Einzelbild herunterladen
 

Dr. 82. 32. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Dienstag, 23. März 1915.

Gemeinschaft in unmittelbare Beziehungen zu den einzelnen statuieren, und so wurden denn die sozialdemokratischen Geheimorganisationen

Der Hochverratsprozeß" in ganiationen im Reiche wie zu dem Zentralfomitee, Dimaabgeordneten, obwohl ihnen nichts außer ihrer legalen

Petersburg.

"

Politische Uebersicht.

Die Angst vor Belgien .

Die privatamtliche Nationalfib. Korr." schreibt:

"

das ihre Tätigkeit koordinierte, sie förderten die Entstehung Tätigkeit in der Duma vorgeworfen werden konnte, zur neuer Organisationen, beriefen Konferenzen ihrer Mitglieder lebenslänglichen Deportation und zum Verlust aller Rechte ein, arbeiteten Statuten aus usw." berurteilt. Damit hat die Regierung der Abgeordneten­Außer diesem Hauptpunkt der Anklage wird in der An- immunität in der Duma den Todesstoß versetzt. Erst jetzt, mit geraumter Verspätung, ist es möglich, über flageschrift auf Grund verschiedener Flugblätter und sonstiger Von den Verhandlungen im Petersburger Hochverrats­den Prozeß gegen die fünf fozialdemokratischen Duma- Schriftstücke, die mit den Verhafteten nichts zu tun hatten, der prozeß" kann man zwar nicht wie von denen im Leipziger abgeordneten Petrowski, Badajew, Murano w. Versuch gemacht, nachzuweisen, daß die Angeklagten den Krieg Hochverratsprozeß" erklären, daß sie der sozialistischen Samoilow und Scha go w zu berichten, deren Ver- ausnutzen wollten, um der kämpfenden russischen Armee in Propaganda einen mächtigen Antrieb gegeben haben. Dazu urteilung vor einigen Wochen telegraphisch gemeldet wurde. den Rücken zu fallen. Aber trotz aller Bemühungen konnte so- lagen die Verhältnisse hier zu ungünstig. Immerhin haben Die russische Regierung hat es für möglich gehalten, von ihrer gar die Anklageschrift selbst auch nicht den Schatten eines sie erreicht, daß die giftige Verleumdung von den landes­Praris im Prozeß gegen die sozialdemokratische Fraktion der Beweises erbringen, daß die Angeklagten ein hochverräteri- verräterischen Plänen" der russischen Sozialdemokratie wider­zweiten Duma abzuweichen und den Prozeß diesmal aller- sches Unternehmen im Sinne des Strafgesetzes" geplant legt und Einblick gewonnen worden ist in die schwere, selbst­dings mit gewissen Einschränkungen öffentlich ver- hatten. Die Anklage lautete denn auch nicht auf Art. 10S, aufopfernde Tätigkeit unserer russischen Genossen. handeln zu lassen. Die Verhandlungen fanden statt vor einer der für hochverräterische Unternehmungen vorgesehen ist, besonderen Abteilung der Petersburger Gerichtskammer unter sondern auf Art. 102, der sich auf den Umsturz der bestehen­Vorsitz des Senators Krascheninnikow und unter Ausschluß den Gesellschaftsordnung bezieht und in den letzten Jahren der Geschworenen, an deren Stelle einige Ständevertreter" in der Regel gegen Mitglieder der sozialdemokratischen Partei das öffentliche Gewissen" markierten. Die Presse brachte angewendet wurde. Zwar versuchte der Staatsanwalt frampf­zwar ausführliche Berichte; aber vieles aus den Verhand- haft, den Boden der Anklage auszudehnen und die kriegs­lungen gelangte nicht an die Oeffentlichkeit, und auch die feindliche Haltung der Angeklagten als einen Beweis dafür Beitungsberichte weisen große Lücken auf, die von der russi- hinzustellen, daß die sozialdemokratischen Dumaabgeordneten schen Zensur stammen. Namentlich hinsichtlich der prinzi- einen heimtüdischen Schlag" gegen die an den Grenzen Der Vorwärts " gibt, nach der Hilfe" Ausführungen von piellen Haltung der Angeklagten zu der aus der kämpfende russische Armee geführt hätten. Alle diese Be- Paul Rohrbach wieder, in denen im Anschluß an eine Stimmic Kriegslage fich ergebenden praktischen Tätigkeit der mühungen blieben aber vergeblich. Nichts konnte vorgebracht aus einer englischen Zeitschrift Belgien als Austausch­Bartei ist manches im unklaren geblieben. Allerdings wurden werden, was auch nur im entferntesten als Hochverrat ausgebiet für die Wiedergewinnung unserer vom Feinde besetzten auch diese Fragen während der Verhandlungen lebhaft er- gelegt werden konnte. Die allgemeine Haltung der angeklagten deutschen Kolonien betrachtet wird.... örtert. Aber sowohl die Unvollständigkeit der vorliegenden Abgeordneten formulierte einer der Verteidiger, Rechts- Es muß außerordentliches Befremden erregen, Berichte, wie die speziellen Aufgaben, die die Verteidigung sich amvalt Sokolow, der mehrmals in Petersburg für die daß unmittelbar nach den Erklärungen der Regierung im Reich stellen mußte, bringen es mit sich, daß über diesen Teil der sozialdemokratische Partei kandidiert hatte, mit folgenden tage, daß für die Erörterung der Kriegsziele noch nicht die Zeit Brozeßverhandlungen der allerdings für die Partei- Worten: Die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion gekommen sei, den Kreisen, die eine meriwürdige Angst öffentlichkeit der weitaus interessanteste ist vorläufig ein haben in ihrer Deklaration in der Duma erklärt, daß das vor Belgien zu haben scheinen, nun wieder keine Schwierig­abschließendes Urteil unmöglich ist. Indessen bietet der Proletariat den Ausbruch des Krieges nicht zu verhindern ver- feiten in den Weg gelegt werden, wenn sie so speziell bestimmte Brozeß auch mit dieser, durch die Verhältnisse gebotenen, Ein- mochte und daß es im Gefühl der internationalen Solidarität Einzelheiten in ihrem einseitigen Sinne behandeln. schränkung in politischer Hinsicht genug des Interessanten, um die Grundlage suche für eine schleunige Beendigung des Der Vorwärts" hat ganz recht, wenn er vermutet, daß die zusammenfassend erörtert zu werden. Krieges. Dies haben sie erklärt und davon Ausführungen Rohrbachs nicht ohne Absicht geschehen. Aver Der Prozeß gegen die sozialdemokratischen Duma- nehmen sie kein Wortzurück. Sie lehnen aber fate- so geschict Herr Rohrbach seinen Wunsch, Belgien wieder los zu abgeordneten verfolgte den Zweck, vor der Oeffentlichkeit dar- gorisch das ihnen zugeschriebene Bestreben ab, zu einer Zeit, werden, mit den sonnigen Aussichten auf kolonialen Landzuwachs zutun, daß die Sozialdemokraten, die in der Duma gegen die wo der Krieg zur Tatsache geworden, Mittel zur Schwächung für das deutsche Volk schmackhaft zu machen versucht, so wenig Kriegskredite gestimmt hatten, als Landesverräter anzusehen der russischen Armee zu ergreifen. Das Votum gegen das fönnen seine Auffassungen der Kritik standhalten. Ein Friede feien. Den Anlaß zur Anklage bot die Verhaftung der Ange- Kriegsbudget und gegen die Kriegskredite bedeutet feines- mit England im Sinne Rohrbachs ist doch nur Flagten in Gesellschaft einiger anderer Parteigenossen am wegs, daß die Fraktion bestrebt ist, das Kriegsministerium in denkbar, wenn England seine Seeherrschaft 17. November v. 3. in Petersburg . Die verhafteten Abge- der Praxis daran zu hindern, die ihm auferlegte Aufgabe zu behält." ordneten hatten sich mit den Genossen zusammengefunden, um erfüllen." Die Verteidigung konnte ruhigen Gewissens im Rohrbach hatte nichts anderes getan, als das Urteil einer gemeinsam praktische Fragen der Arbeiterbewegung zu be- Namen der Angeklagten diese Erklärung abgeben, denn die englischen Zeitschrift wiedergegeben. Die Nervosität, raten und bei dieser Gelegenheit auch ihre Stellung zum Krieg Angeklagten machten feinen Augenblick daraus Hehl, daß sie mit der die Nationalliberale Korrespondenz" auf Rohrbachs Aus­zu erörtern. Sämtliche Drucksachen und Schriftstücke, die bei nach wie vor eine kriegsfeindliche Stellung ein- führungen antwortet, zeigt deutlich die Absicht gewiffer Kreise. der Verhaftung und den nachfolgenden Haussuchungen bei den nahmen, daß sie aber dagegen protestierten, mit irgendwelchen Die Deutsche Tageszeitung" hält den Besitz Angeklagten gefunden wurden, figurierten nun als Bestand- Hochverräterischen Unternehmungen in Verbindung gebracht Belgiens sogar für eine Lebensfrage für Deutschlands Zukunft"; jie teile der Anklage, die dem Prozeß zugrunde gelegt wurde. zu werden. schreibt:

-

Den Hauptpunkt der Anklageschrift bildet folgender Sat: Die Angeklagten nahmen im Jahre 1914 teil an einer ver­brecherischen Verbindung, die sich der Leitung und der Kon­trolle des Zentralfomitees der sozialdemokratischen Arbeiter- die Anklage auf Zugehörigkeit zu einer berbrecherischen Ge­partei Rußlands unterordnete und sich zur Aufgabe stellte, die durch die Grundgeseze festgelegte Regierungsform in Rußland mittels eines bewaffneten Volksaufstandes gewaltsam um­zustürzen und sie durch eine demokratische Republik zu ersehen; die Angeklagten kannten die Ziele dieser Gemeinschaft, sie traten gemeinsamt wie auch einzeln als Mitglieder dieser

Bilder aus Rußland .

Anfang März 1915.

Ein warmer Borfrühlingstag. Die Sonne Todt ins Freie. Auf den Straßen in Sumalti wimmelt es von sonntäglich geputzten Menschen. Vicle eilen den Kirchen zu. Die große, prächtige Gar­nijonkirche, von der zwiebelförmige mächtige goldleuchtende Kuppeln ins Land hinein leuchten, ist vereinsamt. Außer diesem Gotteshaus zählt Suwalki noch eine russische, eine polnisch- katholische, eine deutsch- evangelische Kirche und zwei Synagogen. Ein starker Strom von Männern und Frauen treibt der polnischen Kirche zu. Auf dem schönen großen parfartigen Blaze vor der Kirche stehen 50 von den Deutschen in der letzten Schlacht eroberten Kanonen

,, Gerade das möchten wir besonders betonen, denn der schöne englische Pfandgedanke stüßt sich auf die englische Voraussetzung: es fönnte in Deutschland maßgebende Männer geben, welche derartige Verlegenheiten der deutschen Lage zu sehen glaubten, daß sie um derentwillen eine Verlegenheitspolitit fechwächlichster und furzsichtigster Art zu treiben sich enschließen könnten. In England scheint man vorauszusehen, den Deutschen sei die ein fache Wahrheit unbekannt: daß ein jedem englischen und französischen Einflusse absolut und für immer cntzogenes Belgien eine Lebensfrage für Deutschlands Zukunft bildet; cinc Lebensfrage im vollen Sinne des Begriffes. In England

Diese Situation lag so klar zutage, daß die Bemühungen des Staatsanwaltes, troß allem die Anklage auf Hochverrat aufrecht zu erhalten, elend zusammenbrachen. Es blieb nun meinschaft", genannt die sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands . Obwohl die Verteidigung schlagend nachwies, daß auch von einer solchen Anklage keine Rede sein könne, da die sozialdemokratische Fraktion öffentlich gewirkt habe und auch nach dem Parteistatut völlige Autonomie befize, wurde die An­klage dennoch aufrecht erhalten. Es galt, ein Erempel zu nungseinrichtungen und Waren aus Privathäusern und Läden sangenommen; so auch hier in Barcelona . Viel Lobenswertes ist hier fortgeschleppt hätten. Das konnte nicht ohne Genehmigung getan worden, aber auch viel Mangel herrscht. Jetzt hat man hier russischer Befehlshaber geschehen sein. Daß die Anschuldigung das Deutsche Heim", einen ehemaligen Schlachthof, und die deutsche der Berechtigung nicht entbehrt, davon überzeugte ich mich durch Kirche nebst Schule für den Aufenthalt der Flüchtlinge eingerichtet. Augenschein auf dem Bahnhof in Wirballen. Hier hatten die Dort essen sie und die Ledigen erhalten Wohnung. Ein Gang durch Deutschen bei dem letzten Zurückschlagen der Russen u. a. noch zwei das Deutsche Heim" zeigt uns die Schlaf- und Speiseräume, das Lange Züge geschlossener Waggons abgefangen, die alle mit allen Arzt und die Krankenzimmer, die Schuhmacher- und sonstigen möglichen Gegenständen vollgestopft waren: gebrauchte Klaviere Werkstätten, die Küche und die Polizeistation. Leider darf es und Möbel aller Art, Betten, Haushaltungsgegenstände, Wäsche, nicht verhehlt werden, daß ein Teil unserer Landsleute dahin wirft, Hüte, Stiefel, Glas- und Porzellangeschirr, Handwertszeug, die Sympathien der Spanier und der anständigen Leute überhaupt Papier, Bücher, Nähmaschinen usw. Solche Massenplünderung, zu verscherzen, natürlich zum Schaden für die Mehrzahl der Be­too sie auch vorkommen mag, kann man nicht als eine durch den wohner des Deutschen Heims", die unter den Rücksichtslosigkeiten Krieg gebotene Requisition oder als Ausschreitung einzelner Leute einiger weniger leiden müssen. entschuldigen. Sie muß furchtbar demoralisierend wirken.

*

*

*

*

"

"

Nur

Bevor der Schlachthof zum Deutschen Heim" avancierte, schliefen die ledigen Leute auf den im Hafen liegenden deutschen Dampfer Düsseldorf ". Dort, wie auch in den ersten Monaten des Rußland kann tolerant sein, trok seiner berüchtigten Unduld- Flüchtlingslebens hier in der Kirche und Schule, mußten die Flücht­mit den dazu gehörigen Munitionswagen. Auf den Stufen zum samkeit, 3. B. gegen die Unierten"( die griechischen Katholiken). linge des Nachts nur auf einer Matrage kampieren. Mit der Hygiene Eingang der Kirche fißend betend bettelnde Frauen und Männer. Bei dent russischen Rückzuge wurden auch zwei Lazarettzüge der war es ebenfalls nicht gut bestellt. Als in Barcelona die Typhus­Am Eingang staut sich die Menge, Kopf an Kopf eng zuſammen- freiwilligen Krankenpflege abgeschnitten, ein französischer mit frankheiten sich mehrten, wurde das Schiff geräumt, und die Flücht gedrängt stehen die Andächtigen in dem rund gewölbten Haupt- Pflegepersonal aus Frankreich und ein russischer, in dem Menno- linge, die über Geld verfügten, quartierten sich in der Stadt ein; schiff und den schmalen Seitenschiffen des hellen Raumes. Bis dicht miten als Pfleger tätig waren, große, prächtige Gestalten mit aus- die unbemittelten Ledigen kamen nach dem Deutschen Heim und an den Hauptaltar, an dem ein Priester ein Hochamt zelebriert, gesprochen germanischen Typus. Nach ihren religiösen Vor- etliche Familien wurden im Pfarrhause untergebracht. Andere haben sich die Gläubigen vorgeschoben. Die Männer tragen dicke schriften dürfen die Mennoniten keine Waffen führen, nicht töten. Flüchtlinge versuchten in die Heimat zu kommen. Von diesen Wäntel und Pelze, die meisten haben dazu noch ein Halstuch um- Wie mir die Leute in fließendem Deutsch erklärten, hat Rußland werden unterwegs nicht wenige gefangengenommen worden sein. gelegt. Auch die Frauen und Mädchen sind in Mäntel, Jacken sie noch niemals gezwungen, als kämpfende Soldaten mit ins Feld Wir ſizen nun schon ein halbes Jahr hier in Barcelona fest, oder Pelze gehüllt; der größte Teil von ihnen trägt dazu wollene zu ziehen. Sie trugen auch jetzt keine Uniform, sondern weiche, und das Deprimierende für uns ist, daß wir die Hilfe des Staates Tücher um die Schultern, und alle haben ein Stopftuch umge- schwarzlederne Anzüge. Diese Mennoniten sind in Taurien am und unserer Landsleute in Anspruch nehmen müssen. Gesorgt wird schlagen: baumwollene, wollene, ſeidene oder von Kattum gefertigte Asowschen Meer ansässig, betreiben Landwirtschaft und erfreuen ja für die Flüchtlinge, aber vielfach in einer Weise, die für an­ficht man, sehr viele malerisch bunte darunter. Ein gemischter Chor singt die Messe. Wehmütig klagende Melodien senken sich auf sich nach ihrer eigenen Versicherung einer gewissen Wohlhabenheit. ständige und denkende Menschen zuweilen unerträglich wird. zu oft muß man fühlen, daß alles das, was getan wird, nur der die Andächtigen. Inbrünstig flüsternd betend schauen diese in ihr Mildtätigkeit der lieben Mitmenschen entspringt. So mancher dieser Gebetbuch oder lassen den Rosenkranz durch die Finger gleiten. Wohltäter" und Wohltäterinnen" scheinen nicht einzusehen, daß die Auch deutsche Soldaten haben sich zum Gottesdienst eingefunden. Die Russen sind im allgemeinen besser ausgerüstet und die Flüchtlinge, die nicht mit Glüdsgütern gefegnet sind, doch nicht aus Die katholische Weltanschauung schlägt ein einigendes Band um Truppen werden besser verpflegt, als man vor dem Kriege vielfach eigenem Antrieb, sondern dem eisernen Muß und dem Selbst­die nationalen Feinde... Die Kirche, die Friedenspredigerin, angenommen hat. Einen neuen Beweis dafür, daß Rußland sich erhaltungstrieb folgten, als sie hierher flüchteten. Es ist daher bc­kann die Völker von dem Uebel des Krieges nicht erlösen. Die auf den Krieg gut vorbereitet hatte, fand ich ebenfalls auf dem schämend, daß Deutsche , die wohlhabend find, es ihren Landsleuten mächtigen Gewalten widerstreitender Interessen, die auch diesen Bahnhofe in Wirballen. Dort stand ein langer Wagen auf dem fühlen lassen, wenn sie ihre milde Hand in Anspruch nehmen müssen. Weltenbrand entzündet haben, lassen sich durch moralisierende oder Gleise mit einer vollständigen Wasch-, Wring- und Plätteinrich- Wic selten je, ist es hier den Flüchtlingen zum Bewußtsein ge­ethische Argumente nicht bändigen. Gin dauernder Frieden hat tung. Außer der großen Waschmaschine und den sonstigen Gerät- fommen, was es heißt, geborgen zu sein und andererseits gar nichts zur Voraussetzung die Abschaffung aller wirtschaftlichen Gegensäße. schaften für das Reinigen und wieder zum Gebrauch Herrichten zu besitzen. Ob das möglich ist, das ist eine besondere Frage.... Der Krieg von waschbaren Kleidern und Unterzeug enthielt der saubere Leider liegen hier Industrie und Handel so danieder, daß an diktiert besondere Gesebe, er formt manche Begriffe der Moral und Raum in besonderen Abteilungen Wohn- und Schlafgelegenheiten eine Arbeitsgelegenheit für deutsche Flüchtlinge nicht zu denken iſt. Ordnung um. Er sanktioniert, was den Kriegführenden vorteilhaft für das in der Wäscherei beschäftigte Personal, Männer und Aeußerste Not zwingt daher, das Komitee der deutschen Kolonie oder ist. Der Soldat ist Herr über fremdes verlassenes Eigentum, so- Frauen der freiwilligen Krankenpflege. In den Wäschewagen wird den deutschen Konsul in Anspruch zu nehmen. Und wie viele Be­weit es seinem Unterhalt, seinem Fortkommen, seiner Kriegstüchtig- der Bedarf der Lazarettzüge an Wäsche gesäubert und ausgebessert. dürfnisse liegen nicht vor außer Effen, Trinken und Schlafen? feit unentbehrlich erscheint. Die Kriegführenden requirieren im Diese Einrichtung hat den Vorzug, daß stets für saubere Wäsche Da sind Anzüge und Kleider für weibliche Personen, Wäsche eigenen oder im fremden Lande alles, was sie für ihre Truppen gesorgt werden kann, ohne die Lazarettzüge mit großen Vorräten und Stiefel und viele andere Dinge notwendig. Diese au brauchen. Die Formen und Methoden sind bei uns und den Russen zu belasten. Düwell, Kriegsberichterstatter. erbitten, werden viele Flüchtlinge abgeschreckt; einmal wegen verschieden. der Art der Behandlung, das andere Mal wegen des Tangen Wartens, und dann auch, weil private abgelegte Wäsche, usw.

-

parin als Gigentumer, bemi gt ote Betten, das vorhandene Geschirr, Im Flüchtlingslager Barcelona . Baie leider wiw. jfiftet. Welch bitteres Gefühl, bejajicicht einer

benußt die

furzum, man ist wie zu Hause. Ueber das Maß des dabei Er­Taubten entscheidet Tatt, Charakter, Erziehung.

Menschen, der nic die Wohltätigkeit annehmen brauchte, wenn ihm ein alter Ueberzieher oder getragene Hemden angeboten wurden!? Auch nrüffen hier Kranke, die in der Heimat längst in eine Heil­anstalt gebracht worden wären, matt und fiech ihre Lage zivifchen Gesunden verbringen. Was nüßt es, wenn man diesen Leuten heute ein paar Eier und morgen vielleicht ein Paket Haferflocken bringt, während sie frieren müssen und der Magen die allgemeine Soft ver­weigert?

Ein Berliner Parteigenosse, der bor Beginn des In Suwalfi fand ich eine schöne geftidie Fahne einer Hand- Krieges in der südfranzösischen Departements- Hauptstadt Toulouse werkerinnung, die die Rufsen hierher verschleppt hatten. Es ist in Beschäftigung war und der nach Ausbruch der Feindseligkeiten faum anzunehmen, daß ein Soldat sie zu seinem Privatgebrauch zwischen Deutschland und Frankreich nach Spanien flüchtete, schildert mitgenommen hatte. Aber nur einmal trat mir die Fortnahme in einem Briefe seinen Aufenthalt in Barcelona wie folgt: bon Privateigentum, das nicht zum Zwecke der Kriegführung Die Deutschen , die aus den feindlichen Staaten ins neutrale dienen konnte, sozusagen als organisierte Enteignung entgegen. Ausland flüchten mußten und sich jetzt dort aufhalten, weil es vor Nach dem ersten und zweiten Rückzug der Russen aus Ostpreußen Beendigung des Krieges keine Möglichkeit gibt, nach Deutschland Ich preise mich sicher nicht glücklich, dieses unschöne Leben hier hörte ich von zurückgebliebenen Einwohnern, es feien Scharen zurückzukehren, sind zumeist auf die private Fürsorge angewiesen. durchmachen zu müssen, aber vielleicht liegt ein Trost in dem Be russischer Zivilisten dort gewesen, die in Wagenladungen Woh- Dort, wo deutsche Kolonien bestehen, haben sich diese der Flüchtlinge wußtsein, hinzugelernt zu haben.