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Nr. 35 32. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag. 4. februar 1915.

Zur Entstehungsgeschichte

des Krieges.

Am 4. Juli sprach der Präsident der französischen Republik gegenüber dem Botschafter Grafen Szécsen die Ueberzeugung aus, die serbische Regierung werde bei der gerichtlichen Untersuchung und der Verfolgung eventueller Mitschuldiger das größte Entgegen­kommen zeigen. Einer solchen Pflicht könne sich kein Staat ent­ziehen.

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auf den Knopf gedrückt werde, sei die Sache unaufhaltsam, worauf den Erwägung zu unterbreiten, ob nicht Rußland in freundschaft­Minister Ssasonow unter Ehrenwort versicherte, bisher sei kein licher Weise darauf aufmerksam gemacht werden sollte, daß die für Pferd und kein Reservist eingezogen und es handle sich lediglich um den Fall einer Ueberschreitung der serbischen Grenze angekündigte vorbereitende Maßnahmen in den Militärbezirken Kiew , Odessa , Mobilisierung der vier gegen Oesterreich- Ungarn gelegenen russi­vielleicht Kasan und Moskau . Infolge der Erklärungen des schen Militärbezirke einer Bedrohung Oesterreich- Ungarns gleich­Wien, 3. Februar. ( W. T. B.) Das heute erschienene Rotbuch deutschen Botschafters habe dann der Kriegsminister Suchomlinom komme und daher, falls sie tatsächlich erfolgte, sowohl von der Mon­enthält 69 Aftenstücke und reicht vom 29. Juni bis zum 24. August den deutschen Militärattaché zu sich gebeten und ihm dieselbe Ver- archie als auch vom verbündeten Deutschen Reiche mit den weitest­1914. Es beginnt mit den Meldungen der Vertreter in Belgrad , ſicherung ebenfalls unter Ehrenwort gegeben. Wenn Desterreich gehenden militärischen Gegenmaßregeln beantwortet werden müßte. Inzwischen hatte der deutsche Botschafter in Wien mitgeteilt, Uestüb und Nisch über den Beifall und die Freude, mit welchem die Ungarn die serbische Grenze überschreite, würden die auf Dester­Nachricht von der Ermordung des Erzherzog- Thron- reich- Ungarn gerichteten Militärbezirke mobilisiert, unter keinen daß sich Sir Edward Grey an die deutsche Regierung mit Umständen die an der deutschen Front; man wünsche dringend der Bitte gewendet habe, sie möge ihren Einfluß in Wien . folgers aufgenommen wurde. Frieden mit Deutschland . Der Militärattaché erwiderte, daß auch geltend machen, damit hier die Belgrader Antwort entweder als die Mobilmachung gegen Oesterreich- Ungarn als sehr bedrohlich genügend betrachtet oder als Grundlage für Besprechungen unter den Kabinetten angenommen werde. Der deutsche Botschafter war. angesehen werden würde. Am selben Tage teilte Graf Berchtold unseren Botschaftern bei beauftragt, diesen Vorschlag dem Wiener Kabinett zur Erwägung den fremden Mächten den Abbruch der diplomatischen Be- zu unterbreiten. In Beantwortung dieses Schrittes ließ Graf ziehungen zu Serbien mit, der erfolgen mußte, weil die Berchtold dem deutschen Botschafter am 29. Juli ein Memoire zu­serbische Regierung unsere Forderungen, welche wir zur dauernden kommen, in welchem ausgeführt wurde, daß die serbische Antwort Sicherung unserer von ihr bedrohten vitalen Interessen an sie stellen in den meisten Punkten Vorbehalte formulierte, die den Wert der mußten, abgelehnt habe. Graf Berchtold fügte hinzu: Zu unserem gemachten Zugeständnisse wesentlich beeinträchtigten, und daß die Bedauern und sehr gegen unseren Willen sind wir dadurch in die Ablehnung gerade jene Punkte betreffe, die einige Bürgschaft für Notwendigkeit versetzt worden, Serbien durch die schärfsten Mittel die tatsächliche Erreichung des angestrebten Zwedes enthielten. zu einer grundsäßlichen Aenderung seiner bisherigen feindseligen Die t. u. t. Regierung", so heißt es in dem Memoire weiter, fann Haltung zu zwingen. ihre Ueberraschung über die Annahme nicht unterdrüden, als ob Am 27. Juli jezte Graf Szapary dem Minister Ssafo- ihre. Aftion gegen Serbien Rußland und den russischen Einfluß now in längerer Unterredung auseinander, daß man in Rußland auf dem Baltan treffen wollte, denn dies hätte zur Voraussetzung, irrtümlicherweise Oesterreich- Ungarn einen Vorstoß auf dem Balkan daß die gegen die Monarchie gerichtete Propaganda nicht allein. und einen Marsch nach Salonichi oder gar nach Konstantinopel im- serbischen, sondern auch russischen Ursprungs wäre. Wir sind putiere. Es handle sich um Selbsterhaltung und Notwehr. Bei bisher immer von der Ansicht ausgegangen, daß das offizielle Ruß­einer solchen könne man sich durch gar keine wie immer gearteten land diesen der Monarchie feindseligen Tendenzen fernstehe, und Konsequenzen beirren lassen. Ssasonow erwiderte, dieſes ihm ge- unsere gegenwärtige Aktion richtet sich ausschließlich gegen Serbien , schilderte Ziel sei vollkommen legitim, aber der Weg sei nicht der während unsere Gefühle für Rußland , wie wir Sir Edward Grey sicherste. Die Mitwirkung von österreichisch- ungarischen Funktio- versichern können, durchaus freundschaftliche sind." Das Memoire nären in Serbien und die Entsetzung der Offiziere und Beamten, schließt wie folgt: Wenn sich im übrigen das englische Kabinett die Oesterreich- Ungarn bezeichnen würde, sei in dieser Form un- bereit findet, seinen Einfluß auf die russische Regierung im Sinne annehmbar. Diese Punkte wurden von dem Grafen Szapary teils der Erhaltung des Friedens zwischen den Großmächten und der interpretiert, teils als notwendig erklärt. Lokalisierung des uns durch die jahrelangen serbischen Umtriebe­aufgezwungenen Krieges geltend zu machen, so kann dies seitens der t. und t. Regierung nur begrüßt werden."

Am 21. Juli führte der österreichisch- ungarische Gesandte in Belgrad , Freiherr von Giest, in einem längeren Berichte aus, das Attentat habe die Serben in dem Glauben bestärkt, daß der Ber­fall Oesterreich- Ungarns in fürzester Zeit bevorstehe, und habe zu ihrem Haß gegen die Monarchie nun auch die Verachtung gefelt. Am 22. Juli wurde Freiherr von Giest beauftragt, am näch ften Tage der serbischen Regierung die Note zu über­reichen, die gleichzeitig samt dem bekannten Kommentar den österreichisch- ungarischen Botschaftern zur Mitteilung an die frem­den Regierungen übersendet wurde. Am 24. entledigten sich die Botschafter dieses Auftrages.

Der Botschafter in London , Graf Mensdorff, wurde beauftragt, auch darauf zu verweisen, daß es Serbien in der Hand gehabt hätte, den ernsten Schritten, die es erwarten mußte, die Spize ab­zubrechen, wenn es spontan das Notwendige vorgefehrt hätte, um auf serbischem Boden eine Untersuchung gegen die serbischen Teil­nehmer am Attentat einzuleiten. Sir Edward Grey erwiderte dem Botschafter, er würde bereit sein, die Angelegenheit als eine nur Desterreich- Ungarn und Serbien berührende zu betrachten, besorge aber, daß mehrere Großmächte in einen Strieg verwidelt werden tönnten.

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Am 28. telegraphierte Graf Szögheny, der englische Vermitt lungsvorschlag, daß Deutschland , Italien , England und Frankreich zu einer Konferenz in London zusammentreten sollten, sei von Deutschland mit der Begründung abgelehnt worden, daß es für Deutschland unmöglich sei, seinen Bundesgenossen in seiner Aus

Am 27. ermächtigte Graf Berchtold den Grafen Szapary tele­Als Graf Szapary sich dem Minister Ssafonow gegen- graphisch, sich Esasonow gegenüber dahin auszusprechen, daß, solange über seines Auftrages entledigte, unterbrach ihn dieser mit der Be- der Krieg zwischen Oesterreich- Ungarn und Serbien lokalisiert bleibe, Am 29. Juli meldete der Botschafter in Paris , Graf Szécsen, merkung, er wisse, daß es sich um einen Vorwand handle, Serbien die Monarchie irgendwelche territoriale Erwerbungen nicht beab- daß Frankreich unzweifelhaft gewisse militärische mit Krieg zu überziehen, worauf der Botschafter erwiderte, Oester- sichtige. Vorbereitungen treffe. Botschafter Graf Szoeghney. reich- Ungarn sei die friedliebendste Macht der Welt, was sie an= In einem zweiten Telegramm ersucht Graf Berchtold den meldete, die deutsche Regierung habe an diesem Tage neuerdings strebe, sei nur die Sicherung ihres Territoriums vor fremden revo- Grafen Szapary , da der Punkt betreffend die Beteiligung von nach Petersburg telegraphiert, daß Deutschland durch die Fort­Lutionären Umtrieben und ihrer Dynastie vor Bomben. Nach t. und t. Funktionären bei der Unterdrüdung der sehung der jetzigen militärischen Rüstungen veranlaßt werden fünfstündigem Ministerrate empfing Herr Sjasonow den deutschen serbischen Umstura bewegung den besonderen Widerspruch tönnte, zu mobilisieren. Botschafter und erklärte ihm, die Angelegenheit sei eine europäische Ssasonows hervorrief, ihm vertraulich mitzuteilen, daß damit nicht Dem Grafen Szapary machte Minister Sjasonow am 29. Juli und Rußland könne die eventuelle Absicht Oesterreich - Ungarns, eine Tangierung der Souveränität Serbiens beabsichtigt war, son- Bemerkungen über die Abgeneigtheit Oesterreich- Ungarns, zu dis­Serbien aufzufressen( dévorer), nicht ruhig hinnehmen. Graf bern an die Errichtung eines mit den serbischen Behörden koope- futieren, und über die über das notwendige Maß hinaus fort­Bourtalès entgegnete, Oesterreich- Ungarn sei nur daran gelegen, rierenden Sicherheitsbureaus nach der Art der analogen russischen gesetzte und daher gegen Rußland gerichtete österreichisch- ungarische Serbien die verdiente Züchtigung angedeihen zu lassen. Der Einrichtungen in Paris gedacht wurde. Mobilisierung. Graf Szapary sagte, über den Konflikt mit Serbien russische Geschäftsträger in Wien , Kudaschew, den Graf Berchtold lasse sich nicht diskutieren; aber Desterreich- Ungarn werde immer am 24. bermittags empfing, fagte, man sei in Rußland immer bereit sein, über österreichisch- ungarische und russische Interessent besorgt gewesen, ob nicht unser Schritt die Form einer Demütigung mit Petersburg Fühlung zu nehmen. Safonow erwiderte, wenn für Serbien annehmen werde, was nicht ohne Rückwirkung in Ruß­wir Serbien unsere Bedingungen aufzwängen, sei dies für Serbien land bleiben könnte. Graf Berchtold entgegnete, eine solche Absicht ein Vasallentum, durch welches das Gleichgewicht auf dem Balkan , Gericht zu das ein russisches Interesse sei, gestört werde. Auf die darin, die Situation Serbien zu Hären. Am Graf Berchtold dem serbischen Minifterium Am nächsten Tage erschien der russische Geschäftsträger beim ersten Aeußern telegraphisch an, daß sich Oesterreich Ungern von diesem Sektionschef Baron Macchio und drückte den Wunsch aus, daß die in Augenblicke an als mit Serbien im Kriegszustande befindlich be­unserer Note an Serbien angegebene Frist verlängert werde, damit die Mächte Zeit hätten, die Grundlagen unserer Mitteilung und die beigelegte Denkschrift über die großserbische Propaganda zu prüfen. Baron Macchio antwortete, daß unsere Note an die Mächte nur den Charakter einer Information gehabt habe und wir unsere Aktion als eine nur uns und Serbien berührende Angelegenheit betrachteten. Am 25. um 3 Uhr nachmittags wurde laut Telegramm des Baron Gest in Serbien die allgemeine Mobilisie rung angeordnet. Erst drei Stunden später, knapp vor Ablauf der in unserer Note gestellten Frist, wurde die serbische Ant wort in Belgrad dem Gesandten Giesl übergeben, der sie für un­genügeah erklärte und mit dem Gesandtschaftspersonal die Stadt Am 25. sandte Graf Berchtold dem Botschafter in Petersburg , Grafen zapary , eine Instruktion, die mit den Worten beginnt: In dem Augenblick, wo wir uns zu einem ernsten Vorgehen gegen Serbien entschlossen haben, find wir uns natürlich auch der Mög lichkeit eines sich aus der serbischen Differenz entwickelnden

liege ihm höllig fern, das Ziel der t. und k. Regierung bestehe- ledig einandersetzung mit Serbien vor ein des Szaparhs, daß die Mobilisierung unserer südlichen Korps teine

berließ.

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trachte.

Am 30. telegraphierte Graf Berchtold dem Grafen Szapary, läutern zu lassen und bei dieser Gelegenheit entsprechend der durch er sei bereit, die einzelnen Punkte der Note Herrn Ssafonom er­Schebeto verdolmetschten Anregung die unsere Beziehungen zu Schebeko verdolmetschten Anregung die unsere Beziehungen zu Rußland direkt betreffenden Fragen einer vertrauensvollen, freund­schaftlichen Aussprache zu unterziehen.

Am 30. eröffnete der englische Staatssekretär dem laſſen, er sei nach der Kriegserklärung Oesterreich- Ungarns an Serbien nicht mehr in der Lage, mit Oesterreich- Ungarn direkt zu Botschafter Fürsten Lichnowsky, daß ihn Ssafonow haben wissen Serbien nicht mehr in der Lage, mit Desterreich- Ungarn direkt zu berhandeln, und spreche daher die Bitte aus, England möge seine Vermittelung wieder aufnehmen unter der Voraussetzung der vor­

Bedrohung Rußlands sei und daß dem militärischen Lizitieren ein rasches Ende bereitet werden sollte, meinte Sjasonom, er werde dies dem Generalstabschef mitteilen, denn dieser sehe Seine An diesem Tage telegraphierte Graf Berchtold dem Grafen Majestät alle Tage. In dieser Unterredung machte Safonow dent Szögheny, daß der Greysche Konferenzvorschlag, insoweit er sich auf Botschafter Mitteilung von einer gleichzeitig erfolgenden Mobili­unseren Konflikt mit Serbien bezieht, angesichts des eingetretenen fierung in ziemlich weitem Umfange. Die Truppen würden bereit Kriegszustandes durch die Ereignisse überholt erscheine. Graf stehen für den Fall, als Rußlands Balkaninteressen gefährdet Berchtold teilte in seinem Telegramm unserem Botschafter in Berlin würden. Die Verfügung sei harmlos. Graf Szapary machte den einen Bericht des Grafen Mensdorff über dessen Gespräch mit Sir Minister in ernsten Worten auf das Gefährliche dieser Verfügung Edward Greh vom 27. Juli mit. Danach war der englische Minister des Aeußern sehr enttäuscht darüber, daß wir die serbische Antwort aufmerksam. als ganz ablehnend behandelten. Er, Sir Edward Grey , hätte, als schafter Herrn von Tschirschky die Mobilisierung mit und fügte Der russische Botschafter in Wien teilte dem deutschen Bot­er eine Konferenz vorschlug, geglaubt, diese Antwort würde eine Grundlage liefern, auf welcher die vier Regierungen, während sich hinzu, Rußland set in seiner Ehre als Groß­Operation enthalte, ein befriedigendes Arrangement ausarbeiten sowohl Oesterreich- Ungarn als auch Rußland jeder militärischen macht getränkt und genötigt, entsprechende Maßnahmen zu treffen. fönnten. Wenn Desterreich- Ungarn entschlossen sei, unter allen Umständen mit Serbien Krieg zu führen, und wenn es Rußland nicht dazu bewegen könne, ruhig zu bleiben, feien die Möglichkeiten und Gefahren unberechenbar. Die nach den Manövern in Ports­3usammenstoß mit Rußland bewußt gewesen. mouth konzentrierte Flotte würde vorläufig bort Bleiben. Tonnten uns aber durch diese Eventualität nicht in unserer Den Grafen Mensdorff ersuchte Graf Berchtold , unsere friti. Stellungnahme gegenüber Serbien beirren lassen, weil grund­legende staatspolitische Konsiderationen uns vor die Notwendig- schen Bemerkungen zur ferbischen Note mit Sir Edward Grey durch Freibrie: Serbien die dauernde ungestrafte und unstrafbare Be- nur ein scheinbares war. Da die serbische Regierung wußte, daß keit ſtellten, der Situation ein Ende zu machen, daß ein russischer zusprechen und ihm klarzulegen, daß das serbische Entgegenkommen drohung der Monarchie ermögliche. Für den Fall, daß Rußland uns nur eine vorbehaltlose Annahme unserer Forderungen befriedi­den Moment für die große Abrechnung mit den europäischen Ben- gen könne, ist die serbische Taktik flar zu durchschauen. Serbien tralmächten bereits für gekommen erachten sollte und daher von fongedierte, um Eindrud auf die europäische Oeffentlichkeit zu läufigen Einstellung der Feindseligkeiten. Der deutsche Botschafter vornherein zum Kriege entschlossen wäre, erscheint allerdings nach- machen, mit allerlei Vorbehalten eine Anzahl unserer Forderungen, stehende Instruierung Eurer Erzellenz überflüssig. Es wäre aber darauf bauend, daß es nicht in die Lage kommen werde, seine Zu- in Wien teilte dies dem Grafen Berchtold mit, der am 31. durch den Grafen Szoegheny in Berlin bekanntgeben ließ, daß er tro immerhin denkbar, daß Rußland nach der eventuellen Ablehnung sagen zu erfüllen". unserer Forderungen durch Serbien und angesichts der sich für Am 28. Juli überbrachte Botschafter Echebeko dem Grafen der russischen Mobilisierung bereit sei, dem Vorschlage Sir Edward uns ergebenden Notwendigkeit eines bewaffneten Vorgehens mit Berchtold einen Vorschlag Esafonowe, unseren Botschaftern in Grehs, zwischen uns und Serbien zu vermitteln, näherzutreten, fich selbst zu Rate ginge und daß es sogar gewillt sein könnte, sich Petersburg zu einer Fortsetzung des Gebankenaustausches über doch sei die Voraussetzung dafür, daß unsere militärische Aktion von den kriegsluftigen Elementen nicht mitreißen zu lassen." In unsere Forderungen an Serbien zu instruieren. Graf Berchtold gegen Serbien einstweilen ihren Fortgang nehme und daß die der Sustruktion wird dann ausgeführt, daß Oesterreich- Ungarn lehnte init den Worten ab, eine Verhandlung über den Wortlaut russische Mobilisierung zum Stillstand komme. teritorial faturiert sei und daß, wenn ihm der Kampf mit Serbien der von uns als unbefriedigend bezeichneten Antwort könnte bei aufgezwungen werde, dies kein Kampf um territorialen Gewinn, uns niemand verstehen und niemand billigen; übrigens habe sondern lediglich ein Mittel der Selbstverteidigung und Selbster- Serbien die Mobilisierung angeordnet, beber es uns seine unge­haltung sein werde. Ferner, daß die Bewegung, die in Serbien nügende Antwort übergeben ließ. Trotzdem hätten wir noch drei gegen die Monarchie genährt werde, das monarchische und dyna- Tage zugewartet. stische Interesse bedrohe und daß das konservative, kaisertreue Am selben Tage erschien auch der englische Botschafter Rußland , wie wir annehmen müßten, ein energisches Vorgehen beim Grafen Berchtold. Auf seine Bemerkung, die serbische Ant­gegen diese Bedrohung aller staatlichen Ordnung begreiflich und wort scheine die Möglichkeit zu bieten, die Grundlage für eine Ver­sogar notwendig finden werde. Wir seien stets der Ansicht ge- ständigung abzugeben, erwiderte Graf Berchtold , der englische wesen, daß das Erstarken der Balkanstaaten zur staatlichen und Staatssekretär fönne wohl kaum gründlich orientiert sein über die politischen Selbständigkeit unseren Beziehungen zu Nußland zum schwerwiegende Bedeutung der zu lösenden Fragen für die Mon­Vorteil erreichen würde, auch alle Möglichkeit eines Gegensatzes archie. Insofern Sir Edward Grey dem europäischen Frieden zwischen uns und Rußland beseitigen würde und waren immer dienen wolle, würde er gewiß nicht auf Widerstand bei uns stoßen; bereit, die großen politischen Intereffen Rußlands bei unserer er müsse jedoch bedenken, daß der europäische Friede nicht dadurch politischen Orientierung zu berücksichtigen. Eine weitere Duldung gerettet würde, daß sich Großmächte hinter Serbien stellen und für der serbischen Umtriebe hätte unseren Bestand als Großmacht und dessen Etraffreiheit eintreten. Selbst wenn wir auf einen solchen daher auch das europäische Gleichgewicht, dessen Erhaltung Ruß- Ausgleichsversuch eingehen wollten, würde dadurch Serbien nur lands wohlverstandenes Intereffe sei, in Frage gestellt. umsomehr ermutigt, auf dem bisherigen Pfade weiterzugehen, was Am 26. telegraphierte Graf Szapary aus Petersburg , der den Frieden binnen der allertürzesten Zeit abermals in Frage deutsche Botschafter habe dem Minister Ssafonow in ernster Weise stellen würde. den russischen Mobilisierungsgerüchten ge- Am 28. ersuchte Graf Berchtold den Botschafter Grafen Szoe­sprochen und hinzugefügt, Mobilisierungsmaßnahmen seien ein gheny, sich sofort zum Reichstanzler oder zum Staats­höchst gefährliches Druckmittel, und wenn in Deutschland einmal fetretär zu begeben und es dem Berliner Kabinett zur dringen

Am 31. traf jedoch folgendes Telegramm unseres Botschafters in Petersburg hier ein: Heute früh Order zur allgemeinen Mobilisierung der gesamten Armee und Flotte erfolgt.

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Von den folgenden Depeschen sei noch das Telegramm des Grafen Berchtold vom 11. August an den Botschafter Grafen Mens dorff erwähnt, welches lautet: Französische Regierung hat ihren hiesigen Botschafter beauftragt, seine Pässe mit der Motivierung berlangen, daß ein österreichisch ungarisches Armeekorps nach Deutschland entsendet worden, sei, wodurch es der deutschen Heeresleitung ermöglicht würde, ihre Truppen aus den deutschen Gebieten zurüdzuziehen, welche von unseren Abteilungen besetzt seien. Diese Maßnahme inferes Generalstabes bedeute eine militärische Hilfeleistung an Deitsch­ land . Eure Grzellenz wollen zur Kenntnis der englischen Re­gierung bringen, daß den an zuständiger Stelle eingeholten In­formationen zufolge die franzöftscherseits aufgestellte Behauptung unbegründet ist."

Den Schluß des Rotbuches bildet die Mitteilung des Grafen Berchtold an den Botschafter Freiherrn von Müller in Tokio , daß Seiner Majestät Schiff Elisabeth" den Auftrag erhielt, in Tsingtau mitzufämpfen, und daß der Botschafter mit Rücksicht auf das Vorgehen Japans gegen das uns verbündete Deutsche Reich ( W. T. B seine Pässe verlangen möge.