Nr. 71. 32. Jahrg.
-
Abonnements- Bedingungen:
"
Abonnements Breis pränumerands: Vierteljährl. 3,30 M., monatl. 1,10 wöchentlich 25 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags Beilage„ Die Neue Welt" 10 Pa. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost Zeitungs Breisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Luxemburg , Portugal , Rumänien , Schweden und die Schweiz
Ericheint täglich.
S
Vorwärts
Berliner Volksblaff.
5 Pfennig
Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonelzeile oder deren Naum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereinsund Versammlungs- Anzeigen 30 Pfg. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplah, Nr. 151 9 0-151 97.
Freitag, den 12. März 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 151 90-151 97.
Deutsche Erfolge an der polnischen Kampffront.
Westlicher Kriegsschauplah. Die Meldung des Großen Hauptquartiers| Der Kampf um die Dardanellen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den
Paris , 11. März.( W. Z. B.). Der amtliche Bericht 11. März 1915.( W. T. B.)
T.
von gestern nachmittag 3 Uhr lautet: Nördlich von Arras im Gebiet von Notre Dame de Lorette war der Tag ruhig. Die Lage ist unverändert. Die Bedeutung unserer gestern in der Champagne erzielten Erfolge bestätigt sich. Ein deutscher, sehr heftiger Gegenangriff erfolgte nachts auf die Höhe 196, wurde aber energisch abgewiesen. Wir gewannen außerdem etwas Gelände längs der Straße Perthes
Westlicher Kriegsschauplatz.
Von Richard Gädke.
Die nervösen Betrachtungen, die die Presse des Inlands und des Auslands an die Beschießung der Dardanellen geknüpft hat, die Hoffnungen nach der einen, die Befürchtungen nach der anderen Ein englischer Flieger warf über Menin Seite, scheinen mir vom militärischen Standpunkte aus nicht gerechtBomben ab. Erfolg hatte er nur mit einer fertigt zu sein. Die Erzwingung der Durchfahrt durch die 70 Kilometer lange und 1,8 bis 6 Kilometer breite Meerenge gehört an Bombe, mit der er sieben Belgier tötete und zehn sich schon zu den denkbar schwersten Aufgaben, die einer Flotte verwundete. ohne starkes Landungsheer gestellt werden können, und dabei waren Die Engländer griffen gestern unsere Stel- die anfänglich zum„ Angriff" angesetzten Schiffe selbst nur zu einer erfolgreichen Beschießung unzureichend. Wir wissen, daß die Tahure. Auf der Kuppe nordöstlich Le Mesnil erreichte lungen bei Neufchatel an; sie drangen an einzel- Befestigungsanlagen der Türken vermehrt und modernisiert waren, obert hatte( bereits gestern abend gemeldet) jenseits dieses nen Stellen in das Dorf ein, der Kampf ist noch daß zahlreiche neue Geschüße zur Verhinderung der Durchfahrt Schanzwerkes den durch den Weg von Perthes nach Maison- im Gange. Ein englischer Vorstoß bei Givenchy de- Champagne bezeichneten Grat. In den Argonnen zer- wurde abgeschlagen.
unsere Infanterie, nachdem sie ein deutsches Schanzwert er
bereitstanden, daß die Meerenge selbst seit 7 Monaten durch ein
breites Minenfeld gesperrt wurde, welches schon 1912 und 1913 seine Wirksamkeit bewiesen hatte. Es kam hinzu, daß alle kriege= rischen Ereignisse den Beweis für die Unterlegenheit der Schiffsgeschüße gegenüber den Küstengeschützen erbracht hatten. Die Urmenden, beweglichen Körper aus; das Stüſtengeschütz steht feſt.
störten wir in Fontaine Madame ein Blockhaus und schoben In der Champagne richteten die Franzosen unsere Schüßengräben vor. Jm Bolantewald machte der Feind um 4 Uhr nachmittags einen Gegenangriff und eroberte zwei Angriffe gegen den Waldzipfel östlich von die Schüßengräben, welche wir vormittags genommen hatten. Souain, aus dem sie vorgestern geworfen waren. Ein neuer Angriff erlaubte uns, sie wieder einzunehmen. Der Beide Angriffe wurden blutig abgewiesen. Feind unternahm zum zweiten Male einen Gegenangriff. Den Die Kämpfe um den Reichsackerkopf in den Gegners entzogen werden als jenes. Bei geschickter Anlage der legten Nachrichten zufolge dauert der Kampf fort. Vogesen wurden gestern wieder aufgenommen.licher Flieger daran nichts wesentliches ändern. Die Ungunft der Deftlicher Kriegsschauplatz.
Paris , 11. März.( W. T. B.) Der amtliche Be richt von 11 Uhr abends meldet: In Belgien fand eine sehr heftige Beschießung der Stadt Nieuport mit 42- Zentimeter- Geſchützen statt. Zwischen Lys und dem 2a Bassée anal trug die englische Armee, von unserer schweren, Artillerie unterſtügt, einen bedeutenden Erfolg davon und nahm das Dorf Neuve Chapelle östlich der Straße Estaires La Bassée ein und rückte nordöstlich des Dorfes in Richtung Aubers und südöstlich in Richtung des Riesgehölzes vor, machte etiva 1000 Gefangene, darunter mehrere Offiziere, und erbeutete außerdem Maschinengewehre. Die Verluste der Deutschen sind sehr hoch. In der Cham pagne machte der Feind mehrfach einen heftigen Gegen angriff während der Nacht vom 9. zum 10. und am Mittwoch, den 10. März. Er gewann keinen Zoll Gelände. Wir verstärkten und verbreiteten unsere Stellungen auf den Höhen, deren wir uns bemächtigt hatten und brachten den Angreifern sehr schwere Verluste bei. Auf den Maashöhen zer störte unsere Artillerie eine gewisse Anzahl feindlicher Schüßengräben vollständig. Auf der übrigen Front ist nichts zu melden.
Eine französische Entstellung.
sache liegt sehr nahe; das Schiffsgeschütz wirkt von einem schwimDieses kann sehr viel leichter dem Auge und der Wirkung des Verteidigungsbatterien wird auch die aufklärende Tätigkeit feindVerhältnisse pird um so größer, je mehr die Schiffe in ein enges Fahrwasser hineinlaufen, in dem sie ihre Manövrierfähigkeit verWestlich von Sereje nahmen wir den Russen fieren und dem Feuer der Küstengeschütze auf eine Entfernung 600 Mann, drei Geschüße und zwei Maschinen- ausgesetzt sind, wo sie ihr Panzer nicht mehr schützt. Die bisherigen Seegefechte des Krieges sind auf Entfernungen über gewehre ab. 8 Kilometer durchgefochten worden und hier würde es sich um Ein erneuter Durchbruchsversuch der Russen weit geringere Abstände handeln. Die Versuche der Schiffe, die südlich von Augustow endete mit der Vernich- Küstenbatterien auf Entfernungen von 14 bis 20 Kilometer niederzufämpfen, find gänzlich mißlungen. Sie haben nur gegen die tung der dort eingesetzten russischen Truppen. massigen, hochragenden Steinbauten der ältesten Befestigungen am Im Kampfe nordwestlich von Ostrolenka äußeren Dardanelleneingange einige Wirkung erzielt, aber nicht blieben unsere Truppen siegreich, die Russen einmal diese unhaltbar machen können; ihre schwächlichen Verließen sechs Offiziere, 900 Mann und acht ſuche, mit ihren Landungsabteilungen festen Fuß zu fassen, find Maschinengewehre in unseren Händen.
Unsere Angriffe nördlich und nordwestlich von Prasznysz machten weitere Fortschrifte. Jm Kampfe nordwestlich von Nowe Miasto machten wir wieder 1660 Gefangene.
*
Oberste Heeresleitung.
*
*
Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 11. März 1915.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 11. März 1915, mittags:
in einer beinahe lächerlichen Weise mißglückt.
Nun sind ja in den letzten 8 Tagen die Seestreitkräfte der
Verbündeten verstärkt worden, aber auch dann sind ihre Schießereien
nicht wirksamer geworden und über die Grenzen einer Flottendemonstration nicht hinausgegangen. Man hat gemeint, daß sic doch so viele wertvolle Schiffe auf die Gefahr hin, ihr lebergewicht im Mittelmeer zu verlieren, nicht einsehen würden, wenn sie nicht ernsthafte Ziele verfolgten. Aber ganz das Gegenteil ist der Fall gewesen! Sie haben ihre Schiffe sorgfältig auf Entfernungen gehalten, wo sie hoffen konnten, mit ihren schwereren Geschützen noch einige Wirkung zu erzielen, während das Feuer der kleineren türkischen Kaliber sie nicht ernsthaft schädigen würde. Und sobald diese sich dennoch eingeschossen hatten und Treffer erzielten, haben sie bisher das Gefecht jedesmal abgebrochen. Sie waren also weit mehr auf Erhaltung ihrer Schiffe als auf eigene Wirkung bedacht.
-
Berlin , 11. März.( W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier erfahren wir: Das Pariser Petit Journal" brachte am 16. Februar die Geschichte von dem Tode des Obersten Dayet, Die in den letzten Kämpfen in Russisch- Polen und Das alles verstärkt den Eindruck einer militärischen DemonKommandeurs des 133. Infanterieregiments. Danach hätte das an der Front in West galizien bei und südlich Gorlice französische Regiment den Befehl erhalten, eine unserer Stellungen eroberten Terrainabschnitte und Höhenlinien sind fest in stration, an die ich solange glauben werde, als nicht ein sehr starkes zu stürmen. Der Oberst hätte die Kolonnen persönlich zum Sturme unserem Besiz. Versuche des Feindes, einzelne Stützpunkte ei es auf der Halbinsel von Gallipoli selbst oder nordwestlich Landungsheer sich vor den Dardanellen angesammelt hat und vorgeführt und wäre, nachdem er zwei unserer Gräben genommen, wieder zurückzugewinnen, scheiterten durchweg. fünf Meter vor unserer letzten Stellung gefallen. Ein furchtbarer Neuer starker Schneefall in den Karpathen hat die bootung bewerkstelligt hat. Die gegenteilige Auffassung weist Bulair, in Thrazien oder an dem asiatischen Ufer seine AusGegenstoß habe das 133. Infanterieregiment gezwungen, in den zweiten von ihm eroberten Schüßengraben zurückzugehen. Einige Gefechtstätigkeit sehr behindert. Trotz dieser ungünstigen darauf hin, daß die Oeffnung des Bosporus und die Besetzung Stunden nach dem Gefecht so erzählt das„ Petit Journal" weiter Witterungsverhältnisse hielten an manchen Teilen der von Konstantinopel ein dringendes Interesse Rußlands sei. Dieses hätten die Deutschen einen Parlamentär geschickt, der angeboten Gefechtsfront die Kämpfe an. So wurde bei Besißnahme müsse aus wirtschaftlichen Gründen Weizen ausführen, aus milihabe, die Leiche des Obersten Dahet zurüdzugeben, wenn die Fran- einer Höhe der Gegner, mehrere Kompagnien stark, zurüd tärischen Gründen Munition, Geschüße, Rohmaterial einführen. zosen die beiden eroberten Schützengräben räumten. geworfen, zwei Offiziere und dreihundertfünfzig Mann ge- Nun zweifele ich ja, daß die verbündeten Engländer und Franzosen fangen. Einzelne Nachtangriffe des Feindes wurden unter es besonders eilig haben, diesen Herzenswunsch der Panslawisten Verlusten des Angreifers zurückgeschlagen.
-
Es wird uns also in diesem Artikel ganz unverblümt der Vorwurf gemacht, daß wir mit der Leiche eines französischen Offiziers einen unwürdigen Handel getrieben hätten.
In Wahrheit ist die Sache ganz anders verlaufen: Es handelte
sich um einen Angriff der Franzosen gegen unsere Stellung bei Ban de Sapt, der völlig abgeschlagen worden war. Der Gegner hatte
demnach keinen unserer Schüßengräben erobert.
zu erfüllen. Sie werden es vielmehr mit einem sehr süß- sauren Lächeln begrüßen, wenn das Banner mit dem Andreaskreuze wirkDen vor den eigenen Stellungen nördlich Na dlich über der Hedwigskirche wehen sollte. Ob die Russen der Zuworn a zurückgeworfenen feindlichen Kräften wurden in der fuhr von Kriegsmaterial bereits so dringend bedürfen, daß sie ohne Verfolgung noch weitere zweihundertachzig Mann an Gefange- das den Krieg nicht mehr fortführen könnten, ist gleichfalls noch nicht erwiesen. Daß ihnen ebenso wie den Verbündeten die Ausnen abgenommen. Im übrigen an dieser Front sowie in der Bukowina fuhr von Weizen sehr wünschenswert wäre, ist flar; aber aus
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Die Franzosen hatten sehr starke Verluste gehabt. Tote und Verwundete lagen unmittelbar vor unserer Stellung, und infolge Ruhe. der Hilferufe der französischen Verwundeten wurden Verhandlungen zwischen den beiden einander gegenüberliegenden Linien angeknüpft. Ein Franzose, anscheinend Offizier, machte zu erst den Vorschlag der Waffenruhe, damit die Franzosen ihre Toten und Verwundeten bergen könnten. Das wurde unsererseits abgelehnt. geschickt worden war, der Befehl ein, alle Verhandlungen abzuDarauf erboten sich die Franzosen , uns behilflich zu sein, ihre brechen, falls die Franzosen nicht bedingungslos kapitulierten. Da Verwundeten nach unseren Schüßengräben zu tragen, wenn wir der Feind darauf nicht einging, wurden die Verhandlungen abgestatteten, daß sie ihren Toten die Erkennungsmarken abnehmen gebrochen. dürften. Auch das mußte von uns abgelehnt werden, damit die Franzosen nicht Einblick in unsere Stellungen erhielten. Uebrigens konnten wir während der Verhandlungen die feindlichen Verwundeten bergen. Während dessen traf von einer höheren Dienststelle, an die Meldung über die gepflogenen Verhandlungen
diesem Grunde allein wird man sich in ein so schweres und wenig aussichtsreiches Unternehmen nicht einlassen. Denn man übersteht immer das eine: die Erzwingung der Dardanellendurchfahrt eröffnet den Bosporus noch lange nicht, dazu gehört noch, daß der bei weitem schwerere Teil der Gesamtaufgabe gelöst wird, die Beschießung und Eroberung von Konstantinopel . Daß dies kein Kinderspiel ist, hat der Verlauf des Balkankrieges mit größter Zuverlässigkeit bewiesen. Freilich hat der Dreiverband wiederholt Meldungen in die Die Toten wurden erst bestattet, nachdem wir die feindliche Presse der ganzen Welt gesandt, daß er bereits eifrig am Werke Vorstellung genommen hatten. Die Leiche des Obersten Dahet war sei, ein Landungskorps bereitzustellen und auf Transportern gegen nicht unter ihnen. Wir haben von dem, wahrscheinlich am die Dardanellen zu entsenden. Man sprach von 40-000, von 60 000 27. Januar, erfolgten Tode des feindlichen Regimentskommandeurs| Mann und verstieg sich dann sogar zu der Zahl von 200 000 Streitern, denen weitere 200 000 später nachfolgen sollten. Jetzt erst am 9. Februar durch Gefangene Kenntnis erhalten.