Nr. 82.32. Jahrg.
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Dienstag, den 23. März 1915.
Przemysl von den Ruffen genommen.
Oeftlicher Kriegsschauplah. Die meldung des Großen Hauptquartiers. Japan und sein Bundesgenosse.
Wien , 22. März.( W. T. B.) Seine t. und t. Hoheit Feldmarschall Erzherzog Friedrich hat nachstehenden Armee- befehl erlassen:„ Nach viereinhalbmonatigen heldenmütigen Kämpfen, in welchen der rücksichtslos und zähe, aber stets ver
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 22. März 1915.( W. T. B.)
Die Gegensätze in Dftasien, zwischen Japan und China , spitzen sich immer schärfer zu, und es ist heute keineswegs mehr unwahrscheinlich, daß der Völkerkrieg Europas nicht nur im Drient, sondern auch in den Küstengebieten Ostasiens ein bringen, kommen ja zumeist über England und Rußland , und blutiges Echo findet. Die Nachrichten, die von dort zu uns die Blätter beider Staaten haben ein Interesse daran, ihre
Westlicher Kriegsschauplatz. Ein nächtlicher Versuch der Franzosen , sich geblich anstürmende Feind ungeheure Verluste erlitt und nach in den Besitz unserer Stellung am Südhang der blutiger Abweisung seiner noch in letzter Beit, insbesondere Loretto- Höhe zu setzen, schlug fehl. am 20. und 21. März, Tag und Nacht unternommenen Verzu folorieren, Auch in der Champagne nördlich von Le
Mitteilungen entsprechend ihren besonderen politischen Bedürfnissen wie sich denn auch bei
ergeben;
aber
suche, die Festung Przemysl mit Gewalt in die Hand zu be- Mesnil scheiterte ein französischer Nachtangriff. bungen die furiosesten Widersprüche einem Vergleich der englischen und russischen Melkommen, hat die heldenmütige Festungsbesaßung, die noch Alle Bemühungen der Franzosen , die Stel- so viel geht immerhin deutlich aus diesen Meldungen am 19. März mit letter Kraft versuchte, den übermächtigen lung am Reichsackerkopf wieder zu gewinnen, hervor, daß Japan nicht gewillt ist, den englischen VermitteRing der Einschließung zu sprengen, durch Hunger gezwungen, über Befehl und nach Zerstörung und Spren- waren erfolglos. gung aller Werke, Brücken, Waffen, Munition und des Kriegsmaterials aller Art, die Trümmer von Przemysl dem Feinde überlassen. Den unbesiegten Helden von Przemysl unseren fameradschaftlichen Gruß und Dant; sie wurden durch Naturgewalten und nicht durch den Feind bezwungen, sie bleiben uns ein hehres Vorbild treuer Pflichterfüllung bis an die äußerste Grenze menschlicher Kraft. - Die Verteidigung von Przemysl
bleibt für ewige Zeiten ein leuchtendes Ruhmesblatt unserer Armee." Feldmarschall Erzherzog Friedrich.
Die Memeler Flüchtlinge. Königsberg i. Pr., 22. März.( W. T. B.) Regierungspräsident Graf von Kayferlingt, begab sich am Sonnabend auf die Kurische Nehrung , um die Ortschaften, in denen Memeler Flüchtlinge untergebracht waren, zu besichtigen. Auf der Nehrung befanden sich 7000 bis 8000 Flüchtlinge, welche überall von der Bevölkerung freundlichst aufgenommen waren. Für die Lebensmittelzufuhr von Königsberg war sofort von dem gesorgt. Warme Deden und Kleider lieferte die Versandstelle des Vaterländischen Frauenvereins in Königsberg . Der Abtransport der Flüchtlinge wurde durch Sturm und Schnee metter erschwert. Trotzdem gelang es, etwa 3500 Menschen zu Wagen nach Tranz und in Schlitten über das Kurische Haff von Schwarzort nach Starischken und von Nidden nad) Starfeln zu bringen. Dagegen konnten die vom Regierungspräsidenten von Pillau nach Schwarzort zur Aufnahme von Flüchtlingen entsandten Dampfer wegen herrschenden Sturmes leider ihre Aufgabe nicht erfüllen. Die rüstigen jungen Leute kamren zu Fuß über die Nehrung und das Backeis. In den Ortschaften, wo Flüchtlinge raften, wurde überall für Ver
pflegung und Unterkunft gesorgt. In Schwarzort befanden fich zeitweise 7000 Menschen. Dort leitete der Memeler Bandrat, Geheimer Regierungsrat Cranz , persönlich die Fürsorge. Das Krankenhaus der Barmherzigkeit entsandte dorthin eine Gemeindeschwester. Ein Arzt wurde von der Regierung nach
Deftlicher Kriegsschauplatz.
lungsversuchen nachzugeben, noch der chinesischen Taktik zu, folgen, die darauf hinausläuft, durch lange Erörterungen über verhältnismäßig nebensächliche Fragen die Entscheidung hinaus. zuschieben, bis der Krieg in Europa vorüber ist und die in Aus Memel sind die Russen gestern nach China am meisten interessierten Mächte die Gelegenheit haben, kurzem Gefecht südlich der Stadt und hartnäcki- einen energischen Ton mitzureden. Anstatt gemütlich zu kongem Straßenkampf wieder vertrieben worden. ferieren, drängt Japan vielmehr auf schnellste Zustimmung der Unter dem Schuß der russischen Truppen hat hier stellten Forderungen und droht, wenn diese Zustimmung chinesischen Regierung zu den an sie vom Mikadoreich gerussischer Pöbel sich am Hab und Gut unserer nicht binnen kurzem erfolgen sollte, mit Waffengewalt gegen Einwohner vergriffen, Privateigentum auf Beting vorzurücken und die der Insel Formosa gegenüberliegende Wagen geladen und es über die Grenze gefchafft. infel zu besetzen. Hat eben China das Interesse, die ganze chinesische Provinz Julien sowie die ganze Schantung- HalbEin Bericht über diese Vorgänge wird noch ver- Angelegenheit hinauszuschieben, bis wenigstens England ein öffentlicht werden. Machtwort mitzusprechen vermag, so hat umgekehrt Japan Nördlich von Mariampol erlitten die Russen bringen, um die europäischen Westmädte und Rußland vor eine ein Interesse daran, die Sache möglichst schnell zu Ende zu abgewiesenen Angriffen schwere Verluste. vollendete Tatsache zu stellen, an der sich später nach dem Westlich des Orzyc bei Jednorozek und nord- europäischen Friedensschluß nicht mehr viel ändern läßt. Zudem öfflich von Prasznysz sowie nordwestlich von verspürt Japan wenig Neigung, die wilde Agitation, die in den Ciechanow brachen russische Tages- und Nacht- rungen eingesetzt hat, sich ungestört in aller Gemächlichkeit mehr Hafen- und Handelsplägen Chinas gegen die japanischen Fordeangriffe unter unserem Feuer zusammen. 420 und mehr ausdehnen zu lassen; denn schäßen die Japaner auch Gefangene blieben bei diesen Kämpfen in unserer bie Chinesen nicht als waffentüchtige, widerstandsfähige Hand.
bei
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Oberste Heeresleitung.
Gegner ein, fo wissen sie doch recht wohl, daß die späteren Schwierigkeiten durch solche Agitationen wesentlich gesteigert werden.
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Japans Regierung betrachtet die gegenwärtige Lage eben als günstig zur Durchsehung seiner Pläne. Pläne, die allem Der österreichische Generalstabsbericht. Anschein nach schon seit langem in seinen Regierungskreisen forgfältig erwogen sind, und es hat die feste Absicht, die Wien , 22. März.( W. T. B.) Amtlich wird verlaut- günstige Gelegenheit, die ihm die jetzige Beschäftigung Engbart: 22. März 1915. lands und Rußlands auf den fernen europäischen Striegs Nach vi er ein halbmonatiger Einschließung schauplägen bietet, nicht ungenügt vorübergehen zu lassen. am Ende ihrer Kraft angelangt, ist die Fest u ng Przees fich stets als gewiegter, schlauer Rechner erwiesen, der Festung Prze- Seit sich Japan als moderne Militärmacht fühlt, hat my I am 22. Märzin Ehren gefallen. Ms sich in seinen Maßnahmen nur von seinem Eigeninteresse As die Verpflegungsvorräte Mitte dieses Monats knapp leiten läßt, nicht von allerlei Gewissensstrupeln und diese au werden begannen, entschloß sich General der Infan- Rücksichtslosigkeit kommt auch in seinem jetzigen Vorgehen terie von Kusmanek zum letzten Angriff. Die Aus- gegen China wieder zum Ausdruck. Es ist deshalb geradezu falltruppen brachen am 19. d. M. zeitig morgens über fomisch, wenn englische Blätter, wie der„ Manchester Guardian", Gigantisches Ringen in den Karpathen. die Gürtellinie vor und hielten in fiebenstündigem Gefecht jetzt gegen das sogenannte japanische Programm" den VorWien, 22. März.( W. T. B.) Der Kriegsbericht. gegen starke russische Kräfte bis zum Neußersten stand. wurf erheben, daß es gegen den Wortlaut des englischerstatter des, Morgen" meldet aus dem Kriegspreise. Schließlich zwang fie die Ueberlegenheit der Zahl zum Zurüd- japanischen Bündnisvertrages verstößt, und wenn sie die quartier: Bei herrlichem Frühlingswetter ist in den Kar- gehen hinter die Gürtellinie. In den folgenden Nächten japanische Regierung mit gut gemeinter ethischer Ehrpusseligpathen gegenwärtig die heftigste Schlacht entbrannt, die gingen die Russen gegen mehrere Fronten von Przemysl vor. feit an die Innehaltung ihrer Abmachung mahnen. Verstieß feit dem Beginn des Krieges geschlagen wurde. Diese Angriffe brachen gleich allen früheren in dem Feuer der nicht auch die Annexion Koreas im Jahre 1910 gegen den Die Russen haben alle verfügbaren Kräfte in die Front gezogen und tapfer verteidigten Befestigungen zusammen. Da nach dem apan nur solche Maßnahmen in Korea gestattet, als zum Artikel 3 des englisch - japanischen Bündnisvertrages, der laffen Angriff auf Angriff folgen. Bei Dukla , Uzsok und Ausfall am 19. d. M. auch die äußerste Beschränkung in der Schutz und zur Förderung seiner dortigen Interessen nötig Luptow erreichten diese Kämpfe ihren Höhepunkt. Unseren un- Verpflegungsration nur mehr einen dreitägigen sind, wobei aber in jedem Fall Japan den„ Grundsatz der vergleichlichen Truppen gelang es überall, die heranstürmenden Widerstand gestattete, hatte der Festungskommandant offenen Tür" zu respektieren hat? Und verlegten nicht auch, Maffen unter furchtbaren Blutopfern des Feindes abzuschlagen. mittlerweile den Befehl erhalten, nach Ablauf dieser Frist als Japan nach der Eroberung Kiautschous unter Billigung Ueber die Dauer und Entscheidung dieses gigan- und nach Vernichtung des Kriegsmaterials den Platz dem Englands außer der Uebertragung der deutschen „ Pachtung" tischen Ringens , das seinesgleichen sucht, tann Feinde zu überlassen. Wie ein Flieger der Festung meldete, noch allerlei Extrakonzessionen verlangte, diese Forderung den zur Stunde ein Urteil nicht gefällt werden.
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gelang es tatsächlich, die Forts samt Geschützen, Londoner Bündnisvertrag vom 12. August 1905, der doch in Munition und befestigten Anlagen recht- seiner Einleitung als das gemeinsame schöne Ziel beider VerWestlicher Kriegsschauplah. zeitig zu zerstören. Dem opfermütigen Ausharren und tragsmächte die Aufrechterhaltung der gemeinsamen Interessen aller Mächte in China durch dem legten Kampf der Besayung gebührt nicht mindere Lob die Sicherung der Unabhängigkeit und Inte Französisches Lob der deutschen Soldaten. als ihrer Tapferkeit in den früheren Stürmen und Gefechten. grität des chinesischen Reiches sowie des Zürich , 22. März.( W. T. V.) Der Kriegsbericht. Diese Anerkennung wird auch der Feind den Helden von Grundsages der gleichen Gelegenheit für erstatter der Neuen Bürcher Zeitung" an der Przemysl nicht versagen. Handel und Gewerbe aller Nationen pro französischen Front, schreibt n. a.: ein Franzose Der Fall der Festung, mit dem die Heeresleitung seit flamiert? Benn England gegen Vertragsbrüche Japans ließ sich zu einer unichönen Bemerkung über den längerer Zeit rechnen mußte, hat keinen Einfluß auf die Lage nichts einzuwenden hat, die in Englands Interesse liegen, Feind hinreißen, im Gegenteil, fie bemübten fich, den guten im großen. Bei der Feldarmee dauern die oder wenigstens nicht gegen seine Interessen verstoßen, wesEigenschaften des Gegners gerecht zu werden. Die Bayern , die wir Kämpfe im Karpathenabschnitt vom Ul3soker- halb soll Japan dann nicht auch Vertragsbrüche für erlaubt vor uns baben, bemerkte der Kommandant in Villers au Bois, find pak zum Sattel von Konieczna an. halten, die in seinem eigenen Interesse geschehen? tapfere Soldaten, alle Achtung bor den Offizieren, die an der Spize ihrer Leute in den Kampf stürzen. Auch die Brr der preußischen Garde findet bei den Franzosen ehrliche Bewunderer.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant.