Nr. 37.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Moritvlak, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 6. Februar 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.
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Die Kampflage an der Ostfront.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den Unser Bondoner Korrespondent schreibt uns:
Petersburg , 4. Februar. ( 2. U.) Der Militärfritiker der 5. Februar 1915.( W. T. B.)
Nowoje Wremja" schreibt über die Stampflage an der Ostfront: Die Kämpfe in Polen find in ähnlicher Weise zum Stillstand gekommen, wie die Operationen in Frankreich und Flandern .
Auf beiden Seiten sind die Stellungen zu start, um den einen oder den andern der Kriegführenden zu gestatten, bemerkenswertere Fort schritte zu machen. Das hauptsächliche Interesse an den Kämpfen tonzentriert sich mithin auf die beiden äußersten Punkte der gefamten Riefenfront. Die Russen versuchen, den äußersten linken Flügel der Deutschen in Ostpreußen anzugreifen. Die Desterreicher verfuchen ihrerseits, unterſtügt von den Deutschen , den linfen
rufftichen Flügel von den Karpathen her zu umklammern. Ein ficht barer Erfolg ist noch nicht erzielt worden. Das enorm falte Wetter verursacht den Soldaten große Leiden.
Der russische Generalftabsbericht. Nichtamtlich. Petersburg, 5. Februar. ( W. T. B.) Amt licher Bericht des großen Generalstabes. In Ostpreußen drangen wir am 3. Februar an beiden Ufern der Scheschupe in der Gegend von Lasdehnen unter fortwährenden Sämpfen vor.
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Westlicher Kriegsschauplatz.
ein vereinzelter französischer Vorstoß auf unsere Auf der ganzen Front nur Artilleriekämpfe, Stellungen nordwestlich Perthes blieb ohne Erfolg.
Deftlicher Kriegsschauplah.
In England beginnt das soziale Leben wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen, das heißt, es zeigt das Bild einer von bitteren Klassengegensäßen und Klassenfämpfen zerbis fünf Jahren gekannt haben. Die gleichen Ursachen haben
die gleichen Folgen gezeitigt. Das Steigen der Preise, das flüfteten Gesellschaft, wie wir sie namentlich in den letzten vier Sinten der Reallöhne gaben den Anstoß zu den größten Ar
beiterkämpfen der verflossenen Jahre, und nun sind es wieder das Steigen aller Lebensmittelpreise und das daraus folgende Sinken der Reallöhne, die neue große Arbeiterkämpfe An der offpreußischen Grenze wurden heraufzubeschwören drohen. Daß das Steigen der Preise eine erneute Angriffe der Russen südlich der Memel Folge des Kriegszustandes ist, überhaupt daß das Land sich im zurückgewiesen. Kriege befindet, spielt bei der Haltung der englischen Arbeiter. Ebenso mißlangen starke eine sehr geringe Rolle. Wie die englische Arbeiterschaft schon russische Angriffe gegen unsere neugewonnenen länger als ein Jahrhundert erbitterte historische KlassenStellungen öfflich Bolimow. Die Zahl der dort fämpfe durchgefochten und dabei die ganze Struktur der eng Gefangenen beträgt seit dem 1. Februar im theoretisieren, so verficht sie auch jezt unbekümmert ihre ganzen 26 Offiziere und annähernd 6000 Mann. Selasseninteressen, ohne sich im geringsten von patriotischen Oberste Heeresleitung.
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Der österreichische Generalstabsbericht.
Strupeln plagen zu lassen. Es ist sehr wohl möglich, daß die Wolken, die sich am fozialen Horizont Englands jetzt wieder auftürmen, fich zerstreuen werden, aber dann nur deshalb, weil die Arbeiter Kampflos erhalten werden, was zu erringen fie unter allen Umständen entschlossen sind.
Am linken Weichselufer hielt die Schlacht an der Front Borzimow- Volia- Chiellowsta mit außerordentlicher Heftigkeit an. Große feindliche Massen waren Durch die fortgesetzte Steigerung aller ZebensmittelWien, 5. Februar. ( W. Z. B.) Amtlich wird ver- preise sind die Reallöhne der Arbeiter um ungefähr angefekt zu dem Zwede, unsere Front einzudrücken. Die Tautbart: 5. Februar 1915, mittags: Deutschen brachten hier in einem Abschnitt von zehn 25 Prozent gesunken. Die Arbeiter haben um so In Polen und West galizien ist die Lage unver- weniger Grund; sich mit dieser Herabdrückung ihrer LebensWerst sieben Divisionen, unterstützt von hundert ändert. Die Angriffe, die die Russen in den Karpathen haltung abzufinden, als sich bereits in einer ganzen Anzahl Batterien. Einzelne Divisionen entwickelten sich auf einer stellenweise täglich wiederholen, brechen unter den schwersten von Industrien ein ernster Arbeitermangel fühlbar Front von nur einer Werft. Unser Gegenangriff begann Verlusten zusammen. Im Waldgebirge schreiten die kraft in diesen Zeitläuften beffer schäßen gelernt hat. Im macht und die Gesellschaft überhaupt den Wert der Arbeitsin der Nacht vom 3. Februar und hatte eine Reihe eigenen Angriffe fort. von Bajonettkämpfen zur unmittelbaren Folge. Kohlenbergbau von Süd- Yorkshire hat sich der. Die russische Offensive in der Bukowina war bis Rohnkonflikt so zugespitzt, daß die Arbeiter nach einer vorYang uns, den Feind zum Uebergehen in die Defensive Mitte Januar in das oberste Tal der Moldawa gelangt. genommenen Urabstimmung nunmehr die Kündigungen einzu zwingen. Bei Borzimow eroberten wir zwei Reihen Dem weiteren Vordringen der hier angeseßten stärkeren feind- gereicht haben. Die Aussichten sind hier sehr frübe, deutscher Schüßengräben und warfen den Feind aus Gumina. lichen Kräfte über die Karpathen geboten zunächst unsere wenigstens ist es ganz unwahrscheinlich, daß die Arbeiter nachNach diesem hartnädigen Kampfe erstürmten unsere Truppen Stellungen bei Jakobeny und Kirlibaba Halt. In mehrtägigen geben werden. Wenn nötig, wird ohne Zweifel die Regiedas Grundstück Bolia Chiellowska, das der Feind seit zwei Angriffen versuchte der Gegner um den 20. Januar, den rung eingreifen, aber auch sie wird nichts auszurichten verLagen besetzt gehalten hatte. Indessen war die benachbarte Widerstand der die Hauptübergänge deckenden Gruppen zu mögen, es sei denn, daß sie die Grubenherren zu einem weitBrennerei am 3. Februar noch im Besitz des Feindes. Die brechen. Da alle Versuche, unsere Höhenstellungen zu stür- Ein Streif im Yorkshirer Kohlenrevier wäre jetzt eine recht gehenden Entgegenkommen gegenüber den Arbeitern zwingt. Schlacht dauert mit gleicher Heftigkeit an. men, scheiterten, und eigene Truppen, selbst zur Offensive ernste Sache. Die Kohlenknappheit ist in England ohnehin In den Karpathen entwickeln sich die Kämpfe auf übergehend, am 22. Januar Kirlibaba dem Gegner entrissen, schon beträchtlich, zum Teil infolge der großen Anzahl von der Front vom Dutlapasse zu den Uebergängen von zog sich der Feind in den folgenden Tagen mit seinen Haupt- Kriegsfreiwilligen unter den Bergarbeitern, zum Teil auch yich tow, bei Svidnik im atorgatale und in fräften in den Richtungen auf Kim polung und Mol- wegen der Schwierigkeiten des Schiff und Eisenbahntransder Richtung auf Uszok rückten wir vor, machten 2000 Ge- bawa zurüd, wo er verblieb. In den letzten Tagen haben ports. Wenn die Produktion im Yorkshirer Revier gänzlich fangene und erbeuteten 10 Maschinengewehre. An den nun neue Kämpfe begonnen. Unsere Truppen, die auch hier eingestellt wird, dann werden sich der in diesen Gebieten stark Uebergängen bei Tucholka in den Bestiden setzten im Ueberwinden der durch Terrain und Witterung bedingten fonzentrierten Kriegsindustrie- man denke nur an unsere Truppen in den letzten Tagen den Feinden hartnäckigen großen Schwierigkeiten hervorragendes leisten, sind in das stellen, um von der Verschärfung der allgemeinen KohlenSheffield- sehr ernste Schwierigkeiten in den Weg. Widerstand entgegen und nahmen mindestens zehnmal Moldawa- Tal eingedrungen, warfen den dort beBajonettkämpfe an, auf die sie mit Gegenangriffen ant- findlichen Gegner zurück und nahmen Iz wor, Ort worteten. Am 3. Februar beschlossen wir, unsere Truppen Moldawa und Breaza in Besiz. Die Zahl der in den von diesen Uebergängen in bereits vorbereitete Karpathen Gefangenen erhöht sich um weitere vier Stellungen zurückzunehmen. Die feindlichen Kräfte, tausend Mann. die hier operieren, sind ganz bedeutend. Die Versuche des Gegners, über den Paß von Wyschkow gegen Tartarow hin vorzubringen, wurden unter großen Verlusten zurückgeschlagen.
teuerung und Kohlennot zu schweigen...
Schwierigkeiten drohen. Auch die Eisenbahner sind Der Bergbau ist nicht das einzige Gebiet, in dem ernste außerordentlich unruhig geworden. In allen Teilen des Landes halten die Eisenbahner Versammlungen ab, in denen sie den Vorstand ihrer Gewerkschaft dazu drängen, beträchtliche Lohnerhöhungen zu erzwingen, um die Arbeiter für die gesteigerten Lebenskosten zu entschädigen. In einer Lon doner Versammlung wurde gefordert, daß die Organisation Zwei russische Armeebefehle. Kündigungen einreicht, um eine sofortige LohnerBerlin, 5. Februar.( 2. 2. B.) Folgender Armee aahl von Offizieren, Militärärzten und Militärbeamten, die höhung von 5 Schilling die Woche durchzusetzen. befehl des russischen Höchst kommandierenben tätigkeit diefer Militärperfonen, ihren vollständigen offener Revolte, wenn er nicht die Kündigungen einhauptsächlich mit Frauen promenierten. Dies beweist In Eine andere Versammlung drohte dem Vorstand mit ist in die Hände der deutschen Heeresleitung gelangt: Mangel an Pflichtbewußtsein und mangelnde Aufsicht reiche. Eine dritte Versammlung forderte von der Regierung Rowa, 6./19. Oftober 1914. Warida u. Warschau . Der Höchst feitens der Vorgesetzten, die eine solche Entfernung vom Dienste zu die Garantie erhöhter Löhne, wie sie den EisenbahngesellTommandierende lentte feine Aufmerksamkeit darauf, daß in der ver- laffen. Diefe Ungehörigkeit hat von morgen ab zu unterbleiben und schaften ihre Profite garantiert habe. Uebrigens hat es der gangenen Kriegsperiode einige Storps und Divisionen eine große fämtliche Offiziere fich fofort zu ihrem Truppenteil zu begeben, wo fie sich Vorstand der Eisenbahner an einem energischen Auftreten den Menge Gefchüße und Maiainengewehre berloren ständig aufzuhalten haben. Sie dürfen nicht vergessen, daß wir uns jetzt in haben, wobei die Höhe der Verluste nicht immer der Gefechtslage einem Kriege befinden. Die fommandolosen Offiziere find spätestens Eisenbahngesellschaften bzw. der Regierung gegenüber durchmorgen zur Verfügung des Kommandanten meines Stabes zu stellen aus nicht fehlen lassen, wie man aus der Form der Versamm
entsprochen hat.
Seine Kaiserliche Hoheit befahl aus diesem Grunde, die zwecks Kommandierung zu den Griaz brauchenden Truppenteilen. lungsresolutionen entnehmen könnte. Kommandeure der Truppenteile darauf aufmerksam zu machen, daß Alle Offiziere und Militärbeamten haben während der Kriegszeit die Von der Regierung wird eine Intervention in zweierlei es notwendig sei, das Kriegsmaterial etwas mehr zu schonen, Mannschaften auszubilden oder ihren sonstigen Dienst zu versehen. Richtungen erwartet. Sie kann zunächst dafür sorgen, daß den wegen der Schwierigkeit seines Ersages und weil es äußerst un- Die freien Stunden der Erholung sind bei den Truppenteilen zu Arbeitern Gerechtigkeit willfährt, um soweit wie möglich den erwünscht ist, daß unsere Gegner durch das Zurücklassen unserer verbringen. Alle Ausschweifungen müssen vermieden wirtschaftlichen Frieden zu bewahren, der für die Regierung Geschütze und Maschinengewehre bereichert werden. werden, um nicht den Truppen ein böses Beispiel zu liefern und und die herrschenden Klassen jegt eine Lebensfrage ist, die das Vertrauen zu untergraben.
Gleichzeitig befahl Seine Kaiserliche Hoheit alle Stommandeure. welche sich einer ungenügenden Schonung des Geschütz- und Maschinengewehrmaterials schuldig machen, in Strafe zu nehmen. In Urschrift gez. Stommandeur der 2. Armee. Gen. d. Kav. Scheidemann. Ein zweiter Armeebefehl hat folgenden Inhalt: Telegramm an General Echeidemann in Warschau . Von dem Stabe des Oberbefehlshabers der Süd- West- Front.
Ivanow.
Für die Richtigkeit: Aeltester Adjutant Stabskapitän Sulfowski. An den Chef der 2. fib. Funkerkompagnie. Eilig. Auf Befehl des Korpskommandeurs zur unbedingten Ausführung Chef des Stabes des II. fib. A.-K. Gen.- Major Danilow."
Vorgestern, während meiner Anwesenheit in Warschau , sah ich Diese Armeebefehle beweisen, welcher Geist wenigstens einen auf den Straßen der Stadt eine ungewöhnlich große AnalTeil der ruffifchen Armee und des Offizierstorps beherrscht.
Arbeiter hingegen verhältnismäßig kalt lassen kann, zumal fie alle Trümpfe in der Hand haben. Darüber hinaus erwartet man aber von der Regierung vor allem Maßregeln, um der Preissteigerung Einhalt zu gebieten: Kontrolle der Schifffahrt, staatliche Lebensmittelversorgung usw. Während die Arbeiter vor allen Dingen fordern, daß den Wucherern aller Art, die sich an der Kriegsnot des Volkes mästen, das Handwerk gelegt wird, wollen die Unternehmer eine der wichtigsten Ursachen der Lebensmittelteuerung in dem 28 egfall der