Nr. 58. 32. Jahrg.
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,, Sozialdemokrat Berlin",
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 27. Februar 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.
Kampfpause in Oft und West.- Gefechte in den Karpathen.
Westlicher Kriegsschauplatz. Die Meldung des Großen Hauptquartiers
Amtlich. Großes Hauptquartier, den
Paris , 26. Februar.( W. T. B.) Der gestern nachmittag 26. Februar 1915.( W. Z. B.)
um 3 Uhr ausgegebene Tagesbericht lautet: Bei Von beiden Kriegsschauplätzen ist nichts Lombaertzyde hat unsere Artillerie ein Blockhaus und Wesentliches zu melden. Beobachtungsstellen zerstört. In der Champagne behaupteten wir unsere gestern errungenen neuen Erfolge und warfen alle Gegenangriffe zurück. Unsere Flieger warfen
Oberste Heeresleitung.
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60 Bomben auf Bahnhöfe, Züge und Ansammlungen. Die gefangenen Heerführer der zehnten wenn
russischen Armee.
Die Kartoffelnot.
Seit Wochen herrscht in Berlin eine Kartoffelfnappheit, über deren Ursachen sich niemand im 11taren ist. Mögen auch teilweise Transportschwierigkeiten ( Sperrung einzelner Eisenbahnstreden für militärische Zwede und Eisenbahnwagenmangel) die Zufuhr von Kartoffeln vor übergehend gehemmt haben, den Hauptgrund für den Startoffelmangel bildet doch das absichtliche Zurückhaltent der Vorräte durch Händler und Landwirte. Selbst man in Betracht zieht, daß in Ostpreußen Das Bombardement, das kontrolliert werden konnte, war große Mengen Startoffeln verloren gegangen und versehr wirksam. In den Argonnen hielten wir bei Marie nichtet worden sind, daß weitere große Bestände als Thérèse sofort einen Angriffsversuch auf. 3 wischen den Berlin , 26. Februar. Aus dem Großen Haupt- Schweinefutter verwendet wurden und leider noch Argonnen und der Maas , im Walde bei Cheppy er- quartier wird uns geschrieben: immer verwendet werden, kann doch heute nicht ein solcher zielten wir neue Fortschritte. Unsere schwere Artillerie zerMangel an Kartoffeln bestehen, wie er von den Interessenten In den russischen amtlichen Mitteilungen wird die vorgetäuscht wird. Hier spielt vielmehr unzweifelhaft die Abstörte gepanzerfe Unterstände. Der Feind konnte die von uns erpberten Schüßengräben nicht zurückerobern. In oth- Ausdehnung der Niederlage in der Winterschlacht sicht der Startoffelverkäufer hinein, durch Einsperrung der Vorräte die Preise höher zu treiben. Leider haben dieser. ringen fand bei Parron eine Begegnung zwischen von Masuren entweder verschwiegen oder zu ver- Spekulation die maßgebenden Instanzen nicht energisch genug Patrouillen statt. Die Deutschen wurden in die Flucht dunkeln versucht. Auf diese Ableugnungen näher ein- Widerstand geleistet. Vor einiger Zeit sind die Preise für geschlagen. zugehen, erübrigt sich. Als Beweis der Größe Speisekartoffeln erhöht worden. Vorgestern hat der Bundesrat Paris , 26. Februar.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von der Niederlage mag nur folgende Liste der Dienst- weiter gestern abend 11 Uhr: Jm Gebiete von Lombaert. stellungen der gefangenen Generale dienen.
eine Erhöhung der Preise für Futterfartoffeln und Startoffelpräparate.( Startoffelmehl und
Stärke) vorgenommen. An die Höchstpreise sind aber nur die Produzenten gebunden. Die Händler nehmen natürlich bei gesteigerten Preisen einen größeren Zuschlag, so daß die Belastung für die Stonsumenten viel größer ist, als sie in der Herauffegung der Höchstpreise für die Produzenten erscheint. Die Folge der Bundesratsmaßnahme war daher nicht etwa eine stärkere Zufuhr, sondern ein systematisches Fernhalten der Startoffeln von all den Märkten, wo Verordnungen über
3 y de brachte unsere Artillerie eine feindliche Batterie zum Vom XX. Armeekorps: Der kommandierende Schweigen und beschädigte sie schwer. Auf der Front von General , der Kommandeur der Artillerie, die Kom der Lys bis zur Champagne war der Tag verhältnis- mandeure der 28. und 29. Infanterie- Division und der mäßig ruhig. Im Gebiet von Souain und Beau 1. Infanterie- Brigade der 29. Infanterie- Division. Der Séjour dauerten die Operationen unter günstigen Be Kommandeur dieser letzteren Division ist bald nach der dingungen für uns an; insbesondere eroberten wir ein deutsches Schanzwerk nördlich von Lemesnil und dezimierten Gefangennahme seinen Verwundungen erlegen. und zerstreuten durch unser Feuer eine im Aufinarsch befind- Vom III. Armeekorps: Der Kommandeur der Kleinhandelspreise die unbeschränkte Ausbeutung der Konjuliche Kolonne. Südöstlich von Tahure erstickten wir das 27. Infanterie- Division und von dieser Division die menten hinderten. Deshalb waren in Berlin in den letzten Feuer einer feindlichen Batterie und brachten mehrere Kommandeure der Artillerie und der 2. Infanterie- Tagen überhaupt keine Startoffeln mehr zu haben. Das Oberkommando in den Marken hat nun vorgestern Munitionskästen zur Explosion. In den Argonnen zer Brigade. die Höchstpreise für den Seleinhandel gänzlich aufstörten wir am Meurissonsbach bei Four- de- Paris ein Block- Von der 53. Reserve- Division: Der Divisions- gehoben. Das wird zu neuen Preistreibereien benükt haus. Bei Marie Thérèse versuchten die Deutschen , in Kommandeur und der Kommandeur der 1. Infanterie- d einem Angriff vorzustoßen, sie wurden aber durch unser Feuer sofort aufgehalten.
Der Berner„ Bund" über die Kämpfe in der Champagne.
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Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 26. Februar.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 26. Februar 1915.
Bern , 26. Februar.( W. T. B.) Zu den Kämpfen in der Champagne schreibt der Bund": Nach allem zu urteilen, versprechen sich die Franzosen hier doch noch Erfolge, denn selbst der offiziöie Temps" umschreibt am 28. Februar die Stämpfe als eine große Schlachthandlung und sagt von ihr, daß sie für die Franzosen gut stehe. Nun hat aber eine so große Aktion feinen Sinn, wenn In Russisch- Polen war gestern in den Gefechtsfie nicht mit dem Ziele eines strategischen Durchbruchs angeordnet abschnitten östlich Przedborz lebhafter Geschützkampf im Gange. wird. Also muß dieser glücken, um das Ergebnis mit dem Plan in Einklang zu bringen. Scheitert er, so ist nicht nur ein unter den günstigsten örtlichen Bedingungen unternommener Durchbruch steden in West galizien herrschte größtenteils Ruhe. geblieben, sondern damit auch ein ungünstiges Prognostikon für alle In den Karpathen scheiterten feindliche Angriffe im weiteren Versuche in diefer Richtung gegeben. Der Bund " stellt feit. Ondavatal sowie auf unsere Stellungen nördlich des Sattels daß die deutiche Front auch nicht örtlich durchbrochen sei und hält von Volovec. überhaupt einen Versuch für aussichtslos in Anbetracht des glänzend organisierten deutschen Straßenneßes hinter der Front.
Die englische Verlustliste.
London , 26 Februar.( T. U.) Die letzte englische Verlustliste umfaßt für die Difiziere die Tage vom 16. bis 18. Februar und für die Mannschaften vom 31. Dezember bis 10. Januar. Die Liste ist außerordentlich umfangreich. 33 Offiziere werden als getötet, 32 als verwundet angeführt. Ferner werden 4 Difiziere als vermißt angegeben. Sehr schwere Verluste hat das Suffolk - und das Geast Surrey- Regiment erlitten. Die Mannschaftsverluste sind gleichfalls außerordentlich schwer. Große Verluste an Toten haben besonders das Royal Warwickshire - Regiment, das Hampshire - Regiment, die Gardegrenadiere, das Westyorkshire- Regiment sowie das Northhamptonshire- Regiment erlitten. Diese Regimenter weisen auch eine große Anzahl Verwundeter und Vermißter auf. In den Kämpfen am Persischen Golf hat das Dorſetſhire- Regiment schwere Verluste
erlitten.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Bei Erstürmung einer Höhe wurden in den Kämpfen in Südostgalizien neuerdings 1240 Russen gefangen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Vom österreichisch- serbischen Kriegsschauplatz.
wie die gestrigen Vorgänge im Startoffelverkauf zeigten, nußen die Händler die neue Situation ohne Rücksicht auf die Konsumenten aus. Betrugen die erhöhten Kleinhandelspreise 50 bis 60 f. für 10 Pfund, so mußten gestern bereits 1 Mart dafür gezahlt werden. Gewiß mahnen die Organisationen des Handels ihre Mitglieder, nicht wucherische Preise zu fordern, und es werden auch strafpolizeiliche Maßregeln gegen solche Preiswucherer angedroht. Aber wie wenig derartige Ermahnungen und vereinzelte Bestrafungen wirksam sind, lehren die wirtschaftlichen Verhältnisse während der Striegsmonate zur Genüge.
Es mag sein, daß im Westen, wo die Startoffelpreise ant höchsten stehen, die Startoffelknappheit etwas weniger fühlbar wird wie in Mitteldeutschland . Aber ein gerechter Ausgleich fann da nur durch Festsetzung von Höchstpreisen für den Groß und Kleinhandel für das ganze Reich geschaffen werden. Eine durch die Transportverhältnisse gerechtfertigte provinzweise Abstufung der Preise fann damit verknüpft werden. Aber auch diese dringend notwendige Festsetzung von Höchstpreisen für den Handel mit Kartoffeln wird erst dann den Stonsumenten wirklich dienstbar werden, wenn sie mit einer Beschlagnahme aller Vorräte durch und zugunsten der Gemeinden verbunden wird. Die Kommunen müssen das Recht und die Pflicht erhalten, ähnlich wie für den Brotkonsum so auch für die Versorgung ihrer Bürger mit Kartoffeln Sorge zu tragen. Erst dann werden die unleidlichen Verhältnisse aufhören, die wie aus der gesamten Presse Berlins hervorgeht zu großer Mißstimmung und Erregung in der Bevölkerung geführt haben.
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Die überraschende Aufhebung der Höchstpreise für den Kleinhandel durch das Oberkommando bringt zwar den Eine neue Kampfperiode? Händlern die Möglichkeit, höhere Preise zu fordern. Aber die Landwirte und Großhändler sind auch damit noch nicht Petersburg , 26. Februar. ( T. U.) Nach hier vor- zufrieden. Sie sehen, wie die Voss. 8tg." mitteilt, in der liegenden Meldungen sind die serbischen Truppen an ver- neuen Bekanntmachung nur den Vorläufer einer Ankündigung schiedenen Stellen von ihren Positionen an der Donau zu für neue Höchstpreise der Kartoffeln überrückgedrängt worden. Einzelne serbische Divisionen befinden ha u pt. Die Wirkung der Aufhebung könnte also die sein, sich auf dem Rückzuge, da ihnen das Vorhandensein über- daß zwar die Kleinhändler gerne verkaufen möchten, aber legener österreichischer Streitkräfte gemeldet wurde. Die Be- teine Startoffeln erhalten, weil die Produzenten auf eine richte betonen, daß die strategischen Bewegungen der serbi- weitere Erhöhung der Preise warten und die Vorräte zurückhalten. schen Truppen fast stets freiwillig ausgeführt wurden, ohne Wien , 26. Februar.( W. T. B.) Die„ Reichspost" meldet daß sie überhaupt in Berührung mit dem Gegner gekommen durchgreifenden Regelung der Kartoffelfrage entSolange die Regierung sich nicht zu einer einheitlichen aus Sofia : Wie die„ Dnewnit" aus Petersburg berichtet, ist waren. Eigentliche Gefechte hätten seit fast schließt, müssen die Stommunen aus sich heraus für ihre der ehemalige bulgarische General Radko Dimitriem, zwei Monaten nicht stattgefunden und die Operationen Bürger Startoffeln beschaffen. Ihnen steht es frei, Startoffeln Oberkonimandeur der Dritten russischen Armee, zum beider Gegner beschränkten sich fast ausschließlich auf Ar in großen Mengen von den Produzenten direkt zu erwerben Generalfeldmarschall ernannt worden. tilleriefämpfe. und dann im Kleinvertrieb an die Konsumenten abzugeben.
Der ehemalige bulgarische General Dimitriew Generalfeldmarschall.