ZM cineit gewissen Au-gleich dafür schaffen, daß die überwiegende Zalzl � der Bevölkerung nur kleine Mengen von ihrer Brotration ersparen kann, Aber diese Ziffern zeigen weiter, daß ein wirk- sames Sparergebnis noch erfordert, daß auch von den minder- bemittelten Schichten kleine Brotbeträge erspart werden, die dann, weil es sich um eine weit größere Masse von Sparern handelt, zu einer stattlichen Summe anwachsen können. Es mutz sich also der Appell an die Sparpflicht auch an die- jenigen wenden, welche wiederum unter den ärmeren Schichten die Bemittelten sind. Nach einer Statistik sind in Preußen im Jahre 1313 zirka 55 Proz. aller Zensiten solche mit einem Ein- koimnen von über 933 bis 3333 Mark gewesen. Von diesen kann sicherlich ein größerer Teil noch etwas weniger Brot verbrauchen als die zirka 38 Proz. der Personen mit nicht über 933 Mark Einkommen. Dies trifft besonders auf diejenigen dieser Ein- kommensgruppe zu, deren Einkommen sich stärker der oberen als der unteren Grenze nähert; es trifft ferner auf alle diejenigen zu, welche durch alle möglichen, nicht generell erfaßbaren Zufällig- leiten in der Lage sind; noch Brot zu sparen. Selbstverständlich wird für diese Schicht der bessersituierten Arbeiter, der Bureau - angestellten, Handlungsgehilfen, der Handiverker usw. diese Spar- Notwendigkeit an der Ration ein Opfer bedeuten und Ent» sagung erfordern. Aber sie werden sich nicht den zwin- genden Gründen verschließen, welche hinter diesem Gebote stehen. Und schließlich, wenn eZ unseren Feinden gelungen wäre, in unser Land einzudringen, ganze Teile desselben zu verivüsten, die Nah- rungsvorräte zu plündern und die Bevölkerung zu brandschatzen, es wäre eine Not entstanden, gegenüber der es als eine Kleinigkeit erscheint, bis zur nächsten Ernte etwas weniger zu essen, wenn auch hin und wieder ein wenig dabei gedarbt werden muß. Wenn aber der Appell an die Sparpflicht auch der bessersituierten Schichten der unteren Klassen nicht erfolglos bleibt, dann werden diese sich mit vollem Rechre sagen dürfen, daß sie durch ihre Sparsamketr nicht nur daran mitgewirkt haben, unsere jetzigen Vorräte vor einem schnellen Verbrauch zu schützen, sondern daß sie auch die Ver- teilung dieser Vorräte nach sozialen Gesichtspunkten mitgesördert haben. Denn es darf doch wohl angenommen werden, daß die Vergütungen, welche die KriegSgetreide-Gesellschaft nach§ 89 des (SesetzeS vom 25. Januar 1916 den Kommunalverbänden für er- sparte Getreidemengen zu bezahlen hat, in der Weise für die VolkSernährung verwandt werden, daß sie der Linderung von Nah- rungsnotftänden der unbemitteltsten Kreise dienen. Wer also jetzt trotz knapper Ration an seinem Brote noch sparen kann, wenn es auch Entsagung und Usberwindung kostet, der kann eS in dem Bewußtsein tun, dem Vatcrlande einen doppelten Dienst geleistet zu haben: einmal, indem daS Sparen am Vorrat unsere wirtschaftliche Beharrlichkeit im Kriege steigert, zwei wns aber, indem jede Ersparnis auf indirektem Wege dazu führt, die sozialen Härten der knappen Brotration zu mildern.
Mus öer Partei. Tie„unglückliche Formulierung". Auch die Chemnitzer �Voltsjrimme" druckt die im..Sächsischen Volksbtalt" veröffentlichte Erklärung deS Genossen H. Jäckel, Ver- weter deS 23. sächsischen ReichZtagSwahllreises, ab. Im Anschluß daran bemerkt sie: „Air halten die Erörterung der taktischen Fragen, die sich uelch dem Kriege ergeben werden, gegenwärtig auf der ganzen Linie für verfrüht. Zu der Erklärung Jockels möchten wir nur bemerken, daß es eine sehr unglückliche Formulierung ist. die Partei für das Heiligste und Teuerste zu erklären, was wir besitzen. Eine Parte, kann stets nur Mittel zum Zweck sein, hier zum Zwecke der Befreiung der Arbeiterklasse oder, was gleichbedeutend ist, der kulturellen Hckherentwickülung der ganzen Menschheit. Jäckel scheint sich ein Besonderes darauf zugute zu tun. daß er und die Genossen feiner Anschauung aus dem Arbeiter- stände hervorgegangen sind und seit frühester Jugend der Parte, angehören. Genossen der gleichen Art hat jede Richtung der Partei in ihren Reihen, wie jede Richtung Akademiker hat oder Parteigenossen, die der Partei erst seit kürzerer Zeit angehören oder ihr erst bei reiferen, Verstände beigetreten sind. Alle d,ese persönlichen Floskeln bleiben am besten aus den Parteidebatten oanz weg. Und" dann zum taktischen Problem selbst: es Ware uinnog- lich, nach der Bewilligung von 13 Milliarden sürKriegszweckenochmitversauertenPhrasen zu kommen, wie der: diesem System keinen
Die Belgier sind schon glücklich, wenn sie dann einem der sehr be- liebten Glücks- und G-schicklichkeitsspiele frönen können um Psennigeinsätze. Und sie spielen doch so gern und hoch. Auch daS Kegeln wird meistens so betrieben, daß einer mit dem anderen wettet, wieviel er werfen wird. Sie behelfen sich jetzt auch m,t einer Art Murmelspiel, bei dem Pfennige in die Erde gesteckt werden.. Ja. der.entsetzliche Krieg". Und die armen Autofahrer. Soviel Scherue gibt es gar nicht, wie nötig sind, um eine etwas längere Fahrt zu machen. Die meisten Autos sind ja allerdings beschlagnahmt oder mit ihrem Besitzer im Auslände, lliid die Patzfcherereicii, wenn jemand eine kleine Reife tun will. Und dabei die Ungewißheit, ob es überhaupt gestattet fein wird. Und die armen Radfahrer. Zuerst wurden eine Menge Fahrräder requiriert, un übrigen war das Radfahren er- laufst. Dann wurde es VerVoten, weil das Gouvernement die Beobachtung gemacht zu haben glaubte, daß von Radfahrern Eisen- bahnattentate versucht worden waren. Schließlich wurde es wieder erlaubt, aber von einem Erlaubnisscheine abhängig gemacht, der vom Bürgermeister auszustellen ist und die. Unterschrift des OrtS- kommandanten zu tragen wt, aber nur für eine bestimmte Strecke gilt. Bei jedem Posten ist der Schein vorzuzeigen, und der Rad- fahrer kommt vor lauter Absteigen und Scheinvorzeigen gar nicht zum Radfahren. Und die entsetzliche Ungewißheit über das Schick- sal der Angehörigen, die im belgischen Heere dienen. Monatelang war es unmöglich für die Frauen. Nachricht von ihren Männern zu erhalten, und umgekehrt. Dabei kommt einem so recht der Ge- danke zum Bewußtsein, wie gut es doch ist, daß die Würfel in dem Völierringen nicht anders gefallen sind und das Kriegsglück bisher auf unserer Seite war. Ueber die, die in Deutschland gefangen sind, haben die Angehörigen ja inzwischen Nachrichten erhalten, die Verlustlisten werden ja auch veröffentlicht, aber die Zeitungen sind tmnier noch voll von Anzeigen, in welchen die Angehörigen um Nachrichten bitten über den und den Soldaten. Ja, der.ent- setzliche Krieg". Die Zeitungen, das ist auch so ein Kapitel für die armen Belgier. Die Zeitungen, zu denen sie Vertrauen haben, sind verboten, und die Verbreitung derselben wird streng bestraft; und den Zeitungen, die unter der Zensur der deutschen Verwaltung erscheinen, schenken sie keinen Glauben. Auf die Weise werden überhaupt wenig Zeitungen gelesen. Dafür blüht die Kolportage der wildesten Gerüchte, deren Quintessenz gewöhnlich ist, daß Ge- nera! Joffre wie ein zweiter Napoleon die Deutschen vor sich her- treiben wird. Bei den Soldaten hat man für solche Sachen einen sehr derben, aber bezeichnenden Ausdruck, nämlich„Abtritts- Parole". Ich will mich etwas parlamentarisch ausdrücken, in Wirk- lichkeit lautet der Ausdruck noch etwas derber. Nun haben Sie einige kleine und große Züge ans dem täglichen Leben des eroberten Landes, die es Ihnen wohl begreiflich machen werden, daß die Einwohner aus vollem Herzen in Ihren Wunsch einstimmen, daß der„entsetzliche Krieg" bald ein Ende baben möge. Und ich will hoffen, daß bald die Zeit kommen möge. wo dieser Wunsch keine.AbtrittSparole" mehr sein wird.
. Mann und keinen Groschen. Man Hai der„Regierung des Klassenftaates" 13 Milliarden zur freien Verfügung ohne jede Bindung der Einzelausgaben übergeben. Man kann es danach nicht mehr für einen Parteiverrat erklären, genau be- stimmte Ausgaben überwiegend für Kulturzwecke zu bewilligen. Das wäre so unlogisch, daß es lächerlich wirken müßte. Indessen sind Budgetbewilligung und Hofgängerei wirklich nicht die Sorgen des Tages. Allgemein ist zu sagen, daß die Arbeiterklasse in diesen Kriegszeiten ungeheure Opfer bringen muß, und daß sie in ihrer übergroßen Mehrheit wünscht, nach dem Kriege dafür auch praktische Fortschritte zu erreichen und nicht wieder in dem alten Kreise: Agitieren, Protestieren und Demonstrieren ohne entsprechenden Ertrag herumzulaufen. Man kann sich natürlich aus den Standpunkt stellen, daß die Hergabe von 13 Milliarden Polksgeld eine Einzelhandlung sein soll, die keine weiteren Folgen trägt. Aber wir bezweifeln, daß damit dem arbeitenden Volke gedient wäre." Genosse Jäckel wird sicher den Vorwurf der Chemnitzer „Volks- stimme", eine sehr unglücklich formulierte Erklärung veröffentlicht zu haben, ertragen. Er kann das um so eher, als die Chemnitzer „Volksstimme" im Grunde ihrer Seele sich zu den Auffassungen Heines bekennt. Zum Glück finden die letzteren weder in einem größeren Teil der Parteipresse noch in breiteren Kreisen der Ar- beiterklasse Boden.
Genosse Harnisch über die militärische Jugendausbildung. Da die in der Landtagssitzung am 3. März gemachten Aus- führungen des Genossen H a e n i s ch vielfach mißdeutet sein sollen, ersucht uns derselbe, den in Frage kommenden Teil seiner Rede nach dem amtlichen Stenogramm wiederzugeben. Wir kommen diesem Wunsche nach. Danach sagte Genosse Haenisch: Meine Herren, einige Worte dann zu der Frage der militari- scheu Jugendausbildung, die durch den Erlaß angeregt ist, den der Herr Kultusminister in Gemeinschaft mit dem Herrn Minister des Innern und dem Herrn Kriegsorinister Ende August vorigen Jahres in die Welt gesetzt hat. Grundsätzlich begrüßen wir Sozialdemokraten selbstverständlich den Gedanken der militärischen Vorbereitung der Jugend mit lebhafter Freude. Wir begrüßen ihn um so mehr mit lebhafter Freude, als eS sich hier bekanntlich um die Verwirklichung eines alten sozialdemo- kratischen Gedankens handelt(Sehr richtig! bei den Sozial- demokmten), einer Forderung, die wir seit Jahrzehnten sehr energisch vertreten haben, die seit Jahrzehnten in unserem Parteiprogramm steht, und für deren Durchsetzung niemand be- geisterter gekämpft hat als unser verstorbener großer Führer August Bebel.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich bedaure es nur, meine Herren, daß es erst dieses grausamen Krieges bedurft hat, um dieser Forderung in der Praxis zum Durchbruch zu verhelfen, um die Widerstände zu beseitigen, die ihr bisher von anderer Seite entgegengesetzt wurden. Meine Herren, ich darf hier in Parenthese vielleicht mit zwei Worten daran erinnern, daß ja diese Forderung der militärischen Jugendausbildung keineswegs die einzige sozial- denwkratische Forderung ist. die jetzt unter dem eisernen Gange der Zeit, unter der eisernen Notwendigkeit des Krieges verwirklicht wird, wenn auch vielleicht in sehr schüchterner, in sehr stümperhafter Weise. Auch so manche andere Forderung ist heute zur Tat und Wahrheit geworden, für' die wir gegen Ihren Widerstand lange und heftig gekämpft haben. Ich wünsche nud hoffe eindringlich, daß sich viele der Erkenntnisse und viele der Notwendigkeiten, die jetzt der Krieg durchgesetzt hat, auch in die kommenden Jahre des Friedens hinüberretten und dann in er- höhtem Maße unserem ganzen Volke zum Segen gereichen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn sich, trotzdem also diese militärische Vorbereitung der Jugend eine alte sozialdemo- kratische Forderung ist, gegen ihre praktische Durchsetzung gerade in den Kreisen der Arbeiterjugend einiger Widerstand, einiges Mißtranen, einiges von mir bedauerte Mißtrauen gezeigt hat, so rächen sich hier alte Fehler, die in der Politik der letzten Jahre begangen worden sind. Meine Herren, die Jugendwehr, die militärische Vorbereitung der Jugend lehnt sich nicht nur ideell, sondern auch niateriell auf das engste an jene Jugendorganisationen an. die von Ihrer Seite in den letzten Jahren als ausgesprochene antisozialdemokratische Kam psorganisationen ins Leben gerufen sind, zu jener Zeit als Sie noch an das alte Märchen von der Vaterlandsfeindlichkeit der Sozialdemokratie glaubten, an ein Märchen, an das wohl heute auch auf der rechten Seite de» Hauses kein Mensch mehr glaubt, nachdem es durch die Tatsachen der letzten sieben Monate so glänzend wider- legt worden ist. Aber daher kommt, wie gesagt, das Mißtrauen, daß diese neuen Jugendwehrorganisationen vielfach in den Kreisen der Arbeiterjugend finden, und ich hoffe zuversichtlich, daß es dem Herrn Kultusmini st er gelingt, diesen neuen Organisationen eine Form und einen Inhalt zu geben, die es auch der proletarischen Jugend ermöglicht, sich daran ohne Miß- trauen zu beteiligen, ohne daß sie irgend etwas von ihren Stimmungen, von ihren Empfindungen, von ihren Grundsätzen preiszugeben braucht. Meine Herren, ich möchte bei dieser Gelegenheit jedoch den Herrn Kultusminister ausdrücklich darum bitten, daraus hin» zuWirken, daß nicht, wie es hier und da geschehen ist, allerlei Zwang ausgrubt wird, allerlei Drohungen ausgesprochen werden, um die Arbeiterjugend in diese Jugendwehr hineinzubekommen. ES ist vielfach mit Nachteilen gedroht worden, die diejenigen beim Militär später treffen sollen, die sich nicht in diese Jugend- Organisationen einreihen lassen.(Abgeordneter Ramdohr: Aber nicht bloß die Arbeiterjugend!)— Ja, auch sonst!— Ich möchte dringend bitten, ger<rt>c da wir doch in dieser Zeit, Herr Kollege, den Militärdienst keineswegs als Strafe betrachten wollen, der- artige Andrehungcn zu unterlassen; daS führt nicht zum guten Ende.
Gewerkschaftliches. Eine Petition öer Gewerkfthaften. Einen recht bedeutsamen Schritt haben in diesen Tagen unsere Gewerkschaften unternommen. Sie haben am 5. März eine Petition an den Bundesrat und an den Reichstag ein- gereicht, worin um eine gesetzliche Regelung der A r b e i t s v e rm i tt elu n g im Deutschen Reiche gebeten wird. Nicht nur wegen der Bedeutung der Sache, um die es sich hierbei handelt, verdient dieser Vorgang die Beachtung der Oeffentlichkeit, sondern auch deswegen, weil in diesem Falle zum erstenmal die verschiedenen Ge- Werkschaftsrichtungen sich auf ein gemein- sames Programm geeinigt haben. Die Petition trägt nämlich nicht nur die Unterschrift der Generalkommission unserer Gewerkschaften, sondern sie ist mitunterzeichnet von dem Gesamwerband der christlichen Gewerkschaften, dem Ver- band der deutschen Gewerkvereine(H.-D.) und dem Zentralvorstand der Polnischen Berufsvereinigung. Vertreter dieser vier Zentralkörperschaften haben, und zwar auf Einladung unserer Generalkommission, nach längeren Verhandlungen sich auf gewisse Richtlinien geeinigt, wie nach den praktischen Erfahrungen der Gewerkschaften die Regelung des Arbeits- Nachweises in Angriff zu nehmen sei. Die Leitsätze, welche dem Bundesrat und Reichstag in der Petition vorgeschlagen werden, enthalten kurz die folgen- den Gesichtspunkte. Sie weisen zunächst hin auf die großen Mängel in der jetzigen Arbeitsvermittlung, über welche
schon vor dem Krieg allseitig Klage geführt werden mußte, die nach Ausbruch des Krieges zu einer großen Kalamität auf den: Arbeitsmarkt führten und ganz besonders bei B e- endigung des Krieges, wenn die Millionen von Arbeitern und Angestellten aus dem Felde wieder zurück- fluten, zu einer erheblichen Gefahr für das ganze Wirt- schaftsleben werden können. Die Reichsregierung hat zwar unmittelbar nach Kriegsausbruch die„Reichszentrale für Ar- beitsvermittlung" geschaffen, aber diese Einrichtung hat die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen können. Das ist nicht verwunderlich, denn diese Zentralstelle ist ein Kopf ohne Rumpf und Füße. Deshalb fordern die Gewerkschaften, daß eine umfassende Organisation von unten auf errichtet werde. tri jeder größere» Gemeinde sowie für je einen Bezirk eineren Gemeinden soll ein Arbeitsamt errichtet werden. Diese Arbeitsämter sollen nicht selbst die Arbeits- Vermittlung betreiben, sondern als Aufsichtsbehörde und ört- liche Zentralstelle für die in ihrem Geltungsbereich bestehen- den Arbeitsnachweise dienen. Das Arbeitsamt soll die Ar- beitsmarktstatistik nach den Berichten der Arbeitsnachweise einheitlich bearbeiten und im Bedarfsfalle den Austausch von Arbeitskräften und offenen Stellen nach auswärts ver- Mitteln. Es soll auch zugleich als Meldestelle für die Krankenversicherung dienen, also alle An- und Abmeldungen über Einstellungen und Entlassungen entgegenzunehmen, um den Wechsel in den Arbeitsstätten und Fabriken auf diese Weise mit in der Arbeitsmarktstatistik ausweisen zu können. Neben der Beaufsichtigung und Kontrolle aller Arbeitsnach- weise soll das Arbeitsamt endlich auch etwaige Differenzen, soweit sie nicht von den Verwaltungen der einzelnen Nach- weise geschlichtet werden können, zu erledigen haben. Für die eigentliche Arbeitsvermittlung ist in dem Be- zirk jedes Arbeitsamtes durch die Gemeinden ein oder auch mehrere öffentliche Arbeitsnachweise zu er- richten. Dieselben erhalten eine eigene Verwaltung, die paritätisch aus Arbeitgeber- und Arbeitervertretern zu bilden ist. Diese öffentlichen Arbeitsnachweise sollen möglichst nach Berufen gegliedert sein; für die B e r u fs a b t e il u n g en sind alsdann ebenfalls paritätisch zusammengesetzte Fachaus- schüsse zu bilden. Die Arbeitsvermittler werden von der Verwaltung jedes Arbeitsnachweises selbst gewählt. Durch Beschluß der Verwaltung kann für bestimmte Gewerbe be- schlössen werden, daß die Arbeitsvermittlung nur zu tarif- lichen Arbeitsbedingungen erfolgt. Selbständige Fach- a r b e i t s n a ch w e i s e, die von Tarisgemeinschaften ins Leben gerufen und verwaltet werden, sollen natürlich auck, wie alle sonstigen Arten von Arbeitsnachweisen, dem neuen Gesetz unterstellt sein; wenn im Tarifverttag weitergehende Bestimmungen vereinbart wurden, sollen diese der Genehmig gung des Reichsarbeitsamtes bedürfen. Auf dieser Grundlage soll nun nach den Vorschlägen der Gewerkschaften eine einheitliche, über das ganze Reich aus- gespannte Organisation sich aufbauen. So wie jedes Ar- beitsamt die in seinem Bezirk bestehenden Arbeitsnachweise zusammenfaßt, sollen die Arbeitsämter in den einzelnen Pro- vinzen oder Staaten zu Landesarbeitsämtern ver- einigt werden. Der wechselnde Anspruch des Arbeitsmarttes wird sich in dem Bezirk eines Landesarbeitsamtes leichter als von der Reichszentrale aus erkennen und die notwendigen Verschiebungen der Arbeitskräfte besser dirigieren lassen. Als Zentralstelle der ganzen Organisation soll ein Reichsarbeitsamt errichtet Werden, dessen Aufgaben- kreis jedoch auf das Gebiet des Arbeitsnachweises und der Arbeitsinarktstatistik, wenigstens vorläufig, beschränkt blei- ben soll. Sowohl die örtlichen Arbeitsämter wie die Landes- arbeitsämter und auch das Reichsarbeitsamt sollen zu- sammengesetzt sein zu gleichen Teilen aus Ver- tretern der Unternehmer und Arbeiter auf Grund einer Verhältniswahl, mit yinem Unparteiischen als Vorsitzenden. Diesen Richtlinien ist in der Petition eine ausführliche Begründung beigegeben, die besonderes Gewicht darauf legt, daß gesetzgeberische Maßnahmen in der von den Gcwerk- schaften gewünschten Richtung schon jetzt, jedenfalls noch vor Beendigung des Krieges getroffen werden, damit nicht nach dem Friedensschluß der gewaltige Ansturm auf den Arbeitsniarkt die unheilvollsten Wirkungen auslöst, die Arbeitslosen nicht allen Zufälligkeiten ausgeliefert wer- den, die in langjähriger Arbeit durch die Tarifverttäge ge- schaffene Ordnung der Arbeitsverhältnisse nicht aufs äußerste gefährdet wird. Die Petition der Gewerkschaften verdient allseiftge Be- achtung und energische Unterstützung. Die groben Mißstände in der Arbeitsvermittlung drängen schon lange auf eine Besserung hin, sie müssen endlich doch beseitigt werden.
Sttlin und Umgegend. Die Zahl der Arbeitslosen sank nach den Angaben des Sta- tistischen Amtes der Stadt Berlin bei 39 Verbänden der Freien Gewerkschaften von 8791 am 22. Februar auf 7936 am 1. März. das ist um 88ö oder 10,37 Proz. U. a. nahm ihre Zahl ab: bei den Holzarbeitern um 233, bei den Buchdruckern um 173, bei den Mc- tallarbeitern um 143, während die Fälle von Zunahme seltener und auch nur geringfügig sind.
Die Maschinisten und Heizer hatten— wie aus den: in ihrer Genoralversammlung am Sonntag erstatteten Jahresbericht hervor- geht— nach dem Ausbruch des Krieges eine große Steigerung der Arbeitslosenziffer zu verzeichnen, doch hat sich später die Lage des Arbeitsmarktcs günstiger gestaltet. Die Mitgliederzahl ist im verflossenen Jahr von 2739 auf 1927 zurückgegangen. 633 Mit- glieder waren bis zum Schluß des Jahres zum Heer eingezogen. Es bleibt also ein tatsächlicher Verlust von 239 Mitgliedern, die aus unbekannten Gründen den Verband verlassen haben. Für die Familien der im Jelde stehenden Mitglieder hat der Verband nach Ausweis des Kassenberichts bis Ende Dezember 1914 5347 M. an Unterstützungen gezahlt, teils in Form einer regelmäßigen Mietbeihilfe, teils als Weihnachtszuwendung. Im übrigen wurden für Unterstützungszwecke ansgsgeben: an Arbeitslose 8424 M., an Kranke 11 315 M., an Streikende. Ausgesperrte und Gemaßregelte 1375 M.. Sterbegeld 2267 M.. Rechtsschutz 209 M. Bei Differenzen im Arbeitsverhältnis muhte die Verbands- lettung mehrfach eingreifen, um die Rechte der Mitglieder den: Unternehmer gegenüber wahrzunehmen. Verhältnismäßig oft war das nötig bei den in Brauereien beschäftigten Maschinisten und Heizern, wo es sich namentlich darum handelte, daß der tarif- mäßig vereinbarte Urlaub auch in allen Fällen gewährt werde.— An die Direktion der Berliner Elektrizitätswerke hatten die dort beschäftigten Maschinisten und Heizer das Ersuchen gerichtet, den Stundenlohn um 214 Pf. zu erhöhen. Die Direktion erkärte sich der Kommission gegenüber bereit, die 2ii Pf. zuzulegen, falls die Kommission damit einverstanden wäre, daß die Unterstützungen, welche das Werk den Familien der Kriegsteilnehmer gewährt, est«