ein Lehrling zu häus- lichen Arbeiten herangezogen werde. Auch mußte, da der Lehrvertrag aufgehoben. daS ganze bezahlte Lehrgeld zurück- erstattet werden. Eine große Reform im Postwefen wird aus Krefeld und Düsseldorf gemeldet. Dort haben die weiblichen Telephonisten dunkelblaue Blouscn mit blanken Messtngknöpscn und rothcn Litzen bekommen. Und da erdreisten sich die Sozial- demokraten im Reichstag noch zu behaupten, daß für die Post- beamten Ursache zur Unzufriedenheit vorhanden sei. Die neuen, schneidig uniformirten Telephonistinnen werden nun wohl ein Einsehen haben und die Protestresolutionen ihrer männlichen Kollegen gegen die sozialdemokratischen Abgeordneten„freiwillig" mit unterzeichnen. Ist aber die holde Weiblichkeit erst aus Seite vtephan's, dann wehe seinen Widersachern. Die Gcschäftöstnlidcnbewcgung iu Englaud. Einem Bericht, den das„Sozialpolitische Zentralblatt" über die 52. Jahresversammlung der Londoner „Earln Ciosing Asso- ciation", deren Ziel bekanntlich aus einen früheren Schluß der Ladengeschäfte hinausläuft, veröffentlicht, entnehmen wir folgende Einzelheiten: Im vergangenen Jahre gelang es, 1210 Laden- besitzer zu einer freiwilligen Verringerung der Ladenstunde» zu veranlassen. In den letzten drei Jahren hat die Gesellschaft 6576 Laoeninhaber zur Einführung einer früheren Sperrstunde bewogen, was ungefähr 100 000 Angestellten zu Gute kam. Uebrigens liegt jetzt dem Parlamente ein diesbezüglicher Gesetz- enlwurf vor. Ein«eueS Kartell dürste in Kürze in England ins Leben treten. Die Kohlenbergwerks-Besitzer von D u r h a m de- absichtigen sich nach Art der rheinisch-westfälischen Zecheubesitzer zu kartelliren, um die Uebel der„unorganisirten und unein- geschränkten Konkurrenz" zu beseitigen. Dem Kartell treten un- gefähr 9/io der Besitzer des Durhamer Bezirks bei. Preissteigerungen sollen nicht beabsichtigt sein(?). Aehnliche Kartelle sind auch in anderen Kohlengebieten Englands geplant. Znm Achtstundentag. Die Verfügung des englischen Kriegs- Ministeriums, die 3 stündige Arbeitszeit in Regierungswerkstätten betreffend, ist nunmehr in Kraft getreten. Etwa 14 000 Arbeitern kommt diese Neuerung zu gute. Die Arbeiter gehen um 8 Uhr an die Arbeit und feiern eine Stunde für die Mahlzeit. Die Werkstätten schließen um S»/4 Uhr. Sonnabends arbeiten die Leute bis 12 Uhr 40 Minuten. Voraussichtlich wird der Acht- stundentag aber in Kürze auch in den übrigen Regierungswerk- stätten eingeführt. Durch diese Maßregel werden selbstverständ- lich Hunderte von Arbeitern mehr eingestellt werden können. Und in Deutschland — entläßt man immer mehr Arbeiter aus den staatlichen Betrieben, um zu sparen.— Der Lockout der Hutmacher iu Danbnry(Eon- n e c t i c u t), über denüwir bereits zu wiederholten Malen be- richtet haben, neigt sich feinem Ende zu, leider ohne daß die Ausständigen einen vollständigen Sieg errungen haben. Nach- dem die Arbeiter acht Wochen in der Ueberzcugung, für ein- gute Sache zu kämpfen, Entbehrungen aller Art getragen hatten, fanden sich zu Beginn der neunten Woche einige Subjekte, die elend genug waren, die Reihen der Arbeiter zu ver- lassen und zu Verräthern an der gerechten Sache zu werden, darunter auch einige von den deutschen Pfaffen aufgewiegelte Deutsche. Nur ein einziger katholischer Priester besaß den Muth, seine Leute zu ermahnen, treu zur Union zu halten und„lieber als freie Menschen zu hungern, statt das Gnadenbrot der Arbeitgeber zu essen". Von den zahl- reichen Geistlichen, mit denen die Stadt überschwemmt ist, hat nur dieser es gewagt, in öffentlicher Versammlung aufzutreten und die„Aktion der Manufakturen" zu verdammen. Dieser Geistliche zeigt sich auch insofern als ein Freund der Arbeiter, als er in einer Kirche gelegentlich Vorttäge über Sozialismus hält, zu denen sich eine so große Zuhörerschaar einfindet, daß die Plätze überfüllt sind und hunderte wieder umkehren müssen. In der zehnten Woche haben die Arbeiter, durch Roth getrieben, einen Beschluß der Union herbeigeführt, wonach es ihren Mit- gliedern gestattet ist, überall Arbeit zu nehmen, wo sie solche er- halten können. Die Roth in Danbnry ist so groß, wie nie zu vor. In der von der Union eröffneten Volksküche wird jedem Hungrigen gratis eine Mahlzeit verabreicht, und es ist ein wahr- hast herzzerreißender Anblick, selbst kleine Kinder, halb zerlumpt und barfüßig, sich zu den Mahlzeiten drängen zu sehen. Von den neunzehn Fabriken, die dort bestehen, haben sich bisher sieben den Forderungen der Arbeiter gefügt, und sich in Unionsfabriken umgewandelt. Die übrigen zwölf Fabriken oder Iväopenäsnts-LIiops. wie ihre Besitzer sie nenne», haben Lohnreduktivnen von 50 pCt.. eine sogar von 65 pCt. eintreten lassen. Hierdurch ist die Erbitterung unter den Ar- beitern so gewachsen, daß dieselben höchstwahrscheinlich von neuem die Arbeit niederlegen und die Fabriken zur Erfüllung ihrer gerechten Forderungen zwingen werden. Gegen die in jenen Fabriken ausliegenden Kontrakte. die die Arbeiter unter- schreiben müssen, hat eine von den Bürgern der Stadt einbe- rufene öffentliche Jndignationsversammlung Protest erhoben und sie als unamerikanisch verdammt. Jeder Hutmacher , der Arbeit hat, giebt 10 pCt. seines Lohnes zur Unterstützung der Arbeitslosen, deren Zahl heute, wo der Lockout bereits 12 Wochen dauert, noch überaus groß ist. Ganz besonders schlimm haben eS die Jrländer. die meist der katholischen Religion angehören und wegen der dort herrschen- den Erbitterung gegen die Katholiken, die höchstens mit dem in Deutschland bestehenden Antisemitismus zu vergleichen ist, nur sehr schwer Arbeit finden können, zumal da ein geheimer Orden. die American Protective Association, dessen Zweck es ist. den Katholizismus zu bekämpfen, seinen ganzen schädlichen Einfluß nach dieser Richtung geltend macht. Nersktttttttlungeir. Die Berliner Gewerkschaftskommission hielt am 2. März bei Ehrenberg, Annenstraße 16, eine Versammlung ab. Die Ver- lesung der Präsenzliste ergab die Anwesenheit von 69 Delegirten; als fehlend wurden registtirt die Vertreter der Bäcker, Droschken- kutscher, Dachdecker(permanent), Lackirer, Metallarbeiter(Hoff- mann), Tischler(Kühn), Stockarbeiter. Gummiarbeiter. Der erste Punkt der Tagesordnung betras: Die Besprechung über das Auf- bringen der Mittel für das Gewerkschaftsbureau. Der Ausschuß hatte, so führte der Referent F a b e r aus, dem Delegirten in voriger Sitzung mitgetheilt, welche Summe nach eingehender Ueberlegung und objektiver Schätzung von der einzelnen Gewerk- chaft hierzu aufzubringen ist. Es ist bei dieser Aufstellung in Betracht gezogen, zunächst wie viel Beschäftigte in der Branche vorhanden, im weiteren die Leistungsfähigkeit, für welche der Maßstab in den Abrechnungen der Kommission gefunden ist. Hinzu kommen noch die kürzlich angemeldeten Gewerkschaften der Schäfte- Arbeiter und Jalousie- Arbeiter, die ihrerseits vielleicht 10 M. Jahresbeitrag zu leisten hätten. Außer diesen Beiträgen müssen selbstverständlich die Sammlungen ür Streiks u. s. w. fortgesetzt werden. Redner bittet nunmehr über diese Frage einen definitiven Beschluß zu fassen. T s ch e r n i g (Kistenmacher), Hinze(Kaufleute), Krell(Getreidearbeiter) und Pohlitz (Hausdiener) halten den für ihre Gewerkschaften angesetzten Betrag für zu hoch. Stein(Holzbearbeitungssabriken) macht den Vorschlag der Selbsteinschätzung für jede einzelne Gewerk- schaft. H e r g t(Wäschebranche), Hilpert(Brauer) und A. stimmen dem Vorschlage des Ausschusses zu, während Hagen (Töpfer) namens seiner Gewerkschaft erklärt, daß dieselbe wohl für sonstige Opfer bereit sei, sich bezüglich der Aufbringung der Mittel zum Bureau selber streng ablehnend verhalte. Es habe keinen Zweck, für die unorganisirte Masse derartige Einrichtungen zu schassen; organiflrte Töpfer benützen das Bureau schwerlich. F a b e r und M i l l a r g treten diesen Ausführungen energisch entgegen. Faber bringt den Antrag ein: Die Gelder für daS Bureau dem allgemeinen Fonds zu entnehmen. Gegen diesen Antrag wenden sich Börner(Tabakarbeiter) und Jost(Buch- binder). M i l l a r g bemerkt noch zur Ausklärung, daß auch die Kosten für das Gewerbegericht u. f. w. in dieser Aufstellung enthalten sind. Bei der Abstimmung wird der Ausschuß- a n t r a g unverändert angenommen; der Antrag Faber abgelehnt. Es gelangt nunmehr der Antrag der Schlächter, betr. Boykott des Schlächtermeisters Pruchnow. Linienftr. 6n. zur Verhandlung. Schlächter Schwarze führt der Versammlung vor Augen, wie er beim Vertheilen von Handzetteln zu einer Versammlung im Dezember des vorigen Jahres imi dem Meister P. gemißhandelt und bedroht sei, und ersucht geniäß dem Beschluß der öffentlichen Schlächterversammlung vom 25. Februar durch die Boylotterklärung dem P. klar zu machen, welches Ur- theil die Arbeiterschaft über sein Verhallen fällt. K a ß I i n k e und G a ß m a n n betonen die Schwierigkeiten, welche ihnen bei der Agitation durch die Meisterschast bereitet werden; man müsse hier einnial ein Exempel statuiren. Der Vorsitzende Franke (Möbelpolier) ersucht die Angelegenheit dem Ausschuß zur Erledigung zu überweisen, der in Verbindung mit den Schlächtern die Sache untersuchen und das Resultat demnächst veröffentlichen werde. Von Seiten der Genossin Hergt, Jost und Rüdiger wird auf die Nothivendigkeil der Untersuchung verwiesen; von einer sofortigen Verhängung des Boykotts kann keine Rede sein. Der Hinweis im„Vorwärts" würde im Effekt wohl dasselbe bedeuten. Bei einem Boykott müssen alle in Be- trachl kommenden Umstände genau erwogen werden. Dem Vor- 'chlag Franke wurde zugestimmt und ist dieser Punkt somit er- ledigt.— Ter letzte Punkt der Tagesordnung betraf d a Z Ab-
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